Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, Miszellen, S. 240 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Reinigungsmasse für Acetylengas.
Ueber die Reinigungsmasse für Acetylengas bemerkt Dr. Odernheimer im Gastechniker, dass die von ihm
untersuchte aus dem Gemisch von Sägemehl mit Eisenoxyd und etwas Kalk bestehende
Masse das Russen der Acetylenflamme zu verhindern im Stande sei. Die Wirkung dieser,
wohl eigentlich zur Entfernung von Schwefelwasserstoff bestimmten Masse ist
offenbar eine rein mechanische. Diese Voraussetzung bestätigte der Gegenversuch mit
einer gleich hohen Schicht angefeuchteter Sägespäne ohne jeden weiteren Zusatz. Der
Erfolg war derselbe.
Dass aber das Acetylengas auf ziemliche Entfernungen mechanische Verunreinigungen wie
feinen Kalkstaub und Kohletheilchen, ausserdem feste und flüssige
Condensationsproducte (Naphtalin, Benzol u. dgl.), ferner organische Schwefel
Verbindungen u. dgl. mitreisst, davon kann man sich durch eingeschaltete
Waschflaschen leicht überzeugen. Namentlich treten Verunreinigungen bei solchen
Acetylenentwicklern auf, bei welchen das Wasser langsam zum Carbid tropft, weil
hierbei jedesmal eine plötzliche starke Gasentwickelung unter bedeutender Erwärmung
eintritt.
Die mechanisch mitgerissenen festen und flüssigen Producte können aber sehr leicht
eine Verstopfung der feinen Brenneröffnungen herbeiführen und dadurch ein Russen der
Flamme verursachen. Dass andere Ursachen des Russens, welches z.B. sehr häufig auf
mangelhafter Luftzufuhr ungeeigneter Brenner beruht, dadurch nicht beseitigt werden
können, liegt natürlich auf der Hand.
Elektrische Bahnanlagen von Siemens und Halske.
Die Firma Siemens und Halske A.-G. hat soeben eine neue
Zusammenstellung der von ihr ausgeführten elektrischen Bahnanlagen nach dem Stande
vom Januar 1898 herausgegeben. Dem interessanten Bericht, der ein anschauliches Bild
der Thätigkeit der Firma auf dem Gebiete des elektrischen Bahnbetriebes gibt,
entnehmen wir Folgendes:
Die erste elektrische Bahn der Firma, die zugleich die erste öffentliche
Personenbeförderungsbahn der Welt ist, wurde im Mai 1881 in Lichterfelde bei Berlin
eröffnet. Dieser folgten in den Jahren 1883 und 1884 die Bahn in Mödling bei Wien
und die von Frankfurt a. M. nach Offenbach; beide mit oberirdischer Stromzuführung
mittels geschlitzter Röhren versehen, sind noch heute in unveränderter Form im
Betriebe.
Trotzdem durch diese Bahnanlagen die Durchführbarkeit des elektrischen Bahnbetriebes
sowohl in technischer wie in wirthschaftlicher Beziehung erwiesen war, konnte man
sich in den nächsten Jahren in Deutschland, dem Geburtslande der neuen Zugkraft,
nicht sogleich zu weiteren Bahnanlagen nach diesem System entschliessen, erst mit
dem Jahre 1889, als Siemens und Halske die Budapester
Stadtbahnen in Angriff nahm, begann eine regere Thätigkeit auf dem bisher in Europa
noch fast unbekannten Gebiete.
Die Budapester Bahnen, deren Netz mit einer Gesammtlänge von 180 km in Europa jetzt
nur durch die Hamburger Anlagen um wenige Kilometer übertroffen wird, bieten
insofern ein erhöhtes Interesse, als bei ihnen 1889 zum ersten Mal die unterirdische
Stromzuführung nach dem System Siemens und Halske mit
gleich gutem technischen und finanziellen Erfolge in Anwendung gekommen ist. Zur
Zeit sind in Budapest 59,5 km Gleis mit Unterleitung versehen.
Ausser diesen besitzt Budapest noch eine bis jetzt in Europa einzig dastehende
Unterpflasterbahn, nämlich die im J. 1896 eröffnete Kaiser Franz Joseph elektrische
Untergrundbahn.
Im Anfang der 90er Jahre wurde in rascher Aufeinanderfolge durch Siemens und Halske der elektrische Betrieb in Hannover,
Dresden, Lemberg, Mülhausen i. E., in dem industriereichen Bezirk
Bochum-Gelsenkirchen, in Bukarest, Gross-Lichterfelde und in Berlin eingeführt. Von
den neueren Anlagen sind die Bahnen in Sarajewo, Basel, Kopenhagen, Bahia,
Berlin-Charlottenburg, Oberhausen (Rheinland), Darmstadt und die nahezu vollendeten
Bahnen in Olmütz, Wien und der Umbau und Ausbau des gesammten Trambahnnetzes in Graz
zu erwähnen.
Auf diesen Bahnen sind über 1000 elektrische Motorwagen, zum Theil mit je 1, zum
Theil mit je 2 Motoren ausgerüstet und eine grosse Anzahl Anhängewagen im Betrieb.
Die zur Erzeugung des elektrischen Stromes für den Bahnbetrieb von Siemens und Halske in Benutzung genommenen
Pferdestärken betragen 30000.
Zur Zeit sind im Bau bezieh. in Vorbereitung begriffen Strassenbahnanlagen in Berlin,
im Kreise Bochum-Gelsenkirchen, in Waldenburg, Bonn, Hagen, Cassel, Frankfurt a. M.,
Düsseldorf-Crefeld, Wien, Budapest, Teplitz-Dux-Ossegg, Gloggnitz, Schottwien,
Bozen-Gries, Meran-Obermais, Weimar und Peking-Ma-chia-pu.
Besondere Erwähnung verdient noch die von der Firma Siemens
und Halske zur Zeit in Berlin in Angriff genommene elektrische Stadtbahn
mit ihren Erweiterungslinien, die theils als Hochbahnen ausgeführt werden, theils
als Unterpflasterbahnen nach dem Budapester Vorbilde.