Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 113 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Ueber saure Grubenwässer und deren Verwendung zur
Kesselspeisung.
Mit der Untersuchung von Kesselspeisewässern, welche Braunkohlengruben der
preussischen Oberlausitz entstammten, betraut, beobachtete Dr. A. Katz, wie uns vom Patentbureau Richard Lüders in Görlitz mitgeteilt wird, dass die
Wässer zum Teil bereits verdünnt, zum Teil nach mehr oder weniger starkem Eindampfen
saure Reaktion zeigten. Die Analyse ergab pro Liter
einen Gehalt von 7 bis 27 mg Schwefelsäure (SO3)
und bis 48 mg Eisenoxyd (Fe2O3).
Eine eigenartige Erscheinung zeigte sich an den inneren Kesselwandungen der Betriebe,
in denen jene Wässer zur Speisung benutzt wurden. Besonders um die Nietstellen der
Kesselbleche herum war eine Menge von kleinen, runden pockenartigen Vertiefungen
vorhanden. Die Vermutung über diese Zerstörung des Kesselbleches ging dahin, dass
die Speisewässer Bestandteile enthielten, welche auf das Kesselblech korrodierend
einwirkten. Die Untersuchung der Wässer zeigte thatsächlich das Vorhandensein freier
Säure. Es fragte sich nun, woher die freie Säure stammt und wodurch nur an
bestimmten Stellen des Kessels durch Verwendung des Wassers eine Korrosion
entstand.
Auf den Braunkohlen, deren Lager jene Wässer entstammten, war Tyrit in feinsten
Kryställchen aufgelagert und eingesprengt. Die Schwefeleisenverbindung oxydiert sich
allmählich unter dem Einfluss von Luft, Feuchtigkeit und organischen Stoffen in der
Grube selbst, besonders aber, wenn es vom Grubenwasser fortgeschwemmt, sich in
dessen Bett ablagert, zu schwefelsaurem Eisenoxydul, welches vom Wasser gelöst, mit
diesem zur Entnahmestelle des Speisewassers fortgeführt wird. Die Sammelbrunnen, in
welche die Grubenwässer einmünden, zeigen an den Wandungen und auf dem Boden Schlamm
von Eisenoxyd. Es geht daraus hervor, dass sich das Sulfat unter Abscheidung von
Eisenoxyd und freier Säure zersetzt, ähnlich wie man dies bei dem photographischen
Eisenentwickler beobachten kann. Ein Teil des Sulfats geht noch unzersetzt mit dem
Wasser in den Kessel, wo es sich unter dem Einfluss des bis zu 10 at gesteigerten
Drucke zersetzt und die Säure frei macht. Thatsächlich zeigt auch der Kesselstein,
den jene Wässer ablagern, stets starke schichtige Ablagerungen von Eisenoxyd.
Wenn Säure in den Kessel eintritt, so wird diese sich allmählich mehr und mehr
konzentrieren, die Kesselbleche angreifen und schwächen. Aus dem Umstände, dass
besonders in der Nähe der Nietstellen der Kesselbleche eine Menge von kleinen,
runden Vertiefungen und Löchern vorhanden ist, scheint hervorzugehen, dass neben der
direkten rein chemischen Wirkung der Säure auf das Kesselblech auch galvanische
Vorgänge vorhanden sind, welche zersetzend auf das Blech einwirken. Diese
galvanischen Vorgänge treten in Gegenwart von verdünnter Säure nicht nur zwischen
verschiedenen Metallen, sondern auch zwischen den gleichen Metallen auf, wenn
dieselben mechanisch verschieden bearbeitet sind. Eine solche Bearbeitung desselben
Metalls und eine damit zusammenhängende Verschiedenheit in der molekularen
Gestaltung liegt bei Nieten und gewalzten Blechen vor. In der Regel wird zur
Beseitigung des Uebelstandes verordnet, dass man der Menge der Eisensulfate im
Speisewasser entsprechende Mengen von Soda zusetzt und das Wasser, von Eisensalzen
befreit, dem Kessel zuführt. Dabei ist aber zu bedenken, ob nicht etwa das durch
diese Reinigung gebildete, im Wasser gelöste schwefelsaure Natron innerhalb des
Kessels bei dem hohen Druck von 10 bis 12 at zersetzt wird und dadurch freie Säure
entsteht, die wiederum schädlich wirkt.
Die Reinigungsfrage von Speisewässern hat in letzter Zeit, abgesehen von einer Reihe
von Geheimmitteln, die immer wieder angeboten und zum Nachteil der Kesselbesitzer
angewendet werden, wenig Fortschritte gemacht. Der Fortschritt oder die Veränderung
der Massnahmen zur Reinigung erstreckte sich nur auf Konstruktionen von
Reinigungsapparaten, die fast alle auf derselben Basis arbeiten. Von Wichtigkeit ist
aber für die Reinigungsfrage der Umstand, dass man nicht wie früher mit 4 bis 6 at
Druck im Kessel arbeitet, sondern mit dem doppelten Druck, dessen Einfluss auf die
Zersetzung von im Speisewasser gelösten Salzen im Kessel nicht genügend studiert
ist. Es müssen Versuche darüber angestellt werden, wie sich Salze der organischen
wie anorganischen Säuren mit Alkalien, Erden und Metallen unter dem Druck von 10 bis
12 at verhalten. Die Ergebnisse dieser Versuche sind für die Industrie im
allgemeinen von grösster Bedeutung und werden erfolgreich zur Lösung dieser offenen
wichtigen Frage beitragen.
Verluste von Schiffen und Menschenleben der Kriegsflotten
im Jahre 1900.
Das verflossene Jahr hat eine grosse Schiffskatastrophe glücklicherweise nicht
gebracht. Deutschland wird hart berührt durch den
Verlust der „Gneisenau“, aber mit geringen Ausnahmen gelang es, wenigstens
die Besatzung zu retten, und der Verlust des 21 Jahre alten, eisernen Schulschiffes,
ohne Gefechtswert, lässt sich schon noch ertragen, so bedauernswert er an sich ist.
„Gneisenau“ wurde am 16. Dezember bei plötzlich einsetzendem Südweststurm
und nach Versagen der Maschine gegen die Mole des Hafens von Malaga geworfen. Der
Kommandant, Kapitän zur See Kretschmann, der erste
Offizier und der erste Ingenieur nebst einem Seekadetten und 36 Mann ertranken, die
übrigen der im ganzen 452 Mann starken Besatzung konnte sich unter Mithilfe der
Spanier retten. „Gneisenau“ lief am 4. September 1879 auf der Kaiserlichen
Werft Danzig vom Stapel und deplacierte 2856 t. Die Vollschifftakelage war seit 1900
gekürzt, aber trotzdem war das Schiff noch gut unter Segel zu manöverieren. In der
deutschen Marine ist noch ein Unfall zu erwähnen. Auf dem kleinen Kreuzer
„Bussard“ erfolgte zu Aden im August eine Explosion im Maschinenraum,
wodurch zwei Mann getötet, fünf verwundet wurden. Englands Flotte verlor im Laufe des Jahres das ganz neue Flusskanonenboot
„Sandpiper“ durch einen Taifun im Hafen von Hongkong am 10. November.
Auch die britischen Kanonenboote „Tweed“ und „Fierebrand“ gerieten ins
Treiben und bekamen Wasser über. Der Torpedobootzerstörer „Otter“, Tender zu
Schlachtschiff „Goliath“, von der Naval Construction
Comp. Barrow 1896/97 erbaut, unternahm auslaufend das Rettungswerk, das
insoweit gelang, als die gesamte aus 16 Köpfen bestehende Besatzung des
„Sandpiper“ bis auf einen Mann, der ertrank, gerettet wurde.
„Sandpiper“ ist für die See überhaupt nicht gebaut. Die Fahrzeuge – es
sind noch drei Schwestern fertig und zwei im Bau – sind zusammensetzbar, 30,5 m
lang, 6,1 m breit, verdrängen 85 t Wasser und tauchen nur 0,5 m. Ihre Maschinen
können 240 PS entwickeln und treiben zwei Schrauben, die eine Fahrt von stündlich 9
Meilen über Grund ermöglichen. Die Armierung besteht aus zwei 5,7 Schnellladern, 4
Maschinengewehren. Die Boote sind namentlich für den Yan-tse oberhalb Itschang und
den Pralfluss durch Canton bestimmt. In der Marine Frankreichs explodierte im Februar auf dem Panzerkreuzer „Chancy“,
im Geschwader vor Toulon liegend, der Dampfsammler im Heizraum Nr. 3. Zwei Heizer
wurden schwer, einer leicht verbrüht, von den Schwerverwundeten starb einer. Am 11.
August wurde der ganz neue Torpedobootzerstörer „Framee“ auf der Höhe von St.
Vincent vom Schlachtschiff „Brennus“, Flaggschiff des Admiral Fournier, gerammt und sank; die Besatzung wurde
gerettet, das Fahrzeug ging verloren. „Framee“ deplacierte 314 t, war 56 m
lang, 5,9 m breit und konnte mit 5700 PS, zwei Maschinen 26 Meilen Fahrt in der
Stunde laufen. Er hatte 62 Mann Besatzung, eine Artillerie von einem 6,5 cm, sechs
4,7 cm Schnellladern nebst zwei Torpedolancierrohren und war 1900 zu St. Nazaire vom
Stapel gelaufen. Das einzige Schwesterschiff in der Flotte Frankreichs ist
„Yatagan“. Ursache der Katastrophe war Versetzen des Ruderapparates. – Am
23. Oktober kollidierte der Transportdampfer „Caravane“ in der japanischen
Inlandsee mit dem Dampfer „Yamaguchi-Maru“, der Mitsu
Bishi-Gesellschaft, bei nebeligem Wetter. „Caravane“, in zwei Teile
zerschnitten, sank nach einer halben Stunde, „Yamaguchi-Maru“ erlitt schwere
Havarien. Die Besatzung des französischen Schiffes wurde von dem Japaner an Bord
genommen, drei Mann ertranken. „Caravane“ war ein eiserner Dampfer vom Jahre
1876 von 2065 t Deplacement, mit 645 PS, lief etwa neun Meilen und hatte 67 Köpfe
Besatzung. Als Armierung führte er zwei 4 cm-Hinterlader. – Nach den Mitteilungen aus dem Gebiet des Seewesens, Augustheft
1900, sollen auf dem Torpedoboot „Nr. 213“ bei Cherbourg Rohrrisse entstanden
sein, durch welche zwei Heizer schwer verbrüht wurden. – Das Torpedoboot „Boët
Willaumez“ lief bei Nebel auf den Fels Gauthier, bei Cherbourg, am 31.
August auf, wurde leck, hielt sich durch die Schotten sieben Stunden lang über
Wasser und sank dann. Die Mannschaft ging auf das Torpedoboot „Nr. 108“, das
zur Stelle war, über. – „Boët Willaumez“ deplacierte 66 t, stammte vom Jahre
1886, war in Havre gebaut, konnte nur 18 Meilen laufen und hatte 22 Mann Besatzung.
In einem Typhon ging am 13. November bei Guam der Hilfskreuzer „Josemite“ der
Vereinigten Staaten verloren. Er war zu Newport
News von der Shipbuilding and Dry-Dock Comp. Virginia
gebaut und lief 1892 unter dem Namen „El Sud“ für die Morgan Line vom Stapel. Das Schiff wurde 1898 während des Krieges mit
Spanien angekauft, hatte 4659 Bruttoregistertonnen, eine Schraube und konnte mit
rund 3000 PS 16 Meilen laufen. Man armierte „Yosemite“ mit zehn 12,7 cm
Hinterladern, sechs 5,7 cm Schnellladern, zwei Mitrailleusen. – Die Marine Japans verlor den Torpedobootzerstörer „Niji“,
den letzten von sechs, die Yarrow (Poplar, England)
geliefert hatte und der erst 1900 ablief. Das 306 t grosse Fahrzeug, das 31 Meilen
Fahrt machen konnte und 78 Mann Besatzung trug, ist auf der Heimfahrt an der
chinesischen Küste Ende des Vorjahres gescheitert. Der grösste Teil der Bemannung
konnte sich retten. In Spaniens noch immer nicht
unbeträchtlicher Flotte, die sich im grossen und ganzen heute noch in den
eigenartigen, anderen Nationen unverständlichen Verhältnissen befindet, wie seit der
Zeit Philipp II. – viel Schiffe, viel Admirale, viel
Ausgaben, geringe Leistung, aber immer vorhanden, und als starker Faktor in allen
maritimen Unternehmungen anzusehen – hat im August auf dem Kreuzer „Infanta
Isabel“ eine Kesselexplosion stattgefunden. Der Kreuzer lief von San
Sebastian nach Arrachon aus; die königliche Familie befand sich im Schloss Miramare.
Ein Mann war tot, 22 verbrühten, davon vier schwer. – Die Flotte der Türkei hat nur wenige Schiffe und Fahrzeuge
thatsächlich kriegsbereit schwimmen; ein erstklassiges Schlachtschiff, einen
Panzerkreuzer oder Kreuzer überhaupt nicht. Die Flotte ist in ihrem Gros
bewegungsunfähig! Der Verlust des Torpedobootes „Berk ef Schan“ – Berliner
Blätter machten daraus „Scham“ –, ein auf der Germaniawerft (Krupp) zu Gaarden bei Kiel 1894 abgelaufenes, 270 t
deplacirendes Fahrzeug, das in „Tajjar“ noch eine Schwester in der Flotte der
Hohen Pforte besitzt, armiert mit sechs 3,7 cm Schnellladern, zwei
Torpedolancierrohren, war in Bajrut stationiert und machte Probefahrten, um einen
neuen Projektor (?) zu prüfen. Das Boot sank infolge Kesselexplosion. Fünf
Offiziere, 25 Mann der Besatzung ertranken, dazu – der Kommandant des türkischen
Stationsflaggschiffes „Ismael“, der Kommandant der in Bajrut stationierten
Eskadrille, der Kommandant der Gensdarmerie zu Bajrut und der Buchhalter und
Inspektor der Tabaksregie dort. Es gibt etwa 4000 Kriegsschiffe und Fahrzeuge,
welche Namen tragen, in den verschiedenen Marinen der Erde. Dazu kommen noch über
1000 Torpedoboote, Minenfahrzeuge, Hafenfahrzeuge, Präme etc., die man mit Nummern
bezeichnet hat. Etwa die Hälfte der Kriegswasserfahrzeuge ist in Bewegung und im
Dienst, so dass sich die Verluste des verflossenen Jahres im allgemeinen als winzige
herausstellen.
Bohrungen von Panzerplatten grosser Stärke mittels
Elektrizität.
Bei dem Anschiessen der 30,5-cm-Turmgeschütze der Panzer „Sebastopol“ und „Poltawa“
der russischen Ostseeflotte zu St. Petersburg hatten die Geschütztürme Havarien, die
es wünschenswert erscheinen liessen, einen Teil des bis 30 cm starken Turmpanzers
abzuschneiden. Der Panzer bestand aus Stahlplatten, nach dem System des
amerikanischen Prof. Harvey an der Oberfläche gehärtet,
und in Anbetracht der grossen Widerstandsfähigkeit dieser Metallkonstruktion
entschloss man sich, die Beseitigung der gewünschten Teile mittels elektrischer
Lochbohrung vorzunehmen. Diese Bohrungen gelangen nur teilweise, und ausserdem
stellte sich heraus, dass um die gebohrten Löcher das Panzermaterial erweicht wurde.
Man blieb schliesslich doch bei dem Verfahren, obwohl durch dasselbe die
Widerstandsfähigkeit der Geschütztürme genannter Schiffe vermindert wurde.
F. E.
Bücherschau.
Lehrbuch der Elektrochemie. Von
Prof. Dr. Max Leblanc. Zweite vermehrte Auflage. Mit 33
Figuren. Leipzig 1900. Oskar Leiner.
In vorliegendem haben wir es mit einem jener seltenen vorzüglichen Werke zu, thun,
welche bestrebt sind, in ein streng abgeschiedenes an und für sich schwer
verständliches Gebiet einzuführen und ein gründliches Verständnis desselben zu
ermöglichen, und dieser Aufgabe auch in vollstem Masse Rechnung tragen. Durch
gründliches Eingehen auf alle in Betracht kommenden Erscheinungen, Erklärung der
Ursachen und Wirkungen, nichts voraussetzend, sondern alles logisch begründend, wird
der Leser mit allen den hieraus abgeleiteten Gesetzen in harmonischer Reihenfolge
vertraut gemacht, und vermag nach gewissenhaftem Durcharbeiten des gegebenen Stoffes
sich nicht nur die erwarteten Kenntnisse zu erwerben, sondern wird auch in die Lage
versetzt, sich über das Gebotene ein selbständiges Urteil zu bilden und auf dem
Gebiete selbstthätig weiter zu schaffen. Dieses Ziel, welches allerdings auch ein
eifriges und ernstes Eingehen des Lesenden bedingt, wird insbesondere dadurch
erreicht, dass nicht das Bestreben vorherrscht, in bloss populärer oder eigentlich
fälschlich sogen, populärer Weise vorzugehen,um den Leser über die
Schwierigkeit des Verständnisses hinweg zu täuschen, sondern vom Anbeginne an alles,
was dem leichten Erfassen Schwierigkeiten bereitet, so gründlich durchgearbeitet
wird, dass bei einigem ernsten Willen ein gründliches Verständnis unbedingt erreicht
werden muss. Dabei bemüht sich der Verfasser, nach Möglichkeit allgemein
verständlich zu schreiben, und ist ihm dies dadurch, dass er sich dort, wo sich dem
Verständnisse im allgemeinen Schwierigkeiten entgegenstellen, breitere Darstellung
und Vorführung von Analogien aus anderen technischen Gebieten in ausgiebigem Masse
verwertet, vollständig gelungen. Es vermag sohin dieses Werk, welches einen
vollständigen Ueberblick über den gegenwärtigen Standpunkt der Elektrochemie
gewährt, allen Interessenten nur bestens anempfohlen zu werden.
A. P.
Gemeinfassliche Darstellung des
Eisenhüttenwesens. Herausgegeben vom Verein
deutscher Eisenhüttenleute in Düsseldorf. III. Auflage. Düsseldorf 1900.
Verlag von August Bagel.
Das 16 Bogen starke Werkchen zerfällt in zwei Teile, von welchen der erste, von
Hüttenschuldirektor Beckert-Duisburg verfasste Teil
sich mit der Darstellung des Eisens beschäftigt. Es wird zuerst der Begriff
„Eisen“ erklärt, dann folgen die Benennung (Klassifikation) des Eisens,
die nötigen Erläuterungen über die Rohstoffe, der Bau und Betrieb des Hochofens und
seine Erzeugnisse, das Herdfrischen, Puddeln, Konverter- und Martin-Prozesse,
Tempern, Cementieren, Eisengiesserei, Schmieden und Walzen und Probenahmen. Der
Verfasser ist um eine möglichst volkstümliche Behandlung bemüht gewesen; wirksame
Unterstützung hat er hierbei durch die Beigabe zahlreicher Textbilder gefunden. Dass
den neuesten Fortschritten der Eisenhüttentechnik Rechnung getragen ist, dafür bürgt
der Name des Verfassers. In dem zweiten Teil behandelt E.
Schrödter-Düsseldorf die wirtschaftliche Bedeutung des Eisengewerbes für
unser Vaterland und stellt Vergleiche mit den hauptsächlichen in Betracht kommenden
Ländern der Erde an, auch werden die Arbeiter und Frachtverhältnisse, die
Zollgesetzgebung u.s.w. in den Kreis der Betrachtung gezogen.
Bei dem gegenwärtigen Betrieb der Hochöfen erzeugt Deutschland etwa 18 Millionen
Tonnen Roheisen; das Eisengewerbe hat sich zu einem der bedeutendsten
vaterländischen Industriezweige emporgeschwungen, dessen Berufsgenossenschaften die
höchsten Löhne zahlen. Eine gemeinfassliche Darstellung der thatsächlichen
Verhältnisse, unter welchen das deutsche Eisengewerbe arbeitet, und ein Vergleich
mit den in Betracht kommenden anderen Ländern werden daher in weiten Kreisen
willkommen sein. Neu ist bei der diesmaligen Ausgabe die Anfügung einer
vollständigen Liste der deutschen Hochofen–, Fluss- und Schweisseisenwerke.
Zuschriften an die Redaktion.
(Unter Verantwortlichkeit der Einsender.)
Noch einmal: „Die Konstruktion der
Schreibmaschine“Polemiken in
technischen Zeitschriften über rein technische Fragen erscheinen mir im
allgemeinen wenig nutzbringend, aus diesem Grunde unterliess ich die
Beantwortung der im März 1900 von Herrn A.
Beyerlen an dieser Stelle gegen meine früheren Ausführungen
unternommenen Angriffe. Eine Antwort konnte ich mir damals um so mehr
ersparen, als Herr Beyerlen Vertreter der
„Yost“-Maschine ist, Lobpreisungen der „Yost“-Maschine auf
Kosten anderer Maschinen aus dem Munde von Herrn Beyerlen also kaum sehr tragisch zu nehmen sind. Nachdem ich aber
durch Freunde darauf aufmerksam gemacht worden bin, dass Herr Beyerlen aus meinem Schweigen Kapital für sich
schlägt, sehe ich mich doch genötigt, die Ausführungen des Herrn Beyerlen auf ihren wirklichen Wert
zurückzuführen..
Von Dr. H. Lux, Ingenieur.
Herr A. Beyerlen, Ingenieur, Vertreter der
„Yost“-Maschine für Deutschland, unterzieht meine Ausführungen über die
Schreibmaschine (D. p. J. 1899 313 * 7 ff.) an gleicher Stelle S. 149 d. Bd. einer eingehenden Kritik und
sucht mir verschiedene Fehler und Ungenauigkeiten nachzuweisen. Seine Ausführungen
laufen aber im wesentlichen auf einen Panegyrikus auf die „Yost“-Maschine
hinaus; nach ihm hat die „Yost“ so viele und so weit überlegene Vorzüge vor
allen übrigen Schreibmaschinen, dass neben ihr eine andere Schreibmaschine kaum noch
in Betracht kommt.
Was nun die Ausführungen des Herrn Beyerlen im einzelnen
anbelangt, so möchte ich mich zunächst dagegen verwahren, dass ich meinem ersten
Aufsatze der Typenführung zum Zwecke der Zeilengeradheit keine Erwähnung gethan
hätte. Dieser Vorwurf ist unzutreffend, denn ich habe bei den einzelnen Maschinen,
die irgend eine Art der Führung für die Typenhebel besitzen, dieses
Konstruktionsteiles auch gedacht.
Einen besonderen Vorzug in dieser Typenführung aber zu erblicken, ist mir nicht
möglich; im Gegenteil, die Typenführung ist immer nur ein konstruktiver Notbehelf, eine
Gewaltmassregel, um bei Typenhebelmaschinen, deren Hebel immer mehr oder weniger
schlottern, Zeilengeradheit zu erzwingen. Ebenso wie in der Kreuzkopfführung einer
Dampfmaschine Arbeit nutzlos verbraucht wird, ebenso wird bei den Typenführungen der
Hebelmaschinen infolge von Reibung so viel Energie verbraucht, dass bei sämtlichen
Typenhebelmaschinen mit Führung die Durchschlagskraft wesentlich geringer ist als
bei Maschinen mit ungeführten Hebeln. Darunter leidet selbst die „Underwood“,
die noch eine vergleichsweise organische Hebelführung besitzt, gegenüber der
„Remington“ oder gar der „Caligraph“. Geradezu verhängnisvoll aber
wird die Typenführung bei der „Yost“. Herr Beyerlen sucht zwar, indem er aus der Not eine Tugend macht, die Sache so
darzustellen, als ob die leichte Reibung der Typen an der Typenführung ein
besonderer Vorzug sei; thatsächlich aber bewirkt diese Reibung, besonders bei etwas
ausgeschriebenen Maschinen, ein vollständiges Abschleifen der Typenköpfe an
derjenigen Stelle, die der Ruhelage der Typenhebel diametral entgegengesetzt ist.
Ich habe „Yost“-Maschinen gesehen, unter anderen eine solche, die nach der
Angabe ihres Besitzers erst 2 Jahre im Gebrauch gewesen ist, bei der die Typen der
meist benutzten Buchstaben direkt cylindrisch abgeschliffen gewesen waren. Das
Gleiche habe ich an einer „Yost“-Maschine, die in meinem Bureau in Benutzung
gewesen ist, ebenfalls, wenn auch nicht in diesem Masse, konstatieren müssen. Aus
dieser einzigen Thatsache geht schon hervor, dass die Reibung der Typen an der
Führungsstelle ausserordentlich gross sein muss, und dass infolgedessen gerade die
Führung bei der „Yost“, wie sie durch das Konstruktionsprinzip dieser
Maschine bedingt ist, nicht nur keinen rühmenswerten Vorteil, sondern einen
unzweifelhaften Mangel darstellt.
Demgegenüber ist es von geringer Bedeutung, ob diese Reibung ihren Grund in dem mit
dem Gebrauche zunehmenden Auslaufen der Gelenke (was, wie ich behaupte und durch die
Vorführung von „Yost“-Hebeln beweisen kann, thatsächlich der Fall ist, weil
sich in dem offenen Typenkorbe der „Yost“-Maschine Staub, Radiergummi und Oel
als wirksames Schmirgelmaterial ansammelt), oder in dem von Anfang an vorhandenen
Schlottern der Hebelgelenke der „Yost“-Maschine hat.
Es ist deshalb durchaus nicht verwunderlich, „weshalb die Konstrukteure von
Schreibmaschinen ... immer noch steife Hebel verwenden“. Die Nachteile der
steifen Hebel sind eben immer noch geringer als die Nachteile der kompliziert
gegliederten Hebel der „Yost“-Maschine. Etwas vom Schreibmaschinenbau
verstehen neben Herrn Yost und Herrn Beyerlen schliesslich doch auch noch die anderen
Schreibmaschinen-Fabrikanten; und wären die Vorzüge der „Yost“-Hebel vor den
steifen Typenhebeln wirklich vorhanden, so würde sich sicher die eine oder die
andere der mit grossen Mitteln ausgestatteten amerikanischen
Schreibmaschinenfabriken dazu entschlossen haben, das System der steifen Hebel zu
Gunsten der Gelenkhebel aufzugeben, und insbesondere würden sich die Konstrukteure
der modernen Schreibmaschinen weit eher dem „Yost“-Systeme als dem Systeme
der steifen Typenhebel zugewandt haben. Aber dies nur beiläufig! Der Vorrang eines
steifen Typenhebels vor einem Gelenkhebel ist für jeden nur einigermassen erfahrenen
Techniker so in die Augen springend, dass er gar keines Beweises bedarf. In der That
verdankt die Entwickelung des „Yost“-Hebels, wenn ich mich unhöflich
ausdrücken will, mehr einer technischen Marotte als einem technischen Zwange seine
Entstehung. Yost wollte das Farbband, das ja allerdings
seine Nachteile hat, im Interesse einer schönen gleichmässigen Schrift vermeiden; so
kam er auf die Verwendung des Farbkissens. Das Farbkissen muss naturgemäss
ausserhalb der Bahn der Typenhebel liegen; damit nun aber der doppelte Zweck des
Einfärbens der Typen und des Anschlagens auf einen bestimmten Druckpunkt ermöglicht
wird, blieb ihm nichts anderes übrig, als den Typenhebeln einen ausserordentlich
verwickelten Weg vorzuschreiben und ihnen damit auch eine sehr komplizierte Gestalt
zu geben. Dass Yost die sehr schwierige technische
Frage geradezu glänzend und äusserst geistvoll gelöst hat, steht auf einem anderen
Blatte, die geniale Konstruktion der „Yost“-Maschine wird von keiner Seite
bestritten werden können; – sicher war aber auch die vor Stephenson ersonnene Lokomotive, die mit vier Beinen laufen sollte, sehr
geistvoll ersonnen, aber praktischer war die mit Pleuelstange und Treibrädern
betriebene Stephenson''sche Lokomotive! Vom höheren
technischen Standpunkte ist nicht der kompliziertere, wenn auch noch so geniale,
sondern der einfachere Mechanismus, wenn durch beide der gleiche Effekt erreicht
wird, der vollkommenere.
Ein weiterer gedanklicher Abschnitt der Erwiderung von Herrn A. Beyerlen beschäftigt sich mit der Frage der Umschaltung bei
Schreibmaschinen. Diese Frage ist fast so alt wie die Schreibmaschine selbst, und
trotz der Unmenge von Druckerschwärze, die für die „endgültige“ Beantwortung
der Frage verschwendet worden ist, steht sie thatsächlich doch noch so, wie zu
Anfang. Für den praktischen Maschinenschreiber, der ein System mit Volltastatur oder
ein solches mit „Standard“-Tastaturgleich vollkommen beherrscht, wie der
Schreiber dieser Zeilen, spielt diese Frage thatsächlich gar keine Rolle. Die
Handhabung der Umschaltung inkommodiert so wenig, wie das von anderer Seite als
besonders schrecklich hervorgehobene Herumspringen auf der Tastatur. Natürlich muss
jeder Schreibmaschinenvertreter sein System als das einzig richtige energisch
hervorheben, während er die anderen Systeme ebenso energisch verurteilt. Zu welch
scherzhaften Argumentationen hier manchmal Zuflucht genommen wird, dafür bieten die
Ausführungen von Herrn Beyerlen selbst wieder ein
drastisches Beispiel, führt er doch gegen die Maschinen mit Umschaltung das Argument
ins Feld, dass bei diesen Maschinen die Zeilengeradheit von der Pünktlichkeit des
Schreibenden abhängig sei! Das ist doch dieselbe Logik, als wenn man für die
manchmal recht merkwürdige Orthographie eines mit der Schreibmaschine geschriebenen
Schriftstückes (z.B. die Vertauschung bestimmter Buchstabengruppen), das
Maschinensystem verantwortlich machen wollte. Entschiedene Verwahrung muss aber
gegen die Behauptung von Herrn A. Beyerlen eingelegt
werden, dass die Bedienung einer Umschaltung einer Arbeitsvermehrung von 10%
gleichkomme. Selbst den Fall angenommen, dass in der That die Bedienung der
Umschaltung für sich ebensoviel Zeit beanspruche, wie das Anschlagen einer einzelnen
Taste, so würde die Arbeitsvermehrung, da im Deutschen auf 20 kleine Buchstaben ein
grosser kommt, doch nur höchstens 5% betragen! Dabei aber übergeht Herr Beyerlen vollständig die Thatsache, dass die höchste
Schreibgeschwindigkeit natürlich dann zu erzielen ist, wenn die Hände ein für
allemal über der Tastatur ruhen können, wie dies beispielsweise bei der Tastatur der
„Hammond“ der Fall ist, und dass für den Uebergang vom kleinen Alphabet
zum grossen doch zum mindesten die gleiche Zeit erforderlich ist, wie für die
Bedienung der Umschaltung. Die beiden Momente kompensieren sich so gut wie
vollständig, bemerkenswert ist aber doch, dass die höchsten Schreibgeschwindigkeiten
nicht auf Maschinen mit Volltastatur, sondern auf der „Hammond“ erzielt
worden sind, die sogar mit doppelter Umschaltung
arbeitet. Eine derartige Thatsache sollte doch in einer ernsten Polemik nicht mit
Stillschweigen übergangen werden, denn sie spricht für meine Behauptung, dass den
Maschinen mit Umschaltung ein kleiner Vorsprung vor den Maschinen mit Volltastatur
zukomme, sofern es sich um die Schreibgeschwindigkeit handelt, und dabei ist noch
nicht einmal des für einen Techniker so wichtigen Argumentes Erwähnung gethan, dass
die Maschinen mit Umschaltung weniger Teile bedürfen, in der Herstellung also
wesentlich billiger sein können, als die Maschinen mit Volltastatur. Dass bei so gut
wie vollständiger Ruhelage der Hände über der Klaviatur, wobei jede Hand nur eine
Hälfte der Tastatur zu bedienen hat, der Legato-Anschlag dem Staccato-Anschlag in
Bezug auf die Geschwindigkeit weit überlegen ist, das ist eine vom Klavierspiel her
so bekannte Thatsache, dass es Wunder nehmen muss, wenn Herr Beyerlen hierfür den Grund nicht einzusehen vermag. Aus der eben erwähnten
Thatsache, dass mit der „Hammond“ die höchsten Schreibgeschwindigkeiten
erzielt worden sind, ergibt sich auch die Unrichtigkeit der von Herrn Beyerlen aus theoretischen Erwägungen gezogenen
Schlussfolgerung, dass wegen der Arbeitsbewegung des Druckhammers bei der
„Hammond“ die Schreibgeschwindigkeit der Typenhebelmaschinen grösser sein
müsse.
Natürlich geht Herr Beyerlen auch wieder auf den für
Vertreter von sogen, „blinden Maschinen“ sehr fatalen Punkt der Sichtbarkeit
der Schrift mit den alten verbrauchten Argumenten ein. Die Forderung der
Sichtbarkeit der Schrift bei Schreibmaschinen soll ganz überflüssig sein, weil man
beim Nachsehen des Geschriebenen doch Wagen und Tasten in Ruhe haben muss. Der
berühmte „eine“ Handgriff genügt ja dann, um das Geschriebene sofort sichtbar
zu machen. Dabei wird aber verschwiegen, dass dieser eine Handgriff natürlich
erheblich mehr Zeit für sich beansprucht als ein rasches Aufblicken, und dass weiter
das so häufig vorkommende Einstellen auf einen bestimmten Punkt bei blinden
Maschinen ungleich komplizierter ist, als bei Maschinen mit sichtbarer Schrift. Alle
theoretischen Ueberlegungen können aber natürlich bei weitem nicht so viel
Beweiskraft für sich beanspruchen, als das planmässig angestellte Experiment. Dieses
Experiment hat aber ergeben, dass die Leistungsfähigkeit einer Maschine mit
sichtbarer Schrift etwa 20 bis 25% höher als die einer „blinden“ Maschine
istVgl. Gutachten von
E. Dalchow in: Technische Urteile über die Underwood-Standard-Schreibmaschine, S.
34.. Die Sichtbarkeit der Schrift soll nach Herrn Beyerlen nur durch Konstruktionsfehler in der Maschine
ermöglicht werden können. Diesen Konstruktionsfehler aber beispielsweise bei der
„Underwood“ nachzuweisen, dürfte Herrn Beyerlen wohl schwer werden, aber dieser Seitensprung gab Herrn Beyerlen eben erwünschte Gelegenheit, sich über das
Prinzip der „Yost“-Typenhebel ausführlich zu verbreitern. Was diesen
Ausführungen entgegenzuhalten ist, habe ich oben bereits gesagt. Vom höheren
technischen Standpunkte ist der geistvoll ersonnene „Yost“-Typenhebel
verfehlt. In dem Uebereifer, für den „Yost“-Typenhebel eine Lanze zu brechen, begegnet
aber Herrn Beyerlen das für einen Vertreter einer
Schreibmaschine doppelt schwer wiegende Missgeschick, die Typenhebelmaschinen a
limine so weit über die Typenradmaschinen zu stellen, dass er die letzteren gar
nicht in Betracht zieht, wenn von „besten Maschinen“ die Rede ist. Ich habe
oben bereits auf die ausserordentliche Ueberlegenheit der „Hammond“ über alle
anderen Schreibmaschinen hingewiesen, sofern es sich um die Schreibgeschwindigkeit
handelt. Die Leichtigkeit des Anschlages, die zweckmässige Anordnung des
Tastbrettes, die Möglichkeit der raschen Auswechselung des Typensatzes, das bequeme
Einstellen auf einen bestimmten Punkt lassen die „Hammond“-Maschine der
Yost-Maschine doch weit überlegen erscheinen, denn in Bezug auf die
Durchschlagskraft, bisher der schwächste Punkt der „Hammond“, war selbst das
ältere Modell der „Hammond“ nicht ungünstiger gestellt als die „Yost“.
Das neue Modell der „Hammond“ mit Doppelschlaghammer bringt diese Radmaschine
aber weit vor die geistreiche
„Yost“-Hebelmaschine. In der That kann die neue „Hammond“ – und die
letzten älteren Modelle lassen sich leicht mit dem Doppelschlaghammer versehen, auf
den an anderer Stelle noch zurückgekommen werden soll – in Bezug auf die
Durchschlagskraft nunmehr selbst mit der Calligraph rivalisieren.
Damit glaube ich die Berichtigungen des Herrn Beyerlen
auf ihren wirklichen Wert zurückgeführt zu haben.
Erwiderung.
In den obigen Ausführungen des Herrn Dr. Lux wird
ausdrücklich anerkannt und zugegeben, dass das Farbband „allerdings seine
Nachteile habe“. Eine Maschine, die nicht auf das Band angewiesen ist,
verdient also schon deswegen den Vorzug.
Dass die sehr schwierige technische Frage, das Band zu beseitigen, „geradezu
glänzend und äusserst geistvoll von Yost gelöst
wurde und die geniale Konstruktion der Yost-Maschine von keiner Seite bestritten
werden könne“, wird wörtlich anerkannt.
Ebenso wird anerkannt, dass die Yost'sche Typenführung
die genaue Zeilenstellung sichert, ja es wird die Führung sogar eine Gewaltmassregel
genannt, die die Zeilengeradheit „erzwingt“.
Diese drei Feststellungen besonders zu betonen, scheint mir wesentlich, denn damit
ist neben dem Uebrigen alles zugestanden, was den Zweck meiner früheren Ausführungen
bildet.
Der Hauptmissstand bei allen Steifhebelmaschinen und bei den meisten anderen auch,
ist ja eben das Unzeiligwerden der Schrift. Dieser Missstand ist also bei der Yost zugestandenermassen gänzlich beseitigt und zwar
auf eine geniale, technisch vollkommene Weise mittels der Typenführung. Diese
Typenführung jedoch meint Herr Dr. Lux habe auch
Nachteile.
Er hat die absichtliche Leichtbeweglichkeit des vorderen
Teils der Gelenkhebel missverständlich mit „Schlottern“ bezeichnet und den
Zweck dieser Konstruktion verkannt, denn gerade durch diese Beweglichkeit des
Typenträgers ist die Führung ohne nennenswerte Reibung möglich. Er hat gemeint, weil
bei „einigen ausgeschriebenen“ Yost-Maschinen sich „die häufigst
benutzten“ Typen beschädigt zeigten, so sei die Typenführung vom höheren
technischen Standpunkt aus verfehlt, wogegen er ganz vergessen hat, dass
andererseits vermöge dieser selben Führung einzig und allein das leichte und bequeme
Auswechseln jeder einzelnen Letter ermöglicht wird, was
sicherlich einer der grössten Vorteile der Yost ist, wie er durch keine andere
Maschine geboten wird.
Nimmt man dazu die Thatsache, dass die ältesten, 11 Jahre alten Yost-Maschinen heute
noch tadellos arbeiten, so zeigt sich, dass der höhere technische Wert im Gegenteil
gerade nur der Yost mit ihrer Typenführung und ihren Gelenkhebeln eigen ist.
Denn die Praxis ist schliesslich doch in allen technischen Fragen der entscheidende
Kritiker und die thatsächlich gute Dauerleistung beweist es allein, ob eine
technische Konstruktion richtig ist oder nicht. Einzelne Typen werden bei jeder Schreibmaschine im Laufe der Zeit einmal
beschädigt. Diese leicht auszuwechseln, das ist das Haupterfordernis einer
praktischen Maschine und gerade das gestattet nur die Yost und zwar in höchst
einfacher Weise: die beschädigte Type wird herausgezogen und eine neue eingesteckt,
gerade so, wie eine gebrauchte Stahlfeder durch eine neue ersetzt wird (Kosten 60
Pf.). Einer mühseligen Justierung der Type bedarf es nicht, da dies durch die
Führung von selbst geschieht. Bei keiner Maschine ist das so einfach, bei
Umschaltemaschinen ist es überhaupt nicht möglich. Auch alle anderen Teile sind bei
der Yost leicht auswechselbar.
Dass die Reibung der Typen in der Führungstülle eine sehr geringe ist, zeigt das
Experiment: Man entferne die Führungstülle und schlage die Typen frei an. Die
Durchschlagskraft wird nicht im mindesten verändert sein. Die Führungsreibung ist
eine Quantite négligeable.
Aber auch nach vieljähriger Benutzung sind bei den meisten Yost-Maschinen selbst die
häufigst gebrauchten Typen, die viele millionenmal gebraucht sind, nicht
abgeschliffen. Dies ist ein genügender Gegenbeweis thatsächlicher Art, welcher
zeigt, dassdas Abschleifen nur ausnahmsweise vorkommt, und nur ein
vorübergehender Schaden ist, der durch Auswechselung sofort beseitigt wird.
Dass durch die grössere Anzahl von gleichen Teilen bei der Yost die
Gebrauchsfähigkeit nicht notleidet, beweist das Gesagte und dass die Maschine
dadurch nicht teuerer wird, zeigt der Umstand, dass die Umschaltemaschinen nicht
billiger, sondern teilweise teuerer sind. Dass aber der Betrieb der Yost in
Wirklichkeit billiger ist, geht aus deren längerer Gebrauchsdauer hervor.
Die Schreibverzögerung, welche die Umschaltung mit sich bringt, lässt sich ebenfalls
durch Experiment nachweisen. Man schreibe im Wechsel rasch nacheinander je einen
grossen und einen kleinen Buchstaben, das eine Mal auf einer Volltastaturmaschine
und dann auf einer Umschaltemaschine und notiere die Zeit, die dazu gebraucht wird
und die Zahl der geschriebenen Buchstaben. Die Zeit, dividiert durch die halbe
Buchstabenzahl, ist die Zeit, welche je zwei Buchstaben, d.h. ein kleiner und ein
grosser zusammen brauchen. Die Differenz der so gefundenen Zahlen gibt die Zeit an,
welche die Umschaltung allein im günstigsten Falle braucht; daraus lässt sich die
prozentuale Verzögerung, welche durch die Umschaltung entsteht, unwiderleglich
nachweisen.
Aus einer im fernen Amerika irgend einmal von irgend jemand auf irgend eine Art
ausgeführten Schnellleistung auf einer Hammond-Maschine und der angeblich dabei
erreichten Schreibschnelligkeit Schlüsse zu ziehen, welche dazu dienen sollen, diese
durch Experiment nachgewiesene Thatsache, dass auf Volltastermaschinen unter allen
Umständen schneller, als auf Umschaltemaschinen geschrieben werden kann, zu
widerlegen, ist bei einer ernsten sachlichen Polemik doch wohl nicht gestattet. Denn
erstens ist die behauptete grosse Schreibschnelligkeit an sich unglaubhaft, zweitens
ist die Schreibschnelligkeit immer nur ein Mass für die persönliche
Fingerfertigkeit, drittens spielt im Englischen die Umschaltetaste keine Rolle, weil
im Englischen nur selten grosse Buchstaben, also wenig Umschaltungen vorkommen, und
endlich ist jene behauptete Schnelligkeit deswegen unwahrscheinlich, weil
auffallenderweise auch nicht entfernt ähnlich grosse Leistungen bei uns nachgewiesen
wurden, wo es doch auch gewandte Schreiber gibt; es sei denn deshalb, weil im
Deutschen mehr Umschaltungen vorkommen; und damit ist Gesagtes wieder bewiesen.
Zur Frage der Sichtbarkeit wirft mir Herr Dr. Lux
verbrauchte Argumente vor. Von wem sind denn diese Argumente jemals thatsächlich
widerlegt worden? Die Argumente sind nicht nur nicht verbraucht, sondern im Begriff,
sich glänzend durch Thatsachen zu bewahrheiten. Wo ist denn die sichtbar schreibende
Maschine, welche eine Lebensdauer aufweisen könnte oder kann, auch nur entfernt so
gross wie diejenige der Yost-Maschine? Wie viele von den seit dem Bestehen der Yost
erschienenen 17 verschiedenen sichtbar schreibenden Maschinen sind denn noch da, und
in welchem Zustand befinden sich die neuesten Maschinen dieser Art schon nach 1½ bis
2 Jahren? Dieser Hinweis möge hier genügen. Nachdem ich aber durch Herrn Dr. Lux geradezu herausgefordert bin, erkläre ich mich auf
Wunsch gerne bereit, die Konstruktionsfehler der Underwood auf das klarste und
unwiderleglichste darzulegen, was im Rahmen dieser Erwiderung unthunlich ist und
möchte mich hier nur auf die eine Bemerkung beschränken, dass es nicht genügt, um
ein Gutachten über eine Schreibmaschine abzugeben, welche 21 in Form und
Arbeitsweise verschiedene Typenhebel besitzt, wenn man nur einen einzigen dieser
Hebel beschreibt und deswegen die ganze Maschine als technisch fehlerlos bezeichnet,
weil gerade nur dieser einzige beschriebene mittlere Hebel infolge seiner zentralen
Lage richtig konstruiert ist.
Ein Wort zur persönlichen Erwiderung: Meine Eigenschaft als Vertreter der Yost
hindert mich nicht, eine Polemik rein sachlich zu führen.
Zur Begründung, warum ich gerade die Yost vertrete und mich doch für berufen halte,
bei einer sachlichen Kritik über Schreibmaschinen ein Wort mitzureden, darf ich kurz
erwähnen, dass ich mich jetzt seit 18 Jahren mit Schreibmaschinen befasse, dass ich
der Erste war, welcher Schreibmaschinen regelrecht in Deutschland einführte und zwar
als Fachmann: als Techniker, Stenograph und Typist, nach vorausgegangenem
Spezialstudium in Nordamerika und nach der erforderlichen Praxis; ferner dass ich
die Vertretung der ersten Schreibmaschine (Remington), nachdem ich sie mit vieler
Mühe eingeführt hatte, wieder aufgab und andere, mir zu verschiedenen Zeiten
angebotene Schreibmaschinenvertretungen ablehnte, nur aus dem Grunde, weil ich nach
eingehender Prüfung und praktischer Erfahrung und vermöge meiner Fachkenntnisse aus
voller Ueberzeugung die Yost für die beste der bis jetzt gebauten Schreibmaschinen
erklären muss.
A. Beyerlen, Ingenieur.