Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 65 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Das NickelNach dem Moniteur industriel..
Die gewaltige Verbreitung, welche das Nickel seit einigen Jahren in der Industrie
gefunden hat und die hervorragende Stelle, welche dasselbe in der Metallurgie
einnimmt, dürfte eine kurze Monographie desselben rechtfertigen.
Die Nickellager befinden sich grösstenteils in Neu-Kaledonien und Kanada und wird von
hier aus fast die Gesamtsumme alles in der Welt verbrauchten Nickels geliefert. Nach
den offiziellen Berichten der Weltausstellung von 1900 beträgt die Gesamtproduktion
in der französischen Kolonie allein jährlich 100- bis 110000 t, Im Jahre 1899 betrug
die Produktion dieses Metalles 7350 t, von denen aus Kaledonien 2500 t und der Rest
von 4850 t von Kanada und den Vereinigten Staaten geliefert wurden. Seit diesen
beiden statistischen Feststellungen ist die Produktion besonders zu Gunsten der
kanadischen und amerikanischen Ausfuhr noch gestiegen.
Die bedeutende Entwickelung, welche in dem Verbrauch von Nickel stattgefunden hat,
ist den besonders günstigen Eigenschaften des Nickels in der Stahlfabrikation und in
der Ausrüstung des Landheeres und der Marine, bei letzterer besonders für die
Panzerplatten zuzuschreiben. Es sind noch nicht 10 Jahre her, dass die Panzerplatten
von ganz besonderer Dicke hergestellt werden mussten, während jetzt dank des Nickels
Platten von derselben Widerstandsfähigkeit, jedoch von bedeutend geringerer Dicke
und geringerem Gewicht hergestellt werden. Erst im Jahre 1899 und 1900 erkannte man
die ausgezeichneten Eigenschaften der aus einem Gemisch von Stahl und Nickel
hergestellten Platten und überzeugte sich durch gleichzeitig in Creusot und
Annapolis angestellte Versuche, dass Stahlplatten mit einer Zugabe von Nickel den
Geschossen einen weit grösseren Widerstand leisteten als die bisherigen und dass
dieselben vor allem beim Anprallen der Geschosse nicht zersplittern. Durch diesen
Umstand wurden die amerikanischen und französischen Fabriken zur weiteren
Fortsetzung der Versuche auf diesem Felde angeregt, deren Vervollkommnung nicht
lange auf sich warten liess. Man nahm Versuche in dieser Hinsicht auch in England
au", welch letzteres sich jedoch zu deren praktischen Verwendung erst nach den
günstigen Erfolgen von Amerika und Frankreich entschloss. Die genannte Mischung
wurde in den Fabriken von Sheffield erst gegen 1897 aufgenommen; von der Zeit an
begann der Verbrauch von Nickel ganz bedeutend zu steigen.
Der Nickelstahl, mit welchem im Jahre 1900 Versuche angestellt wurden, wurde jedoch
bald durch anderen Stahl verdrängt, welcher zwar ebenfalls Nickel, jedoch mit einer
Beimischung von Chrom enthält. Dieser Chromnickelstahl leistet der Durchschlagskraft
von Geschossen noch grösseren Widerstand als der Nickelstahl und zerspringt
ebenfalls unter wiederholten Geschossen nicht. Aus diesem Stahl hergestellte Platten
halten Stösse von dreifacher Kraft bei derselben Dicke aus, als die früheren
Stahlplatten. Bei einem Vergleich zwischen der Dicke der beiden Platten ergibt sich,
dass die Dicke der neuen Platten, nach Aussage eines Spezialisten auf dem Gebiete
der Panzerplatten, nur die Hälfte der früheren zu betragen braucht. Bei solchen
Resultaten lässt sich der Aufschwung in der Produktion von Nickel leicht verstehen,
besonders in einer Zeit, in welcher sämtliche Seemächte für die Vermehrung der
Flotten so bedeutende Opfer bringen.
Diese Eigenschaft der grossen Widerstandsfähigkeit des Nickelstahles ist jedoch nicht
nur auf diesem Gebiete ausgenutzt worden, sondern derselbe hat infolge derselben
auch bei der Herstellung von Blechen, Kabeln und Kesselrohren weite Verwendung
gefunden. Auf der Ausstellung von 1900 befand sich sogar eine Kurbelachse für
Lokomotiven und ein Cylinder für Walzwerk aus diesem Metall hergestellt, welche ohne
Verbiegung lange Zeit im Betrieb standen. Hierbei befindet sich die Herstellung
dieses Metalles noch im Anfangsstadium, die Mischungen von Stahl und Eisen mit
Nickel, welche unlängst noch für Laboratoriumsproben angesehen wurden, bieten jetzt
ein weites Arbeitsfeld.
Unter den Verwendungsarten des Nickels legte man besonders grosse Hoffnungen in
die Verwendung desselben zu Münzen und sollte dasselbe vorteilhaft das Kupfergeld
vollkommen ersetzen, wobei auf einen grossen Absatz gerechnet wurde. Diese
Voraussetzungen haben sich jedoch zum Teil nicht verwirklicht und ist in manchen
Ländern, z.B. in Frankreich, der Einführung von Nickelgeld Widerstand geleistet
worden, während dasselbe in anderen Ländern gern angenommen wurde. Das Prägen von
Münzen bildet ebenfalls ein bedeutendes Absatzgebiet für Nickel und wird dessen
Verwendung hierzu wie folgt geschätzt:
Nach dem letzten Verwaltungsbericht des vorigen Jahrhunderts befanden sich in der
Schweiz für 7550000 Frs. Nickelmünzen im Umlauf, welche aus 17500000
Zwanzigcentimesstücken, 23500000 Zehncentimesstücken und 34000000
Fünfcentimesstücken bestanden. Nach dem Verwaltungsbericht von 1900 betrug der Preis
für reines Nickel: bei den Zwanzigcentimesstücken 5,5 Fcs., bei den
Zehncentimesstücken 3,65 Fcs. und bei den Fünfcentimesstücken 3,71 Fcs. für das
Kilogramm, was gegenüber 1899 eine kleine Steigerung im Preise bedeutet.
In Deutschland werden, wie bekannt, Stücke zu 20, 10 und 5 Pfennig geprägt und
befanden sich am 31. Dezember 1900 im ganzen für 68549642 M. im Umlauf.
In England wird nur eine kleine Anzahl Nickelstücke geprägt, welche für die Kolonien
bestimmt sind; im Jahre 1900 betrugen dieselben nur 288000 Stück.
In den Vereinigten Staaten sind von 1897 bis 1898 für 960767 Dollars Fünfcentstücke
in Nickel geprägt worden. In Belgien betrug der Wert der Nickelmünzen vom Jahre 1861
bis 1898 10605898 Fcs., wovon über zwei Drittel, ungefähr 7425360 Fcs., in
Zehncentimesstücken bestanden. In der Brüsseler Münze ist ausserdem eine bedeutende
Menge von Nickelmünzen für Brasilien, Bulgarien, Peru, Griechenland,
Oesterreich-Ungarn, Serbien, Japan und Bolivien geprägt worden.
Das Nickel hat sich in der letzten Zeit eine auffallende Beliebtheit erworben, denn
während fast alle Metalle im Preise gefallen sind, hat das Nickel, wie eine
bedeutende Exploitationsgesellschaft für Nickel in den ersten Monaten dieses Jahres
konstatieren konnte, den seinigen behalten.
Die Industrie ist fortwährend auf Verbesserungen in der Behandlung des Nickels
bedacht und ist erst vor kurzem ein neues Klärungsverfahren mittels Elektrolyse
gemeldet worden. Es ist vorauszusehen, dass der Verbrauch von Nickel in der
Industrie stetig steigen wird und zwar nicht nur für die Bedürfnisse des
Hüttenwesens, sondern in der täglichen Steigerung der Tausende von
Gebrauchsgegenständen, welche aus diesem Metall hergestellt werden.
Die Beleuchtung der EisenbahnzügeNach der Revue industrielle..
Vor ungefähr 2 Jahren ist bei der Dampfstrassenbahn-Gesellschaft in Saint Romain de
Colbose (Seine-Inférieure) durch den Ingenieur Eug.
Fajole ein Beleuchtungssystem eingeführt worden, welches sich vorzüglich
bewährt hat. Die Beleuchtung findet mittels Acetylen statt.
In dem Packwagen ist ein Gaserzeuger seiner Erfindung untergebracht, welcher durch
eine Leitung von 10 mm Durchmesser mit sämtlichen Wagen verbunden ist. In jedem
Wagen befindet sich ein Gasbehälter, welcher im stände ist, im Falle der
Unterbrechung der Verbindung mit dem Gaserzeuger die Beleuchtung während einer
halben Stunde zu unterhalten.
Die Bedienung, welche, da nur ein Gaserzeuger vorhanden ist, sehr einfach ist, wird
durch den Lokomotivheizer unterhalten, während die Lampen von den einzelnen
Wagenschaffnern beaufsichtigt werden. Lokomotive und Wagen werden mittels
Gasbrennern zu je 15 bis 20 l in der Stunde beleuchtet und betragen die Kosten pro
Stunde und Wagen 0,07 Frank, was gegenüber der früher gebräuchlichen
Petroleumbeleuchtung eine bedeutende Ersparnis ausmacht.
Der den Hauptbestandteil der Beleuchtungsanlage bildende Gaserzeuger besteht aus zwei
cylindrischen Karbidbehältern aa mit einem Inhalt von
zusammen 12 bis 13 kg, welche sich in einem doppelten übereinander angeordneten
Wasserbehälter bc befinden, neben welchen sich ein
Waschbehälter l und ein Reinigungsapparat m befindet. Die Behälter sowohl, wie sämtliche anderen
Teile des Apparates sind geschlossen und stehen mit der Aussenluft nur durch ein
Ablassrohr d in Verbindung, während die beiden
Wasserbehälter unter sich durch ein Doppelrohr qr in
steter Verbindung stehen, welche durch ein Schwimmerventil unterbrochen werden.
Ausgestattet ist der Gaserzeuger mit Luftablasshähnen, Entleerungshähnen, einem am
oberen Teil des Behälters c angebrachten Ueberlaufrohr
und den nötigen Kontrollvorrichtungen.
Das in Petroleum eingetauchte Karbid befindet sich in durchbrochenen blechernen
Körben d1, durch welche
ein mittleres Rohr hindurchgeht; in Abständen von ungefähr 0,05 m sind
dieselben durch Blechplatten e unterbrochen. Das
Wasser tritt durch Rohre h von unten an das Karbid
heran und das entwickelte Gas tritt durch ein Rohr in den Waschraum und entweicht
durch das Rohr n nach Durchgang durch den mit
Bimsstein; Kupferrose und Kohle gefüllten Reiniger m in
einen Regulator k, dessen oberer Teil einen mit dem
Wasserbehälter c in Verbindung stehenden Wasserbehälter
bildet. Nach gehöriger Abkühlung des Gases, obwohl die Wärmeentwickelung in dem
Apparat eine sehr geringe ist (bei scharfem Betrieb höchstens 2 bis 3° in mehreren
Stunden), ergibt dasselbe eine sehr weisse und kräftige Flamme.
Textabbildung Bd. 317, S. 66
Nachdem die Wasserbehälter bc durch den Fülltrichter x bis zum Ueberlaufrohr gefüllt, die Körbe mit Karbid
versehen und in den Cylindern aa untergebracht und der
Wäscher mit 5 l Wasser gefüllt sind, werden sämtliche Hähne ausser dem
Luftablasshahn geschlossen. Hierauf wird der Wasserhahn h langsam geöffnet, um eine leichte Einwirkung auf das Karbid einzuleiten.
Nach Verlauf einer halben Minute wird der Luftablasshahn geschlossen und der Gashahn
i nach und nach geöffnet, worauf nach etwa 1 Minute
der Wässerhahn h vollständig geöffnet wird. So lange
nun sich in den Cylindern Karbid befindet, bleibt der Apparat sich selbst
überlassen; nach Verbrauch des Karbids in dem einen Cylinder wird in derselben
angegebenen Weise mit dem anderen verfahren. Bei starkem Betrieb können beide
Cylinder gleichzeitig in Gebrauch genommen werden.
Bei Ueberproduktion von Gas drückt letzteres das Wasser in den Behältern bc zurück und sammelt sich in dem Behälter b an, von wo es nach Massgabe des Verbrauches entnommen
wird. Kommt das Wasser wieder mit dem Karbid in Berührung, so kann, wenn keine
Vorsichtsmassregeln getroffen sind, die in dem oberen Teil von b zurückgebliebene Gasmenge den Druck erhöhen und den
Zutritt von Flüssigkeit durch das Rohr h
beeinträchtigen. Diesem wird durch das bereits oben erwähnte Schwimmerventil
vorgebeugt. Das in das Rohr h zurücktretende Wasser
dringt gleichmässig in den Schwimmerbehälter, hebt letzteren mit dem Ventil, welches
eine genügende Menge von Gas entweichen lässt, um dem genannten Vorgang
vorzubeugen.
Ist dagegen das Wasser infolge der Ueberproduktion in die Behälter bc zurückgetreten, so sinkt der Schwimmer und lässt
wiederum eine kleine Menge Gas entweichen; die dadurch entstehende Depression erhöht
die Empfindlichkeit des Apparates und stellt den nötigen Druck wieder her. Dieses
Ventil, welches vor Verschmutzen vollkommen gesichert ist, gewährleistet daher einen
vollkommen regelmässigen' und sicheren Gang des Gaserzeugers.
So wie die Inbetriebsetzung des Apparates eine höchst einfache ist, so ist das
Ausserbetriebsetzen desselben noch einfacher; es genügt, den Ablasshahn für das Gas
und für das Wasser zu schliessen und den Luftablasshahn zu öffnen, welch letzterer
erst bei erneuter Inbetriebsetzung geschlossen wird.
Das Waschwasser muss alle 4 oder 5 Tage und die Reinigungsmaterialien alle 14 Tage
erneuert werden, während der Bimsstein mehrere Monate gebraucht werden kann. Da der
Apparat vollkommen geschlossen ist, sind irgendwelche Unfälle ausgeschlossen. Das
Abflussrohr ist von geringem Durchmesser und kann leicht in die freie Luft geführt
werden.
Der Gasdruck kann 0,55 m nicht übersteigen, da bei etwa eintretendem grösserem Druck
ein Sicherheitsrohr p unter Vermittelung des Behälters
b, der Rohre qr, des
Behälters c und des Ablassrohres d das Gas in die freie Luft abführt.
Die Hochöfen und Eisenwalzwerke Deutschlands.
Dieselben beschäftigten insgesamt
im
Jahre
1880
163899
Arbeiter,
„
„
1900
5336904
„
Bei diesem ungeheuren und verhältnismässig schnellen Anwachsen der Arbeitskräfte in
nur einem Industriezweig darf dann
auch naturgemäss ein Anwachsen der Auswanderung zu Zeiten des Darniederliegens
von Gewerbe und Handel nicht gross Wunder nehmen; so haben in den ersten 10 Monaten
dieses Jahres 20000 Deutsche über Hamburg und Bremen die Heimat verlassen and die
Gesamtauswanderung über Deutschland in demselben Zeitraume betrug 175000 Menschen
(Deutsche und Fremde).
E. A.
Schiffbau.
Die schwedische Regierung bestellte bei der Kockum-Maschinen-
und Schiffbaugesellschaft in Malmö ein neues Panzerschiff zum Preise von
2461000 M.
Zwei weitere Angebote hatten einen Preis von 2584100 bezw. 2637000 M. gefordert.
Die Flensburger Schiffbaugesellschaft (A.-G.) hat am 9. November 1901 die erste Hälfte eines
Schwimmdocks für H. C. Stülcken-Hamburg zu Wasser
gelassen und sofort auf dem leer gewordenen Helling mit dem Bau der zweiten Hälfte
begonnen.
Das fertige Dock wird im stände sein, Schiffe bis zu einer Tragfähigkeit von 3500 t
Ladung zu heben.
Jede Hälfte ist jedoch ein Dock für sich und genügt für Schiffe bis zu 1750 t
Tragfähigkeit. Die Abmessungen einer Hälfte sind 44,53 m Länge bei 24,55 m Breite;
die Tiefe der Senkkästen beträgt 2,9 m und die Höhe der Seitenkästen 10,0 m.
Der Senkkasten ist in neun wasserdichte Abteilungen geteilt, von denen zwei als
Luftkästen, die übrigen sieben für Wasserbelastung beim Versenken dienen und je nach
Bedarf voll gelassen oder leer gepumpt werden können. Für das Leerpumpen besitzt
jede Hälfte zwei Kreiselpumpen mit Dampfmaschinenantrieb nebst dazugehöriger
Kesselanlage, die in den Seitenkästen aufgestellt sind. Mechanisch betriebene
Abstützvorrichtungen für die Bilge und die Seiten der zu dockenden Schiffe
ermöglicht es, diese letzteren sofort genau auf Mitte der Kielklotzung zu
setzen.
Die Leistung der Pumpen ist derart bemessen, dass die ganze Arbeit des Dockens in
einer guten Stunde erledigt werden kann.
Die erste zu Wasser gelassene Hälfte geht sofort durch den Kaiser Wilhelm-Kanal und
wird von ihren Besitzern in Dienst genommen.
Den Entwurf für das Dock lieferten Clarke und
Standfield, Westminster, London, die auch den Bau durch einen Vertreter
überwachen liessen.
Die Entwickelung des amerikanischen Schiffbaus in den letzten 10 Jahren zeigt sich
sehr schlagend in folgenden von dem „United States Census
Bureau“ veröffentlichten vorläufigen Angaben.
1890 gab es 1006 Schiffswerfte, in denen 108951568 M. Kapital arbeitete, und welche
22143 Arbeiter beschäftigten.
1900 gab es 1083 Schiffswerfte mit 306798604 M. arbeitendem Kapital und die Zahl der
beschäftigten Arbeiter war auf 46121 gestiegen.
E. A.
Dampfzentralheizung mittels Kachelheizkörpern (System Caesar).
Dieses System beruht auf der Verwendung von Kachelheizkörpern an Stelle der
gusseisernen Radiatoren. Die schmiedeeisernen Dampfröhren sind vollständig mit
Kacheln umkleidet und die Zwischenräume zwischen den Röhren und den Kacheln mit
einer dünnen Schicht Sand ausgefüllt.
Es handelt sich also nicht etwa um eine blosse Verkleidung eines gusseisernen
Heizkörpers in gewohnter Weise, sondern um einen neuen Kachelheizkörper selbst.
Der Sand überträgt die von dem schmiedeeisernen Dampfröhrensystem abgegebene Wärme an
die Kacheln, wodurch eine vollständig gleichmässige Wärmeverteilung auf dem ganzen
Heizkörper stattfindet.
Nebenstehend ist ein Heizkörper in üblicher Ausführung dargestellt.
Bei dem Kachelsystem kommt eine der Dampftemperatur annähernd entsprechende
Temperatur des Heizkörpers nicht vor und sind dadurch die bekannten Uebelstände
dieser Ueberhitzung, als Verbrennen resp. Versehwellen des Staubes, unangenehmer
Geruch, Gefühl der Trockenheit etc. aufgehoben.
Es ist genügend bekannt, welche grossen Vorteile eine Niederdruckdampfheizung bietet,
sie ist am billigsten, vollständig betriebssicher, überaus einfach in der Bedienung
und verlangt die kleinste Heizfläche, schützt auch vor der Gefahr des Einfrierens
und allen bei der Wasserheizung daraus entstehenden Schäden und Uebelständen.
Ausgerüstet mit Kachelheizkörpern ermöglicht sie eine gleichmässige Verteilung der
Wärmeabgabe auf dem ganzen Heizkörper und erzeugt jenes angenehme, milde Gefühl, wie
man solches nur bei den ehemaligen Kachelöfen vergangener Tage empfand. Der
Heizkörper ist staubfrei und jede Ummantelung, die selbst bei noch so künstlerischer
oder dekorativ reicher Ausstattung hygienisch absolut verwerflich ist, fällt ganz
weg.
Die Heizkörper werden je nach Wunsch oder Geschmack des Bestellers oder der
Architektur des Raumes ausgeführt, vom einfachen bis zum reichsten Modell mit
Verzierung.
Die Preise stellen sich, sofern nichp besondere Ausführung verlangt wird, kaum
merklich höher als für die Warmwässerheizung.
Es bietet dieses System noch einen Hauptvorteil, dass die Heizkörper nach Absperrung
des Dampfes noch einige Zeit warm bleiben, wodurch sie für weniges Anheizen im
Frühling und Herbst besonders geeignet sind. Die Wärmeaufspeicherung wird jedoch
nicht lästig wie bei der Wasserheizung.
Im ferneren empfiehlt sich die Dampfheizung mittels Kachelheizkörper namentlich auch
dort, wo Dampf für andere Zwecke nötig ist, z.B. für Koch- und Wasch- oder
Kraftzwecke, in Krankenhäusern, Verwaltungsgebäuden, Hotels u.s.w. Eine Verbindung
mit der Dampfheizung ist bequem auszuführen und ein besonderer Kessel nicht nötig,
so dass die Dampfheizung wohl in den meisten von diesen Fällen der Wasserheizung
vorzuziehen ist.
Textabbildung Bd. 317, S. 67
Auch ist nicht zu übersehen, dass die Dampfzentralheizung gestattet, eine
Ventilationseinrichtung damit zu verbinden, wo vorgewärmte Luft in die Räume
eingeführt werden kann, welche Kombination bei Warmwasserheizung infolge der
Einfriergefahr ausgeschlossen erscheint.
Heizungen nach diesem System bauen: E. Pfyffer und Co.,
Zürich II.
Die Jubiläumsstiftung der deutschen Industrie.
Das Kuratorium der Jubiläumsstiftung der deutschen Industrie trat am 11. d. M. zur
ersten Sitzung zusammen.
Dem Berichte über die Thätigkeit des Arbeitsausschusses und deren Ergebnisse
entnehmen wir nachstehende Angaben:
Die mit dem 31. Dezember 1901 abschliessende Rechnungslegung ergibt einen Betrag von
1802000 M.
Hiervon ist im Oktober 1899 auf Verlangen einer Anzahl Berliner Firmen aus deren
Beiträgen eine Summe von 50000 M. abgezweigt worden, mit der Bestimmung, dass
hieraus bei der Technischen Hochschule in Charlottenburg zur Erinnerung an ihre
Jubelfeier ein Denkmal zu errichten sei.
Der gesamte Restbetrag steht für die Zwecke der Stiftung zur Verfügung.
Im Namen des Arbeitsausschusses wird in dem Berichte der Wunsch betont, dass die
Geldmittel der Stiftung niemals für kleine Zwecke oder gar Sonderbestrebungen
einzelner Gruppen zersplittert werden sollen, sondern in reich bemessenen Beträgen,
den wachsenden Anforderungen der Zeit Rechnung tragend, in freigebiger Weise
Verwendung finden mögen zur Förderung der technischen Wissenschaften.
Der § 1 der Satzungen gibt diese Ziele in allgemeinen Umrissen an:
„Es können Mittel gewährt werden zur Ausführung wichtiger technischer Forschungen
und Untersuchungen, zu Forschungs- und Studienreisen hervorragender Gelehrter
und Praktiker, zur Berichterstattung über solche Reisen, zur Herausgabe
technisch-wissenschaftlicher Arbeiten, zur Stellung von Preisaufgaben, zu
Lehrzwecken, zur Gründung und Förderung von technisch-wissenschaftlichen
Anstalten und zu sonstigen Zwecken, welche die Förderung der technischen
Wissenschaften im Auge haben.“
Die Glückwunschadresse, mit welcher die Stiftung seiner Zeit zu Ehren der Technischen
Hochschule Berlin verkündet wurde, fügt gleichsam als weitere Anleitung hinzu:
„Für solche Fälle, wo hervorragend wichtige Aufgaben oder Ziele von hoher
nationaler Bedeutung es zweckmässig erscheinen lassen, wird dem Kuratorium
anempfohlen, nicht nur die Zinsen, sondern auch das Stiftungskapital selbst ganz
oder teilweise zur Verwendung zu bringen.“
Der Bericht schloss mit dem Wunsche, dass es dem Kuratorium niemals an der
Gelegenheit fehlen möge, wirklich bedeutende und gemeinnützige Bestrebungen im
Geiste der technischen Wissenschaften erfolgreich zu fördern und dass zu jeder Zeit,
wenn hervorragend wichtige und insbesondere auch nationale Aufgaben seiner
Entscheidung unterbreitet werden, eine freigebige und hochherzige Hilfe in freudiger
Bereitwilligkeit dargeboten werde!
Das Vermögen und die Geschäftsführung wurde an den Vorsitzenden des Kuratoriums, Geh.
Regierungsrat Prof. Rietschel, übergeben.
Den Satzungen zufolge ist der jeweilige Vertreter der Technischen Hochschule zu
Berlin zugleich erster Vorsitzender des Kuratoriums. Zum stellvertretenden
Vorsitzenden wurde gewählt: Generaldirektors. Oechelhäuser-Dessau; zu Schriftführern: Baudirektor Prof. v. Bach-Stuttgart und Baurat Rieppel-Nürnberg; zum Schatzmeister: Kommerzienrat Paul Heckmann-Berlin, zu dessen Stellvertreter: Geheimer Bergrat Prof. Ledebur-Freiberg i. S.
Im übrigen weist die Mitgliederliste des Kuratoriums eine Reihe hervorragender Namen
der technischen Wissenschaft und Praxis auf.
Dieselbe lautet:
Vertreter der neun Technischen Hochschulen:
1. Berlin:
Geh. Regierungsrat Prof. Rietschel,
Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Witt.
2. Aachen:
Prof. Dr. Otto Grotrian,
Prof. Georg Frentzen.
3. Hannover:
Geh. Regierungsrat Prof. Fischer,
Geh. Regierungsrat Prof. Dolezalek.
4. München:
Prof. Dr. August Föppl,
Prof. Moritz Schröter.
5. Dresden:
Geh. Hofrat Prof. Mehrtens,
Geh. Hofrat Prof. Dr. Hempel.
6. Stuttgart:
Baudirektor Prof. v. Bach,
Oberbaurat Prof. Ernst.
7. Darmstadt:
Geh. Baurat Prof. Berndt,
Geh. Hofrat Prof. Dr. Städel.
8. Karlsruhe:
Oberbaurat Prof. Engesser,
Hofrat Prof. Brauer.
9. Braunschweig:
Prof. Dr. Bodländer,
Prof. Pfeifer.
Vertreter der drei Bergakademien:
10. Berlin:
Geh. Bergrat Schmeisser,
Geh. Bergrat Prof. Dr. Wedding.
11. Clausthal:
Geh. Bergrat Köhler,
Prof. Doeltz.
12. Freiberg:
Geh. Bergrat Prof. Ledebur,
Prof. Treptow.
(Die in vorstehendem Verzeichnis unter jeder Nummer an erster Stelle genannten Herren
sind als ordentliche, die an zweiter Stelle aufgeführten als stellvertretende
Mitglieder gewählt worden.)
Vertreter der Industrie:
Zu ordentlichen Mitgliedern sind gewählt:
1. Fabrikbesitzer Ernst
Borsig-Berlin.
2. Kommerzienrat Dr. Brunck-Ludwigshafen.
3. Geh. Kommerzienrat v.
Duttenhofer-Rottweil a. N.
4. Kommerzienrat Dyckerhoff-Amöneburg (Rhein).
5. Kommerzienrat Paul
Heckmann-Berlin.
6. Geh. Finanzrat Jencke-Essen.
7. Geh. Kommerzienrat Gerhard L.
Meyer-Hannover.
8. Generaldirektor Wilhelm v.
Oechelhäuser-Dessau.
9. Geh. Baurat Emil
Rathenau-Berlin.
10. Baurat A.
Rieppel-Nürnberg.
11. Dr. Wiegand, Generaldirektor des
Norddeutschen Lloyd, Bremen.
12. Geh. Kommerzienrat Karl H.
Ziese-Elbing.
Zu stellvertretenden Mitgliedern sind gewählt:
1. Geh. Kommerzienrat Edward
Arnhold-Berlin.
2. Werftbesitzer Hermann
Blohm-Hamburg.
3. Generaldirektor Dr. Henry T.
Böttinger-Elberfeld.
4. Baurat Philipp Holzmann-Frankfurt
a. M.
5.Max Krause, Direktor von A.
Borsig, Berg- und Hüttenverwaltung, Berlin.
6. Geh. Kommerzienrat Heinrich
Lanz-Mannheim.
7. Prof. Dr. Karl v. Linde.
8. Baurat Theodor Peters, Direktor
des Vereines deutscher Ingenieure.
9. Kommerzienrat Julius
Pintsch-Berlin.
10. Geh. Kommerzienrat Gustav
Selve-Altena (Westfalen).
11. Geh. Kommerzienrat Ernst
Schiess-Düsseldorf.
12. Oberbergrat Dr. Wachler-Berlin.
Bücherschau.
La Rivista technica. Organ des Industriemuseums und der Industrieschule der Regierung in Turin. Roux und Viarengo.
Das uns heute vorliegende Heft Nr. 3 und 4 enthält wieder eine Reihe
wissenschaftlicher Aufsätze, von denen wir „Ueber einige
Eigentümlichkeiten des Wechselstromes“ von Prof. Grassi, „Die wissenschaftlichen Grundsätze der
Elektrochemie“ von Prof. Stranero,
„Ablenkungen und Verschlingungen der magnetischen Strahlen zwischen zwei
elektrischen Stromkreisen“ von Dr. A. S.
Rossi besonders hervorheben. Drei treffliche Abhandlungen, nämlich „Die Zahnradeingriffe“ von Ingenieur Ferrero, „Die Anwendung der Gaskraftmaschinen in
Elektrizitätswerken“ von Ingenieur Verrotti und „Technische Hilfsmittel zur Abwehr
von Unfällen in industriellen Werkstätten“ von Ingenieur Magrini vertreten die technologisch-praktische
Richtung. Ausserdem füllen eine Reihe kürzerer polytechnischer Mitteilungen, dann
der Bericht über die Sitzungen der Gesellschaft des Industriemuseums sowie eine
bibliographische Uebersicht das im ganzen 126 Druckseiten, Grosslexikonformat,
umfassende Doppelheft aus. Die Hauptartikel sind reichlich mit in den Text
gedruckten Abbildungen ausgestattet, die auch recht deutlich und korrekt, aber nicht
so schön und rein ausgeführt sind, als man dies in deutschen Zeitschriften gleichen
Ranges zu finden gewohnt ist. Nach ihrer bisherigen vornehmen Haltung aber und auf
Grund des gediegenen Inhaltes der vier ersten Hefte der Rivista technica glauben wir übrigens derselben für ehestens eine
hervorragende, ja führende Stellung auf dem Gebiete der technischen
Zeitschriftenlitteratur Italiens prognostizieren zu dürfen.
Elektrotechnikers litterarisches Auskunftsbuch. Zusammengestellt von Fr. Schmidt-Hennigker. Leipzig 1900. Oskar Leiner.
In dieser sechsten ergänzten Auflage ist eine vollständige, nach bibliographischen
Regeln durchgeführte Zusammenstellung aller im Buchhandel erhältlichen,
selbständigen Bücher, Kalender und Zeitschriften, welche das Gebiet der
Elektrizitätslehre und angewandten Elektrotechnik inkl. der Karbid- und
Acetylenindustrie umfassen, gegeben. Durch die Uebersichtlichkeit der
Zusammenstellung wird es jedem ermöglicht, sich sofort über die auf einem bestimmten
Fachgebiet erschienenen Werke und erscheinenden Zeitschriften zu orientieren. In
vielen Fällen ist auch das Inhaltsverzeichnis des betreffenden Werkes beigedruckt.
Es ist sohin dieses Werk als ein wertvoller Orientierungsbehelf zu bezeichnen. Da
die ausländische Litteratur auf dem in Rede stehenden Gebiet gleichfalls eine sehr
reichhaltige ist und im sprachkundigen Deutschland solche Werke gern in der
Originalsprache gelesen werden, wäre es eine dankenswerte Ergänzung dieses
Auskunftsbuches, wenn in demselben zum mindesten die französische und englische
Fachliteratur Aufnahme finden würde, was vielleicht in einer der nächsten Auflagen
desselben durchzuführen möglich sein wird.
A. P.