Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, Miszellen, S. 771 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Flutventil mit gemischter Beflutung für Munitionsräume an Bord von Kriegsschiffen.
Textabbildung Bd. 315, S. 771
Fig. 4.a Wasserdichte Schotte; b Zuleitungsrohr; c Deck; d Munitionsraum; s Schwimmer; v Ventil; w Wasserlinie; x Wegerung.
Flutventile für Munitionsräume an Bord von Kriegsschiffen bedürfen einer sorgfältigen Konstruktion und Ausführung, da diese
bei unzweckmässiger Konstruktion grossen Schaden anrichten können. Sie dienen bekanntlich dazu, den Munitionsraum bei ausbrechendem
Feuer, sei dieses durch feindliche Geschosse oder Unvorsichtigkeit
entstanden, zu befluten, um so eine Explosion der gelagerten Munition zu verhüten. Nachdem Konstruktionen und Ausführungen
der verschiedensten Art gemacht wurden, liegt gegenwärtig ein Flutventil (Fig. 1 bis 3) vor uns, das sich als zuverlässig und zweckmässig erwiesen hat. Die Wandung des Gehäuses ist schwach bemessen, um ein geringes
Gewicht zu erzielen. Das Gehäuse ist geteilt, um eine Bearbeitungder Klappenflächen möglich zu machen, und wird mittels schmiedeeiserner, verzinkter Schrauben mit metallenen Muttern zusammengehalten.
Solche Schrauben sind dem Einfluss des Seewassers gegenüber widerstandsfähiger, die metallenen Muttern verhüten das Einrosten.
Der untere Teil des Gehäuses ist mit einem Flansch ausgerüstet, an dem das durch Deck nach dem Kingston-Ventil führende Zuleitungsrohr
geschraubt ist. Eine zweiteilige Stopfbüchse b verschliesst den Durchgang des Rohres durch das Deck wasserdicht (Fig. 4). Das ganze Ventil ist mit dem am oberen Gehäuse befindlichen Flansch an das Querschott geschraubt. Die metallene Stopfbüchse
d mit Dichtungsmutter e hat in ihrem nach unten verlängerten Teile Gewinde, durch das die metallene Spindel f geführt ist. Die metallenen Ventilklappen a, drehbar im Scharnier g, haben Lederdichtung und sind vermöge der kleinen metallenen Rahmen h und Schräubchen i befestigt. Das ebenfalls metallene Gestänge k und k1 ist am schmiedeeisernen Hebel l in einem Bolzen drehbar. Der Hebel l ist als äussere, k als innere Gabel ausgestattet, worin sich nun k1 fügt.
Der schmiedeeiserne Hebel l ist im Bolzen n drehbar, am Ende dieses Hebels l befindet sich Schwimmer p und Gestänge o. Ein am Hebel l angebrachter Nocken, auf den die Spindel f drückt, schliesst die Ventilklappen a. Demzufolge ist das Loch im Hebel l oval ausgearbeitet, um den Hebel freier arbeiten lassen zu können. Das Schwimmergestänge o hat über dem Schwimmer p eine Führung, bestehend aus zwei auf Bolzen laufenden metallenen Rollen, die an der Schottwand befestigt ist (Fig. 5). Der kupferne Schwimmer p, 210 mm Durchmesser, 70 breit, hat, wie ersichtlich, im Inneren ein Rohr wasserdicht eingelötet, durch dieses geht das Schwimmergestänge
o von 13 mm Durchmesser. Die Befestigung des Schwimmers am Gestänge ist aus Fig. 1 ersichtlich. Fig. 4 zeigt das beschriebene Flutventil in kleinerem Massstabe an der Schottwand der Munitionskammer angeordnet, a ist die Schottwand, an die das Ventil geschraubt ist, b das Zuleitungsrohr durch das Deck c nach dem Kingston-Ventil. Schwimmer p und Gestänge o sind in der sogen. Wegerung untergebracht, dieselbe besteht aus Flacheisenstäben, die ziemlich bis zur Decke des Munitionsraumes
d gehen, 100 mm voneinander entfernt und 80 mm vom Schott a befestigt sind. Hier liegt der Schwimmer und Gestänge ohne besondere Schutzvorrichtung und vor Stössen u.s.w. geschützt.
Erwähnt sei noch, dass der Schwimmer und das Gestänge mit den Ventilklappen ausbalanziert sind. Bricht nun in dem Munitionsraum
oder einem diesem nahe gelegenen Raume Feuer aus, so wird die Spindel f bis zum Anschlag aufgedreht. Die Bethätigung derselben kann eine mannigfache sein und wird den Verhältnissen angepasst. Es fällt dann der Schwimmer herunter und öffnet durch den Hebel l die Ventilklappen a, so dass jetzt Seewasser durch das Gehäuse in den Munitionsraum gelangt. Da nun die Munitionsräume meistens nur zum Teil unter
der Aussenwasserlinie, der sogen. Konstruktionswasserlinie liegen, wird das Wasser auch nur bis zu letzterer steigen, demzufolge
schliesst der Schwimmer das Ventil. Um nun aber auch, wenn erforderlich, den Munitionsraum ganz befluten zu können, wird eine
Pumpanlage benutzt, die sich an Bord eines jeden Kriegsschiffes befindet und später den Munitionsraum wieder leert. Es leuchtet
sofort ein, dass bei rechtzeitigem Gebrauch des Ventiles ein Feuer stets zu beschränken und keine Explosion der Munition zu
befürchten sein wird. Die Gösse der Ventile richtet sich nach dem Raum und befinden sich manchmal bei grösseren Räumen mehrere
derartige Ventile.
Bücherschau.
Die Industrie des Steinkohlenteers und Ammoniaks von Dr. Georg Lunge. Vierte umgearbeitete Auflage von Dr. Hippolyt Köhler, technischer Chemiker für die Industrie des Steinkohlenteers. Zwei Bände. Erster Band: „Steinkohlenteer“ mit 201 Abbildungen.
Zweiter Band: „Ammoniak“ mit 82 Abbildungen. Braunschweig. Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn. 1900.
Das best eingeführte Lunge'sche Werk musste bei seiner Neuauflage wegen grosser Ansammlung neuen Materials in den dazwischen liegenden Jahren bedeutend
vergrössert und deshalb in zwei Bänden ausgegeben werden. Ferner gewann Lunge einen mitten in der Praxis stehenden Spezialfachmann als Bearbeiter, weil er wegen anderer ihm erwachsener Aufgaben nicht
mehr in den wünschenswerten innigeren Beziehungen mit der Steinkohlenteerölindustrie steht. Der neu gewonnene Bearbeiter hat
seine Aufgabe, wir dürfen das gleich eingangs hervorheben, mit grossem Geschick und vielem Fleiss gelöst.
Der erste Band zergliedert sich in 11 Kapitel nebst einem Anhange, er umfasst 702 Seiten und behandelt im ersten Kapitel Allgemeines
über die Steinkohle und die trockene Destillation derselben. Das zweite Kapitel behandelt die Herkunft des Steinkohlenteers
(aus Gasfabriken, aus Kokereien, Gasgeneratoren, Hochofengasen u.s.w.), dann folgt Kapitel 3 über die Eigenschaften des Steinkohlenteers
und seiner Bestandteile. Weitere Kapitel behandeln die Verwendung des Teers ohne Destillation, d.h. seine Vergasung, seine
Verbrennung, also Anwendung zu Heizzwecken und als Kraftquelle, seine Brauchbarkeit als Konservierungsmittel für Holz u.s.w.,
zur Dachpappenfabrikation und Russfabrikation u.s.w. Hieran reiht sich dessen Verwendung in der Teerdestillation, die Kapitel
über Pech, Anthracenöl, Schweröl, Karbolöl
(Karbolsäure, Naphtalin, Pyridinbasen), über Leichtöle und die sogen. durch Dampfrektifikation zu gewinnenden sogen.
Endprodukte. Die klare Schilderung und Darstellung der Gewinnungsmethode ist, wo dies notwendig erschien, durch gute Abbildungen
unterstützt, die Eigenschaften der Handelssorten sind stets eingehend geschildert, ihre Unterscheidungsmerkmale und die an
sie zu stellenden Eigenschaften angegeben, ebenso die hierzu gehörigen Untersuchungsmethoden.
Der zweite Band behandelt auf 291 Seiten Text die Industrie des Ammoniaks. Die Herkunft und Bildung des Ammoniaks, die Zusammensetzung
und Analyse des Ammoniakwassers, sowie dessen Verarbeitung werden in drei Kapiteln eingehend behandelt. Ein viertes Kapitel
ist der Fabrikation der technisch wichtigen Ammoniaksalze gewidmet.
Hieran reihen sich Nachträge zum ersten und zweiten Band, in welchen die während der Herstellung des Werkes erschienenen Neuerungen
in den beiden Industrien noch zur Aufnahme gelangen.
Wir sind in der Lage, das gediegene Werk allen Interessenten aufs beste zu empfehlen, wobei wir analytische Chemiker und Gasfachmänner
noch ganz besonders auf den reichen Inhalt des für sie Wissenswerten aufmerksam machen.
Bujard.
Dr. med. Willy Sachs,
Die Kohlenoxydvergiftung in ihrer klinischen, hygienischen und gerichtsärztlichen Bedeutung. Mit einer, Spektraltafel. Braunschweig 1900. Fr. Vieweg und Sohn. 8°. 236 S.
Der Verfasser, welcher in der Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege eine Arbeit über das Eindringen von Kohlenoxyd in menschliche Wohnungen veröffentlicht hatte, hat auf Anregung der Verlagsbuchhandlung
eine umfassende monographische Bearbeitung der Kohlenoxydvergiftung, an welcher es bisher gefehlt hatte, unternommen. Bildet daher die vorliegende Schrift schon an sich eine erfreuliche Ergänzung
derLitteratur über die Vergiftungen, so ist noch besonders der Fleiss und das Geschick, mit welchem das grosse, zudem in einem übersichtlichen Litteraturverzeichnis niedergelegte Material gesammelt und bearbeitet wurde, anzuerkennen. Die Kohlenoxydvergiftung ist nicht nur für den Toxikologen
von hervorragendem Interesse, auch der praktische Arzt, der Hygieniker, der Gerichtsarzt, der Fabrikarzt, und hinsichtlich
der Minenkrankheit auch der Militärarzt, kommen jeder auf seinem Gebiete mit der Kohlenoxydvergiftung in Berührung und schliesslich
fällt ihr Nachweis hervorragend in das Arbeitsgebiet des Gerichts Chemikers. Allen diesen Gesichtspunkten widmet die Schrift eine eingehende Berücksichtigung.
Der chemische Teil erörtert das Vorkommen des CO, seine Darstellung und seine physikalischen Eigenschaften; der klinische die allgemeine und spezielle Symptomatologie, die pathologische Anatomie, Diagnose und Prognose der Kohlenoxydvergiftung;
der toxikologisch-physiologische die Wirkung und den Nachweis des CO – der Nachweis des CO im Blute ist natürlich besonders eingehend behandelt – und das Schicksal des Kohlenoxyds im Körper. Weitere Abschnitte handeln von
den Theorien der Vergiftung mit CO und von der Therapie derselben. Die beiden letzten Kapitel behandeln ausführlich die hygienische Bedeutung: Vergiftungen im Fabrikbetriebe und in Wohnräumen und ihre Verhütung, sowie auch die Minenkrankheit – und die gerichtsärztliche Seite: Selbstmord, Mord, Unglücksfall, geistige Störungen nach CO-Vergiftung, Haftpflicht bei Unfällen.
Zum hygienischen Teil mögen noch einige spezielle Bemerkungen gestattet sein: dass die Füllöfen, namentlich die sogen. Amerikaneröfen,
unter Umständen recht verhängnisvoll werden können, dafür bringt der Fall aus Karlsruhe einen Beleg, wo nach Zeitungsnachrichten im vergangenen Winter zwei Damen dem aus dem Schlafzimmerofen ausströmenden Kohlendunste
in der Nacht erlegen sind.
„Die Oefen je eines Stockwerkes in einen Schornstein münden zu lassen“ (S. 185), dürfte kaum je ausführbar und zweckmässig sein, vielmehr scheint man doch überall in Neubauten dazu überzugehen,
jedem Ofen seinen eigenen Schornstein zu geben, wie auch Verfasser empfiehlt.
Schliesslich kann Referent zu der Vergiftung durch Kohlenbecken einen interessanten Fall beibringen, welcher besonders auch von baupolizeilichem Interesse ist. Die verbreitete Sitte, zwecks Austrocknung von Wänden Kohlenbecken aufzustellen, führte in Stuttgart in einem
Falle zu einer bedenklichen CO-Vergiftung mehrerer Personen: der ganze Parterrestock eines Hauses wurde umgebaut (in ein grösseres
Wirtschaftslokal mit Nebenräumen); obgleich derselbe noch keine Fenster und Thüren hatte, also sich stark ventilierte, drang
doch von den zahlreich aufgestellten Kohlenbecken CO (durch Zwischenboden, Kamine, Treppenhaus?) in das darüber liegende Stockwerk
derart, dass die hier wohnende Familie in einer Nacht mehr oder weniger stark erkrankte. Der Fall gab Anlass zu einem ortspolizeilichen Verbot der Aufstellung solcher Kohlenbecken in auch nur zum Teil bewohnten Häusern.
Knauss-Stuttgart.
Das Eisenhüttenwesen. Erläutert in acht Vorträgen von Geh. Bergrat Prof. Dr. H. Wedding. Mit 12 Figuren im Text. (Aus Natur und Geisteswelt. Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständlicher Darstellungen aus allen Gebieten des Wissens. 20. Bändchen.) Leipzig. Verlag
von B. G. Teubner. Geh. 90 Pf., geschmackvoll geb. 1,15 M.
In dem schmucken, mit guten Abbildungen versehenen Bändchen wird uns zunächst die Erzeugung des schmiedbaren Eisens bei Holzkohlenfeuerung
geschildert und dann gezeigt, welche gewaltigen Aenderungen mit der Erfindung des Hochofenprozesses eintraten. Der Verfasser
belehrt uns über die chemischen, physikalischen und geologischen Grundlagen derselben, über die Eisenerze und Brennstoffe,
über die verschiedenen Eisenarten und ihre Benennungen, um dann die Erzeugung der verschiedenen Eisenarten und die dabei in
Betracht kommenden Prozesse zu schildern, insbesondere auch die in unserer Zeit besonders wichtigen Formgebungsarbeiten und
die Härtung. Der letzte Abschnitt ist dem schlimmsten Feind des Eisens, dem Roste, gewidmet.
Das inhaltreiche und dabei billige Bändchen können wir warm empfehlen.
Karte von Ost-China mit Spezialdarstellungen der Provinzen Tschili und Schantung, des unteren Peiholaufes sowie Plänen von Peking, Tientsin,
Taku, Tsingtau, Schanghai, Kanton und Hongkong. Bearbeitet von P. Krauss. Leipzig und Wien. Verlag des Bibliographischen Instituts. 1900. Preis 80 Pf.