Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, Miszellen, S. 59 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Die elektrischen Maasseinheiten.
Durch Reichsgesetz vom 1. Juni 1898 sind die elektrischen Maasseinheiten nunmehr
gesetzlich festgestellt.
Die gesetzlichen Einheiten für elektrische Messungen sind das Ohm, das Ampère und das
Volt.
1) Das Ohm ist die Einheit des elektrischen Widerstandes. Es wird dargestellt durch
den Widerstand einer Quecksilbersäule von der Temperatur des schmelzenden Eises,
deren Länge bei durchweg gleichem, 1 qmm gleich zu achtendem Querschnitt 106,3 cm
und deren Masse 14,4521 g beträgt.
2) Das Ampère ist die Einheit der elektrischen Stromstärke. Es wird dargestellt durch
den unveränderlichen elektrischen Strom, welcher bei dem Durchgang durch eine
wässerige Lösung von Silbernitrat in 1 Secunde 0,001118 g Silber niederschlägt (in 1
Stunde 4,025 g).
3) Das Volt ist die Einheit der elektromotorischen Kraft. Es wird dargestellt durch
die elektromotorische Kraft, welche in einem Leiter, dessen Widerstand 1 Ohm
beträgt, einen elektrischen Strom von 1 Ampère erzeugt.
Als weitere Bestimmungen gelten folgende: Bei der gewerbsmässigen Abgabe elektrischer
Arbeit dürfen Messwerkzeuge, sofern sie nach den Lieferungsbedingungen zur
Bestimmung der Vergütung dienen sollen, nur verwendet werden, wenn ihre Angaben auf
den gesetzlichen Einheiten beruhen. Der Gebrauch unrichtiger Messgeräthe ist
verboten.
Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt hat für die Ausgabe amtlich beglaubigter
Widerstände und galvanischer Normalelemente zur Ermittelung der Stromstärken und
Spannungen Sorge zu tragen.
Die amtliche Prüfung und Beglaubigung elektrischer Messgeräthe erfolgt durch die
Physikalisch-Technische Reichsanstalt. Der Reichskanzler kann die Befugniss hierzu
auch anderen Stellen übertragen. Alle zur Ausführung der amtlichen Prüfung benutzten
Normale und Normalgeräthe müssen durch die Physikalisch-Technische Reichsanstalt
beglaubigt sein.
Formirung von Sammlerelektroden.
Nach den bisherigen Erfahrungen hatte man angenommen, dass bei Elektrolyse-
bleihaltiger Lösungen oder irgend eines Elektrolyten zwischen Bleiplatten an der
Anode stets Bleisuperoxyd erhalten wird. Charles Pollak
in Frankfurt a. M. hat jedoch wahrgenommen, dass man unter gewissen Bedingungen auch
niedrigere Oxydationsstufen des Bleies, sowie auch dessen Salze auf elektrolytischem
Wege erhalten kann, wenn man eine bestimmte, diesen Verbindungen entsprechende
kritische Spannung nicht überschreitet. Bei Bleielektroden erhält man bei 1 Volt
constanter Spannung als Producte grau gefärbte Bleisuboxyde und sauerstoffarme
Bleisalze, bei 1,5 bis 1,8 Volt erhält man orangerothe Bleioxyde, welche etwa der
Mennige entsprechen, bei mehr als 2 Volt dagegen das bekannte Bleisuperoxyd. Um
diese Resultate zu erreichen, darf an der elektrolytischen Zelle keine höhere als
die beabsichtigte und für den betreffenden Körper kritische Spannung auftreten. Das
Vorschalten von Widerständen, um einen Theil der Spannung zu vernichten, führt nicht
zu guten Resultaten, mit Ausnahme solcher Fälle, wo man mit Elektrolyten zu thun
hat, bei denen an den Elektroden eine Localaction entsteht, und wo mit sehr geringer
Stromstärke gearbeitet wird. Eine Erklärung dafür ist darin zu finden, dass die
Localaction dabei schneller wirkt als der schwache Strom selbst. In dieser Weise
kann man z.B. bei ausserordentlich kleiner Stromstärke in verdünnter Schwefelsäure
an der Bleianode eine Schicht von schwefelsaurem Blei erhalten. Wenn man jedoch mit
grösserer Stromstärke zu arbeiten beabsichtigt, so muss man dafür sorgen, dass die
Stromquelle genau die nothwendige Spannung aufweist oder dass diese Spannung durch
Vorschalten von gegenelektromotorischer Kraft in Form von Polarisationszellen oder
Accumulatoren erzielt wird. Der innere Widerstand der vorgeschalteten Zellen, sowie
der Stromquelle und Leitung muss möglichst gering sein, um auf die Stromstärke
keinen merkbaren Einfluss ausüben zu können. Wenn eine höhere Spannung verfügbar
ist, so kann man auch mehrere elektrolytische Zellen hinter einander schalten, wobei
aber darauf zu sehen ist, dass alle diese Zellen einander möglichst gleich sind,
sonst würde man in den einzelnen Zellen ganz verschiedene Producte bekommen.
Bei der bisher bekannten sogen. Plante'schen Formation
von Bleiplatten bestand immer die Schwierigkeit, dass sich die positiven Platten in
kurzer Zeit mit einer dünnen, aber dichten Schicht von Bleisuperoxyd bedeckten,
wodurch eine weitere Wirkung des Elektrolyten in die Tiefe der Platten unmöglich
gemacht wurde, so dass man gezwungen war, diese Formation mehrere Monate hindurch
unter öfterer Umkehrung des Stromes, d.h. durch eine Reihe von Oxydationen und
Reductionenvorzunehmen, um eine genügend dicke Schicht von Superoxyd auf der Platte zu
erhalten. Nach dem vorliegenden Verfahren (D. R. P. Nr. 96821) kann man in kurzer
Zeit die zu formirenden Platten mit einer dicken Oxydschicht auf elektrolytischem
Wege versehen, indem man dabei folgende Vorschriften befolgt.
Die Zellen werden mit einer Stromquelle, die maximal 2 Volt Spannung besitzt,
verbunden. Es genügt demnach als Stromquelle eine Accumulatorenzelle für eine oder
zwei hinter einander geschaltete Formationszellen. Man setzt die Zellen der
Einwirkung des Stromes während einer mehr oder weniger langen Zeit aus, je nachdem
man eine starke oder schwache Oxydschicht auf der Platte erhalten will, und nach
Ablauf dieser Zeit werden die Platten von einer vollständig fest zusammenhängenden,
aber porösen Bleioxydschicht bedeckt sein. Zur Beschleunigung der Wirkung ist es
empfehlenswerth, die Temperatur der Formationszelle auf etwa 40° zu erhöhen. Diese
Behandlung der Platten ist noch nicht als eigentliche Formation, sondern als eine
Vorbereitung oder Vorformation zu betraghten.
Die auf diesem Wege erhaltenen, mit Bleioxyd bedeckten Platten können jetzt in
negative oder positive Accumulatorenplatten durch weitere elektrolytische Behandlung
nach den bisher bekannten Verfahren verwandelt werden. Um die Platten als negative
zu verwenden, genügt eine nachherige Reduction. Für positive Accumulatorenplatten
dagegen werden die Platten entweder direct peroxydirt oder auch zuerst, ähnlich wie
die negativen, reducirt und dann peroxydirt. Bei dieser Behandlung geht die ganze
vorbereitete Oxydschicht in Superoxyd von zusammenhängender Form über, so dass man
sehr gute positive Elektroden erhält.
Rr.
Die elektrischen Wagen der Grossen Berliner
Strassenbahn.
Es sind zunächst zwei verschiedene Wagentypen vorgesehen, und zwar Drehgestellwagen
und zweiachsige Wagen mit festen Achsen. Die Drehgestellwagen haben 28 Sitzplätze
und 1,5 m lange Perrons, erhalten Accumulatorenbatterien und sind für gemischtes
System eingerichtet; die zweiachsigen Wagen sind nur für oberirdische Stromzuführung
eingerichtet. Die Batterie von 200 Elementen in den ersteren Wagen ist unter beiden
Sitzen eingebaut. Die Hartgummigefässe sind oben mit Ansätzen versehen, mit welchen
dieselben auf den mit Hartgummi ausgefütterten Holztheilen des Wagens aufgehängt
sind, so dass unter den Elementen ein Spielraum übrig bleibt und die etwa
übergeschüttete Säure abfliessen kann. Zur Entweichung der Gase aus dem Batterieraum
führt ein weites Rohr über das Dach des Wagens. Die Capacität der von der Hagener und Majert'schen Accumulatorenfabrik
gelieferten Batterien beträgt etwa 30 Ampère-Stunden bei einem durchschnittlichen
Entladestrom von etwa 20 Ampère.
Die elektrische Ausrüstung des Wagens besteht aus zwei Motoren der Union Elektricitätsgesellschaft, wovon je einer in
jedem Drehgestell untergebracht ist. Die Controller sind so eingerichtet, dass man
mit reinem Oberleitungsstrom oder mit reinem Accumulatorenstrom fahren kann, während
eine dritte Stellung zur Ladung der Batterie unter gleichzeitiger Entnahme von
Oberleitungsstrom zum Fahren vorhanden ist. Mit der Fahrkurbel wird durch Drehung in
der entgegengesetzten Richtung über den Nullpunkt hinaus die elektrische Bremsung
der Wagen herbeigeführt. Es werden hierbei die Motoren als Dynamo durch den Wagen
angetrieben und der hierdurch erzeugte Strom durch die beim Fahren als Vorschalt
benutzten Widerstände hindurchgeführt und hier in Wärme umgesetzt. Es wird diese
Bremsung dauernd angewendet und nur im Nothfalle oder wenn die Fahrgeschwindigkeit
des Wagens so gering ist, dass die elektrische Bremsung nicht mehr zur vollen
Wirksamkeit kommen kann, von der Kettenbremse Gebrauch gemacht.
Controller, Hauptausschalter, Automaten, Hauptbleisicherungen und Blitzableiter sind
mit magnetischer Funkenlöschung nach Thomson-Houston
versehen. Die elektrische Beleuchtung des Wagens geschieht durch zehn gleichzeitig
brennende Glühlampen, von denen je fünf in Serie geschaltet sind. (E. T. Z., 1898 S. 281.)
Rr.
Elektrische Heiz- und Kochapparate von Helberger.
Die Fabrik H. Helberger in Thalkirchen bei München
fertigt dreierlei Gattungen von elektrischen Heizapparaten an, und zwar solche für
geringe, mittlere und hohe Temperaturen. Für die erste Gattung, zu welcher alle
Heizapparate gehören, in welchen Wasser bis zur Siedetemperatur erwärmt werden soll,
wird ein Draht aus Nickellegirung verwendet, auf welchen als Isolation dünnwandige
Perlen aus Glas aufgereiht sind. Solche Drähte werden auf den Boden des Kochgefässes
gelegt und dann mit einem Steinkitt vollkommen dicht verkittet, wodurch die
Luft abgeschlossen ist und die Drähte nicht oxydiren können. Die Wärmeabgabe erfolgt
durch die dünnen Wände der Perlen schnell, so dass die Drähte nicht viel wärmer
werden als das zu kochende Wasser selbst.
Zu der zweiten Gattung von Apparaten gehören die Bügel- oder Plätteisen. Bei
denselben wird der Boden mit Nuthen zur Aufnahme des Perldrahtes versehen, wodurch
dieser Wärme an drei Wände abgeben kann und dadurch nur unbedeutend wärmer wird als
das Plätteisen selbst.
Die dritte Art von Heizkörpern, zu welcher Herdplatten und Löthkolben gehören,
besteht ausschliesslich aus Platin mit Glimmerisolation. Unter der Eisenplatte liegt
eine Glimmerplatte als Isolation, hierauf folgt ein Platinkreuz, eine Glimmerplatte
und dann eine Vertheilungsplatte aus Metall; letztere dient dazu, die Hitze auch auf
der unteren Seite des Drahtes von demselben abzuleiten, da derselbe sonst auf dieser
Seite leicht durchbrennen würde. Ueber dieser Vertheilungsplatte liegt noch eine
Asbestschicht und dann die Verschlussplatte, welche durch Schrauben an den zu
heizenden Gegenstand fest angeschraubt ist, um ein. Eindringen von Luft und ein
dadurch hervorgerufenes Weissglühen des Platindrahtes zu verhindern.
Bei einem Grundpreise von 2 Pf. für 1 Hecto-Watt-Stunde soll 1 l Wasser zu kochen 2,3
Pf. kosten. Da der angenommene Preis für 1 Hecto-Watt-Stunde gewöhnlich nur für
Kraftverbrauch angesetzt ist, so ist es vortheilhaft, bei Neuinstallationen gleich
zwei Leitungen anzulegen, die eine für Licht, die andere für Kraft, da die
Einrichtung von elektrischen Heizapparaten, oft an dem Umstande scheitert, dass
Consumenten die Apparate wegen der hohen Stromkosten an die Lichtleitung nicht
anschliessen wollen.
Bei denjenigen Heizapparaten, welche aus einem die Heizwiderstände aufnehmenden
feuerfesten Isolirkörper und einem das Ganze einschliessenden Metallgehäuse
zusammengesetzt sind, ersetzt F. W. Schindler-Jenny in
Kennelbach bei Bregenz das Metallgehäuse durch einen Metallüberzug, welcher durch
Umgiessen des Isolirkörpers mit Metall entsteht (D. R. P. Nr. 98168).
Der auf den Isolirkörper im geschmolzenen Zustande aufgebrachte Metallüberzug spannt
sich beim Schwinden desselben um den Isolirkörper und presst denselben von allen
Seiten stark zusammen. Das feste Aufliegen des Ueberzuges auf dem Isolirkörper hat
den Vortheil, dass die von den Heizwiderständen ausgehende Wärme unmittelbar auf den
Metallüberzug übertragen wird. Ferner bildet dieser Ueberzug einen durchaus luft-
und wasserdichten Abschluss, was bei der Herstellung der Metallgehäuse nur sehr
schwer zu erreichen ist, und es können deshalb Heizdrähte aus unedlen Metallen
verwendet werden, ohne eine Oxydation derselben befürchten zu müssen. (E. T. Z., 1898 Heft 14.)
Rr.
Bücher-Anzeigen.
Kraftmaschinen zum Betriebe
dynamoelektrischer Stromerzeuger. Lehr- und Nachschlagebuch für
Elektrotechniker, Elektromonteure, Industrielle u.s.w. von Cornel Maresch. Leipzig. Verlag von Oskar Leiner. 236 S.
Der Zweck dieses Lehrbuches ist, den Elektrikern ein Mittel an die Hand zu geben,
sich mit der Beschaffenheit und Wirkungsweise der Kraftmotoren bekannt zu machen,
und als Nachschlagewerk zu dienen. Der grössere Theil des Inhaltes bezieht sich auf
die Dampfmaschinen und -Motoren; ziemlich ausführlich sind auch die hydraulischen
und Gasmotoren berührt. Die übrigen Motoren, Pressluft-, Heissluft- und Windmotoren
sind leider etwas kurz behandelt, obwohl nicht zu bezweifeln ist, dass besonders die
letzteren, unterstützt von den Accumulatoren, im Laufe der Zeit eine grössere
Bedeutung gewinnen werden.
Die wirthschaftliche Bedeutung der
Gas- und Elektricitätswerke in Deutschland. Eine
volkswirthschaftlich-technische Untersuchung von Dr. H.
Lux. Leipzig. Verlag von Oskar Leiner. 131 S. 3 M.
In dem Werke ist versucht worden, die Betriebsergebnisse der Gas- und
Elektricitätswerke Deutschlands in ihren Wechselbeziehungen darzustellen. Zu dem
Zwecke sind Specialnachweise sowohl über die Gas- wie auch über die
Elektricitätswerke dargestellt und als Anhalt den weiteren Schlüssen zu Grunde
gelegt.