Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Autor: | H. Weisse |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 612 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Entdeckung von Berggold in Finnland.
Bereits seit Jahren glaubte man auf Grund theoretischer Erwägungen das Vorhandensein
von Berggold im nördlichen Finnland annehmen zu dürfen. Im Jahre 1898 wurden dort
geologische Untersuchungen veranstaltet, die ergebnislos blieben. Inzwischen sind im
Norden Finnlands, südlich vom See Enare, Goldadern entdeckt worden, die in Lagern
von Quarz und Hämatit verlaufen. Nach den Mitteilungen der „Nowoje Wrjemä“ haben die Laboratoriumsuntersuchungen in London,
Stockholm und Hamburg 165 g Gold auf 11 Erz nachgewiesen. Zur Ausbeutung der
Goldlager ist gegenwärtig eine Aktiengesellschaft in der Bildung begriffen, deren
Aktien nur im Auslande, insbesondere in Frankreich und England, Abnehmer finden. Die
einheimischen Geldleute, die die örtlichen Verhältnisse kennen, sollen dem
Unternehmen kein Vertrauen entgegenbringen. Man ist in Finnland der Ansicht, dass
das rauhe Klima und der Mangel an Verkehrswegen die Ausbeutung der Goldlager sehr
erschweren werden, so dass vorläufig auf keinen Gewinn zu rechnen ist.
Das amerikanische Pacific-Kabel.
Die Commercial Cable Company hat das Kabel
fertiggestellt. Es besitzt eine Länge von 12900 km und wiegt 22 Millionen Kilogramm
oder 22000 t. Von dieser ungeheueren Gewichtsmasse entfällt mehr als die Hälfte auf
Stahldraht, 4⅓ Millionen Kilo beanspruchen Hanf und Teer, 1¼ Millionen
Guttapercha und. nur 2 Millionen Kilo, 2000 t also, entfallen auf Kupfer. Für die
Auslegung hat die Gesellschaft 4 Kabeldampfer neu bauen lassen, so dass sie jetzt 5
besitzt, nämlich ausser den neuen den 1718 t grossen „Makey-Bennet“ mit
Maschinen von 300 Pferdekräften, stationiert in Halifax N.-S. Die für die Legung
ausersehenen Dampfer, über welche leider nähere Angaben fehlen, erhalten ausser der
Besatzung 250 höhere Techniker und 800 Kabelarbeiter. Jede Legung erfolgt von San
Francisco aus über Honolulu, und man denkt etwa 11 km in der Stunde verlegen zu
können. – Soweit sieht die Angelegenheit als vollkommen in Ordnung aus; sie hat aber
eine Kehrseite. – Es ist nämlich mit der Legung noch nicht begonnen und erst
„demnächst“ soll angefangen werden. Man „hofft“ jedoch Frühjahr
1904 fertig zu sein, und da sind noch 1½ Jahre hin. Das Auslegen selbst kann so
lange Zeit nicht in Anspruch nehmen. Es will sonach scheinen, dass die
Vorbereitungen zur Legung noch keineswegs alle beendet sind, während England in
allernächster Zeit durch den Stillen Ozean kabeln wird. Die erste amerikanische
Kabelstrecke wird von Honolulu nach Manila geführt werden, von wo aus Anschluss an
das Weltkabelnetz nach Honkong bereits vorhanden ist. Deutschlands geplante
Kabellinien in Ostasien, Deutsch-Holländische Kabel benannt, werden bekanntlich
Anschluss an das amerikanische, nicht an das englische Pacific-Kabel erhalten, was
im Grunde gleichgültig ist, unabhängig sind sie deshalb doch nicht.
Zuschrift an die Redaktion.
(Unter Verantwortlichkeit des Einsenders.)
Zur sogen. Klarstellung des Ingenieurs Rud. Mewes
in Nr. 35 dieses Journals vom 30. August 1902 bemerke ich, dass der Brief des
Mechanikers Lehmann vom 19. Oktober 1900 und viele
andere gerade das Gegenteil dieser Klarstellung beweisen. Von Herrn Lehmann habe ich für meinen Vortrag nicht das geringste
Material nötig gehabt, solches nie verlangt, daher auch nie erhalten. Von der
gedachten Stelle habe ich überhaupt keine Kenntnisse zu holen.
Da ich zu keiner Zeit Ansprüche erhoben habe, bei der Patentierung des Flugapparates
genannt zu werden und sogar berechtigte Gegenvorstellungen, meine Anrechte doch zur
Geltung zu bringen, direkt zurückwies mit dem Bemerken, die Person des Erfinders sei
gleichgültig, wenn nur der Apparat praktisch brauchbar sei, so lag von mir aus
thatsächlich kein Grund vor, Herrn Lehmann zur
Beschleunigung bei Einreichung der Patentanmeldungen zu veranlassen. Diese
nachträglich erfundene Unwahrheit widerlegt sich ebenfalls aus Lehmanns Briefen. Ich habe im schroffsten Gegensatz zu
der „Klarstellung“
Lehmann's Prioritätsrechte nicht nur nie angetastet,
sondern habe ihn mit seltener Entsagung, ja sogar vorwurfsvoller Anspruchslosigkeit
stets in den Vordergrund gehoben, da er selbst nie vermochte, seine Ideen für andere
verständlich vorzutragen!
Ueber alles weitere wird s. Z. die Oeffentlichkeit das Urteil zu sprechen haben, der
ich die ganze Angelegenheit unterbreiten werde.
Strausberg b. Berlin, den 3. September 1902.
H. Weisse, Major z. D.