Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, Miszellen, S. 272 |
Download: | XML |
Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Ueber ein neues Verfahren zur Darstellung von
Mischgas erstattet Direktor Borchardt-Remscheid im Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung,
VLV. Jahrg. No. 43, S. 797 u. 798 Bericht. – Bisher leitete man bei der Erzeugung
von Mischgas das Wassergas entweder unmittelbar in die Vorlagen der
Steinohlengasretorten, wobei zum Teil Kohlenwasserstoffdämpfe mitgenommen wurden, so
dass sich der Benzolverbrauch beim Carburieren verringerte, oder man mischte die
beiden Gase kurz vor ihrem Eintritt in den Behälter. In beiden Fällen durfte aber,
wenn Störungen, besonders bei Gasmotoren, nicht auftreten sollten, die Menge des
zugesetzten Wassergases 20–25 v. H. nicht überschreiten. Der Benzolverb rauch beim
Carburieren schwankte bei diesen V erfahren zwischen 70 und 100 g für 1 cbm
Wassergas. Verfasser leitete das Wassergas unmittelbar in die Retorten, aus denen
das Steinkohlengas destilliert wird, und konnte so Mengenvon 40, ja 50 v. H.
zumischen, ohne dass sich Misstände irgend welcher Art gezeigt hätten. Dabei war,
was besonders wichtig ist, die Zahl der Wärmeeinheiten des Mischgases fast auf
derselben Höhe, wie die des reinen Steinkohlengases, (etwa 100–150 niedriger), und
der Verbrauch von Benzol so gering (45–50 g für 1 cbm Wassergas), dass bei einem
Zusatz von 10–15 v. H. Wasserskis das entstandene Mischgas auch ohne Carburierung
die genügende Lichtstärke von 13–14 HK ergab. Das
Wassergas wird am oberen Ende des Retortenbodens durch eine mit Absperrhahn
versehene Rohrleitung während der ersten Stunde der
Destillation eingeblasen. Eine längere Zufuhr von Wassergas, ebenso eine in spateren
Stufen der Destillation vorgenommene, ergab ungünstige Resultate. Das Verfahren
vereinigt mit erheblich geringeren Betriebskosten den Vorzug, die oft schwer
verkäuflichen Koksmengen ganz erheblich zu verringern.
Dr. Hgr.
Zentralschmiervorrichtung.
Bei den bisher gebräuchlichen Tropfölern kamen, selbst wenn das Oel unter Druck zu
den zu schmierenden Teilen gelangte, Verstopfungen, welche zu unliebsamen Störungen
führten, teils im Oelventil, teils in den Lagermündungen der Oelleitrohre vor.
Diesem Uebelstande abzuhelfen fertigen Cosack &
Kleinert in Berlin einen Zentralölapparat, welcher insbesondere für
Motorwagen bestimmt ist, jedoch auch für Maschinen jeder Art verwendet werden
kann.
Textabbildung Bd. 318, S. 272
Das Oel steht bei diesem Apparat unter stetem Druck von etwa 3 Atm., und der
Oelabfluss zu jeder einzelnen Schmierstelle bei Motorwagen unter ständiger Kontrole
vom Führersitz aus.
Wie beistehende Figur zeigt, besteht der Apparat aus einer kleinen Luftpumpe a, welche entweder an die Ventil- oder Kurbelwelle des
Motors durch einen Exzenter angeschlossen wird. Diese Pumpe hat 15 mm Hub,
Selbstölung und belastet selbst bei höchstem Druck den Motor nur in geringem Masse.
Der Zweck der Pumpe ist, Luft in den etwa 4 kg Oel fassenden Behälter b zu pressen, welcher, um den Druck zu regeln, mit
einem Sicherheitsventil versehen ist. Von hier fliesst das Oel nach Senken des
Sperrhebels c, durch Leitung e in den vor dem Führersitz angebrachten Oelverteiler d, der beliebig viele Oelstellen enthält. Bei Anwendung
an Motorwagen fassen die kleinen Oeler je etwa 25 ccm, der grössere für das
Kurbelgehäuse dagegen 150 ccm Oel. Nach Füllung der Oeler wird der Sperrhebel c wieder umgelegt, wodurchdie Luft durch Leitung
f auf die in den Oelern auf dem Oel liegenden
Kolbenscheiben, die nebenbei den Stand des Oeles anzeigen, drückt. Sofort setzen
sich diese in Bewegung und drücken das Oel aus den Glasbehältern durch je ein
einstellbares Drosselventil in die Leitungen zur Schmierstelle. Diese Drosselventile
können einzeln vom Führersitz aus so eingestellt werden, dass sie gleichbleibend in
der Zeiteinheit die gewünschte Menge Oel durchlassen.
Sollte sich nun auch hier die eine oder andere Leitung verstopfen – was jedoch zu den
grossen Seltenheiten gehört – so braucht nur das Ventil mehr geöffnet zu werden,
wodurch der stärkere Druck das Hindernis forttreibt. Die Verstopfung gibt sich durch
Stillstand der betreifenden Kolbenscheibe im Glasöler sofort zu erkennen, wodurch
einem Warmlaufen des zu schmierenden Teiles vorgebeugt ist.
Wie aus vorstehendem ersichtlich, ist zur Bedienung dieses Apparates nur ein einziger
Handgriff nötig, und zwar Senken des Sperrhebels, um das Oel aus dem Behälter in die
Verteiler gelangen zu lassen, und Emporheben desselben, um nun den Fortgang der
Oelung zu beobachten.
Zu erwähnen ist noch, dass während des Füllens der Oeler keine Unterbrechung der
Oelzufuhr zu den Leitungen stattfindet. Natürlich kann der Oelbehälter samt der
Pumpe an jeder beliebigen Stelle des Wagens angebracht werden. Das Manometer wird
sodann nicht wie in der Abbildung auf dem Oelbehälter, sondern auf dem Luftdruckrohr
oberhalb des Oelverteilers angebracht.
K.
Bücherschau.
Aufgaben aus der Elektrotechnik
nebst deren Lösungen. Ein Uebungs- und Hilfsbuch für Studierende und
Ingenieure. Von Dr. phil. E. Müllendorf. 113 Seiten 8°
mit 14 Textfiguren. Preis geb. 2,50 Mk.
Die vorliegenden Aufgaben sind, wie auch in der Einleitung erwähnt wird, in erster
Linie für Studierende bestimmt, denen ein Mittel geboten werden soll, durch
häusliche Arbeit das in den Vorträgen Gehörte zu befestigen und insbesondere die
Anwendung der mathematischen Methoden auf technische Aufgaben zu lernen. Von diesem
Standpunkt aus lasst sich das Ueberwiegen allgemein mathematischer Entwickelungen
erklären, ebenso das lange Verweilen bei Aufgaben aus der Potentialtheorie. Dagegen
wird der bereits in die Praxis eingetretene Elektrotechniker nicht sehr viele
Aufgaben vorfinden, die ihn mit dem dort zu bewältigenden Stoff vertraut machen
könnten; auch wären für diesen Zweck viele der Lösungen zu wenig ausführlich
behandelt.
Andererseits dürfte wiederum der eingearbeitete Praktiker, der gelegentlich tiefer in
Untersuchungen theoretischer Art eindringen möchte, manche Aufklärung über die
mathematische Behandlung einer gestellten Aufgabe vorfinden, insbesondere in den
Kapiteln über Stromverteilung, Wechselstromtechnik, Vektorenrechnung und Methode der
kleinsten Quadrate.
Die Eisenbahntechnik der
Gegenwart, zweiter Band, vierter Band, vierter Abschnitt. Signal- und Sicherungs-Anlagen, zweiter Teil, bearbeitet
von Scholkmann. Wiesbaden 1902. C. W. Kreidels Verlag
1902.
Dieser zweite Teil des 4. Abschnittes des rühmlichst bekannten Sammelwerkes bringt
die Fortsetzung hinsichtlich der baulichen Einrichtungen der Stellwerksanlagen, was
die Signale und ihre Stellvorrichtungen, dann die ergänzenden
Sicherheitseinrichtungen an den fernbedienten Weichen, ferner die besonderen
Gleisschutzeinrichtungen (Zugankündiger, Vorlegebäume, Festlaufgleissperren,
Entgleisungsschuhe u. dergl.) anbetrifft. Den Schluss bildet das Beispiel einer
jener Stellwerksanlagen, welche unter dem unmittelbaren Einflüsseder
Betriebsdienststelle stehen und nicht geblockt sind. – Auch dieser vorliegende
zweite Teil besitzt, wie es ja eigentlich als selbstverständlich gelten darf, alle
jenen schätzenswerten Vorzüge, welche wir an dieser Stelle schon gelegentlich der
Besprechung des ersten Teiles des vierten Abschnittes hervorzuheben angenehmen
Anlass hatten. Allerdings musste sich in dieser Fortsetzung der Verfasser – wollte
er den verfügbaren Raum nicht so und sovielmal überschreiten – wieder die
Beschränkung auferlegen, lediglich die bekanntesten deutschen Einrichtungen oder
besser gesagt bloss jene Einrichtungen in nähere Behandlung zu ziehen, welche
vorwiegend innerhalb des preussischen Staatsbahnnetzes angewendet sind.
L. K.
Die Geschichte des Eisens in
technischer und kulturgeschichtlicher Beziehung. Von Dr. Ludwig Beck. Fünfte Abteilung. Lieferung 1–4.
Die vorliegenden Lieferungen des seiner Vollendung entgegengehenden Werkes behandeln
die Zeit vom Jahre 1860 an bis zur Gegenwart. Es fällt in diesen Abschnitt
insbesondere die Einführung jener Prozesse, welche eine billige Massenproduktion von
schmiedbarem Eisen gestatten, des Bessemerverfahrens,
dann des Siemens–Martinprozesses und Ende der siebziger
Jahre des für Deutschland so überaus wichtigen Thomasprozesses und anschliessend hieran des basischen Martinprozesses. Damit aber eine so gewaltige Produktionsvermehrung, wie
sie in diesem Zeitraum stattfand, möglich war, mussten auch im Hochofen- und
Walzwerksbetrieb neue Hilfsmittel eingeführt werden, von denen wir für den Hochofen
insbesondere die Einführung der steinernen Winderhitzer von Cowper, Whitwell u.a. erwähnen wollen. In trefflicher Weise versteht es
der Verfasser, die Entwicklung der Eisenindustrie auch in dieser Periode zu
schildern und zwar in knapper, treffender Form, was bei dem grossen Umfang des
vorliegenden Stoffes umsomehr anzuerkennen ist. Insbesondere die fünfte Abteilung
des Beckschen Werkes wird eine wertvolle Ergänzung der
vorhandenen Lehrbücher der Eisenhüttenkunde bilden.
Ww.