Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, Miszellen, S. 355 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Wasserkraftanlage in Marbach. für die Stuttgarter Elektrizitätswerke.
Wie wir bereits 1898 310 138 mitteilten, hat die Stadt Stuttgart schon zu Anfang der 90er Jahre an zwei besonders geeigneten Stellen – in Marbach
in 20 km Entfernung und Poppenweiler in 16 km Entfernung – die Wasserkräfte erworben und sich konzessionieren lassen. Mit
der Heranziehung dieser Wasserkräfte wurde bis jetzt insofern gezögert, bis sich das Unternehmen in Stuttgart einmal gefestigt
und soweit entwickelt hatte, dass nicht nur ein grösserer Lichtverbrauch, sondern auch den Tag über ein entsprechender Stromverbrauch
für Motoren (zum Betriebe der Strassenbahn und zu sonstigen Gewerbebetrieben) sich eingestellt hat, da die Wasserwerke erst
dann vollkommen ausgenutzt werden, wenn sie Tag und Nacht ununterbrochen arbeiten können.
Dass diese Voraussetzung nunmehr in vollem Masse zutrifft, geht schon daraus hervor, dass seit der 1895 erfolgten Inbetriebsetzung
des Elektrizitätswerkes in Stuttgart
der Stromverbrauch ganz wesentlich zugenommen hat. Er stieg für die Strassenbahn von anfänglich 100 PS auf 600 PS, für weitere
Abgabe an Licht und Kraft von anfänglich
300 PS auf 2000 PS. Ausserdem ist eine grosse Zahl von Anmeldungen neuer Verbraucher vorgemerkt, so dass die derzeit
mit 2000 PS in Dampfmaschinen und rund 1000 PS in Akkumulatoren ausgerüstete Zentrale den Bedarf nicht mehr zu bewältigen
vermag.
Zur besseren Uebersicht lassen wir hier über die Steigerung des Stromkonsums seit der Inbetriebsetzung des Werkes einige Daten
folgen.
Nach denselben betrug die Stromabgabe, ohne Berücksichtigung der Strassenbahn, an Private für Licht- und Kraftzwecke
Im
Jahre
1896
an
Aequivalentlampen
à
16
Kerzen
32378
„
„
1897
„
„
„
16
„
50642
„
„
1898
„
„
„
16
„
70293
„
„
1899
„
„
„
16
„
87726
sie ist also in 4 Jahren nahezu auf das Dreifache gestiegen. Der Stromverbrauch, der für die Strassenbahn nunmehr auf 600
PS in die Höhe gegangen ist, wird sich nach Inbetriebsetzung der vorgesehenen neuen Linien innerhalb 5 Jahren wohl noch verdoppeln.
Die nunmehr fertig gestellte und seit Anfang dieses Jahres dem Betrieb übergebene Wasserwerksanlage in Marbach vermag mit
ihren vier grossen Turbinen neuester Konstruktion (von der Firma Voith in Heidenheim geliefert) bis zu 1100 PS zu liefern und zwar, sofern die Wasserstandsverhältnisse es erlauben, ununterbrochen
Tag und Nacht. Von dieser Triebkraft gehen etwa 25 bis
30 % bei der Umsetzung in elektrische Energie und durch die Uebertragung derselben unterwegs verloren, bis der Strom
in Stuttgart zur Verwendung kommt.
Durch die Marbacher Anlage können an den Betriebskosten der Dampfzentralstation in Stuttgart für Kohlen und Kesselbedienung
nach den angestellten Berechnungen etwa
60000 bis 80000 M. jährlich erspart werden, überdies wird mit der Entlastung der Zentrale auch die Rauchbelästigung
für die Umgebung eine geringere; endlich bringt die Ingangsetzung der Marbacher Anlage den Vorteil, dass man nicht mehr, wie
seither, nur auf eine Erzeugungsstelle für den elektrischen Strom angewiesen ist, sondern davon mehrere zur Verfügung hat, so dass, wenn infolge besonderer Umstände die eine versagen würde, man von der anderen den Strom zuführen
kann.
Gleichzeitig mit dem Ausbau der Marbacher Wasserkraftanlage ist nämlich auch die Unterstation im Stöckach (unterer Stuttgarter
Stadtteil) erstellt und dieselbe durch ein im Nesenbachgewölbe verlegtes Kabel in direkte Verbindung mit der Zentrale (im
mittleren Stadtteil) gebracht worden. Sodann ist die Einrichtung getroffen, dass der Strom von Marbach entweder nach der Unterstation
im Stöckach oder nach der Zentrale geführt werden kann; bei etwaigem Stillstande des Werkes in Marbach kann die Versorgung
der Unterstation rückwärts von der Dampfzentrale aus erfolgen, so dass für alle Fälle Vorsorge getroffen ist.
Die neue Triebwerksanlage in Marbach ist nicht an derselben Stelle erbaut worden, an welcher ehemalige Mühlen (Mahlmühle,
Oel- und Sägmühle) standen, sondern auf der gegenüberliegenden Insel, weil dort mehr Platz für das Werk zur Verfügung war.
Von den alten Werken blieb nur die im Jahre 1831 erbaute staatliche Schiffschleuse erhalten, welche bis zur Einstellung des
Flössereibetriebes auf dem oberen Neckar noch als Flossgasse mitbenutzt wurde. Obwohl der Schiffahrtsbetrieb auf dem Neckar
fast ganz aufgehört hat, musste die Schleuse belassen bleiben, ja es musste sogar die Möglichkeit der späteren Anlegung einer
neuen grösseren Schleuse für den Fall in Betracht gezogen werden, dass etwa die Schiffahrt in Zukunft wieder in lebhafter
und vervollkommneter Weise in Gang kommen sollte. Besondere Schwierigkeit für die Anlage des Werkes bot der Umstand, dass
die Hochwasser die ganze Insel mehrere Meter hoch überfluten; es musste deshalb, um die elektrischen Maschinen gegen Kindringen
von Wasser zu schützen, der Boden des Maschinensaals über das höchste Hochwasser heraufgelegt werden und die stete Zugänglichkeit
zum Gebäude durch einen hochgelegenen Steg gewahrt werden. Letzterer gab im Zusammenhange mit der Notwendigkeit, die hochgespannten
Leitungsdrähte in absolut ungefährlicher Weise für den Verkehr aus dem Hause ins Freie zu führen, Veranlassung zur Erstellung
eines schmucken Treppenturmes, in dessen hohler Spindel die Leitungsdrähte Aufnahme gefunden haben.
Das Triebwerk besteht aus vier nebeneinander liegenden, je 4,4 m weiten Turbineneinläufen (vgl. D. p. J. 1898 310 139). Das Gefälle des neuen Werkes beträgt bei Niederwasser 3,2 m, bei Mittelwasser 2,7 m. Die Francis-Turbinen, welche eine
Wassermenge bis zu 11 cbm durchlassen, sind, wie schon 1898 310 139 erwähnt, über den Unterwasserspiegel heraufgesetzt; infolgedessen müssen dieselben mit Sauggefälle von 1 m arbeiten.
Mit jeder der vorgenannten Turbinen ist je eine Drehstromdynamomaschine mit 200 K.-W. Leistung von der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert und Co. in Nürnberg unmittelbar gekuppelt. Diese Maschinen sind für eine Spannung von 11000 Volt gebaut, die Polwechselzahl beträgt
100. Für die Erregung sind zwei Schuckert'sche Drehstrom-Gleichstromumformer von 12 K.-W. aufgestellt, welche in Verbindung mit einer Akkumulatorenbatterie von 288
Ampèrestunden Kapazität und 96 Ampère Entladestrom zugleich für die Stationsbeleuchtung und Turbinenregulierung dienen. Die
letztere geschieht durch magnetische Kuppelung einer von der Turbinenachse angetriebenen Welle mit dem Reguliergetriebe. Die
Regulatoren können sowohl von den Turbinen selbst, als auch von der Apparatenwand aus in Thätigkeit gesetzt werden. Letzteres
ist besonders wichtig beim Parallelschalten der Maschinen oder bei plötzlichen Betriebsstörungen, wie solche z.B. bei Kurzschlüssen
oder Blitzschlägen in der Leitung leicht eintreten können.
Da die oben genannten kleinen Drehstrommotoren zum Antrieb der Gleichstrommaschinen aus betriebstechnischen Gründen nicht
für 10000 Volt eingerichtet werden können, so sind zur Herabsetzung der Spannung zwei Transformatoren mit 14 K.-W. Leistung
angeordnet, welche den Strom von 10000 auf 100 Volt transformieren. Die Transformatoren sind in dem Messraum hinter der Apparatenwand
aufgestellt, wo auch sämtliche Verbindungsleitungen, Sicherungen und Hochspannungsausschalter untergebracht sind, so dass
an der Apparatenwand selbst nur die Bedienungsgriffe und Kontrollapparate zu sehen sind. Letztere sind ebenfalls dadurch vollkommen
ungefährlich eingerichtet, dass der die Apparate durchfliessende Strom zuerst im Messraum mittels besonderer Messtransformatoren
auf eine durchaus ungefährliche Spannung gebracht wird.
Die Ausführung der blanken Leitungen aus dem Messraum nach der Fernleitung geschieht, wie schon erwähnt, durch eine feuerfeste
hohle Spindel der Turmtreppe mit 0,8 m Durchmesser. Zur Revision der Leitungen und Isolatoren ist in dieser hohlen Spindel
eine eiserne Steigleiter angebracht.
Die Uebertragung der elektrischen Energie nach Stuttgart erfolgt oberirdisch (vgl.
D. p. J. 1898 310
139).
Die Trace der Leitung ist unter Umgehung von Ortschaften so gewählt, dass sie möglichst bestehenden Feldwegen entlang geht,
um sie leichter kontrollieren zu können. Die Linie geht der Reihe nach über die Markungen Marbach, Neckarweihingen, Poppenweiler,
Ossweil, Aldingen, die Staatsdomäne Viesenhäuser Hof, Mühlhausen, Zazenhausen, Münster, die Staatsdomäne Burgholzhof, Markung
Zuffenhausen, Feuerbach, Cannstatt und endigt in der Nähe des Rosensteintunnels auf der Prag in einer kleinen einstockigen
Transformatorenstation mit 97 qm bebauter Grundfläche, in dessen Souterrain die Transformatoren aufgestellt sind, während
in dem Obergeschoss die Ausschalter und Sicherungen untergebracht sind. Hier findet der Uebergang von der oberirdischen Leitung
in eine unterirdische und hierzu die Umformung des Stromes von
10000 Volt auf 3000 Volt durch drei stehende Transformatoren von je 300 K.-W. Leistung statt.
Die Anordnung der Apparatenwand ist in dieser Transformatorenstation so getroffen, dass sowohl jede Fernleitungsgruppe und
jedes Kabel für sich abgetrennt werden kann, als auch die Ausschaltung der einzelnen Wickelungen jedes Transformators ermöglicht
ist.
Von dieser Station aus führen vorerst zwei dreifach verseilte Kabel mit Adern von je
95 qmm Kupferquerschnitt aus der Kabelfabrik „Carlswerk“ von Felten und Guilleaume in Mülheim a. Rh. den Strom unterirdisch in die im Stöckach erbaute Unterstation. Da diese, wie schon bemerkt, ebenfalls
durch Kabel (im Nesenbache) mit der Zentrale verbunden ist, so kann der Strom von Marbach entweder der Unterstation oder der
Zentrale zugeleitet werden, wo derselbe in Gleichstrom umgewandelt wird, und zwar im Stöckach durch zwei rotierende Drehstrom-Gleichstromumformer
von 145 K.-W. Leistung, deren Gleichstromanker mit zwei Wickelungen versehen ist, so dass bei Parallelschaltung auf das Lichtnetz
und bei Hintereinanderschaltung auf das Bahnnetz gearbeitet werden kann. In der Hauptzentrale sind zum gleichen Zweck drei
solche Umformer mit je 210 K.-W. Leistung aufgestellt, von welchen der erste nur für die Stromversorgung ins Lichtnetz eingerichtet
ist, während der zweite, wie die Umformer im Stöckach, mit zwei umschaltbaren Wickelungen versehen ist, und der dritte nur
Strom mit der für die Strassenbahn notwendigen Spannung von 500 Volt liefert.
Die Pläne für die gesamte wasserbauliche Anlage wurden von Stadtbaurat Kölle in Stuttgart entworfen, welcher auch die Oberleitung über deren Bauausführung hatte. Der elektrische Teil wurde von der Generalunternehmererin,
der Firma Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert und Co. in Nürnberg selbst geführt.
Das ganze Werk macht den Eindruck einer in allen Teilen wohlüberlegten, zweckentsprechend eingerichteten und vorzüglich ausgestatteten
Anlage.
Die Gesamtkosten derselben einschliesslich der Fernleitung und der in Stuttgart liegenden Teile nebst der Erweiterung des
Kabelnetzes daselbst, belaufen sich auf rund 2 000000 M., welche sich folgendermassen verteilen:
Marbach:
Wasserbaulicher Teil
350000
M
Hochbaulicher Teil
120000
„
Maschineller Teil
190000
„
Elektrischer Teil
200000
„
Fernleitung:
Fernleitung
220000
M
Transformatorenstation Prag:
Hochbau
26000
M
Elektrischer Teil
50000
„
Unterstation Stöckach:
Hochbau
200000
M.
Diese Einrichtungenwaren für die Ausdeh-nung des Werkes –auch ohne Wasserkraft-betrieb – in der Haupt-sache nötig.
Elektrischer Teil
110000
„
Akkumulatoren
74000
„
Kabelleitungen:
Kabelleitungen
300000
M.
Zentrale:
Hochbaulicher Teil
10000
M.
Elektrischer Teil
150000
„
Die Anlage wird für die Folge ständig Tag und Nacht in Betrieb sein, was um so notwendiger wird, als die Zunahme des Energieverbrauchs
so bedeutend ist, dass in diesem Jahr ausser den nunmehr vorhandenen Stromerzeugungsmitteln noch eine 1000 PS-Dampfdynamo
hinzugefügt werden muss, und für das nächste Jahr ebenfalls eine grössere Erweiterung der Stuttgarter Elektrizitätswerke ins Auge zu fassen ist.
– h.
Statistik der Starkstromanlagen in der Schweiz 1899.
Aus dem Geschäftsbericht des Post- und Eisenbahndepartements für das Jahr 1899 ergibt sich wiederum ein erheblicher Zuwachs
von Starkstrom anlagen, sowohl bezüglich der Zahl als auch der Arbeitsleistung. Es wurden dem Departement im Jahre 1899 insgesamt
143 Starkstrom vor lagen (gegen 103 im Jahre 1898) eingereichtDie in Klammern vergleichsweise angegebenen Zahlen beziehen sich auf 1898., und zwar für 70 (70) Neuanlagen,
63 (28) Erweiterungen und 10 (5) Umänderungen bestehender Anlagen. Die Neuanlagen umfassen:
28 (33) Beleuchtungsanlagen (26 mit Gleich-, 2 mit Wechselstrom),
20 (23) Anlagen für Kraftübertragung (9 mit Gleichstrom, 9 mit
Drehstrom, 2 mit einphasigem Wechselstrom),
22 (14) Anlagen für Kraftübertragung und Beleuchtung (3 mit Gleichstrom, 16 mit Drehstrom, 2 mit zwei- und 1 mit einphasigem
Wechselstrom).
Bezüglich der Arbeitsleistung zerfallen die Neuanlagen in:
46
(48)
Anlagen
von
1
bis
100
K.-W.
mit
1110
(954)
K.-W.
20
(19)
„
„
100
„
1000
„
„
4501
(5435)
„
4
(3)
„
„
mehr
als
1000
„
„
13570
(10465)
„
––––––––––––––––––––––
Gesamtleistung
19181
(16854)
K.-W.
Hiervon sind neu erstellt 14270 (14523) K.-W. und bestehenden Zentralen entnommen
4911 (2331) K.-W.
Die bedeutendsten im Berichtsjahre in Angriff genommenen Anlagen sind diejenigen der:
Société industrielle du Valais, Vernayaz, 4970 K.-W., P. und H Spörri, Flums, 1600 K.-W., Elektrizitätswerk Hagneck, Biel, 3500 K.-W., Gesellschaft für elektrochemische Industrie, Thusis,
3500 K.-W.
Die durch den Drehstrombetrieb der im Berichtsjahre dem Betrieb übergebenen Vollbahn von Burgdorf nach Thun verursachten Störungen
machten es notwendig, sämtliche eindrähtigen Abonnentenleitungen der an der Bahn liegenden Telephonnetze mit besonderen von
Erde isolierten Rückleitungen zu erstellen. Die nämliche Massnahme muss auch für die mit Gleichstrom betriebenen Strassenbahnen
der grossen Städte in ausgedehntem Masse in Angriff genommen werden. – Ganz unerwartet viele Störungen eindrähtiger Telephonlinien
verursachten die gegen Erde mangelhaft isolierten Wechselstrom-Niederspannungsleitungen. Das hierbei in den Telephonen auftretende
Summen ist oft ein einfaches und bequemes Mittel, um die Störungsursache, d.h. die fehlerhaften Isolationsstellen, deren Auffindung
sonst bei grossen, zusammenhängenden Sekundärnetzen sehr schwierig und zeitraubend ist, zu ermitteln und zu beseitigen. Die
Hauptursache der meisten derartigen Störungen waren mangelhaft isolierte Hausinstallationen, in einigen Fällen auch zerbrochene
Isolatoren an geerdeten eisernen Dachständern oder Kabelfehler der Sekundärnetze.
Die starke Vermehrung der elektrischen Tramways und oberirdischen Hochspannungsanlagen hat bei eindrähtigen Telephonleitungen
mit Erdrückleitung
(gleichviel ob Erdplatten oder Wasserleitungen) die Störungen in den Telephonzentralen, nämlich das plötzliche Fallen
von Hunderten, ja sogar von Tausenden von Aufruf klappen, welches früher nur bei starken Gewittern vorkam, in ungeahntem Masse
vermehrt. Bei Tramways tritt dieses ein bei Erdschlüssen, die von den an stromführenden Kontaktleitungen arbeitenden Monteuren
unabsichtlich verursacht wurden. Bei Hochspannungsanlagen machen sie sich bemerkbar, wenn an den Blitzschutzapparaten, sei
es durch atmosphärische Entladungen oder, wie es auch öfter geschah, durch Insekten oder Vögel Erdschluss entstand. Gleichzeitig
versagte dann auch für einige Sekunden die elektrische Beleuchtung. Der Bericht konstatiert, dass die Eigentümer der Starkstromanlagen
meistens den Wünschen der Telegraphenverwaltung um Vergrösserung des Abstandes der Elektroden in der gewitterfreien Zeit in
zuvorkommender Weise Rechnung getragen haben. Schweiz. Bau-Ztg.
Bücherschau.
Die modernen Dampfkesselanlagen; deren Einrichtung und Betrieb. Ein Hand- und Nachschlagebuch für Industrielle, Studierende und Ingenieure von E. Reinert. Mit 150 Abbildungen im Text. Stuttgart 1900. Verlag: Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung
(A. Kröner). Preis M. 6.– brosch.
Der Verfasser gibt in gedrängter Kürze und Uebersichtlichkeit eine Zusammenstellung der wichtigsten Punkte, welche finden
richtigen Bau, die sachgemässe Anlage und den wirtschaftlichen Betrieb der Dampfkessel von Bedeutung sind. Weitgehende theoretische
Betrachtungen sind vollständig vermieden, an Formeln ist nur das Notwendigste aufgenommen, dagegen finden sich Tabellen in
grösserer Zahl, die eine längere Berechnung überflüssig machen und unmittelbar die wichtigsten praktischen Daten für bestimmte
Verhältnisse entnehmen lassen.
Das Buch ist seiner ganzen Anlage nach für Fabrikbesitzer und solche Ingenieure bestimmt, die unter den verschiedensten Verhältnissen
mit Dampfkesselanlagen beschäftigt sind und rasch ein sicheres zutreffendes Urteil abgeben müssen. In solchen Fällen wird
das Werk seinen Zweck, ein Nachschlagebuch zur Erteilung einer schnellen Auskunft zu sein, auch wirklich erfüllen. Aber auch
der vorgebildete Studierende wird das Werk mit Vorteil benützen können, um Vorlagen für die Projektierung zu finden.
Das Buch zerfällt in 16 Abschnitte und einen Anhang über polizeiliche Bestimmungen betreffs Anlegung von Dampfkesseln.
Der erste Abschnitt ist der umfangreichste und behandelt die Dampfkesselbauarten, nämlich Grosswasserraumkessel, Wasserrohrkessel
und Kessel ohne Einmauerung. Bei jeder der zahlreichen angeführten Kesseltypen findet sich eine kurze, aber treffende Beschreibung,
eine klare übersichtliche Abbildung undgewöhnlich eine Tabelle, welche für die gebräuchlichen Werte der Heizflächengrösse die wichtigsten Abmessungen des Kessels,
des Mauerwerkes und das Gewicht entnehmen lässt.
Im zweiten Abschnitt wird die Anwendung der Kesselsysteme kurz besprochen. Der dritte Abschnitt befasst sich mit der Bestimmung
der Grösse eines Dampfkessels. Der vierte Abschnitt erläutert die Einmauerung des Kessels. Der fünfte und sechste Abschnitt
behandeln die Feuerungseinrichtung und die Ausrüstungsteile der Kessel. Im siebenten und achten Abschnitt finden sich die
wichtigsten Angaben über das Kesselhaus und über den Schornstein. Der neunte Abschnitt erörtert die Verbrennung und das rationelle
Heizen. Im zehnten und elften Abschnitt werden die Eigenschaften des gesättigten und überhitzten Dampfes besprochen und einige
Ueberhitzungsvorrichtungen behandelt. Im folgenden Abschnitt wird die Berechnung der Kesselwandstärken gezeigt; hieran schliesst
sich im 13. Abschnitt eine Besprechung der Kesselbaumaterialien und deren Verarbeitung; ein besonderer Abschnitt ist dann
noch den Lokomobilen gewidmet. Der Schluss wird gebildet durch eine Betriebsordnung für Heizer, durch einige physikalische
Tabellen und endlich durch die oben erwähnten polizeilichen Bestimmungen.
Die Ausstattung des Werkes ist eine sehr gute. Wer sich schnell über die wichtigsten Fragen in Bezug auf Dampfkesselanlagen
orientieren muss, dem kann das Buch bestens empfohlen werden.
Hr.
Die Unität des absoluten Masssystems in Bezug auf magnetische und elektrische Grössen. Von Franz Kerntler. III und 46 S. Leipzig 1899. B. G. Teubner Preis 1,50 M.
Der Verfasser hebt das Unzulässige hervor, dass unser sogen. absolutes Masssystem, soweit es sich um magnetische und elektrische
Grössen handelt, zwei Systeme nebeneinander führt, das elektrostatische und elektromagnetische, die nicht in einfacher Weise
zusammenhängen, und zeigt, wie durch Einführung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Elektrizität in die Gleichungen die
Unität des absoluten Masssystems auch hier zum Vorschein kommt.
Einige neue Gesichtspunkte machen das Werkchen für das Studium recht interessant.
Zuschriften an die Redaktion.
(Unter Verantwortlichkeit der Einsender.)
Herr F. Heinz macht in Sachen seiner Erfindung eines Perpetuum mobile gewisse Formeln gegenüber meinen Ausführungen geltend.
Wenn ein Gewicht einem gewissen Druck ausgesetzt wird, so soll die dem Gewicht hierdurch erteilte Anfangsgeschwindigkeit in
senkrechter Richtung nach oben nach der Formel v=\sqrt{\frac{t\,\times\,2\,g}{P}} beurteilt werden, in welcher v die Geschwindigkeit, P das Gewicht, t den Druck und g = 9,81 m bedeutet.
Ohne auf irgend etwas weiteres einzugehen, weise ich auf folgende zwei Umstände hin, welche die Unmöglichkeit dieser Formel,
einerlei, woher sie stammt, darthun.
1. In dem Beispiel des Herrn Heinz wird auf 1000 kg ein Gasdruck von 1470 kg nach oben ausgeübt. Hiermit soll eine Anfangsgeschwindigkeit von 5,3 m und dementsprechend
eine Steighöhe von 1,4 m erzielt werden. Diese Verhältnisse sind experimentell leicht nachzubilden. 1 kg auf die eine Schale
einer Wage gelegt und 1,47 kg auf die andere, genügen den Anforderungen. Es wird niemand behaupten wollen, dass bei einer
derartigen Belastung einer Wage das Kilogrammgewicht 1,4 m hoch in die Luft geschnellt wird.
2. Wenn man in der Formel t = P setzt, also gerade denjenigen Druck anwendet, der genügt, um das Gewicht in Ruhe zu stützen, so ergibt die Formel auch noch
eine Steiggeschwindigkeit von über 4 in.
Hochachtungsvoll
Dr. R. Wirth.
Dazu schreibt uns Herr F. Heinz: Das von Herrn Dr. R. Wirth vorgeschlagene Experiment mit einer Schalenwage erscheint mir nicht geeignet, Licht in unsere Sache zu bringen, gleichwohl
nahm ich es vor und fand, dass der Wagebalken in dem bezeichneten Falle einen Winkelausschlag von etwa 50 Grad zeigte, was
bei entsprechender Länge des Wagebalkens genügt, um das 1 kg Gewicht 1,4 m hoch zu heben. – (Wir betrachten die Aussprache
zu diesem Gegenstande für abgeschlossen. Die Red.)