Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 433 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Akkumulatorenwagen für den Lokalverkehr.
Die Versuche, für den Lokalverkehr möglichst billige Verkehrsmittel bei billigstem
Betriebe zu erhalten, beschäftigten bekanntlich seit einigen Jahren die deutschen
Eisenbahnverwaltungen, nachdem sich im Eisenbahnbetrieb immer mehr die Spezialitäten
herausgebildet haben, – Schnellzüge für Fernverkehr mit wenig Stationen,
Personenzüge mit knappem Anschluss an den Verwaltungsgrenzen, Lokalverkehr in der
Nähe der grossen Städte und anderer Verkehrszentren. Da gerade der letztere die
Verwaltungen besonders teuer zu stehen kam, so wurde eine Verbilligung durch sogen.
Omnibuszüge zu erzielen gesucht. Die württembergische Eisenbahnverwaltung führte den
Serpollet-Wagen ein, später auch den Daimler'schen
Motorwagen. Sachsen entschied sich ebenfalls für Daimler'sche Konstruktion. Die Direktion der königl. bayerisch-pfälzischen
Bahnen versuchte eben darum, weil Württemberg und Sachsen daran waren, Erfahrungen
mit Serpollet- und Daimler-Konstruktionen zu sammeln, ein anderes Mittel. Zunächst
eine Gaslokomotive, die einige Wochen im Betrieb war, um dann wieder einige Monate
in der Reparaturwerkstätte zu stehen. Sie war eine geistreiche, aber zu komplizierte
Konstruktion. So entschied sie sich für einen Versuch mit der Elektrizität für die
Lokalbahn. Da eine Oberleitung nicht möglich war, der Betrieb wäre auch zu teuer
gekommen, so wurde Akkumulatorenbetrieb gewählt, einer der ersten Versuche des
Akkumulatorenbetriebs auf der Vollbahn. Die Versuche sind nun abgeschlossen und
haben mit den befriedigendsten Ergebnissen geendet, wie sie kürzlich Direktionsrat
Geyer in einer in Neustadt a. d.h.
zusammengetretenen Tagung der elektrotechnischen Vereine Mannheim-Ludwigshafen und
Frankfurt a. M. vorlegte. Wir geben hier das Wichtigste aus den allgemein
interessanten Ausführungen nach einer Veröffentlichung im Schwäb. Merkur wieder.
Nachdem Vorversuche auf der Strassenbahn und auf einer Lokalbahn mit 1 m Spurweite
befriedigend verlaufen waren, ging man daran, die Versuche auf die Hauptbahn mit
Normalspur zu übertragen. Zum erstenmal war eine Geschwindigkeit erzielt, welche
eine Akkumulatorenbatterie noch nicht geleistet hatte, 45 bis 50 km in der Stunde.
Die Elektrizitätsaktiengesellschaft vormals Schlickert und
Co. in Nürnberg wurde mit dem Bau beauftragt. Sie hatte bereits mit einer
elektrischen Vollbahn Mailand-Monza mit Akkumulatorenbetrieb und mit einem
Akkumulatorenwagen für die belgische Staatsbahn Erfahrungen gesammelt und
bemerkenswerte Erfolge erzielt. Im Verein mit der Akkumulatorenfabrik Berlin in Hagen (nicht zu verwechseln mit der Akkumulatorenfabrik Hagen) wurden die neuen
Akkumulatorenwagen für die pfälzische Bahn hergestellt, leicht aber kräftig gebaute
Wagen in den D-Wagenausmessungen 17,86 m lang ohne Puffer gemessen, 3,06 in breit.
Der Wagen erhieltausser den vier Thüren an den schräg zulaufenden Stirnseiten,
um rascher füllen und entleeren zu können, je sechs Seitenthüren an den Langseiten,
die alle miteinander durch einen sinnreichen Hebelgriff mit einem leichten Handgriff
auf jeder Seite geöffnet und geschlossen werden können. Die Wagen enthalten 36
Sitzbänke, unter denen die Elemente der Akkumulatorenbatterien fest in Kasten gelegt
sich befinden, 156 Elemente mit einer garantierten Kapazität von 250 Ampère-Stunden.
Bestimmt für den Lokalverkehr zwischen Neustadt a. d.h.-Ludwigshafen-Worms, eine
Entfernung von 52 km, bedarf der Wagen für diese Strecke bei einer Geschwindigkeit
von 45 km, bei Verspätungen von 55 km pro Stunde, 120 Ampère-Stunden, verfügt also
über eine hohe Reserve. Nach 15000 Fahrtkilometern sollten die Batterien noch 75%
der garantierten Kapazität besitzen. Sie leisteten mehr, ja nach abgefahrenen 25000
km gaben sie noch 100 Ampère-Stunden. Werden die sich bälder verbrauchenden
negativen Platten nach und nach erneuert, so wird eine gewisse mittlere Kapazität
erhalten und dadurch jeglicher Betriebsstörung von seiten der Batterie vorgebeugt.
Als Motor erhält der Wagen zwei Elektromotoren von Schuckert. Das Gewicht des leeren Wagens ist 25,7 t, der Batterie 15,2 t,
der Motoren 4,05 t; das Gesamtgewicht des leeren Wagens beläuft sich also auf 45 t.
Bei voller Besetzung mit 106 Personen und 2 Mann Bedienung ist sein grösstes
Dienstgewicht 53 t = 424 kg Personenplatzgewicht. Vergleichen wir damit das
Personenplatzgewicht anderer Wagen. Beim Serpollet-Wagen stellt es sich auf 449 kg,
bei gewöhnlich erst- und zweitklassigen Wagen auf 614 kg, bei erst- und
zweitklassigen D-Wagen auf 840 kg. Also nach dem Betriebsgewicht ein äusserst
günstiges Ergebnis.
Der Akkumulatorenwagen wurde auf der pfälzischen Bahn in jeder Beziehung ausprobiert.
Direktionsrat Geyer äusserte sich, „man mutete den
Batterien das Tollste zu, um die Leistungsgrenze zu erforschen“. 265 km
konnte der Wagen im Dienst zurücklegen. Das kann keine Lokomotive bei 45 km
Geschwindigkeit pro Stunde leisten. Der Energieverbrauch pro Tonnenkilometer beträgt
18 Watt-Stunden im Mittel; wo Strecken mit Steigung von 1 : 78 überwunden werden,
bedarf es 21 Watt-Stunden. Wenn die Batterien einen mittleren Wirkungsgrad von 65%
abgeben, denselben, den die Wannseebahn bei direkter Stromzuführung erreicht, so ist
das eine physikalische Merkwürdigkeit, die sich kaum einsehen lässt, da doch bei
Akkumulatorenbetrieb die elektrische Energie in chemische und die chemische wieder
in elektrische umgesetzt werden muss. Was die Kosten anbelangt, so sind noch
folgende genaue Mitteilungen zu machen. Der Wagen mit allem Zubehör kostet 55000 M.;
der Wagen an sich 22500 M., die elektrische Einrichtung 32500 M. Das sind keine
billigen Anschaffungs- und Ausrüstungskosten und doch ergeben sich verhältnismässig
geringe Betriebskosten; hochgerechnet einschliesslich Verzinsung und Amortisation pro
Wagenkilometer 27,52 Pf. = 0,26 Pf. auf den Sitzplatz. Die Betriebsergebnisse
gestalteten sich aber auf der pfälzischen Bahn darum günstig, weil die Wagen meist
vollbesetzt fahren. Thatsächlich stellt sich der Betrieb noch billiger,, weil die
Generalunkosten eigentlich wegfallen; das Personal der Zentrale ist doch da, es
bedurfte keinen Mann weiter, und die Inanspruchnahme dieses Personals ist so
geringfügig, dass die Leute gar nicht den Gedanken einer Mehrbelastung hatten. So
waren die thatsächlichen Betriebskosten 20,8 Pf. pro Wagenkilometer, 0,19 Pf. pro
Sitzplatzkilometer. Werden Anhängewagen mitgeführt, so gestalten sich die
Verhältnisse noch günstiger.
Auf der pfalzbayerischen Bahn hat sich das neue Verkehrsmittel die Gunst des
Publikums im höchsten Mass erworben. Dadurch, dass möglichst reichliche
Fahrgelegenheit geboten wurde, ist eine bedeutende Verkehrssteigerung erzielt
worden. Es hat sich wieder bewährt: „je mehr Fahrgelegenheit, desto mehr
Verkehr“. Schon der dritte Akkumulatorenzug musste in einen Dampfzug
verwandelt werden, weil der Verkehr sich durch dieselben so erheblich gesteigert
hat, dass sich der Dampfzug rentierte, der Akkumulatoren wagen mit Anhängewagen
nicht mehr reichte. Also in dieser Beziehung hat der Akkumulatorenwagen sich
vollständig bewährt, ja alle Erwartungen übertroffen. Mit den in jeder Beziehung
gelungenen Versuchen hat sich die Furcht vor den Akkumulatoren als Traktionselement
als durchaus ungerechtfertigt erwiesen. Die Frage ihrer Verwendbarkeit im
Omnibusverkehr der Vollbahn ist als gelöst zu betrachten. Einsender hatte
Gelegenheit, die Sonderfahrt, welche die Direktion der pfälzischen Bahn den
erschienenen Elektrikern bot, mitzumachen. Selbst bei rascher Fahrt empfand man das
angenehme Gefühl ganz ruhigen Fahrens. Von Säureentwickelung, die man von dem
Vorhandensein der Akkumulatorenbatterien unter den Sitzen befürchten mochte, war
keine Spur, ein Fortschritt gegenüber früheren Versuchen, bei denen man in Berlin
durch unangenehm empfundene Säureentwickelung belästigt wurde. Anwendbar ist das
neue Betriebsmittel überall da, wo eine elektrische Zentrale die Ladung der
Akkumulatorenbatterien ermöglicht. Ob Edison's neue
Erfindung neuer Akkumulatoren auf dem hier betretenen Wege neue Erfolge, noch
grössere Verbilligung ermöglicht, wird sich zeigen. Indessen werden die deutschen
Eisenbahnverwaltungen der Direktion der pfälzischen Bahn dankbar sein, die mit
Umsicht und Thatkraft, wie mit grosser Opferwilligkeit die eingehendsten und
sorgfältigsten Versuche angestellt hat, die nun mit so schönen Erfolgen eine
endgültige Lösung der Frage des Akkumulatorenbetriebes auf der Vollbahn
brachten.
Der vorhin angeführten Quelle entnehmen wir weiter, dass auch die württembergische
Eisenbahnverwaltung seit August 1897 einen Akkumulatorwagen im Betrieb hat.
Dieser Wagen, der zunächst auf der Güterbahn Untertürkheim-Kornwestheim und zwischen
Stuttgart und Cannstatt in Benutzung war, verkehrt seit November 1899 regelmässig
zwischen Friedrichshafen und Ravensburg und erfreut sich dort, besonders seit durch
Einbau einer neuen Batterie seine Leistungsfähigkeit derart gesteigert worden ist,
dass auch auf starken Steigungen ein Anhängewagen befördert werden kann, und
gleichzeitig die Zahl der Sitzplätze von 44 auf 56 vermehrt wurde, so viel bekannt,
grosser Beliebtheit. Die zuletzt von den Wattwerken in
Zehdenick a. Havel gelieferte Batterie hat den hohen Anforderungen, welche an sie
z.B. auf der starken Steigung von 1 : 45 zwischen Hafen- und Stadtbahnhof
Friedrichshafen gestellt werden, bisher gut entsprochen. Betriebsunterbrechungen
infolge von Schäden an der Batterie oder sonstigen elektrischen Einrichtungen kamen
in neunmonatlichem Betrieb so gut wie nie vor. Wenn trotzdem die Akkumulatoren für
Motorwagen keine weitergehende Verwendung gefunden haben, so erklärt sich dies eben
daraus, dass die württembergische Eisenbahnverwaltung mit den von ihr gleich
gründlicher Probeverwendung unterzogenen Benzin- und Dampfmotorwagen hinsichtlich
Unterhaltungsaufwand und Betriebskosten günstigere Ergebnisse erzielt hat, wie sich
auch das Personenplatzgewicht bei diesen Wagen erheblich günstiger stellt. Dieses
beträgt, wenn jeweils nur das Leergewicht des Wagens gerechnet wird, bei dem
pfälzischen Akkumulatorenwagen 419 kg, bei dem württembergischen Dampfwagen 373 kg
und bei dem Daimler-Motorwagen 324 kg. Zu Gunsten der beiden anderen
Motorwagensysteme spricht weiter, dass ihr Verwendungsgebiet nicht wie bei dem
Akkumulatorenwagen an eine der jeweiligen Anordnung entsprechende stationäre
Kraftquelle gebunden ist und dass besonders der Dampfbetrieb den vielfach
wechselnden starken Inanspruchnahmen, wie sie bei den vielen Steigungen der
württembergischen Bahnlinien nicht zu vermeiden sind und manchen anderen Ländern
gegenüber zu erhöhter Beachtung Anlass geben, besser gewachsen ist als derjenige mit
Akkumulatoren, die bekanntlich gegen starke Stromstösse und länger dauernde
Ueberlastungen besonders empfindlich sind.
Vom Holzschiffbau.
Eisen- und Stahlschiffbau haben die alten Holzkonstruktionen anscheinend völlig aus
der Schiffbauindustrie verdrängt. Es mutet fremdartig an, wenn man ältere Werke über
Schiffbau zur Hand nimmt und die dort vorhandenen, früher allgemein durchgeführten
und als bewährt anerkannten Aufzeichnungen durchgeht. In Preussen-Deutschlandist die
schöne, gedeckte Korvette „Elisabeth“, in Danzig gebaut, noch nicht aus der
Erinnerung geschwunden, und wenn heute die „Grille“, die jetzt ihre
wohlgezählten 44 Jahre nach ihrem Stapellauf bei Normand, Havre, zählt, im Dock
liegt, freut sich jeder, der elegante Schiffsformen gern sieht, der feinen Linien
der noch jetzt im Dienst stehenden alten Königsjacht. In den Kriegsmarinen hat der
Eisenbau, dem bald der Stahlbau folgte, sehr rasch das Holz als
Konstruktionsmaterial verschwinden lassen. Die „Holzpanzer“ sind zwar noch in
den Flottenlisten einiger Marinen zu finden, aber als aktionsfähige Schiffe kommen
sie ernstlich nicht in Betracht, und dasselbe gilt von dem Material für Schulzwecke,
für welchen Bedarf man übrigens wohl, nach englischem Vorbild, bald nicht mehr alte
Kasten, sondern moderne Schiffe und Fahrzeuge einstellen wird. Die Kriegsmarine,
wenn sie leistungsfähig sein und nicht, wie beispielsweise die der Türkei, Chinas
und Spaniens, im entscheidenden Augenblicke völlig versagen soll, musste seit der
Erfindung der Paixhans-Geschütze und ihrer Explosionsgeschosse sehr bald daran
denken, Holz als Baumaterial bei Schiffen möglichst wenig zu verwenden, und als die
Brisanzstoffe als Füllung der Geschosse seit etwa zwei Jahrzehnten ihre Wirksamkeit
in immer intensiverer Weise zeigten, war die Beseitigung aller brennbaren Stoffe von
Bord der Schiffe, die zum Kampf gebaut waren, geboten. Holz macht Wohnlichkeit!
Daher war es natürlich, auf Mittel zu sinnen, Holz unverbrennbar zu machen,
wenngleich man die Splitterwirkung nur abzuschwächen bemüht war, da es unmöglich
schien, auch diesen Nachteil zu beseitigen. Die Frage des unverbrennbaren Holzes
will man in Amerika gelöst haben, und die neuesten im Bau befindlichen
Schlachtschiffe sollen dieses angeblich unverbrennbare Holz erhalten, doch dürfte
die Frage ebensowenig gelöst sein, wie die des wasserdicht imprägnierten Gewebes. In
England versucht man zum erstenmal an dem Panzerkreuzer „Crecy“, begonnen am
17. Oktober 1898 in Portsmouth, abgelaufen im April 1901, feuersicheres Holz, doch
diese Präparate haben ernste Proben nicht bestanden, und im allgemeinen strebt man
in den Kriegsmarinen danach, bei den für den Kampf bestimmten Schiffen Holz nach
Möglichkeit zu verbannen.
In der Handelsmarine liegen die Verhältnisse anders. Holz macht wohnlich, also – wird
es zur Inneneinrichtung der grossen Passagier dampf er und Jachten in umfassender
Weise verwendet. Ferner bauen nach wie vor eine Anzahl kleinerer Werften hölzerne
Segler sowohl als Küstenfahrer wie als Fischerfahrzeuge. Als Konstruktionsmaterial
scheidet aber auch in der Handelsschiffahrt Holz in dem Masse etwa aus, wie der
Dampfer den Segler verdrängt, wobei zu bemerken, dass der moderne Segler mit grossem
Raumgehalt, wie ihn in Deutschland die Firmen Rigmers
und Laisz besitzen, und der in „Potosi“
letzterer Reederei an Grösse unübertroffen ist, aus Stahl konstruiert wird. Es wird
das grössere Holzschiff mehr und mehr eine Seltenheit auf den Meeren, und wenn auch
die Hauptursache in dem starken Auftreten des Dampfers und in der enorm gewachsenen
Leistungsfähigkeit der Eisen- und Stahlindustrie, gefunden werden muss, so ist ein
weiterer Grund der, dass es an geeignetem und genügend billigem Bauholz fehlt – in
Europa nämlich. Wo das vorhanden ist, verschwindet der Holzbau noch lange nicht, das
beweisen schlagend die Amerikaner der Vereinigten Staaten. Dort sind im verflossenen
Jahre neben 198000 Bruttotonnen Eisen-und Stahlschiffen an den Ozeanen und 143000
Bruttotonnen an den grossen Seen Holzschiffe von 107000
Bruttotonnen gebaut worden, das will heissen, halb
so viel wie im genannten Jahre im Deutschen Reich Handelsschiffe überhaupt
gebaut wurden, woselbst – nach dem Präses der „Institution of Naval Architects“, Earl of Glascow –
Handelsschiffe von 204000 Bruttotonnen entstanden sind. Es handelt sich drüben dabei
durchaus nicht um den Bau kleiner Fahrzeuge, denn unter den Bauten des Vorjahres
sind ganz gewaltige Segler vertreten, so die „Prätoria“ von 350 Fuss (engl.)
Länge, 45 Fuss 6 Zoll Breite, 27 Fuss Tiefe, die 5000 t Erz oder 175000 Scheffel
Weizen laden soll und im Juli zu West-Bay-City, Michigan, zu Wasser gebracht wurde.
Von ähnlichen Abmessungen ist der sechsmastige Schoner „Eleanor A. Percy“,
323 Fuss 6 Zoll Länge, 50 Fuss Breite, 29 Fuss 9 Zoll Tiefe, 3402
Bruttotonnengehalt, der zu Bath im Staate Maine ablief. Zu Bath sind schon vordem
zahlreiche grosse Holzschiffe gebaut worden, so der Ende 1892 abgelaufene
„Roanoke“ von 100,8 m Länge, 15 m Breite, 8,23 m Tiefgang. Das Schiff,
dessen Grosstopp 60,95 m über Deck liegt, war der fünfte Viermaster der
Handelsflotte unter dem Sternenbanner, seine Vorgänger, ebenfalls zu Bath gebaut,
hiessen „Ocean King“, „Susquehannah“, „Shenardoah“ und
„Rappahannoch“, welch letzterer in See verbrannte. „Roanoke“
führte die ungeheure Segelfläche von 16700 qm. Es ist sehr wohl die Annahme berechtigt,
dass sich diese grossen Holzsegler geschäftlich rentieren, da schwerlich bei den
Amerikanern andernfalls so viele solche Schiffe entstehen würden. Da weiterhin die
Löhne in den Vereinigten Staaten hoch sind, so muss der Grund der Herstellung darin
gesucht werden, dass billiges und vortreffliches Bauholz zum Holzschiffbau
auffordert, und so ist es in der That. Hätte man in Europa, wie einst, gutes und
billiges, zum Schiffbau geeignetes Holz, so würde der Holzsegler nicht so schnell
mit den Handelsflotten verschwinden, wenn er auch niemals mehr in Konkurrenz mit dem
Stahl- und Eisendampfer auf den grossen Meeren treten wird. Als eine ganz besondere
Holzkonstruktion sei noch der am 21. März bei der Dundee
Shipbuilders Company abgelaufenen „Discovery“ erwähnt, durchweg aus
Holz konstruiert, das erste in England direkt für Forschungszwecke gebaute Schiff,
bestimmt für die Südpolexpedition. Es deplaciert bei 172 Fuss Länge, 33 Fuss Breite,
16 Fuss Tiefgang 1750 t, hat eine Maschine von 450 Pferdekräften und läuft 8 Meilen.
Die Spanten sind Eichenholz, die Aussenhaut besteht aus je einer Lage Eichenholz und
Greenheart; der Bug ist mit Stahlplatten aussen verstärkt.
Projekt eines Kreuzers für Aufklärungsdienst.
Kontreadmiral Fitz Gerald hat den Entwurf eines
schnellen Kreuzers aufgestellt, dessen Pläne dann von Philip
Watts weiter ausgearbeitet sind. Admiral Fitz
Gerald gab dieselben gelegentlich der diesjährigen Sitzung der
„Institution of Naval Architects“ zu London am 26. bis 28. März zur
allgemeinen Kenntnis. Danach wünscht er den Kreuzer 400 Fuss (engl.) lang, 44 Fuss
breit, mit 14 Fuss Tiefgang und 3800 t Deplacement. Er soll zwei Schrauben, zwei
Maschinen von zusammen
17 000 PS haben und 25 Meilen in der Stunde laufen können (à 1852 m), bei 1/4 der
Kessel behufs Reinigung oder Ausbesserung ausser Betrieb aber mit 23 Meilen dauernd
die See zu halten im stande sein. Der Schutz besteht aus einem Stahldeck, das an den
abfallenden Seiten 2 Zoll, auf den ebenen Flächen 1 Zoll Stärke erhält, während der
Kommandoturm durch 4zöllige Platten gesichert wird. Als Armierung sind sechs
4-Zöller (12 cm) Schnelllader hinter 4zölligen Stahlschilden oder gleichstarken
Kasematten und zwölf Maschinengeschütze angeordnet. An normalem Kohlenvorrat fasst
das Schiff 500 t, derselbe kann jedoch bis auf 1200 t vermehrt werden, wodurch dem
Schiff ein Aktionsfeld von 8000 Meilen bei 16 Meilen Fahrt gesichert wird. Als
Kesselsystem werden Wasserrohrkessel, Typ Yarrow,
vorgeschlagen, und die Kosten, einschliesslich Armierung, auf 270000 Pfd. Sterl.
geschätzt. Der Vorschlag stiess auf grossen Widerspruch. Namentlich wurde dagegen
angeführt, dass der schwache Kreuzer vor jedem in Sicht kommenden, feindlichen
Kreuzer weglaufen müsse, und dass, da man mindestens zehn solcher Schiffe nach
etwaiger Annahme dieses Typs bauen müsse, das an Mannschaften 3000 Mann, an Kosten
2,7 Millionen Pfd. Sterl. erfordern würde, ein Aufwand von Kräften und Geldmitteln,
die in gar keinem Verhältnis zu dem Nutzen der Schiffe stünde. Philip Watts schlug vor, statt zwei 4-Zöller die
gleiche Zahl 6-Zöller (15,2 cm) Schnelllader einzustellen und bemerkte, dass bei
einer Deplacementserhöhung um 400 t es möglich sein würde, alle sechs geplanten
4-Zöller durch 6-Zöller zu ersetzen, auch zwei Torpedolancierrohre einzubauen. Der
Preis würde sich dann um 40000 bis 50000 Pfd. Sterl. steigern. Eine Annahme des Typs
scheint zweifelhaft; 6,5 Millionen Mark für ein „Aufklärungsschiff“ ist
allerdings sehr hoch.
Ein neues Acetylenlaternensystem.
Dieses nach Patent Kraus von dem Industriewerke Rossbach G. m. b. H. in Wolfstein auf den Markt gebrachte
System unterscheidet sich von den bisherigen dadurch, dass das Wasser nicht auf das
Karbid tropft, wodurch schon nach kurzer Brenndauer die Schlammrückstände das noch
unverbrauchte Karbid bedecken, so dass dem Wasser kein direkter Zugang zu letzterem
möglich ist, was zur Folge hat, dass die Vergasung ungleichmässig vor sich geht,
sondern das Wasser kommt hier aus dem Wasserbehälter durch ein konzentrisches
Röhrchen und greift das Karbid von unten an; Wasser, Karbid und Kalkhydratrückstände
sind voneinander getrennt.
Der Karbidbehälter ist frei schwebend in dem Laternenkörper angebracht. Durch seine
eigene Schwere und durch eine darüber befindliche Feder gedrückt, hat derselbe das
Bestreben herabzusinken. Daran wird er aber vorläufig gehindert durch einen Teller,
der von unten gegen das Karbid drückt (Fig. 1).
Sobald die Zersetzung beginnt, drückt sich der Schlamm fortwährend aus dem Gitter
des Karbidbehälters heraus und fällt in den darunter liegenden Schlammbehälter (Fig. 2). Eine Folge davon ist, dass in gleichem Masse
wie die unteren Schichten des Karbides sich in Schlamm durch die Zersetzung
verwandeln und herausgedrückt werden, der Karbidbehälter über den Teller herabsinkt
und dabei immer neues Karbid der dicht über dem feiler befindlichen
Wasserzuführungsstelle entgegenführt. Es mussalso immer eine gleichmässige
Zersetzung und Gasentwickelung stattfinden und eine Verschlammung des intakten
Karbides ist ausgeschlossen; ebenso wird auch das lästige Russen vermieden. Die
Laterne ist ferner geruchfrei, weil in dem konzentrischen Röhrchen fortwährend eine
Wassersäule von 80 mm steht, die das Gas vollständig abschliesst. Durch diese
Anordnung wird auch jeglicher Explosionsgefahr vorgebeugt, da ein Ueberdruck der
Gase die Wassersäule etwas zurückdrängt, wodurch so lange kein Wasser zum Karbid
kommt, bis der Ueberdruck nachgelassen hat.
Textabbildung Bd. 316, S. 435
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 316, S. 435
Fig. 2.
Um die Lampe ausser Betrieb zu setzen, stellt man die Wasserzuführung durch das
Wasserventil ab, wodurch die Flamme in kurzer Zeit verlöscht, ohne Geruch oder Russ
zu hinterlassen.
Die Reinigung ist nicht nach jedem Gebrauch der Lampe erforderlich, sondern erst,
nachdem die Laterne ihre maximale Brenndauer erreicht hat, die unter normalen
Verhältnissen 4 bis 5 Stunden beträgt. Die Lampe kann also in beliebigen
Zeitabschnitten durch einfaches Oeffnen des Wasserventils und Anzünden gebraucht
werden.
Das System kann deshalb sowohl bei Haushaltungslampen, Strassenlaternen u.s.w., als
auch zu besonderen militärischen und technischen Zwecken Verwendung finden. Wie wir
erfahren, ist aus den Kreisen der Tiefbautechniker bereits der Wunsch nach einer
Kanallaterne geäussert worden und hat die Firma auch bereits ein Modell in Angriff
genommen.
Bücherschau.
Die Maschinenelemente, ihre Berechnung
und Konstruktion mit Rücksicht auf die neueren Versuche von C. Bach, kgl. württ. Baudirektor, Professor des
Maschineningenieurwesens an der kgl. Techn. Hochschule zu Stuttgart. 8. verm. Aufl.
2 Bände, XX und 810 S., 639 Textfiguren, 3 Texttafeln, 57 Atlastafeln und 29 S.
Tabellen. Stuttgart 1901. Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung (A.
Kröner).
Die allbekannten „Maschinenelemente“, die Grundlage für unser heutiges
Maschinenkonstruieren, sind in 8. Auflage erschienen. Den Wert des Buches brauchen
wir nicht hervorzuheben, es spricht für sich selbst. Doch hat die neue Auflage so
vielseitige Ergänzungen und Erweiterungen erhalten, dass ein kurzer Hinweis auf die
wichtigsten darunter am Platz und auch für die Besitzer älterer Auflagen von
Interesse sein dürfte.
Der Text ist von 736 auf 808 Seiten angewachsen und einer umfassenden Durchsicht
unterzogen worden; es ist besonders hervorzuheben:
Im Abschnitt Elastizität und Festigkeit fanden die neuesten Versuche mit Gusseisen
hoher Festigkeit und Gusseisen für Hartguss Berücksichtigung, sowie die Versuche mit
Gusseisen und Bronze bei höheren Temperaturen, diese von hoher Wichtigkeit für
Dampfleitungen. Ein besonderes Kapitel ist dem Arbeitsvermögen der
Konstruktionsmaterialien gewidmet, das für deren Beurteilung neue und wesentliche
Gesichtspunkte darbietet.
Im Abschnitt Zahnräder haben Aufnahme gefunden: Die bildliche Darstellung der
wechselnden Grösse des Gleitens der Zähne, ferner in kurzem Auszug die wichtigsten
Ergebnisse der Untersuchungen von Ernst über die
Eingriffsverhältnisse des Schneckengetriebes sowie eine Darstellung der Konstruktion
des Grisson'schen Einzahngetriebes.
Der Abschnitt Riemen- und Seiltrieb wurde durch eine theoretische Untersuchung der
Gestalt des „Fadens“ während des Betriebes
erweitert.
Eine wesentliche Vermehrung hat der Abschnitt über Lager erfahren: Hier wurden auf
Grund neuester Versuche die Kugellager eingehend besprochen, dazu eine Anzahl
bewährter Konstruktionen in Textabbildungen dargestellt.
Schliesslich sind noch die Abschnitte über Cylinder und Röhren erheblich
erweitert worden, erstere besonders durch die Aufnahme der Ergebnisse von Versuchen,
welche die von den Flanschen ausgehende Biegungsanstrengung der Cylinderwand
berücksichtigen, letztere durch Einfügung der neuen Normalien zu Rohrleitungen für
Dampf von hoher Spannung, die im Vorjahr vom Verein deutscher Ingenieure aufgestellt
wurden.
Dem Grundsatz entsprechend, dass ein technisches Werk vor allem die Zeichnung als
Mittel zur Unterweisung benutzen soll, wurde die Anzahl der Abbildungen ganz
erheblich vermehrt; der Atlas wurde um drei Tafeln bereichert, der Text um nicht
weniger als 70 vorzüglich ausgeführte Figuren, die sich auf die verschiedenen
Abschnitte verteilen.
Schliesslich sei erwähnt, dass eine tabellarische Uebersicht über die Figuren der
Atlastafeln angefügt wurde, welche- die Textstellen anzeigt, wo jede Figur Erwähnung
gefunden hat, eine Erleichterung, die allseitig mit Beifall aufgenommen werden
wird.
Möge die neue Auflage so erfolgreich weiter wirken, wie ihre Vorgängerinnen!
Dynamo-elektrische Maschinen und
Akkumulatoren von Fritz Förster,
Oberingenieur. I. Band mit 60 in den Text gedruckten Figuren. Berlin 1900. Louis
Marcus.
Vorliegendes, 206 Seiten Kleinoktav starkes Werkchen bildet den ersten Band eines
drei Bände umfassenden Werkes, welches sich ausschliesslich mit der
Starkstromtechnik beschäftigt. Diese Bücher streben in erster Linie an, dem
angehenden Elektrotechniker, dem strebsamen Monteur, dem Betriebsleiter und
Maschinisten elektrischer Einzel anlagen, elektrischer Blockstationen und
elektrischer Zentralen, auf Grund praktischer Erfahrungen, die für die sachgemässe
technisch und praktisch richtige Durchführung der ihm überwiesenen Aufgaben nötigen
Handhaben zu liefern.
Auch soll es allen Technikern, welche, wenn auch der speziellen Elektrotechnik
fernstehend, dennoch derselben ein durch den Beruf gegebenes naturgemässes Interesse
entgegenbringen, eine Anleitung werden, um sich mit den geringsten Opfern an Zeit
und Geld auf diesem Gebiete zur Genüge unterrichten zu können. Dem Grundzuge der
Anlage entsprechend, werden streng wissenschaftliche Erörterungen vermieden und für
das Verständnis nur ganz elementare physikalische und mathematische Kenntnisse
vorausgesetzt. Im grossen und ganzen hat der Verfasser die selbst gestellte Aufgabe
ganz glücklich gelöst, doch wäre eine präzisere Fassung in manchen Punkten
wünschenswert gewesen und hätte beispielsweise auf Seite 16 die irreführende
Behauptung, dass grössere Elektrizitätsmengen nach den grösseren Einheiten Ampère-
oder Watt-Stunden gemessen werden, leicht vermieden werden können. Die auf Seite 27
gegebene Erklärung der Wirkung eines Elektromagneten, wonach derselbe nach erfolgter
Magnetisierung auf unmagnetisches Eisen anziehende magnetische Kräfte äussert, wirkt
um so mehr befremdend, als eine Definition der magnetischen Kräfte überhaupt nicht
gegeben wurde. Auch die auf Seite 29 gegebene Darstellung der Kraftliniendichte
dürfte dem in graphischen Darstellungen Unbewanderten um so schwerer verständlich
erscheinen, als keine besondere Erklärung der Entstehung dieser
Magnetisierungskurven gegeben wurde. Die Zeichnung in Fig. 14 und deren Erklärung
bleibt dem Nichtbewanderten ziemlich unverständlich. Ebensowenig hätte elektrische
Arbeit mit elektrischer Energie, wie dies auf Seite 14 erfolgt ist, als ein und
dasselbe dargestellt werden dürfen. Es könnte noch auf eine Reihe derartiger kleiner
Versehen hingewiesen werden, deren Beseitigung den Wert dieses sonst interessanten
und für obgedachte Zwecke empfehlenswerten Werkchens wesentlich erhöhen würde. Druck
und Ausstattung sind als musterhaft zu bezeichnen.
A. P.
Leçons d'electrotechnique
générale, professées à l'école superieur d'électricité par P. Janet, chargé de cours à la faculté des sciences de
l'université de Paris, direc-teur du laboratoire central et de l'école superieur
d'électricité. Paris. Gauthier-Villars, imprimeur-libraire.
In diesem stattlichen, 608 Seiten starkem, mit 307 Figuren ausgerüstetem Bande, sind
die Grundlagen, nach welchen die Schüler der höheren elektrotechnischen Schule in
Paris innerhalb der letzten Jahre in das Verständnis der Elektrotechnik eingeführt
werden, niedergelegt. Bei jeder Art von Kenntnis handelt es sich um zwei Dinge,
nämlich ums Lernen und ums Verstehen. Man lernt das Detail und versteht das Ganze.
Jeder Unterricht muss dahin streben, diese beiden Grundgesetze für ein erfolgreiches
Studium in harmonischer Weise zu vereinigen. In dem vorliegenden Werke wird nun nur
auf das Verständnis hingearbeitet. Nach einem Vergleich des Verfassers sind die'
Maschinen als die lebenden Wesen der Industrie zu betrachten, von welchen sowohl die
Anatomie als auch deren Physiologiestudiert werden muss. Die Physiologie der
Maschinen ist es nun, deren wesentliche Eigenschaften unabhängig von besonderen
Formen hier klargelegt werden soll. Daher finden sich in diesem Buche weder
Detailbeschreibungen von industriellen Maschinentypen noch von ausgeführten Anlagen,
sondern nur solche allgemeine aber präzise Angaben, auf Grund welcher ein
erfolgreiches Studium jedes Teiles der Elektrotechnik ermöglicht wird. Es ist sohin
ein rein theoretisches Werk, bei welchem der Verfasser jedoch bemüht war, die
mathematische Begründung auf das zulässige Minimum herabzudrücken und so einfach zu
gestalten, dass mit den einfachsten Kenntnissen der Differential-und
Integralrechnung den niedergelegten Erörterungen von Anfang bis zu Ende gefolgt
werden kann. So weit dies nun bei eingehender Durchsicht dieses Werkes, wobei jedoch
in die Details der mathematischen Begründung nur stichprobenweise eingegangen werden
konnte, zu ersehen möglich war, ist die Aufgabe, in die Physiologie der Maschinen
einzuführen, in der trefflichsten Weise gelöst, wozu die klare einfache Sprache, die
gesunde logische Entwickelung und das systematische Vorschreiten nicht unwesentlich
beiträgt. Der Tendenz des Werkes entsprechend, finden sich in demselben nur linear
gehaltene schematische, daher leicht zu erfassende Abbildungen. Es ist ausser
Zweifel, dass dieses Werk jedem Elektrotechniker, welcher eine Erweiterung seiner
theoretischen Kenntnisse anstrebt, sofern er der französischen Sprache hinreichend
mächtig ist, nur die besten Dienste leisten wird. Als besonders anerkennenswert ist
die Beigabe eines Litteraturverzeichnisses zu jedem einzelnen Abschnitt
hervorzuheben.
A. P.
Lehrbuch der Kinematik von Prof.
Dr. F. Reuleaux, Geh. Regierungsrat. Zweiter Band: „Die
praktischen Beziehungen der Kinematik zu Geometrie und Mechanik“. Mit 670
eingedruckten Abbildungen und 2 angehängten Tafeln. Braunschweig 1900. Friedrich
Vieweg und Sohn.
Das vorliegende Buch schliesst sich an die „Theoretische Kinematik“ des
Verfassers unmittelbar als zweiter Band eines Lehrbuches der Kinematik an. Es
zerfällt in zwei grössere und einen kleinen Abschnitt. Im ersten Abschnitt wird die
Bewegungsgeometrie oder Phoronomie in wichtigen Hauptzügen vorgeführt. Im ganzen
Werke ist die Heranziehung des Beispiels als wesentliches Untersuchungsmittel
benutzt; im ersten Abschnitt bilden das Hauptbeispiel die Cykloiden. Die rein
geometrische Behandlung, die ihnen hier zu teil wird, befreit diese Kurven, die dem
Ingenieur so wichtig sind, von zahlreichen, ihnen scheinbar fest anhaftenden
Schwierigkeiten und entwickelt zugleich wertvolle Eigenschaften derselben, die
vielfach unbeachtet oder unverstanden geblieben waren. Für die technischen
Mittelschulen ist zweifellos von Bedeutung, dass die Längen und Krümmungshalbmesser
der Cykloiden hier als mit elementarer Mathematik entwickelbar gezeigt sind.
Im zweiten Abschnitt sind die Fortschritte in der Behandlung der kinematischen
Aufgaben, zu denen der Verfasser in seinen Vorlesungen und Studien gelangt ist,
vorgeführt. Was sie mit sich bringen, ist fast in allen einzelnen Punkten eine
wesentliche Erleichterung des Verständnisses und des Ueberblickes. Mechanische
Vorrichtungen, die ganz und gar voneinander verschieden, einander ganz fremd
schienen, erweisen sich unter dem analytischen Verfahren des Verfassers als eng
verwandt, ja verschwistert. Zwei neue Arten, die Maschine zu analysieren, die
Bauanalyse und die Getriebsanalyse, sind zu der im ersten Bande gelehrten
Elementaranalyse hinzugetreten und eröffnen einen Einblick in die Entwickelung der
Maschine, der ganz unerwartete Aufschlüsse für den Techniker mit sich bringt. In die
vier, vom Verfasser erst nachgewiesenen getrieblichen Bestimmungen der Mechanismen,
Leitung, Haltung, Treibung und Gestaltung, wird hier volle Einsicht erlangt.
Bruchstücke davon hatte der Verfasser bereits in seinem „Konstrukteur“
veröffentlicht; hier aber wird das Ganze in seinem vollen Umfange an einer Fülle von
ausgezeichneten Beispielen dargelegt. Die letzte Bestimmungsart, diejenige der
„Gestaltung“, führt zu Vorschlägen für eine vielversprechende neue
Auffassung der wissenschaftlichen mechanischen Technologie.
Der dritte, kleine Abschnitt ist eine Studie, die sich nicht sowohl an den Techniker,
als an den Physiologen wendet, indem sie die kinematischen Erscheinungen im
Tierreich behandelt; sie wird immerhin manche Techniker, wegen der Gleichheit der
Elemente im einen wie andern Gebiete, anziehen können.
Der dritte Band wird die „angewandte Kinematik“, zu der der zweite den
Uebergang bildet, behandeln.