Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 787 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Einen Verbrennungsregulator für Warmwasserheizungen
beschreibt Ing. Senff, Hannover,
in der Zeitschrift für Heizung, Lüftung und Beleuchtung, 7. Jahrg., No. 8. Der in
Fig. 1 skizzierte Apparat verfolgt den Zweck, nur
soviel Brennmaterial verbrauchen zu lassen, als zur Erreichung der gewünschten
Heizleistung eben nötig ist. Er ist in seiner Wirkungsweise einer Bourdon'schen Röhre ähnlich und ausserordentlich
empfindlich, sodass er schon auf geringe Wärmeschwankungen reagiert. Seine
Einrichtung ist folgende. Eine starke, beiderseitig geschlossene ∪-förmige Röhre,
die eine leichtsiedende Flüssigkeit enthält, taucht mit dem unteren Ende in das
Kesselwasser ein, so dass die Biegungen der Röhre den Wärmeschwankungen des Wassers
sicher folgen. Sie werden durch ein Hebelwerk auf einen Kettenzug übertragen, der
eine grössere oder geringere Drosselung der Luftzufuhr und somit eine sinngemässe
Aenderung der Verbrennungsintensität bewirkt. – Der Apparat eignet sich bei
zweckentsprechender Anordnung ausser zur Verwendung für Warmwasserheizungen auch für
Dampf-Warmwasserheizungen, zur Stellung von Klappen bei Trockenanlagen u.s.w.
Textabbildung Bd. 317, S. 786
Fig. 1.
Dr. Hgr.
Ueber einen Apparat zum genauen Messen der dem Rohgase zugeführten Luft
Textabbildung Bd. 317, S. 786
Fig. 1. Apparat zum Zuführen von Luft zum Rohgas.
berichtet Stadtbaurat Pflücke-Meissen im Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, XLV.
Jahrg., No. 39, S. 725. – Das gewünschte Verhältnis zwischen erzeugtem Gas und
zugeführter Luft wird annähernd erreicht, wenn man die Luftpumpe mit der Achse des
Gassaugers verbindet; zur genauen Einhaltung dieses Verhältnisses ist jedoch
selbstverständlich auch der Druck, mit dem die Luft in die Ofenvorlage gepresst
wird, konstant zu halten. Um zunächst einen gleichmässigen Luftstrom zu erzielen,
wird die Luft, die von der Pumpe in unregelmässigen Stössen abgegeben wird, unter
die Glocke A (Fig. 1)
geleitet, die je nach der grösseren oder geringeren Luftzufuhr aufsteigt oder
herabsinkt und hierbei das entlastete Auslassventil b
durch Angriff der Stange c an den Bügel d selbstthätig mehr öffnet oder schliesst. Die Luft
tritt nun durch den Raum E unter die zweite Glocke B, die ebenfalls mit der zuströmenden Luftmenge steigt
und fällt, hierbei das Ventil a mehr schliesst oder
öffnet und durch ihr Gewicht die Luft unter gleichmässigem Druck hält. Durch a gelangt die Luft sodann in den „Regler“, eine
dritte Glocke C, die dazu dient, zuviel gepumpte Luft
entweichen zu lassen. Hierzu trägt die Glocke C das
Tauchrohr i, welches mit seinem Ende in das
Quecksilberbad m solange eintaucht und daher
abgeschlossen bleibt, bis es in Folge übermässiger Luftzufuhr durch Steigen von C aus dem Quecksilber herausgehoben wird und so die
überschüssige Luft durch Rohr n ins Freie entweichen
lässt. Aus dem „Regler“ tritt die Luft nunmehr in den Apparat über, der dazu
dient, die Luftmenge, die dem Rohgase jeweilig zugeführt werden soll, einzustellen.
Er besteht im wesentlichen aus einem Behälter mit Regulierhahn. Mit letzterem ist
ein einstellbarer Zeiger (Fig. 2), Bauart Hahn, verbunden, der auf einer 5teiligen Skala
spielt.
Textabbildung Bd. 317, S. 786
Fig. 2. Einstellbarer Zeiger nach Hahn.
Die Einteilungen der fünf Skalen entsprechen fünf
verschiedenen prozentuellen Mengen der dem Gase zuzuführenden Luft. Sie sind
empirisch ermittelt und in Kubikmetern stündlicher Gaserzeugung ausgeführt. Zum
Gebrauch hat man die Skala, welche
durch die Schraube g festgeklemmt ist, so zu
drehen, dass diejenige Teilung, die der gewünschten Luftmenge entspricht, dem Zeiger
gegenübersteht, dann ist letzterer durch Verschieben der Stange eh in der Klemme f
so zu verstellen, dass er auf derjenigen Teilung der Skala einspielt, welche mit der
beim Betriebe stündlich erzeugten Gasmenge übereinstimmt. Beim Verschieben der
Stange wird zugleich der Regulierhahn c durch die Hebel
ed und dc
richtig eingestellt. Nachdem die Luft den Luftzähler verlassen hat, muss sie, ehe
sie zur Ofenvorlage gelangt, noch das Gefäss D (Fig. 1) mit Wasserstandsrohr passieren, dem die
Aufgabe zufällt, beim Stillstehen des Gassaugers den Eintritt von Teer und
Wasser in den Luftzähler zu verhüten. Steigt hierbei der Druck in D, so steigt er gleichzeitig unter der Glocke C, so dass nun Luft durch n entweicht. Die Belastungen der Glocken richten sich natürlich nach dem
Drucke, der erforderlich ist, um die gewünschte Luftmenge in die Vorlage zu drücken.
– Der Apparat, der sich durch Einfachheit und Zuverlässigkeit im praktischen
Betriebe der Gasanstalt Kötschenbroda bewährte, ist von
der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Aktiengesellschaft aufgestellt.
Dr. Hgr.
Bücherschau.
Instruments et méthodes de mesures électriques industrielles. Par H. Armagnat, chef du bureau des mesures électriques des ateliers Carpentier. Zweite durchgesehene und ergänzte Auflage. Paris 1902. C.
Naud.
Wie der Verfasser in der Vorrede hervorhebt, bietet dem Elektriker, welcher irgend
eine elektrische Grösse zu messen hat, nichts so grosse Schwierigkeiten, als die
richtige Auswahl unter den zahlreichen bekannt gegebenen Methoden. Fast jede
derselben giebt in den Händen ihrer Entdecker ausgezeichnete Ergebnisse. Desgleichen
werden dieselben in den Händen geübter Experimentatoren, welche mit den Instrumenten
vollkommen vertraut sind, zu gleich günstigen Resultaten führen. Dem Anfänger und
auch manchem, der derartige Messungen häufiger durchzuführen hat, fehlt jedoch die
Kenntnis des Instrumentes selbst, seiner Eigenschaften und der Grenzen seiner
Anwendung. Von diesen Voraussetzungen ausgehend, war der Verfasser bestrebt, nicht
nur eine genaue Beschreibung des Baues der verschiedenen Messinstrumente zu geben,
sondern auch deren Behandlung und Aufstellung zu schildern und die Fehlerquellen
besonders hervorzuheben. Hierbei beschränkt sich der Verfasser nicht bloss auf die
französischen Instrumente allein, sondern zieht auch in unparteilicher Behandlung
die deutschen und englischen Instrumente in den Kreis seiner Betrachtungen, wobei er
als gründlicher Kenner sämtlicher in Gebrauch stehender Instrumente, auch die
neuesten Typen derselben, wie das Panzergalvanometer von du
Bois-Rubens, das Elektrometer von Addenbrooke,
den Kompensationsapparat von Carpentier und manches
andere zur Vorführung bringt. Nicht nur die vollkommene Beherrschung des Stoffes,
sondern auch die Art und Weise der Wiedergabe, bei welcher nur das Wichtigste
hervorgehoben und jeder unnütze mathematische Formelkram vermieden wird, stempeln
dieses Werk zu einem der besten auf diesem Gebiete, was wohl darin am besten seinen
Ausdruck findet, dass nach Ablauf von kaum zwei Jahren eine zweite Auflage notwendig
wurde, trotzdem sich der Preis dieses Werkes relativ hoch stellt.
A. P.
Congrès International d'Électricité (Paris, 18–25 Aout 1900). Rapports et Procès-Verbaux publiés par les soins de M. É. Hospitalier, Rapporteur Général. Paris, Gauthier, Villars. 1901.
In diesem Werke sind die Verhandlungen des internationalen elektrischen Kongresses
vom Jahre 1900 niedergelegt. Da sich die Verhandlungen in den einzelnen Sektionen,
zumeist auf Vorträge und Diskussionen beschränkten und keine Beschlüsse gefasst
wurden, weil der Kongress nicht als offizieller angesehen werden konnte, haben die
Niederlegungen über diese Verhandlungen nur insofern Wert, als in ihnen die
modernsten Anschauungen über die verschiedensten Gebiete der Elektrotechnik zum
Ausdrucke gelangen und manches noch zweifelhafte durch den gegenseitigen regen
Gedanken-Austausch der Klärung zugeführt wurde. Eine Reihe von Referaten von den
berufensten Vertretern des Faches verfasst, bildete die Grundlage der Verhandlungen
und sind sie es, welche dem vorliegenden Buche einen nicht unbedeutenden Wert
verleihen. So wurden der ersten Sektion des Kongresses, welcher sich mit
wissenschaftlichen Methoden und Messinstrumenten zu befassen hatte, Berichte von E. Hospitalier (Rekapitulation der Beschlüsse früherer
Kongresse) von J. Violle (Einheiten und Etalons,
Photometrie) G. L. Addenbroocke (präzise Messung von
Wechsel- und Mehrphasenströmen), der zweiten Sektion, welcher die Erzeugung,
Transformation, Transport und Verteilung der Elektrizität, sowie die elektrische
Traktion und die elektrische Beleuchtung überwiesen war, Berichte von Leblanc (Ueber die Konstruktion von Dynamomaschinen und
die Erregung der Induktionsgeneratoren), G. Chevrier
(Verhalten parallel geschalteter Alternatoren), J. L.
Routin (Ueber ruhende Transformatoren) G.
Claude (Einige neue Ideen über das Entstehen der Elektrolyse durch die
vagabundierenden Bahnströme), P. Janet (Rotierende
Konverter und gleichrichtende Transformatoren), L.
Lombardt (Elektrische Kondensatoren für hohe Spannungen), P. Boucherot (Ueber die Anwendung der Kondensatoren),
Sylvanus Tompson (Ueber die elektromagnetischen
Mechanismen), A. Blondel (Ueber die Fortschritte auf
dem Gebiete der elektrischen Lampen), Hertha Aryton
(Die Lichtintensität des Gleichstrom-Lichtbogens), C.
Weissmann (Lichtabgabe der elektrischen Glühlampen mit Kohlenfäden), E. de Fodor (Vorschlag zu einer neuen Methode der
Tarifierung des elektrischen Stromes), L. Mornat (Das
Licht und die bewegende Kraft in Theatern), Postel-Vinay (Stromabnehmer für Tramways); für die dritte Sektion
(Elektrochemie) Beiträge von Henri Bouilhet
(Elektrochemische Niederschläge), von Keller (Die
elektrischen Oefen, und für die vierte Sektion (Telegraphie, Telephonie und diverse
Anwendungen) von A. Blondel und G. Ferrié (Gegenwärtiger Stand und Fortschritte der drahtlosen Telegraphie
mit Hertz'schen Wellen) vorgelegt. Alle diese Berichte
sind als wertvoll zu bezeichnen und finden durch die vollinhaltlich wiedergegebenen
Sitzungsberichte eine wertvolle Ergänzung. Es kann demnach dieses Werk allen
Interessenten bestens empfohlen werden.
A. P.
Ratgeber für den gesamten Telegraphen- und Telephonverkehr. Telegraphie und Telephonie in Deutschland nach ihrer geschichtlichen Entwickelung und ihrem jetzigen Stand als öffentliche
Verkehrseinrichtung von Friedrich Weber. Verlag Dr. jur. Ludwig Huberti, moderne kaufm. Bibliothek in Leipzig.
In zusammenhängender Folge der besten Quellen reiht der Verfasser in kurz und gut
gefasster Weise den Entwickelungsgang der deutschen Telegraphie und Telephonie
aneinander. Der erste Teil betrifft hauptsächlich die staatsrechtlichen Beziehungen,
Anzahl und Längen der ursprünglichen Leitungen, sowie Gebühren der deutschen
Einzelstaaten bis zum Jahre 1900, während der zweite Teil das gegenwärtige
staatsrechtliche Verhältnis, die neueren Gesetze, Bestimmungen und Gebühren enthält.
So steht auch der erste und der zweite Teil in einem richtigen Zusammenhang, nur
kann die Bezeichnung der kleinen Abschnitte mit §§ etwas störend wirken. Wie in dem
Vorwort bemerkt, dürfte die Kenntnis des Entwickelungsganges dieses unentbehrlich
gewordenen Verkehrsmittels das Verständnis für die jetzige Verkehrsordnung
erleichtern.
C. H.
Anlasser und Regler für elektrische Motoren und Generatoren. Theorie, Konstruktion, Schaltung. Von Rudolf Krause, Ingenieur. Mit 97 in den Text gedruckten Figuren. Julius Springer, Berlin. 1902.
In vorliegender kleiner Schrift gelangen die zum Schutze elektrischer Maschinen nicht
unwichtigen Vorrichtungen zur Schaltung, zum In- und Ausserbetriebsetzen und zur
Regelung während des Betriebes, also die Schalter, Anlasser und Regler zur
Besprechung. Wiewohl sich nun die Fortschritte im Apparatenbau zumeist auf die
Konstruktion beziehen, der geringe Umfang des Werkes, jedoch ein näheres Eingehen
auf die Konstruktionsdetails im Vornehmem ausschliesst, so ist dieses Buch dennoch
wertvoll, weil es geeignet ist, den Anfänger in dieses wichtige zumeist aber
nebensächlich behandelte Gebiet einzuführen und es dermalen in der Literatur an
einem ähnlichen Werke vollständig mangelt. Mit Rücksicht darauf, dass in demselben
alle Grundlagen entwickelt sind, nach welchen die Apparate für Starkstrom entworfen
und konstruiert werden, ist dieses Werkchen, dessen Darstellungen klar und
übersichtlich gehalten sind, allseitig wärmstens zu empfehlen.
A. P.
Zuschriften an die Redaktion.
(Unter Verantwortlichkeit der Einsender.)
Auf meine Zuschrift an die Redaktion über die Ausführungen des Herrn W. Schenker bezüglich der Formgebung der unrunden
Scheiben (Heft 39, S. 624) giebt der genannte Herr eine Entgegnung (ebenda S. 626),
auf welche ich nicht unterlassen kann zurückzukommen. Ich beziehe mich im folgenden
auf seine Aeusserungen in der Reihenfolge, in der sie vorliegen.
Die gute Uebersichtlichkeit und die Möglichkeit unmittelbarer Beurteilung dürfte bei
einer Reihe von vielleicht 30 auf einander folgenden Werten doch wohl auch dann in
genügendem Masse vorhanden sein, wenn dieselben nicht graphisch aufgetragen, sondern
als Zahlen zusammengestellt sind. Ein flüchtiges Ueberblicken der Reihe genügt doch,
um Werte, die in auffallender Weise aus der Gesetzmässigkeit des Anwachsens und
Abnehmens herausfallen, zu erkennen. Mehr leistet auch die zeichnerische Darstellung
im vorliegenden Fall nicht, denn bei der Ungenauigkeit der ganzen Ermittelung (s.
meine Zuschrift) wird man durchaus keine stetige Beschleunigungskurve, vielmehr eine
Folge von Punkten erhalten, welche nur sehr ungefähr den Verlauf der Kurve andeuten.
Auch hier werden sich nur besonders starke Abweichungen von der Gesetzmässigkeit
herausheben.
Dass „die Rückwärtskonstruktion der Nockenformen sehr leicht und übersichtlich
durchführbar ist“, geht meiner Ansicht nach aus meiner Zuschrift allerdings
hervor. Ich gebe in derselben die zu verwendenden Formeln s1 = p01 . t2 u.s.w. Sind dieselben etwa kompliziert? Oder was
hat Herr Schenker gegen die Leichtigkeit und
Uebersichtlichkeit von deren Benutzung einzuwenden?
Was die Rückwärtskonstruktion der Wegkurve nur zwischen den Punkten B und D sowie die
vorläufige Annahme einer s'-Kurve durch Herrn Schenker im Gegensatz zu dem von ihm aufgestellten
„Programm“ anbelangt, so hat Herr Schenker
zwar nicht gesagt, er wolle die Rückwärtskonstruktion „so und nur so“
ausführen, aber ich behaupte das auch durchaus nicht. Was ich unter seinem
„Programm“ verstehe, habe ich ja doch ausdrücklich gesagt, indem ich von
einem „Programm der Rückwärtskonstruktion“ spreche. Sein Programm ist eben,
dass er rückwärts konstruieren will, bezieht sich
nicht darauf, wie er es thut. Und davon weicht er eben
ab, indem er an den erwähnten Stellen seiner Verzeichnung vorwärts konstruiert, von den s auf die v und von diesen auf die p
schliesst, statt umgekehrt. Er spricht in den einleitenden Worten seines Artikels in
Heft 24 (S. 373) ohne Einschränkung von der Rückwärtskonstruktion, welche die in
Rede stehenden Steuerungen zulassen. Der Leser wird das denn doch für den Ausdruck
der Absicht halten, die Lösung dieser Aufgabe im folgenden durchzuführen.
Bei meinem Verfahren, wonach die Rückwärtskonstruktion für die ganze Erstreckung der
Kurve durchgeführt werden kann, findet schliesslich für den Niedergang eine
proportionale Reduktion statt, infolge wovon die Beschleunigungswerte in dem hierzu
gehörigen zweiten Teil des Gebietes der negativen Beschleunigungen andere Werte
annehmen, als zunächst zu Grunde gelegt. Wer aber einmal das Verfahren angewandt
hat, übersieht das Ganze so gut, dass er bei der ersten Wahl der
Beschleunigungswerte schon sehr annähernd das Richtige treffen und einen von der
Einheit nur wenig abweichenden Reduktionsfaktor erhalten wird. In jedem Falle wird
er das erreichen, wenn er für den Niedergang eine einmalige Korrektur seiner
Annahmen vornimmt. Er wird nicht, wie Herr Schenker
sagt, „nur durch Zufall Verhältnisse erhalten, wie sie zur günstigen Ausnutzung
der Ventilfederkraft erforderlich sind.“
Herr Schenker hegt Bedenken, eine einmal aufgestellte
Normalwegkurve beliebig so zu verwenden, dass dieselbe in der Mitte geteilt und hier
eine Gerade eingeschaltet wird. Diese Bedenken halte ich für völlig unberechtigt.
Die plötzlichen Beschleunigungswechsel in den Endpunkten der Geraden können ja
beliebig beschränkt werden, indem der Endwert vor und der Anfangswert nach derselben
genügend klein gewählt wird. Es steht nichts im Wege, sie so klein zu machen, dass
sicher die durch die Ungenauigkeit der Herstellung auftretenden plötzlichen
Aenderungen grösser sind. Es ist allerdings gerade die Einschaltung dieser geraden
Strecke, welche erst die Benutzung einer und derselben Kurve für die schnell und die
langsam laufende, für die mit grossem und die mit kleinem Ventilhub arbeitende
Maschine möglich macht und damit das Anwendungsgebiet der einmal aufzustellenden
Normalwegkurve, das sonst freilich ein beschränktes wäre, zu einem so umfassenden
macht, wie ich es ausgesprochen habe.
Berlin, den 24. Oktober 1902.
C. Leist.
Die vorstehende Zuschrift bestreffend gestatte ich mir nur inbezug auf den
wichtigsten, den letzten Abschnitt eine Erwiderung:
Nach Prof. Leist müsste die Normalwegkurve, damit sie
allgemein brauchbar wäre, so geformt werden, dass die negative Beschleunigung zur
Zeit des Ventilhubwechsels einen kleinen Wert besitzt. Mit anderen Worten, die
negative Beschleunigungskurve müsste in der Mitte einen „Knick“ aufweisen.
Dies ist für langsamgehende Steuerungen zulässig, für schnelllaufende – bei welchen
gerade der allergünstigste Beschleunigungsverlauf angestrebt werden muss – jedoch
höchst unvorteilhaft, indem dadurch eine nicht unerhebliche Vergrösserung des
Federdruckes, oder aber eine Verlängerung der Ventilspieldauer bedingt wird. Der
Beweis für diese Behauptung ergiebt sich bei Betrachtung der Fig. 5 meines Aufsatzes (S. 373). Dort weist die p'-Kurve einen solchen Knick auf, dafür aber auch, im
Vergleich zur p-Kurve wesentlich grössere negative
Maximalwerte. Bei Beibehaltung des Federdruckes müsste die Wegkurve
auseinandergezogen werden.
Die unbeschränkte Anwendung einer Normalwegkurve ist somit verwerflich. Damit gebe ich aber keineswegs
zu, dass das „Anwendungsgebiet sehr beschränkt sei“. Zwei Kurven, eine
auseinanderziehbare, für langsamlaufende, und eine, den günstigsten negativen
Beschleunigungsverlauf ergebende, für schnelllaufende Steuerungen werden für alle
Verhältnisse genügen.
Legnano, den 3. Nov. 1902.
W. Schenker.
Der Ansicht, welche Herr Schenker in seiner Zuschrift
vom 3. November ausspricht, kann ich mich nicht anschliessen. Dass die negative
Beschleunigung zur Zeit des Ventilhubwechsels einen (absolut) kleinen Wert besitzt,
halte ich auch bei schnellgehenden Maschinen zur Erzielung möglichst kleiner
Federkraft für unvermeidlich. Die negative Beschleunigung muss zunächst beim
Niedergang überhaupt kleinere Werte als beim Aufgang haben, weil bei der Eröffnung
des Ventils die Reibung in der Stopfbüchse der Ventilspindel (wie auch die sonstigen
Reibungswiderstände) die Kraft der Feder unterstützt, bei der Schlussbewegung
derselben entgegenwirkt. Diese Reibung, deren Betrag von dem stärkeren oder
geringeren Anziehen der Stopfbüchse sowie sonst von deren Behandlung abhängt, muss
vorsichtiger Weise mit ziemlich hohem Betrage angenommen werden. Für den Punkt der
Kurve aber, wo das Ventil sich zu schliessen beginnt, ist ein viel grösserer Betrag des Reibungswiderstandes als im
Mittel zu Grunde zu legen, weil in diesem Augenblick der Reibungskoeffizient der Ruhe in Betracht kommt. Hier muss der
Beschleunigungswiderstand besonders klein gehalten werden, damit die Federkraft zur
Ueberwindung der anderen Widerstände möglichst unvermindert zur Verfügung steht, und
so tritt ganz von selbst der „Knick“ auf, welcher, wenn wirklich plötzliche
Kraftschwankungen vermieden werden müssen, die Bedingung für die Zulässigkeit eines
Auseinanderziehens der Kurve darstellt.
Uebrigens braucht das Wegfallen eines gewissen Betrages von Beschleunigungsfläche an
dieser einen Stelle durchaus nicht zur Folge zu haben, dass die Verhältnisse
hierdurch im übrigen beträchtlich ungünstiger werden. Wenn die Beschleunigungskurve
vor und nach dem Ventilhubwechsel mit einigermassen konstantem Betrag der Ordinaten
angenommen und ihr nicht, wie in der p'-Kurve der von
Herrn Schenker angezogenen Fig. 5, ganz willkürlich an einer Stelle eine stark hervorragende Spitze
gegeben wird, so wird der Maximalwert der negativen Beschleunigung und damit der
Federdruck nur recht unerheblich grösser als sonst.
Danach muss ich bei der Ansicht beharren, dass eine und dieselbe, beliebig in der
Mitte auseinander zu ziehende Normalwegkurve unbeschränkt für schnell- wie für
langsamlaufende Maschinen mit Vorteil zu verwenden ist.
Berlin, den 8. Nov. 1902.
C. Leist.