Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 772 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Kombination von Mehrfachtelegraphen, die mit
ungleichartigen Strömen betrieben sind.
Wir haben erst unlängst die phonischen Vielfachtelegraphen E.
Mercadier's (vgl. S. 561) einer näheren Darlegung unterzogen und dabei
festgestellt, dass gelegentlich der bisherigen Erprobungen dieses Telegraphensystems
die Möglichkeit nachgewiesen wurde, 24 Beamte, nämlich 12 gebende und 12
empfangende, an einer einzigen Linie gleichzeitig arbeiten zu lassen. Nun berichtet
Prof. E. Mercadier in der Revue
industrielle vom 28. September d. J. über die jüngsten Versuche, welche er
mit einem Vielfachtelegraphen angestellt hat, und die einen geradezu glänzenden
Beweis dafür erbringen, dass seine schon vor Jahren gewonnenen Anschauungen über die
vorteilhafte Kombinierbarkeit ungleicher Strombetriebe vollständig richtig sind.
Bekanntlich bestehen eine Reihe von besonderen Stromwegschaltungen, wie
beispielsweise jene von Van Rysselberghe, Maiche, Cailho,
Picard und vielen anderen, welche es ermöglichen, die Telegraphendrähte
unbeschadet ihrer regelrechten, gewöhnlichen Inanspruchnahme gleichzeitig auch für
den Fernsprechverkehr mitzubenutzen. Diese Anordnungen beruhen lediglich auf dem
Umstand, dass gleichgerichtete Ströme von unveränderlicher Stärke sich hinsichtlich
ihres Verhaltens im metallischen Schliessungskreise von den wellenförmigen Strömen
wesentlich unterscheiden, weshalb sich unter gewissen Umständen die letzteren in
einem Leiter gleichzeitig mit den ersteren fortpflanzen können, ohne gegenseitig
einen abändernden oder störenden Einfluss auszuüben. Bei den oben erwähnten
Versuchen, welche auf der Linie Paris-Bordeaux im Juli
laufenden Jahres durchgeführt worden sind, wurde nun auch eine der oben genannten
Schaltungen, nämlich jene von Cailho in Anwendung
gebracht. Hierbei hatte man feststellen können, dass sich der Mercadier'sche phonische Vielfachtelegraph – mit der
vollen Anzahl von je 12 Gebern und ebenso vielen Empfängern in jeder Endstation –
vollkommen anstandslos auf dieselben Leitungen beischalten lässt, auf welchen
gleichzeitig fürs Gegen- und Doppelsprechen nach den gewöhnlichen Betriebsformen der
laufende Depeschenwechsel aufrecht erhalten bleibt, und zwar erzielte man hierbei,
was die Durchführbarkeit der Doppelbenutzung anbelangt, ganz dieselben günstigen
Erfolge, gleichgültig, ob in den Gegen- und Doppelsprechlinien Morse'sche oder Hughes'sche oder selbst Baudot'sche Apparatsätze
benutzt waren. Dieselben befriedigenden Erfahrungen wurden ferner nicht bloss in den
beiden Endstationen Paris und Bordeaux, sondern auch in eigens errichteter, in die Probelinie
eingeschaltete Mittelstation Tours gewonnen. Für diese
Versuche brauchte weder an den einzelnen Apparaten der Mercadier'schen Einrichtung, noch an den beigeschalteten Gegen- und
Doppelsprechern irgend welche Abänderung oder Anpassung vorgenommen zu werden. Die
ausgeführten Prüfungen ergaben glattweg, dass sich in einem gemeinsamen metallenen
Stromweg ganz gut bis zu 25 verschiedenphasige Wellenströme nebeneinander
fortbewegen können, ohne sich zu verwirren oder gegenseitig zu behindern; diese
Koexistenz besteht überdem an jedem Punkte des in sich geschlossenen Stromweges und
gestattet daher überall die Einschaltung von Zwischenstationen. Die Entfernungen,
welche in dieser Beziehung vorläufig als durchaus zulässig erprobt worden sind,
betragen 700 bis 800 km; die Leistungen aber ergaben mehr als 1300 zwanzigwortige
Depeschen in der Stunde, vondenen wiederholt etwa 900 nach der gleichen
Richtung gingen. Um das Verhältnis der Steigerung in der Leistungsfähigkeit zu
kennzeichnen, welche sich aus der Ausnutzung einer obengedachten Kombination eines
Mercadier'schen Vielfachtelegraphen mit einem
vierfachen Baudot'schen Doppel- und
Gegensprechtelegraphen erreichen lässt, genügt es zu bemerken, dass zum Absetzen der
vollen Textseite eines der grossen Journale, wie etwa der Temps, auf welcher rund 9000 Worte sich befinden, von Paris nach Bordeaux
nicht ganz eine halbe Stunde erforderlich war, wozu das ganze Blatt für die 12
Mercadier-Geber und die 4 Baudot-Geber in 16 gleiche Teile zerschnitten wurde, die
gleichzeitig zur Abtelegraphierung gelangten. Mit dem zwölffachen Mercadier'schen Vielfachtelegraphen allein hatte man
zum Absetzen derselben Journalseite, die zu diesem Behufe für die abgebenden Beamten
in 12 gleiche Abschnitte geteilt worden war, 1 Stunde benötigt. In derselben Zeit
vermochte man mit der vierfachen Baudot-Einrichtung allein bloss die halbe Seite des
Journals abzusetzen. Die Leistung der kombinierten Anordnung beträgt mithin das
Doppelte des phonischen Telegraphen oder das Vierfache des Baudot'schen Gegen- und Doppeltelegraphen, während gleichzeitig die Zahl
der erforderlichen Leitungen auf die Hälfte herabgemindert wird.
L. K.
Bücherschau.
Taschenbuch für
Feuerungstechniker. Anleitung zur Untersuchung und Beurteilung von
Brennstoffen und Feuerungsanlagen. Von Dr. Ferdinand
Fischer, Prof. an der Universität Göttingen. Vierte Auflage. Stuttgart
1901. Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung (A. Kröner).
Die Thatsache, dass das Fischer'sche Taschenbuch nach
verhältnismässig sehr kurzer Zeit in vierter Auflage erschienen ist, beweist mehr
als alles andere die Brauchbarkeit dieses für Chemiker, Hüttenleute,
Dampfkesselingenieure, für Gasanstalten, Kraftgasanlagen u.s.w. bestimmten
Werkchens. Nach einer orientierenden Einleitung bespricht der Verfasser zunächst die
für den Feuerungstechniker in Betracht kommenden Untersuchungsverfahren für
Brennstoffe, worauf diese in Hinsicht auf ihr Vorkommen und auf ihre Zusammensetzung
im einzelnen behandelt werden. Dann werden die bei der Entgasung, Vergasung und
Verbrennung stattfindenden Vorgänge genauer besprochen. Den Schluss bildet ein
umfangreiches Kapitel über praktische Ausführungen von Dampfkesselfeuerungen und
solchen gewerblichen Anlagen, bei welchen entweder hohe Hitzegrade bezw. grosse
Wärmemengen benötigt werden. Der in der Vorrede enthaltenen Mahnung des Verfassers,
mit den Kohlen sparsamer umzugehen und sie in unseren Feuerungen besser auszunutzen,
als dieses bis jetzt meist geschieht, lässt sich am sichersten dadurch nachkommen,
dass man die in der Schrift selbst enthaltenen Angaben und Winke genau befolgt. Möge
die Schrift Fischer's auch in der neuen Auflage allen
auf rationellere Ausnutzung der Brennstoffe gerichteten Bestrebungen Vorschub
leisten.
C. H.