Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, Miszellen, S. 24 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Ein Spiegelkreuz und ein Doppelwinkelspiegel.
Mechaniker L. Müller in Reutlingen hat zwei neue
Instrumente construirt, welche zum Abstecken rechter Winkel dienen.
Das Spiegelkreuz – auf der Idee des Bauernfeind'schen Prismenkreuzes beruhend – trägt in einem Messinggehäuse zwei über einander
liegende, genau rechtwinklig zu einander stellbare Spiegel, in der Grösse, wie
dieselben beim gewöhnlichen Winkelspiegel gebraucht werden. Die Spiegel haben in der
Mitte einen kleinen Abstand, so dass man gut zwischen denselben hindurch sehen kann.
Unter einem Winkel von 45° zu den Spiegelflächen ist ein Diopter angebracht. (Dem
Auge zugekehrt ein Schlitz und auf der Rückseite des Gehäuses eine kleine Oeffnung
mit aufgezogenem Rosshaar.) Der Bau des Instrumentes, das 180 g wiegt, dürfte
hiernach klargestellt sein. Theorie und Gebrauch sind dieselben, wie bei dem oben
erwähnten Bauernfeind'schen Instrumente.
Das Einstellen in eine Gerade, das Errichten einer Senkrechten zu dieser Geraden, das
Umkehren des Instrumentes und das Halbiren des allenfalls auftretenden
Winkelfehlers, wenn der Apparat aus der Justirung gekommen sein sollte, sind allen
Sachverständigen sofort bekannt und in jedem Lehrbuche der Vermessungskunde
beschrieben, so dass wir von einer weitläufigeren Ausführung dieses Gegenstandes
absehen können.
Das Spiegelkreuz zeichnet sich durch seinen einfachen Bau aus, seine Form und seine
Leichtigkeit sind hervorzuheben, auch kann dasselbe leicht mit einem Senkel
verbunden oder auf einen Visirstab aufgesteckt werden.
Der Doppelwinkelspiegel erfüllt den gleichen Zweck wie
das Spiegelkreuz und besteht einfach aus zwei Winkelspiegeln, welche über einander
gestellt sind und zwar so, dass je ein oberer Spiegel sich mit einem unteren
rechtwinklig kreuzt. Theorie und Gebrauch sind auch hier jedem Fachmanne sofort
klar, weshalb wir uns mit dieser kurzen Berichterstattung begnügen.
Freilich wird in erster Linie die bedeutsame Erfindung Bauernfeind's immer ihre grosse Rolle spielen; das Prismenkreuz bleibt uns
immer das beste Instrument für die gedachten Zwecke – und in zweiter Linie dürfte
nach unserer Meinung der einfache Feldmesser am besten eine gute Winkeltrommel
gebrauchen.
-r.
Die elektrische Bahn Orbe-Charvornay.
Obzwar diese Linie nur 4 km lang ist, erweckt sie doch besonderes Interesse, weil sie
zeigt, dass mit Hilfe der Elektricität ein schneller Bahnbetrieb sich ermöglichen
lässt. Charvornay ist eine Station der Eisenbahnlinie Lausanne-Neuchâtel und Orbe,
eine Stadt von etwa 2000 Einwohnern im Juragebirge.
Die elektrische Bahn ist als Schmalspurbahn gebaut und geht von Charvornay aus etwa 3
km der Landstrasse entlang, von welcher 4,5 m Breite für den gewöhnlichen
Wagenverkehr übrig bleiben. Nahe dem Orte Orbe machte sich die Erbauung einer Brücke
von 33 m Spannweite erforderlich, die grösste Steigung beträgt 2,5 Proc. und der
kleinste Radius ist 150 m. Die Endstation Orbe besteht aus einem kleinen
Stationsgebäude und je einem Waaren- und Wagenschuppen. Für die oberirdische
Stromzuleitung ist 6 mm starker Stahldraht genommen, welcher an gewöhnlichen
Holzstangen mit Eisenträgern befestigt ist. An demselben Gestänge ist auch eine
Telephonleitung für den Bahndienst.
Der Betriebsstrom für die Linie wird einer Kraftstation entnommen, welche die Stadt
Orbe mit elektrischem Licht und elektrischer Kraft für Motoren versorgt. Diese
Station liegt 800 m von der Stadt entfernt in einer Bergschlucht; die verfügbare
Wassermenge beträgt 2,6 cbm für 1 Secunde mit 10 m Fallhöhe. Das Turbinengebäude
enthält jetzt nur zwei Turbinen von je 80 , welche direct mit
Gleichstromdynamo gekuppelt sind. Die Turbinen machen 100, die elektrischen Motoren
450 Umdrehungen in der Minute.
Das Betriebsmaterial besteht aus zwei Personen- und einem Waarenmotorwagen, welche in
der Fabrik der Société Industrielle Suisse in Neuhausen
bei Schaffhausen gebaut worden sind. Die Wagen sind 6 m lang, 2,2 m breit und der
Radabstand beträgt 2,3 m. Von den zwei Personenwagen ist einer getheilt; die eine
Hälfte enthält 20 Sitzplätze und in der anderen können 2 bis 3 t Waaren oder Packete
untergebracht werden; diese Einrichtung hat sich besonders im Winter als sehr
praktisch erwiesen. In dem anderen Wagen sind 32 Sitzplätze und 13 Stehplätze auf
den Plattformen. Die Einrichtung der Sitzplätze ist die für dritte Wagenklasse und
die Theilung für Raucher und Nichtraucher hat sich nicht als erforderlich
herausgestellt. Der Wärmemotorwagen ist für eine Belastung von 5 t berechnet und ist
auch zur Beförderung von Vieh eingerichtet. Jeder Wagen ist mit zwei 30
-Motoren ausgerüstet, das Gewicht beträgt 3,5 t und die zulässige
Geschwindigkeit ist 14 km in der Stunde.
In jeder Richtung werden täglich 11 Fahrten gemacht und eine Fahrt dauert 17 Minuten.
Die Zusammenstellung des Zuges richtet sich immer nach dem Bedürfniss. Das
Bahnpersonal besteht aus 9 Mann oder 2,25 Mann für 1 km. (Engineering, 1897 S. 406.)
Rr.
Neue Arbeiten des Internationalen Maass- und
Gewichtsinstitutes zu Breteuil bei Paris.
Es ist bekannt, dass der Anschluss des Meter an den Erdkörper, in Wirklichkeit an die
auf der Erdoberfläche gemessenen Abstände bestimmter fester Punkte, keine genügende
Bürgschaft bietet; denn man hat allen Anlass, unablässige periodische und
fortschreitende Aenderungen aller Theile des Erdkörpers, insbesondere der
Oberflächenschichten, in Folge Temperaturschwankungen und Aenderungen der Elemente
der Drehungsbewegung der Erde anzunehmen. Auch der Anschluss an die Pendellängen,
welcher bei der Begründung des metrischen Systems ebenfalls als Controlmittel ins
Auge gefasst war, versagt seine Sicherheit gerade in Folge jener Veränderlichkeit
der Bedingungen, unter denen die Drehung der Erde, welche uns das Zeitmaass auch für
die Pendelschwingungen liefert, sich vollzieht. Um die Mitte dieses Jahrhunderts war
der Gedanke aufgetaucht, ob nicht die Wellenlängen des Lichtes, welches unter ganz
bestimmten Temperatur- und sonstigen Bedingungen ausgesendet wird, als Erscheinung
von ungewöhnlicher Beständigkeit der Dimensionen zu erachten und deshalb der
Controle unserer Längeneinheiten dauernd zu Grunde zu legen seien. Bis in die
neueste Zeit erschien jedoch der Gedanke, die Meterlänge mit solchen Wellenlängen zu
vergleichen, als völlig unausführbar, bis der nordamerikanische Physiker Michelson um 1889 diese Möglichkeit nachwies. Das
internationale Comité erachtete es sofort als seine Aufgabe, gemeinsam mit jenem
ausgezeichneten Physiker die Mittel und Kräfte eine Zeitlang dieser Aufgabe zu
widmen, und es ist nun eine Bestimmung der Verhältnisszahlen ausgeführt worden,
welche zwischen der Länge des metrischen Prototyps und
den Wellenlängen von drei besonderen Lichtstrahlungen glühenden Cadmiumdampfes
obwalten.
Die Lichtstrahlungen des Cadmiums hatten sich, unter zahllosen anderen, als die
vorzugsweise und fast allein geeigneten für derartige Untersuchungen herausgestellt.
Bekanntlich erfolgen die Lichtstrahlungen fast aller glühenden Gase zugleich in
mehreren verschiedenen Schwingungsgeschwindigkeiten oder Wellenlängen, und diese
verschiedenen Wellenlängen sind meistens durch grössere Intervalle, innerhalb deren
von der Lichtquelle keine merkliche Strahlung ausgesendet wird, von einander
getrennt. Diese drei Wellenlängen sind in der bekannten mikrometrischen Einheit von
0,001 des Millimeter, auf die zweite Decimale abgerundet:
λ
1
=
0,64
λ
2
=
0,51
λ
3
=
0,48.
Die Ergebnisse der Messungsreihen sind bei 15° C. die folgenden:
1
m
=
1553163,5
λ
1
1
m
=
1966249,7
λ
2
1
m
=
2083372,1
λ3.
Die Einrichtungen, Methoden und Resultate dieser grossen Messungsarbeit im Einzelnen
sind in dem XI. Bande der Travaux et Memoires du Bureau
International de Poids et Mesures näher dargelegt.
Die Genauigkeit, mit welcher diese Bestimmungen der Metereinheit in Wellenlängen
erfolgt sind, lässt sich auf eine Fehlergrenze von etwa einer halben Wellenlänge,
also wenigen Zehnteln der mikrometrischen Einheit schätzen. In nicht zu langer Zeit
werden mit einigen Verbesserungen der Einrichtungen im genannten Internationalen
Institute die Messungen wiederholt werden, und voraussichtlich wird man dann auch an
anderen Stellen ähnliche Bestimmungen ausführen, so dass man mit Sicherheit erwarten
kann, um die Wende des Jahrhunderts die Anzahl der Wellenlängen von ganz bestimmten
Lichtquellen, welcher die Längeneinheit äquivalent ist, mit vollster Sicherheit bis
auf Zehnmillionstel der Einheit sichergestellt zu sehen. Hiernach ist in der That
eine säculare Controle für die Unveränderlichkeit der Längeneinheit mit derselben
Genauigkeit, mit welcher man Metermaasse ersten Ranges unter einander vergleichen
kann, gesichert; denn wenn man nach einigen Jahrzehnten und später vielleicht nach
Jahrhunderten die in Platiniridium ausgeführten Prototype des Meter aufs Neue mit
den Wellenlängen vergleicht, kann man die feinsten Aenderungen, welche diese
metallischen Verkörperungen der Einheit erfahren könnten, bestimmen und in Rechnung
stellen unter der Voraussetzung, dass die Wellenlängen gewisser Lichtquellen keine
Veränderung erfahren. (Prof. Dr. Förster, Zeitschr. f.
Mechanik und Optik, 1897.)
Rr.
Bücher-Anzeigen.
Die Grundvorstellungen über
Elektricität und deren technische Verwendung. In Form eines Gespräches
zwischen Laie und Fachmann. Von Dr. C. Heinke, Docent
für Elektrotechnik an der königl. technischen Hochschule zu München. Zweite Auflage
mit 24 Skizzen und Abbildungen. Leipzig 1898. Verlag von Oskar Leiner. 80 S. Preis
brosch. 1,50 M.
Das Werkchen ist für die erste Einführung in die Elektricität bestimmt, sollte also
durch allgemeinverständliche Fassung hervorragen und die Grundbegriffe durchaus
fasslich entwickeln. Wir müssen gestehen, dass wir nach dieser Richtung nicht ganz
befriedigt sind. Gleich das erste Beispiel auf S. 11 ist wenig glücklich gewählt und
ist geeignet, die Vorstellungen zu verwirren. Einzelnes ist allerdings sehr gut
dargestellt und somit wird auch diese kleine Gabe nicht verfehlen, gute Dienste zu
leisten.
Henri Silbermann.Die Seide, ihre Geschichte, Gewinnung und
Verarbeitung.I. Theil siehe 1897
306 72 Zweiter Band: I) Die
Industrie der Seidenabfälle, Florette- und Bourettespinnerei. II) Die künstlichen
Seiden. III) Physik und Chemie der Seidenfaser. IV) Die chemische Technologie der
Seide: Bleicherei, Färberei u.s.w. V) Die Nachträge, 1) Geschichte der Seidenzölle,
2) Statistik. Mit 163 Illustrationen. Dresden 1897. Verlag von G. Kühtmann. S. 1 bis
514. 25 M.
Mit dem vorliegenden Bande, der zwar nicht weniger umfangreich geworden ist – wie in
Aussicht genommen war –, ist das Werk zu einem rühmlichsten Abschluss gekommen. Der
textliche Stoff ist mit aller Sorgfalt behandelt und die bildlichen
Darstellungen gut ausgewählt. Auf dem Gebiete der Seidenindustrie wird somit das
Werk wohl von keinem Fachwerke übertroffen. Auch das Kapitel der Ersatzstoffe (die
sogen. künstliche Seide) hat eingehende Darstellung gefunden.
Lehrbuch der Chemie, Mit
besonderer Berücksichtigung des für das Leben Wissenswerthen für Gebildete aller
Stände, hauptsächlich aber für Schulen (besonders Real-, Gewerbe-, Industrieschulen
und Gymnasien), Lehrer, Gewerbetreibende, Industrielle, Techniker, Kaufleute,
Drogisten u.s.w. Bearbeitet von Georg Buchner. I.
Theil: Chemie der Nichtmetalle (Metalloïde) und Metalle (Anorganische Chemie). Mit
vielen Abbildungen. Regensburg 1897. Nationale Verlagsanstalt (früher G. J. Manz).
512 S. Preis 5,50 M.
Das Werk zeichnet sich aus durch gründliche Bearbeitung und gute Auswahl des Stoffes.
Der Inhalt trägt der praktischen Verwendung Rechnung und unterscheidet sich dadurch
von vielen Lehrbüchern der Chemie. Nach dieser Richtung verdient es besondere
Empfehlung und wird auch Gewerbetreibenden, Industriellen und Kaufleuten gute
Dienste leisten.
Experimentalvorlesungen über
Elektrotechnik für Mitglieder der Eisenbahn- und Postverwaltung, Berg- und
Hüttenbeamte, Angehörige des Baufaches, Architekten, Ingenieure, Bau- und
Maschinentechniker, Chemiker, Lehrer der höheren Lehranstalten, Studirende u.s.w.,
gehalten von Dr. K. E. F. Schmidt, Professor der Physik
an der Universität Halle a. S. Das Werk gelangt in 7 bis 8 Lieferungen à 1 M. zur
Ausgabe. Erschienen ist Lieferung 1. (S. 1 bis 48.) Halle a. S. Verlag von W.
Knapp.
Die Aufgabe, welche sich diese Vorlesungen stellen, ist die, eine Darstellung der in
elektrotechnischen Betrieben verwendeten Maschinen zu geben, ihre Wirkungsweise
mittels Versuche darzulegen und endlich einen Ueberblick über die in der Praxis
gemachten Erfahrungen betreffs Wirtschaftlichkeit elektrischer Betriebe zu geben.
Die Rechnung ist auf ein Minimum beschränkt, zu theoretischen Erörterungen sind so
weit wie möglich, graphische Darstellungen benutzt worden. Die vorliegende Lieferung
lässt eine gute Leistung erwarten, die das angedeutete Ziel wohl mit Erfolg
erreichen wird.
Das russische Patentgesetz.
Allerhöchst am 20. Mai 1896 bestätigtes Gesetz über Privilegien auf Erfindungen und
Vervollkommnungen. Mit den Nebengesetzen, sowie Erläuterungen und Formularen
herausgegeben von Iwan Koslow, Geschäftsführer u.s.w.
Aus dem Russischen übersetzt mit Genehmigung des Herausgebers. Riga. Verlag von N.
Kymmel 1898. 64 S. 2 M. (Das russische Original ist bereits vergriffen.)
Inhalt: 1) Gesetz, bestätigt am 20. Mai 1896. 2) Reichsgutachten, desgl. 3)
Instructionen, desgl. 4) Erläuterungen des Herausgebers. 5) Formulare für Gesuche u.
dgl.
Encyklopädie der Elektrochemie. Bd. 10.
Der elektrische Widerstand der
Metalle von C. Liebenow. Halle a. S. Verlag
von W. Knapp. 64 S. 2,40 M.
Verfasser beabsichtigt nachzuweisen, dass die an den festen Metallen stattfindenden
Erscheinungen so vor sich gehen, als ob thermoelektromotorische Gegenkraft die
Verschiebung der Elektricität in diesen Leitern verhindere. Die vorgetragene Lehre
scheint die Anschauung der inneren Vorgänge zu vereinfachen.
Eingesandt (Wettbewerb).
Der deutsche Verein gegen den Missbrauch geistiger Getränke schreibt einen Wettbewerb
aus in Höhe von 300 M. für den Entwurf von geschmackvollen Trinkbrunnen
(Wassertrinkstellen). Bedingung: Herstellungskosten zwischen 200 und 300 M., Stoff
nach eigener Wahl, Zeichnung mindestens in 1 : 5. Näheres durch G. Struckmann, Oberbürgermeister in Hildesheim.