Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 19 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Pressen von Profilstäben aus Metallen u.s.w.
Es ist schon früher an dieser Stelle (1898 310 170) das
Pressen von Stäben beliebigen Querschnittes aus warmen Metallen beschrieben worden,
welches auf dem bekannten Prinzip beruht, dass auf einen in einem Cylinder C befindlichen warmen Metallblock B einerseits ein Pressstempel P wirkt, welcher den Block durch eine am anderen Ende des Cylinders C befindliche Matrize M
drückt, wodurch die gewünschten Profilstangen in der Pfeilrichtung herausgepresst
werden (Fig. 1).
Textabbildung Bd. 317, S. 18
Fig. 1.
Bei dieser Arbeitsweise hat es sich gezeigt, dass durch das rasche Erkalten des
Metallblocks während der Arbeitsperiode der Pressdruck immer mehr gesteigert werden
muss, um den Block ohne gar zu grossen Abfall verarbeiten zu können. Es sind also
aussergewöhnlich hohe Drücke bezw. Arbeitsaufwände nötig, welche häufig zu Bruch der
Konstruktionsteile, Betriebsstörungen und kostspieligen Reparaturen führen. Auch ist
der nach diesem Verfahren hergestellte Stab in seiner Struktur, Festigkeit und auch
in seinem Querschnitt verschieden, da er bei der Formgebung in der Matrize gegen das
Ende immer kälter wird.
Nach Fig. 2
erkaltet ein warmer Block in einem Cylinder zuerst an seinen Enden, also bei a und g, dann bei b und f u.s.w., und der
Kern d bleibt am längsten warm.
Auf dieser Erkenntnis beruht eine neue Strangpresse von W.
Baisch, Stolberg, Rheinland, da dieselbe den Block von beiden Seiten nach innen verarbeitet, also die kälteren
Teile zuerst herauspresst und zuletzt erst den warmen Kern d. Zu diesem Zweck dienen die Pressstempel P
auch als Matritzen, welche gleichzeitig von beiden
Seiten auf den Block einwirken. Es kann auch eine der beiden Matrizen am
Ende des Cylinders feststehen und nur die andere bewegt werden; der neue technische
Effekt, dass das Pressgut nach beiden Seiten
hinausgepresst wird, wird doch erzielt.
Entgegen den alten Verfahren kann man die Blöcke grösser nehmen, die Zeit einer
Pressperiode und ebenso den Abfall (Restblock) verringern, also die Produktion bei
denselben Unkosten ganz erheblich steigern.
Textabbildung Bd. 317, S. 18
Man ist aber auch einen Schritt weiter gegangen, nämlich Profilstangen aus den
zäheren, weniger knetbaren Metallen und deren Legierungen herstellen zu können, was
bis jetzt nur versuchsweise gelang.
Die Elektrizität in der Landwirtschaft.
Noch vor einigen Jahren zweifelte man daran, dass es möglich wäre, in kleinen Städten
und grösseren Dörfern Zentralen für elektrische Beleuchtung und Kraftübertragung
einzurichten.
Betrachtet man jedoch die Unzahl kleinerer Zentralen, die sozusagen wie Pilze aus der
Erde schössen, so ist wohl nur in wenigen Fällen eine Unrentabilität
nachzuweisen.
Untersucht man aber die Art und Weise, wie solche kleine Zentralen lebensfähig
geworden sind, so findet man bald heraus, dass dies eigentlich nur der Verwendung
des Elektromotors in der Landwirtschaft zu danken ist. Auch die Zunahme an kleineren
Zentralen ist ganz auffallend; man braucht, um dies
festzustellen, nur die vierteljährlichen und halbjährlichen Berichte der
Elektrizitätsfirmen zu lesen, um schon hieraus den Schluss ziehen zu können, dass
eine Wirtschaftlichkeit unbedingt garantiert ist, sonst würde der Bau derartiger
Anlagen bald nicht mehr so ein ausgiebiges Thätigkeitsfeld für die Elektrotechnik
sein.
Es wird deshalb wohl bald so weit kommen, dass eine Meine Stadt ohne elektrische
Zentrale nicht allein zu den Seltenheiten gehören wird, sondern einfach nicht mehr
denkbar ist.
Betrachtet man die Verhältnisse auf dem Lande etwas näher, so wird es bald
begreiflich sein, dass diejenigen Gegenden am meisten mit elektrischen Zentralen
versehen werden, in welchen viele Dörfer und kleinere Städte liegen, und also
gewissermassen dichter bevölkert sind.
Denn nicht allein die Deckung des Kraftkonsums kann die Rentabilität einer Zentrale
garantieren, sondern es kommen hierzu noch verschiedene andere Gesichtspunkte.
Vor allen Dingen muss das nötige Wasserquantum leicht erreichbar und entnehmbar
sein.
Dann kommen die Transportverhältnisse der Kohle in Betracht und schliesslich die
Anzahl der Lichtkonsumenten.
Die letzteren bilden den eigentlichen integrierenden Teil der Lebensfähigkeit und
vorab der Wirtschaftlichkeit der Zentrale.
Im allgemeinen ist der Landmann ja kein Individuum, welches sich leicht von dem
Althergebrachten lossagt, so dass man bei Vornahme der Vorarbeiten wohl gut thut,
diesen die Bedeutung der heutigen Elektrotechnik durch Versuche, am besten an
eigenen Maschinen, zu erklären.
Einen grossen Vorteil der elektrischen Kraftübertragung erhielt die Landwirtschaft,
indem man dazu überging, die Arbeitsmaschinen mittels Elektromotor anzutreiben, denn
keine Maschine arbeitet reinlicher, sparsamer, billiger und vorab mit einem höheren
Nutzeffekt als gerade der Elektromotor. Betrachtet man nun den früheren Betrieb
einer Dreschmaschine durch eine Lokomobile und vergleicht hiermit den Antrieb
mittels Elektromotors, so ergibt sich, dass letzterer um etwa 40 % billiger arbeitet
und ausserdem keines besonderen Maschinisten bedarf, da es jedem leicht möglich
gemacht ist, die Bedienung selbst vorzunehmen. Eine Bewegung eines Handrades oder
Hebels genügt, um den Motor an- oder abzustellen.
Die grosse Betriebssicherheit sowie Reinlichkeit des Elektromotors erlauben seine
Anwendung in der Milchwirtschaft, und verwendet man meistens vollständig verkapselte
Maschinen.
Die Göpelwerke zum Betriebe der Häckselmaschinen, Kuchenbrecher, Klapper,
Wasserpumpen, Schrotmühlen, Zentrifugen u.s.w. werden neuerdings mit Erfolg durch
Elektromotoren angetrieben.
Am vorteilhaftesten gestaltet sich natürlich die Anlage einer Zentrale auf dem Lande,
wenn dieselbe in irgend einer Fabrik eingebaut wird. Solche Fabriken, wie
Brennereien, Stärkefabriken u.s.w., gibt es ja viele auf dem Lande. Auch die
Rittergüter mit einem grösseren Konsum sind zur Einbauung einer Zentrale geeignet,
da ihr Kraft- und Lichtverbrauch ja ein ziemlich konstanter ist.
Die Strassenbeleuchtung der Dörfer geschieht meistens mittels Glühlampen von 16 bis
25 Normalkerzen, und werden vielfach noch ausserdem Nachtlampen vorgesehen.
Letztere werden auf eine Akkumulatorenbatterie geschaltet, so dass der Betrieb der
Dynamo nachts eingestellt werden kann.
Zum Antriebe der Dynamo verwendet man vielfach Petroleummotoren; es sind jedoch
Dampfmaschinen, falls eine gute Wasserquelle vorhanden ist, vorzuziehen.
Im allgemeinen hat sich der Nutzen der Landzentralen erwiesen, und wird wohl in
einigen Jahren die Verwendung der animalischen Kraft fast verschwinden und die
Elektrizität das Ihrige dazu beitragen, dem Landwirt die Freude an seinem Beruf zu
vergrössern.
S. H.
Amerikanische Kohle in Europa.
Die Industrie der südlichen Länder Europas, die von der Natur betreffs Kohlenlager
etwas stiefmütterlich behandelt worden sind, ist auf den Import von Kohle aus
anderen Ländern angewiesen. Während bisher der grösste Lieferant für die
Mittelmeerstaaten England war, ist ihm in den letzten Jahren in Amerika ein heftiger
Konkurrent entstanden. So lieferte England noch in den ersten sechs Monaten des
Jahres 1900 457752 t, 1901 389803 t nach Marseille; Amerika dagegen in derselben
Zeit 1900 7799 t, 1901 aber schon 97622 t. Nach einer Mitteilung von R. Lüders in Görlitz schätzt man die Gesamteinfuhr von
amerikanischer Kohle nach Marseille für das laufende Jahr auf mehr als 200000 t. Es
ist dieses auch ein Zeichen, welchen Fortschritt die Amerikaner in der Eroberung
fremder Länder für den Absatz ihrer Rohstoffe und Produkte machen, und wie sich der
wirtschaftliche Kampf zwischen alter und neuer Welt rapide entwickelt.
Neuester Fortschritt auf dem Gebiete der Fassfabrikation.
Wie uns von Fr. Moenninghoff in Elberfeld mitgeteilt
wird, ist es dieser Firma gelungen, ein Stahlfass zu fabrizieren, das weder
genietet, gefalzt, elektrisch geschweisst noch hartgelötet wird.
Fässer von 10 bis 200 l Inhalt bestehen nur noch aus zwei Teilen, die durch ein
neuerfundenes Schmelzungsverfahren derartig vereinigt werden, dass selbst die
Schmelzungsstellen 30 bis 35 kg pro Quadratmillimeter widerstehen, also fast
denselben Widerstand haben wie das Stahlblech.
Eine „stetige“ absolute Dichtigkeit dürfte
dadurch gesichert sein und irgend welche Leckagen völlig ausgeschlossen erscheinen.
Die Fässer sind nicht teurer und nicht schwerer wie hölzerne Gebinde, trotz ihrer
grösseren Solidität. Ferner sind von jetzt ab Gefässe bis zu 100 l Inhalt aus
„einem“ Stück gestanzt herstellbar.
Automobile für lange Fahrt.
Nach einer Mitteilung von Electrical World and Engineer
hat in Chicago ein elektrischer Selbstfahrer mit einem Leergewicht des Wagens von
546 kg und einer Faure-Batterie von 273 kg, also einem Betriebsgewicht von 819 kg
mit einer Batterieladung einen Weg von 300 km zurückgelegt. Die Gesamtleistung der
Batterie betrug 396 Ampère-Stunden. Bei einer anderen Versuchsfahrt hat derselbe
Wagen mit einer 193 kg schweren Batterie auf einer Strasse von durchschnittlich 3 %
Steigung bei 17,5 km Fahrgeschwindigkeit in der Stunde einen Weg von 242 km
zurückgelegt.
Taxameter und Velograph.
Vor wenigen Jahren wurde der Taxameter in den Dienst der öffentlichen Fuhrwerke
gestellt und hat sich allgemeiner Beliebtheit zu erfreuen. In letzter Zeit ist
jedoch eine Neuerung aufgetaucht, der Velograph, die Erfindung eines deutschen
Ingenieurs, welche mit dem Taxameter eine gewisse Aehnlichkeit aufweist. Während der
Taxameter den zurückgelegten Weg des Fahrzeuges und den dafür zu berechnenden
Fahrpreis automatisch in Zahlen angibt, zeigt der Velograph durch graphische
Darstellung die zurückgelegte Kilometerzahl, die Geschwindigkeit, mit welcher jeder
Kilometer gefahren wurde, sowie jeden genommenen Aufenthalt in durchaus
zuverlässiger Weise an, wodurch eine ständige Kontrolle über den Fahrer geübt wird.
Dieser Apparat findet nicht allein bei Pferdefuhrwerken und Strassenbahnen
Verwendung, sondern ganz besonders bei Automobilen, und hat deshalb die
Automobilausstellung in Berlin bei Bahnhof Friedrichstrasse einen solchen Apparat im
Betriebe zur Ausstellung gebracht, woselbst derselbe von jedermann kostenlos
besichtigt werden kann.
Beleuchtung der Eisenbahnwagen mittels AcetylenNach der Railroad Gazette..
Auf dem Eisenbahnnetz der Texas Midlandbahnen ist seit kurzem ein neues
Beleuchtungssystem der Eisenbahnwagen mittels Acetylen eingeführt worden, nach
welchem das nötige Gas in jedem Wagen besonders und unabhängig sowohl von den
benachbarten Wagen, als auch von der ganzendAnlage hergestellt wird. Das
Calciumkarbid befindet sich in einer Art tragbarem Kasten, welcher sechs
übereinander gestellte Behälter von je 680 g Karbid enthält. Am Boden eines jeden
Behälters ist eine durchlochte Platte angebracht, welche den Deckel für den nächst
unteren Behälter bildet und als Wasserverteiler wirkt. Das Wasser wirkt zuerst auf
den oberen Behälter und nach und nach auf die nächstfolgenden durch den in dem
vorhergehenden verbleibenden Rückstand.
Da diese Einrichtung zu verschiedenen Unregelmässigkeiten im Betriebe Anlass geben
würde, da zuerst übermässig, hierauf nach und nach zu wenig Gas entwickelt würde, so
ist diesem eventuell eintretenden Uebelstand, soweit sich ersehen lässt, dadurch
vorgebeugt, dass das zur Zersetzung des Karbids notwendige Wasser durch dieselbe
Oeffnung eingeführt wird, durch welche das erzeugte Gas entweicht; es wird
infolgedessen der Eintritt des Wassers selbstthätig durch die nötige Gaserzeugung
geregelt, so dass beim Zunehmen der einen die andere abnimmt.
Das erzeugte Gas wird hierauf durch Verdichtungsbehälter geleitet, um dasselbe von
der ihm anhaftenden Feuchtigkeit zu befreien, worauf es in eine
Reinigungsvorrichtung gelangt, aus welcher es durch ein Sicherheitsventil, welches
sich unter einem Druck von 0,9 kg öffnet, in einen Behälter gelangt. Zwischen diesem
Behälter und den Beleuchtungskörpern befindet sich ein Regulator, durch welchen der
nötige gleichmässige Druck nach den Brennern erzeugt wird. Jeder Brenner ist mit
einem elektrischen Zünder versehen, welcher mit der inneren Ventilationsvorrichtung
des Wagens in Verbindung steht. Der Gaserzeuger ist in einer besonderen Abteilung
eines jeden Wagens untergebracht, welche einen Raum von nur 0,279 zu
0,559 m beansprucht und auch ausserhalb des Wagens angebracht werden kann.
Nach dem Journal des transports (in deutschen
Fachzeitungen war bisher hierüber nichts zu finden) soll die Berliner Firma Pintsch ein Beleuchtungssywtem, welches aus einer
Mischung von Acetylen- und Oelgas besteht, in Anwendung gebracht haben. Es würde
dies eine Verdreifachung der Beleuchtungskraft des Gases bedeuten, indem die
Leuchtkraft durch das gesteigerte Verhältnis des Acetylens vergrössert werden
könnte, wobei jedoch der Verbrauch von Acetylen bedeutend gesteigert würde, da die
Leuchtkraft desselben nicht im Verhältnis zu der verbrauchten Menge von Acetylen
steht.
Die gesteigerte Zuthat von Acetylen bedingt übrigens keine Abänderung der Brenner, da
es vollkommen ausreicht, die Gasanstalt mit Acetylengaserzeugern und einem hierfür
besonderen Gasometer zu verbinden. Die Gaszähler werden hierbei mit einer
Galle'schen Kette in der Weise verbunden, dass beide Gase in dem gewünschten
Verhältnis eingeführt werden.
Wie bekannt sein dürfte, ist bei den preussischen Eisenbahnen ein gemischtes System
in ungefähr 25000 Wagen bezw. ungefähr 40 % des Wagenmaterials eingeführt. Das
Kilogramm von Karbid erzeugt hierbei 275 l Acetylen. Die Mischung mit Gas beträgt 25
% und wird in unter den Wagen angebrachten Behältern bei einem Druck von 6 at
erzeugt.
Kaiser Wilhelm-Kanal (Nord-Ostsee).
Die Entwickelung des Verkehrs durch den Kanal während der 5 Jahre seit seiner
Eröffnung gibt zu den schönsten Hoffnungen Anlass und man darf annehmen, dass die
Zeit nicht mehr allzu ferne liegt, wo der Kanal sich bezahlt macht.
Unter Ausschluss der deutschen Kriegsschiffe benutzten während der ersten 5
Jahre den Kanal:
Jahr
Schiffe
Netto Register-tonnen
Jährlicher Zuwachs anTonnengehaltin %
1896
20068
1761065
–
1897
21904
2345849
33,97
1898
25224
3000911
28,27
1899
26524
3451273
14,70
1900
29571
4292258
24,37
Im Jahre 1896 kamen davon auf den internationalen Verkehr 81,20 %, welche Zahl im
Jahre 1900 auf 89,44 % gestiegen war.
Der Kanal hat seine Leistungsfähigkeit in schlagendster Weise gezeigt; am 15. Juni
1900 durchfuhren 118 Schiffe mit einem Gesamttonnengehalt von 20649 t den Kanal.
Der deutsche Panzerkreuzer „Fürst Bismarck“, ein Dreischraubenschiff mit 8,54
m Tiefgang, und der japanische Panzerkreuzer „Yakuno“ mit mehr wie 7,3 m
Tiefgang gingen ohne jegliche Schwierigkeit und ohne zu leichtern durch den Kanal,
während der „Fürst Bismarck“, um den Suezkanal zu durchfahren, auf 7,625 m
Tiefgang gebracht werden musste.
Auch ein Zufrieren des Kanals ist bis jetzt nicht eingetreten, während im Jahre 1897
der Sand und die Ostsee viel mit den Eishindernissen zu kämpfen hatten.
Im Juli v. J. durchfuhren 1355 Schiffe den Kanal mit einer Gesamtladung von 332950 t.
In dieser Zahl waren 1041 Dampfschiffe mit einer Gesamtladung von 303483 t; die
übrigen Schiffe fuhren nur im Ballast.
E. A.
Bücherschau.
Die Bahnen der Fuhrwerke in den Strassenbögen von Prof. F. Loewe. Mit 9 Abbildungen im Text. Wiesbaden 1901. C. W. Kreidel.
Es ist das ein nicht ganz 20 Druckseiten umfassendes Schriftchen, welches sich mit
Untersuchungen über die unter den verschiedenen Verkehrsbedingungen statthaften
kleinsten Krümmungshalbmessern und erforderlichen Breiten der Strassen beschäftigt,
und eine Ergänzung zu dem im gleichen Verlag unlängst erschienenen Werke „Strassenbaukunde“ desselben Verfassers bildet. Dem in theoretischen
Fragen des Strassenbaues hervorragend berufenen Autor galt es, für die Abmessungen
der bisher zumeist nur nach Massgabe der Erfahrungen und örtlichen Anforderungen der
Strassen bestimmten Halbmesser und Breiten hinsichtlich einer Reihe besonderer Fälle
– die auch durch ziffermässig ausgerechnete Beispiele erhärtet werden – genaue
Formeln abzuleiten. Hierdurch sind wissenschaftliche Grundlagen geschaffen zur
Aufstellung ähnlicher Skalen, wie sie beispielsweise für die Eisenbahnen betreffs
der erforderlichen und vorgeschriebenen „Geleiseerweiterungen in Krümmungen“ bestehen. Ueber die
selbstverständliche Gediegenheit der Arbeit bedarf es keiner weiteren Worte.
L. K.
Measures Electriques von Eric Gerard. Zweite Auflage. Paris. Gauthier-Villars.
Das Buch enthält die Vorlesungen, welche Gerard,
Direktor des elektrotechnischen Instituts der Universität Lüttich, über elektrische
Messungen gibt und liefert nicht nur eine gute Anleitung zu Messungen und zur
Diskussion des Einflusses einzelner Fehler auf das Endresultat, sondern bringt auch
eine recht vollständige Uebersicht über die verschiedenartigen Messungen, welche dem
Elektrotechniker zur Aufgabe gemacht werden können. Besonders eingehend sind die
photometrischen Messungen (S. 59 bis 96), das Desprès-d'Arsonval-Galvanometer mit
festem Magneten inklusive seiner Verwendung zu ballistischen Zwecken (S. 127 bis
156), Messungen von Induktionskoeffizienten, Permeabilität und Hysteresis (S. 307
bis 356) und die Untersuchung von Fehlern von Leitungsnetzen und Telegraphenlinien
(S. 375 bis 411) behandelt. Der Verfasser legt besonderes Gewicht darauf, dass seine
Praktikanten an Schwachstromuntersuchungen exakt messen lernen und führt wohl aus
diesem Grunde die Untersuchungen von Starkstrommaschinen und -Anlagen weniger breit
aus; der geringe Umfang, welchen speziell die Maschinenmessungen, namentlich solche
des Wechselstromgebietes einnehmen (S. 424 bis 488), müsste im anderen Falle als
nicht gerechtfertigt erscheinen. Die mathematischen Anforderungen, welche in dem
Buche gestellt werden, beschränken sich auf einfache Differentiation und
Integration (einschliesslich der linearen Differentialgleichung des
Wechselstromgesetzes); auf strenge mathematische Ableitung der Wirkungsgesetze ist
bei vielen Methoden und Instrumenten verzichtet, um für die Diskussion der
Nutzanwendung derselben Raum zu gewinnen. Die 217 Figuren des Textes sind gut
gewählt und die Tabellen am Schluss des Buches (S. 488 bis 496) praktisch und
nützlich zusammengestellt.
Dr. K. Fischer, München.
Die Akkumulatoren zur Aufspeicherung des elektrischen Stromes: deren Anfertigung, Verwendung und Betrieb. Von Johannes Zacharias, Ingenieur. Zweite, vollständig umgearbeitete und beträchtlich vermehrte Auflage. Mit 294 Illustrationen. Jena 1901. Hermann
Costenoble.
Dieses umfangreiche Werk stellt sich die Aufgabe, das gesamte Gebiet der
Akkumulatorentechnik in der eingehendsten Weise zu behandeln, die im Betriebe mit
denselben gewonnenen Erfahrungen vorzuführen und so ein Bild über den heutigen Stand
der Entwickelung dieses Zweiges der Elektrotechnik zu geben.
Für dasselbe wurden die gleichen leitenden Grundsätze beibehalten, welche für die
erste Auflage massgebend waren, hauptsächlich der konstruktiven Anordnung und
Ausbildung den grössten Raum zu geben, dagegen rein theoretische Erörterungen, die
in anderen Werken bereits ausführlich behandelt erscheinen, möglichst
einzuschränken, wobei von der richtigen Ansicht ausgegangen ist, dass nur die
Kenntnis des bisher Geleisteten zu erfolgreicher Weiterarbeit befähigt und viel Geld
und Arbeit verschwendet wird, wenn diese Kenntnisse fehlen. Das Werk zerfällt in
vier Hauptabschnitte und zwar: a) Konstruktionen, b) Materialienkunde und Theorie,
c) Herstellung, d) Bau von Batterien und zugehöriger Apparate. Jeder dieser
Abschnitte zerfällt wieder in eine Reihe von Unterabteilungen und wird hierdurch
eine logisch geordnete und systematische Austeilung des gegebenen umfangreichen
Materiales erzielt.
Der Hauptwert dieses gut geschriebenen Werkes liegt in der grossen Gründlichkeit, mit
welcher das überreiche Material gesammelt, gesichtet und verarbeitet wurde. Grosse
Sorgfalt wurde den Zeichnungen gewidmet, welche in ihrer Anschaulichkeit den Wert
dieses ausgezeichneten, für jeden Akkumulatorentechniker unentbehrlichen Werkes
wesentlich erhöhen.
A. P.