Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 274 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Strassenlokomotive mit Rädern ohne Naben und Speichen.
Sowohl The Engineer als Le Génie
civil nehmen Notiz von den überraschend günstigen Ergebnissen, welche
unlängst von Crowden in Hoostell gelegentlich der Prüfung einer ganz eigentümlichen, durch einen
Petroleummotor angetriebenen Strassenlokomotive erzielt worden sind. Das
Aussergewöhnliche dieses sonst ganz einfach angeordneten Fahrzeuges (Fig. 1 bis 3.) besteht
darin, dass seine vier Räder weder Nabe noch Speichen besitzen, sondern lediglich
Laufkränze, die durch Reibungsräder in Umlauf gesetzt werden. Auf den in federnden
Gehäusen lagernden Stahlachsen a1 und a2 sind die Scheibenräder r1, r1' bezw. r2, r2' festgekeilt, deren Rand das Innere eines
Laufkranzes k1, k1' bezw. k2, k2' berührt, wobei das
Gewicht des Fahrzeuges hinreicht, eine so grosse Reibung zwischen Scheibenrad und
Laufkranz hervorzurufen, dass der letztere, deren Lage durch zwei Leitrollen i1 und i2 (Fig. 1) noch im
besonderen gesichert ist, durch das erstere in Umdrehung versetzt wird und sich
gleichsam wie eine Eisenbahnschiene ohne Ende vor dem eigentlichen Rade abrollt. Die
wagerechten Träger, in denen die Leitrollen i1 und i2 lagern, stehen mit der Lagerschere der
betreffenden Reibungsscheibe in steifer Verbindung und die beiden Rollenträger eines
Räderpaares sind wieder untereinander mittels eines doppelten Querträgers zu einem
gemeinsamen Gestelle vereinigt, das bei der unterhalb des Motors liegenden Radachse
a1
a1 mit dem Rahmen des
Lokomotivuntergestelles fest verschraubt ist. Das Radgestelle der zweiten Achse a2
a2 steht hingegen nur
mit Hilfe eines in der Mitte desselben senkrecht aufragenden Drehzapfens mit dem
Untergestelle der Lokomotive im Zusammenhang, weil dasselbe als Lenkachse dient.
Dieses Radgestell kann zu dem Ende durch das vom Führerstand aus mittels einer
Schraubenspindel zu bewerkstelligende Anziehen oder Nachlassen der Lenkstangen s1 und s2 nach Bedarf gewendet
werden. Ein Umkehren der Lokomotive wird niemals notwendig, weil sie vorn wie
rückwärts mit einem vollständig eingerichteten Führerstand ausgerüstet ist.
Textabbildung Bd. 317, S. 274
Querschnitt der Reibungsscheibe und des Laufkranzes an der festen Radachse bezw. an der Lenkachse.
Die Gesamtlänge des 2,10 m breiten und 2,70 m hohen Fahrzeuges beträgt 7,60 m; der 20
PS leistende Petroleummotor „Kapitän“ überträgt die Kurbelbewegung
vermittelst Kegelrädern auf eine Kettenradwelle, welche sie mit Hilfe von Ketten
ohne Ende auf kleine Kettenräder fortpflanzt, die auf den Radachsen a1
a1 und a2
a2 festsitzen. Die
Reibungsscheiben r1,
r1
', r2 und r2' haben alle
denselben Durchmesser von 0,66 m, die Laufkränze k1, k1
', k2 und k2' einen solchen von
2,18 m und die acht Führungsrollen i einen Durchmesser
von 0,25 m. Wie sich aus den Fig. 4 und 5 ersehen
lässt, welche die Querschnitte der Reibungsscheiben und Laufkränze darstellen, sind
die letzteren für alle vier Fahrräder ganz gleich; sie haben eine Breite von
165 mm und bestehen aus dem inneren, aus gewalztem Stahl hergestellten Kranz k1 bezw. k2, über dem noch ein
Reifen (Bandage) w1
bezw. w2 aus weichem
Eisen aufgezogen und mit versenkten Nieten befestigt ist. Von den vier antreibenden
Reibungsscheiben, welche aus Gussstahl mit sechs radial verlaufenden Doppelrippen
ausgeführt sind, haben die an der festen Achse unterhalb des Motors befindlichen
eine grössere Breite als die Laufkränze, so dass sie, wie es Fig. 4 zeigt, nicht nur
den Innenwulst dieser Kränze, sondern auch deren beide Seitenkanten berühren.
Dementgegen sind die zwei Reibungsscheiben an der Lenkachse schmäler als die
Laufkränze und sie berühren dieselbe also auch nur an dem Innenwulst (vgl. Fig. 5),
allerdings auf einer um so grösseren Berührungsfläche. Es sind zweierlei
Fahrgeschwindigkeiten vorgesehen, nämlich eine geringere mit 3 km/Std. und eine
höhere mit 7,8 km/Std.. Die Aenderung der Geschwindigkeiten geschieht in gewöhnlicher Weise
durch Ein- und Ausschalten verschieden grosser Kegelräder im Vorgelege. Mit Hilfe
der Radiateurs ist es möglich, den Motor einen vollen Arbeitstag in Betrieb zu
halten, ohne eine Nachfüllung oder eine Erneuerung des Petroleumvorrates vornehmen
zu müssen. Bei voller Ausnutzung verbraucht der Motor stündlich 8 l Petroleum. Samt
und sonders wiegt die dienstbereite Strassenlokomotive annähernd 6 t.
Bei den eingangs erwähnten praktischen Versuchen hat man der geschilderten Lokomotive
zuvörderst 10 cm hohe kantige Holzschwellen in den Weg gelegt, über welche dieselbe
ohne Anstand hinwegfuhr. Beim zweiten Versuch wurde sie einem Zuge von 13 aneinander
gehängten Lastwagen vorgespannt. Jeder der letztgedachten, 6 m langen, 1,94 m
breiten und 1,40 m hohen Wagen hatte vorn wie rückwärts Räder von 1,95 m Durchmesser
und war mit 1000 gewöhnlichen Mauerziegeln beladen. Das Taragewicht eines Wagens
betrug 1 t und seine Belastung 3,3 t, so dass sich das Bruttogewicht des ganzen
Zuges auf 13 + 42,9 = 55,9 t belief. Diese Last wurde von der Petroleumlokomotive
auf der makadamisierten Versuchsstrasse mit der kleineren Geschwindigkeit von 3 km/Std. leicht und
anstandslos gezogen, wobei der Motor 6,3 PS indizierte. Auch diesem Zuge hatte man
Hölzer vor die Lokomotivräder sowohl als vor die Wagenräder geworfen und die
Fahrzeuge sind darüber weggefahren, ohne die stetige Fahrt des Zuges zu beirren oder
irgendwie zu beeinträchtigen. Daraufhin hat man die erhöhte Geschwindigkeit von 7,8
km/Std.
versucht, nachdem vorher an den beiden letzten Wagen des Zuges die Bremsen
festgezogen worden waren, so dass der Motor seine volle Kraft einsetzen musste. Auch
dabei ergab sich nicht der geringste Anstand, sondern die Fahrt vollzog sich
vielmehr durchaus regelrecht,
ohne dass irgend ein Schleifen der Reibungsscheiben auf den Radkränzen, noch
ein Schleifen der letzteren auf der schmutzigen Strasse beobachtet werden konnte.
Bei einem weiteren Versuch wurde die Strassenlokomotive allein über einen sandigen
Heidegrund geführt, wo die Laufkränze 22 cm tief einsanken, so dass die Treibketten
und die Kettenräder auf den Radachsen bereits den Boden des Geländes berührten.
Selbst unter diesen aussergewöhnlich ungünstigen Verhältnissen gelang es, die
Lokomotive ohne äussere Nachhilfe, mit Hebeln o. dgl., lediglich aus eigener Kraft,
wieder auf besseren Untergrund und auf die Strasse zu bringen. Schliesslich wurde
auch noch im empirischen Wege das Verhältnis festzustellen versucht, welches
obwaltet, wenn die Laufkränze weggenommen werden, und hat man zu dem Ende dieselben
Probefahrten, welche früher vorgenommen worden sind, nunmehr ohne Laufkränze wiederholt. Hierbei ergab sich ein Unterschied von etwa 60
% zu Gunsten der Laufkränze, allein dieses Ergebnis kann doch nur als ein
fragwürdiges gelten, weil ja die Radlaufflächen und Durchmesser ganz andere waren
als hei den Versuchen mit Laufkränzen. Immerhin hat die geschilderte
Strassenlokomotive bei den eben betrachteten Versuchen noch folgende Vorteile
aufgewiesen:
Alle vier Räder sind Triebräder, weshalb das gesamte Lokomotivgewicht der Adhäsion zu
gute kommt. Die freien Laufkränze überfahren Hindernisse viel leichter als
gewöhnliche Räder; die Federung der Leitrollen gewährleistet den Laufrollen einen
gewissen Grad von Elastizität, der sie gegen die Unebenheiten des Weges wesentlich
unempfindlicher und nachgiebiger macht, als es sonst bei Strassenlokomotivrädern der
Fall zu sein pflegt. Auch in den Krümmungen, wo sich die Anpassung der Räder
wahrscheinlich durch gleitende Verschiebungen der Reibungsscheiben auf den
Laufkränzen vollzieht, erfolgt die Fahrt leicht und sicher. Der Preis des Fahrzeuges
stellt sich endlich auch niedriger als bei einer gleich starken
Dampfstrassenlokomotive.
Zur Fertigstellung des ersten Kabels durch den Stillen Ozean.
Am 14. Februar 1902 ist auf der Neptunswerft von Wigham
Richardson and Comp. Limit., Newcastle on Tyne, das Schiff vom Stapel
gelaufen, welches dazu bestimmt ist, das erste Kabel durch den Pacific zu legen. Die
Herstellung des Kabels sowohl wie seine Legung ist der Telegraph Construction and Maintenance Company, London, übertragen worden,
welche auch das erste deutsche transatlantische Kabel baute und legte, das demnach
ebensowenig deutscher Herkunft ist, wie der erste deutsche Kabeldampfer, der 1300 t
grosse „von Podbielski“, welcher am 9. September 1899 bei David J. Dunlop, Port Glasgow, vom Stapel gelaufen ist.
Uebrigens ist das sogen. deutsche Kabel durchaus nicht unabhängig, denn es berührt
auf den Azoren portugiesisches Gebiet, und weder England noch Frankreich haben
gebotenenfalls die Neutralität Portugals respektiert. Admiral Boscaven zerstörte am 19. August 1759 vier französische
Linienschiffe des Kommodore de la Clue, die sich auf
den Strand des neutralen Portugal bei Kap St. Vincent geflüchtet hatten, und der
französische Kommodore Suffren griff ohne Zaudern am
11. April 1781 ein englisches Geschwader unter Kommodore Johnstone an, welches in Porto Praya, dem neutralen portugiesischen Hafen
der Kap Verdischen Inseln ankerte.
Das neue Kabelschiff, das den Namen „Colonia“ trägt, ist ein 500' langer, 56'
breiter, 39' tiefer Doppelschraubendampfer, der, vollständig ausgerüstet, 10000 t
Schwergut laden und in vier Tanks 3000 Meilen (à 1852 m) Kabel aufnehmen kann. Das
mit sehr vielen Hilfsmaschinen ausgerüstete Schiff, das für 11,5 Meilen stündliche
Reisegeschwindigkeit gebaut ist, geht nach Fertigstellung mit voller Kabelladung
sogleich nach Vancouver ab, um mit der Legung der ersten Strecke des neuen
Weltkabels, des einzigen erstklassigen Kabels im ausschliesslichen Regierungsbesitz,
zu beginnen. Diese erste Strecke Vancouver-Fanning Island ist 3567 Meilen (6606 km)
lang, so dass die „Colonia“ allein die gesamte Strecke nicht mitführen kann.
Falls die Legung im Jahre 1902 gelingt, ist der Pacific 36 Jahre nach dem Atlantic
von einem brauchbaren Kabel durchquert; am 27. Juli 1866 lief der „Great
Eastern“ in Hearls Content Bay, New Foundland.
Mit der Legung dieser Weltlinie hat England wieder einmal bewiesen, mit welcher
Energie es entschlossen ist, sich in seiner Weltstellung, die zu einem bedeutenden
Teil auf dem fast alleinigen Besitz der grossen Kabel beruht, zu behaupten. Durch
dieses Kabel fesselt es zugleich seine Kolonien enge an sich, denn die
Bewirtschaftung ist eine gemeinsame von Grossbritannien, Australien und Kanada. Wird
Kanada noch mit England durch ein Regierungskabel verbunden – die vorhandenen sind
Privatbesitz –, so ist die englische Regierung in ihrem Nachrichtenwesen nach
Ostasien und Australien völlig unabhängig, und der Bau einer neuen Linie durch den
Atlantic ist haute keine grosse Leistung mehr.
Viel mehr Aufhebens hat man seit einer Reihe von Jahren von dem zu bauenden
Pacific-Kabel der Vereinigten Staaten gemacht, dessen Legung noch in nicht
absehbarer Ferne liegt, und dessen Zurückstehen hinter dem der Ausführung nahen
englischen Projekt wieder einmal die Neigung der Deutschen zeigt, die Amerikaner in
ihren Leistungen zu hoch, die Engländer zu niedrig einzuschätzen. Bereits 1892 war
von zwei amerikanischen Projekten im Prometheus
eingehender die Rede, die natürlich über die damals noch nominell selbständigen
Sandwichs-Inseln gehen sollten. Eins war von Vancouver ausgehend projektiert und
wohl nicht ernst zu nehmen, das andere von San Francisco. Von den Sandwichs-Inseln
wollten die leider nicht genannten Ingenieure eine Linie nach Japan, 3900 Meilen,
die andere nach Brisbane, 4350 Meilen, gehen lassen.
In New York bildete sich eine Pacific Cable Company, und
der Senator Charter brachte 1895 Anträge über Zuschüsse
und Beförderung von Staatsdepeschen ein (Berl. Neueste
Nachrichten, 16. Dezember 1895). Heute, 7 Jahre später, legt England sein Kabel und es will scheinen, als ob die
amerikanischen Projekte gänzlich ins Stocken geraten werden, jedenfalls kann man
jetzt, nach Veröffentlichung des britisch-japanischen Vertrages, mit noch mehr
Berechtigung wie vordem den Amerikanern den Ausspruch der Pythia von Delphi an den
Pharao Necho ins Gedächtnis rufen. „Du baust für Fremde!“ liess sich der
Orakelgott der Griechen vor zweieinhalb Jahrtausenden vernehmen, als Necho ihn über
die Zukunft des Durchstiches der Landenge von Suez befragte. Und er hatte recht!
Aegypten empfindet es bis heute, dass der mit seinem Schweiss und französischem Geld
erbaute Suezkanal für – England hergestellt ist, das dreiviertel des
Durchgangsverkehrs stellt, die Hälfte der Kanalaktien an sich gebracht hat und dazu
– Aegypten selbst.
Der Kabeldampfer „Colonia“ ist der beste aller Kabelschiffe, deren es
gegenwärtig 45 gibt, von denen nur neun sich in Händen der Regierungen befinden,
während die anderen Privatbesitz sind. Vier hat England und seine Kolonien, je einen
besitzen China und Japan, und drei hat Frankreich, von denen der 1879 abgelaufene,
5938 t deplacierende Transportdampfer „Mytho“ noch für seine Bestimmung
umgebaut wird. Die Eastern Telegraph Comp., die grösste
Kabelgesellschaft, besitzt fünf Kabeldampfer. Von anderen Flaggen, ausser der
Englands, die auf 33 dieser Fahrzeuge weht, und Frankreichs, ist der Danebrog auf
zwei Schiffen der Grossen Nordischen Kabelgesellschaft,
die italienische Flagge auf einem der Firma Pirelli zu
Spezzia und die deutsche auf dem bereits erwähnten „von Podbielski“ der Norddeutschen Seekabelwerke vertreten. „Von
Podbielski“ kann rund 600 Meilen Kabel aufnehmen, also den fünften Teil wie
„Colonia“. Zwar meldete die Deutsche
Marine-Zeitung vom 26. November 1899, die neue deutsche Gesellschaft liesse
einen Kabeldampfer von 6000 bis 8000 t bauen, doch ist von diesem noch nichts weiter
zu hören gewesen, ausserdem – welchem Zwecke sollte derselbe dienen, da die Legung
von Weltkabeln seitens Deutschland, soweit bekannt, in nächster Zeit nicht zu
erwarten steht? So angenehm es wäre, nach Samoa Kabelverbindung zu haben, wird sich
schwerlich eine deutsche Firma auf das Risiko einlassen, eins zu bauen.
Neue Flottenbaupläne von Griechenland, Spanien und der Türkei.
Die Flotte Griechenlands beherrschte zweifellos während des ganzen Verlaufs des
letzten Krieges gegen die Türkei die See, soweit sie in die Interessensphäre
Griechenlands fiel. Die Türkei verzichtete darauf, Seestreitkräfte aus den
Dardanellen auslaufen zu lassen, einerseits weil sich die Ueberlegenheit zu Lande
sehr bald als derartig erwies, dass jede Massnahme auf dem Wasser überflüssig
erschien, dann aber auch war die türkische Flotte so sehr vernachlässigt, dass man
nicht wagen konnte, sie auf die freie See zu führen und der Gefahr auszusetzen,
wirklich energisch angegriffen zu werden. Aber obwohl die Griechen Herr des Wassers
waren, entwickelte ihre Flotte, von deren Operationen viel die Rede war, keineswegs
eine Thätigkeit, die sie hätte entfalten können; sie schoss ziemlich viel und ohne
Erfolg. Prevesa konnte sie nicht einmal nach vieltägiger Beschiessung überwältigen;
eine negative Leistung, welche allerdings ein Gegenstück im grossen in der
Beschiessung San Jago de Cubas durch die Amerikaner gefunden hat, deren mächtiger
Flotte es auch nicht gelang, die miserabel armierten, ganz veralteten Werke zum
Schweigen zu bringen oder ernstlich zu beschädigen. Griechenland will seine Flotte,
welche drei ganz brauchbare Panzerschiffe mittlerer Grösse zählt, um drei
Panzerkreuzer, sechs Torpedoboote vermehren. Ueber die Abmessungen ist Näheres noch
nicht bekannt, jedoch sollen sich die vier Werftetablissements Italiens: Ansaldo, Sestriponente, Orlando, Livorno, Odero, Genua, und Pattison, Neapel, geeinigt haben die Bauten gemeinsam
zu übernehmen, da keine der Firmen das Risiko allein zu tragen sich kräftig genug
fühlteSchiffbau, 8. 11. 1901. Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens, 2. 1902..
Die Zahlungen
sollen gesichert sein und die Fertigstellung hat in 18 Monaten, also höchstens
Mitte 1903 zu erfolgen, woran zu zweifeln ist.
Spanien tritt mit einem umfangreichen Flottenbauprogramm auf.
Acht Panzerschiffe von je 12000 t Deplacement und vier Panzerkreuzer von 8000 t sind
von der Kammer bewilligt – d.h. „im Projekt“. Ferner wurde im Ministerrat zur
Vergrösserung der Kriegsflotte eine Erhöhung von zwölf Millionen Pesetas
vorgeschlagen. Dieses Bauprogramm erinnert an eins, das nunmehr über ein Jahrzehnt
zurückdatiert, und das in seinem Entwurf und seiner angestrebten Ausführung den
Verhältnissen angepasst war. Wäre die thatsächliche Durchführung nach dem Plane
erfolgt, so hätten die Amerikaner nicht so leichtes Spiel gehabt. Drei
Linienschiffe, sechs 7000 t grosse Panzerkreuzer sollten als Kern der neuen Flotte
gebaut werden, und Ende 1890 wurde die Flotte folgendermassen in Bezug auf
Linienschiffe und Panzerkreuzer eingeteilt. I. Division Cadiz: Linienschiff
„Carlos V.“, Panzerkreuzer „Princesa de Asturias“, „Infanta
Maria Teresa“. II. Division Ferrol: Ein Linienschiff von 9000 t im Bau,
Panzerkreuzer „Kardinal Cisneros“, „Amirante Oquendo“. III. Division
Cartagena: Linienschiff „Pelayo“, Panzerkreuzer „Cataluna“ und
„Viscaya“. Das war 1890. Als 8 Jahre später der Krieg ausbrach, waren
fertig „Carlos V.“, „Pelayo“ in La Sayne
bei Toulon gebaut und gerade im Umbau, „Infanta Maria Teresa“, „Amirante
Oquendo“ und „Viscaya“. „Kardinal Cisneros“ lief zu Ferrol am
19. März 1897 vom Stapel und befand sich noch in der Ausrüstung, ebenso „Princesa
de Asturias“, abgelaufen am 17. Oktober 1896, und „Cataluna“ kam zu
Cartagena erst am 29. April 1900 zu Wasser. Mit dem Bau des 9000 t grossen
Linienschiffes der Division Ferrol ist bis heute noch nicht begonnen. Zur Eröffnung
des Kaiser Wilhelm-Kanals 1895 hatte Spanien unter Konteradmiral Martinez de Espinosa ein stattliches Geschwader nach
Kiel gesandt, das aus „Pelayo“, „Infanta Maria Teresa“ und dem Kreuzer
„Marques de Ensenada“ bestand. Admiral Cervera hat sich 1898 bitter beklagt, dass ihm befohlen wurde von den
Azoren nach Cuba zu gehen, da der Zustand der Schiffe miserabel gewesen sei. – Mit
der Ausführung des neuen Programms wird es wohl gute Weile haben. Spanien, dessen
wertvolle Kolonien verloren sind, bedarf keiner grossen Flotte, und seine Finanzen
erlauben ihm auch kaum, eine solche zu beschaffen.
Der dritte Staat, der sich mit Flottenbauplänen beschäftigt, ist die Türkei. Eine
türkische Flottenliste weist eine sehr stattliche Zahl von Schiffen und Fahrzeugen
aller Art, vom Linienschiff bis zum Unterseeboot auf, in Wirklichkeit aber ist die
Flotte, einige kleine Fahrzeuge ausgenommen, unbeweglich, bis auf ein einziges
Schiff, den Panzer „Messudieh“. Dieser ist nach mancherlei Schwierigkeiten
zur Zeit bei Ansaldo, Sestriponente bei Genua, im Umbau
vollendet, hat zwei Maschinen, zwei Schrauben erhalten und wurde neu bestückt.
Abgenommen ist das Schiff noch nicht. Man beabsichtigt nun die Panzer
„Orkanieh“, „Mamudieh“, „Osmanieh“,
„Mukademme-i-Haϊr“, „Feth-i-Bulend“, „Awn-Illah“ und
„Muin-i-Zaffer“ ebenfalls umbauen zu lassen. Wie weit aber Wollen und
Können auseinander liegen, zeigt der ebenfalls beabsichtigte Umbau des Panzers
„Assar-i-Tefik“. Das jetzt 32 Jahre alte Schiff wurde Anfang 1899 der
Firma Ansaldo, Sestriponente, zum Umbau überwiesen. Da
kein Geld eintraf, nahm die Firma keine Arbeiten vor, und 1900 wurde der Panzer in
Begleitung des Raddampfers „Ismir“, auf dem sich der türkische Vizeadmiral
Kalau vom Hofe Pascha, früherer deutscher
Korvettenkapitän, befand, nach Kiel übergeführt, wo die Germania-Werft ihn umbauen sollte. Da kein Geld eintraf, hat sie bis heute
die Arbeit nicht begonnen. „Ismir“ ist, als sich auch bei ihm Geldmangel
einstellte, nach Konstantinopel gegangen, und „Assar-i-Tefik“ führt im Kieler
Hafen ein beschauliches Dasein. Wem die Türkei die oben genannten Schiffe zum Umbau
und Modernisieren anzuvertrauen gedenkt, steht noch nicht fest, es dürften sich aber
schwer Etablissements finden, welche ohne feste Garantien prompter Zahlung die
Bauten übernehmen. Die Schiffe stammen von England und aus der Zeit des Sultan Abdul Aziz, welcher mit allen erreichbaren Mitteln die
Flotte mit modernen Panzerschiffen vergrösserte und es auch erreichte, dass im
Schwarzen Meer die Türkei Herr des Wassers war, was sich während des Krieges 1877
bis 1878 für Russland unbequem bemerkbar machte. Abdul
Aziz Nachfolger thaten nichts für die Flotte, hatten auch wohl die Mittel
nicht dazu, und so liegen die teueren Schiffe bewegungslos und unbemannt im Goldenen
Hörn vor Anker. Mit vieler Mühe konnte zur Feier in Kiel 1895 der kleine alte
Raddampfer „Fuad“ entsandt werden, der aber dafür den „Geschwaderchef“
Vizeadmiral Arif Pascha an Bord hatte.
Nach Schiffbau vom 8. Februar 1902 soll der Umbau der
alten Schiffe aufgegeben sein, dagegen beabsichtigt die Türkei, neue zu kaufen oder
zu bestellen, und es verlautet, dass in Russland zwei Schlachtschiffe in Auftrag
gegeben sind (?). England soll sich um Aufträge bemühen und Cramp and Sons in Philadelphia einen zweiten geschützten Kreuzer in Bau
nehmen, einen, der 10764000 M. kosten wird, hat das Etablissement nach erfolgter
Anzahlung bereits begonnen.
Parsons' DampfturbineS. a. * S. 237. * 251 d. Bd..
Wie vorauszusehen, hat sich die englische Admiralität den Vorteilen, welche durch die
Verwendung der Dampfturbine als Bewegungserreger geschaffen werden, nicht
verschliessen können.
In dem Flottenausbau für dieses Jahr sind daher:
1. ein Kreuzer Klasse III. von 109,8 m Länge zwischen Loten, 12,2 m Breite und einer
Verdrängung von 3048 t bei 4,42 m Tiefgang,
2. ein Torpedojäger der „Viper“-Klasse, jedoch stärker gebaut, aufgenommen,
welche Turbinenmaschinen erhalten.
Der Kreuzer wird bei W. G. Armstrong, Whitworth und Co.
in Elswick gebaut, während ein Schwesterschiff mit Kolbenmaschinen bei Laird Bros, in Birkenhead in Auftrag gegeben ist.
Die Geschwindigkeit dieser Schiffe soll 21,75 Knoten = 40,32 km betragen und muss die
Kolbenmaschine auf 1016 kg Maschinen- und Kesselgewicht 18 PSi leisten, es kommen also auf 1 PSi 56,44 kg.
Die neu zu bauenden zehn Stück Torpedojäger, die in der englischen Marine bisher alle
reichlich schwach gebaut waren und zu vielen Unfällen Veranlassung gaben, sind bei
der Abnahme mit einer grösseren Belastung – 125 t engl. Bunkerkohlen und Deckslast –
einer vierstündigen Probefahrt zu unterziehen, auch ist man in der verlangten
Geschwindigkeit auf 25,5 Knoten = 47,25 km zurückgegangen, trotzdem wird aber wohl
kaum eine geringere Geschwindigkeit wie 30 Knoten oder 55,6 km erwartet werden.
Der mit Turbinenmaschinen auszurüstende Torpedojäger wird bei Hawthorn, Leslie und Co. in Newcastle-on-Tyne gebaut.
E. A.
Bücherschau.
Die Beleuchtung von Eisenbahnpersonenwagen mit besonderer Berücksichtigung der Elektrizität. Von Dr. Max Büttner, Mit 60 in den Text gedruckten Figuren. Berlin 1901, Julius Springer, und München, R. Oldenbourg.
In diesem ein spezielles Gebiet der Eisenbahnbeleuchtung behandelnden Werke sind die
verschiedenen dermalen noch im Gebrauche befindlichen Beleuchtungssysteme und deren
Einrichtungen für die Eisenbahn-Personen- und -Postwagen auf Grund sorgfältig
gesammelter und gesichteter Daten eingehend beschrieben, die Vorzüge und Nachteile
der verschiedenen Beleuchtungsarten im gegenseitigen Verhältnisse genau abgewogen
und die Anlage und Betriebskosten auf Grund vorliegender Betriebsdaten eingehend
berücksichtigt.
Dass hierbei die elektrische Beleuchtungsart mit besonderer Vorliebe behandelt wird,
liegt wohl in der Natur der Sache begründet, da die oft traurigen Konsequenzen
mehrerer Eisenbahnunfälle vielfach auf das explosible Oelgas, welchem in neuerer
Zeit, um eine grössere Leuchtkraft zu erzielen, bei einigen Bahnen das noch
viel gefährlichere Acetylengas beigemengt wird, zurückgeführt werden, wohingegen die
Ungefährlichkeit der elektrischen Beleuchtung nachgewiesen erscheint.
Nichtsdestoweniger hat sich Verfasser bestrebt, die vollste Objektivität zu wahren
und das vergleichende Urteil nur auf Grund sorgfältig erhobener Daten zu
fällen.,
Es ist dieses Werk, welches einen bestimmten Gegenstand abgeschlossen behandelt,
jedem, der sich für das in Rede stehende Thema interessiert, insbesondere aber dem
Eisenbahntechniker um so mehr zu empfehlen, als die durchaus glatte und elegante,
dabei aber auch deutliche Behandlungsweise das Interesse gefangen hält und sich die
Ausstattung würdig dem gediegenen Inhalte anschliesst.
A. P.