Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 243 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Widerstandsmessungen an Scheinig-Hofmann'schen Schienenstossverbindungen.
Mit Beginn der günstigen Jahreszeit beabsichtigt die Tramway-
und Elektrizitäts-Gesellschaft in Linz-Urfahr
ihr Strassenbahnnetz um eine neue 6 km lange Linie zu vergrössern. Da es nun vorher
dringend wünschenswert erschien, dass die Schienenstossfrage möglichst klargestellt
sei, fand sich die genannte Gesellschaft, auf deren Strecken seit beiläufig einem
Jahre Scheinig-Hofmann'sche Schienenstossverbindungen
(vgl. D. p. J., 1901 316
464) versuchsweise angewendet sind, im Dezember verflossenen Jahres bestimmt, die
nach dieser Methode hergestellten Schienenstösse hinsichtlich ihres elektrischen
Verhaltens einer kommissionellen Ueberprüfung und Messung unterziehen zu
lassen. Um die hierbei gewonnenen überaus günstigen Ergebnisse von vornhinein klar
zu machen, muss vorausgeschickt werden, dass die genannte Schienenverbindung, der
man zur Zeit alle Vorteile des geschweissten und des ungeschweissten Stosses,
ausserdem aber auch besondere Billigkeit nachrühmt, seit wir darüber berichteten,
eine an sich geringfügige, für die Leitungsfähigkeit der Schienenverbindung jedoch
anscheinend sehr wertvolle Verbesserung erfahren hat. Letztere besteht darin, dass
an den Berührungsflächen zwischen Schienenfuss und Schienenschuh dünne weiche
Zinkblechstücke beigelegt werden, deren Aufgabe es ist, infolge der grossen
Pressung, welche beim Verkeilen des Schienenschlussbügels bewirkt wird, alle
Unebenheiten an den Berührungsflächen dicht auszufüllen und somit an dieser Stelle
eine Art metallische Lötung herzustellen. Beim
Einlegen des rotglühenden Schuhes kommt nämlich das Zinkblech auf der dem
letzteren zugekehrten Seite zum Schmelzen, die andere schmilzt allerdings nicht,
wird jedoch durch den Keildruck und namentlich durch die Zusammenziehung des
erkaltenden Schienenschuhs mit solcher Kraft an die Fläche des Schienenfusses
gepresst, dass das Zink in alle Unebenheiten eintritt und den denkbar innigsten
Kontakt herstellt.
Bei der obgedachten Widerstandsprüfung gelangten dreierlei Stossformen, wie sie in
dem Tramwaynetze der genannten Gesellschaft vorhanden und alle an der gleichen
Schienengattung (Profil Phönix 14/a) angebracht sind, zur Untersuchung, nämlich:
a) Schienenstossverbindungen mit Winkellaschen von 500 mm Länge, für die Stromleitung
unterstützt durch Kupferbügel (Union Bonds) von 1000 mm Länge und 110 mm2 Querschnitt.
b) Schienenstossverbindungen mit Scheinig-Hofmann'schen
16 cm langen Stossschuhen, für die Stromleitung unterstützt durch Kupferbügel, wie
bei a), und
c) Schienenstossverbindungen mit Scheinig-Hofmann'schen
16 cm langen Stossschuhen, für die Stromleitung unterstützt durch Einlagen von 0,2
bis 0,4 mm starkem Zinkblech, ohne Kupferbügel.
Von jeder dieser drei Stossformen wurden je fünf Schienenstösse je viermal gemessen,
im ganzen hat man also 60 Messungen vorgenommen, deren Ergebnis in dem nachstehenden
Ausweise ersichtlich gemacht ist.
Schienen-stoss-gattung
Gemessener Widerstand des Stosses in Ohm
Stoss-widerstandausgedrücktdurch denSchienenwider-stand in m
Grösster
Kleinster
Mittlerer
a)
0,0001576
0,0000616
0,0000930
2,72
b)
0,0000313
0,0000171
0,0000233
0,691
c)
0,0000118
0,0000066
0,0000085
0,231
Es ergibt sich aus dieser Tabelle, dass eine Schienenstossverbindung der Form a)
denselben Leitungswiderstend besitzt wie- ein 2,72 m langes Stück der Fahrschiene
Profil Phönix 14/a, dann, dass die Schienenstossverbindung b) jenen von 0,691 m und
die Form c) jenen von 0,231 m der laufenden Schiene im Widerstände gleichkommt. Bei
Annahme von 12 m langen Fahrschienen wird sonach der Schienenwiderstand durch die
Schienenstossverbindungen der Form a) um 22,5 %, durch Schienenstossverbindungen der
Form b) um 5,7 % und durch die Form c) um 1,94 % erhöht. Vermöge dieses
Endergebnisses erscheint sonach die durch die Messung zu entscheidende Frage, ob die
16 cm langen Scheinig-Hofmann'schen Schienenschuhe mit
Zinkblechbeilagen ohne Kupferbügel eine genügende Leitungsfähigkeit verbürgen, um
bei der neu zu erbauenden Linie Linz-Ebelsberg mit Vorteil verwendet werden zu
können, im bejahenden Sinne und zudem sehr günstig erledigt.
Die obgedachten Messungen des Schienen- bezw. Stosswiderstandes wurden von
Ingenieur Roth der Kabelfabrik-Aktiengesellschaft Wien unter Mitwirkung von Redl, Ingenieur des städtischen Bauamtes in Linz, Kretensky, Betriebsingenieur der
Strassenbahn-Gesellschaft und Ingenieur Scheinig
durchgeführt. Das Messen erfolgte nach der mittleren Methode, d.h. durch Bestimmung
des Spannungsverlustes eines durch das zu messende Schienenstück gesandten Stromes.
Als Messbehelf war ein Wagen benutzt, auf dem sich zwei parallel geschaltete
Sammlerbatterien von je sieben Zellen befanden, die einen Entladungsstrom von
beiläufig 50 Ampère lieferten. Der eine Pol dieser Batterie stand im Wege eines
Regulierwiderstandes im Anschluss an die Fahrschiene, der zweite Pol war mit einem
Ampèremeter der Firma Hartmann und Braun und dann über
einen Ausschalter mit der zweiten anstossenden Fahrschiene desselben
Schienenstranges verbunden. Zur Feststellung des Spannungsverlustes diente ein Wheston'sches Präzisionsmillivoltmeter, welches für
0,00019 Volt einen Grad Ausschlag ergab. Damit es möglich war, den reinen
Stosswiderstand aus den Messergebnissen, die sich doch immer nur auf eine Summe von
Schienenwiderstand mehr Stosswiderstand bezogen, ziffermässig festzustellen, wurden
an jeder Prüfungsstelle zwei Messungen vorgenommen, nämlich erstens hinsichtlich des
Spannungsabfalles bei einem Abstande von je ½ m rechts und links von der Stossfuge,
dann zweitens hinsichtlich eines solchen Abstandes von je 1 m. Auf diese Weise
erhielt man zwei Ausdrücke, nämlich einen für den Widerstand von „Im Schiene mehr
dem Stosse“ und den zweiten für den Widerstand von „2 m Schiene mehr dem
Stosse“, aus denen nun ohne weiteres der Stosswiderstand gerechnet werden
konnte.
L. K.
Motorboote.
Am 5. März nahmen Beamte des Auswärtigen Amtes in Hamburg nach tadellos verlaufener
Probefahrt die Dienstbarkasse „Libelle“ für das kaiserliche Gouvernement in
Kamerun ab, die mit dem Dampfer „Alexandra Woermann“ dorthin geht. Dieses,
von Karl Meissner gelieferte grosse Kajütboot aus
Eichen- und Teakholz, kupferbeplattet, wurde als hochseetüchtiges Motorboot in
Kutterform gebaut. Es ist 14 m lang, 3 m breit, die 3 m lange Kajüte ziemlich
mittschiffs, vorne Laderaum, darüber Promenadendeck, hinten offener Sitzraum und
Schleppvorrichtung. Die Maschinenanlage ist ein 14 PS Petroleummotor und eine
Dreiflügel-Umsteuerschraube. Die Fahrgeschwindigkeit in Dauerprobe war 17 km pro
Stunde. Der Petroleum verbrauch war 400 g pro Stunde und für die entwickelte
Pferdestärke bei forcierter Fahrt. Ferner kamen in letzter Woche von Karl Meissner zur Ablieferung eine offene
Inspektionsbarkasse an F. Schichau in Elbing und ein
Kajütboot für Sport für Odessa an Daniel Milberg in
Hamburg. Im Bau für die Kieler Woche und für die Wannsee-Ausstellung sind in Kiel
und Berlin verschiedene Fahrzeuge für die, teils komplette Maschinenanlagen, teils
Umsteuerschrauben von Karl Meissner vorgesehen.
Bücherschau.
Berechnung und Konstruktion von Gleichstrommaschinen. Eine praktische Anleitung zum Entwurf und zur Ausführung kleiner und mittelgrosser Maschinen. Von Ingenieur Karl Moritz. Leipzig. Hachmeister und Thal.
Dieses Buch ist für Praktiker bestimmt, welche kleine und mittelgrosse Maschinen bis
etwa 75 PS berechnen und selbst so rationell bauen wollen, wie es von brauchbaren
Maschinen verlangt wird. Es enthält alle Angaben, Berechnungen, Zeichnungen und
Tafeln für den unmittelbaren praktischen Gebrauch in der Werkstatt.
Zum Studium dieses Buches genügen die elementarsten Kenntnisse und Erfahrungen in der
Elektrotechnik und Mechanik. Um dem Anfänger die ersten Berechnungen so leicht als
möglich zu machen, wählte der Verfasser die einfachsten Typen der jetzt gebauten
Maschinen als Beispiele. Teil I und II enthalten auf 66 Seiten alle nötigen
Erklärungen und technischen Ausführungen. Teil III unter der Ueberschrift:
„Durchgeführte Berechnungen“ hat folgende Unterabteilungen: a) Allgemeine
Bemerkungen, b) Nebenschlussdynamo mit Spannungserhöhung 110 bis 150 Volt, 25
Ampère, c) Berechnung und Entwurf eines 4poligen Hauptstrommotors von 1/2 PS bei
1800 Umdrehungen für eine Spannung von 12 Volt, d) Umrechnung desselben für 110
Volt, e) 15 PS Nebenschlussmotor für 220 Volt und für konstante Umdrehungszahl, f)
Umrechnung desselben für 120 Volt bei 850 Touren, Stromleistung 120 Ampère, g)
Weitere Umrechnungen.
Der Kampf um die Cheopspyramide. Von Max Eyth. Eine Geschichte und Geschichten aus dem Leben eines Ingenieurs. Mit farbiger Deckenzeichnung. Heidelberg. Carl Winter.
Max Eyth, der bekannte Erfinder und verdienstvolle
Gründer der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, hat
aus dem reichen Schatz seiner Erlebnisse uns in diesem Roman ein Werk beschert,
welches zum eisernen Bestand der deutschen Litteratur gehören wird. Der Kampf um die
Cheopspyramide bedeutet den Kampf der auf die Vergangenheit mit der auf die Zukunft
gerichteten Geistesthätigkeit der Menschheit. Eine Fülle wissenschaftlicher
Belehrung ist in Form spannender Probleme eingeflochten und eine Erklärung der
Bedeutung der Pyramide gegeben, die, wenn nicht alle diesbezüglichen Mitteilungen
auf Wahrheit beruhten, wegen der überraschenden Ausblicke für ein Märchen aus
Tausend und eine Nacht gehalten werden müsste. Neben diesem Wahrheitsgehalt des
Werkes kommt der Veranlagung des Verfassers entsprechend die Dichtung nicht zu
kurz.