Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, Miszellen, S. 80 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Einrichtung zur Schonung des Motors bei elektrischen
Weichenstellvorrichtungen.
Wenn bei einer elektrischen Weichenstellvorrichtung ein Fremdkörper zwischen Schiene
und Weichenzunge gerathen ist, so dass letztere ihre Endstellung nicht erreichen
kann, steht der Elektromotor noch so lange, bis der Wärter den abnormen Zustand
entdeckt und die Umschaltung vorgenommen hat, unter Strom, hat also, während er zum
Stillstand gezwungen wird, noch das Bestreben nach Weiterdrehung. Ein solcher
Zustand ist für den Motor schädlich. Ebenso folgt der Motor wegen seiner
Schwungmassen nicht sofort dem Richtungswechsel, den der Wärter durch seinen
Umschalter bewirkt, sondern sucht die Zungen noch weiter gegen das eingeklemmte
Hinderniss zu drücken. Schliesslich leidet in allen diesen Fällen der Motor dadurch,
dass er, wenn die Zungen ein starres Hinderniss treffen, plötzlich zum Stillstand
kommen soll, seine lebendige Kraft also sehr schnell vernichtet werden muss. Ganz
besonders fühlbar werden diese Uebelstände in dem Falle des Aufschneidens der Weiche
durch einen fahrenden Zug. Hierbei wechselt fortwährend ein Drehen des Motors durch
die sich verschiebende Zunge mit einem Drehen im entgegengesetzten Sinne durch den
Arbeitsstrom und mit plötzlichem Anhalten bezieh. plötzlicher Umkehr bei Antreffen
der sich schliessen wollenden Weiche gegen die folgenden Räder des durchfahrenden
Zuges.
Max Jüdel und Co. in Braunschweig sichern den Motor
gegen diese schädigenden Einflüsse dadurch, dass die Bewegungsübertragung vom Motor
zu dem eigentlichen Verstellungsmechanismus nachgiebig oder lösbar eingerichtet
wird, so dass in den genannten Fällen der Motor sich getrennt von den
Bewegungsübertragungstheilen drehen kann. In einfachster Weise kann das dadurch
geschehen, dass die Kuppelung des Motors mit den Bewegungstheilen durch eine
Reibungs-, Bürsten- oder sonstige nachgiebige Kuppelung erfolgt, deren auf Drehung
wirkendes Moment so gross bemessen ist, wie es die Arbeit der Zungenbewegung
erfordert, die aber sofort nachgibt, wenn grössere Widerstandskräfte auftreten.
Statt der Kuppelung können auch Reibräder mit ganz gleicher Wirkung zur Anwendung
gebracht werden. Die gewaltsame Feststellung des Motors nach Beendigung der
Weichenbewegung wird auf diese Weise ebenfalls vermieden.
Bei der einen Ausführungsmethode wird zwischen den Motor und das Zahngetriebe eine
Reibungskuppelung eingeschaltet, während bei der anderen Ausführungsform
Reibungsräder angewendet sind. Hier ist ausserdem noch eine Feder angeordnet, durch
deren grössere oder geringere Anspannung der Andruck der Reibräder gegen einander
beliebig vergrössert und verkleinert werden kann.
Rr.