Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, Miszellen, S. 255 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Japans Schiffbauindustrie.
Einen interessanten Einblick in den hohen Stand der gegenwärtigen Schiffbauindustrie
Japans gewährt ein Bericht über die letzte, im November vorigen Jahres abgehaltene
Versammlung der „Japanese Society of Naval Architects“, den
„Engineering“ bringt. In dem ersten Vortrag jener Sitzung wurde der
Vorschlag gemacht, auch für Japan ein Schleppversuchsbassin für Schiffsmodelle zu
bauen und betont, dass Japan auf diesem Gebiet nicht zurückstehen dürfe, da England,
Deutschland, Frankreich, Russland, Italien, Holland- und die Vereinigten Staaten
bereits ihre eigenen Schleppversuchsstationen hätten, und die Veröffentlichungen
über die Leistungen der englischen und deutschen Anstalten ihren hohen Wert gezeigt
hätten.
Der zweite Vortrag behandelte die Festigkeitsuntersuchung zweier flach gehender
Flussdampfer, die in Japan für den Dienst auf den Flüssen Chinas erbaut worden und
deren Abmessungen annähernd gleich sind, deren Maschinen und Kessel aber eine
verschiedene Lage im Schiffsraum haben. Das eine Schiff hat nämlich Maschinen und
Kessel zusammenhängend mittschiffs, das andere durch einen langen Kohlenquerbunker
getrennt. Das Ergebnis der Berechnungen zeigte dann, das bei der ersten Anordnung
das auftretende Maximum der Scheerkräfte doppelt so gross ist, als bei der
zweiten.
Der dritte Vortrag schildert die schwierige Bergung eines 165 ft. (50 m) langen,
japanischen Schraubendampfers, der an der Küste einer der Loo Choo-Inseln gesunken
war, sodass sein Heck 18 ft. (5,48 m), seine Back 48 ft. (14,63 m) unter der
Wasseroberfläche lag.
Der vierte Vortrag brachte endlich einen Vergleich der Bauvorschriften für die
Konstruktion der Schiffskessel und ihrer Einzelheiten, wie sie der englische Lloyd, Board of Trade, British Corporation,
Germanischer Lloyd, American Standard Registry und das Japanische Marinebureau vorschreiben. In dieser
Abhandlung wird dann für eine grössere Dehnbarkeit jener Vorschriften eingetreten,
die hydraulische Kesseldruckprobe mit dem zweifachen Arbeitsdruck als zu weitgehend
und in ihren Folgen schädlich bezeichnet, und ein neuer Vorschlag für die
Prüfungsvorschriften gemacht.
Ein Zeichen für die Wertschätzung der Leistungen der japanischen Schiffbauindustrie
durch das Ausland ist ferner darin zu sehen, dass für die amerikanische Regierung
der Philippinen in Japan zu Jokosuka auf der Werft der Uraga
Dock Company fünfFlusskanonenboote im Bau sind, deren erstes im
Dezember letzten Jahres bereits vom Stapel gelaufen ist.
Die im Compositsystem (Aussenhaut und Deck aus Holz, Verbände aus Stahl) gebauten
Fahrzeuge haben zwei Schrauben, Maschinen von 350 I. PS, die dem Schiff eine
Geschwindigkeit von 10 Knoten verleihen sollen, Destillierapparate, elektrische
Beleuchtung und Scheinwerfer, und eine Armierung, die aus einer 3,7 cm
Schnelladekanone und zwei Maschinenkanonen besteht. Die Hauptabmessungen der
Kanonenboote sind: „Länge 42 m, Breite 7 m und Tiefgang 0,40 m.“
Auch in dem Bau grosser Trockendocks, die zur Aufnahme der modernen Schiffskolosse
eingerichtet sind, hat Japan in den letzten Jahren Ausserordentliches geleistet.
Elektrischer Geschwindigkeitsmesser, Syst. Scholkmann.
Le génie civil 17. I. 03.
Der elektrische Geschwindigkeitsmesser, System Scholkmann, dient hauptsächlich zur Bestimmung der Geschwindigkeit von
Eisenbahnzügen. Er besteht aus zwei Teilen, einem auf einer Tenderachse befestigten
Uebermittlungsapparat und einem an einem beliebigen Ort angebrachten Empfänger.
Beide Teile sind durch zwei Drähte verbunden.
Der Uebermittler ist eine möglichst einfach und solide gebaute Wechselstrommaschine,
deren elektromotorische Kraft proportional der zu messenden Geschwindigkeit ist. Der
feststehende Teil ist ein aus Eisenblechen zusammengebauter Eisenring mit 12
Polansätzen im Inneren. Davon werden 6 mit Gleichstrom aus einer kleinen
Akkumulatorenbatterie erregt. Die dazwischen liegenden 6 Pole tragen eine Wicklung,
in denen der Wechselstrom induziert wird. Jeder solche Wechselstrompol befindet sich
also zwischen einem Nord- und einem Südpol.
Der bewegliche Teil ist ein gleichfalls aus Blechen zusammengesetzter 6poliger Stern.
Dadurch nun, dass jeder Polschuh die Wechselpole abwechselnd mit einem Südpol oder
einem Nordpol verbindet, bilden sich wechselnde magnetische Kreise. Durch den
Wechselpol schliessen sich nacheinander die Kraftlinien des Süd- und dann des
Nordpols, und dieser Wechsel induziert in den Windungen den Wechselstrom.
Der Empfänger ist ein Zweiphasenmotor. Sein feststehender Teil ist ein aus
Eisenblechen zusammengebauter Ring mit 4 Polansätzen. Der rotierende Teil trägt am
Umfang eine Aluminiumtrommel.
Der vom Uebermittler kommende Wechselstrom geht durch einen
Vorschaltewiderstand, dessen Bedeutung später erörtert wird, und teilt sich dann in
zwei Zweige. Der eine durchfliesst einen induktiven Widerstand und zwei
gegenüberliegende Wicklungen, der zweite einen induktionslosen Widerstand und die
beiden anderen Pole. Das so entstandene Zweiphasendrehfeld sucht die einen Zeiger
tragende Aluminiumtrommel mitzunehmen, doch wird dieses Drehmoment von einer Feder
aufgenommen. Die Skala ist empirisch nach Kilometer und Stunde geeicht.
Um falsche Angaben infolge von Spannungsschwankungen in der Erregerbatterie zu
verhüten, benutzt man einen Vorschaltewiderstand mit entsprechend hohem
Temperaturkoeffizienten.
Um schliesslich noch der Abnützung der Radbandagen Rechnung zu tragen, macht man den
Vorschaltewiderstand in ganz engen Grenzen regulierbar.
Chemisch-technische Neuerungen der letzten Jahre in der
Fabrikation von Portlandzement
werden von Dr. Ferdinand R. v. Arlt in der
„Oesterreichischen Chemikerzeitung“, Jahrg. V, No. 23, besprochen. In den
letzten Jahren ist dem Portlandzement ein gefährlicher Konkurrent in dem billigeren
Schlackenzement erwachsen. Wenn nun zwar für letzteren eine unbedingte
Gleichwertigkeit mit dem Portlandzement auch noch nicht erwiesen ist, so hat doch
schon das Erscheinen des Schlackenzementes im Handel die Portlandzementfabrikation
gezwungen, den Marktpreis zu erniedrigen und infolgedessen auch, wenn möglich, die
Herstellungskosten zu verringern. Letzteres kann durch Vereinfachung des
Herstellungsverfahrens, durch Verminderung des Brennstoffverbrauches oder durch
Verwendung billigen Rohmaterials geschehen. Als billigeres Ausgangsmaterial kommt
gegenüber Ton, Kalk, Mergel u.s.w. wohl nur Hochofenschlacke in betracht, bei deren
Verwendung in den meisten Fällen gleichzeitig Vereinfachung des Verfahrens, bezw.
Ersparnis an Heizmaterial erzielt werden soll, infolge Ausnützung der Wärme, welche
in der den Hochofen flüssig verlassenden Schlacke aufgespeichert ist. Jedoch dürften
sich die meisten Hochofenschlacken trotz ihrer scheinbar günstigen chemischen
Zusammensetzungen nicht ohne weiteres an Stelle des Tones verwenden lassen.
Andererseits ist es jedoch höchst wahrscheinlich, dass gerade diese Verfahren neue
Wege für die Herstellung von Portlandzement aus Ton und Kalk weisen werden.
Da das Brennen des Zementes von grosser Wichtigkeit ist, so ist es auch erklärlich,
dass sich wohl die grösste Anzahl der auf dem Gebiet der Zementfabrikation gemachten
Verbesserungen auf die Brennapparate beziehen. Sicherlich vermag heute jeder der
drei Typen, Schachtofen, Ringofen und Drehrohrofen, Vorzügliches bei geringem
Brennstoffverbrauche zu leisten. Die meisten dieser Verbesserungen beziehen sich auf
konstruktive Ausgestaltungen der zu verwendenden Brennapparate und handelt es sich
in der Regel dabei um Einhaltung besonderer Querschnittsverhältnisse oder
Vorrichtungen zur Regelung des Luftzuges. Am meisten Interesse beanspruchen die
Versuche, welche das alte Problem der Kühlung der Ofenwände sowie die gleichzeitige
Nutzbarmachung der sonst durch Strahlung verloren gehenden Wärme zu lösen suchen.
Lessing und Rheinfeld
(D. R. P. No. 125251 und Oe. P. No. 4562) verwenden als feuerfestes Futter
rotierender Brennöfen ein poröses, mit Kanälen durchsetztes Material. Die Kanäle
selbst stehen wiederum mit einer Druckluftleitung in Verbindung. C. F. Theurer und H. Chr.
Hansen lassen die Luft, welche beim Durchstreichen der Kühlzone die Wärme
der Klinker aufgenommen hat, durch Injektoren aufsaugen und Generatoren zuführen,
welche zur Herstellung des für den Betrieb von Schachtöfen mit Gasfeuerung nötigen
Gases dienen und seitlich der Sinterzone in den Ofen eingebaut sind (Oe. P. No.
7058). Eine Verwertung der bei dem Betriebe rotierender Oefen alter Konstruktion
verloren gehenden Klinkerwärme bezweckt das Verfahren von Lathburg und Spackman (E. P. No. 5346 vom
Jahre 1901), welche über die den Ofen verlassenden Klinker einen Luftstrom blasen
und denselben, noch heiss mit dem Brennmaterial gemischt, dem Ofen zuführen. Das
Patent von Lessing und Dr. Wolf (D. R. P. No. 125250) beruht auf der Teilung in Verbrenn–,
Sinterungs- und Kühlofen. Hiernach wird die Rohmasse in einem rotierenden Ofen
vorgewärmt und dann in den Schachtofen eingeführt, in welchem sie durch Widerstände
zerstreut, einer Flammensäule entgegen herabrieselt, wobei sie bis zur Sinterung
erhitzt wird. In einem zweiten Drehofen gibt dann die Masse ihre Wärme an einen ihr
entgegengefahrten Luftstrom ab.
Es ist das Verdienst von Michaelis, nachgewiesen zu
haben, dass überbrannter, d.h. über die Sinterungstemperatur gebrannter Zement sehr
wohl noch brauchbar ist, vorausgesetzt jedoch, dass ein derartiger Zement rasch
abgekühlt wurde. Das gleiche gilt vom Schlacken zement. Demzufolge wird nach v. Forell (E. P. No. 23443 vom Jahre 1901) geschmolzene
Hochofenschlacke gegen eine kalte Fläche geschleudert. Bei diesem Verfahren findet
zugleich auch eine Entschweflung der Schlacken statt. Entschweflung bezweckt auch
das Verfahren von Dr. Wormser D. R. P.No. 122300),
welches der Rohmasse gewöhnlichen Zementes ungefähr 1–5 pCt. Chlorkalk hinzusetzt,
wodurch der Schwefel als Chlorschwefel verflüchtigt, das Eisen aber oxydiert wird.
Andere Verfahren zur Beseitigung des Schwefels aus den Schlacken stammen von Passow (Zufuhr von Sauerstoff) D. R. P. No. 128281, No.
128282 und Oe. P. No. 8963) und Wuth (D. R. P. No.
128252). Ersterer presst Luft in die geschmolzene Schlacke, letzterer durchtränkt
den Kalk, welcher der gemahlenen Schlacke zuzusetzen ist, mit einer Lösung von
Natriumnitrat.
Zur Herstellung weissen Portlandzementes wird nach Ehemann (D. R. P. No. 110523 und Oe. P. No. 3686) eisenfreier Kalk und Ton
mit Feldspat, der auch durch eisenfreie saure kieselsaure Fritten und Gläser ersetzt
werden kann, bis über die Sinterung gebrannt wird. Um Portlandzement herzustellen,
welcher der Einwirkung von Seewasser widersteht, gebraucht Potter (E. P. No. 15132 aus dem Jahre 1899) einen Zusatz gebrannten Tones
zum Portlandzement. Michaelis (E. P. No. 3768 vom Jahre
1901) sucht die Seewasserbeständigkeit des Portlandzementes dadurch zu erreichen,
dass es das Aluminium durch die Oxyde von Eisen, Mangan oder Chrom ersetzt.
Dr. Hcp.
Als Material für die Herstellung feuerfester Oefen
findet nach einer Mitteilung der „Zeitschrift für Heizung, Lüftung und
Beleuchtung“ 7. Jahrg. No. 14, das Karborandum, die Kohlenstoffverbindung
des Silciums (SiC) erfolgreiche Verwendung. Nach den
bis jetzt allgemein verbreiteten Anschauungen hielt man für die Errichtung
feuerfester Anlagen nur ein Material für verwendbar, welches gleichmässig aus
feuerfester Masse besteht. Versuche, die von der Aktiengesellschaft für feuerfeste Industrie in Düsseldorf angestellt
wurden, haben indessen gelehrt, dass auch weniger widerstandsfähige Stoffe, die mit
einem Ueberzug von Carborundum versehen sind, so hochgradrig feuerfest werden, dass
sie den höchsten in der Feuerungstechnik vorkommenden Hitzegraden zu widerstehen
vermögen. Die Herstellung eines solchen Ueberzuges geschieht derart, dass man das
Carborundum mit einem geeigneten Bindemittel, Ton, Wasserglas etc. zu einem massig
dicken Brei anrührt und diesen in passender Weise auf das Material aufträgt, wobei
man es völlig in der Hand hat, den besonderen Verhältnissen durch grössere oder
geringere Dicke der Schicht Rechnung zu tragen. Für Steine gestaltet sich das
Verfahren viel einfacher, indem man sie in den Corborundumbrei eintaucht. Die
naheliegende Befürchtung, dass der Ueberzug nicht festhaften und bei der Einwirkung
höherer Hitzegrade abbröckeln möchte, erwies sich als völlig grundlos. Im Gegenteil
zeigte der Ueberzug ein unerwartet hohes Haftungsvermögen und grosse
Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Einwirkungen. – Sehr aussichtsreich erscheint
die Tätsache, dass sich die Anbringung eines solchen Ueberzuges an bereits fertigen,
aus gewöhnlichem Material hergestellten Oefen ohne Schwierigkeiten durchführen lasst
und die so behandelten Oefen sehr gute Ergebnisse liefern. Ein durch Bestreichen mit
Wasserglas-Carborundumgemisch mit einem 2 mm starken Ueberzug versehener, bereits
stehender Ofen, hielt sehr hohe Hitzegrade ohne Nachteile aus, und bei seinem
Abbruche zeigte sich, dass die zu seiner Herstellung verwandten Steine nicht im
geringsten angegriffen waren.
Dr. Hgr.
Zement als Dichtungsmittel für Dampfkessel.
Begreiflicherweise eignet sich der Zement nicht als Dichtungsmittel an Stellen, die
häufigen, starken Temperaturschwanklingen ausgesetzt sind. Wohl aber ist seine
Verwendung bekanntlich sehr wertvoll für die Abdichtung von Mannlochverschlüssen. –
Man benutzt zu diesem Zwecke einen recht fein gemahlenen, vor dem Gebrauch nochmals
abgesiebten, langsam bindenden Zement. Der durch Verrühren mit Wasser entstehende
Brei wird auf die vorher gut gereinigte und mit Wasser benetzte Abdichtungsfläche
ca. 2 Finger dick aufgetragen. Nunmehr wird der Mannlochdeckel so aufgesetzt, dass
er mit seiner ganzen Dichtungsfläche gleichmässig aufliegt und dann werden die
Schrauben gleichmassig und fest angezogen. Etwa 3-4 Stunden später kann der Kessel
gefüllt und in Betrieb genommen werden. Bin Nachziehen der Schrauben ist nicht
nötig.
Die Anwendung des Zementes zu dem eben erwähnten Zwecke bewahrt sich, nach der
Zeitschrift „Alkohol“, 13. Jahrg. No. 1. seit Jahren in einer mit 13 Atm.
Ueberdruck arbeitenden Batteriekesselanlage. Die Erfahrung lehrte hierbei, dass nur
breite Flächen, die womöglich durch Dichtungsriefen ein Herauspressen des Zementes
verhindern, unbedingt zuverlässig wirken. Für glatte Abdichtflächen empfiehlt sich
die Verwendung von Zementmannlochringen. Es sind dies Schläuche aus billigen
Stoffen, die in der erforderlichen Limite abgeschnitten, mit Zementmehl gefüllt und
zu Eingen zusammengenäht werden. Der gefüllte Schlauch wird durch Einlegen in Wasser
plastisch gemacht und dann wie ein gewöhnlicher Mannlochring verwandt. – Als
Vorteile, die mit der Verwendung dieses Dichtungsmittels verknüpft sind, werden
sowohl die Zuverlässigkeit der damit hergestellten Dichtungen, als auch die nicht
unwesentliche Ersparnis an Betriebskosten angeführt.
Dr. Hgr.