Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, Miszellen, S. 333 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Geschwindigkeits-Regulator für Turbinen.
Von L. Ribourt. Le Genie civile, 7. März 1903.
Der Apparat, der von dem Ingenieur L. Ribourt erfunden
wurde, hat seine Vorzüge bereits in der Praxis bewährt, und zwar nicht nur bei
Anlagen mit grossem Gefälle, wo die Regulierung einfacher ist, sondern auch bei
schwierigen Verhältnissen, niedrigem Gefälle, geringer Leistung, schwerer Schütze,
und sehr schwankendem Kraftbedarf. Auch hier entsprachen die praktischen Ergebnisse
den theoretisch berechneten Verhältnissen.
Fig. 1. gibt einen schematischen Querschnitt.
Mit Hilfe einer Rotationspumpe Z, von der Achse der zu
regulierenden Turbine aus angetrieben, wird eine Flüssigkeit – Wasser oder Oel – in
einer völlig geschlossenen Bahn in stetige Bewegung gesetzt, und zwar nimmt die
Pumpe ihren Bedarf aus dem Behälter R, treibt die
Flüssigkeit durch die Röhre A zu dem Regulierapparat
F und zurück zu dem Behälter R. Der Regulierapparat (Fig.
2) hat den Zweck, die durch Unregelmässigkeiten im Gange der Turbine, und
damit auch der Pumpe hervorgerufenen Schwankungen in der Strömungsgeschwindigkeit im
vergrösserten Masse in Schwankungen des inneren Druckes umzuwandeln.
Textabbildung Bd. 318, S. 333
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 318, S. 333
Fig. 2.
Zu diesem Zwecke ist in die konische Ausflussöffnung G
ein kleiner Kolben F eingesetzt, der den freien
Durchfluss hindert, und zwar um so mehr, je mehr er in die Düse hineingezogen wird.
Die Bewegung des Kolbens F erfolgt durch einen zweiten
Kolben E, der unter der Wirkung zweier Kräfte steht:
einmal des inneren Druckes, der ihn nach oben zu bewegen sucht und dadurch den
Widerstand bei F noch vermehrt, und dann der Spannkraft
der Feder T, deren Grösse durch die Schraube U zu regulieren ist. Unter der Wirkung des so
veränderlichen inneren Druckes steht der Kolben B
Fig. 1. Dieser wirkt auf den Verteilungsschieber N des Relais G für den
hydraulischen Kolben, der die Schütze betätigt. Um den Ausgangszustand wieder
herbeizuführen, wirken die beiden Zahnstangen C und J auf das Getriebe I das
in Verbindung mit dem Schieber N steht.
Bei normalem Gang der Turbine wird sich in A ein Druck
einstellen, abhängig von der freien Oeffnung, die der Kolben F in G der durchmessenden Flüssigkeit lässt,
und von der Federspannung. Jede Aenderung im Gange der Turbine führt eine Aenderung
in der Stellung von F herbei, und ändert damit auch die
übrigen Verhältnisse. Durch passende Wahl der Umdrehungszahl der Pumpe und der
Federspannung kann man für jeden einzelnen Fall erreichen, dass bei geringer
Abweichung von der einzustellenden Umdrehungszahl der Turbine beträchtliche
Druckänderungen auftreten, und so den Apparat sehr empfindlich gestalten.
Der Apparat kann bei jeder Art von Turbinen angewandt werden.
Kesselsteinvernichter und Kesselspeisewasser.
Die grosse Anzahl der jährlich umgesetzten Universalmittel gegen Kesselsteinbildung
und die fast täglich auftauchenden neuen
Kesselsteinvernichter sind der beste Beweis dafür, welche weitgehendeUnkenntnis,
selbst in technischen Kreisen, noch heute über die Bildung und das Wesen des
Kesselsteines herrscht. Es kann nicht häufig genug darauf hingewiesen werden, dass
fast alle sogenannten Universalkesselsteinmittel, Kesselsteinvernichter, oder wie
sie sonst noch genannt werden mögen, im günstigsten Falle an und für sich zwar
unschädlich sind, ihrem Zweck aber absolut nicht entsprechen, in den meisten Fällen
dagegen direkt schädlich wirken und wohl in allen Fällen viel zu teuer bezahlt
werden.
So bringt die Zeitschrift für Spiritusindustrie folgende Mitteilung Garniers und der feuertechnischen Abteilung des
Instituts für Gährungsgewerbe über einen von der Firma J.
Martin-Berlin bezogenen Kesselsteinvernichter: „Das frische Mittel
stellte eine gelatinöse, klebrige, braungefärbte Masse dar, welche sich im
Walser mit tief brauner Farbe auflöst: beim Schütteln der braunen Flüssigkeit
macht sich an ihrer Oberfläche starke Schaumbildung bemerkbar.“ Die weitere
Untersuchung beschränkte sich auf den Nachweis der Hauptbestandteile. „Das Mittel
besteht hiernach aus 42,22 v. H. Wasser, die übrigen Bestandteile sind
organischen Ursprungs. Neben Katechu, das in grosser Menge vorhanden ist,
enthält die Masse noch Seifenkraut (Saponin) und Pflanzenschleim. Der wirksame
Bestandteil des Mittels ist Gerbsäure. Diese kann bei geringem Zusatz derart auf
das Kesselwasser einwirken, dass sie die beim Kochen ausgeschiedenen
Mineralsubstanzen in Form eines nicht festhaltenden Schaumes niederschlägt.
Grössere Mengen Gerbsäure wirken dagegen verunreinigend auf das Speisewasser
ein, indem sie die Ausscheidungen vermehren.“
Ein weiteres neues Kesselsteingegenmittel, Ferrol genannt, ist in den Mitteilungen
aus der Praxis des Dampfkessel- und Dampfmaschinen-Betriebes von der Grossherzogl.
Bad. Chem. Techn. Prüfungs- und Versuchs-Anstalt in Karlsruhe begutachtet worden.
Hiernach ist das Mittel eine dunkelbraune, wässerige, trübe, sauer reagierende und
nach rohem Holzteer und Petroleum riechende Flüssigkeit, auf welcher eine Oelschicht
schwimmt. Aber auch dieses Mittel erfüllt nicht seinen Zweck, sondern bewirkt im
Gegenteil eine grobe Verunreinigung des Kesselinhaltes.
Die Zusammensetzung der beiden obigen neuen Kesselsteingegenmittel muss also allein
schon jedem, der sich überhaupt klar ist über die Entstehung des Kesselsteines aus
dem Kesselspeisewasser, zeigen, wie wertlos dieselben als solche sind. Bezüglich der
Bildung des Kesselsteines und der Verhütung desselben greifen wir hier zum Teil auf
einen Aufsatz „Kesselspeisewasser“ der „Allgemeinen Zeitschrift für
Bierbrauerei und Malzfabrikation“ zurück.
Ein Kesselspeisewasser soll keine grösseren Mengen von freier und halbgebundener
Kohlensäure, von Sauerstoff, von Ammoniaksalzen und dem durch Wasserdämpfe unter
Abgabe von Salzsäure teilweise zerlegbaren Chlormagnesium enthalten, da hierdurch
das Rosten der Dampfkessel gefördert wird. Vor allen Dingen sind aber solche Wässer
zu vermeiden, welche zufolge ihrer chemischen Zusammensetzung feste Ablagerungen am
Kesselblech, den sogenannten Kesselstein, bilden und hierdurch zerstörend auf die
Kesselbleche selbst wirken. Da jedoch wohl in den allerwenigsten Fällen die zu
verwendenden Speisewässer mehr oder weniger frei von jenen Bestandteilen sind, so
ist in der Regel auch eine Reinigung derselben nötig. Es handelt sich nun hier in
erster Linie darum, den Gips unschädlich zu machen, was am geeignetsten durch Zusatz
einer bestimmten Menge Soda geschieht, welche Menge sich nach dem jeweiligen Gehalt
des Kesselspeisewassers an Gips richtet. Das Calciumsulfat zersetzt sich mit Soda
nach folgender Gleichung:
CaSO4 + Na2CO3
= CaCO3 + Na2SO4.
Der kohlensaure Kalk, welcher sich in Form eines lockeren Schlammes abscheidet, lässt
sich leicht entfernen, das schwefelsaure Natron dagegen scheidet sich nur dann ab
und wird nur dann zu einem Kesselsteinbildner, wenn die Konzentration im Kessel eine
allzustarke wird. In ähnlicher Weise lässt sich die Fällung der übrigen Calcium- und
Magnesiumverbindungen unter gleichzeitiger Umbildung in die entsprechenden leicht
löslichen Natriumsalze erzielen. Das für das Natriumsulfat gesagte gilt auch für den
im Wasser mit am häufigsten vorkommenden kohlensauren Kalk und das
Magnesiumkarbonat, vorausgesetzt jedoch, dass dieselben nicht neben grösseren
Gipsmengen bezw. nicht selbst in allzugrosser Menge vorkommen. Sind jedoch Calcium-
und Magnesiumkarbonat in grösserer Menge vorhanden, so fällt man entweder dieselben
vermittels gelöschtes Kalkes unter Vermeidung eines Ueberschusses von Aetzkalk, oder
man kocht das Wasser eine halbe Stunde lang und entfernt dann den hierdurch
gewonnenen Niederschlag. Treten dagegen neben Calciumkarbonat auch noch gleichzeitig
grösse oder gar grössere Mengen Gips auf, so empfiehlt sich die Verwendung von
Aetznatron. Dasselbe bildet nämlich zunächst mit der Kohlensäure des
doppeltkohlensauren Kalkes Soda, wobei der einfachkohlensaure Kalk sich abscheidet, und die Soda
zersetzt dann den Gips.
Ca Ca3CO2 + No2O = CaCO3 + Na2CO3
Na2CO3 + CaSO4 = Na2SO4 + CoCO3.
Zum Schluss sei noch kurz auf die Anforderungen hingewiesen, welche die verschiedenen
Zweige der Industrie an die zu verarbeitenden Wässer stellen. (Fach Fischer, Chem. Technologie und Kubel-Tiemann, Wasseranalyse).
Das Betriebswasser für Gärungsgewerbe soll frei sein von etwaigen anderen
Gärungserregern, durch welche sekundäre Fermentationen veranlasst werden könnten,
sowie von fremdartigen, organischen Substanzen, bei deren durch die vorhandenen
Gärungserreger bewirkten Zerfall unliebsame Produkte entstehen könnten. In der
Zuckerfabrikation sind möglichst Wässer zu verwenden, welche frei sind oder doch
wenigstens nur geringe Mengen von Sulfaten, Nitraten sowie Alkalikarbonaten
enthalten, da diese in hohem Grade melassebildend wirken. Die Wässer für Stärke- und
Papierfabrikation sowie für Färbereien. Druckereien und Bleichereien sollen wenig
organische Ausscheidungen oder Pflanzenreste (hauptsächlich wichtig für die
Stärkefabrikation) und nur geringe Mengen von Eisenverbindungen enthalten.
Dr. Hcp.
Ein Apparat für Feuerlöschzwecke und Desinfektion.
Der von dem Amerikaner Clayton erfundene Apparat,
welcher nach „Le Génie Civil“ in Fig. 1 im Aufriss und in Fig.
2 in Seitenansicht gezeichnet ist, verfolgte zunächst den Zweck,
entstehende Brände mit Hilfe von schwefliger Säure zu unterdrücken. Die Kenntnis der
mikrobentötenden Eigenschaften der gasförmigen schwefligen Säure, welche schon in
der verhältnismässig schwachen Beimischung von nur 3 v. H. zur atmosphärischen Luft
sehr energisch wirkt, verallgemeinerte indessen seine Anwendung und eroberte ihm ein
Wirkungsgebiet, welches aussichtsreicher erscheint, als seine Verwendung zu
Feuerlöschzwecken.
Textabbildung Bd. 318, S. 334
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 318, S. 334
Fig. 2.
Der Gaserzeuger A, der die Form eines grossen Backofens
hat, ist aus Eisenblech hergestellt und innen mit einem weitmaschigen Drahtnetz
versehen, auf welches Stücke von Stangenschwefel gebracht und verbrannt werden. Für
die Menge des jeweils zu verwendenden Schwefels bietet die Tatsache, dass 1 kg
Schwefel ungefähr 15 cbm Schwefligsäuregas liefert, den nötigen Anhalt. Zum
Entzünden wird der Schwefel mit etwas Alkohol, oder Petroläther übergossen. Man
schliesst sodann die Türe B und setzt mittels eines
beliebigen Motors C oder einer Transmission ein
Schaufelrad in Bewegung, welches sich im Zylinder D
befindet. Mit Hilfe dieses Aspirators wird Luft durch das Rohr E in den Apparat gesaugt, woselbst deren Sauerstoff
sich mit dem Schwefel zu schwefliger Säure verbindet. Das die schweflige Säure
enthaltende Gasgemisch wird dann durch das Rohr F in
den Kühler G gedrückt und von da nach den Räumen, die
man zu desinfizieren wünscht. Natürlicher Weise bietet es keinerlei Schwierigkeiten,
den Betrieb des Apparates zu einem kontinuierlichen zu machen.
Der Apparat findet in England und Amerika Anwendung zum Desinfizieren von
Hospitälern, Kasernen und Schulen. In Dünkirchenwurde er vor einiger Zeit zum
Desinfizieren von Schiffen und deren Ladungen verwandt und auf der Themse endlich
benutzte man ihn zum Vernichten der Ratten auf den Schiffen. –
Die Verwendung des Schwefligsäuregases zu Feuerlöschzwecken bietet im Vergleich zum
Wasser den Vorteil, dass es die brennenden Körper ebenso wie die zu schützenden
Räumlichkeiten leichter durchdringt, ohne dass es einzelne der Nachteile mit sich
bringt, die mit der Verwendung von Wasser unvermeidlich verknüpft sind.
Dr. Hgr.
Praktisches Verfahren zur Herstellung von Holzmodellen für den
Guss moderner Schiffsschraubenflügel.
Ueber ein solches Verfahren, das an die gewöhnliche Art der Herstellung von Modellen
der Schiffskörper erinnert, berichtet die Zeitschrift „American Machinist“ an Hand der folgenden Skizzen.
Die Figuren 1
und 2 werden
auf Grund der vom technischen Bureau gelieferten Schraubenzeichnung angefertigt; in
ihnen bedeutet: AA die Mittellinie der
Schraubenwelle, BB die Senkrechte dazu durch den
Mittelpunkt der Nabe des Flügels, CC die
Neigungslinie des Schraubenflügels nach hinten; ferner entsprechen die geneigten
Lagen der Schnitte aa, bb, cc und dd dem jeweiligen Steigungswinkel des
Flügels.
Denkt man sich nun den Schraubenflügel in einzelne Scheibensegmente parallel BB zerlegt, so kann man mit Hilfe der Fig. 1 und
2 leicht
auf den Oberflächen der Segmente No. 1 bis 17 die wirklichen Schnitte durch den
Schraubenflügel konstruieren, wie das in Fig. 3 für die Segmente
No. 10 und 11 in folgender Weise ausgeführt ist. In dieser Figur wird zunächst die
Mittellinie HH senkrecht zur Wellenmittellinie
AA auf der Segmentfläche 10 festgelegt, und
zwar auf der Seite der Segmentscheibe No. 10, die als Schnitt betrachtet werden
soll. Dann wird das in Fig. 4 veranschaulichte
Instrument hergestellt, das aus einer Latte und scharf zugespitzten Metallstiften
besteht, deren Entfernungen vom ersten Stift links den Abständen der Schnitte aa, bb, cc und dd von
der Wellenmitte AA in Fig. 1 entspricht. Mit
diesem Instrument werden nun in Fig. 3 um den
Schnittpunkt der Wellenmitte mit HH die
Kreisbogen aa, bb, cc und dd geschlagen, mit einem Zirkel aus Fig. 2 die
Entfernungen von HH bis zur Umhüllungslinie des
Schnittes aa auf der Segmentlinie No. 10, bis 1
und 4 (Vorder- und Rückkante der Flügelschneide in dieser Schnittlinie) genommen und
in Fig. 3 von
HH aus auf dem Bogen aa bis 1 und 4 abgetragen. Das gleiche Verfahren
wird für die Schnitte bb und cc durchgeführt, wobei die Punkte 2 und 5, sowie
3 und 6 auf den Bogen bb und cc in Fig. 3 gefunden werden.
Legt man darauf durch die Tunkte 1, 2, 3 sowie 4, 5, 6 Latten und zeichnet die
Kurven, so sind diese die Vorder- und Rückkante des Flügels in der Schnittfläche des
Segments No. 10. Schlägt man dann noch mit der Entfernung von A A bis zur Umhüllungslinie G auf der Schnittlinie No. 10 aus Fig. 1 uni den
Schnittpunkt der Wellenmittellinie mit HH in Fig. 3 einen
Kreisbogen, so erhält man den Bogen x als oberen
Abschluss des Schnittes No. 10 durch den Flügel, während der untere Abschluss
mittels der in Fig.
2 gegebenen Schraubennabenkreise gefunden wird.
Das gleiche Verfahren ist in Fig. 3 für die
Schnittfläche des Segments No. 2 durchgeführt. Es werden dabei entsprechend wie
vorher die Punkte 7, 8, 9, sowie 10, 11, 12 konstruiert und verwendet.
Textabbildung Bd. 318, S. 335
Es ist klar, dass dieses Verfahren für alle Segmente zur Konstruktion der einzelnen
Schnitte angewendet werden kann.
Nimmt man nun vollständig ebene Holzscheiben von der Dicke der einzelnen
Segmente, überträgt auf ihre Oberflächen die in Fig. 3 gefundenen
Schnittflächen und leimt die Modellbretter entsprechend zusammen, so bleibt für den
Modelltischler nur eine leicht zu bewältigende Arbeit, bis das Modell eines modernen
Schraubenflügels fertiggestellt ist.
Bücherschau.
Ultramarin von Dr. Reinhold Hoffmann. Braunschweig 1902. Friedr. Vieweg
& Sohn.
Zu jenen Werken, welche nicht nur eine vollständige Zusammenstellung der Arbeiten
über den behandelten Gegenstand darstellen, sondern gleichzeitig auch die Erfahrung
eines hervorragenden Fachmannes auf dem betreffenden Spezialgebiete enthalten,
gehört das vorliegende Buch. Dr. Reinhold Hoffmann war
selbst 25 Jahre Leiter eines der grössten Ultramarinwerke des Deutschen Reiches. Wir
können uns daher über den Entschluss des Verfassers der Anregung des Geh.-Rat Prof.
Dr. H. Bunte in Karlsruhe Folge geleistet zu haben nur
freuen, umsomehr, als hierdurch nicht nur durch eine wertvolle Monographie die Zahl
der Werke chemisch-technologischen Inhalts vergrössert wurde, sondern auch ein
ebenso wertvoller Beitrag „Zur Theorie der Ultramarin Verbindung“ vom
Verfasser gegeben ist.
Das Buch enthält in drei Abschnitten: „Die Gewinnung des natürlichen und
Fabrikation des künstlichen Ultramarins“, „Zur Theorie der Ultramarin
Verbindungen“ und ein Literaturverzeichnis über natürliches und künstliches
Ultramarin.
Nach einer Einführung bringt der Verfasser im ersten Teil seines Buches Daten über
den Lasurstein, das natürliche Ultramarin, sowie eine kurze Geschichte des
künstlichen Ultramarins. Der Besprechung der Fabrikation des künstlichen Ultramarins
stellt der Verfasser die Beantwortung, was jetzt unter Ultramarin und
Ultramarinverbindungen zu verstehen ist, voran. Die Details über das
Darstellungsverfahren, die Fabrikation, die Prüfung und das Fertigmachen des
Ultramarins für Verbrauch und Handel und Fabrikseinrichtung sind den wertvollsten
Beiträgen über chemische Technologie beizuzählen. Einzelnes hieraus wird nicht nur
den auf dem Spezialgebiete Arbeitenden, sondern alle jene interessieren, welche mit
Ultramarin zu tun haben.
„Zur Theorie der Ultramarinverbindungen“ ist, wie oben erwähnt, der zweite
Teil des Buches betitelt. Der Verfasser hat hier eine vollständige Zusammenstellung
sämtlicher auf dem schwierigen Gebiete der Ultramarinfrage gemachten Arbeiten, von
seinem Standpunkte aus geprüft, gebracht. Es würde zu weit führen, hier auf
Einzelheiten der hochinteressanten Frage einzugehen, die ja, wie bekannt, heute noch
keine befriedigende Lösung erfahren hat. Wie bei allen Fragen ähnlicher Art, bei
welchen die Darstellung verbürgt reiner Verbindungen bisher nicht gelungen ist, ist
auch hier die Aufstellung von Konstitutionsformeln von fraglichem Werte, da die
experimentellen Beweise nur zum Teil gelingen. Der Verfasser verwirft daher für
jetzt die Idee Konstitutionsformeln der Ultramarinverbindungen aufzustellen und
ändert den längst gebrachten Ausspruch C. G. Gmelins
nur dahin ab, dass er sagt: „In welcher Verbindungsweise
der Schwefel in den zahlreichen bis jetzig bekannt gewordenen
Ultramarinverbindungen enthalten ist, lässt sich nach unseren gegenwärtigen
Kenntnissen nicht mit völliger Sicherheit entscheiden.“
Die Verlagsbuchhandlung kann des Dankes des sich interessierenden Leserkreises sicher
sein, da sie die vorliegende Monographie, welche für das encyklopädische Handbuch
der technischen Chemie (Muspratts) bestimmt war, in
Buchform zur Ausgabe brachte und dieselbe vorzüglich ausstattete.
Ulrich.
Die Schienenschweissung nach
praktischen Ausführungen. Von Oberingenieur K.
Bayer in Essen. Mit 23 Abbildungen im Texte. Wiesbaden 1902. J. F.
Bergmann.
Diese 46 Quartseiten umfassende Schrift, ein Sonderabdruck aus der „Zeitschrift
für Lokal- und Strassenbahnwesen“, gehört unseres Erachtens mit zu dem
besten was über diesen zeitgemässen Gegenstand bisher veröffentlicht worden ist. Das
Problem der Schienenschweissung wird hier Sowohl vom theoretischen als praktischen
Standpunkte einer höchst gewissenhaften Prüfung unterzogen, welcher man sich nach
Form und Durchführung im grossen ganzen rückhaltlos anschliessen darf, und die mit
ihren Ergebnissen eine Reihe wertvoller und zugleich ausseiest interessanter
Aufschlüsse über die Frage der Schienenschweissung an sich, sowie über deren
Abhängigkeitsverhältnis gegenüber gewisser physischer und chemischer Eigenschaften
der Schienen erteilt. Eben dieser wertvollste Teil der Arbeit, welcher den Einfluss
des Schienenprofils, die Höhe der Spannung, welche durch Verkehrslasten oder durch
Temperaturen auftreten und die Rückwirkungender chemischen Zusammensetzung des
Schienenmaterials behandelt, ist ganz allgemein gehalten und bildet für sämtliche
Schweissungsmethoden eine gleichwertig massgebende Grundlage. Der praktische Teil
ist hingegen vorwiegend dem Goldschmiedschen
sogenannten aluminothermischen Verfahren gewidmet, aber die Zittern der
statistischen Nachweise über die bisher beobachteten Erfolge sind geschickt als
Belege für die vorausgegangenen theoretischen Betrachtungen oder auch als Unterlage
zur Ableitung weiterer Formeln und für Kostenberechnungen ausgenützt.
Es darf wahrhaftig bedauert werden, dass der Verfasser bloss Schienenprofile von
Strassenbahnen und nicht auch solche von Vollbahnen seinen scharfsinnigen
Betrachtungen unterworfen hat, ein Versuch, der schon im Hinblick auf die in Sicht
rückenden Schnellbahnen seine Bedeutung besässe. Auf
diesen Bahnen würde gerade die Dilatationsfrage von besonderer Wichtigkeit sein,
also auch die Frage der inneren Selbststauchung des Schienenstranges, die um so
nennenswerter wird, je höher sich der Reibungswiderstand beziffert und je
allgemeiner und gleichmässiger sich derselbe auf den Fuss und die Seitenwände der
Schienen verteilt. Letzterer Umstand allein weist schon auf eine ganz andere
Schienenbefestigung hin, als solche bisher in Anwendung stehen, und im Wege einer
ähnlichen eingehenden Ueberprüfung, wie sie in vorliegender Schrift die
Strassenbahn-Schienenprofile erfuhren, müssten sich ebensowohl über jene Anordnung
des Oberbaues wertvolle Anhalte gewinnen lassen, die es für die Zukunft ermöglichen
könnte, den Vorteil des geschweissten Schienenstosses auch auf Vollbahnen mit
Schnellverkehr auszunützen.
Inzwischen beglückwünschen wir den Verfasser zur obigen, im gewissen Sinne und Masse
bahnbrechenden Arbeit aufs beste, während wir das Schriftchen allen, die sich mit
Eisenbahnoberbau abgeben, natürlich lebhaft empfehlen.
L. K.
Der Blitzschutz. Praktische
Anleitung zur Projektierung, Herstellung und Prüfung von Gebäudeblitzableitern jeder
Art auf Grund der neueren Anschauungen über das Wesen der Blitzentladungen von Max Lindner, Elektrotechniker in Leipzig. Mit 142 in
den Text gedruckten Abbildungen. Leipzig, 1901. Oskar Leiner.
Die Frage des Schutzes der Gebäude gegen die Einwirkung von Blitzschlägen ist
sicherlich von nationalökonomischer Bedeutung, indem wie dies. die Statistiken
lehren, die durch selbe hervorgerufenen materiellen Schäden ganz bedeutende sind und
leider eine von Jahr zu Jahr stetige Steigerung erkennen lassen. Die Anlage von
geeigneten Blitzableitern ist allerdings imstande, die schadenbringende Wirkung des
Blitzes herabzudrücken, allein dieselbe scheitert vielfach an dem Widerstände der
Gebäudeeigentümer, welche die grossen Anlagekosten scheuen und andernteils noch an
der durchaus irrigen Anschauung festhalten, dass ein schlechter Blitzableiter mehr
Gefahr bringt, als wenn das Gebäude jeglichen Blitzschutzes entbehrt. Wenn nun auch
Baurat Findeisen in Stuttgart das Irrige dieser
Anschauung nachwies und mit seiner Ansicht durchdrang, dass sich ein wirksamer
Schutz der Gebäude auch mit geringen Mitteln erreichen lässt, so ist es bisher doch
nicht gelungen, die eigentlichen Interessenten, die Hausbesitzer, zur allgemeinen
Anlage solcher Blitzschutzeinrichtungen zu bewegen. Viel trägt hierzu bei, dass auch
seitens der massgebenden technischen Faktoren noch keine Einigkeit über die
wirksamste Art und Weise der Anlage von Blitzableitern erzielt werden konnte.
Abzuwarten, bis dieses Ziel erreicht wird, hiesse unnütz viel Zeit vergeuden und ist
daher jede Publikation, welche die Gefahren des Blitzes und die Mittel zur Abwehr
derselben dem grossen Publikum vermittelt, mit Freuden zu begrüssen. Der Verfasser
hat es nun verstanden, auf Grundlage der neueren Anschauungen über das wesen des
Blitzes, die wichtigsten Momente für die Anlage der Blitzableiter zu erfassen und
dieselben in klarer übersichtlicher und leichtverständlicher Weise vorzuführen,
hierbei das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen, und somit ein Werk zu
schalten, welches für den Praktiker bestimmt, denselben mit allen Grundlagen für die
Projektierung, Herstellung und Prüfung von Gebäudeblitzableitern vertraut macht. Es
hat selbiges demnach einen eminent praktischen Wert und ist demselben, trotzdem
nicht alles als ganz einwandfrei bezeichnet werden kann, nur die weiteste
Verbreitung zu wünschen.
A. P.