Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 314, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 46 |
Download: | XML |
Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Die „Turbinia“.
Anschliessend an den Artikel „Die Laval'sche
Dampfturbine“ (1899 313 145) möchte ich noch
einige Mitteilungen über das in meinem Aufsatz erwähnte schnellste Schiff der Welt machen, welches durch Parson'sche Dampfturbinen betrieben, mit 35 Knoten in der Stunde fährt.
Abbildungen (Fig. 1 bis 3) und kurze Beschreibung nach The Graphic,
wodurch diese grosse Geschwindigkeit erreicht wird, dürften einiges Interesse
beanspruchen.
Textabbildung Bd. 314, S. 46
Fig. 1.Durchschnitt des Turbinenbootes.
Aus dem Durchschnitt des Bootes (Fig. 1) sind drei
Schraubenwellen zu ersehen, deren jede drei Schrauben trägt, was im ganzen also 9
Stück ausmacht, die mit 2500 Touren in der Minute umlaufen, statt der
gebräuchlichen Dampfmaschinen mit ihrem Gestänge und Hebel werk, ihren hin und her
gehenden Kolben u.s.w. drei einfache Turbinen, in welchen die bewegende Kraft
beständig nach einer Richtung hin drehend wirkt.
Fig. 2 stellt eine dieser Turbinen teilweise
aufgedeckt dar; sie besteht aus einem Aussenmantel mit Ringen von einwärts
gekrümmten kurvenförmigen Zellen BB besetzt, die in
einem Winkel von 45° stehen, innerhalb derselben rotiert eine konzentrische Welle
mit nach einwärts gerichteten Zellen CC, die im
entgegengesetzten Winkel als die vom Aussenmantel sitzen.
Der aus dem Kessel mit hohem Druck kommende Dampf tritt durch die Oeffnung A ein, strömt in die erste Reihe der festen Zellen,
wird geteilt und in eine Anzahl kleiner Ströme zerlegt, diese beaufschlagen den
ersten Kranz der beweglichen Schaufeln und geben der Welle, auf welcher sie sitzen,
eine Drehbewegung, werden durch die nachfolgende Reihe der feststehenden Zellen
getrieben, erteilen dem zweiten beweglichen Kranz einen Stoss u.s.f., bis sich die
Ströme wieder vereinigen und in das Abdampfrohr gelangen.
Fig. 3 gibt das Diagramm der Dampfwege. Zum Zweck der
Umkehrung der Bewegung sind besondere kleine Turbinen auf der mit D bezeichneten Schraubenwelle befestigt, sie werden
durch den Abdampf bethätigt, nachdem die Frischdampfleitung vom Kessel durch ein
Absperrventil geschlossen ist.
Turbinenmotoren nehmen wenig Raum in Anspruch; was an Geschwindigkeit gewonnen wird,
muss man jedoch mit mehr Dampf bezahlen und die hierfür nötige Kohlenmenge dürfte
den Platzgewinn wieder ausgleichen. Ausser der hohen Geschwindigkeit haben die
Motoren noch den Vorteil, keine Erschütterung des Schiffs hervorzurufen.
Textabbildung Bd. 314, S. 47
Fig. 2.Cylinder der Dampfturbine.
Die kleine Turbinia wiegt 45½ t, misst 100 Fuss mit nur
9 Fuss langem Wellenschaft, auf dem die Dampfturbinen sitzen; erst kürzlich wurden
auf der Tyne als höchste Leistung 35 Knoten mit ihr gemacht. Es ist anzunehmen, dass
mit einem ähnlich ausgerüsteten grösseren Boot auf offener See bis 40 Knoten
erreicht werden können.
Zwei Torpedoboot-Zerstörer, gleichfalls mit solchen Turbinen besetzt, werden, wie
schon früher bemerkt, in Wallsend an der Tyne gegenwärtig gebaut, einer derselben
ist für die englische Marine bestimmt.
Das Prinzip der Dampfturbinen wurde durch Parson zum
erstenmal und zwar mit bestem Erfolg auf Schiffsmaschinen angewendet, nachdem er
sich verschiedene Jahre mit Verbesserung des Systems befasst hatte. Dieser neuartige
Motorentypus dürfte eine Umwälzung im Schiffsbau bedeuten.
Für gewisse Zwecke ist der Dampfturbine eine Zukunft nicht abzusprechen, doch muss
sie immerhin noch vollkommener werden. Hierher gehört namentlich, dass ihre
Tourenzahl übereinstimmend nach der mit ihr unmittelbar gekuppelten bezw.
verbundenen Dynamo zu richten, die Maschine also ohne Räderhintersetzung auszuführen
wäre. Diese Reduktion der Tourenzahl wird sicher auch noch möglich und ist
anzunehmen, dass hierdurch der Dampf verbrauch sich ebenfalls noch vermindert. –
Textabbildung Bd. 314, S. 47
Fig. 3.Diagramm der Dampfwege.
Während vorstehende Zeilen zum Druck gelangten, brachte die Tagespresse eine Notiz
darüber, dass einem Ingenieur Trossin in Hamburg
kürzlich Patente für Deutschland, England und Amerika auf eine neue Turbine erteilt wurden, die möglicherweise
gleichfalls eine Zukunft hat und über die sich Sachverständige, u.a. Prof. Voller vom Hamburger physikalischen Staatslaboratorium,
günstig geäussert haben.
Die Turbine soll mit geschmolzenem Blei anstatt mit
Wasser getrieben werden. Dem Blei wird durch überhitzten Dampf eine hohe
Geschwindigkeit erteilt und vermöge seiner Schwere soll es mit grosser Kraft auf die
Zellen des Turbinenrades wirken. In konstruktiver Hinsicht lässt sich das Problem
ohne Einblick in die Einzelheiten nicht beurteilen, dagegen kann mit Bezug auf
dynamische Wirkung von einer solchen Maschine wohl behauptet werden, dass der
Wirkungsgrad ein erheblich höherer sein dürfte als derjenige einer Wasserturbine bei
ähnlichen Grössenverhältnissen.
Ersetzt man das Wasser z.B. durch Quecksilber, so wird der Wirkungsgrad der Maschine
steigen, aus keinem anderen Grunde, als weil die
Masse des Quecksilbers grösser ist als die des
Wassers – mit einem Wort: der Nutzeffekt einer Turbine wird unter sonst gleichen
Umständen desto höher, je grösser das Produkt „Masse × Druck“ der Flüssigkeit
wird.
Hieraus lässt sich folgern, dass die neue Erfindung einen Fortschritt
hauptsächlich auch im Hinblick auf die Forderung hoher Umlaufzahlen, die vom
elektrotechnischen Standpunkt aus an den Dampfmaschinenbau gestellt werden,
darstellt.
Besondere Hoffnung setzt der Erfinder auf die Verwendbarkeit seiner Turbine bei
Schiffsmaschinen und er betont die Kohlenersparnis, die sich aus der Verwendung von
überhitztem Dampf als motorische Kraft ergibt.
W. Müller-Cannstatt.
Doktor der Technik.
Die technischen Wissenschaften haben in unserer Zeit den grossartigsten Aufschwung
genommen; sie stehen Hand in Hand mit den Naturwissenschaften im Vordergrunde der
geistigen Bewegung und ihre Errungenschaften geben den Gegenwartsmenschen das
stärkste Bewusstsein von der Kraft und Hoheit der kämpfenden und siegenden
Intelligenz. Die Gleichstellung der technischen Hochschulen mit den Universitäten
ist denn auch längst vom Staate und von der Welt der Gebildeten in allem
Wesentlichen anerkannt; die Einsicht der Erfahrenen, die das Feld der geistigen
Arbeit überblicken, hat sie geschaffen, die imponierende Arbeit der Techniker hat
sie gerechtfertigt, und das Temperament der Jugend ist ihr warmherzig
entgegengekommen. Die Gleichgeltung der Professoren an den Hochschulen beider Art
kann keinem ernsten Zweifel begegnen; die Studenten da und dort fühlen und verbinden
sich als Kollegen – warum soll der Parallelismus auf einer Mittelstufe innehalten,
warum soll der absolvierte Techniker, der den hohen Anforderungen der schwierigsten
Disziplinen entsprochen hat und durch alle schweren Prüfungen hindurchgegangen ist,
des allverständlichen Zeichens der schwer errungenen Befähigung und des mühsam
erworbenen Grades entraten? Hier hat die Gleichheit eine Lücke, die schon lange
schmerzlich empfunden und von keiner Seite bestritten wird. Diese Lücke ausfüllen
heisst dem Geist der modernen Entwickelung Rechnung tragen und einer Forderung der
Gerechtigkeit entsprechen. Zu dieser hohen moralischen Bedeutung der in Aussicht
gestellten Reform gesellt sich eine ebenso wichtige praktische, die einem drängenden
Bedürfnis entgegenkommt. Dem von der Hochschule für reif erklärten Techniker, der in
das wirksame Leben hinaustritt, fehlt bis zur Stunde eine Bezeichnung, die bei aller
Welt beglaubigt und weder einem Missverständnis noch einer Verwechslung unterworfen
ist. Alle Titel, die ihm zur Zeit zugesprochen, und die für ihn neuerdings von den
Gegnern des technischen Doktorats in Vorschlag gebracht werden, entbehren den
Vorzug, dass ihr moralischer Wert und ihre praktische Bedeutung in das Bewusstsein
der Allgemeinheit übergegangen sind. Der „Ingenieur“ mit allen erdenklichen
Zusätzen und Steigerungen ist dadurch, dass er zugleich eine Berufsthätigkeit und
einen erworbenen Grad bezeichnen soll, immer wieder der irrtümlichen Auffassung
preisgegeben. Nur der Doktor, mit dem alle Welt längst eine bestimmte Vorstellung
verbindet, der in deutlichster Art auf den zurückgelegten Studiengang und auf die
glücklich überstandenen Prüfungen zurückweist, kann dem Techniker das soziale
Ansehen, den Kredit und den Schutz der erprobten Fähigkeit gewähren, die ihm auf
Grund seiner Arbeit und seines Wissens gebühren.
Wir kenen alle die Bedenken, die gegen das technische Doktorat ins Feld geführt, wir
verstehen sie, aber wir teilen sie nicht. Die philologische Abneigung, ein Wort, das
sprachgeschichtlich mit den humanistischen Studien zusammenhängt und aus der
Entwicklung der Universitäten hervorgegangen ist, auf die jüngeren
Schwesterhochschulen zu übertragen, entspringt einer begreiflichen Empfindlichkeit,
aber keinem gesunden Gefühl. Es ist das Schicksal der menschlichen Einrichtungen und
ihrer Namen, sich immer mit neuem lebendigem Inhalt zu erfüllen. Ihre Kraft wird nur
gesteigert und ihr Wert erhöht, wenn ein organisches Wachstum ihre Grenzen
erweitert.
Es wäre ein Leichtes, dafür die Beispiele in Hülle und Fülle heranzuziehen. Der
„Minister“ von heute würde sich bedanken, wenn man ihm die Funktionen
zumuten wollte, die im Mittelalter mit diesem Namen verbunden waren, und der
„Doktor“ selbst hat im Laufe der Jahrhunderte seine Bedeutung gewechselt
und zur Bezeichnung verschiedenartiger Rechte gedient. Tiefer scheint jenes Argument
zu greifen, das zwischen der erkenntnistheoretischen Forschung und der angewandten
Wissenschaft unterscheidet und diesen Unterschied, den es auf die Universitäten und
technischen Hochschulen anwendet, in der Bezeichnung der Gelehrten, die aus beiden
Anstalten hervorgehen, gewahrt wissen will. Aber ganz davon zu schweigen, dass die
Grenzen, die man so scharf ziehen will, in Wahrheit fliessende sind, dass der Mann
der „Forschung an und für sich“ oft unbewusst eine ganze Umwälzung im
praktischen Leben herbeiführt und dass umgekehrt der praktische Erfinder auf seinem
Wege in vielen Fällen zu wichtigen erkenntnistheoretischen Ergebnissen gelangt, ganz
zu schweigen von der stetigen lebendigen Wechselwirkung der beiden Richtungen –
beruhen denn diese Unterscheidungen auf einer sicheren und gründlichen Beobachtung des
ganzen Hochschulwesens? Möglich, dass vor langen Jahren, als die technischen
Hochschulen erst aus gewerblichen Anstalten hervorwuchsen, und die vom Leben
abgewandten Geisteswissenschaften an den Universitäten den Ausschlag gaben, jene
Sonderung a potiori gelten konnte. Heute sind die angewandten Wissenschaften von der
Universität, die tüchtige praktische Aerzte heranbilden soll, gar nicht mehr
fernzuhalten, während die sogen. absolute Wissenschaft auch in den technischen
Hochschulen längst eine Stätte der eifrigsten Pflege gefunden hat. Die synthetische
Geometrie zum Beispiel dient in ihren schwierigsten Problemen an den technischen
Hochschulen keineswegs den absehbaren praktischen Zwecken, sondern der Verstärkung
des Forschertriebs, der Schulung des Denkens und der Methode. Nein, der Zug der Zeit
drängt keineswegs dahin, die geistigen Arbeiter der chemischen Laboratorien, der
Maschinenwerkstätten und der physikalischen Kabinette von dem einsamen Denker in der
Studierstube zu trennen. Im Gegenteil – die Männer der beiden Richtungen fühlen sich
innerlich genötigt, einander die Hände zu reichen. Es ist wahrscheinlich, dass die
Universitäten die technischen Hochschulen mit der Zeit noch weit näher an sich
heranziehen werden, um im Sinne der modernen Entwickelung die universitas litterarum
zu vertreten. Schon heute liegt der Fall so, dass einzelne Professoren der
philosophischen Fakultät ihren Fachgenossen an den technischen Hochschulen geistig
weit näher stehen, als den Universitätskollegen, mit denen sie am grünen Tische
beisammen sitzen. Wer weiss, ob nicht in absehbarer Zeit ein engeres Band die heute
noch getrennten Hochschulen umschliesst und eine neuartige Gliederung der Fakultäten
zu Gunsten ihrer Einheitlichkeit und ihres inneren Einverständnisses ermöglicht?
Diese Frage mag der Zukunft überlassen bleiben. Zunächst begrüssen wir es als einen
Fortschritt im Sinne unserer geistigen Entwickelung, als einen Akt der Gerechtigkeit
und als die Befriedigung eines praktischen Bedürfnisses, wenn die technischen
Hochschulen mit dem Rechte ausgerüstet werden, vollgültige Doktorate zu verleihen.
Der „Doktor der Technik“ wird ein Wahrzeichen dafür sein, dass jenes rastlos
vorwärts drängende Wissen und Können das am unmittelbarsten den Fortschritten der
Kultur dient, ohne die Beziehung zu den schwierigsten Aufgaben des Denkens
aufzugeben, in der dankbaren modernen Gesellschaft seine volle Anerkennung gefunden
hat. (Berl. Neueste Nachrichten.)
Graphitschmiervorrichtung für Gebläsecylinder.
Die Cylinder von Gebläsemaschinen werden gegenwärtig in der Weise mit Graphit
geschmiert, dass der Graphitstaub von Hand während des Saugens unmittelbar vor den
Saugventilen oder -klappen in den Saugraum geworfen wird.
Dabei gelangt nur ein Teil des Graphits in den Cylinder und erfüllt seinen Zweck,
während der andere Teil nach unten fällt und im Saugrohr ungenützt liegen
bleibt.
Diesem unvollkommenen, nicht sparsamen und unsicheren Schmierverfahren abzuhelfen,
ist der Zweck der nebenstehend abgebildeten Vorrichtung, welche von der Firma Dreyer, Rosenkranz und Droop in Hannover ausgeführt
wird (D. R. G. M. Nr. 87772).
Die Schmiervorrichtung besteht aus einem Gefäss A zur
Aufnahme des Graphitstaubes und einem Krümmer mit Hahn H. Das Gefäss ist oben luftdicht verschliessbar und unten trichterförmig
gestaltet, so dass der Graphitstaub bequem in die 10 mm weite Bohrung des Krümmers
gleiten kann. Der Krümmer wird mit seinem wagerechten Ende entweder an den
Indikatorstutzen oder an eine besonders hierzu am Gebläsecylinder angebrachte Warze
angeschraubt.
Textabbildung Bd. 314, S. 48
Bei geschlossenem Hahn wird das Gefäss mit Graphitstaub gefüllt, oben bei D wieder zugeschraubt und dann der Hahn geöffnet. Es
steht nun das Innere des Gefässes mit dem Cylinderraum C in Verbindung. Während der Druckdauer strömt nun die gepresste Luft vom
Cylinder aus durch den Hahn in das Innere des Gefässes, so dass der Graphit
aufwirbelt und im Gefäss eine Staubwolke bildet. Jedoch kommt der Graphitstaub,
sobald die Luft L im Cylinder und Gefäss die gleiche
Pressung hat, zur Ruhe und sinkt zu Boden, auf diese Weise die untere
trichterförmige Oeffnung des Gefässes dicht verschliessend.
Bei dem nun folgenden Saugen dehnt sich die im Gefäss über dem Graphitstaub
befindliche Pressluft aus und drückt einen Teil des Graphits in den Cylinder. Dieses
Spiel wiederholt sich so lange, bis das Gefäss ganz von Graphitstaub entleert
ist. Auf diese Weise wird der gesamte Graphit ohne jeglichen Verlust in den
Cylinder gefördert.
Für jeden Cylinder sind zwei Graphitschmiergefässe erforderlich. Jedoch lässt sich
auch ein Schmiergefäss für beide Cylinderseiten verwenden. Es sind dann zwei Hähne
oder ein Dreiwegehahn erforderlich. Am zweckmässigsten ist jedoch die Verwendung von
zwei Gefässen, um die langen Rohrzuführungen zu vermeiden.
Anstatt des Krümmers kann auch ein gerades oder spitz- oder stumpfwinkeliges Rohr mit
Hahn ausgeführt werden, je nachdem die Anbringung des Gefässes am Gebläsecylinder
dies erfordert.
Bei Verwendung dieser Graphitschmiervorrichtungen ist man sicher, dass aller
Graphitstaub in den Cylinder gelangt.
Die bisher verwendete Graphitmenge kann deshalb mit Rücksicht auf den mit dem alten
Schmierverfahren verbundenen bedeutenden Verlust ganz wesentlich verringert
werden.
Die Schmiergefässe gewährleisten deshalb eine erhebliche Ersparnis an Graphit bei
erhöhter Betriebssicherheit der Gebläsemaschinen und helfen einem längst gefühlten
Bedürfnis ab.
Der Gewindezapfen bei C hat 21 min Durchmesser, so dass
½ Zoll Gasgewinde oder ¾ Zoll Whitworth-Gewinde, je nach Bestellung, angeschnitten
werden kann.
Im allgemeinen macht die Einführung des Graphits als Schmiermaterial nur sehr
langsame Fortschritte in Deutschland, obwohl die Anwendung desselben zu diesem
Zwecke sehr vorteilhaft für den Maschinenbetrieb sich erweist. Die Abneigung ist
aber begründet durch das grosse Angebot geringer Sorten, die äusserlich und für
Nichtkenner gut aussehend zu Versuchen Veranlassung geben, die nicht günstig
ausfallen. Zum Beispiel für Maschinenlager sollte nur feingemahlener Graphit
genommen werden, der mindestens 90% reinen Kohlenstoffgehalt hat.
Amerikanische Lokomotiven in Grossbritannien.
Die Monatsschrift Cassiers Magazine erörtert ausführlich
die Gründe, welche die Midland Eisenbahn veranlasst haben, 60 Lokomotiven in Amerika
zu bestellen. Trotz der 2725 Lokomotiven, welche genannte Eisenbahn besitzt,
reichten zu Anfang des Jahres die zur Verfügung stehenden Zugmittel nicht mehr aus,
man schrieb daher eine Lieferung von 20 Stück in England aus, erhielt indes den
Bescheid, dass die dortigen Fabriken die erste Maschine nicht vor Ablauf von 15
Monaten zu liefern in der Lage wären, wobei man ausserdem nach den gemachten
Erfahrungen noch mit Ueberschreitung der Lieferfristen rechnen musste. Dagegen
erklärten sich amerikanische Fabriken zur Beschaffung des Gesamtloses in 14 Monaten
bereit. Da die englische Eisenbahngesellschaft sehr eilig war, so vergab sie die
Bestellung nach Amerika und zwar je zur Hälfte an die Baldwin und die Schenectady Works.
Mittlerweile sind 10 Maschinen durch den Seekanal in Manchester angekommen. Sie sind
nach einer in Amerika vielfach verbreiteten Bauart, dem dort sogen.
„Mogul-Type“ gefertigt. Sie haben aussenliegende Cylinder und dreifach
gekuppelte Achsen wie die unserigen, unterscheiden sich aber sonst in mancher
Hinsicht von der bei uns und in England gebräuchlichen Bauart. So haben sie an
Stelle der bei uns allgemein üblichen Feuerbuchsen aus Kupfer solche aus Flusseisen,
gänzlich andere Rahmen sowie Lagerung und Verteilung des Gewichts, hinsichtlich der
Herstellung und Bearbeitung der einzelnen Teile sind sie im allgemeinen einfacher
und daher auch billiger in der Fabrikation.
Durch die Tagespresse ist bekannt geworden, dass bei einer am 25. August d. J.
erfolgten Submission der sächsischen Staatsbahnen auf 20 Stück vierachsige
Personenverbundlokomotiven von den Baldwin Locomotive
Works in Philadelphia ein Angebot gemacht wurde, das sich ausschliesslich
Eingangszoll auf 54760 M. für je eine Lokomotive frei Chemnitz stellte, während das
niedrigste deutsche Angebot 54540 M., also scheinbar nur 220 M. weniger betrug.
Dabei wollte die amerikanische Firma die Verschiffung innerhalb 7 Monaten
bewerkstelligen, während die deutschen Lokomotivbauanstalten erklärten, nicht vor 9
Monaten mit der Lieferung beginnen und dieselbe erst mit Juni 1901 beenden zu
können. Ist nun auch die Erteilung des Zuschlags an die amerikanische Firma aus dem
Grunde nicht zu befürchten gewesen, weil sich das Angebot, abgesehen von der
teilweisen Verwendung minderwertigen Materials, auf ein von der Ausschreibung
abweichendes Lokomotivsystem Baldwin (Vauclain), D. p. J. 1898
308 124, bezog, so enthält doch dieser Vorgang die
ernste Mahnung, uns auf allen Gebieten zur Bekämpfung des amerikanischen
Wettbewerbes zu rüsten.
Erwähnt mag bei dieser Gelegenheit noch werden, dass die Stadt Glasgow neulich
Maschinen für die dortige elektrische Zentrale im Werte von 2291080 M. in Amerika
bestellt hat. (Stahl und Eisen.)
–h.