Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, Miszellen, S. 119 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Die Hefner-Lampe der Actiengesellschaft Siemens und
Halske.Für diejenigen
unserer Leser, welche sich über die Einzelheiten der Lichtmessungsfrage
näher unterrichten wollen, sei bemerkt, dass die bei Siemens und Halske erschienene Druckschrift (Nr. 48 vom Februar
1898) über alle einschlägigen Fragen, insbesondere auch über die
Vergleichung der bisher zur Verwendung gekommenen Lichteinheiten eingehend
Auskunft gibt.
In dem Maasse, wie das Bedürfniss nach Licht gestiegen ist, hat sich das Bedürfniss
fühlbar gemacht, die Bestimmung und Messung der Lichtstärke einer Beleuchtungsquelle
einfacher und handlicher bewirken zu können. Es ist deshalb erklärlich, dass die
vorbenannte Firma, von der so viele Lichtquellen hergestellt werden, dieser Frage
ihre besondere Aufmerksamkeit zuwendet.
In ihren Neuen Nachrichten beschreibt sie für weitere
Kreise ihre Hefner-Lampe und knüpft daran eine kurze Anleitung zu dem Gebrauche
derselben. Der Begriff der Hefner-Lampe ist durch den Beschluss des Verbandes
deutscher Elektrotechniker und des deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern
übereinstimmend in folgender Weise festgestellt worden.
„Als Lichteinheit dient die Leuchtkraft einer in ruhig stehender, reiner
atmosphärischer Luft frei brennenden Flamme, welche aus dem Querschnitt eines
massiven, mit Amylacetat gesättigten Dochtes aufsteigt, der ein kreisrundes
Dochtröhrchen aus Neusilber von 8 mm innerem und 8,3 mm äusserem Durchmesser und
25 mm freistehender Länge vollkommen ausfüllt, bei einer Flammenhöhe von 40 mm
vom Rande des Dochtröhrchens aus und wenigstens 10 Minuten nach dem Anzünden
gemessen.“
Durch die Beschlüsse des Elektrikercongresses zu Genf im Jahre 1896 scheint die
Einführung der Hefner-Kerze als internationale technische Einheit für die
Lichtstärke gesichert. In Deutschland ist die Hefner-Kerze (HK) als Lichteinheit
bereits thatsächlich eingeführt und zwar durch die übereinstimmenden Beschlüsse des
Verbandes deutscher Elektrotechniker und des Vereins deutscher Gas- und
Wasserfachmänner.
Die Lichtstärke der Hefner-Lampe zeigt sich abhängig von der umgebenden Luft. In der
Nähe des normalen Barometerstandes ist die Aenderung der Lichtstärke ohne jede
praktische Bedeutung. Auch die Aenderung der Lichtstärke mit der Feuchtigkeit kann
meist unbeachtet gelassen werden. Dagegen wird durch eine Verminderung des
Sauerstoffgehaltes der Verbrennungsluft die Leuchtkraft stark beeinträchtigt.
Als erste Grundbedingung für das Photometriren mit der Hefner-Lampe ist deshalb die
Forderung hinreichend grosser, gut gelüfteter Räume aufzustellen.
Die von der Firma Siemens und Halske Actiengesellschaft
gelieferte, in Fig. 1 im Schnitt dargestellte
Hefner-Lampe hat folgende Einrichtung.
Das Gefäss A dient zur Aufnahme des Amylacetats; es
ist aus Messing oder Rothguss hergestellt und im Inneren verzinnt. Der Kopf B trägt in seinem Inneren das dochtführende Rohrstück
a und das Triebwerk. Letzteres besteht aus zwei
Achsen, über welche zwei gezahnte, in die Ausschnitte des Rohrstückes a eingreifende Walzen w
und w1 geschoben sind.
Seitlich von den Walzen und mit diesen fest verbunden sitzen die Zahnräder e und e1, diese können durch die beiden in sie
eingreifenden, auf ein und derselben Achse b sitzenden
Schrauben ohne Ende f und f1 in einander entgegengesetzter Richtung
gedreht werden. Die Achse b endet in dem Knopf g, mit dessen Hilfe das Triebwerk in Bewegung gesetzt
wird. Das dochtführende Rohrstück a ragt über die obere
Platte des Kopfes B um etwa 4 mm heraus und trägt am
herausragenden Ende aussen ein Gewinde, auf das die Hülse D aufgeschraubt werden kann. Dicht neben dem Rohrstück a befinden sich in der oberen Platte des Kopfes B zwei einander gegenüber liegende Oeffnungen von etwa
1 mm Durchmesser, die zur Zuführung der Luft an Stelle des verbrauchten Brennstoffes
dienen.
Das Dochtrohr ist aus Neusilber ohne Löthnaht hergestellt; seine Länge beträgt 35 mm,
der innere Durchmesser 8 mm, die Wandstärke 0,15 mm. Es wird von oben in das
Rohrstück a bis an einen darin befindlichen Ansatz
eingeschoben.
Das Flammenmaass, das zur Feststellung der richtigen Flammenhöhe (40 mm) dient, ist
auf einem abnehmbaren, drehbaren und an jeder Stelle festklemmbaren Ring h befestigt, der auf die obere Platte des Kopfes B aufgesetzt wird.
Textabbildung Bd. 308, S. 120
Fig. 1.
Als Messvorrichtung dient entweder ein Flammenmaass nach v.
Hefner-Alteneck oder nach Krüss (Fig. 2). Das Hefner'sche
Flammenmaass (Fig. 1 und 2) besteht aus zwei in einander geschobenen Rohrstücken mit wagerechter,
durch die Achse des Dochtrohres hindurchgehender Achse. Das innere Rohrstück ist der
Länge nach durchschnitten und trägt ein wagerecht liegendes blankes Stahlplättchen
q von 0,2 mm Dicke mit einem rechtwinkligen
Ausschnitt. Die untere Ebene des Stahlplättchens soll 40 mm über dem oberen Rande
des Dochtrohres liegen. Das Krüss'sche Flammenmaass
(Fig. 2) besteht aus einem etwa 30 mm langen
Rohrstück, dessen Achse ebenfalls wagerecht liegt und durch die Achse des
Dochtrohres hindurchgeht. Das Rohrstück ist auf der dem Dochtrohr zugewandten
Seite durch ein kleines Objectiv von etwa 15 mm Brennweite geschlossen, auf der
entgegengesetzten Seite durch eine matte Scheibe, die von feinem Korn ist und dem
Objectiv ihre matte Seite zuwendet. Die Scheibe trägt in ihrer Mitte eine
wagerechte, schwarze Marke von nicht mehr als 0,2 mm Dicke. Das durch das Objectiv
entworfene Bild der oberen Kante dieser Marke soll genau 40 mm über der Mitte des
oberen Dochtrohrrandes liegen.
Textabbildung Bd. 308, S. 120
Fig. 2.Lehre. Hefner-Lampe mit Hefner'schem Flammenmaass. Krüss'sches
Flammenmaass.
Die Lehre (Fig. 2) dient zur Controle der richtigen
Stellung des oberen Randes des Dochtrohres, sowie derjenigen des Flammenmaasses.
Wenn die Lehre über das Dochtrohr geschoben ist, so dass sie auf der Decke des
Kopfes B fest aufsteht, so soll beim Hindurchblicken
durch den in etwa halber Höhe der Lehre befindlichen Schlitz zwischen dem oberen
Rande des Dochtrohres und der wagerechten Decke des inneren Hohlraumes der Lehre
eine feine, weniger als 0,1 mm breite Lichtlinie sichtbar sein; ausserdem muss die
Schneide oben an der Lehre bei Benutzung des Hefner'schen Flammenmaasses in der Ebene der unteren Fläche des
Stahlplättchens liegen. Bei Benutzung des Krüss'schen
Flammenmaasses muss die Schneide der Lehre in der oberen Kante der Marke des
Flammenmaasses scharf abgebildet werden. Der Abstand zwischen dem oberen
Dochtrohrrande und der Schneide der Lehre muss somit genau 40 mm betragen.
Sämmtliche Metalltheile der Lampe ausser dem Dochtrohr und dem Stahlplättchen des Hefner'schen Flammenmaasses werden mattschwarz
gebeizt.
Eine 1200 Willans-Maschine
zum Antrieb eines Bahngenerators wird, wie The Electrician mittheilt, jetzt für die erweiterte
Centrale der Strassenbahn in Liverpool gebaut. Es ist das eine Dreikurbelmaschine,
wobei jede Kurbel einem Hoch- und Niederdruckcylinder in Tandemanordnung entspricht.
Die Kurbeln sind um 120° verstellt. Die Hochdruckcylinder haben 52 cm und die
Niederdruckcylinder 88 cm Durchmesser; der Hub ist 43 cm. Bei 10,7 k Dampfdruck,
Condensation und 230 Umdrehungen in der Minute ist die normale Leistung 1200
und die maximale Leistung 1500 . Die Welle hat einen Durchmesser
von 28 cm und das Schwungrad enthält bei normaler Tourenzahl 270000 m/k kinetische
Energie. Die Dynamomaschine ist 10polig und für eine Leistung von 1420 Ampère bei
550 Volt bestimmt. Sie hat einen Nuthenanker von 170 cm Durchmesser und
Schleifenwickelung. Die Stromabnahme findet durch 10 Sätze von Bürsten statt. Der
äussere Jochring sowie die Magnetkerne sind aus Stahlguss. (E. T. Z.)
Bücher-Anzeigen.
Die maschinellen Hilfsmittel der
chemischen Technik. 2. Aufl. Bearbeitet von A.
Parnicke, Civilingenieur in Frankfurt a. M., vormals Oberingenieur der
chemischen Fabrik Griesheim. Frankfurt a. M. Verlag von H. Bechhold. 426 S. Geb. 12
M.
Das zeitgemässe Werk fand bereits 1894 294 216
anerkennende Besprechung nebst Inhaltsangabe. Neu hinzugekommen sind die
elektrischen Beleuchtungseinrichtungen und die Ventilations- und Badeeinrichtungen,
und zwar in der verständlichen und gedrängten Fassung, durch welche sich das ganze
Werk auszeichnet.