Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, Miszellen, S. 264 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Die Umsteuerung der Motorboote.Vgl. D. p. J. 1895
296 * 181.
Die kleinen Motorbarkassen, welche unsere Wasserstrassen und Häfen beleben, werden in
der Regel von nur einem Manne bedient und sind im dichtesten Verkehr zuverlässig
vor- und rückwärts lenkbar. Diese leichte Lenkbarkeit hat für den Verkehr eine
hervorragende Bedeutung. Grosse Lenkbarkeit ist seit Aufnahme des Motors im
Bootsbetriebe die für die Schiffstechnik zu lösende Aufgabe gewesen.
Die Umdrehungsrichtung eines Motors ist unveränderlich. Derselbe kann nicht wie die
Dampfmaschine je nach Bedarf das Kurbelgetriebe und damit die Schraubenwelle vom
Todtpunkte aus in die Gegenrichtung bewegen. Es fehlt dem Motor somit die Fähigkeit,
ohne weiteres den Gang der Schraube von „Voraus“ auf „Halt“ und
„Zurück“ zu bringen; man ist gezwungen, diese dem Motor fehlende
Fähigkeit durch maschinelle Einrichtung zu ersetzen und hat zuerst zu den
bekannten Wendegetrieben gegriffen, welche man zwischen Motorwelle und
Schraubenwelle kuppelte. – Etwas Vollkommenes hat man damit nicht geschaffen, weil
der Bootsbetrieb Anforderungen stellt, die mit Reibungs- und Zahnradanordnungen
nicht zu erreichen sind. Zahnradgetriebe verzehren Kraft, machen Geräusch und sind
complicirt; – Reibungsvorrichtungen sind dem Versagen und Gleiten unterworfen.
Man hat in Folge dessen mit der Umsteuerung anfänglich grössere Schwierigkeiten zu
überwinden gehabt als mit der Betriebsmaschine. Da etwas wirklich Brauchbares nicht
geboten wurde, hat man deshalb in den meisten Fällen von Wendegetrieben Abstand
genommen und die Aenderung der Fahrrichtung in die Verstellung des Schraubenflügels
gelegt.
Das Wesen der umsteuerbaren Schraubenflügel besteht darin, dass eine in einer
durchbohrten Schraubenwelle befindliche Zugstange an dem einen Ende mit einer
Stellvorrichtung und an dem anderen mit den Schraubenflügeln im Inneren einer hohlen
Nabe derart in Verbindung gebracht ist, dass die Verschiebung der Stellvorrichtung
eine Drehung der Flügel zur Folge hat.
Auf diese Weise wird die Steigung der Flügelflächen je nach Bedarf geändert und über
einen gewissen Punkt hinaus ganz gewechselt. Mithin ist das mit solcher Schraube
bewegte Fahrzeug durch einfache Hebelstellung vom „Vorwärtsgang“ auf
„Halt“ und „Voll zurück“ zu bringen.
Das Verstellen der Schraubenflügel ist so alt, wie die Aufnahme der Schraube zur
Fortbewegung von Wasserfahrzeugen. Bedeutung hat die verstellbare Schiffsschraube
aber erst durch seine Aufnahme in Motorbooten erlangt, die Carl Meissner in Hamburg im J. 1892 veranlasste. – Es handelte sich bei
der Aufnahme in erster Linie darum, diesen Mechanismus ebenso standfest zu machen,
wie die feste Schraube mit ihrem fest eingelagerten Schafte. Mit den älteren, in
Fachschriften beschriebenen Hebel- und Zahngetriebeconstructionen beginnend, hat
sich durch die Anforderungen des Betriebes die Meissner'sche Bauart als betriebssicher herausgebildet.
Dem Wesen nach besteht sie in einem prismatischen Kreuzschieber im Inneren der
Schraubennabe, der die Kurbelscheiben der Flügel verstellt, und eine
Schiebersteuerung am Ende eines durchbohrten Theiles der Schraubenwelle, welche den
Vorschub vermittelt.
Das massive Prisma an Stelle der Hebelarme oder Zahngetriebe ist standfest und
betriebssicher und bietet den drehbaren Kurbelscheiben eine sichere Lagerung und
Stütze, welche Verschleiss und todten Gang ausschliesst.
Die solide Schiebersteuerung aus Stahl, geführt durch ein kräftiges Gestänge, nimmt
den Wasserdruck gleichmässig auf, und ist von unbegrenzter Haltbarkeit, während die
Keilsteuerung anderer Systeme den Anforderungen des Betriebes in keiner Weise
gewachsen ist. Der Keil schwächt die Zugstange und sein Führungsschlitz schwächt die
durchbohrte Welle an der empfindlichsten Stelle derart, dass diese unvermeidlichen
Schwächungen den ganzen Mechanismus unzuverlässig machen.
Die Regulirung und Feststellung der Flügelsteigung in der stets zugänglichen
Schiebersteuerung anstatt im Nabeninneren ist gleichfalls ein Vorzug dieses Systems,
der eine sachgemässe Ausnutzung der Maschinenkraft gewährleistet.
Die Schraubensteuerung gewinnt für jede Art von Motorbooten eine immer allgemeinere
Bedeutung und Beachtung.
Eingesandt.
Preisausschreiben für den Entwurf eines Ofens. Dasselbe
hat die königl. württembergische Hüttenverwaltung in Wasseralfingen erlassen, welche
den Entwurf für die äussere Gestaltung eines Zimmerofens amerikanischer Bauart in
gefälligen originellen Formen zu erhalten wünscht. Es soll besonders darauf
Rücksicht genommen werden, dass der Ofen sowohl schwarz, als auch geschliffen und
vernickelt ausgeführt, wie auch dass nach einem solchen Entwurf eine Serie von Oefen
in verschiedenen Grössen, für Räume von 60 bis 200 cbm, hergestellt werden kann. –
Die Entwürfe sollen in natürlicher Grösse der Oefen angefertigt sein. – Für den
besten Entwurf wird ein Preis von 600 M. ausgesetzt. Einsendungen werden bis
längstens Ende März 1898 erbeten.
Berichtigung.
Heft 10 S. 240 links, Zeile 7 v. u. statt „Durch“ ist „Auch“ zu
lesen.