Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, Miszellen, S. 63 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Neue Beleuchtungsart von Eisenbahnwagen mit 2
Akkumulatoren-Batterieen.
Das Eigentümliche der elektrischen Beleuchtung von Eisenbahnwagen nach dem System Vicarino besteht darin, dass jeder Wagen eine Dynamo
und Akkumulatoren erhält, und so unabhängig ist von den übrigen Wagen und von der
Geschwindigkeit des Zuges. Neuerdings werden 2 Batterieen verwendet, um möglichst
konstante Spannung zu erhalten; während die eine Batterie die Lampen speist, wird
die andere geladen.
Textabbildung Bd. 318, S. 63
Fig. 1. Schaltungsschema für die Beleuchtung mit 2 Batterieen.
Das System ist versuchsweise auf einigen Wagen der Compagnie
de l'Est eingeführt.
Im Einzelnen besteht die Einrichtung (s. Fig. 1)
aus:
1) einer im Wagengestell aufgehängten Dynamo, die von der Achse
mit Riemen angetrieben wird,
2) 2 Akkumulatoren-Batterieen B1 und B2 zu je 16 Zellen (32 Volt) in 2
Kästen,
3) den nötigen Schalt- und Regulierapparaten.
A ist ein automatischer Schalter, der die Dynamo bei
richtiger Spannung auf die zu ladende Batterie schaltet und die Ladung bis zu einer
bestimmten Spannung kommen lässt und alsdann die zweite Batterie beim Speisen der
Lampen unter Zwischenschaltung eines Widerstandes R
unterstützt; ferner die Dynamo selbstthätig abschaltet, wenn der Wagen steht oder zu
langsam fährt, und nun beide Batterieen parallel für die Beleuchtung schaltet.
C ist ein Umschalter, bestehend aus einer 4seitigen
Kontaktwalze, die bei ihren 4 Stellungen folgende Schaltungen herstellt:
1) Batterie 2 speist die Lampen. Batterie 1 wird
geladen.
2) Beide Batterieen werden parallel geladen; die Lampen sind
gelöscht.
3) Batterie 1 speist die Lampen. Batterie 2 wird
geladen.
4) Beide Batterieen werden parallel geladen. Die Lampen sind
gelöscht.
Der Spannungsregulator L schaltet automatisch Widerstand
R' in die Erregung der Dynamo, falls die Spannung
der Maschine ein bestimmtes Mass überschreitet.
Festes Petroleum als Heizmaterial für Schiffe.
Von der Marine sind in letzter Zeit Versuche mit einem neuen Heizstoff vorgenommen
worden, nämlich mit festem Petroleum. Der Erfinder, Dr. Basenau, Inhaber eines bakteriologischen
Laboratoriums in Amsterdam, hatte eine Reihe wertvoller Vorteile bei Verwendung
dieses eigenartigen Körpers in Aussicht gestellt, bei denen die Vergrösserung des
Aktionsradius, die Möglichkeit, in ganz kurzer Zeit Dampf auf zu haben, dadurch also
Hebung der Manövrierfähigkeit und Seetüchtigkeit bei Sturm, besonders in der Nähe
der Küste, wohl den etwa 2–3 mal höheren Preis gegenüber der Steinkohle aufwiegen
konnten. Leider haben die angestellten Versuche die Erwartungen zunächst nicht
erfüllt. Der verhältnismässig niedrige Schmelzpunkt der etwa 4–5 kg schweren,
gelbbraunen Ziegel von 35 × 25 × 6 cm Abmessung, der etwa bei 80° C. liegt,
verhindert, sie allein als reine Feuerung auf den Rosten zu verfeuern; es konnte
daher nur an eine mit Kohle gemischte Feuerung gedacht werden. Die Behandlung der
gallertartigen Masse, die stark alkalisch reagierte, war nun zwar ohne
Schwierigkeit; sie liess sich leicht mit der Schaufel zerstossen und mit Steinkohle
vermischen; doch erschien sehr bedenklich, dass sie bereits bei etwa 50° C.
reichlich brennbare Grase entwickelte, während sie selbst schon mit einem
Streichholz an der Luft angezündet werden konnte. Bei geringem äusseren Druck
tropfte aus den anscheinend etwa 4% Kalium und Natriumoxyd enthaltenden Körpern
Petroleum heraus, was allein schon die Verwendbarkeit an Bord in Frage stellen
würde, da sich in kurzer Zeit die Bunkerenden mit flüssigem Petroleum füllen würden.
Inden Feuern selbst beförderte es die Verbrennung sehr lebhaft, am besten
verhielt sich eine Mischung von ¼ Petroleum zur Kohle, wurde mehr zugesetzt, so
tropfte es flüssig durch die Kosten. Die Rauchentwicklung wurde durch den Zusatz
sehr bedenklich erhöht. Wenn diese nun auch vielleicht durch Gebläse zurückgebracht
werden könnte, so erscheint z. Z. die Verwendbarkeit des festen Petroleums an Bord
doch noch sehr in Frage gestellt. Es ist noch nicht geeignet, den Heizölen
Konkurrenz zu machen; denn abgesehen von der Feuergefährlichkeit ist seine
Handhabung gegenüber der Leichtigkeit, mit der Heizöl übergenommen und verwendet
werden kann, noch zu schwierig.
Bücherschau.
Die Arbeitsweise der
Wechselstrommaschinen. Für Physiker, Maschineningenieure und Studenten der
Elektrotechnik. Von Fritz Emde. Mit 32 in den Text
gedruckten Figuren. Verlag Julius Springer, Berlin. 1902.
Dieses Buch befasst sich, wie der Verfasser in dem Vorworte hervorhebt, nicht mit
wirklichen Maschinen, sondern mit einfachen, gedachten Maschinen, die besonders
einfache Grundlagen für die mathematische Untersuchung ihrer Betriebseigenschaften
bieten, welche aber nebenbei in ihrem Verhalten wirklichen Maschinen möglichst nahe
kommen. In dem ersten mit „die physikalischen Grundlagen“ bezeichneten Teile
sollen dem weniger vorgebildeten Leser die physikalischen Grundbegriffe und
mathematischen Definitionen des elektrischen Stromes, der elektromagnetischen
Induktion etc. vermittelt werden und wird dieser Teil, wiewohl er bemerkenswerte
Aufklärungen bringt, seitens des Verfassers für jene Leser, welche mit den genannten
Begriffen vollkommen vertraut sind, als überflüssig erklärt. Der zweite Teil
behandelt das für die Wechselstromtechnik so wichtige Gebiet der Selbstinduktion und
der Streuung, und ist der Verfasser besonders bemüht, einen Ueberblick über die von
einander abweichenden Darstellungen und Ausdrucksweisen zu geben. Die Bedeutung der
Streuung wird sodann im dritten Absatz des zweiten Teiles an dem Transformator
klargelegt und hierbei der Wechselstromtransformator einer eingehenderen
Untersuchung unterzogen. Im dritten Teile dieses äusserst knapp gefassten Büchleins
gelangen die mechanischen Wirkungen zur Behandlung, wobei die wichtigeren Grossen,
wie zugeführte Leistung, Leistungsfaktor, Schlüpfung, Zugkraft, Anzugsmoment und
Ueberlastungsfähigkeit abgeleitet werden. Das Buch ist äusserst interessant und
anregend geschrieben, setzt aber eine gründliche Vertrautheit sowohl mit den
mathematischen, als auch graphischen Berechnungen voraus und ist infolge dessen,
sowie der knappen, streng sachlichen Ausdruckweise wegen nicht leicht verständlich.
Es hat daher nur für jene Interessenten praktischen Wert, deren Vorkenntnisse ein
leichteres Verfolgen der vorgeführten Ableitungen gestatten. Druck und Ausstattung
sind vorzüglich.
A. P.
Die Herstellung, Aufbewahrung und
Verwendung von Acetylengas und Lagerung von Carbid. Erläuterungen zur
allerhöchsten bayerischen Verordnung vom 22. Juni 1901, Gr. u. V.-Bl. 30 vom 26.
Juni 1901. Von Jakob Knappich in Augsburg. Halle a. S.,
Carl Marhold. 1902.
Die Verordnungen über die Herstellung und Aufbewahrung von Acetylen und Calciumcarbid
lehnten sich innerhalb Deutschlands allgemein an die letzte Verordnung der
preussischen Staatsregierung an, ja die meisten der Bundesstaaten machten sie ohne
nennenswerte Aenderung zu ihrer eigenen. Bayern verharrte zunächst abwartend und kam
endlich als letzter Bundesstaat mit einer neuen Verordnung heraus, die stark
bekämpft wurde. Die Verordnung machte es nämlich in ihrem Hauptpunkte den
Fabrikanten der automatisch arbeitenden Acetylenapparate unmöglich, unter
befriedigenden Bedingungen weiter zu arbeiten, da nicht allein die Kosten solcher
Apparate, wenn sie den Vorschriften genügen sollten, nicht unerheblich wuchsen,
sondern auch die behördliche Zulassung solcher Apparate erschwert wurde. Einige
Milderungen der Härten der Verordnung sind inzwischen erreicht worden, aber im
grossen und ganzen wurde sie unverändert beibehalten. Die Meinungen über die
Zweckmässigkeit einzelner Vorschriften der Verordnung gehen sehr weit auseinander,
sie decken sich mit den Anschauungen über automatischen oder Handbetrieb der
Acetylenapparate. Anerkannt muss indess werden, dass die Verordnung mit grösster
Sorgfalt und mit vielem Verständnis bearbeitet wurde. Als einer ihrer grössten
Vorzüge muss ferner anerkannt werden, dass sie eine Handhabe bietet, gewissen
Apparaten, die den bisherigen Erfahrungen nicht entsprechen, ohne weiteres den Markt
zu verschliessen. Abzuwarten bleibt, ob die strengere bayerische, oder die liberale
der übrigen Bundesstaaten die Industrie besser fördern wird. Knappich sucht in der
lesenswerten Schrift die bayerische Verordnung zu erläutern, und er thut es mit
einer Gründlichkeit und Klarheit, die unumwundene Anerkennung verdient. Das Buch
kann deshalb jedem Interessenten auf das beste empfohlen werden, es wird in allen
beteiligten Kreisen mit Befriedigung gelesen werden.
Liebetanz.
Eingesandt.
Andrew Carnegie – Stiftung.
Der Vizepräsident des Iron- and Steel Institute, Herr Andrew
Carnegie, hat diesem Institut eine Summe von 64000 Dollar 5prozentige
Obligationen im „Pittsburg, Bessemer, and Lake Erie Railroad“ zu dem Zwecke
übergeben, jährlich ein oder mehrere Stipendien, deren Höhe dem Belieben des
Vorstandes überlassen ist, an geeignete Bewerber, ohne Rücksicht auf Geschlecht oder
Nation zu verleihen. Bewerber, welche das 35. Lebensjahr noch nicht erreicht haben,
haben sich unter Benutzung eines besonderen Formulars bis Ende Februar beim Sekretär
des Instituts anzumelden.
Zweck dieser Stipendien ist es nicht, die gewöhnlichen Studien zu erleichtern,
sondern solchen, welche ihre Studien vollendet haben oder in industriellen
Etablissements ausgebildet wurden, die Möglichkeit zur Durchführung von
Untersuchungen auf eisenhüttenmännischem oder verwandtem Gebiete zu gewähren, welche
die Entwicklung derselben oderihre Anwendung in der Industrie fördern wollen.
Die Wahl des Ortes, wo die fraglichen Untersuchungen ausgeführt werden sollen
(Universitäten, technische Lehranstalten oder Werke) wird nicht beschränkt,
vorausgesetzt, dass derselbe für die Durchführung metallurgischer Untersuchungen
passend eingerichtet ist.
Jedes Stipendium wird für ein Jahr verliehen, doch steht es dem Instituts vorstand
frei, dasselbe für eine weitere Periode zu verlängern. Die Untersuchungsergebnisse
sollen dem Iron and Steel Institute bei seiner Jahresversammlung in Form einer
Abhandlung vorgelegt werden. Der Vorstand kann, wenn er die Abhandlung genügend
wertvoll findet, dem Verfasser die goldene Andrew Carnegie
Medaille verleihen. Sollte keine genügend würdig befundene Arbeit
vorliegen, so unterbleibt in diesem Jahre die Verleihung der Medaille.
Im Auftrage des Vorstandes
Bennett H. Brough,
Generalsekretär.
London, Victoria Street 28.
5. Januar 1903.