Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 314, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 78 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Der Luftballon im Heeresdienst.
Ueber die Verwendung des Luftballons im Heeresdienst bringt die Nordd. Allg. Ztg. einen Aufsatz, für den ein besonderes
Interesse vorausgesetzt werden darf. Es wird darin ausgeführt:
Mit dem Fesselballon sind in der kurzen Zeit seines Bestehens schon wiederholt
wesentliche Veränderungen vorgenommen worden. Bis zum Jahre 1896 wurde als
Fesselballon der kugelförmige, wie solcher auch jetzt noch zu Freifahrten im
Gebrauch ist, benutzt. Derselbe zeigte wesentliche Nachteile; er war wenig stabil
und bei einer Windstärke von mehr als 6 bis 7 m war seine Benutzung überhaupt
ausgeschlossen. Diese Uebelstände führten zu mannigfachen Versuchen, welche endlich
mit der Annahme des Drachenballons endeten. Dieser wurde vor wenigen Jahren erfunden
und dessen Form ist jetzt bei den Armeen Frankreichs, Englands und Oesterreichs im
Gebrauch. Das Prinzip dieses Ballons entspricht dem Prinzip des Drachens, wie ihn
die Kinder beim Spielen steigen lassen. Dadurch, dass er etwas schräg in den Wind
gestellt wird, wirkt der Wind nicht mehr wie früher drückend, sondern hebend auf den
Ballon, und es ist durch diese Konstruktion möglich geworden, den Ballon fast bei
jedem Wetter steigen zu lassen. Die Hülle des Ballons hat eine längliche Form, ist
in der Mitte cylindrisch, und an beiden Enden sind Kugelabschnitte angesetzt. Durch
Zeug wird dieser Ballon in einen kleinen unteren und einen grösseren oberen Teil
getrennt. In letzterem befindet sich das zum Schweben nötige Gas (Wasserstoffgas),
in ersteren dringt durch eine trichterförmige Oeffnung Luft. Durch diese Anordnung
ist es möglich, die dem Ballon nötige längliche Form beizubehalten. Am hinteren Ende
des Ballons befindet sich ein länglicher, nach unten gebogener, wulstförmiger
Ansatz, ähnlich dem Aussehen eines Krebsschwanzes. In diesem befindet sich Luft, und
durch denselben ist es möglich, dem Ballon die dem Drachenprinzip entsprechende
schräge Stellung zu geben, und dieser Luftsack trägt wesentlich zur Verminderung der
Schwankungen in der Luft bei. Der Korb zur Aufnahme der Personen befindet sich unter
der Mitte des Ballons, das Haltekabel etwas nach vorn. Die Verwendung ist bis zu
einer Windstärke von 14 bis 15 m möglich. Der Korb ist im allgemeinen zur Aufnahme
einer Person eingerichtet, die Verständigung dieser mit den auf der Erde
Befindlichen geschieht mittels Telephons. Dieser Luftballon ist infolge seiner
Konstruktion fast an jedem Tag des Jahres zu verwenden, was gegen den früher im
Gebrauch gewesenen einen wesentlichen Vorteil zeigt. Die höchste Höhe, bis zu
der ein Hochlassen möglich ist, beträgt 1000 m; selbstverständlich vermindert sich
diese Zahl bei schwerem Wetter.
Unter normalen Umständen ist eine Beobachtung im Umkreise von 7 bis 8 km mit Hilfe
eines guten Glases für militärische Zwecke möglich, d.h. auf diese Entfernungen kann
der im Ballonkorb Befindliche noch Truppen und ihre Bewegungen erkennen; nur unter
den günstigsten Verhältnissen vergrössern sich diese Entfernungen bis zu 12 bis 13
km. Ein Beobachten auf derartige Entfernungen ist infolge der Schwankungen des
Ballons, welche die Orientierung anfangs sehr erschweren und verhindern, besonders
wenn die Hilfe des Fernglases notwendig ist, den zu beobachtenden Gegenstand
fortgesetzt im Auge zu behalten, sehr schwierig, und muss selbstverständlich erst
erlernt werden. Die meisten sehen überhaupt bei den ersten Aufstiegen gar nichts.
Sind jedoch erst die oben angegebenen Schwierigkeiten überwunden, so überblickt der
Aufgestiegene das Gelände wie eine Karte, alle, auch die langsam vor sich gehenden
Veränderungen kann er in wenigen Sekunden erkennen. Die Verwendung dieses erst seit
wenigen Jahren im Gebrauch befindlichen Kriegsmittels ist sowohl im Festungs- als
auch im Feldkrieg von grossem Wert. Zur Bedienung des Ballons in ersterem werden
Leute bei der Fussartillerie und den in Festungen liegenden Infanterie-Regimentern
ausgebildet, während in letzterem das Luftschifferbataillon (vom 1. Oktober 1899 ab,
bis dahin Abteilung), zwei Kompanien stark, Verwendung findet. Selbstverständlich
ist der Gebrauch des Fesselballons um so leichter, vielseitiger und bequemer, je
mehr er an einer Stelle stehen bleiben kann. Am bequemsten ist deshalb die
Verwendung des Ballons im Festungskrieg und hier wiederum bei dem Verteidiger, da
bei diesem die Verwendung einer grösseren Zahl von Fahrzeugen unnötig erscheint. Ein
Mitführen des Gases ist nicht erforderlich, da die Füllung stets an dem
Herstellungsort des Wasserstoffgases oder wenigstens in dessen Nähe stattfinden
kann. Der Raum zum Platzwechsel ist nicht sehr gross, so dass, im Fall ein solcher
nötig wird, derselbe mit gefülltem Ballon vorgenommen werden kann.
Im Festungskriege kann die Führung aus der Verwendung des Ballons folgende Vorteile
ziehen: Der Verteidiger erkennt von ihm aus die Heranschaffung des
Belagerungsmaterials, die Herrichtung des Parks des Angreifers und ist so sehr bald
in der Lage, sich ein Bild machen zu können, von welcher Seite der Hauptangriff zu
erwarten ist. Dementsprechend ist er schon während der Vorbereitungen des Gegners,
also viel zeitiger als in früheren Kriegen, in der Lage, seine Gegenmassregeln zu treffen. Dem
Angreifer wird es immer schwieriger, mit seinen Hauptangriffsbatterien überraschend
aufzutreten und sich so Vorteile zu sichern. Der Angreifer übersieht genauer und
schneller als früher die Verteidigungswerke, er bemerkt, ohne dass schon von allen
Stellungen aus das Feuer eröffnet worden ist, die gegnerischen Anschluss- und
Zwischenbatterien, die Herstellung der Zwischenstellungen u.s.w. Beide erkennen
genau die Wirkungen ihrer Artillerie, können die Schüsse genau beobachten und ihren
eigenen Batterien die Lage verdeckter Ziele angeben u.s.w. Auch für den Feldkrieg
bringt der Luftballon wesentliche Vorteile; auch hier ist für den in
Verteidigungsstellung Befindlichen die Verwendung naturgemäss bequemer als für den
sich Bewegenden, den Angreifer. Der erstere wählt seinen Platz zum Aufstieg, stellt
sich in Ruhe auf und beginnt seine Beobachtungen, nachdem er sich orientiert hat,
die feindlichen Truppen erscheinen ihm nach und nach.
Einzelne Optimisten hatten gehofft, dass die Thätigkeit des im Ballon Beobachtenden
vollständig an Stelle derjenigen der aufklärenden Kavallerie treten könne. Dieses
hätte allerdings wesentliche Vorteile gehabt, denn das Gesamtbild, das sich der
Führer auf Grund der Meldungen des Beobachters im Fesselballon macht, deckt sich der
Zeit nach vollständig mit der wirklichen Situation, während dasjenige, das auf Grund
der Meldungen der Reiterei entsteht, mag dasselbe noch so genau sein, doch stets nur
eine vergangene Situation angibt. Auch können im ersteren Falle etwaige Lücken des
Bildes leicht durch den Beobachter ausgefüllt werden. Diesen Vorteilen steht aber
zunächst gegenüber, dass das neue Kriegsmittel gegen Zufälle noch zu empfindlich,
die Beobachtung noch zu abhängig von Wind und Wetter ist, als dass man immer auf
dasselbe rechnen könnte. Ferner ist ein Erkunden mittels des Ballons nur in der Nähe
des Schlachtfeldes möglich; zu weit ausholenden Rekognoszierungen, wie solche
namentlich bei den nächsten Massenheeren nötig sind, ist der Ballon nicht fähig;
hier kann die Kavallerie nicht entbehrt werden. So viel steht jedoch fest, dass man
vom Fesselballon unter normalen oder halbwegs günstigen Verhältnissen immer und
zuverlässig in der Lage ist, den Aufklärungsdienst der Kavallerie unmittelbar vor
und während des Gefechts nicht nur zu ergänzen, sondern ihn nach Vollständigkeit der
Beobachtung und Schnelligkeit der Meldung sogar weit zu übertreffen und
vollständiger, umfassender, rascher und einfacher Erkundigungen auf dem
Gefechtsfelde einzuziehen, als die Reiterei.
Betrachten wir nun noch kurz die Hauptpunkte der Thätigkeit eines Beobachtenden in
einer Verteidigungsstellung: Vor dem Gefecht: Feststellung der Anmarschlinien des
Feindes und die Kräfteverteilung. Feststellung der Abwesenheit des Feindes auf
anderen wichtigen Linien. Beobachtung des feindlichen Aufmarsches. Während des
Gefechts: Feststellung der feindlichen Schützenlinien, was nach Einführung des rauch
schwachen Pulvers besonders wichtig erscheint. Es wird dieses dem im Ballon
Befindlichen dadurch erleichtert, dass er die Stellung der Reserven und ihren
Verkehr mit den Schützenlinien sehen kann. Der eigenen Artillerie kann er gegen
direkten Schuss gedeckte grosse Ziele angeben und die Wirkung beobachten.
Beobachtung der feindlichen Kräfteverteilung und frühzeitige Erkennung von
Umfassungsabsichten. Feststellung der Verhältnisse in der Gefechtslinie der eigenen
Truppe. Dieses letztere ist bei der grossen Ausdehnung der künftigen Schlachtfelder
von ausserordentlicher Wichtigkeit. Aehnliche Anforderungen werden an den
Beobachtenden des Angreifers gestellt werden müssen, nur befindet sich dieser
insofern im Nachteil, als sich alles das auf einmal seinem Auge darbietet, was der
Verteidiger nach und nach beobachten konnte. Deshalb ist hier um so besseres
Orientierungsvermögen und um so schnelleres Auffassen der wichtigsten Punkte
erforderlich.
In letzter Zeit hat der Gebrauch des Fesselballons noch in zwei Punkten eine
Erweiterung erfahren: 1. findet er Verwendung im optischen Signalwesen, das
neuerdings auch zum Gebrauch des Feldkriegs in den verschiedenen Armeen in Aufnahme
kommt, indem man an dem Haltekabel kleine Signalbälle in die Höhe lässt, wie das
z.B. in Deutschland zum erstenmal in den Kaisermanövern im Jahre 1898 bei Minden der
Fall war. Sollen keine Signale empfangen werden, so ist der Aufstieg einer Person
natürlich unnötig, und es wird zum Hochlassen der Bälle, also zum Zeichengeben ein
kleiner Ballon benutzt; 2. werden Versuche gemacht, den Luftballon der Telegraphie
ohne Draht nutzbar zu machen. Diese Versuche haben bereits gute Resultate
ergeben.
Es ist selbstverständlich, dass man sehr bald auf Mittel sann, dieses gefährliche und
immer gefährlicher werdende Kriegsmittel unschädlich zu machen. So wurden denn
eingehende Versuche gemacht, um die Wirkung der Feuerwaffen gegen den Luftballon zu
erproben. Diese Versuche haben ergeben, dass Infanteriefeuer demselben nicht
schadet. Eine Wirkung können nur Feld- oder schwere Geschütze mit Schrapnells
erzielen, jedoch auch nur unter oft grossem Munitionsverbrauch. Auch hierbei
ist für die im Korbe befindliche Person, wenn sie nicht selbst getroffen wird oder
wenn der Ballon nicht Feuer fängt oder wenn das Geschoss nicht in der Hülle
krepiert, selten etwas zu fürchten, da die entstehenden Oeffnungen meist nur klein
sind, das Gas also langsam ausströmt und der Ballon sich infolgedessen nur
allmählich senkt. Auch ist der Schaden meist schnell wieder gut zu machen. Als
bestes Mittel gegenüber dem feindlichen Artilleriefeuer gilt noch immer ein
Herangehen nicht unter 5 km und ein dauernder Wechsel in Höhe und Platz, sobald die
feindlichen Geschütze gegen den Ballon zu wirken beginnen.
Simplontunnel.
Wie vom Bodensee gemeldet wird, schreiten die Arbeiten am Simplontunnelbau auf der
Südseite rüstig vorwärts. Das Hotel für die Ingenieure und Beamten, die Wohnhäuser
für verheiratete Arbeiter, sowie das grosse Krankenhaus gehen ihrer Vollendung
entgegen. Auf der italienischen Seite sind gegenwärtig beim Bau über 1200 Arbeiter
beschäftigt; im Haupttunnel sind bereits 1150 m gebohrt; der tägliche Fortschritt
beziffert sich durchschnittlich auf 5 m. – Mit dem Bau einer Eisenbahn auf den
Montblanc scheint es ernst werden zu wollen. Sachverständige sind an der Arbeit, um
die Grundlagen für das Unternehmen festzustellen, darunter J. Vallot, Direktor des meteorologischen Observatoriums auf dem Montblanc,
der Ingenieur Henry Vallot, der Naturforscher Dépéret aus Paris, der Mineraloge Offret und der Mediziner Lépine aus Lyon. Diese Gelehrten haben sich vereinigt, um die zahlreichen
Fragen der Geologie, Physiologie und Technik zu lösen. Sie sind über die Möglichkeit
des Baues einig geworden. Die Projekte wurden der obersten Behörde des Departements
Hoch-Savoyen übergeben. Die Bahn soll von Ouches ihren Ausgang nehmen, elektrischen
Betrieb erhalten, wozu die Arve die nötige Kraft liefern soll. Im ganzen wird der
Schienenstrang 11 km lang sein; 12 Stationen werden errichtet. Der Endbahnhof soll
auf die Petits Rochers Rouges zu liegen kommen und besondere Einrichtungen erhalten,
um die Reisenden vor den unbehaglichen Einflüssen des geringen Luftdruckes und der
strengen Temperatur zu schützen.
–h.
Die Konjunktur der Arbeit.
In allen wissenschaftlichen und Fachkreisen begegnen wir den Betrachtungen über die
Leistungen des ablaufenden und die Ausblicke des kommenden Jahrhunderts und über den
Stand der Dinge an der Schwelle zweier Zeitalter. Verhehlen wir es uns nicht: Die
treibenden Elemente unserer Zeit sind die wirtschaftlichen; ein ungeheurer
Wettbewerb um die Güter der Erde ist zwischen allen Kulturvölkern entbrannt, und
wenn durch diese Jagd nach Besitz friedfertige Völker in Krieg getrieben werden, so
ist darin nur ein Auswuchs jenes Kampforganismus zu erblicken, der heute die ganze
Welt beherrscht. Der Volkswirt und Statistiker Raphael
Georges Levy untersucht daher in der Revue des Deux
Mondes die wirtschaftliche Ordre de Bataille der Nationen.
Welcher Art Güter sind es heute, die den Vorrang an Wohlstand und Gedeihen unter den
einzelnen Völkern bestimmen? Es sind Gold, Silber, Kohle und Eisen. Alle anderen
Produktionen stehen in Abhängigkeit von diesen Grundlagen des nationalen Besitzes.
Die Golderzeugung hat sich gegen früher durch die Entdeckung neuer Felder in
Südafrika, Westaustralien und in den eisumschlossenen Hochthälern von Alaska weit
mehr als verdoppelt. Für das Jahr 1898 wird die Goldausbeute auf etwa 1½ Milliarden
Mark, die Ausbeute an Silber auf das Zehnfache an Gewicht und etwa 4 Milliarden Mark
an Wert berechnet. Aber diese Edelmetalle haben nur mehr indirekten Bezug auf den
öffentlichen Wohlstand, und ihre Produktion bildet nur einen verschwindend kleinen
Teil in der gigantischen Masse menschlicher Arbeit, die den anderen Hauptgütern, der
Kohle und dem Eisen, gewidmet ist.
Die Vereinigten Staaten Amerikas haben auf diesem Gebiete binnen weniger Jahre die
Führung an sich gerissen. Nicht nur, dass dieses Riesenreich in allen
Industriezweigen die Bedürfnisse seiner 75 Millionen Einwohner befriedigt, hat es,
ganz abgesehen von der Ausfuhr an Getreide, Fleisch, Holz, Obst und anderen
Naturprodukten, im Jahre 1898 bereits an Industrieerzeugnissen mehr ausgeführt, als
seine Einfuhr betrug. Der rücksichtslose Geschäftssinn des Amerikaners, der in den
Trusts Riesenagitation vereinigt, um alle Elemente der Arbeit, Rohgewinnung,
Transportmittel und Industrie in den Dienst des gleichen Zweckes zu stellen,
ermöglicht diese verblüffenden Erfolge. In den vier Jahren 1894 bis 1898 hat sich
die Erzeugung von Gussstahl von 6 auf 12 Millionen Tonnen vermehrt, so dass Amerika
heute schon auf dem Weltmarkt in Kohlen mit nahezu gleichen Riesenmassen wie England
erscheint.
Ein grosser Abstand trennt die Arbeitsvölker der germanischen und angelsächsischen
Rasse von den romanischen Nationen. Das kleine Belgien allerdings mit seinen
Wallonen und Flandern behauptet sich erfolgreich und ist mit seinen mächtigen
Kohlenbetrieben nahe
daran, die Flötze abgebaut zu haben; es sendet den Ueberschuss an Kapitalien und
Menschen den neuen Unternehmungen im Auslande, namentlich in Russland zu. Dagegen
ist Frankreich – nach dem eigenen Zeugnis der Franzosen – in dem Wettkampf
entschieden zurückgeblieben. Italien sucht den Mangel an Kohlen durch Ausnutzung
seiner Wasserkräfte und entsprechende elektrische Anlagen wettzumachen. Spanien
fängt an, seine Schätze an Metallen rationell auszubeuten.
Als ungeheuerliches Rätsel zukünftiger Entwickelungen erscheint das noch fast
unerforschte Russland mit seinen 130 Millionen Einwohnern und seiner stetig
zunehmenden Industrie als Gin Faktor, der heute schon auf diesem Gebiete ernsteste
Beachtung fordert. Heute schon produziert Russland mehr Stahl als Frankreich, und
der noch empfindliche Mangel an Kohle wird in Südrussland durch das Petroleum von
Baku in erheblichem Teile wettgemacht.
Im Zeichen dieser Verhältnisse und Zustände erfolgt der Uebertritt unserer Kulturwelt
in das neue Jahrhundert. Das kleine Europa, welches vor 100 Jahren dem Stirnrunzeln
des genialen Korsen gehorchte, empfängt heute sein Wohl und Wehe von den
Konjunkturen der Arbeit, die allen Teilen der bewohnten Erde gleichmässig gilt. Der Wettkampf der Nationen wird in den Maschinenwerkstätten
ausgefochten. (B. A.-Z.)
Aluminium-Magnesiumlegierung.
Die wertvollste Eigenschaft des Aluminiums, sein geringes spezifisches Gewicht
(2,64), konnte bisher nicht in dem gewünschten Masse ausgenutzt werden, weil es
unmöglich ist, das reine Aluminium mit schneidenden Werkzeugen sauber zu bearbeiten.
Die bearbeiteten Flächen zeigen Risse, die Späne bestehen aus kurzen Splitterchen,
die Werkzeuge schneiden nicht, sondern reissen. Feilen verschmieren sich nach
wenigen Strichen, so dass die die Feile führende Hand mehr das Gefühl eines
fruchtlosen Reibens hat, als das des Abhobelns von Spänchen. In dieser Beziehung
steht das reine Aluminium selbst den Eigenschaften des reinen Kupfers noch nach, das
bekanntlich der Bearbeitung schon grosse Schwierigkeiten entgegensetzt.
Seit Jahren ist man bestrebt gewesen, durch Zusatz von Schwermetallen, wie Kupfer,
Nickel, die technologischen Eigenschaften des Aluminiums zu verbessern, nicht ohne
eine entsprechende Erhöhung des spezifischen Gewichtes mit in den Kauf zu nehmen.
Obgleich hiermit der Hauptvorzug des Aluminiums zum Teil preisgegeben wurde,
entsprach die erzielte Verbesserung nicht den Erwartungen, weil es nicht möglich
war, an Arbeitsstücken aus diesen, zwar jetzt vielfach gebräuchlichen
Aluminiumlegierungen, saubere Flächen zu drehen, zu hobeln, zu fräsen oder
scharfgängige Gewinde zu schneiden. Ebenso war eine saubere Bearbeitung mit feinen
Feilen ausgeschlossen. Durch zahlreiche Versuche hat Dr. L.
Mach in Jena festgestellt, dass das spezifisch leichtere Magnesium (1,74)
in gewissem Verhältnis mit Aluminium legiert, dem letzteren alle die Vorzüge
hinsichtlich der mechanischen Bearbeitung und der Festigkeit verleiht, welche dem
Aluminium im reinem Zustande fehlen.
Versuche, Aluminium mit Magnesium zu legieren, sind bereits nach Mach zu der Zeit begonnen worden, als das Aluminium
entdeckt wurde. Wähler (Annalen
der Chemie und Pharmacie, 1866 S. 253) stellte zwei Legierungen der
genannten Metalle her. Zu der ersten Legierung nahm Wühler Al und Mg im Verhältnis gleicher Aequivalentgewichte und erhielt
eine zinnweisse äusserst spröde und im Bruch splitterige Masse, von der Stücke sich
bei Glühhitze entzünden liessen und wie Magnesium mit weisser Flamme fortbrannten.
Für die zweite Legierung wurde Al und Mg im Verhältnis von 4 Aequivalenten Mg und 1
Aequivalent Al genommen, und es entstand eine halbgeschmeidige Masse, welche,
vielleicht durch innig eingeschmolzenes Chlornatrium, die sonderbare Eigenschaft
hatte, in Wasser im Verlauf eines Tages ohne Wasserstoffentwickelung zu dünnen
Metallblättern zu zerfallen.
Die Vorstellung, welche Wähler über die von ihm
dargestellten beiden Legierungen gewann, fasste er wie folgt zusammen. Beide
Legierungen sind offenbar Gemenge, die eine in Salmiaklösung und kalter Natronlauge
unlösliche bestimmte Verbindung eingeschmolzen enthalten. In Salmiaklösung
entwickeln beide heftig Wasserstoffgas unter Abscheidung eines zinnweissen, stark
glänzenden Metallpulvers. Die Lösung enthält viel Magnesia, und die von der
Aluminium reicheren ist stark trübe von einem Magnesiaaluminat.
Parkinson (Journal of the
Chemical Society, 117, und Journal für praktische
Chemie, 101 S. 375) kommt nach seinen Versuchen mit Magnesiumlegierungen zu
dem Urteil, dass keine der Magnesium-Aluminiumlegierungen irgend eine praktische
Anwendbarkeit in den Künsten verheisst, und das zu einer Zeit, zu welcher die
Versuche von Wähler schon lange bekannt waren.
Die Gründe, aus welchen die ganannten Arbeiten zu einem fruchtlosen Ergebnis führten,
sind darin zu suchen, dass zunächst von keinem Forscher der Einfluss erkannt wurde,
welchen das Magnesium, in ganz bestimmten Verhältnissen zugesetzt, auf die
Bearbeitungsfähigkeit des Aluminiums ausübt, dass ferner in dieser mangelnden
Erkenntnis diese Beziehung zwischen dem Aluminium und Magnesium überhaupt nicht
untersucht und die zur Erzielung der genannten Eigenschaften notwendige Grösse des
Zusatzes an Magnesium in systematischer Versuchsreihe nicht untersucht werden
konnte. Statt dessen begnügte sich Wähler damit, nur
beide Metalle in gleichem oder einem Vielfachen der Aequivalentgewichte zu mischen,
also weit jenseits derjenigen Grenze anfing und sich von dieser entfernte, welche
überhaupt für die Bearbeitungsfähigkeit in Frage kommt.
Schliesslich ist nach Mach ein dritter Grund für das
Misslingen der früheren Versuche darin zu suchen, dass die beiden Komponenten der
Legierung nicht in der Reinheit verfügbar waren, welche unbedingt notwendig ist,
sondern wahrscheinlich Spuren von aus der Herstellungsweise des Aluminiums
herrührendem Natrium, Kohlenstoff oder Stickstoff enthielten. Diese Annahme liegt
deshalb nahe, weil einerseits Wähler angibt, dass seine
Legierung in Wasser zersetzt wurde, und ferner Muspratt
den schädlichen Einfluss der Luft und des Wassers ebenfalls, und zwar auf Grund von
anderer Seite gemachter Versuche erwähnt, während aus den Versuchen von Mach, welche mit chemisch reinem Aluminium und
Magnesium angestellt wurden, hervorgeht, dass eine solche
Aluminium-Magnesiumlegierung absolut luft- und wasserbeständig ist.
Auch das lange nach Wähler hergestellte Aluminium zeigte
starke Beimungungen. 1854 reduzierte Bunsen mit Hilfe
des galvanischen Stromes das Doppelsalz von Aluminiumchlorid und Chlornatrium,
wodurch er das Aluminium gleichfalls in Pulverform erhielt. Durch die Bemühungen von
Deville wurde 1856 nach ähnlichen Methoden
Aluminium fabrikmässig hergestellt und zwar durch Reduktion von
Aluminiumnatriumchlorid, zum Teil unter Zuschlag von Kryolith mittels Natrium. Erst
durch das elektrolytische Verfahren der letzten Jahre ist es möglich, wirklich reine
Metalle darzustellen.
Die Versuche von Mach haben im besonderen ergeben, dass,
um die angegebenen Eigenschaften zu erzielen, nicht weniger als 10 und nicht mehr
als 30 Gewichsteile Magnesium auf 100 Gewichtsteile Aluminium zugesetzt werden
dürfen, und dass ein Verhältnis von 10 bis 25 Teilen Magnesium am günstigsten wirkt.
Legiert man 100 Teile Aluminium mit 10 Teilen Magnesium, so besitzt die Legierung
dieselben mechanischen Eigenschaften wie gewalztes Zink. Eine Legierung mit 15
Teilen Magnesium entspricht einem guten Messingguss. Kommen 20 Teile Magnesium zur
Verwendung, so besitzt das Metall die Eigenschaften eines weichen Rotgusses oder
hartgezogenen Messingdrahtes, während bei 25 Teilen Magnesium die Legierung dem
gewöhnlichen Rotguss entspricht.
Die Legierung kann wie Aluminium in dünnflüssigem Zustande gegossen werden. Von den
Gussstücken kann man bei der Bearbeitung lange, gewundene Spanlocken wie beim
Messing nehmen. Die abgedrehten Flächen sind spiegelglatt und silberglänzend. Die
weicheren Legierungen lassen sich kalt schmieden, zu Blech walzen, zu Röhren und
Draht ausziehen und besitzen somit die sehr wertvollen Eigenschaften des reinen
Aluminiums. Die Härte und die Festigkeit sind so bedeutend, dass man aus der
Legierung auch Achsen, Hahnwirbel u.a. anfertigen kann. Man kann auch noch
Schwermetalle wie Kupfer, Nickel, Wolfram hinzufügen; doch wird ein solcher Zusatz
im allgemeinen zu verwerfen sein, weil damit das spezifische Gewicht der Legierung
erhöht wird und man doch schon alle mechanischen Eigenschaften bis in die feinsten
Abstufungen mit Magnesium völlig in der Hand hat.
R.
Bücherschau.
Die Fabrikation der Kautschuk- und
Leimmassetypen, -Stempel und Druckplatten sowie die Verarbeitung des Korkes und
der Korkabfälle. Darstellung der Fabrikation von Kautschuk- und
Leinmassetypen und -Stempeln, der Celluloidstampiglien, der hierzu gehörigen
Apparate, Vorrichtungen, der erforderlichen Stempelfarben, der Buch- und
Steindruckwalzen, Fladerdruckplatten, elastischen Formen für Stein- und Gipsguss;
ferner der Gewinnung, Eigenschaften und Verarbeitung des Korkes zu Pfropfen, der
hierbei resultierenden Abfälle zu künstlichen Pfropfen, Korksteinen, Pappen,
Isolierungsmassen und Teppichen. Von August Stefan. Mit
113 Abbildungen. Zweite, vollständig umgearbeitete Auflage. Wien. A. Hartleben's
Verlag. 21 Bogen Oktav. Geh. 2 fl. 20 kr. = 4 M. Eleg. geb. 2 fl. 65 kr. = 4,80
M.
Zu jenen Fabrikationszweigen, welche in ihren Details trotz der grossen Ausdehnung,
welche sie in kurzer Zeit erlangt haben, noch wenig bekannt sind, gehören auch die
Kautschukstempel.
Es finden sich in technischen Zeitschriften wohl Mitteilungen darüber, aber sie
können demjenigen, der Kautschukstempel erzeugen will, unmöglich jene Anleitung
geben, deren er bedarf, um nicht Zeit und Geld unnötig zu verschwenden.
Verfasser hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Verfahrungsweise der Herstellung
eingehend und leichtfasslich zu schildern, so dass jeder, der auch gar keine
Kenntnis der Manipulation hat, im stände ist, nach seinen Beschreibungen ein
brauchbares Fabrikat zu erzeugen, um so mehr, als gerade in kleineren Städten
industrie- und gewerbreicher Bezirke die Kautschukstampiglienfabrikation zu einem
einträglichen Erwerbszweige werden kann.
Neben den Kautschukstempeln sind auch die Leimmassestempel nicht unwichtig, weil ihre
Herstellungsweise mit den vorgenannten zusammenfällt; die ausgedehntere Anwendung
des Glycerinleims ist noch wünschenswert und sind auch hierfür Anleitungen
gegeben.
Ein besonderer Abschnitt behandelt den Kork und seine Verarbeitung zu Pfropfen und
anderen Zwecken. Die Fabrikation der Pfropfen ist auch ausserhalb der
Produktionsgebiete des Korkes an manchen Orten eine ziemlich bedeutende
Hausindustrie, und Hand in Hand mit derselben geht auch die rationelle Verwertung
der Abfälle, welche eingehend zu erörtern ebenfalls Aufgabe des Verfassers gewesen
ist.
Bei der Neubearbeitung des Werkes hat der Verfasser dasselbe einer gründlichen
Durchsicht unterzogen und überall verbessernde Hand angelegt, wo es zur leichten
Verständlichkeit notwendig erschien. Speziell in der Herstellung der
Kautschukstempel sind durchgreifende Neuerungen zwar nicht zu verzeichnen, wohl aber
hat sich die Form und Art vielfach verändert und wurde auch hierauf Rücksicht
genommen. Der Verarbeitung des Korkes wurde eingehende Aufmerksamkeit geschenkt, so
dass das Buch auch in seiner zweiten Auflage sich Freunde erwerben wird.
Hilfsbuch für Installationen von
Acetylenbeleuchtungsanlagen. Herausgegeben von Fr.
Liebetanz. Leipzig. Verlag von Oskar Leiner 1900. Preis geb. 3,75 M.
In das Pensum, das sich der Herausgeber dieses Werkchens gesteckt hat, teilen sich
zwei Autoren. Auf 37 Seiten gibt Liebetanz einen kurz
gedrängten Ueberblick über die Herstellung und die Eigenschaften des Calciumkarbids
und des Acetylens, über die Apparate zur Erzeugung des letzteren, die
Brennerkonstruktionen und die Verwendungsart, während nach dem Vorwort der Abschnitt
„Installation“ auf 48 Seiten von Ingenieur Keibel bearbeitet ist. Hier werden besprochen die Apparate und ihre
Aufstellung, die Installation der Gasleitungen, Druckmesser, Druckregler, Anordnung
der Hilfsapparate etc. Den Beschluss macht auf weiteren 19 Seiten die Aufnahme der
bestehenden Verordnungen für die Herstellung und Verwendung von Acetylen.
Das mit 85 Abbildungen ausgestattete Werkchen macht einen guten Eindruck. Die
Anordnung des Stoffes ist übersichtlich, die Sprache gefällig. Dasselbe kann daher
bestens empfohlen werden.
Bujard.
Zuschrift an die Redaktion.
(Unter Verantwortlichkeit des Einsenders.)
Zu den „Grundlagen zur Fluglehre“ von F.
Heinz-SarajevoD. p. J. 1899 313 *
28. * 132..
Der Verfasser des oben genannten Aufsatzes hat mich ersucht, meine Ansicht über seine
Darlegungen zu äussern; ich thue dies mit nachstehender Erwiderung.
Der Autor hat das Bestreben, eine Flugkraft, ein Flugvermögen zu entdecken, wie dies
schon einige seiner Vorgänger gethan haben.
Diese Bestrebungen haben, soweit ich mich erinnere, ihren Ursprung in der Hypothese
des fürstl. Reussischen Rats Schlotter, welcher kurzweg
von einer „mechanischen Flugbewegung im Vogelkörper“ sprach.
Fortgeführt wurde diese originelle Idee von Buttenstedt,
der die flugtechnischen Kreise heute noch beschäftigt.
Eine noch neuere Auflage erlebte diese Idee mit Emil
Jacobs elastischem Widerstand der Luft, der sich von der früheren
„mechanischen Flugbewegung“ nur dadurch unterscheidet, dass er statt im
Vogelkörper selbst im Flugmittel liegen soll, oder in beiden zugleich? Hier handelt
es sich überall um die Elastizität der Materie.
Wenn man unter diese „mechanische Flugbewegung“ vielleicht auch das
Beharrungsvermögen der Masse rechnen will, so gibt es noch mehrere Vertreter dieser
Theorie, es führt aber zu weit, alle aufzuzählen.
Heinz steht der Buttenstedt'schen Richtung sehr nahe, er kann aber bezüglich seiner
Reaktivkraft auch unter die Vertreter der verschiedenen Auslegungen des
Flugvermögens durch Beharrung gezählt werden.
Es ist kein Zweifel, dass alle diese Bestrebungen eine gewisse Berechtigung haben;
sie führen nach und nach zu der Robert Mayer'schen
Grund Vorstellung jedes mechanischen Vorganges in der Natur:
„Jede Bewegung entsteht durch Umwandlung aus einer anderen Bewegungsform.“
Da der alles erklärensollende Luftwiderstand keine Bewegungsform ist, so muss es eine
andere spezifische Mittelsflugbewegungsform geben, die sozusagen die Quelle der
sichtbaren Flugbewegung ist.
Darin bin ich also mit dem Herrn Autor eins.
Bezüglich der Auslegung des Bazin'schen Versuches zur
Erklärung der Segelflugerscheinung möchte ich jedoch den Einwand erheben, dass diese
Auslegung eine gesuchte ist.
Das Verhalten der Bazin'schen Kugel im angezogenen
Versuche bietet durchaus keinen Anlass zur Aufstellung einer neuen Kraftform,
nämlich der Reaktivkraft.
Textabbildung Bd. 314, S. 80
Diese Erscheinung lässt sich durch ganz bekannte Vorgänge erklären.
Nebenstehende Figur erläutert den Vorgang.
Um unnötige Wiederholungen zu vermeiden, setze ich die Voraussetzungen beim Versuche
als bekannt voraus.
Die Stossresultante Rs zerlegt sich in die
Normalkomponente S1 und
in die Komponente S2.
S1 drückt die Ebene an
die Kugel fest an, weil die Kugel beharrt, und erzeugt im Verein mit der
Normalkomponente a2 der
Kugelbewegung einen verstärkten ReibungswiderstandMan kann sich übrigens, um die Sache klarer zu
machen, die Komponente a1a2 ganz wegdenken, die Kugel stünde im Moment
des Stosses, im toten Punkt ihrer Bewegung..
S2 löst infolge der
rollenden Reibung ein Drehmoment der Kugel um den Trägheitsmittelpunkt M aus und zwar im Sinne der Aufwärtsbewegung.
Es ist also gerade so, als wenn wir der Kugel mit der Hand eine Beschleunigung
erteilt hätten.
Das Moment der Komponente S2 in Hinsicht auf den träge beharrenden Mittelpunkt M der Kugelmasse ist also die Reaktivkraft Heinz'; dass dieses eine bewegende Kraft ist,
unterliegt wohl keinem Zweifel; wogegen Heinz selbst
die Trägheit als Ursache der Erscheinung, nicht als eine bewegende Kraft erkennen
kann.
Nehmen wir den Fall an, dass das Moment der rollenden Reibung nicht ausgelöst werden
könnte, z.B. bei einem Würfel, so machen wir die Wahrnehmung, dass der Würfel der
Ebene folgt, weil er von der Stossbewegung in seitlicher Richtung ergriffen
wird.
Wer erinnert sich da nicht eines einfachen und bekannten Experimentes mit einer Münze
und einer Spielkarte.
Legt man die Münze auf die Spielkarte und balanciert das Ganze auf einer Fingerspitze
der einen Hand, während man mittelst einer Schnellbewegung des Mittelfingers und des
Daumens der anderen Hand die Karte genau in ihrer wagerechten Richtung wegschnellt, so bleibt die Münze auf der Fingerspitze
liegen.
Bei der geringsten Neigung der Karte oder Schiefe des Stosses misslingt das
Experiment, indem die Münze mit der Karte weggeschleudert wird.
Nimmt man statt der Münze eine Kugel, so rollt die Kugel gegen den Stoss und fällt
jedesmal zur Erde. Dies sei nur nebenbei erwähnt, weil der Versuch sehr leicht zu
machen ist, und es sich immer empfiehlt, eigene Versuche zu machen.
Die Folgerung des Autors, als ob die fragliche Reaktivkraft den Segelflug erkläre,
ist somit unrichtig.
Im zweiten Teile (D. p. J. 1899 313 * 132) bringt der Autor seine Darlegungen über die Bedeutung der
Elastizität für dynamische Flugmaschinen.
Dieses Thema lohnt sich einer gründlichen Erörterung, ich werde es daher, gesondert
von diesem eben behandelten, bei einer anderen Gelegenheit besprechen.
Röhrsdorf.
Karl Steffen.