Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, Miszellen, S. 307 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Schadt's Riemenaufleger.
Die Konstruktion sowohl, wie auch die Montierung dieses Riemenauflegers ist, wie das Nachstehende zeigt, eine sehr einfache.
Der Aufleger ist mit seinen zwei Hälften an die Transmission gelegt und zusammengeschraubt. Der Aufleger kann auch ohne Schutzhülse
verwandt werden. In diesem Falle wird er direkt auf die Welle montiert. Die Metallbüchse ruht dann auf der Welle. Zusammengehalten
wird der Aufleger mittels starker, durch seine Speichen hindurch gehender Schrauben.
Fig. 1 lässt das Innere, vorzugsweise die Lagerung, auf welcher der Aufleger und die Schutzhülse ruhen, deutlich erkennen. Dadurch,
dass der Aufleger mit der auf S. 195 d. Bd. beschriebenen Transmissionsschutz- und -deckhülse zusammen montiert ist, entsteht
eine doppelte Lagerung, jedoch mit so geringen Reibungsflächen, dass die Transmissionswelle nicht im stände ist, den Aufleger,
sobald derselbe belastet ist, durch ihre Umdrehung mit herumzuschleudern, wie dies bei den gewöhnlichen Leerscheiben der Fall
ist. Sobald der Riemen z.B. auf den Aufleger gebracht ist, bleibt der Aufleger in Verbindung mit der Schutz- und Deckhülse sofort stehen. Dieser Stillstand ist ebenso leicht zu bewirken, wenn man die Transmissionsschutz-
und -deckhülse mit der Hand nur berührt.
Textabbildung Bd. 315, S. 308
Fig. 1
Fig. 2. Entgegengesetzt dem seitherigen Auflegemodus, wobei der Riemen von der schnell rotierenden Leerscheibe mit einem Rucke auf
die in Ruhe befindliche Vollscheibe der Arbeitsmaschine gebracht werden musste, wird er mit diesem Aufleger durch den Schneckengang
spielend und leicht auf die rotierende Vollscheibe geleitet. Es ist nämlich bei dieser Anordnung das Verhältnis ein umgekehrtes
wie seither. Auf der Haupttransmission befindet sich die Antriebsscheibe und daneben der Aufleger als Ersatz für die Leerscheibe,
die Arbeitsmaschine hat dagegen nur Vollscheibe. Sonst war an der Arbeitsmaschine in der Regel Voll- und Leerscheibe und auf
der Transmission die Antriebsscheibe. Dadurch kam es auch vor, dass bei etwaigem Festbrennen der Leerscheibe die Arbeitsmaschine
in Umlauf gesetzt wurde und der daran beschäftigte Arbeiter in Gefahr kam. Bei der beschriebenen Anordnung steht der Riemen
still, sobald er ausgerückt ist, und es kann ein unfrei williges Anlaufen der Maschine nicht vorkommen. Nebenbei bemerkt,
wird durch das Stillstehen auch das Riemenmaterial sehr geschont.
Textabbildung Bd. 315, S. 308
Fig. 2
Durch das oben angeführte umgekehrte Verhältnis fallen die kleinen an Arbeitsmaschinen befindlichen Leerscheiben vollständig
weg. Dieselben sind bekanntlich dem Verschleiss sehr ausgesetzt. Alle Augenblicke müssen diese kleinen Leerscheiben neu ausgegossen
werden. Dieser Aufleger, als Ersatz der Leerscheibe, dagegen in der Grösse der Antriebsscheibe gehalten, rotiert infolge seines
grösseren Durchmessers weit langsamer und auch die verhältnismässig schmale Lagerung ist keinem so raschen Verschleiss unterworfen.
Textabbildung Bd. 315, S. 308
Fig. 3
Fig. 3. Der auf der Transmission bezw. auf der Schutz- und Deckhülse ruhende Riemen wird mit der grössten Sicherheit aufgelegt,
indem er einfach an den Eingang des einen der beiden Schneckengänge des stillstehenden Riemenauflegers gehalten wird und eine
kleine Drehung des Auflegers mit der Hand in der Drehrichtung der Transmission genügt, um den Riemen durch den Schneckengang
selbstthätig auf den Aufleger zu bringen, welcher dann durch die Belastung des Riemens auch ferner in Ruhe gehalten wird,
bis durch eine weitere kleine Drehung derselbe durch den nach der Vollscheibe führenden Schneckengang auf die Vollscheibe
selbstthätig hinübergleitet. Es kann also jeder Riemen zu jeder Zeit auch während des Betriebes, ohneStillstehen der Transmission spielend und vollständig gefahrlos aufgelegt werden.
Textabbildung Bd. 315, S. 308
Fig. 4
Die äussere Seite dieses Riemenauflegers ist vollständig glatt verschalt, so dass es durchaus unmöglich ist, mit der Hand
oder mit einer Stange in die Speichen der Scheiben zu gelangen, wodurch seither hauptsächlich durch die bekannten Riemenauflegestangen
so grosses Unheil angerichtet wurde. Auch sind die bis jetzt gebräuchlichen Aufhängeeisen für Riemen vollständig überflüssig,
weil der Riemen unter allen Umständen, sobald er auf den Riemenaufleger oder auch auf die Transmissionsschutz- und -deckhülse
(Fig. 4, vgl. auch S. 195 d. Bd.) kommt, stille steht, da eben eine Berührung des Riemens mit der rotierenden Welle vollständig ausgeschlossen
ist.
Ist der Riemenaufleger ohne die Schutz- und Deckhülse montiert, so bleibt, die Wirkungsweise die gleiche, nur sind in diesem
Falle Metallbüchsen an dem Riemenaufleger angebracht, dieselben können auch mit Selbstöler angefertigt werden, und man hat
mit dieser Einrichtung eine dauerhafte Leerscheibe, die alle Vorteile bietet, welche man an einen sicheren Riemenaufleger
stellen kann. Bei Riemen, die nicht direkt von der Scheibe zur Arbeitsmaschine laufen, oder bei Uebertragungsscheiben kann
man einen einfachen Riemenausrücker anbringen, durch welchen das Ein- und Ausrücken des Riemens bewirkt wird.
Bücherschau.
Bau und Betrieb elektrischer Bahnen. Handbuch zu deren Projektierung, Bau und Betriebsführung von Max Schiemann, Zivilingenieur für elektrische Bahnen. Zweiter Band: Haupt-, Neben- und Industriebahnen. VII und 293 S. mit 189 Abbildungen
und massstäblichen Konstruktionszeichnungen und 30 statistischen Tabellen. Leipzig. Verlag von Oskar Leiner. Preis brosch.
18 M., geb. 19,50 M.
Während der erste Band des vorliegenden Werkes das in sich abgeschlossene Gebiet der eigentlichen Strassenbahnen behandelte,
bringt der zweite Band eine Zusammenstellung aller derjenigen Bahnsysteme, deren Verwendbarkeit wenigstens grösstenteils noch
von der endgültigen Lösung der wirtschaftlichen Fragen abhängt. Es sind hier besprochen: die Wechselstrombahnen, Steil-, Tief-
und Hochbahnen, Stufenbahnen, die Elektrolokomotiven, die Grosseisenbahnen und die Industriebahnen. Zwei besondere Kapitel
sind den Strom Zuführungen für Vollbahnen und der Fahrzeugbeleuchtung gewidmet; ausserdem ist als Anhang eine ausführliche
Statistik der elektrischen Bahnen beigefügt, welche für die verschiedensten Zwecke schätzenswertes Material bietet.
Es ist zu hoffen, dass das vorliegende Werk des auf dem Gebiete der elektrischen Bahnen als Autorität bekannten Verfassers
dazu beitragen wird, insbesondere auch auf dem noch umstrittenen Gebiet der Grosseisenbahnen dem elektrischen Betrieb weitere
Anhänger zuzuführen.
Elektrische Strassenbahnen.Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft Berlin.
1900.
In einem stattlichen Album von 400 Seiten widmet die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft den Strassenbahninteressenten eine von deutschem, französischem und englischem Text begleitete Vorführung ihrer Systeme,
zunächst Einzelheiten der Geleiseanlage und Oberleitung, dann die Motoren und Wagen, schliesslich eine lange Reihe von Abbildungen
ausgeführter Anlagen, welche manchen Gegner des Oberleitungssystems zu bekehren geeignet sind. Das trefflich ausgestattete
Werk, gleichzeitig ein Album von vorzüglich ausgeführten Städtebildern, wird sich manchen Freund erwerben.