Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 291 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Das Ewald Rasch'sche neue Verfahren zur Erzeugung von
elektrischem LichtVergl. „Ein neues Verfahren zur Erzeugung von
elektrischem Licht“ von Ewald
Rasch, Potsdam. Sonderabdruck aus der Elektrotechnischen Zeitschrift 1901, Heft 7..
Nach allen bisherigen Erfahrungen und namentlich auch nach den wissenschaftlichen
Feststellungen seitens hervorragender Fachgelehrter erscheint es ausser Frage
gestellt, dass für Glühlampen jeder Art die Möglichkeit einer Lichtgewinnung mit
ausserstem wirtschaftlichen Erfolg zuförderst an die Vorbedingung gebunden ist, die
leuchtenden Körper bei den höchst möglichen Temperaturen strahlen zu lassen.
Geleitet von diesem Grundsatze und unterstützt durch das überraschende, wertvolle
Ergebnis eigener Versuche, laut welchem sich auch Leiter II. Klasse als
Lichtbogenelektroden geeignet erweisen, wenn sie hierfür entsprechend vorgewärmt
werden, baute Ewald Rasch zur Erzeugung elektrischen
Lichtes ein neues Verfahren auf, welches durch D. R. P. Nr. 117 214 vom 18. März
1899 geschützt ist und im wesentlichen darin besteht, dass zwischen feuerbeständigen
Stoffen, wie Magnesia, Kalk, Thonoxyd, Zirkonoxyd u.s.w. ein selbständiger
Lichtbogen hergestellt wird.
Hinsichtlich seines physikalischen Verhaltens zeigt ein solcher Lichtbogen gegenüber
dem Kohlenlichtbogen einen scharf ausgeprägten Unterschied schon insofern, als bei
ihm die Energiedichte zwischen den Elektroden 30 bis 40 oder noch mehr Watt pro
Quadratmillimeter leuchtender Fläche erreichen kann, in welchen Fällen also die
daselbst vorhandenen Temperaturen zu den höchsten gehören, welche sich überhaupt mit
den uns bekannten und zur Verfügung stehenden Mitteln und Stoffen erzeugen lassen.
Nach dem eingangs hervorgehobenen Gesetze bringt es also dieses Temperaturmaximum
naturgemäss mit sich, dass der Nutzeffekt des zwischen festen, feuerbeständigen
Stoffen erzeugten Lichtbogens grösser sein muss, als bei allen anderen bisherigen
Beleuchtungsmethoden; eine Thatsache, die denn auch durch das Experiment und die
Praxis voll erwiesen wird. Der in Rede stehende Lichtbogen zeichnet sich aber auch
dadurch aus, dass sein Spektrum überwiegend lichtwirksame,gelbgrüne und nur
wenig ultrarote, unwirksame Strahlen aufweist; es ist dies ein Vorzug, der von
keinem Glühlichte bisher auch nur annähernd erreicht wurde. Ein beispielsweise
zwischen Magnesiaelektroden oder Zirkonelektroden hergestellter Lichtbogen liefert
ein Licht, das an Helle und Weisse dem Sonnenlicht ganz nahe kommt und das Ziel
bereits als erreicht ansehen lässt, dessen Erfüllung Jessler unlängst in den amerikanischen Blättern in Aussicht stellte. Durch
die Wahl des Materials für die Elektroden ist es ausserdem ganz gut und leicht
möglich, dem Lichte, etwa behufs künstlerischer Anpassung an die Umgebung, bestimmte
Farbenabtönungen zu erteilen.
Nach den vom Erfinder durchgeführten Laboratoriumsversuchen stellt sich die normale
Lichtausbeute bei dem Elektrolytbogenlicht pro Watt Stromverbrauch auf 3 bis 4
Hefner-Kerzen, während sie bei gewöhnlichem Gleichstrombogenlicht nur 2,00, bei
Wechelstrombogenlicht 1,25, bei Nernst-Licht 0,66 und bei gewöhnlichen elektrischen
Glühlampen gar nur 0,29 Hefner-Kerzen beträgt. Umgekehrt beläuft sich der
Stromverbrauch pro Hefner-Kerze für das Elektrolytbogenlicht bloss auf 0,25 bis 0,3
Watt, wogegen er sich für Gleichstrombogenlicht mit 0,5, für Wechselstrombogenlicht
mit 0,8, für Nernst-Licht mit 1,5 bis 1,6 und bei elektrischen Glühlampen auf 3,0
bis 4,0 Watt beziffert. Danach zeigt sich das Rasch-Licht beiläufig doppelt so günstig als Kohlenbogenlicht, etwa 5- bis
6mal günstiger als Nernst-Licht und 12mal günstiger als gewöhnliche elektrische
Glühlampen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist es ferner, dass die
feuerfesten Elektroden doch nur äusserst langsam abgenutzt werden, nur sehr geringe
Abmessungen zu haben brauchen, und an sich billig zu beschaffen sind. Der Erfinder
ist daher überzeugt, sein neues Licht werde sich trotz der derzeitigen, noch hohen
Strompreise bedeutend billiger herausstellen als Auer'sches Gaslicht.
Die schon oben angeführten Ziffern über Lichtausbeute und Stromverbrauch für das
Elektrolytbogenlicht sind übrigens in-soferne abfällig beeinflusst, als bei den
betreffenden Feststellungen lediglich Wechselströme zur Benutzung kamen, obwohl sich
bei Verwendung von Gleichstrom – wahrscheinlich ebenso, wie dies bei gewöhnlichem
Kohlenbogenlicht der Fall ist – günstigere Ergebnisse herausgestellt haben würden.
Sie beziehen sich auch
nur auf sogenannte harte Elektrolytelektroden,
während die weichen, d.h. solche, welche ohne einer
äusseren Vorwärmung bloss durch Ströme von entsprechender Ueberspannung den
Lichtbogen entstehen lassen, oder die mittelharten,
d.h. diejenigen, für welche das Vorwärmen mittels einer Streichholz- oder
Spiritusflamme genügt, weniger günstige Resultate ergeben und für die Rasch'sche Beleuchtung überhaupt von keinem Belang zu
sein scheinen. Das Vorwärmen der harten
feuerbeständigen Elektroden geschieht bei Bogenlampen ohne nennenswerten Aufwand von
Neben Vorrichtungen einfach durch einen im Nebenschluss befindlichen Flammenbogen
von gutleitenden Hilfselektroden, der beim Schlusse des Stromkreises sich zuerst
entwickelt, dann die eigentlichen Elektroden bis zur Leitungsfähigkeit erhitzt und
wieder unterbrochen wird, sobald der wirkliche Lichtbogen sich gebildet hat.
Für alle Fälle bedeutet das Rasch'sche Verfahren einen
neuerlichen wichtigen Aufschwung der Beleuchtungstechnik im allgemeinen sowie jener
des elektrischen Lichtes im besonderen, und dieselbe birgt offenbar noch einen
ganzen Schatz weiterer auch auf andere technische oder wissenschaftliche Gebiete
übergreifende Entwickelungs- und Vervollkommnungsphasen in sich.
L.K.
Schnell erstarrende Hartgussmassen.
Bekanntlich herrscht in der Spiel- und Galanteriewarenindustrie eine rege Nachfrage
nach giessbaren Massen, welche leicht und billig herzustellen sind, verhältnismässig
schnell erstarren, und, der späteren Bemalung wegen, keine allzu grosse Porosität
besitzen sollen.
So gross das Bedürfnis in dieser Hinsicht ist, so gering ist die Auswahl in den dazu
geeigneten Materialien.
So z.B. ist die Verwendung von Cement bei allen solchen Massen von vornherein
ausgeschlossen, weil die Cementgüsse zu lange in den Formen bleiben müssen und zu
lange Zeit zu ihrer endgültigen Erhärtung bedürfen; infolgedessen sind sie zur
schnellen Erzeugung von grossen Mengen einzelner Artikel (wie sie bei Bedarf
manchmal schnell auf den Markt gebracht werden müssen) ungeeignet.
Bei der gegenwärtig in Gebrauch befindlichen Hartgussmasse kommt daher auch eine
Mischung von zwei Teilen Gips und einem Teile Schlemmkreide zur Anwendung. Diese
Mischung wird in eine mässig heisse, 12 ½ %ige Kaninchenleimlösung bis zur
Konsistenz eines noch leicht ausfliessenden Breies eingerührt, worauf die Masse
sofort vergossen werden kann. Allerdings wird die Temperatur des heissen Leimes
durch den Zusatz der kalten Gips- und Kreidemischung auf Lauwärme herabgesetzt. Doch
auch diese Wärme verhindert das Erstarren immerhin noch ganz beträchtlich, weil das
eigentliche Binden des Gipses erst dann beginnt, wenn der Leim völlig erkaltet und
bereits gelatiniert ist. Man kann die Abgüsse in diesem elastischen Zustande wohl
aus den Formen nehmen, doch bei vielen Sachen liegt dann die Gefahr nahe, dass sie
sich vor dem völligen Erstarren noch irgendwie „verziehen“.
Nun ist es in allerneuester Zeit gelungen, auch diesem Uebelstande (dem Verziehen der
Abgüsse) abzuhelfen.
Bei diesen neuen Hartgussmassen wird der Kaninchenleim durch Dextrin ersetzt. Das
schnelle Erstarren dieser Massen wird durch Alaun herbeigeführt und lässt sich durch
Vermehrung oder Verminderung des Alaunzusatzes willkürlich beschleunigen oder
verzögern, je nach Bedarf. Ein fernerer Vorzug dieser Massen ist der Umstand, dass
man sämtliche Bestandteile bereits trocken miteinander vermischen und vorrätig
halten kann, so dass man bei Bedarf die Mischung nur in Wasser anzurühren
braucht.
Das so lästige Leimschmelzen fällt also ganz fort.
Das richtige Gelingen dieser Gussmassen hängt auch nur von dem annähernd richtigen Einhalten der ausprobierten
Verhältniszahlen der einzelnen Bestandteile ab, und am besten bürgt für dieses
Einhalten des richtigen Verhältnisses das vorherige Mischen der trokenen
Bestandteile.
Bei diesem Mischen brauchen die einzelnen Bestandteile auch nicht abgewogen zu
werden, es genügt schon das Mischen nach Raumteilen (z.B. schaufelweise) für
richtiges Gelingen.
Da das Verhältnis zwischen Dextrin und Alaun von der Menge des angewendeten Gipses
abhängt, so ist es am einfachsten und sichersten, Dextrin und Alaun vorher für sich
zu mischen und dann von dieser Mischung dem jeweiligen Quantum Gips eine
entsprechende Menge zuzusetzen.
Bei dieser Handhabung ist die Herstellung der Hartgussmassen die denkbar
einfachste.
Will man z.B. zu je vier Teilen Gips einen Teil Dextrin verwenden, so vermischt man
das Dextrin vorher mit einem Zwanzigstel Alaunmehl (= 80 Teilen Gips, 20 Teilen
Dextrin und 1 Teil Alaun).
Bei drei Teilen Gips und einem Teil Dextrin mischt man das letztere vorher mit einem
Zehntel Alaunmehl (= 30 Teilen Gips, 10 Teilen Dextrin und 1 Teil Alaun).
Bei zwei Teilen Gips lind einem Teil Dextrin wird dasletztere mit einem Fünftel
Alaunmehl vermischt (= 10 Teilen Gips, 5 Teilen Dextrin und 1 Teil Alaun).
Diese Massen sind bedeutend härter als reiner Gips und auch nicht so porös wie
dieser, gleichwohl erstarren sie ebenso schnell (in 20 bis 30 Minuten) wie Gips.
Wird der Alaunzusatz verdoppelt, so werden auch die Massen noch doppelt so hart,
jedoch erstarren sie dann fast zu schnell (in 10 bis 15 Minuten) und man muss daher
in diesem Falle die Masse für jeden Guss besonders anmachen.
Wird hingegen der Alaunzusatz auf die Hälfte als angegeben reduziert, dann erstarren
die Massen erst in 40 bis 60 Minuten und werden auch weicher.
Man hat es also ganz in der Hand, für den jeweiligen Zweck die geeignetste
Zusammensetzung der Massen herbeizuführen, zumal man ihnen auch ziemlich grosse
Mengen von Erdfarben zusetzen kann, ohne ihre Eigenschaften wesentlich zu
beeinflussen.
Zu bemerken ist noch, dass diese Massen ebenso wie Gips in Leimformen gegossen
werden.
O. R.
Vorderladergeschütze in den Kriegsmarinen.
England, ob mit oder ohne Einfluss Armstrong's mag
dahingestellt sein, verhielt sich am längsten ablehnend gegen die Annahme des
Hinterladersystems für seine schwere Marinegeschütze. Man steigerte die Kaliber bis
auf 40,6 cm in den vier 81 t-Rohren des 1876 abgelaufenen „Inflexible“, sah
sich allerdings überflügelt von den Italienern, welche dem 1876 abgelaufenen
„Duilio“ und dem zwei Jahre später folgenden „Dandolo“ je vier
Geschütze von 101,5 t Rohrgewicht und 45 cm Kaliber gaben, die aus der Armstrong-Fabrik in Elswick hervorgegangen waren,
während die Geschütze des „Inflexible“ von der Staatsfabrik Woolwich stammten. Von diesen gewaltigen Vorderladern, mit
denen das System sozusagen seine Höhe, aber auch zugleich seinen Abschluss erreicht
hatte, haben nur die Geschütze des „Inflexible“ bei einer Art ernster Aktion
mitgewirkt: Bei der Beschiessung von Alexandria 1882. – Das Schiff feuerte im ganzen
88 Schüsse, und es wird behauptet, mit grosser Wirkung; doch ist nicht recht
ersichtlich, gegen welche solchem Kraftaufwand einigermassen entsprechenden Ziele
man überhaupt diese Geschütze in Thätigkeit treten liess, denn die Werke von
Alexandria waren schwach, ihre Bestückung der Schiffsartillerie des britischen
Mittelmeergeschwaders, zu dem dann noch ein Teil des Kanalgeschwaders trat, sehr
bedeutend unterlegen. Mit der Armierung von „Edinbourg“ und „Colossus“
von 9420 t Deplacement ging dann England in der Marine mit der Einführung schwerer
Hinterlader vor, nachdem die Annahme des Systems bei der mittleren und leichten
Artillerie bereits früher erfolgt war. Die beiden genannten Schlachtschiffe
erhielten je vier 30 cm-Turmgeschütze und von ihnen an sind alle jüngeren Schiffe in
der Hauptartillerie mit Hinterladern bestückt, auch nahm man zwei älteren
Turmschiffen, „Thunderer“ 9330 t gross, abgelaufen 1872, umgebaut 1890 und
„Devastation“, ebensogross, abgelaufen 1871, umgebaut 1892, letztere
jetzt Wachtschiff zu Gibraltar, ihre vier 38 t schweren 32 cm-Vorderladerrohre und
gab ihnen dafür die gleiche Zahl 25 cm-Hinterlader von nur 29 t Rohrgewicht, so dass
durch die Umarmierung allein an Rohrgewicht der Hauptartillerie eine
Gewichtsreduktion von 36 t für jedes Schiff eintreten konnte.
Es ist aber eine irrige Annahme, dass gegenwärtig in der britischen Flotte der
Vorderlader eine Rarität sei, wie das in anderen Marinen zutrifft. Wenn auch in
einer Diskussion in der Royal United Service
Institution zu Anfang dieses Jahres der Vorsitzende Admiral Sir Bowden-Smith sagte: „Unsere alten Schiffe mit
Vorderladern können wir nur zum alten Eisen legen,“ so fügte er hinzu:
„Doch halte ich das Vorgehen der Admiralität, sie so lange in der Liste der
Kriegschiffe zu lassen, bis Ersatz geschaffen ist, für sehr verständig,“ und
Kontreadmiral W. H. Henderson meinte: „Wir wissen
alle, dass wenn es zur Entscheidung kommt, die Macht den endgültigen Sieg
davonträgt, welche die meisten Schiffe aus der Reserve in Dienst stellen
kann.“ Also werden die Schiffe noch lange genug in den Listen stehen und
voll ausgerüstet im Dienst bleiben, und es verlohnt schon, sich diese immerhin
stattliche Flotte besonders in Bezug auf die Vorderladerartillerie, die sie tragen,
näher anzusehen. Es sind noch acht Schlachtschiffe zweiter Klasse, fünf dritter
Klasse, zwei Panzerkreuzer und vier einst als Schlachtschiffe bezeichnete
Panzerfregatten, die man jetzt galanterweise Panzerkreuzer nennt, als grosse Schiffe
vorhanden. Ferner die Kanonenboote „Linnet“ und „Swift“ von 756 t
Deplacement, die je zwei 18 cm führen, „Raven“ mit zwei 16 cm, dann 25
Kanonenboote des Typ „Staunen“, einst sehr gepriesen als Küstenverteidiger
die sogen, „schwimmenden Lafetten“, endlich einige Vermessungsfahrzeuge und
sieben Panzerschiffe für Küstenverteidigung. Dazu kann man noch den Monitor
„Cerberus“ mit vier 25 cm rechnen, der Australien gehört.
Das ergibt die stattliche Zahl von 55 Schiffen und Fahrzeugen
mit Vorderladern in Englands schwimmendem Flottenmaterial, worunter nicht
weniger als 27 Panzerschiffe, die zusammen ein
Deplacement von etwas über 201000 t haben, das will heissen von mehr
Wasserverdrängung, als die gesamte, seeklar schwimmende Panzerflotte Deutschlands, die
gegenwärtig – Ende April 1901 – 37 Schiffe und Fahrzeuge von 185895 t Deplacement
aufzuweisen hat. Das älteste der englischen Panzerschiffe ist „Black Prince“
vom Jahre 1861, und aus den 60er Jahren stammen ausser ihm noch sieben. Die jüngsten
sind „Agamemnon“ und „Ajax“, abgelaufen 1879 und 1880. Von den
erwähnten 37 deutschen Panzern stammt einer, „König Wilhelm“, von 1868,
dagegen liefen von 1870 bis 1880 13 vom Stapel, darunter 8 Kanonenboote. Sämtliche
Schiffe sind Eisenkonstruktionen. Die Panzer Englands mit Vorderladerartillerie
tragen solche in Kalibern von 16 cm 3,25 t Rohrgewicht aufwärts bis zum 40,64 cm von
81,3 t Rohrgewicht. Die Zwischenkaliber sind 18, 20,3, 22,8, 25,4, 27,94, 30,48 und
31,75 cm im Gewicht von 6,6, 9,15, 12, 18,3, 25, 25,4 und 38,6 t. Das stählerne
Kernrohr wird von einem schmiedeeisernen Mantel und Ringen aus gleichem Material
verstärkt. Die Rohre sind im Vergleich zu den jetzt in den Marinen geführten von 40
bis 50 Kaliber Länge sehr kurz, ihre Länge schwankt von 13,5 Kaliber beim 25,4 cm
bis 18 Kaliber Länge beim 40,64 cm, dessen Totalrohrlänge 8,165 m beträgt, eine
Länge, welche heute der Krupp-17,26 cm-Schnelllader mit 8,63 m Länge bei nur 11,6 t
Rohrgewicht gegen 81,3 t übertrifft. Vergleicht man die Leistungen der beiden
Geschütze miteinander, so ergibt sich folgendes. Das englische 81 t-Geschütz feuert
mit einem Zeitaufwand von mindestens zehn Minuten einen Schuss, und die 763,9 kg
schwere Hartgranate ist bei einer Kraftleistung von 9146 m/t und 484
Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses vor der Mündung im stande, eine
Schmiedeeisenplatte von 61,5 cm zu durchschlagen. Das 17,26 cm-Krupp-Geschütz feuert
dagegen nur 64 kg schwere Stahlpanzergranaten, die nur 3300 m/t Totalenergie
vor der Mündung aufweisen, aber 59,6 cm Schmiedeeisen durchschlagen, mithin fast die
gleiche Leistung bei weniger als ein Viertel des Rohr- und 1/12 des
Geschossgewichts aufweisen. Dieses Ergebnis wird zum grossen Teil durch die hohe
Anfangsgeschwindigkeit von 1006 m pro Sekunde erreicht. Wenn man bedenkt, dass das
Krupp-Schnellladerrohr in zehn Minuten bequem 40 Schuss abzugeben vermag, deren
Geschosse jedes die etwa gleiche Wirkung wie ein solches des 40,64 cm hat, so zeigt
sich die ungeheure Ueberlegenheit der modernen Schnelllader über die alten
Vorderlader, mit welchen England in zahlreichen Exemplaren diejenigen Schiffe seiner
Flotte bewaffnet hat, die ihm nach vorhin erwähnter Ansicht als ausschlaggebende
Reserve im Kriege zu dienen bestimmt sind.
Auf den 27 britischen Panzerschiffen befinden sich zur Zeit 229 schwere Vorderlader,
nämlich: Vier 40,6 cm („Inflexible“), sechzehn 31,75 cm, acht 30,48 cm, acht
27,94 cm, vierundsechzig 25 cm, zweiundachtzig 23 cm, vierundzwanzig 20 cm und
dreiundzwanzig 18 cm. Die übrigen 28 Fahrzeuge tragen zusammen 50 Vorderlader,
fünfzehn 25 cm, vier 18 cm, vierunddreissig 16 cm, und somit führen in der Flotte
Grossbritanniens zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch 55
Schiffe und Fahrzeuge 279 schwere Vorderlader als Hauptbestückung!
Werfen wir einen Blick auf die anderen Marinen und ihre Vorderladerartillerie. In den
Flotten, die selbst bauen und ihr Geschützmaterial herstellen, findet man
Vorderlader nicht, es sei denn, dass sie vor längerer Zeit von England bezogen
wurden, wie das bei den vier 45 cm des über 11000 t grossen „Duilio“ der Fall
ist, der diese Geschütze jedoch demnächst von Bord geben wird und dafür, wie es bei
seinem Schwesterschiff, dem „Dandolo“, schon geschehen, vier 25
cm-Hinterlader erhält. Diese 45 cm sind übrigens die grösstkalibrigen und die
schwersten aller je gefertigten Vorderlader, die historischen Riesengeschütze
früherer Zeiten nicht ausgenommen. Brasilien hat noch
Vorderlader auf seiner Flotte, die von Armstrong-Whitworth bezogen sind. Auf 14 Fahrzeugen, durchweg von geringem
Deplacement, stehen 33 Vorderlader, darunter zwei 18 cm, zehn 14 cm, vierzehn 12 cm,
zwei 8 cm und zwei 5 cm. Dänemarks Flotte nennt acht
Fahrzeuge mit sieben 25 cm, drei 23-Armstrong-Vorderlader sein eigen, und Japan hat sechs Kanonenboote mit je einem 28
cm-Armstrong von den Chinesen genommen. In den Niederlanden gibt es den 34 Jahre alten Panzer „Prins Hendrik der
Nederlanden“ mit vier 23 cm-Armstrongs. Die nunmehr „reine“ Flagge
Norwegens weht auf 17 Kanonenbooten, die zusammen
eine 16 cm-, zehn 17 cm-, fünf 27 cm-Armstrongs tragen, und in Oesterreich-Ungarns Marine sind drei Korvetten, drei
Kanonenboote mit zusammen zwölf 25 cm-Vorderladern bestückt. Portugal erfreut sich des Besitzes von vier 8 cm, vier 17,7 cm auf vier
Schiffen seiner Flotte, und in Schweden gibt es das
Panzerkanonenboot „John Ericsson“ mit zwei 15 cm und das Kanonenboot
„Edda“ mit einem 27 cm, einem 15 cm. Sechs Fahrzeuge mit je einem 10, 12
oder 14 cm-Vorderlader befinden sich in der Flotte Königs Kulolonkorn von Siam, und in der verrotteten
Flotte der Türkei sind sehr viele alte Vorderlader,
namentlich auf den zum grössten Teil bewegungslosen Panzern in den Kalibern 18 cm
und 23 cm. Zwei Flusskanonenboote führen sogar noch je zwei glatte
Armstrong-Vorderlader. Endlich sind in der neuen, seit 1889 erstehenden Flotte der
Vereinigten Staaten noch einige Ueberbleibsel
früherer Zeiten vorhanden, so der Raddampfer „Monocacy“, der vier 23 cm
glatte Vorderlader als Artillerie besitzt.
Schliesslich seien Masse und Leistungen des schwersten je hergestellten
Vorderladers, also des 45 cm des „Duilio“ von 101,5 t Rohrgewicht denjenigen
eines halb so schweren modernen Hinterladers gegenüber gestellt. Der 45 cm ist 9,953
m oder 22 Kaliber lang. Er feuert alle zehn Minuten ein Panzergeschoss von 908 kg
Schwere mit 12424 m/t Totalenergie, 518 m Anfangsgeschwindigkeit und 68 cm
Durchschlagsvermögen gegen Schmiedeeisen. Ein Krupp 28 cm L/50, Konstr. 99 von 49,5
t Rohrgewicht ist 14 m lang, feuert mindestens alle Minute einen Schuss und
schleudert mit 900 m Anfangsgeschwindigkeit und 8880 m/t Totalenergie ein 270 kg schweres
Geschoss mit einer Durchschlagskraft von 101,4 cm Schmiedeeisen. In zehn Minuten
würde so das halb so schwere Geschütz bei fast doppelter Durchschlagsfähigkeit 2700 kg Geschossgewicht
gegen 908 kg gegen das Ziel zu schleudern in der Lage sein. In England beabsichtigt
man den Ersatz der Vorderlader bei einer Anzahl von Panzern weiter fortzusetzen,
doch besteht diese Absicht schon eine lange Reihe von Jahren, und die Schiffe tragen
in ihrer Hauptartillerie immer noch die veralteten Rohre, während man ihnen als
Hilfsbestückung moderne Schnelllader gegeben hat.
F. E.
Bücherschau.
Die Berechnung der
Zentrifugalregulatoren. Von J. Bartl,
Professor an der k. k. Technischen Hochschule in Graz. Mit 27 in den Text gedruckten
Figuren. Leipzig 1900. Arthur Felix.
Das vorliegende Buch dürfte vom Konstrukteur als eine willkommene Gabe begrüsst
werden, da dasselbe sich mit der Aufgabe beschäftigt, die Abmessungen eines neu
herzustellenden Regulators, der gewissen Forderungen entsprechen soll, auszumitteln.
Auf den ersten 55 Seiten werden die Gewichtsregulatoren behandelt: 1. Regulatoren
mit Schubkurbel und festem Pendeldrehpunkte (von Watt,
Porter, Kley, Farcot u.s.w.); 2. Regulatoren mit Schubkurbel und
verschiebbarem Pendeldrehpunkte (von Proell u.s.w.); 3.
Regulatoren mit Kreuzschieber (von Nicholson, Trenk
u.s.w.). Die folgenden 30 Seiten sind den Federregulatoren zugeteilt: 1. Regulatoren
mit Schubkurbel und festem Pendeldrehpunkte; 2. Regulatoren mit verschiebbarem
Pendeldrehpunkte. Die Behandlung des Stoffes ist eine klare und
leichtverständliche.
Lehrbuch der reinen und angewandten
Mechanik für Maschinen- und Bautechniker. Elementar in leichtfasslicher
Weise dargestellt mit Rücksicht auf den in Maschinenbau- und Bauschulen
fortschreitenden Unterricht in der Mathematik und mit zahlreichen Beispielen aus der
Praxis versehen von Karl Hecht, Ingenieur, Lehrer und
vereid. Geometer. Band II: Die Festigkeitslehre. Mit 175 Beispielen, 295 Figuren und
einem Tabellenanhang. Dresden 1900. Gerhard Kühtmann.
Die Bearbeitung des Stoffes ist der wissenschaftlichen Ausbildung der mittleren
Techniker angepasst. Der Verfasser legt den Schwerpunkt seiner Behandlungsweise auf
die Anwendung der Festigkeitslehre, wobei er in zahlreichen, im allgemeinen gut
gewählten Beispielen dem Schüler an die Hand geht, dagegen ist der Ableitung und
näheren Erläuterung der Gesetze der Festigkeitslehre wenig Raum zugemessen. Die
dieser Weise jedenfalls zu Grunde liegende Absicht, den an sich recht schwierigen
Lehrstoff dem Techniker mittleren Ranges möglichst wenig abstrakt, sondern in
praktischer, durch Beispiele unterstützter Form darzubieten, ist an sich recht
lobenswert, dagegen muss geltend gemacht werden, dass gegenwärtig die technischen
Mittelschulen ihre Schüler doch weit tiefer in die wissenschaftlichen Grundlagen der
Festigkeitslehre und zwar mit Erfolg blicken lassen, als es der Verfasser zu thun
sich entschlossen hat. Wir können dem Motto, mit dem der Verfasser sein Buch in die
Welt sendet: „Nicht das Wissen, das Können macht den Mann“, nur beitreten,
wir sind aber auch der Ansicht, dass in der Mechanik ausser Wissen und Können auch
das Verstehen den Ausschlag gibt; das rechte Verständnis für die Festigkeitslehre
gibt aber nur der wissenschaftliche Versuch, und gerade über diesen vermissen wir in
dem Buche ein eingehender behandeltes Kapitel. Nicht umhin können wir, dem Verfasser
auch den wohlgemeinten Rat zu geben, sich in seinen Ausführungen kürzer und dadurch
klarer auszudrücken.