Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 595 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Düsseldorfer Ausstellung 1902.
Für die Bedeutung des Ausstellungsgebiets innerhalb des Königreichs Preussen sprechen
am besten folgende Zahlen:
Ausstellungs-gebiet
v. H.
UebrigesKönigreich
v. H.
Bodenfläche in ha
5282000
15
29579000
85
Bevölkerung 1900
9955414
29
24517025
71
Vermögen in Millionen M.
23430,6
34
46476,3
66
Einkommen in „ „
3042,7
36
5333,3
64
Sparkasseneinlagen
1890733786
34
3686286365
66
Invaliden-Versicher.Kranken-Versicher.
BeiträgeVermög.BeiträgeVermög.
in M.im J.1899
22439347Regierungsbezirk Kassel ist dem Ausstellungsgebiet
hinzugerechnet.1421910573109033235461320
32353739
471030902672361285372837855952036
68656361
Baumwollspindeln
2072949Einerseits Rheinland-Westfalen – andererseits übriges
Norddeutschland.
83
436503
17
GüterverkehrSteinkohlenförder.EisenerzförderungRoheisenerzeugungFlusseisenerzeug.
in t zuje1000 kgim J.1900
97445735Direktionsbezirk Münster ist dem übrigen Königreich
hinzugerechnet.72187839Regierungsbezirk Osnabrück ist dem Ausstellungsgebiet
hinzugerechnet.2967743Regierungsbezirk Osnabrück ist dem Ausstellungsgebiet
hinzugerechnet.47063003647803
4571708186
1171592962977931913003261075592584236
5529301914
Der Vergleich des Hafenverkehrs im Jahre 1899 in Tonnen à 1000 kg von:
in v. H.des Gesamt-verkehrs
1.
Ruhrort-Duisburg-Hochfeld
11546993
40,4
2.
Bremen-Bremerhaven-Vegesack
3703457
13,0
3.
Hamburg-Cuxhaven
13332865
46,6
–––––––––
Gesamtverkehr
28583315
zeigt am besten die hohe Bedeutung des sich am Rhein
entwickelnden Wasserverkehrs – ausser Kohlen und Erz kommen namentlich Holz
(Bretter) und Korn für die Verfrachtung in Betracht.
Dabei ist der nicht in Betracht gezogene Wasserverkehr im Hafen von Düsseldorf in
stetem Wachsen. Dieser Hafen ist mit einem Aufwand grosser Kosten neuerdings erbaut,
wird jedenfalls entlang des heutigen Ausstellungsgebietes – der Golzheimer Insel –
erweitert werden und in absehbarer Zeit grosse Bedeutung gewinnen.
In Ruhrort ist von städtischer Seite die Anlage eines noch grösseren und besseren
Hafens, wie der zuletzt gebaute Kaiserhafen geplant, für dessen Herstellung 20000000
M. in Aussicht genommen sind, während in Duisburg von Seiten der preussischen
Regierung der Ausbau der Hafen anlagen mit einem Geldbetrag von 11000000 M. ins Auge
gefasst ist.
So rüstet man sich am Rhein – in dieser Gegend, wo unser deutsches Grossgewerbe im
Bergbau, der Eisen- und Stahlerzeugung, sowie seiner Verarbeitung – gemäss der oben
angeführten Zahlen den Hauptsitz hat – diese Zeit der Geschäftsflaue für den Ausbau
künftiger Verkehrserleichterungen zu benutzen, für welche hoffentlich in nicht zu
ferner Zeit Bedarf sein wird.
Einige Jahre dürften freilich schon noch vergehen, ehe das Geschäft wiederum zu
seiner im Jahre 1899 gesehenen Blüte gelangt ist; zur Zeit setzen gerade die besten
und grössten
Werke, wie Krupp und die Gutehoffnungshütte u.s.w.; ihre Löhne im Verhältnis von 35 auf 32 herab,
entsprechend etwa 10 v. H. Die kleineren Werke werden folgen müssen, wo sie nicht
schon vorangegangen sind.
E. A.
Neue französische Linien nach Ostasien.
In Paris hat sich eine neue Reederei gebildet, die den
Namen Est-Asiatique-Française führt. Dieselbe
beabsichtigt von französischen und anderen, nördlich gelegenen, europäischen
Hafenplätzen regelmässige Fahrten nach Indien-China und – Sibirien zu machen und hat ihr Kapital vorläufig auf 10 Millionen Franken
festgesetzt. In dem leitenden Vorstand findet man Namen wie Baron Hély d'Oissel, Präsident der Société
Générale, der das Präsidium der neuen Gesellschaft übernommen hat, ferner
die Aufsichtsräte der Messageries maritimes, Lecat und
Carnot, in gleicher Eigenschaft bei der Est-Asiatique-Française wirkend, dann den dänischen
Ingenieur Andersen, den Admiral du Plessis de Richelieu. Man beabsichtigt die Fahrten mit neun Schilfen von 5000 bis 7000 t zu eröffnen, doch
steht der Beginn noch nicht fest. – Soweit die Berichte, die La Marine Française im Juliheft bringt. Es will aber stark scheinen, dass
sich die Gesellschaft ganz gehörig in den Finanzverhältnissen verrechnet hat, denn
mit 10 Millionen Franken oder 8 Millionen Mark kann man oeine neun Dampfer von 5000
bis 7000 t bauen lassen, die im stande sind, mit den auf den zu befahrenden Linien
verkehrenden englischen, französischen und nicht zum wenigsten deutschen in
Konkurrenz zu treten. Frankreichs Handelsmarine Wird sich um eine weitere, schlecht
rentierende Linie bereichern, trotz aller Staatssubventionen, auf welche fraglos
auch die neue Gesellschaft stark hofft; weshalb sollte gerade sie eine Ausnahme
machen? Die Subventionen der beiden grossen französischen Linien, der Comp. Générale und der Messageries maritimes, sind aber höher als das
gesamte Kapital der Est-Asiatique-Française, denn sie betragen 11 bis 12
Millionen Franken.
Neues deutsches Atlantic-Kabel.
Am 14. Juni ist der Kabeldampfer „v. Podbielski“ von den Azoren kommend in New
York eingetroffen, „nachdem er das Meer behufs Legung eines zweiten Kabels
sondiert hat“, wie der Berl. Lok.-Anz.
berichtet. – Ja, das zweite deutsche Antlantic-Kabel wird wohl gelegt werden, es
wird deutscher als das erste, aber keineswegs ganz
deutsch. In den Azoren geht dasselbe über fremdes, portugiesisches, Gebiet,
hergestellt ist es von einer englischen Gesellschaft, gelegt von englischen
Schiffen. Die Telegraph Construction and Maintenances
Comp. in London lieferte es, ihr 6514 t grosser Kabeldampfer
„Anglia“ legte es aus. Der „v. Podbielski“ der Deutsch-Atlantischen Telegraphengesellschaft ist
ebenfalls von England bezogen, er lief am 9. November 1899 bei David J. Dunlop in Porth Glasgow vom Stapel. Das
Atlantic-Kabel kann das nur 1300 t grosse Schiff nicht legen, so dass diese Arbeit
jedenfalls wieder von englischen Schiffen besorgt werden muss. Gerade bei dem ersten
„deutschen“ Atlantic-Kabel hat sich die
vollständige Abhängigkeit Deutschlands von England jedermann greifbar
gezeigt, so dass sich hinter dem vielfach gehörten Jubel über selbständige
deutsche Kabellinien nichts als Unwissenheit verbarg. Das neue Kabel wird von den
Norddeutschen Seekabelwerken in Nordenham
hergestellt. Es ist also deutsches Industrieerzeugnis
und sicher ein Beweis hohen Aufschwungs in kurzem Zeitraum auf diesem Gebiete. Am
30. Juni 1902 ist behufs Heranführung von Mitteln eine vierprozentige Anleihe von 20
Millionen Mark ausgeschrieben. Dieselbe ist weit überzeichnet und dem Bau steht
nichts im Wege, aber deutsch ist das neue Kabel auch
nicht, und die „Neutralität“ von Portugal hat sich in grossen Kriegen sowohl,
wie auch neuerdings in Südafrika als nicht genügend sicher erwiesen. Neutral kann
nur ein Staat ohne Verlust seines Ansehens mit Sicherheit sein, der die Neutralität
mit Waffen zu schützen in der Lage ist. Portugal gehört zu diesen Staaten nach wie
vor nicht.
Bücherschau.
Die Mechanik. Elementares Lehrbuch für technische Mittelschulen und zum Selbstunterricht. Von R. Lauenstein, Ingenieur und Professor an der Baugewerkschule in Karlsruhe. Fünfte Auflage. Stuttgart 1902. Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung
(A. Kröner).
Die vorliegende fünfte Auflage des Baches enthält in sieben Hauptabschnitten: Die
Grundbegriffe der Mechanik, die Lehre vom Gleichgewicht fester Körper,
ausschliesslich der Festigkeitslehre und der graphischen Methoden, die in besonderen
Büchern desselben Verfassers behandelt sind; ferner die Dynamik fester Körper und
die Lehren vom Gleichgewicht und der Bewegung flüssiger und gasförmiger Körper.
Für Statik und Dynamik ist im allgemeinen der Lehrgang beibehalten, wie er z.B. in
den Werken von A. Ritter und W.
Keck enthalten ist: zuerst die geometrische Bewegqngslehre, dann die
physikalischen Grundgesetze und schliesslich das Parallelogramm der Kräfte. In der
Bewegungslehre ist noch ein kurzer Abschnitt über relative Bewegung enthalten, und
unter den Grundbegriffen sind noch die Sätze über Arbeit und lebendige Kraft
behandelt. Das dürfte auch wohl der Praxis der meisten technischen Mittelschulen
entsprechen. Es lässt sich gegen diesen Lehrgang sachlich nichts einwenden; aber man
kann auch der Ansicht sein, dass diese Anordnung des Stoffes eine Häufung wichtiger
und schwer zu fassender Lehrsätze bedeutet, die besser einzeln, und nachdem der
Schüler schon ein grösseres Auffassungsvermögen erworben hat, mitgeteilt werden
konnten. Dann würden vielleicht viele Klagen, nicht nur der Lehrer, sondern auch der
Schüler über die Schwierigkeiten der Mechanik aufhören. Sicher würde es auch an
technischen Mittelschulen möglich und nützlich sein, das Parallelogramm-Gesetz der
Kräfte als Grundgesetz ohne Beweis vorauszuschicken; dadurch ergäbe sich die
Möglichkeit, sofort die Statik im ganzen Umfang in Angriff zu nehmen,
einschliesslich ihrer Anwendung auf die Schwerpunktslehre und auf die einfachen
Maschinen (vgl. Ed. Autenrieth, Technische
Mechanik).
Die Statik beginnt der Verfasser mit dem Begriff des Momentes einer Kraft und beweist
den Satz vom Moment der Resultanten für Kräfte an einem einzigen Punkt und an
vermiedenen Punkten. Die Kräftepaare behandelt er erst nach den allgemeinen
Gleichgewichtsbedingungen. Er verzichtet also, wie man sieht, auf eine scharfe
Ableitung der letzteren, die sich ohne die Kräftepaare nicht geben lässt. Es ist
aber keine Frage, dass es für den Schüler leichter ist, eine folgerichtige
Ableitung des Gleichgewichts der Kräftepaare zu verstehen, als ohne Beweis
einzusehen, dass Kräfte um einen Punkt als Drehpunkt im Gleichgewicht sind, wenn die
Summe der Momente nach beiden Richtungen gleich gross ist! Das wird von dem
Lernenden auf S. 32 oben verlangt, und das „Moment“ muss darum für ihn ein
rätselhafter Begriff bleiben. Auf die Kräfte im Raum geht der Verfasser nicht ein;
sie können auch wohl entbehrt werden. Im Kapitel „Schwerpunkt“ sind alle
wichtigen Fälle ausführlich behandelt. Der Schwerpunkt des Trapezes kommt jedoch mit
4 Textseiten und 8 Figuren zu gut weg. Die „einfachen Maschinen“ sind
zunächst ohne Reibung, im darauffolgenden Abschnitt unter Berücksichtigung derselben
behandelt. Ueberall sind nützliche Beispiele angeschlossen. Beim Antrieb eines
rollenden Rades vom Halbmesser R durch ein auf seiner
Achse sitzendes Zahnrad vom Halbmesser r ist zur
Ueberwindung des Wälzungswiderstandes nicht das Moment P. (R + r), sondern nur P . r verfügbar (S. 95 oben). Im Abschnitt
„Dynamik“ wird zunächst der Fall auf der schiefen Ebene ohne Reibung
behandelt, dann die Wurfbewegung, hierauf die Zentrifugalkraft, das mathematische
und das physische Pendel und die Beziehung zwischen Moment, Masse und
Geschwindigkeit bei rotierenden Körpern. Die für den Maschinentechniker so wichtige
Arbeitsgleichung ist nicht aufgeführt. Spezielle Trägheitsmomente sind nicht
entwickelt. Es ist in dieser Hinsicht auf des Verfassers „Festigkeitslehre“ verwiesen, aber dort kann es sich doch nur um
ebene Figuren handeln, während hier körperliche Trägheitsmomente in Betracht kämen.
Die Lehre vom Stoss ist ausführlich behandelt und durch zahlreiche Beispiele
erläutert. In der Hydrostatik wird das Gesetz der Druckfortpflanzung am Beispiel der
hydraulischen Presse erläutert, wobei auch die Reibungswiderstände an der
Lederliderung Berücksichtigung finden. Dann folgt ein Abschnitt über die
Beanspruchung von Röhren durch inneren Druck. Die Bemerkung auf S. 150 oben: „Bei
sehr starkem innerem Druck p trifft die Annahme
gleichmässiger Spannungsverteilung nicht mehr zu“ – muss zu einer
irrtümlichen Auffassung führen. Es müsste heissen: „Bei sehr grosser Wandstärke
im Verhältnis zur Lichtweite u.s.w.“ Dann folgen drei Abschnitte über Druck
auf Gefässwände, Auftrieb und kommunizierende Röhren. Im fünften Abschnitt ist der
Ausfluss des Wassers aus engen und aus weiten Oeffnungen und durch Ueberfälle unter
Berücksichtigung der Kontraktion, ferner der hydraulische Druck und die Bewegung des
Wassers in Rohrleitungen und Kanälen behandelt. Den Schluss bildet ein kurzer
Abschnitt über den Stoss des
Wassers. Dann folgt die Mechanik der Gase: Erklärung des Begriffes
„Spannung“ und Messung derselben mittels Barometer und Manometer. Der
Unterschied zwischen physikalischer und technischer Atmosphäre müsste schärfer
hervorgehoben sein. „Abgerundet ist daher 1 at = 1
kg auf 1 qcm,“ sollte nicht in einem Lehrbuch der technischen Mechanik
stehen. Dann ist noch das Mariotte'sche und das Gay-Lussac'sche Gesetz eingehend behandelt und mit
Beispielen belegt. Die allgemeine Zustandsgleichung der Gase, das Poisson'sche und das polytropische Gesetz sind nicht
behandelt. Auch von den Grundlagen der mechanischen Wärmetheorie ist nichts erwähnt.
Der barometrischen Höhenmessung, der Steigkraft und Steighöhe des Luftballons sind
dagegen zwei kurze Kapitel gewidmet. Das Verhalten der Dämpfe ist ganz übergangen,
trotzdem dieses Kapitel mit Recht in der Mechanik behandelt zu werden pflegt. Finden
Bautechniker sind ja allerdings diese Teile der Mechanik überflüssig, aber für den
Maschinentechniker sind sie um so unentbehrlicher. – Die Anwendung des Luftdrucks
auf Heber und Pumpe ist eingehender besprochen und es wird sogar die Berechnung
einer Feuerspritze gegeben.
Was nun die Behandlung des Stoffes im allgemeinen betrifft, so ist der Verfasser
seiner im Vorwort ausgesprochenen Absicht: „Mehr Gewicht auf praktische
Anwendungen als auf rein theoretische Untersuchungen zu legen“, voll gerecht
geworden. Die Behandlung ist so elementar wie nur irgend möglich, von mathematischen
Kenntnissen wird in der That sehr wenig verlangt. Für den Bautechniker dürfte sich
das Buch ganz besonders empfehlen; was er aus den behandelten Gebieten braucht, wird
er alles in leicht fasslicher Form finden. Dagegen enthält das Buch den Stoff, der
beispielsweise an den höheren Maschinenbauschulen in Preussen vorgeschrieben ist,
nicht in vollem Umfange.
W. Schüle.
Jahrbuch für das Eisenhüttenwesen. (Ergänzung zu Stahl und Eisen.) Ein Bericht über die Fortschritte auf allen Gebieten des Eisenhüttenwesens im Jahre 1900. Bearbeitet von Otto Vogel. I. Jahrgang.
Der Entschluss des Vereines deutscher Eisenhüttenleute,
seine Vereinszeitschrift Stahl and Eisen, die ja an und
für sich eine der besten Fachzeitschriften der Welt ist, überdies durch ein Jahrbuch
zu ergänzen, muss in allen beteiligten Kreisen auf das freudigste begrüsst
werden.
Nichts erhöht den Wert einer Zeitschrift so, wie die peinlich genaue Anlage eines
Sachregisters. Und es wäre ein verhältnismässig leicht durchführbares Unternehmen,
wenn man in Zeitabschnitten von etwa 5 zu 5 Jahren die einzelnen Sachregister zu
einem einzigen vereinigen wollte. Oder schon die Ausgabe des Inhaltsverzeichnisses
in zwei Exemplaren, die es ermöglichen würde, dieselben selbständig, unbeschadet der
Vollständigkeit der einzelnen Jahrgänge, in einer leicht zu benutzenden Mappe zu
vereinigen, würde die zeitraubende und mechanische Arbeit des Nachschlagens in
Zeitschriften wesentlich erleichtern. Nun bliebe ein derartiges Unternehmen, so
einfach und zweckentsprechend es ist, doch nur auf eine einzige Zeitschrift
beschränkt, und es müsste sich der die Litteratur Durchforschende nkch immer
die Mühe nehmen, etwa 110 verschiedensprachige Zeitschriftenregister – so hoch ist
nach Angabe des Jahrbuches die Zahl der für das Eisenhüttenwesen in Betracht
kommenden Zeitschriften – durchzusehen.
Der Gedanke also, die das Eisenhüttenwesen betreffende Litteratur der ganzen Welt
alljährlich in einem einzigen Buche nach einem wohlgeordneten Plane
zusammenzustellen, bedeutet daher einen ganz bedeutenden Gewinn an Zeit, die, nicht
mehr wie bisher, auf mühsames Nachschlagen, sondern auf frische, nutzbringende
Arbeit wird verwendet werden können.
Schon eine solche Zusammenstellung allein würde den Wert des neuen Jahrbuches
begründen. Aber es bietet noch weit mehr! Nicht blosse Litteraturangaben füllen die
Seiten des stattlichen Bandes, sondern fast überall ist gleichzeitig, und konnte es
auch nur mit ein paar Worten geschehen, der Inhalt des angeführten Artikels
beleuchtet. Alle wichtigen Arbeiten, welche die Zeitschrift Stahl und Eisen selbst nicht bringen konnte, sind in guten Auszügen, die
nötigenfalls mit Zeichnungen versehen sind, mitgeteilt. In der That also eine
Ergänzung der so trefflich und umsichtig redigierten Zeitschrift!
Mit dem Tage des Erscheinens ist dieses Jahrbuch ein unentbehrliches Hilfsmittel
geworden, und wenn sich im Laufe der Zeit die Zahl der Bände vermehrt haben wird,
wird dessen Wert, gegenüber den Tagen, da es noch nicht bestand, immer sichtbarer
werden.
Als grundlegend für die Brauchbarkeit eines derartigen Sammelwerkes erscheint der Plan, nach dem es angeordnet ist. Dieser muss von
vornherein zweckmässig und durchsichtig sein, da eine spätere Abänderung schwer
möglich ist, ohne die Uebersicht zu gefährden. Auch in dieser Beziehung erscheint
das Jahrbuch einwandfrei.
So kann man nur mit Worten der höchsten Anerkennung dies neue Buch begrüssen. Es ist
ein erfreuliches Zeichen, dass die deutsche Eisenindustrie, so planvoll und
zielbewusst wie sie selbst vorwärts schreitet, auch ihre litterarische Vertretung so
geordnet und gediegen der Mitwelt vorlegt, sich selber zur Ehre und allen anderen
zum Nutzen.
Ing. Karl Brisker.
Soziale Aufgaben und Pflichten der Techniker. Von Hermann Beck, Ingenieur. Dresden 1902. O. V. Böhmert.
Die 47 Seiten umfassende Schrift ist ein erweiterter Sonderabdruck einer Abhandlung
des Verfassers über dasselbe Thema im Organ des
Zentralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen. Sie bezweckt in der
Hauptsache, ein Interesse für soziale Fragen, speziell für die arbeitenden Klassen
in dem grossen Kreis der Techniker zu wecken und fordert mit Recht eine Reform der
Erziehung des Technikerstandes. Zu begrüssen sind die Anregungen des Verfassers,
sozialwissenschaftliche Vereinigungen technischer Studierenden zu gründen,
Lehrstühle für Konstruktionslehre der Unfallverhütung zu errichten, die
Unfallverhütung weiter auszubauen durch Errichtung von staatlichen Versuchsstationen
sowie seine Vorschläge einer Vermittelungsstelle zwischen Unternehmer und
Arbeiter.
Zuschrift an die Redaktion.
(Unter Verantwortlichkeit des Einsenders.)
In dem in Heft 26 Seite 405 vom 28. Juni 1902 Ihrer geschätzten Zeitschrift
erschienenen Aufsatz „Elementares über die cyklischen Kurven“ von Dr. Ebner wird einmal wieder der alte Streit zwischen Reuleaux und den Mathematikern über die
Existenzberechtigung der Pericykloide berührt. Als ich vor etwa 1½ Jahren mich mit
den cyklischen Kurven beschäftigen müsste, kam ich nun zu folgendem Ausgleich, den
ich noch nirgend gefunden habe, der mir aber das Richtige zu treffen scheint.
Wird eine Epicykloide durch Rollen eines Kreises vom Radius r auf einem festen Kreis vom Radius ρ erzeugt
und bezeichnet e den Abstand des erzeugenden Punktes
vom Mittelpunkt des Rollkreises, so lässt sich unter allen Umständen dieselbe Kurve
als Pericykloide erzeugen, indem ein Kreis r' um einen
Kreis ρ' rollt, wobei noch die Entfernung des
Erzeugungspunktes vom Mittelpunkt des Rollkreises e' =
r + ρ ist.
Für r' und ρ' gelten die
Beziehungen:
r'=\frac{r+\rho}{r}\,\cdot\,\varepsilon . . . . . . . 1)
\rho'=\frac{\rho}{r}\,\cdot\,e . . . . . . . 2
d.h. r' und ρ' sind von e abhängig.
Das sagt aber folgendes: Ist die epicykloidische Bewegung einer Ebene durch die
beiden Kreise r und ρ
bestimmt, so mag man ein e beliebig wählen; damit
ergibt sich nach 1) und 2) ein Kreispaar r' ρ', durch
das eine pericykloidische Bewegung bestimmt wird. Alle ∞1 Epicykloiden, für die das e denselben Wert
hat, sind dann identisch mit den ∞1 Pericykloiden,
für die das e' denselben Wert r + ρ hat. Alle übrigen Kurven weichen bei
den beiden Bewegungen durchaus voneinander ab. (Jeder andere Wert von e verlangt eben nach 1) und 2) ein anderes Kreispaar
r' und ρ'.)
Der Mathematiker, der lediglich die geometrische Form einer Kurve in Betracht zieht,
mag die Existenzberechtigung der Pericykloide leugnen. Der Kinematiker aber, der den
Bewegungszustand der ganzen Ebene betrachtet, wird die beiden Bewegungsarten
gleichberechtigt nebeneinander stellen müssen.
Bei einigem guten Willen hätte dieser Ausgleich, der beiden Standpunkten gerecht
wird, längst gefunden werden können.
Braunschweig, Juli 1902.
F. Preuss, Diplomingenieur.