Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 548 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Die antiseptische Behandlung von weichem und halbweichem
HolzRevue industrielle..
Es wäre anzunehmen, dass in aussereuropäischen Ländern, in welchen sämtliche
Holzarten von allen Härtegraden im Ueberfluss vorhanden sind, das Holz das
Hauptmaterial bei allen grösseren Unternehmungen, wie Eisenbahnen, Wasserbauten
u.s.w. das bevorzugteste Baumaterial bilden sollte. Dies trifft jedoch
sonderbarerweise. nicht zu und sollen im nachstehenden die Gründe hierzu erörtert
werden.
Wenn man zuerst das harte Holz berücksichtigt, so sehen wir, dass es wegen der
Schwierigkeit der Bearbeitung mit den gebräuchlichen Werkzeugen bei öffentlichen
Arbeiten und in der Industrie selten Anwendung findet. Obwohl nun die weichen und
halbweichen Hölzer eine solche Schwierigkeit in der Bearbeitung nicht bieten, so
besitzen sie einen besonderen Nachteil und zwar besonders den, dass sie binnen
kurzem Insekten, Würmern, der Fäulnis, kurz allen möglichen Feinden des Holzes zur
Beute fallen. Das Zimmerholz wird in kurzer Zeit von Holzparasiten zerstört, die
Eisenbahnschwellen werden von Termiten zerfressen, Pfähle und Pfosten, welche in die
warme und feuchte Erde eingelassen werden, werden von der Fäulnis zerstört, nicht zu
reden von den Holzwürmern, welche mit erschreckender Geschwindigkeit Seebauten
vernichten. Einige Holzarten widerstehen zwar diesen vernichtenden Einflüssen
längere Zeit, teils infolge ihrer eigentümlichen inneren Beschaffenheit, teils
infolge ihrer besonderen Härte, in kürzerer oder längerer Zeit unterliegen sie
jedoch alle, wobei die besondere Härte einiger Hölzer ihre Dauerhaftigkeit nicht in
entsprechendem Masse beeinflusst. Der grosse Holzreichtum jener Gegenden ist mithin
ein totes Kapital, welches für die Industrie unbenutzt verloren geht. In Tonkin,
Madagaskar und Westafrika könnten die ungeheuren Waldungen ein ergiebiges
Ausbeutungsobjekt bilden, während andererseits die entwaldeten Gegenden mit
nutzbaren Hölzern bepflanzt werden könnten, wozu sich die Strandkiefer besonders
eignen würde.
In Annam z.B. erreicht weiches Holz, wie der japanische Flieder, in 6 bis 7 Jahren
eine Grösse, welche denselben zu Pfosten für Bergwerke, Pfählen, Telegraphenstangen
und sogar Eisenbahnschwellen geeignet macht, und dennoch liegen enorme Strecken
unbepflanzt, anstatt sie mit entsprechenden Holzarten einzuforsten. Dies liegt
jedoch daran, dass, wie oben gesagt, in kurzer Zeit nach Abhauen eines Baumes,
sobald die Säfte in den Fasern aufhören zu zirkulieren, die Vernichtung des Holzes
auf alle mögliche Art ihren Anfang nimmt. Infolgedessen ist die Ausbeutung der
Eisenbahnen und Bergwerke durch bedeutende Unterhaltungskosten erschwert und dürften
die einheimischen Holzarten bald vollkommen von allen Bauten, besonders aber von
Wasserbauten ausgeschlossen werden. In Banyuls wurde ein Wehr vom Bohrwurm so
zerstört, dass es kurz nach der Vollendung neu aufgebaut werden musste. Solche
Beispiele liessen sich viele anführen.
Um die Hölzer widerstandsfähiger zu machen, sind bereits viele Versuche gemacht und
Mittel angewendet worden. Als antiseptisches Mittel diente Kreosot, Kupfervitriol,
Chlorzink und andere mehr oder weniger wirksame Substanzen; da jedoch durch die
Injektionsapparate die Flüssigkeit nur den Splint des Holzes getränkt hatte, so
wurde letzterer widerstandsfähiger als der nicht getränkte Kern und man erhielt ein
paradoxes Resultat, da der gegen Zug oder Biegen weniger widerstandsfähige Splint
zum Nachteil des Kernes der wesentliche Teil wurde; das getränkte Holz bot also
gegenüber dem nicht getränkten gar keine Vorteile. Obwohl nun das Holz zu lokalen
Zwecken geeignet ist, so werden zu der Ausnutzung der Waldungen keine bedeutenden
Kapitalien geopfert und man verwendet anstatt des Holzes Erzeugnisse der
Metallindustrie, obwohl diese ebenfalls nicht frei von Nachteilen sind. Einige
Misserfolge in der Verwendung von Stahl oder Eisen bei Bauten, Eisenbahnschwellen,
Telegraphenstangen und besonders beiBrückenbauten hatten zur Folge, dass man
wieder zur Verwendung von Holz zurückkehrt.
Bei den Eisenbahnen in Tonkin und Madagaskar soll zu den Schwellen Stahl und Holz
verwendet werden; letzteres wird ausschliesslich in Senegal zu Telegraphenstangen
verwendet. In diesen beiden Fällen wird der Splint mit Kupfervitriol getränkt; da
dies jedoch nur ein Notbehelf und kein durchaus wirksames Mittel ist, so werden die
Schwellen und Telegraphenstangen öfters ausgewechselt werden müssen, wenn man sich
nicht dazu entschliesst, Splint und Kern vollkommen mit Kreosot zu tränken. Der
französische Marineminister beabsichtigt bereits, diese Arbeiten des Tränkens mit
Kreosot den Oberingenieuren Dingler und Forestier zu übertragen, da diese bereits nachgewiesen
haben, dass dadurch das Holz gegen die Parasiten vollständig und gegen den Holzwurm
zum grossen Teil geschützt wird. Es muss jedoch bei der nicht vollständigen
Behandlung des Holzes mit Kreosot bemerkt werden, dass in diesem Fall nur die damit
behandelten Teile geschützt werden, so dass der Holzwurm durch etwaige Spalten des
Splintes zum Kern dringt, denselben zerstört und in demselben seine Eier legt,
welche sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit entwickeln.
Die neuen Brücken- und Hafenbauten werden aus Holz massiv hergestellt, um allen
Anprallungen und Stössen widerstehen zu können und zwar findet hier die Anwendung
von Kreosot in vollem Masse statt. Eine vollständige Imprägnierungsanlage für das
Holz befindet sich in Bizerte (Tunis) und erwartet man, dass sich die an das
Verfahren gestellten Hoffnungen bewahrheiten werden.
In einem weiteren Artikel wird die Imprägniermethode von Nestor Marchal et Cie., welche hierzu verwendet werden soll und eine
vollkommene Durchtränkung des Holzes bezweckt, behandelt werden.
Bücherschau.
Die Wechselstrommaschinen und die
Drehstrommaschinen von Karl Riedel. Mit 120
Textfiguren und 12 Tafeln. Leipzig. Oskar Leiner.
Der Verfasser hat sich mit diesem Werke die äusserst schwierige aber verdienstvolle
Aufgabe gestellt, strebsame und wissensdurstige Praktiker in das in seinen
Erscheinungen äusserst komplizierte Gebiet der Wechselstromtechnik in einer Weise
einzuführen, dass wenigstens ein teilweises Verstehen der in einer
Wechselstrommaschine sich abspielenden Vorgänge ermöglicht wird. Da von dem
Leserkreis, für welchen dieses Werk bestimmt ist, nämlich Elektropraktiker,
Monteure, Mechaniker, Schlosser u.s.w., mathematische Schulung nicht verlangt werden
kann, musste auf mathematische Behandlung des gegebenen Stoffes im vorhinein
verzichtet und die Erklärung der verschiedenen Erscheinungen durch genaue
Beschreibung und bildliche Darstellung versucht werden. Teilweise ist dies trefflich
gelungen und kann sich demnach der Leser für viele der Vorgänge ein zwar für seine
Zwecke ausreichendes, aber sicher nicht vollständiges Verständnis aneignen. Doch
möchte es scheinen, dass die an die Vorkenntnisse dieser Klasse von Lesern
gestellten Anforderungen denn doch zu grosse sind und namentlich die für das
Verständnis unentbehrlichen graphischen Darstellungen einer viel eingehenderen
Beleuchtung bedürfen, um voll erfasst zu werden. Auch wäre es jedenfalls von Vorteil
gewesen, dem historischen Teil weniger Raum zu widmen. Trotz alledem ist das Werk
jedermann, welcher dem Gegenstand Interesse entgegenbringt, bestens zu empfehlen,
weil er sich über vieles Aufklärung schaffen kann, was in anderen Werken zu breit
und umständlich behandelt ist.
A. P.
Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung (A. Kröner)
Stuttgart.
Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.