Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 311, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 162 |
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Kleinere
Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Die Gewinnung von Acetylen und dessen Benutzung zur
Herstellung von Leuchtgas, Alkohol u.s.w.
Einem Berichte des Herrn Dr. A. Frank im Verein zur
Beförderung des Gewerbefleisses über die Herstellung von Acetylen mittels
Elektrizität und die Verwendung desselben entnehmen wir folgendes.
Das Acetylen (C2H2),
dessen Verbreitung in letzter Zeit immer mehr fortschreitet, ist dem
wissenschaftlichen Chemiker bereits seit dem Jahre 1836 bekannt, als Wöhler durch Erhitzen von Kohle mit einer Legierung von
metallischem Calcium und Zink Calciumkarbid herstellte. Auch die Herstellung des
Acetylens aus Kohlenstoffkalium, Kohlenstoffnatrium und Kohlenstoffcalcium und
Wasser ist seit Wöhler und Davy bekannt. Die Herstellung desselben war jedoch mit Rücksicht auf die
Kosten, besonders durch die dabei nötige hohe Temperatur mit Schwierigkeiten
verbunden.
Dies änderte sich, als vor einigen Jahren die hohe Wärmeleistung des elektrischen
Bogens zu der Darstellung von Aluminium verwendet wurde. Im Jahre 1892 stellten Maquenne Baryumkarbid aus kohlensaurem Baryt,
Magnesiummetall und Kohle, und Travers Calciumkarbid
aus Chlorcalcium, Natrium und Kohle her, woraus Acetylen gewonnen wurde. Nun kamen
Moissan in Paris und Thomas
L. Willson, letzterer Techniker einer Aluminiumfabrik in Spray, North
Carolina, auf den Gedanken, mittels der Hitze des Bogens im elektrischen Ofen die
unmittelbare Reduktion und Kohlung des Calciummetalles aus Aetzkalk (Calciumoxyd) zu
versuchen. Moissan verblieb hierbei bei
wissenschaftlichen Versuchen, Willson dagegen verfolgte
nach dem ersten erfolgreichen Versuch die Sache praktisch und in grossem Massstab
und gründete zur Ausnutzung eines auf das Verfahren 1893 erlangten Patentes eine
Gesellschaft unter dem Namen Electric Gas Company.
Bei uns erregte das Verfahren anfangs Zweifel, welche jedoch bald infolge direkter
Zahlenangaben schwanden, besonders als die Bereitung und Verwendung des aus
Calciumkarbid hergestellten Acetylengases praktisch vorgeführt wurde und man
erkannte, dass eine Erfindung von bedeutender Tragweite und Ausdehnungsfähigkeit
auch auf wissenschaftlichem Gebiete vorliegt.
Behufs besserer Verständigung gibt Dr. A. Frank einige
einfache Formeln und Zahlen an:
1 Aeq. = 56 G.-T. Aetzkalk CaO und 3 Aeq. = 36 G.-T. Kohlenstoff C erzeugen beim
Glühen 1 Aeq. Calciumkarbid CaC2 und 1 Aeq. = 28
G.-T. Kohlenoxyd CO, welch letzteres gasförmig entweicht. Wird die erhaltene
Schmelze von Calciumkarbid mit Wasser übergossen, so findet eine Doppelzersetzung
statt, indem aus 64 G.-T. Calciumkarbid CaC2 und 18
G.-T. Wasser H2O 56 G.-T. Aetzkalk CaO und 26 G.-T.
Acetylen C2H2
entstehen. Das praktische Ergebnis der elektrischen Schmelzung entspricht nach den
Angaben von Willson und Dr. Wyatt diesem theoretischen in überraschender Weise. Willson behauptet nämlich, dass er aus 1200 Pfd.
Kohlenstaub und 2000 Pfd. gebranntem, gepulverten Kalk 2000 Pfd. Calciumkarbid
erschmolzen habe. Der hierzu gebrauchte elektrische Ofen hat ungefähr die
Konstruktion des für Aluminiumdarstellung benutzten und ist innen mit Kohle
ausgefüttert. Zur Erzeugung der nötigen Hitze durch den elektrischen Bogen zum
Schmelzen von 2000 Pfd. Calciumkarbid waren 180 elektrische während 12
Stunden erforderlich. Für die Kraft bringt Willson in
Anrechnung 6 Doll., für 1200 Pfd. Kohle 2,5 Doll., für 2000 Pfd. Kalk 4 Doll., und
für Arbeitslohn 2,5 Doll., so dass die Gesamtkosten eines short ton = 2000 Pfd. =
907 kg Calciumkarbid 15 Doll. = rund 64 M. betragen. Nach Dr. Frank würde die Herstellung desselben Quantums
Calciumkarbid sich aus der oberschlesischen oder westfälischen Kohle für denselben
Preis ermöglichen lassen. Die Ausgaben für 1000 kg Calciumkarbid aus
oberschlesischer Kohle würden betragen:
600
kg Kohlenstaub
12
M.
1000
kg gebrannter gepulverter Kalk
18
„
200
elektrische für 12 Stunden (1 kg Kohle pro -St.)= 2½
t Kohlen nebst Maschinen und Ofenkosten
28
„
Arbeitslohn
12
„
––––––––
Summa
70
M.
Die Richtigkeit der amerikanischen Berechnung ergibt sich aus folgendem: 1 short ton
= 2000 Pfd. engl. soll 10500 Kubikfuss = 297,2 cbm Acetylengas liefern. 100 G.-T.
Calciumkarbid müssen 40,6 G.-T. Acetylengas ergeben. 1 cbm Acetylengas wiegt 1,165
kg, folglich würden 2000 Pfd. engl. = 907 kg 316 cbm Gas ergeben. Wyatt gibt aber nur 297 cbm an, woraus die Richtigkeit
der Berechnung anzunehmen ist.
Infolge des hohen Gehaltes an Kohlenstoff des Acetylengases (92,5 %) erzeugt das
reine Gas bedeutenden Russ, zu dessen Beseitigung Willson dasselbe mit Luft oder schwach leuchtenden Kohlengasen verdünnt.
Er stellte auf diese Weise aus 10500 Kubikfuss Acetylengas 100000 Kubikfuss = rund
2800 cbm schwächeres Leuchtgas her mit einer Lichtstärke von 23 bis 25 Kerzen
gegenüber 16 Kerzen des Steinkohlengases bei gleichem Brenner. Dieses Mischen mit
Luft ist jedoch wegen der Explosionsgefahr gefährlich, und wies Prof. Lewes in Greenwich nach, dass bei besonders hierzu
konstruierten Brennern, welche den für schwere Oelgase konstruierten ähnlich sind,
das Acetylengas auch ungemischt russfrei verbrennt. Nach Lewes beträgt die Leuchtkraft eines 5 Kubikfuss englischen Normalbrenners
für:
Methan CH4
5,2
Kerzen
Aethan C2H6
35,7
„
Propan C3H8
50,7
„
Aethylen C2H4
70,0
„
Butylen C4H8
123,0
„
Acetylen C2H2
240,0
„
Die Leuchtkraft des gewöhnlichen Leuchtgases beträgt auf englischen Normalbrennern 16
Kerzen; mithin hat das Acetylengas eine 15fache Lichtstärke. Aus dem Vergleich, dass
2800 cbm Steinkohlengas dieselbe Lichtstärke ergeben, als aus 1 t Calciumkarbid
gewonnen wird, so sind für die Herstellung der ersteren 10 t Kohle gegenüber 1 t
Calciumkarbid erforderlich.
Zur Erhöhung der Leuchtkraft des Steinkohlengases ist in Deutschland auf Grund von
Versuchen von Prof. Buntes das sehr billige Benzol
angewendet worden, welches in dem Gase verdampft wird und letzteres karburiert.
Benzol, ein flüssiger Kohlenwasserstoff C6H6, kann auch durch Hindurchführung von Acetylengas
durch erhitzte Röhren gewonnen werden, wodurch das Acetylengas verdichtet wird.
3C2H2-Gas
vereinigen sich dann zu flüssigem Benzol C6H6. Buntes' Versuche
ergaben, dass 4 bis 5 g Benzol in 1 cbm Gas verdampft, dessen Lichtstärke um 1
Normalkerze erhöhen.
Wie bereits bemerkt, wiegen 100 l Acetylengas 116,5 g; die prozentische
Zusammensetzung von Acetylen und Benzol ist dagegen gleich; ein Gemisch von 100 l
Acetylen mit 900 l nicht leuchtenden Gases kann daher ein Licht liefern, welches dem
von 1 cbm Leuchtgas von 22 bis 25 Kerzen gleichkommt. Auch hieraus ergibt sich die
Zuverlässigkeit der Angabe von Willson und Wyatt. Hieraus folgt jedoch, dass durch die
Zuhilfenahme der Elektrizität in der Gastechnik letztere bedeutend im Kampf gegen
das elektrische Licht gefördert wird. Da ausserdem Acetylengas bei gleicher
Lichtstärke weniger Wärme und Kohlen' säure als Steinkohlengas erzeugt, so besitzt
es noch einen Vorzug des elektrischen Lichtes.
Zur Erklärung und Bestätigung der vorherigen Berechnungen führt Dr. Frank als Beispiel die Berliner Gasverhältnisse an. Zur
Erzeugung von 2800 cbm Gas von 16 Kerzen Lichtstärke werden 10 t Kohle gebraucht,
welche franko Berlin 200 M. kosten. Ausser dem Gas ergeben diese 10 t an
verkäuflichen Produkten, als Koks, Teer etc., eine Einnahme von 110 M. Die 2800 cbm
Gas kosten mithin 90 M., wozu die Kosten für Retorten, Löhne u.s.w. mit 40 M.,
Unterhaltungskosten mit 5 M. kommen, so dass die 2800 cbm Gas 135 M. kosten.
Hiergegen kostet 1 t Calciumkarbid, welches in Form von Acetylengas eine höhere
Lichtmenge liefert als 10 t Kohle, wie bereits gesagt, 70 M. und franko Berlin 81,8
M. Nach Abzug von 850 kg Kalk, welcher bei der Zersetzung des Calciumkarbids
gewonnen wird, im Werte von mindestens 13 M., bleiben als Materialkosten des
Karbidgases 68,8 M. Hierzu für die geringe Arbeit bei der Gewinnung des Gases ca. 12
M. Lohn gerechnet, so erhalten wir eine Gesamtsumme von rund 80 M. gegenüber den
obigen 135 M. für Steinkohlengas mit bedeutend geringerer Lichtstärke.
Diese Ersparnis an Kohlen dürfte besonders für die Verbreitung des Acetylengaslichtes
von Wichtigkeit sein. Wenn jetzt für 2800 cbm Gas etwa 10000 kg Kohlen bester
Qualität gebraucht werden, so sind für 1 t Calciumkarbid nach oben aufgestellter
Rechnung an Reduktionskohle 600 kg, an Betriebskohle für die Maschinen 2500 und an
Kohle zum Brennen von 1000 kg Kalk 300 kg nötig, also etwa der dritte Teil des
obigen Quantums. Es ist also diese Ersparnis ein grosser Vorzug, wenn man in
Betracht zieht, dass die Kohlenvorräte jedenfalls nicht unerschöplich sind und dass
zur Herstellung des Calciumkarbids auch Kohlen geringerer Qualität verwendet werden
können.
An Bedenken gegen das Acetylengas fehlt es, abgesehen von der Explosionsgefahr,
allerdings nicht. Dr. Frank hebt als beachtenswert
besonders die Giftigkeit desselben hervor. Es istThatsache, dass das
Acetylengas giftig wirkt, indem es sich mit dem Hämoglobin des Blutes verbindet:
doch ist es sicherlich Rinder gefährlich, als das wegen seiner Geruchlosigkeit so
heimtückische Kohlenoxydgas, um so mehr, als das Acetylengas einen selbst in kleinen
Mengen äusserst auffälligen und unangenehmen Geruch hat. Im übrigen ist die Menge
von Kohlenoxyd in dem gewöhnlichen Leuchtgase auch sehr bedeutend: das Berliner Gas
enthält 8,4 % und das Londoner 3,13 bis 6,97 % Kohlenoxyd. Da man nun für gleiche
Lichtmengen vom Acetylengas nur 1/10 des Volumens von Leuchtgas bedarf, so ist die
Gefahr der Vergütung jedenfalls eine sehr geringe. In den Vereinigten Staaten, in
welchen vielfach das stark kohlenoxydhaltige Wassergas benutzt wird, kommen
Vergiftungen höchst selten vor.
Abgesehen von dem Einfluss des Calciumkarbids und Acetylens auf die
Beleuchtungstechnik, ist derselbe noch bedeutender bezüglich der Aussichten und
Arbeitsgebiete, die sich dem Chemiker aus der neu erschlossenen Gewinnung von
Acetylengas eröffnen.
Es wurde bereits auf das Benzol als Nebenprodukt der Steinkohlendestillation
hingewiesen, welches gleichfalls durch Kondensation bezw. Polymerisierung des
Acetylens hergestellt werden kann. Kurz sei daran erinnert, dass Calciumkohlenstoff
sich wahrscheinlich auch vorteilhaft zu Legierungen, also auch zum fohlen anderer
Metalle verwenden lässt, so dass mit Hilfe von Calciumkarbid unter Umständen die
Stahlerzeugung in ganz neue Bahnen geleitet werden kann. Es hat sich in letzter Zeit
doch schon gezeigt, was kleine Zusätze von Aluminium oder Magnesium für die
Metallbearbeitung bedeuten, und welche ungeahnte Erfolge damit erzielt worden sind.
Doch auch diese beiden Anwendungen des Acetylens sind noch nicht die
wichtigsten.
Im nachfolgenden sei noch auf einige Anwendungen der grossen Verbindungsfähigkeit des
Acetylens in organischen Formen hingewiesen. Lässt man Acetylen C2H2 in eine
alkalische Lösung von übermangansaurem Kali treten, so wird aus C2H2 durch Oxydation
Oxalsäure C2O4O2, die bisher nur als ein Produkt aus
Pflanzenstoffen bekannt war. Leitet man Acetylen durch eine Chromsäurelösung, so
erhält man Essigsäure C2H2O2; addiert man dem Acetylen nach
bekannten Methoden 2 Aequivalente naszierenden Wasserstoff, so erhält man Aethylen
C2H4, und leitet
man dieses in Schwefelsäure, so ergibt dies Aethylschwefelsäure C2H4 + H2SO4 = C2H5HSO4, und dieses mit Wasser destilliert, zerfällt in
Alkohol C2H6O und
Schwefelsäure H2SO4.
Wird die Aethylschwefelsäure anstatt mit Wasser mit Alkohol destilliert, so erhält
man Schwefeläther (Aethyläther) und Schwefelsäure. Diese Reaktionen sind
wissenschaftlich begründet und erprobt. Berthelot's
Vorschlag, auf diese Weise aus Aethylengas Alkohol synthetisch herzustellen,
scheiterte nur daran, dass Aethylengas zu teuer war; jetzt, wo man es aus Acetylen
und dieses aus Kalk und Kohle gewinnen kann, bekommt die Sache einen praktischen
Hintergrund. Von diesem Standpunkt aus berechnete Dr. Frank, wie die Erzeugung aus Calciumkarbid sich zu der heimischen
Spiritusproduktion aus Kartoffeln stellen könnte.
Eine gute Ernte liefert pro Hektar 16000 kg Kartoffeln mit 18 % Stärkegehalt = 2880
kg Stärke; 1 kg Stärke liefert theoretisch 0,5679 kg absoluten Alkohol, das
praktische Ausbringen erreicht aber höchstens 85,1 % des berechneten, also 0,4832 kg
= 60,5 Literprozent; es ergeben mithin 2880 kg Stärke in 16000 kg Kartoffeln 1391,6
kg Spiritus = 175500 Literprozent. 11 = 1000 kg Calciumkarbid liefert 406 kg
Acetylen, welche 718,1 kg absoluten Alkohol ergeben; mithin liefern 2 t
Calciumkarbid theoretisch 1436,2 kg absoluten Alkohol, also mehr als eine
vorzügliche Kartoffelernte von 16000 kg 18 %iger Kartoffeln pro Hektar. Eine
mittlere Kartoffelernte von 12000 kg mit 12 % Stärke 55 1440 kg Stärke liefert nicht
mehr als 695,8 kg Spiritus oder soviel als 1 t Calciumkarbid. Wenn dies auch nicht
bald praktisch ausgeführt werden wird, so dient dieses Beispiel jedoch dazu, die
Bedeutung der Sache zahlenmässig vorzuführen.
Wie die einwertigen Alkohole, wird man aber später auch die zwei- und mehrwertigen
aus dem Acetylen nach teilweise bereits bekannten Verfahren aufbauen und auf diese
Weise Zucker, Stärke und andere Stoffe aus den Urstoffen synthetisch erzeugen,
bringt man ferner Acetylengas C2H2 mit Stickstoff 2 N zusammen und lässt durch das
Gemisch elektrische Funken schlagen, so bildet sich Blausäure C2H2 + 2N = 2HCN und
somit ist der Ausgangspunkt für die Herstellung nicht nur der Cyanverbindungen,
Cyankalium u.s.w., sondern auch der Amide und eventuell der Eiweissverbindungen
gegeben.
Die Hoffnung, welche Werner von Siemens aussprach, dass
es noch einmal gelingen müsse, die zur Erhaltung des menschlichen Organismus nötigen
Nährstoffe auf chemischem Wege unabhängig vom Vegetationsvorgange zu gewinnen,
dürfte auf diese Weise sich der Verwirklichung nähern.
Bücherschau.
Handbuch der Baustofflehre. Für
Architekten, Ingenieure und Gewerbetreibende, sowie für Schüler technischer
Lehranstalten. Bearbeitet von Richard Krüger. In
zwei Bänden mit 443 Abbildungen. Wien, Pest, Leipzig, A. Hartleben's Verlag. 1899.
Zusammen 60 Bogen. Gross-Oktav. Geheftet 25 M. = 15 fl. In 2 Halbfranzbänden 30 M. =
18 fl.
Das vorliegende Werk behandelt neben den natürlichen Baustoffen (Stein, Holz u.s.w.)
alle wichtigeren künstlichen und unter diesen sehr eingehend auch die in neuerer und
in jüngster Zeit erfundenen. Im ersten Teil werden die Hauptstoffe: die natürlichen
Gesteine und die Erden, die künstlichen Steine, die Hölzer und die Metalle
behandelt; der zweite Teil bespricht die Verbindungsstoffe: den Mörtel, den Asphalt
und die Kitte; im dritten Teil erfahren die Neben- und Hilfsstoffe: das Glas und das
Wasserglas, die Harze, Teere, Farben, Firnisse und Lacke, Kautschuk, Guttapercha,
Dachpappe, Holzcement, Linoleum, Tapeten u.s.w. eine gründliche Behandlung. Zum
Schlusse sind über Hanf, Taue, Seile, Stroh, Rohr und Moos willkommene Angaben
gemacht. Das Werk ist mit anerkennenswerter Sorgfalt durchgearbeitet und enthält
eine Fülle schätzbaren Materials.
Gewerbliches Taschenbuch für
Fabrikanten und Betriebsleiter, sowie Gewerbeaufsichtsbeamte und Polizeibehörden.
Von Dr. Ad. Bender, Assistent der Königlichen
Gewerbeinspektion in Neusalz a. O. Glogau, Karl Flemming. Preis gebunden 3,60
M.
Bei der Hochflut gesetzlicher Vorschriften war eine Zusammenstellung derselben wie
die vorliegende ein dringendes Bedürfnis. Das Buch gibt eine übersichtliche
Zusammenstellung der gesetzlichen und polizeilichen Bestimmungen zum Schütze der
Arbeiter gegen Gefahren für Leben und Gesundheit. Es belehrt jeden Fabrikanten und
Leiter eines technischen Betriebes über die Verpflichtungen, die ihm betreffs
Arbeiter schütz im allgemeinen und besonderen, Sonntagsarbeit, Unfallverhütung,
baulicher Aenderungen gesetzlich obliegen. Das Buch ist daher ein guter Ratgeber,
der jeden Fabrikanten und Leiter eines technischen Werkes in stand setzt, Verstösse
gegen die Gewerbeordnung und die damit verbundenen Strafen zu vermeiden.
Katechismus der Projektionslehre
mit einem Anhange, enthaltend die Elemente der Perspektive von Julius Hoch. Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage.
Mit 121 in den Text gedruckten Abbildungen. Verlag von J. J. Weber in Leipzig. 2
M.
Die Projektionslehre setzt den Künstler und Gewerbetreibenden in den Stand,
einerseits seine eigenen Ideen bildlich so zum Ausdruck zu bringen, so dass jeder
Sachverständige sofort eine Vorstellung von ihnen bekommt, andererseits den ihm von
anderen mittels Bildern zum Ausdruck gebrachten Wünschen Gestalt und Form zu geben.
Der Verfasser vorliegenden Leitfadens wollte in erster Linie mit dem Büchlein eine
Grundlage schaffen für sachgemässes technisches Zeichnen. Die Erreichung dieses
Zieles wird durch die zahlreichen klaren Abbildungen wesentlich erleichtert. Da bei
jedem noch so reich ausgestatteten kunstgewerblichen oder gewerblichen Gegenstande
sich bei Hinweglassung der Ornamente stets gewisse Grundformen erkennen lassen, die
immer wieder zum Vorschein kommen, so ist auf die Einübung dieser Grundformen zur
Erlernung der Projektionslehre besonderer Nachdruck gelegt worden.
Elasticität und Festigkeit. Die
für die Technik wichtigsten Sätze und deren erfahrungsmässige Grundlage von C. Bach, kgl. württ. Baudirektor, Professor des
Maschineningenieurwesens an der kgl. technischen Hochschule Stuttgart. Mit in den
Text gedruckten Abbildungen und 18 Tafeln in Lichtdruck. Dritte, vermehrte Auflage.
Berlin, Verlag von Julius Springer, 1898. 570 S. Preis gebunden 16 M.
Die vorliegende Auflage bildet durch die Klarstellung einer Reihe aufgeworfener und
noch schwebender Fragen einen weiteren wertvollen Beitrag des hochverdienten
Verfassers zur Vertiefung der Erkenntnisse auf dem Gebiet der Elasticität und
Festigkeit. Das Werk ist einer der Bausteine, mit welchen der auf so vielen Gebieten
erfolgreich schaffende und unterrichtende Autor die vor noch nicht so langer Zeit
als nicht umgehebar gehaltene Kluft zwischen Theorie und Praxis mit so grossem
Geschick und Erfolg überbrückt hat.
Dadurch, dass dem Leser gewissermassen eine Teilnahme an den dargelegten Versuchen
ermöglicht ist, kann dieser sich, worauf der Verfasser einen besonderen Wert legt,
ein eigenes, auf die thatsächlichen Verhältnisse gegründetes Urteil über das
Verhalten des Materiellen bei Beanspruchungen bilden.
Vorträge über Mechanik als
Grundlage für das Bau- und Maschinenwesen von Wilh.
Keck, Geh. Regierungsrat, Professor an der kgl. technischen Hochschule zu
Hannover.
Helwing'sche Verlagsbuchhandlung. Erster Teil: Mechanik der starren Körper. 318 S.
389 Abbildungen. Preis 10 M. Zweiter Teil: Mechanik elastischfester und flüssiger
Körper. 366 S. 364 Abbildungen. Preis 12 M. Dritter Teil: Allgemeine Mechanik. 280
S. 206 Abbildungen. Preis 10 M.
Der Verfasser lehnt sich in seinem Werke vielfach an das bekannte vortreffliche Buch
„Die technische Mechanik“ von A. Ritter,
Professor an der technischen Hochschule zu Aachen, in glücklicher Wahl an unter
Benutzung der Differential- und Integralrechnung überall dort, wo gegenüber dieser
die elementare Behandlung der Klarheit der Entwickelungen weniger förderlich sein
würde. In nicht weniger glücklicher Wahl sind besonders beim zweiten Teil bewährte
und bekannte Werke bedeutender Autoren benutzt worden. Einen besonderen Wert
erblicken wir in der Fülle von Beispielen aus dem praktischen Leben und aus der
Technik, an Hand welcher alle wichtigen Sätze der Mechanik erläutert werden. Der
dritte Teil bildet die allgemeine (analytische) Mechanik. Sehr willkommen werden
jedem Leser die kurzen Mitteilungen über die wesentlichsten Förderer der Mechanik
sein, welche den Schluss des dritten Teiles bilden.
Die Kitte und Klebemittel.
Ausführliche Anleitung zur Darstellung aller Arten von Kitten und Klebemitteln für
Glas, Porzellan, Metalle, Leder, Eisen, Stein, Holz, Wasserleitungs- und Dampfröhren
u.s.w. Von Sigmund Lehner. Fünfte, sehr vermehrte und
verbesserte Auflage. Chemisch-technische Bibliothek. Band 25. Fünfte Auflage. A.
Hartleben's Verlag, Wien, Pest und Leipzig. 11 Bogen. Oktav. Geh. 1 fl. = 1,80
M.
Seitdem die Maschinenfabrikation, die Anlage von Gas- und Wasserleitungen eine so
grosse Ausdehnung gewonnen haben, hat sich auch das Bedürfnis nach brauchbaren
Kitten für die betreffenden Zwecke ungemein gesteigert; dieser Gegenstand ist in
diesem Werke gebührend berücksichtigt, demselben ist aber auch dadurch allgemeine
praktische Anwendbarkeit gesichert, dass Vorschriften zur Herstellung von Kitten und
Klebemitteln einverleibt wurden, welche zur Vereinigung der verschiedenartigsten
Substanzen untereinander dienen sollen. Die Vorschriften, welche sich auf die
Zeiodelithmassen und auf den Marineleim beziehen, sowie die Rezepte für Steinkitte,
werden Bauleuten gewiss willkommen sein. Der Maschinen-, Leder-,
Kautschukwarenfabrikant, sowie der Tapezierer, Glaser, Buchbinder,
Galanteriearbeiter, wie jeder Gewerbetreibende, welcher überhaupt der Kitte und
Klebemittel bedarf, finden darin Vorschriften für ihre speziellen Zwecke.
Die technische Verwertung des
Steinkohlenteeres. Nebst einem Anhange: Ueber die Darstellung des
natürlichen Asphaltteeres und Asphaltmastix aus den Asphaltsteinen und bituminösen
Schiefern, sowie Verwertung der Nebenprodukte. Von Dr. Georg
Thenius, technischer Chemiker. Mit 31 Abbildungen. Zweite verbesserte
Auflage. A. Hartleben's Verlag. Preis 2,50 M.
Die rasche Entwickelung der organischen Chemie in den letzten vierzig Jahren dieses
Jahrhunderts ist gewiss zum grossen Teile durch das spezielle umfangreiche Studium
gewisser einzelner organischer Körper, ihren allseitigen Verbindungs- und
Zersetzungsverhältnissen nach, bedingt gewesen. Die gründliche Erforschung
verhältnismässig weniger Körper reichte aus, tiefgreifende Veränderungen in den
allgemeinen chemischen Anschauungen einzuleiten. Zu diesen organischen Körpern,
deren ausführliche Bearbeitung in diesem Sinne durch ausgezeichnete Chemiker
unternommen wurde, gehören gewiss die Destillationsprodukte des Steinkohlenteeres,
und haben mehrere in der letzten Zeit eine nicht unbedeutende Rolle in der
technischen Chemie eingenommen. Diese Stoffe, wie Benzol, Phenol, Naphthalin,
Anilin, Toluidin und die übrigen teils gebildet, teils durch chemische Bearbeitung
aus dem Steinkohlenteer hergestellten Körper, dienen als die Hauptträger von
verschiedenen Produkten, die sich nach und nach eine grosse Verwendung in der
Industrie gesichert haben.
Neuere Kühlmaschinen, ihre
Konstruktion, Wirkungsweise und industrielle Verwendung. Ein Leitfaden für
Ingenieure, Techniker und Kühlanlagenbesitzer, bearbeitet von Dr. H Lorenz, Professor an der Universität Halle. Zweite
Auflage. In Lwd. geb. Preis 6,50 M. Verlag von R. Oldenbourg in München und
Leipzig.
Der vor kaum zwei Jahren erschienene Leitfaden des auf dem Gebiete der Kälteindustrie
bekannten Verfassers hat, wohl infolge seiner Gemeinverständlichkeit und Kürze der
Darstellung, eine so günstige Aufnahme in der Praxis gefunden, dass schon jetzt eine
Neuauflage notwendig wurde. Durch eine die Hauptsätze der Wärmelehre behandelnde
Einleitung ist das Verständnis der physikalischen Vorgänge in Kühlmaschinen
unzweifelhaft sehr erleichtert worden. Eine eingehende Darstellung haben auch die
Absorptionsmaschinen, welche in der ersten Auflage übergangen waren, gefunden, was
mit Rücksicht auf die Vollständigkeit des Werkchens nur zu billigen ist. Trotzdem
für jede Anwendung praktisch gut ausgewählte Zahlenbeispiele durchgerechnet worden;
ist doch jede mathematische Formulierung vermieden. Die hierzu notwendigen
physikalischen Tabellen wurden durchgesehen und ansehnlich vermehrt. Beträchtliche
Erweiterungen hat gegen früher das Kapitel der Luftkühlung (durch Aufnahme neuer
Luftkühlapparate) erfahren, auch ist der inneren und ausseien Instandhaltung der
Maschinen, mit der die Betriebssicherheit innig zusammenhängt, eine eingehende
Würdigung zu teil geworden. Dass im letzten Kapitel, welches die Methoden zur
Erzeugung und Verwendung abnorm tiefer Temperaturen behandelt, die neuesten
Ergebnisse der Wissenschaft und Technik nachgetragen wurden, war von dem Verfasser
zu erwarten. Das Buch wird darum auch in dieser Ausgabe seinen Ruf als ebenso
praktischer, wie von wissenschaftlichem Geiste getragener Leitfaden behaupten.
Technisches Auskunftsbuch für das Jahr
1899. Notizen, Tabellen, Regeln, Formeln, Gesetze, Verordnungen, Preise und
Bezugsquellen auf dem Gebiete des Bau- und Ingenieurwesens in alphabetischer
Anordnung von Hubert Joly. Mit 146 in den Text
gedruckten Figuren. Sechster Jahrgang. Leipzig, Verlag von K. F. Koehler. Ca. 1000
S. Preis 8 M.
Der Inhalt hat Aehnlichkeit mit demjenigen technischer Kalender, ist aber
alphabetisch angeordnet, so dass das Nachschlagen erleichtert wird. Ein besonderer
Vorzug des Buches besteht darin, dass langatmige Erläuterungen vermieden sind; mit
kurzen bündigen Worten ist der Kern dessen, worauf es ankommt, behandelt. Es ist das
einzige Werk, welches ausführliche Preisangaben über technische Artikel und
Erzeugnisse bringt. Die unter den Artikeln angegebenen Bezugsquellen erhöhen den
praktischen Wert des Buches.
Die Akkumulatoren für
Elektricität von Prof. Dr. Edm. Hoppe. Dritte
neubearbeitete Auflage. Berlin. Verlag von Julius Springer. 425 S. mit 93
Abbildungen.
Das vorliegende Werk zeigt als Besonderheit die eingehende Darstellung der bei der
Aufspeicherung elektrischer Energie in Betracht kommenden Theorien (Theorie der
Elektrolyse und Polarisation, Theorie der Stromerzeugung im Akkumulator), denen
allein etwa 150 Seiten gewidmet sind; gleich gründlich sind die Abschnitte
„Messungen“ und „Versuchsresultate“ behandelt (85 Seiten). Der
praktische Teil bringt die Beschreibung der technisch wichtigeren Typen mit einer
ausführlichen Liste der deutschen Patente, sowie die Kapitel über Behandlung und
Verwendung der stationären und transportablen Akkumulatoren. Das Buch gibt jedem
Interessenten schätzenswerte Auskunft über das vorliegende Gebiet, besonders
wertvolle Belehrung denen, welche das Wesen des Akkumulators zu studieren
wünschen.
Grundriss der Physik nach dem
neuesten Stande der Wissenschaft. Zum Gebrauch an höheren Lehranstalten und zum
Selbststudium von Dr. K. F. Jordan, Berlin-Verlag von
Julius Springer 1898. 265 S. mit 142 in den Text gedruckten Abbildungen. Preis geb.
4 M.
Der vorliegende Grundriss ist die zweite, stark vermehrte und verbesserte Auflage des
„Physikalischen Teils“ der „Schule der Pharmacie“, deren
Veröffentlichung im Jahre 1893 erfolgte. Der Verfasser ist bemüht gewesen, der hohen
Entwickelung der Technik, speziell der Elektrotechnik, Rechnung zu tragen, und
stellt sich die dankenswerte Aufgabe, die physikalischen Erscheinungen, die er
bespricht, nicht nur zu erklären, sondern, auf ihr inneres Wesen eingehend, ihren
tieferen Zusammenhang aufzudecken und dem Leser und Lernenden den Sinn der
physikalischen Erscheinungswelt klarzulegen.
Neue technische Kalender.
Chemiker-Taschenbuch für das Jahr
1899 nebst Mitgliederliste und Vereinsmitteilungen. Im Auftrage des
Berliner Bezirksvereins deutscher Chemiker unter Mitwirkung von Dr. J. Ephraim, Dr. W. Karsten
und Dr. F. Regelsberger herausgegeben von Dr. Franz Peters. Berlin. Druck von R. E. Funcke. Preis 1
M.