Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 644 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Lichtpausapparat Simplex.
Nachdem die Lichtpauspapiere auf der Höhe des Möglichen angelangt sind, dürfte dies
bei den Lichtpausapparaten noch nicht der Fall sein. Dieselben sind schwerfällig im
Gewicht, in der Handhabung und im Aeusseren, und derart dem Verdorbenwerden
ausgesetzt, dass dieselben nach einiger Zeit nur noch mangelhaft arbeiten.
Die Firma Albert Martz in Stuttgart stellt nun einen
Lichtpausapparat (D. R. G. M. Nr. 147838) her, der um mehr als ⅓ leichter wie die
seitherigen Apparate, einfach zu handhaben und tadellos in Verwendung ist, sowohl
was die Solidität, als auch was seine Leistungsfähigkeit anbelangt.
Wie Fig. 1 und 2
zeigen, besteht der Apparat aus einem polierten Hartholzrahmen mit Druckfedern aus
Hartholz (Traversen), hell lackiertem Schlussdeckel und weissem Filz.
Textabbildung Bd. 316, S. 643
Fig. 1.
Das Arrangement der Druckbretter und des Filzes ist genau wie bei den bisherigen, nur
dass bei den Simplex-Apparaten die Druckbretter nicht aus ganzen Brettern, sondern
aus einzelnen durch Drähte lose verbundenen Brettchen bestehen, ferner dass die
Druckfedern (Traversen) nicht wie seither Eisenfedern haben, sondern förmig
sind, und unter die entsprechenden Druckfederhalter geschoben (siehe Fig. 2), selbst die Federn bilden, welche
unverwüstlich und dadurch ausserordentlich leistungsfähig sind, dass dieselben bei
der Arbeit unwillkürlich einmal auf dieser, das andere Mal auf der anderen Seite
benutzt werden, was sie von selbst spannkräftig erhält. Ausserdem wird kein
Krystallglas verwendet, sondern4 mm starkes Doppelglas, wodurch der Apparat
leichter, handlicher und billiger wird.
Durch das geschilderte Arrangement der Schlussbretter und der federnden Traversen ist
ein Zerbrechen der Glasscheiben ausgeschlossen, da die lose zusammenhängenden Teile
der Druckbretter sich genau der Oberfläche des Glases anschmiegen, ferner einen sehr
weichen Unterlagfilz haben und die Traversen jedem Apparat genau angepasst sind, so
dass auch die Pausen im Falle von Unebenheiten des Glases eng an dasselbe angedrückt
werden. Der derart beschaffene Lichtpausapparat lässt sich bequem bis zu einer
Grösse von 110/76 transportieren und leicht handhaben, da die Traversen mit einem
einzigen Druck unter die Druckfederhalter geklemmt und ebenso leicht und rasch beim
Oeffnen des Apparates wieder herausgezogen werden können. Der Apparat ist in wenigen
Augenblicken geöffnet und nach Einlegen der Pausen ebenso schnell wieder
geschlossen.
Textabbildung Bd. 316, S. 643
Fig. 2.
Wie wir erfahren, wird der Apparat in folgenden Grössen hergestellt: 38 × 27, 46 ×
38, 55 × 38, 76 × 46, 76 × 55, 96 × 66, 110 × 76, 120 × 80.
Bücherschau.
Die Fortschritte der Physik im Jahre
1898, 54. Jahrgang. Zweite Abteilung: enthaltend Die
Physik des Aethers, Redigiert von Richard
Börnstein. Braunschweig 1899. Vieweg und Sohn.
Seit ihrem ersten Erscheinen im Jahre 1845 erfüllen die „Fortschritte der
Physik“ vollkommener als irgend ein anderes ähnliches Werk ihren Zweck,
nämlich eine vollständige, möglichst schnell erscheinende Jahresübersicht über das gesamte Gebiet der Physik, sachlich geordnet,
durch kurze Inhaltsreferate zu geben. Sie berichten über alle dem Herausgeber
zugesandten Bücher, welche mit Physik in Zusammenhang stehen, sowie über nahezu 600
physikalische, chemische, mathematische, medizinische und technische Zeitschriften
des In- und Auslandes, deren sämtliche Artikel entweder kurz referiert oder
wenigstens ihrem Titel nach genau angegeben sind. Leider war durch die grosse
Zunahme des zu bewältigenden Stoffes in den letzten Jahren in dem Erscheinen der
Fortschritte eine nicht unbedeutende Verzögerung eingetreten, so dass z.B. der
Bericht 1889 erst 1895 erschien. Seit dem letzten Jahre hat aber die Deutsche
Physikalische Gesellschaft die Herausgabe der Fortschritte in ihr Programm
aufgenommen, und erfreulicherweise erschienen nun „Die Fortschritte der Physik im
Jahre 1898“ (Band 54) bereits 1899, sowie „Die erste Abteilung der
Fortschritte der Physik im Jahre 1899“ bereits im September vorigen
Jahres.
Die Darstellung gliedert sich in sechs Abschnitte: I. und II. enthalten die Physik der Materie (Mechanik, Elastizität und Akustik),
welche die erste Abteilung bildet; die zweite Abteilung ist die Physik des Aethers genannt und umfasst die Abschnitte
III. Optik, IV. Wärmelehre, V. Lehre der Elektrizität und des Magnetismus; die
dritte Abteilung ist dem Abschnitt VI. Kosmische Physik
gewidmet und zerfällt in die Unterkapitel Astrophysik, Meteorologie und
Geophysik.
Die zweite Abteilung des 54. Jahrganges gibt die Unterkapitel: Allgemeine Theorie des
Lichtes (S. 3 bis 7), Fortpflanzung des Lichtes, Spiegelung und Brechung (S. 7 bis
35), Objektive Farben, Spektrum, Absorption (S. 36 bis 63), Photometrie (S. 63 bis
77), Phosphorescenz und Fluorescenz (S. 78 bis 84), Interferenz, Beugung,
Polarisation (S. 85 bis 106), Drehung der Polarisationsebene (S. 106 bis 128),
Krystalloptik, Doppelbrechung (S. 129 bis 136), Chemische Wirkung des Lichtes (S.
138 bis 157), Physiologische Optik (S. 162 bis 165), Optische Apparate (S. 166 bis
189).
Die Wärmelehre erstattet Bericht über die Arbeiten über
die beiden Hauptsätze der Wärmetheorie und ihre Anwendungen auf thermische Prozesse,
sowie die Zustandsgleichung auf S. 195 bis 220, die kinetische Theorie der Materie
umfasst S. 220 bis 235, Technische Anwendungen der mechanischen Wärmetheorie (S. 235
bis 237), Ausdehnung und Thermometrie (S. 240 bis 262), Quellen der Wärme (S. 262
bis 287), Aenderung des Aggregatzustandes, d.h. Erstarren und Schmelzen, Verdampfung
und Kondensation sind in 40 Seiten behandelt; an sie schliesst sich Kalorimetrie (S.
328 bis 342) an; den Schluss bildet die Verbreitung der Wärme durch Leitung und
Strahlung (S. 342 bis 372).
Den grössten Teil des Buches nimmt, wie zu erwarten, die Elektrizitätslehre ein, welche einschliesslich des Magnetismus nicht weniger als 530 Seiten füllt. In der allgemeinen Theorie
des Magnetismus (S. 373 bis 430) bilden die Untersuchungen über die Maxwell'sche Theorie, die Hertz'schen und kürzere elektrische Schwingungen und über
Dielektrizitätskonstanten den Hauptteil. Die Kapitel Quellen der Elektrizität,
Elektrostatik und Batterieentladung (S. 434 bis 479) zeigen, welch grosses Interesse
in neuester Zeit die Entladung von Elektrizität durch Gase, sowie die Erregung von
Leitfähigkeit in Gasen durch ultraviolettes Licht, Röntgen- und Bequerel-Strahlen
gewonnen hat. Ueber galvanische Ketten ist S. 479 bis 532, über galvanische Mess-
und Hilfsinstrumente S. 532 bis 585 referiert, und zwar beziehen sich letztere in
erster Linie auf technisch wichtige Fragen. Es folgen elektrische Masse und
Messungen (S. 585 bis 616), Elektrochemie (S. 616 bis 786), Thermoelektrizität und
Wärmewirkungen des elektrischen Stromes (S. 786 bis 796), elektrisches Leuchten (S.
796 bis 820), Röntgen-Strahlen (S. 820 bis 835). Unter Magnetismus (S. 835 bis 881)
fallen viele Arbeiten technischer Art, sowie die theoretisch sehr wichtigen
Untersuchungen über den Zeeman-Effekt, d.h. die Erscheinung, dass das Licht, welches
heissleuchtende Gase oder Dämpfe aussendet, etwas seine Beschaffenheit und Farbe
ändert, wenn die Dämpfe sich in einem starken Magnetfelde befinden. Den Rest bilden
Elektromagnetismus, Elektrodynamik und Induktion (S. 881 bis 892), sowie
Litteraturangaben über Anwendungen der Elektrizität auf praktischen Gebieten (S. 893
bis 900).
Dasselbe. Dritte Abteilung: enthaltend Kosmische Physik. Redigiert von Richard
Assmann.
Diese Abteilung berichtet uns die Forschungsergebnisse der Astrophysik (S. 1 bis 185), welche in einzelne Kapitel über Planeten und
Monde, Fixsterne und Nebelflecken, die Sonne und Kometen, Meteore und Meteoriten,
sowie das Zodiakallicht eingereiht sind. Die Meteorologie (S. 185 bis 391) zerfällt
indie Abschnitte Klima und organische Welt, Ergebnisse meteorologischer
Beobachtungen in den verschiedenen Weltteilen, Luftschiffahrt, Eigenschaften der
Atmosphäre, Lufttemperatur, Luftdruck, Winde und Stürme, Wasserdampf, Niederschläge
in den verschiedenen Teilen der Erde, atmosphärische Elektrizität, meteorologische
Optik, spezielle Kapitel der Meteorologie, meteorologische Instrumente und
Klimatologie. Im letzten Abschnitte, welcher der Geophysik gewidmet ist (S. 392 bis 553), sind die allgemeinen
mathematischen und physikalischen Verhältnisse des Erdkörpers, Erdbeben,
Erdmagnetismus und Polarlichter, ozeanische Vorgänge, stehende und fliessende
Gewässer, Eis und Gletscher behandelt.
Die Fortschritte der Physik im Jahre
1899, 55. Jahrgang. Erste Abteilung: enthaltend Die
Physik der Materie. Redigiert von Richard
Börnstein und Karl Scheel.
Die erste Abteilung zerfällt in Kapitel über Lehrbücher, Unterricht, Biographie,
Geschichtliches, Litteratur (S. 1 bis 23), Mass und Messen (S. 23 bis 36), Apparate
für Unterricht und Laboratorium (S. 36 bis 86), Dichtebestimmungen (S. 86 bis 112).
In diesem Bande ist auch die physikalische Chemie
untergebracht worden, welche zufolge ihres raschen Fortschreitens nicht weniger als
137 Seiten beansprucht. Es folgen Krystallographie (S. 250 bis 338), Mechanik (S.
338 bis 435), Hydromechanik und Aeoromechanik (S. 435 bis 472). Der Abschnitt über
Kohäsion und Adhäsion ist unterteilt in Elastizität (S. 472 bis 503), Kapillarität
(S. 504 bis 510), Lösungen (S. 510 bis 626), Diffusion (S. 626 bis 643), Absorption
und Adsorption (S. 643 bis 657). Den Schluss bilden physikalische und physiologische
Akustik (S. 657 bis 693).
Die Referate sind präzis und klar gefasst, und nur so ist es möglich gewesen, die
Fortschritte der Physik auf so verhältnismässig kleinem Raume zu registrieren; jedem
Referat ist ein vollständiges Citat der Originalarbeit beigefügt, und das Auffinden
der Referate selbst ist durch ein gutes Namen- und Sachregister sehr leicht
möglich.
Dasselbe. Dritte Abteilung: enthaltend Kosmische Physik. Redigiert von Richard
Assmann.
Die Gliederung dieses vollkommensten physikalischen Nachschlagewerkes unserer Zeit
ist bei Besprechung des 54. Jahrganges II und III und der ersten Abteilung des 55.
Jahrganges ausführlich angegeben. In gleicher Vollständigkeit und ähnlichem Umfange
wie dort ist in der Physik des Aethers alles
zusammengestellt, was während des Jahres 1899 in in- und ausländischen Zeitschriften
an Experimenten und Theorien zur Optik, Wärmelehre und in Elektrizität und
Magnetismus veröffentlicht wurde. Während in der Optik den Untersuchungen der
Details der einzelnen Spektrallinien und den Absorptionsverhältnissen der
verschiedenen Substanzen für sehr lang- und sehr kurzwellige Lichtstrahlen in der
letzten Zeit grosses Interesse gewidmet wurde, ist in der Elektrizität und dem
Magnetismus die Konstruktion verschiedener Stromunterbrecher (Wehnelt- und
Motorunterbrecher), von Kohärern (oder Frittröhren) als Indikatoren elektrischer
Wellen und das Studium der drahtlosen Telegraphie zu einem Spezialgebiet des
Experimentes und der Theorie geworden. Das Zeeman'sche
Phänomen beschäftigt noch immer lebhaft die praktischen und theoretischen Physiker,
da es die in den letzten Jahren so fruchtbar gewordene, anschauliche Theorie der
elektrischen Ionen, wonach die Elektrizitätserscheinungen als konkret angebbare
Bewegungsvorgänge von kleinen geladenen Körperchen vorgestellt werden können, stützt
und zu prüfen erlaubt.
Die dritte Abteilung enthält die Referate über die im
Jahr 1899 veröffentlichten Arbeiten aus dem Gebiete der Astrophysik, Meteorologie
(einschliesslich atmosphärische Elektrizität) und Geophysik.
Da die wissenschaftliche Forschung sich immer mehr erweitert, so müssen die Referate
kurz und bündig sein, damit alle bei uns und im Ausland erzielten Fortschritte der
Physik in der angestrebten und vorzüglich erreichten Vollständigkeit verzeichnet
werden können; trotz ihrer Kürze aber geben die Referate sehr rasch und klar die
nötige Orientierung und für eingehendes Studium den genauen Litteraturnachweis der
Originalarbeiten. Dass die Fortschritte der Physik nunmehr bereits nach dem kurzen
Zwischenraum eines Jahres referiert werden, verdient höchste Anerkennung und macht
das Werk nicht nur zu einem wichtigen Nachschlagebuch für spätere Zeiten, sondern
auch zu einem wichtigen Hilfsmittel für laufende Untersuchungen und bedeutet die
Befriedigung eines wirklichen Bedürfnisses.
Dr. K. T. Fischer, München.