Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 306, Jahrgang 1897, Miszellen, S. 215 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Die Staubentwickelung beim Befahren von Eisenbahnen
ist eine auf Strecken mit sehr feinkörniger Bettung häufig beobachtete, sehr lästige Erscheinung. Um das
Aufwirbeln des Staubes zu vermindern, hat man hier und da die Oberfläche der Bettung mit Steinschlag oder sonstigen
gröberen Stoffen
bedeckt. Das Mittel ist zwar wirksam, aber kostspielig, und erweckt insofern Bedauern, als der Steinschlag unter
den Schwellen oft
noch viel nöthiger und besser angebracht sein würde. Auch die Abdeckung mit Rasen ist schon in Vorschlag gebracht
worden. Auf der West
Jersey- und Seashore-Abtheilung der Pennsylvanischen Eisenbahn wird neuerdings nach einem Berichte in der Railroad Gazette der bei der Reinigung des Erdöls verbleibende Rückstand von billigen, schweren Oelen dazu benutzt, die
Oberflächen der Gleise und der Einschnittsböschungen so zu tränken, dass eine zähe, dem Aufwirbeln widerstehende
Haut gebildet wird.
Es sind bereits 160 km Gleis in dieser Weise behandelt, und zwar mit so gutem Erfolge für die Reisenden, die Betriebsmittel
und die
Gleise selbst (auf denen das Regenwasser viel besser ablaufen soll als früher), dass die Pennsylvanische Bahn das
Verfahren auch auf
ihren übrigen Abtheilungen einzuführen begonnen und eine andere Eisenbahnverwaltung den Bau eines besonderen Sprengwagens
für diesen
Zweck in Angriff genommen hat. Das einmal besprengte Gleis zeigt auf der zuerst erwähnten Strecke eine Eindringungstiefe
des Oeles von
75 bis 100 mm. Beim Begehen des Kieses haften die Körner nicht an den Sohlen; man fühlt nur an dem leichteren Einsinken,
dass die
Reibung derselben geringer geworden ist. Das Vorbeifahren der Züge
erzeugt nicht den mindesten Staub, auch bei wiederholtem Stopfen erwiesen sich die geölten Stellen als vollkommen
staubfrei. Nach den
bisherigen Erfahrungen genügt ein einmaliges Sprengen für 1 Jahr, ein zwei- bis dreimaliges wahrscheinlich für eine
lange Reihe von
Jahren. Das angewandte Oel soll nicht brennbar (soll wohl heissen nicht leicht entzündbar?), nicht verseif bar und
schwer mit Wasser
zu mischen sein. Es wird behauptet, dass sich nach 3 Monaten noch kein Zeichen des Entstehens einer solchen Mischung
–
„Emulsion“ – bemerkbar gemacht habe. Die Aasrüstung eines gewöhnlichen Plattformwagens als Sprengwagen kostet ungefähr 800
M. Der Wagen fährt beim Sprengen mit etwa 6 bis 7 km Geschwindigkeit in der Stunde und verbraucht gegen 5700 l Oel
für 1 km. Das Oel
wird auf geeigneten Nebengleisen in den gebräuchlichen Behälterwagen bereit gehalten, die man an den Sprengwagen
anhängt. Die
Lauffläche der Schienen wird natürlich nicht mit besprengt. – Da die Erfahrung gelehrt hat, dass Erdöl den Pflanzenwurzeln
schädlich
ist, so wird die vorstehend beschriebene Maassregel vielleicht nebenbei das Aufkommen von Unkraut verhüten oder wenigstens
vermindern,
womit eine Absengung entbehrlich werden würde. (Centralblatt der Bauverwaltung.)
Ersparnisse durch Auer'sches Gasglühlicht.
Durch verschiedene Berliner Zeitungen geht die Mittheilung, dass in Folge der grossen Ersparnisse, die die städtischen Gasanstalten
Berlins seit Einführung des Auer'schen Gasglühlichtes für die Strassenbeleuchtung aufweisen, der
Magistrat beschlossen habe, die Gasdeputation zu ermächtigen, mit der Umänderung der noch nicht mit Auer-Licht versehenen
Laternen
schleunigst vorzugehen. Von den jetzt vorhandenen 22006 Strassenlaternen sind bereits 11483 mit Auer-Licht versehen.
In Folge dessen
hat die öffentliche Beleuchtung in der Zeit vom 1. April 1896 bis 1. October 1897 eine Ersparniss an 4,4 Millionen
Cubikmeter Gas
ergeben. Wenn alle jetzt bereits vorhandenen Laternen mit Glühlicht versehen sein werden, so wird die gesammte öffentliche
Beleuchtung, gegenüber dem bisherigen Gasverbrauch von 17 Millionen Cubikmeter, nur noch 10 Millionen erfordern,
so dass also eine
Ersparniss von 7 Millionen Cubikmeter im Werthe von etwa 1 Million Mark eintreten wird. – Auch der Stadt Charlottenburg
soll die
Einführung des Auer-Lichtes für die Strassenbeleuchtung eine Ersparniss von 15000 M. gegen den Voranschlag im letzten
Rechnungsjahre
gebracht haben. Davon kamen rund 7000 M. weniger auf Unterhaltungskosten. Dies Ergebniss ist wohl wesentlich auf
die Haltbarkeit der
Glühkörper und Cylinder zurückzuführen. Eingeführt ist das Glühlicht in den Strassen Charlottenburgs seit Mai d.
J.
Kohlensäureindustrie.
Die ausserordentliche Zunahme des Verbrauches flüssiger Kohlensäure hat längst auf die Ausnutzung der verschiedensten
Kohlensäurequellen sinnen lassen. Ursprünglich war es bloss die Ausströmung natürlicher Kohlensäure, welche der Erdboden
bietet, die
durch Verflüssigen mit Hilfe von Maschinenkraft zur Anwendung gelangte. Da aber dadurch die Herstellung örtlich begrenzt
wurde, so kam
man bald darauf, die Kohlensäure aus ihrer Bindung mit Kalk, Magnesia u.s.w. zu gewinnen.
Mittlerweile ist man dazu zurückgekehrt, wieder natürliche Kohlensäure zu verwenden, wie sie der Verbrennungsprocess organischer
Körper, vor allem aber die Gährung in unbegrenzten Mengen darbietet. GraegerD. Zeitschr. f.
d. gesammte Kohlensäureindustrie. hat berechnet, dass ein Stückfass Most bei der Gährung 61869 l
Kohlensäure entwickelt. Eine ergiebige Quelle ist ferner die Gährung der Bierwürze. In beiden Fällen kommt es darauf
an, die
Kohlensäure möglichst luftfrei zu gewinnen, was dadurch erreicht wird, dass die Gährbottiche geschlossen werden.
Da nun gerade die
Brauereien die stärksten Verbraucher der Kohlensäure sind, so lag es nahe, die Verwendung der sonst nutzlos in die
Luft entweichenden
Kohlensäure anzustreben, wie es schon vor einigen Jahren die Brauerschule in München durchgeführt hat.
Bald haben die Deutschamerikaner sich der Sache bemächtigt. Die Schoenhöfer'sche Brauerei in Chicago hat
ihre offenen Gährbottiche durch geschlossene ersetzt. Durch ein bewegliches Kohlensäureabführungsrohr kann jeder
Bottich an die
Centralleitung angeschlossen werden, die wieder an den etwa 600 cbm haltenden Gasometer anschliesst. Das entwickelte
Gas kann ohne
weiteres zum Carbonisiren des Bieres benutzt werden. Obgleich in der Brauerei die Kohlensäure ausserdem noch an den
Flaschenfüllapparaten Verwendung findet, beträgt die benöthigte Menge Kohlensäure nur 1/12 des gesammelten luftfreien Productes, die übrigen 11/12 werden von der mitgerissenen Feuchtigkeit und den Alkoholdämpfen, sowie den aromatischen
Bestandtheilen befreit, als flüssige Kohlensäure in den Handel gebracht. Die Menge beträgt bei einer Herstellung
von jährlich 250000
hl Bier die Kleinigkeit von 500000 k flüssiger Kohlensäure!
Eine nicht minder wichtige Neuerung ist Dr. Raydt in Stuttgart zu verdanken. Sie besteht in der Gewinnung
von Kohlensäure aus Gasgemischen in ununterbrochenem Betriebe unter Anwendung von trockenem festem Natriumcarbonat,
das stets im
Apparat verbleibt, sowohl für die Absorption, wie für das Abtreiben der Kohlensäure. Man hat früher Kohlensäure aus
Gasgemischen in
ununterbrochenem Betriebe hergestellt, indem man eine Monocarbonatlösung in Mischgefässen mit Rührwerk mit dem durch
Verbrennung oder
auf andere Weise gewonnenen Gasgemisch in innige Berührung brachte und sie dadurch in Bicarbonatlauge verwandelte.
Man pumpte dann die
letztere in Abtreibeapparate, aus denen hierauf durch Wärme die Kohlensäure entwickelt wurde. Das hatte mannigfache
Uebelstände im
Gefolge, vor allem, dass die Lauge in Berührung mit Röhren und Bottichen diese angriff. Raydt verwendet
nun anstatt der Lauge trockenes Natriumcarbonat. Da die Soda in völlig wasserfreiem Zustande keine Kohlensäure aufzunehmen
vermag, so
ist die Gegenwart von Wasser unerlässlich. Die Erfahrung hat nun ergeben, dass der Process am besten dadurch ermöglicht
wird, dass dem
trockenen Monocarbonat eine genau abgemessene, nur für die Bicarbonatbildung hinreichende Menge von destillirtem
Wasser zugesetzt
wird. Es bildet sich dann glatt in dem Apparat Bicarbonat, das man bloss zu erhitzen braucht, um einen Strom Kohlensäure
zu entwickeln
und trockenes Monocarbonat zurückzulassen, das in der beschriebenen Weise mit neuem Gasgemisch gesättigt und wieder
erhitzt wird.
Nach dem Raydt'schen Verfahren ist das trockene Carbonat auf einem System wagerechter Horden ausgebreitet.
Ueber jeder Horde befindet sich ein Rohrsystem mit Löchern, durch welche eine abgemessene Menge Wasser auf den Inhalt
der betreffenden
Horde in fein zertheiltem Zustande gespritzt werden kann. Noch einfacher wäre freilich, wenn man, wie in der Patentschrift
angedeutet
ist, das Wasser in Form von Wasserdampf gleich dem Kohlensäure haltenden Gasgemische zutheilen könnte. Unter jeder
Horde ist ein
zweites Rohrsystem angebracht, durch das sowohl Heizgase als Wasserdampf zum Zweck der Erwärmung, ebenso auch kaltes
Wasser zur
Abkühlung zugeführt werden kann.
Bücher-Anzeigen.
Elementare Vorlesungen über Elektricität und Magnetismus von S. P. Thompson, übersetzt von Himstedt. 2. Auflage. Tübingen. H. Laupp'sche
Buchhandlung. 604 S.
Die Fortschritte, welche nach Erscheinen der ersten Auflage in so reichem Maasse auf dem benannten Gebiete gemacht worden
sind, hat der
Bearbeiter mit Geschick nachgetragen, ohne den Umfang des Werkes wesentlich zu vermehren. Für die erste Einführung
ist das Werk
vorzüglich geeignet.
Apparate zur Messung höherer Drucke von Professor Dr. H. F.
Wiebe, Mitglied der physikalisch-technischen Reichsanstalt. 17 S.
Sonderabdruck aus der Zeitschrift für comprimirte und flüssige Gase.
Die Mechanik in ihrer Entwickelung, historisch-kritisch dargestellt von Dr. Ernst Mach. 3. Auflage. Leipzig. F. A. Brockhaus 1897. 505 S. 8 M.
„Die vorliegende Schrift ist kein Lehrbuch zur Einübung der Sätze der Mechanik. Wer sich aber für Fragen interessirt, wie
wir zu dem
naturwissenschaftlichen Inhalte der Mechanik gelangt sind, der wird hier Aufklärung finden.“ In diesem Sinne äussert sich der
Verfasser in dem Vorworte und in diesem Sinne können wir das anerkannte Werk jedem Freunde der Mechanik empfehlen.
Zum Verständniss
reichen die Kenntnisse in der elementaren Geometrie und Mathematik aus. Uebrigens erklärt der Verfasser selbst die
Mathematik für die
Schrift als nebensächlich.