Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, Miszellen, S. 120 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Haberland-Guss.
Ueber den von Ludwig Haberland erfundenen Universalstahl
gehen uns von dessen Vertreterin, der Actiengesellschaft „Archimedes“ in Breslau und Berlin, nachstehende Bemerkungen zu:
Dieser Stahl verträgt Schweisshitze, ohne an Güte zu verlieren; er schweisst in sich
und mit Eisen, nimmt gute Härte an und verbindet damit eine ausserordentliche
Zähigkeit. Man kann ihn sowohl zum Verstählen eiserner Gegenstände, sowie auch
direct zu Stempeln, Matrizen, Schnitten, Handmeisseln, Schrotmeisseln,
Schellhämmern, Dreh- und Hobelstählen, Bohrern u.s.w. verwenden. Er bearbeitet sich
wie Eisen.
Der Haberland-Stahl wird in Form von Rohbarren zum Selbstausschmieden oder in glatt,
ausgeschmiedeten Stäben in den Handel gebracht.
In neuester Zeit ist es Haberland gelungen, im directen
Verfahren, also ohne Tempern, Gusstücke herzustellen, welche alle Eigenschaften des
Schmiedeeisens besitzen, sauber und dicht sind, und einen vollkommenen Ersatz für
geschmiedete Stücke bieten. Es ist dadurch die Möglichkeit gegeben, Constructionen
zu wählen, welche im Schmiedeprocess nur schwierig oder gar nicht hergestellt werden
können.
Eine Sammlung von Haberland-Gusstücken zeigt für den Locomotivbau: Coulissen,
Coulissensteine, Federbunde, Luckenaufsätze, Aufwerfhebel; für Elektromotoren:
Schlitten, Rahmen, Führungsstücke, Gelenkstücke, Federhalter, Knaggen,
Segmentstücke, Scheiben, Gabelhebel, Grundplatten, Endringe, Schneckengehäuse,
Deckel, Bügel u.s.w.: für Holzbearbeitungsmaschinen: Zahnstangen, Gelenkstücke,
Führungsstücke, Knaggen, Hebel, Coupirplatten, Schablonenträger, Spannkloben,
Druckhebel, Kreuzköpfe u.a., wie sie vom Dampfhammer und der Hand des Schmiedes
nicht besser geliefert werden können.
Die Zähigkeit des Gusses ist so gross, dass man die Stücke kalt strecken, hin und her
biegen und zur Spirale winden kann, ohne dass sie eine Spur von Bruch zeigen. Will
man auf Schweissbarkeit verzichten, so kann man den Haberland-Guss auch sehr zähe
und unschweissbar und als härtbaren Stahlguss erhalten. Das Haberland-Verfahren
gestattet, den Stahlguss auch in dünnwandigen Stücken herzustellen.
(Sollten sich die besprochenen Eigenschaften bestätigen, so wäre ein werthvoller
Stoff an dem Haberland-Guss geboten. D. R.)
Bücher-Anzeigen.
Die Wasserräder und Turbinen, ihre
Berechnungund Construction. Elementares Lehr- und Handbuch für
Techniker, Mühlenbauer, Fabrikanten, Maschinenbaufachschulen u.s.w. von Fr. Neumann, in Neubearbeitung von H. Henne. Mit 63 Textfiguren, 1 Atlas mit 17 Tafeln in
Piano. Weimar. Verlag von B. F. Voigt. 208 S. Text. 10 M.
Das Werk beschränkt sich auf die Wasserräder und Turbinen, während die
Wassersäulenmaschinen weggeblieben sind. Der Bearbeiter hat den Standpunkt guter
technischer Schulen im Auge gehabt.