Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 740 |
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Kleinere Mitteilungen.
Bücherschau.
Bücherschau.
Die Mechanik in ihrer
Entwicklung, historisch-kritisch dargestellt von Dr. Ernst Mach, Professor an der Universität zu Wien.
Vierte verbesserte und vermehrte Auflage. Leipzig 1901. Brockhaus.
Mit der ersten Auflage stellte sich das Werk in die Reihe wenig zahlreicher
Schriften, wo die Mechanik der Erkenntniskritik unterzogen wird, wie die Arbeiten
von Jolly, „Prinzipien der Mechanik“ (1852), H. Klein, „Die Prinzipien der Mechanik historisch
und kritisch dargestellt“ (1872), Düring,
„Kritische Geschichte der Prinzipien der Mechanik“ (1873), Streintz, „Physikalische Grundlagen der
Mechanik“ (1883) u.a. Seither ist das Interesse für die Erkenntnistheorie
mächtig gestiegen. Aus den Kreisen der Fachphilosophen werden Stimmen laut, welche
dieselbe sogar zum Probestein für alle Philosophie emporheben. Begünstigt durch
dieses Interesse und ihm in vollem Masse entsprechend, erfuhr das Werk von Mach eine beträchtliche Verbreitung; nach der ersten
Auflage (1883) folgte bald die zweite (1889), dann die dritte (1897), und nun liegt
uns die vierte vor. Der ursprüngliche Text ist unangetastet geblieben, derselbe ist
aber durch zahlreiche Einschaltungen bereichert worden, welch letztere teils die
Darstellung ergänzen, teils die neueren Arbeiten anderer Forscher in Betracht
ziehen. Nach beiden Richtungen hin sind die Ergänzungen wertvoll und leisten dem
Leser reellen Dienst. Will man sich aber den Standpunkt vollständig aufklären, den
Mach einnimmt, so muss man noch seine
„Prinzipien der Wärmelehre“ (2. Auflage 1900) und seine „Analyse der
Empfindungen“ (2. Auflage 1900) lesen. Der Techniker ist überrascht, zu
entdecken, dass seine Denkweise derjenigen dieses Forschers nah verwandt ist. Das
Denken selbst ist nach Mach eine Arbeit und soll, wie
jede andere, möglichst sparsam verwendet werden. Die Wissenschaft ist nichts als
höchst ökonomisch geordnete Denkarbeit. Mit den wenigsten Gedankendas grösste
Thatsachengebiet zu beherrschen, – das ist die Formel des wissenschaftlichen
Fortschrittes. Dieselbe Grundansicht entwickelt auch R.
Avenarius in seinem Werke „Philosophie als Denken der Welt nach dem
Prinzip des kleinsten Kraftmasses“ (1876). Doch wie grundsätzlich
verschieden ist die Darstellung beider Denker! Mach,
als Naturforscher, knüpft an konkreten Fällen an, Avenarius, als Fachphilosoph, geht von allgemeinen Sätzen aus. Mach entwickelt die allgemeineren Ansichten ad hoc, um
die Einzelfälle in eins zusammenzufassen, Avenarius
führt Einzelfälle nur ad hoc, als Beispiele allgemeiner Sätze an. Mach redet die Sprache des gemeinen Menschen, Avenarius bedient sich der Spezialsprache des engen
Fachmannes mit einer Fülle ihm persönlich angehörender Ausdrücke.
P. v. E.
Eingesandt.
Die Stadt St. Petersburg plant die Anlage zweier grosser Newa-Brücken und hat für
Projekte drei Preise von je 12000, 8000, 5000 Rubel ausgesetzt und sich ferner den
Ankauf nicht prämiierter Projekte mit je 2000 Rubel vorbehalten.
Die Projekte müssen bis zum 14. September 1902 eingereicht sein.
Im Interesse der deutschen Architekten hat das Deutsche
Export-Musterlager, Berlin, Dresdenerstrasse 34/35, vom St. Petersburger
Stadtamt das Programm und die ausgearbeiteten grossen Terrainzeichnungen empfangen
und können alle Interessenten von früh 9 bis 5 Uhr Einsicht bezw. Abschrift nehmen.
Prospekt und Planschrift sind deutsch.