Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 340 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Elektrische Beleuchtung einiger D-Züge bei den Preussischen Staatsbahnen.
Für die elektrische Beleuchtung der Fahrzeuge eines Personenzuges bieten sich, soweit
die Erzeugung der elektrischen Energie in Frage kommt, zwei Möglichkeiten: entweder
wird die Energie in jedem Fahrzeuge erzeugt bezw. in ihm aufgespeichert oder es wird
für den ganzen Zug die elektrische Energie nur an einer einzigen Stelle erzeugt und
durch Kabel den einzelnen Fahrzeugen zugeführt. Man kann diese beiden Arten kurz als
Einzelwagenbeleuchtung und als Gesamtzugbeleuchtung bezeichnen.
Vom Standpunkte des Betriebstechnikers aus ist nach den Ausführungen von Geh.
Oberbaurat Wichert-Berlin im Verein deutscher Maschineningenieure, die Einzelwagenbeleuchtung das
Ideal, denn bei ihr ist jeder Wagen ohne Vorbereitung zu jeder Zeit und auf
beliebige Dauer für die Beleuchtung bereit. Die Einrichtungen zur Beleuchtung
bestehen hier aus einer von einer Wagenachse angetriebenen Dynamomaschine, einer
kleinen Hilfsbatterie und aus einem Regulierungsapparat, durch den die
Unregelmässigkeiten der Stromerzeugung, hervorgerufen durch den Wechsel der
Geschwindigkeit und Richtung des Zuges, ausgeglichen werden sollen.
Eine andere Art der Einzelwagenbeleuchtung ist die mittels grosser Batterien, die von
Zeit zu Zeit aufgeladen werden, sei es, dass dabei die Batterien im Zuge belassen
oder herausgenommen werden. In beiden Fällen wird die erforderliche elektrische
Energie in besonderen Kraftwerken erzeugt. Diese Einrichtung entspricht ihrem Wesen
nach unserer Gasbeleuchtung, bei der ebenfalls der Gasvorrat von Zeit zu Zeit
ergänzt wird; sie arbeitet durchaus zufriedenstellend und hat den Vorzug, dass die
Zugkraft der Lokomotive nicht beansprucht wird. Als Nachteile sind anzuführen, dass
die Grösse der Batterien mit der erstrebten grösseren Lichtfülle und längeren
Brenndauer sehr bedeutend wird, dass die Kosten damit stark wachsen und dass die
Ladung der Batterien mit sehr erheblichen betriebstechnischen Schwierigkeiten
verbunden ist.
Bei der Gesamtzugbeleuchtung ist nur eine einzige Dynamomaschine notwendig; auch
könnte man mit einer einzigen Batterie auskommen, wenn der Zug stets geschlossen
bleibt. Andernfalls wird man in jedem Wagen eine kleine Batterie unterbringen, da
hierdurch der Wagen für eine bestimmte Dauer einen von der Dynamo unabhängigen
Beleuchtungsvorrat erhält.
Auf Grund der Erwägungen, die im Schosse der Preussischen Staatsbahnverwaltung
gepflogen wurden, entschloss man sich zur Ausführung einer Gesamtzugbeleuchtung
unter Verwendung einer Dampfdynamo auf der Lokomotive und von Batterien in jedem
Wagen, in der Hoffnung, dass es bei einer solchen Anordnung am leichtesten gelingen
werde, die Kosten für Beschaffung, Unterhaltung und Bedienung thunlichst
herabzudrücken, vor allem aber den Anforderungen des Betriebsdienstes in Bezug auf
Einfachheit und Zuverlässigkeit am besten zu entsprechen.
Für die ersten Versuche sind die auf der Strecke Berlin-Stralsund-Sassnitz
verkehrenden sogen. Schwedenzüge, die D-Züge Nr. 17 und Nr. 18, ausgerüstet worden
und befinden sich seit einigen Wochen im Betriebe. Weitere Ausrüstungen von Zügen
mit elektrischem Licht befinden sich in Arbeit. Für die Allgemeinbeleuchtung
empfiehlt sich die Anbringung von Deckenlampen, wodurch eine sehr gleichmässige
Beleuchtung erzielt wird. Ausserdem sind in den Coupes I. und II. Klasse noch vier
Leselampen, je zwei auf jeder Seite angeordnet, die von den Reisenden nach eigenem
Belieben ein- und ausgeschaltet werden können.
An der Herstellung der bis ins Kleinste tadellos durchgeführten Konstruktion sind
beteiligt: Regierungs- und Baurat Wittfeld vom
Ministerium der öffentlichen Arbeiten, die Hagener
Akkumulatorenwerke, die Allgemeine
Elektrizitätsgesellschaft und die Maschinenbauanstalt Humboldt in Kalk bei Köln.
Deutsche Automobilausstellung Berlin 1902.
Das Ausstellungscomité hatte sich u.a. auch die Aufgabe gestellt, eine die Deutsche
Automobilvereine betreffende Statistik herbeizuführen.
Danach hat sich das erfreuliche und manchen wohl überraschende Resultat
herausgestellt, dass zur Zeit nicht weniger als 26 wohlorganisierte Vereinigungen
dieser Art in Deutschland bestehen mit einer nach Tausenden zählenden
Mitgliederzahl. Ein Beweis für die rasche Entwickelung des Automobilwesens, der um
so überzeugender wirkt, wenn man bedenkt, dass vor 3 Jahren nur ein einziger Verein
mit etwa 200 Mitgliedern die Pflege des Automobilismus in Deutschland zu seiner
Aufgabe machen konnte.
Eingesandt.
Verwendung von Gusseisen zu Dampfüberhitzern.
Von der Geschäftsstelle des Vereins deutscher Ingenieure
werden wir um Veröffentlichung der nachfolgenden Notiz gebeten.
Nachdem der Minister für Handel und Gewerbe in Preussen mittels Erlasses vom 30. März
1901 an den Verein deutscher Ingenieure die
Aufforderung gerichtet hatte, sich über die Verwendung von Gusseisen zu
Dampfüberhitzern zu äussern, ist zunächst eine grosse Zahl von Zivilingenieuren,
Maschinenfabriken, Lehrern technischer Hochschulen und Erbauern von Dampfüberhitzern
seitens des Vereins deutscher Ingenieure ersucht
worden, sich zu dieser Frage zu äussern. Die – in dankenswerter Weise bereitwilligst
gewährten – Aeusserungen sind zusammengestellt und bei einer Beratung verwertet
worden, an der ausser Vertretern des Vereins deutscher
Ingenieure und des Zentralverbandes der
preussischen Dampfkessel-Ueberwachungsvereine auch Geh. Regierungsrat Jäger vom königl. preussischen Ministerium für Handel
und Gewerbe teilnahm. Das Ergebnis dieser Beratung war, dass die gegenwärtig zur
Verfügung stehenden Erfahrungen keine Veranlassung geben, die Verwendung des
Gusseisens zu Dampfüberhitzern einzuschränken oder gar zu verbieten. Jedoch ist
dabei vorausgesetzt worden, dass das Gusseisen von geeigneter Beschaffenheit, vor
allem, dass es ausreichend zäh und feuerbeständig sei.
In seinem Bericht an den Minister teilte der Vorstand des Vereins deutscher Ingenieure mit, dass die Beratungen fortgesetzt werden
sollten, insbesondere auch in der Richtung, dass durch Versuche die Eigenschaften
nach Möglichkeit ermittelt würden, welche die für Ueberhitzer anzuwendenden
Materialien besitzen müssten, um ausreichende Sicherheit zu gewähren.
Für die Bereitwilligkeit, die Materialfrage durch Versuche und Meinungsaustausch
unter Fachgenossen weiterer Klärung zuzuführen, hat der Minister dem Verein deutscher Ingenieure seinen Dank
ausgesprochen.
Zur Fortführung der Studien erscheint es geboten, von demjenigen Material auszugehen,
welches jetzt mit Erfolg für Ueberhitzer verwendet wird, um festzustellen, welche
Eigenschaften es besitzt, und ferner zu ermitteln, mangels welcher Eigenschaften
andere Baustoffe und Bauarten sich nicht bewährt haben. Diese Studien sollten sich
ebensowohl auf Gusseisen wie auf Schmiedeeisen erstrecken; auch sollten sie nicht
nur die Materialbeschaffenheit ins Auge fassen, sondern auch die örtlichen,
überhaupt besonderen Verhältnisse der Anlage und ihrer Einzelheiten, die
Konstruktion, die Beanspruchung der einzelnen Teile, die Art der Benutzung und des
Betriebes u.s.w. Diese Angaben sind namentlich dann möglichst erschöpfend zu machen,
wenn Unfälle eingetreten sind.
Um Material für solche Studien zu erhalten, richtet der Verein an die Erbauer und
Benutzer von Dampfüberhitzern das Ersuchen, ihm die gesammelten Erfahrungen
mitzuteilen, sowie Zeichnungen und Beschreibungen der Ueberhitzer, zugleich aber
auch Probestücke der in Betracht kommenden Konstruktionsteile zur Verfügung zu
stellen.