Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, Miszellen, S. 532 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Kalksandsteine. Von Ernst Stöffler, Ingenieur in Zürich. Verlag von Ed. Rascher, Meyer und Zeller's Nachf., Zürich. 1900.
Das Schriftchen gibt auf 35 Seiten eine Uebersicht über die gebräuchlichsten Methoden zur Kalksandsteinherstellung. Form und
Menge des Kalksandzusatzes und Menge des Wasserzusatzes werden besprochen. Der Kalk wird in Mengen von 6 bis 10 % als Kalkbrei,
pulverförmiges Kalkhydrat oder trockener Aetzkalk beigemengt. Der Wasserzusatz beträgt 7 bis 9 %. Der Verfasser hebt das Verfahren
von Wilhelm Schwarz, Zürich, hervor, nach welchem eine bestimmte Menge Sand in eine durch Dampf geheizte, unter Vakuum stehende Mischtrommel eingebracht,
vollständig getrocknet und dann mit der erforderlichen Menge trockenen Aetzkalk vermischt wird. Hierauf trägt man die erforderliche
Menge von Feuchtigkeit in Form von gespanntem Wasser dampf ein. Als Vorteil wird dem Verfahren nachgerühmt (S. 14), dass man
immer ein gleich massiges Pressgut erhält, bei dem auch die Aufschliessung kräftig eingeleitet ist. Auf S. 35 ist ein allgemeiner
Hinweis auf die Kosten dieses Verfahrens gegeben. Es steht zu befürchten, dass die vorherige Austrocknung des Sandes erhebliche
Kosten verursachen wird.
Weiterhin bespricht die Schrift die verschiedenen Verfahren zur Härtung der Formlinge: das Lufterhärtungsverfahren, die Niederdruckdampferhärtung,
die Hochdruckdampferhärtung, die elektrolytische Erhärtung, letztere nur erwähnungsweise, denn sie ist noch nicht gehörig
ausgearbeitet.
Den Schluss bildet die Darstellung einer Anzahl von Ausführungsbeispielen. Der Gegenstand ist nur kurz berührt, der Artikel
„Pressen“ zu kurz, um einen genügenden Ueberblick zu geben. Die angehängten Kostenrechnungen haben nur bedingten Wert.
Immerhin ist das Schriftchen zu empfehlen, als erstes Orientierungsmittel für Interessenten, die sich der Kalksandsteinindustrie
zuwenden wollen.
Unsicherheit im Patentschutz. Von Ingenieur Karl Pieper. Berlin, H. Walther, 1899.
Patentanwalt Pieper hat sich zur Spezialität gemacht, mit dem Patentamte zu polemisieren. Audiatur et altera pars! Hilft aber dieser polemische
Ton etwas? Vielleicht doch in einer Hinsicht: der Leser ist z.B. so blasiert, dass er von der starken Würze angezogen wird.
So ist es leider. Sachlich bringt Pieper abermals den Vorschlag, in Deutschland anstatt der Vorprüfung das Aufgebotverfahren, etwa nach dem englischen Muster, einzuführen.
P. K. v. E.
Eingesandt.
Die Vorarbeiten für die 72. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Aachen sind jetzt schon so weit gediehen, dass das allgemeine wissenschaftliche Programm feststeht. Montag den 17. September findet
eine allgemeine Sitzung statt, in welcher ein Ueberblick über die Fortschritte der Naturwissenschaften und der Medizin im
19. Jahrhundert von hervorragenden Vertretern der Einzelfächer gegeben wird. – Es werden sprechen:
1. van t-Hoff-Berlin. Ueber die anorganischen
Naturwissenschaften.
2. O. Hertwig-Berlin. Ueber die Entwicklung der Biologie.
3. Naunyn-Strassburg. Ueber die innere Medizin einschliesslich Bakteriologie und Hygieine.
4. Chiari-Parg. Ueber die pathologische Anatomie mit Berücksichtigung der äusseren Medizin.
Eine zweite allgemeine Sitzung findet Freitag den 21. September statt, in welcher einige zur Zeit die wissenschaftliche Welt
bewegende Fragen besprochen werden:
1. Julius Wolff-Berlin. Ueber die Wechselbeziehungen zwischen Form und Funktion der einzelnen Gebilde des Organismus (mit Demonstrationen).
2. E. von Drygalski-Berlin. Plan und Aufgaben der deutschen Südpolarexpedition.
3. D. Hansemann-Berlin. Einige Zellprobleme und ihre Bedeutung für die wissenschaftliche Begründung der Organtherapie.
4. Holzapfel-Aachen. Ausdehnung und Zusammenhang der deutschen Steinkohlenfelder.
Mittwoch den 19. September tagen die medizinische und die naturwissenschaftliche Hauptgruppe getrennt.
In der medizinischen Hauptgruppe wird über den heutigen Stand der
„Neuronenlehre“ in anatomischer, physiologischer und pathologischer Beziehung von den Herren Verworn-Jena, und Nissl-Heidelberg ausführlich referiert.
In der naturwissenschaftlichen Hauptgruppe werden folgende Vorträge gehalten:
1. M. W. Beyerink-Delft. Der Kreislauf des Stickstoffes im organischen Leben.
2. E. F. Dürre-Aachen. Die neuesten Forschungen auf dem Gebiete des Stahls.
3. Pietzker Nordhausen. Sprachunterricht und Fachunterricht (vom naturwissenschaftlichen Standpunkt).
Die übrige Zeit ist der Arbeit in den 38 Abteilungen vorbehalten. Es sind schon über
300 Vorträge dazu angemeldet.
Gleichzeitig tagt eine Reihe wissenschaftlicher Vereine: die 5. Jahresversammlung des Vereins abstinenter Aerzte, der Verein
für Schulhygieine u.a.
In Verbindung mit der Naturforscherversammlung findet eine Ausstellung physikalischer, chemischer und medizinischer Präparate und Apparate statt.
Ausstellung von Erfindungen zur Leipziger Messe.
Es ist eine in der dauernden Gewerbeausstellung zu Leipzig, als deren Ergänzung die Ausstellung von Erfindungen anzusehen
ist, oft gemachte Wahrnehmung, dass gerade zur Messzeit die Nachfrage nach gewerblichen Neuheiten ganz besonders stark ist.
Aus diesem Grunde hat sich die Leitung der dauernden Gewerbeausstellung Leipzig entschlossen, Sonderausstellungen von Erfindungen
während der Messzeit zu veranstalten. Um den Erfindern und Schutzinhabern möglichst entgegenzukommen, ist es gestattet, Zeichnungen,
Modelle oder marktfertige Muster von geschützten Erfindungen zur Schau zu bringen. Da gewöhnlich nur einzelne und auch kleine
Gegenstände auszustellen sind, so werden ganz kleine Plätze, und zwar von ¼ qm an, zu einem sehr geringen Preise (4 Mark)
ohne weitere Kosten abgegeben. Verkäufe von Erfindungen bezw. Schutzrechten werden von der Ausstellungsleitung kostenlos vermittelt.
Die Polytechnische Gesellschaft, Gewerbeverein für Leipzig. welche durch Gründung und Leitung der dauernden Gewerbeausstellung und verschiedener anderer
Einrichtungen dem Gewerbe Nutzen geschafft, glaubt durch die Einrichtung der Sonderausstellung von Erfindungen zur Messzeit
wiederum ein nützliches Glied in den Kreis ihrer Wirksamkeit eingefügt zu haben.
Zu betonen dürfte noch sein, dass das niedrige Eintrittsgeld (10 Pfg.), für welches die dauernde Gewerbeausstellung, deren
schönes Gebäude die Erzeugnisse von etwa 400 Ausstellern umschliesst, zugänglich ist, auch während der Messzeit nicht erhöht
wird, so dass die Ausstellung von Erfindungen jedem Schutzinhaber nützlich sein dürfte.