Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, Miszellen, S. 350 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Kabeldampfer „Stephan.“
Ein eigenartiges Spezialschiff, das erste seiner Art in Deutschland erstandene, ist
vor kurzer Zeit seiner Bestimmung übergeben. Die Werft des „Vulkan“ in
Stettin hat für die Nordeutschen Seekabelwerke in
Nordenham a. d. Weser einen Kabeldampfer erbaut, der bei der Taufe vor dem
Stapellauf den Namen „Stephan“ erhielt.
Sowohl in schiff- wie maschinenbaulicher Hinsicht verdient dieses Schiff besondere
Beachtung. Die vier wasserdichten, zylindrischen Tanks, die über die ganze Höhe des
Schiffsinneren reichen, und in denen der Dampfer 5000 t Tiefsee- und Küstenkabel
aufzunehmen vermag, haben von hinten nach vorn gerechnet Durchmesser von 11,20 m,
13,00 m, 13,20 m und 11,00 m und bilden grosse Räume, durch die kein Längs- oder
Querverband geführt werden durfte. Es waren daher erhebliche Schwierigkeiten zur
Erhaltung der für die Festigkeit nötigen Verbände zu überwinden. Ebenso stellten die
mannigfaltigen Sondereinrichtungen am Schiff selbst sowie bei den Haupt- und
Hilfsmaschinen für das Kabellegen und Heben hohe Anforderungen an die Erbauerin. Von
den zahlreichen Spezialmaschinen seien die beiden Kabelmaschinen hervorgehoben, von
denen die vorne auf dem Hauptdeck stehende und über das Spardeck hinausragende
Maschine zur Einnahme und Reparatur alter, im Betriebe stehender Kabel verwandt
wird, während die hinten auf dem Spardeck angeordnete Kabelmaschine lediglich zum
Legen neuer Kabel dient. Zum Aufnehmen von Kabeln ist das obere Ende des
löffelförmigen, weitausfallenden Schiffbuges mit drei Kabelscheiben ausgerüstet,
während das Heck nur eine solche Scheibe trägt, über die die zu legenden Kabel
geleitet werden. Die aus Stahlguss bestehenden Kabelscheiben sind so montiert, dass
sie auf den zugehörigen, festgelagerten Wellen laufen und jede Scheibe für sich
ausgewechselt werden kann. Zwischen den einzelnen Scheiben sind gusseiserne Kappen
angebracht, um zu verhüten, dass das von den Rollen gleitende Kabel zwischen sie
gerät. Von den Kabeltanks werden die Kabel durch Kabelösen, –Leitungen und
–Leitrollen zu diesen Rollen geführt. Zur Bestimmung der Spannung in den Kabeln
dienen 2 Dynamometer, zur Messung der Länge des abgelaufenen Kabels ein
Kontrollapparat, der die Länge eines mit dem Kabel gleichzeitig mitablaufenden,
dünnen Drahtes misst. Das Kabel wird während des Legens dauernd auf seine
Brauchbarkeit unter Leitung eines Kabelingenieurs vom technischen Personal
untersucht. Der leitende Ingenieur hat dazu an Bord auf dem Spardeck ein mit den
verschiedenartigsten und modernsten Messapparaten ausgestattetes Prüfungszimmer zu
seiner Verfügung.
Da das Schiff beim Kabellegen oft längere Zeit auf hoher See bleiben muss, ist auf
Wohnlichkeit mehr Bedacht genommen, als auf gewöhnlichen Frachtdampfern. Das kommt
sowohl in den verhältnismässig hohen, luftigen Kabinen und Messen, wie in den
Einrichtungen für die Unterbringung und Frischhaltung des Proviants u a. m. zum
Ausdruck.
Das Schiff erhält ausgedehnte elektrische Innenbeleuchtung, elektrische
Signallaternen und einen grossen Scheinwerfer. Den elektrischen Strom dazu liefern
zwei im Maschinenraum aufgestellte Dynamomaschinen. Zu der aus 116 Köpfen
bestehenden Besatzung gehören mehrere Elektro- und Kabelingenieure, sowie 12
Kabelleute. Von weiteren Sondereinrichtungen an Bord sind noch das ausgedehnte
Maschinen- und Steuertelegraphennetz von den beiden Kabelwinden nach den Maschinen
und dem Steuerraum, sowie zwei Kabelboote von 9,00 m Länge zu erwähnen.
Im übrigen ist der Kabeldampfer wie alle neueren grösseren Schiffe eingerichtet. Alle
Hilfsmaschinen, wie Ankerspille, Steuerapparat, Ladewinden und Verholspille sind
durch Dampf betrieben. Das Schiff hat zwei vertikale, dreifache Expansionsmaschinen
mit Oberflächenkondensation von zusammen 2400 i. PS, die dem vollbeladenen Schiff
eine Geschwindigkeit von 11 ½ Knoten erteilen. Ein Doppelkessel und zwei
Einfachkessel von zusammen 706 qm Heizfläche liefern den Dampf für die gesamten
Haupt- und Hilfsmaschinen.
Die Hauptabmessungen des aus bestem deutschen Siemens-Martin-Stahl nach den Vorschriften des Germanischen Lloyds als Spardeckdampfer gebauten Schiffes sind:
„Grösste Länge 125,90 m, grösste Breite 14,63 m, Seitenhöhe bis zum Spardeck
9,99 m, Tiefgang bei voller Beladung 7,49 m.“
Die Wasserverdrängung beträgt bei diesem Tiefgang 9850 t im Seewasser, die Vermessung
rund 4600 Registertons.
Die Norddeutschen Seekabelwerke besitzen bereits einen
Kabeldampfer „von Podbielski“, der aber erheblich kleiner und in England
erbaut worden ist. Die beiden Kabeldampfer werden zunächst das von ihrem Werk
hergestellte 2000 km lange, neue deutsch-atlantische Kabel legen.
Ein neuer Wasserstand.
Nach der Chemikerzeitung 1903 No. 1, der wir Nachstehendes entnehmen, soll durch die
neue Konstruktion dem Uebelstande abgeholfen werden, welcher in dem so überaus
lästigen Tropfen sowohl an den unteren Hahn- oder Ventilköpfen als auch den
Ablasshähnen bezw. Ablassventilen an Wasserstandszeigern besteht.
Textabbildung Bd. 318, S. 350
Wie aus nebenstehender Figur ersichtlich, dient zur gleichzeitigen Bewegung der
beiden in einem Gehäuse eingeschlossenen Küken für Dampf und Wasser nur ein über dem
höchsten Wasserstande angeordneter Handgriff. Die im Querschnitt dargestellte Form
der beiden Küken Öffnungen, welche gegeneinander um 180° verstellt sind, ermöglicht
es, die Dampf- und Wasserwege zugleich oder einzeln zu öffnen und zu schliessen, um
also den Wasserstand in oder ausser Betrieb zu setzen, sowie um prüfen zu können, ob
der Dampf- bezw. Wasserkanal ungestört mit dem Kessel kommuniziert. Die hierzu
erforderlichen 4 Hahnstellungen sind durch Marken an der Skala weithin kenntlich
gemacht und durch einen mit dem Handgriff verbundenen Zeiger sicher zu erzielen. Die
Verbindung der beiden Küken durch eine geteilte Stange ermöglicht das Ausdehnen
derselben im Gehäuse. Durch den unter Vermeidung von Stopfbüchsen erzielten dichten
Abschluss des Wasserhahnes nach aussen hin, sowie durch die Anordnung des
Ablassventiles für das Glasrohr am oberen Glaskopf, also über dem höchsten
Wasserstande, wird Tropfen ganz unmöglich gemacht und dadurch ein reinlicher
Betrieb, sowie dauernd ungestörtes Funktionieren des Apparates erzielt. Der Apparat
ist von der Rather Armaturenfabrik and Metallgiesserei
in Rath-Düsseldorf seit nahezu einem Jahre mit gutem Erfolge ausgeprobt.
Hcp.
Ein Dampfkochkessel mit liegendem Rührwerk.Von der Firma Gustav
Crist & Co. in Berlin zum Patent angemeldet.
wird in der Chemikerzeitung 1903 No. 6 beschrieben. Bei den bisher für Kochkessel.
Abdampfpfannen, Vakuumapparate u. s. w. gebräuchlichen
Rührwerken sind die in den Kessel eintauchenden Flügel, Arme, Rührer an einer in der
Achse des runden Kessels liegenden Welle angebracht. Hierdurch gerät beim Drehen des
Rührwerkes der ganze mehr oder weniger flüssige Inhalt des Kessels in eine kreisende
Bewegung. Um jedoch das meist zu geringe Durcheinanderbringen der flüssigen Massen
zu erhöhen, hat man sich genötigt gesehen, noch eine Anzahl Vorrichtungen, wie
feststehende Gegenarme, Rührflügel mit entgegengesetzter Drehrichtung u.s.w.
anzubringen. Hierdurch wird jedoch die Handhabung, Reinigung und Instandhaltung des
Apparates entschieden erschwert. Diese Uebelstände will der neue Kochkessel mit
liegendem Rührer vermeiden. Der Kessel selbst hat halbkugelförmigen Innenboden und
einen Dampfmantel. Die Zuleitung des Dampfes und die Ableitung des
Niederschlagwassers geschieht durch biegsame Metallrohre, deren fester Anschluss am
Gestell befestigt ist. Die Welle des Rührers, welche durch leicht zugängliche
Stopfbüche abgedichtet wird, durchdringt den Kessel in der Achse der Halbkugel. Die
Gestaltung der Rührflügel ist eine derartige, dass sowohl die geheizte Bodenfläche
vollständig bestrichen wird und auch solche Teile des Inhaltes, welche sich am Boden
absetzen wollen, aufgerührt werden. Dieser Kochkessel mit liegendem Rührwerk,
welcher übrigens auch als Vakuumverdampfapparat gebaut werden kann, eignet sich zum
Einkochen von Extrakten, zum Auflösen und Ankochen von Stärke, Farbestoffen, zum
Abdampfen von chemischen Produkten aller Art, überhaupt für alle jene Fälle, bei
weichen beim Kochen oder Erhitzen das Anhaften der
Massen an den geheizten Wandungen vermieden und durch Bewegung die Verdampfung
gesteigert werden soll.
Hcp.
Dampfspritze mit Antrieb durch Kohlensäure und
Spiritusfeuerung.
Eine Beschreibung dieser nach Angaben des Branddirektors Reichel für Spiritusfeuerung umgebauten Automobildampfspritze findet sich
in der Zeitschrift für Spiritusindustrie XXVI. Jahrg. No. 2. Die hier in Betracht
kommende Dampf spritze sollte nach der ursprünglichen Vorschrift in der Feuerwache
jederzeit betriebsbereit gehalten werden durch Erzeugung eines Dampfdruckes von 4
Atmosphären mittels eines Grasbrenners und durch Anwendung einer Petroleumfeuerung.
Die Petroleumfeuerung erwies sich jedoch infolge einer Anzahl Mängel, wie leichtes
Erlöschen bei nicht genügender Luftzufuhr, starkes Geräusch u.s.w., für die
vorliegenden Zwecke als ungeeignet. Diesen Uebelständen hat nun Reichel dadurch abzuhelfen gesucht, dass er den Antrieb
der Dampfspritze, wie folgt, mittels Kohlensäure und Spiritusfeuerung bewirkte. Das
Kesselwasser wird durch einen kleinen Gasbrenner dauernd auf etwa 100° C. erhalten.
Bei erfolgtem Alarm wird Kohlensäuredruck auf den Kessel gegeben, aus 3 Flaschen von
je 10 kg Inhalt, die an dem Wagen angebracht sind. Ein Kupferkessel von 35 Liter
Inhalt, mit einer kleinen, 1 kg fassenden Flasche Kohlensäure verbunden, enthält den
zur Feuerung erforderlichen Spiritus, dessen Druck durch ein an der Flasche
angebrachtes Reduzierventil gleichmässig auf 5 Atmosphären gehalten wird. Verfeuert
wird der Spiritus aus 2 Körtingschen Streudüsen von ½
mm Streuöffnung und bezw. 110° Streuwinkel, die beide für sich durch Hähne
abstellbar sind und durch einen Griff aus dem Feuerungsraume entfernt werden können.
Der Spiritus entzündet sich in der Feuerung selbsttätig an dem in dem Feuerungsraum
befindlichen Gasbrenner, der alsdann aus dem Feuerungsraume herausgenommen wird. Mit
dieser Einrichtung lässt sich die Dampfspannung bei stillstehender Spritze in 5
Minuten auf 5 Atmosphären bringen, und beim Fahren wird dann die zum Betrieb
erforderliche Dampfspannung in 10 Minuten erreicht. Ueber die Betriebskosten dieser
Automobildampf spritze teilt Reichel mit, dass für eine
einstündige Fahrt, welche grosse Zeitdauer jedoch nur in den wenigsten Fällen
erforderlich sein dürfte, etwa 24 kg Kohlensäure, 20 Liter Spiritus und 10 kg
Glühstoff gebraucht werden. Unter Zugrundelegung der Einheitspreise für die
vorbezeichneten Stoffe von 0,35 bezw. 0,165 und 0,18 Mk. berechnen sich die Kosten
für die Fahrt demnach auf 13,50 Mk. Nimmt man ferner an, dass die Dampfspritze in
einer Stadt wie Hannover ungefähr 80 mal im Jahre ausrücken muss, so stellen sich
die jährlichen Betriebsunkosten auf etwa 1080 Mk., während die Jahresausgaben für
die Unterhaltung der Pferdebespannung einer Dampfspritze f. d. Jahr 4000 Mk.
betragen. Es ist daher dieser Betrieb in wirtschaftlicher Beziehung als sehr
vorteilhaft zu bezeichnen.
Hcp.
Die Verwendung von Tobinbronze-Platten im Schiffbau.
Die Amerikaner haben bei den beiden letzten grossen, siegreichen Segeljachten
„Columbia“ und „Constitution“, die sie für den historischen Kampf
um den Amerika-Pokal gebaut haben, mit der Verwendung von Tobinbronzeplatten als
Aussenhaut so günstige Erfahrungen gemacht, dass sie die neue Jacht für das
diesjährige Wettsegeln gegen den englischen Gegner wieder mit einer solchen
Aussenhaut von 9,5 mm Dicke herstellen. Der Vorzug der Tobinbronze gegenüber Stahl
besteht lediglich in der grösseren Glätte der Oberfläche, wodurch der
Reibungswiderstand derselben im Wasserwesentlich vermindert wird. Da die Bronze
aber schwerer ist als Stahl, werden die Spanten und sonstigen Verbandsteile aus
Nickelstahl angefertigt.
Parsons Turbine in der deutschen Marine.
Die in Berlin zur Verwertung von Parsons Turbinen für
Schiffszwecke gegründete Gesellschaft „Turbinie, deutsche
Parsons Marine A.-G.“ veröffentlicht in der Tagespresse die
Nachricht, dass sie von Schichau in Elbing und dem
„Vulkan“ in Stettin Aufträge für zwei grosse Turbinenanlagen zum Betrieb
von Schiffen erhalten hat. Die eine Turbinenanlage von 5000 i. PS ist für ein Boot
der bei Schichau im Bau befindlichen Keine grosser
Torpedoboote bestimmt, die andere mit einer Leistung von 10000 i. PS für den vom
„Vulkan“ zu erbauenden kleinen Kreuzer „Ersatz Merkur.“ Es sind
dieses die ersten Schiffe unserer Kriegsmarine, die statt der bisher allgemein
gebräuchlichen Kolbenmaschinen Dampfturbinen als Betriebsmaschinen erhalten.
Nach den zum grössten Teil guten Ergebnissen, die mit den Parsons-Turbinen in England und Frankreich im Schiffbau und in den meisten
Kulturstaaten auf verschiedenen Gebieten der Technik erzielt worden sind, darf man
sich von dem Versuch – als einen solchen muss man wohl immer noch die Anwendung der
Dampfturbine im Schiffsmaschinenbau bezeichnen – Erfolg versprechen. Hoffentlich
werden dann später endlich einwandfreie Angaben über den Kohlenverbrauch der
Dampfturbinen als Schiffsbetriebsmaschinen bekannt; auf die Veröffentlichungen
englischer Blätter hierüber durfte man sich nicht verlassen, da sie mehr oder
weniger gefärbte Berichte brachten.
Der Lichtpausapparat von Dietzgen & Cie.
In der Revue industrielle wird ein Apparat zum Kopieren von Blaupausen System Dietzgen & Cie. beschrieben, welcher bezweckt, das
Tageslicht für diese Art der Vervielfältigung vollständig entbehrlich zu machen. Der
Apparat besteht im wesentlichen aus einem Zylinder, welcher aus zwei Halbzylindern
von Glas zusammengesetzt ist. Der Zylinder ist um eine zur Zylinderachse senkrechte,
durch den Schwerpunkt gehende Achse drehbar, so dass er leicht wagerecht und
senkrecht gestellt werden kann.
In der wagerechten Stellung wird nun zunächst die zu kopierende Zeichnung aussen um
den oberen Halbzylinder gelegt, darauf das lichtempfindliche Papier und beides wird
nun durch eine längs der Erzeugenden des Zylinders befestigte Leinewand fest an die
Zylinderwand angepresst; hierauf wird der Zylinder um 180° gedreht und die andere
Zylinderhälfte in derselben Weise belegt. Nachdem der Zylinder nun senkrecht
gestellt worden ist, wird mittels eines kleinen Elektromotors eine Bogenlampe, die
genau über der Verlängerung der Zylinderachse hängt, herabgelassen und mit massiger
Geschwindigkeit durch den Zylinder längs seiner Achse hindurchgeführt. Wenn die
Lampe wieder ihren alten Stand erreicht hat, verlöscht sie und die Belichtung ist
beendet.
Nimmt die Zeichnung nicht die ganze Hoho der Zylinderflache ein, so kann der Gang der
Lampe zur Zeitersparnis so eingestellt werden, dass sie nur den von der Zeichnung
bedeckten Teil der Fläche bestreicht.
Der Konstrukteur ist der Meinung, dass die mit diesem Apparat durch Zeitersparnis
gewonnenen Vorteile die Anschaffung desselben bald bezahlt machen.
Dr. K.
Bücherschau.
Das Eisenbahngeleise, dessen
Inanspruchnahme, Bau, Unterhaltung und Erneuerung. Von Hugo Markgraff. Verlag des Bayerischen
Verkehrsbeamtenvereins. München 1902.
Unter den vielen trefflichen Arbeiten, die namentlich in den letzten Jahren über
Eisenbahnoberbau veröffentlicht worden sind, zahlt die vorliegende Schrift, uni es
kurz zu sagen, mit zu den besten. Klare, fassliche Darstellung, fliessende Sprache,
ungezwungene, glattineinandergreifende Anordnung des Stoffes, das sind die Vorzüge
dieser aus den bayerischen Verkehrsheften für Fortbildung im
Verkehrsdienste entstammenden Abhandlung, welche trotz ihrer gedrängten
Form (93 Druckseiten mit 66 Abbildungen im Texte) alle irgendwie wichtigen Fragen
mit den sich daran knüpfenden, neuesten Erfahrungen und Ideen der sachgemässen
Besprechung unterzieht und vollauf geeignet ist, ihrer didaktischen Aufgabe gerecht
zu werden. Unsere beifälligste Zustimmung müssen wir aber dem Schlussworte zollen,
wo der Verfasser dem so häufig über alles Ziel hinausschiessenden Drängen der
sportlustigen Jetztzeit hinsichtlich erhöhter Fahrgeschwindigkeiten in wenigen
schlichten Worten seine Prognose stellt. In der Tat – für einzelne
besondersnervenstarke oder sportsfreudige Reisende mag es sicherlich nicht ohne
Reiz sein, sich wie ein Rohrpostpacketchen durch die Welt pusten zu lassen, als
ernsthaftes Weltverkehrsmittel jedoch, das der Menschheit wirklich zum Vorteil und
Segen gereicht, werden sich die hierbei in Betracht kommenden Anlagen wohl kaum je
in dem Masse zu entwickeln vermögen, als es zur Zeit von manchen optimistischen
kreisen erträumt wird.
L. K.
Grundzüge der Gleichstromtechnik.
Eine gemeinfassliche Darstellung der Grundlagen der Starkstromelektrotechnik für
Ingenieure, Architekten, Industrielle, Militärs, Techniker und Studierende. Von Dr.
phil. und Professor Richard Rühlman. Mit über 400
Abbildungen. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Leipzig, 1901. Oskar
Leiner.
Wie in der Vorrede hervorgehoben wurde, ist dieses Werk vorzugsweise für diejenigen
bestimmt, denen es darum zu tun ist, über den behandelten Gegenstand eine über die
populären Darstellungen hinaus reichende Einsicht zu gewinnen und die nicht die Zeit haben,
viele Monate auf das anstrengende Studium umfänglicher, eingehende Kenntnis der
höheren Mathematik voraussetzender Werke zu verwenden. Um dieses Ziel zu erreichen,
musste den Erläuterungen und Definitionen ein viel breiterer Raum gewidmet werden,
als dies bei Voraussetzung eingehenderer Vorkenntnisse erforderlich gewesen wäre.
Aber gerade dies ist als der grösste Vorzug dieses Werkes zu betrachten, weil
hierdurch der Leser in leichter und einfacher Weise in das behandelte Gebiet
eingeführt wird und bei nur einiger sorgfältiger Durcharbeitung kein Stocken in der
Aufnahme der folgenden Teile eintreten kann. Der Leser bezw. der Belehrung
erstrebende wird hierdurch angeregt, das einmal Erfasste auch zu ergänzen, während
er andererseits, wenn er. wie dies leider allzuoft der Fall ist, auf ein un
überwindbares Hindernis stösst, sehr leicht dazu verleitet wird, das Studium
gänzlich aufzugeben. Der Umstand, dass durch die gediegene Darstellung die Aufnahme
des gegebenen Stoffes vereinfacht wird, schliesst jedoch die Gründlichkeit in keiner
Weise aus. Die Gründlichkeit ist eben mit die Ursache der leichten Verständlichkeit,
indem nichts vorausgesetzt und an Vorkenntnissen nichts weiter erfordert wird, als
was jede Mittelschule bietet. Diese Vorzüge der Darstellung haben dem Werke demnach
auch zu einer zweiten Auflage verhelfen, welcher wohl baldigst eine Dritte folgen
wird, da dasselbe jedermann, welcher sich über das einschlägige Gebiet, ohne
allzusehr ins Einzelne einzugehen, gründliche Aufklärung schaffen will, nur
wärmstens empfohlen werden kann.
A. P.
Lehrhefte für Gewerbeschulen, I. Das
bürgerliche Wohnhaus. Von Georg Zitelmann. Ein
Heft Text und eine Mappe Abbildüngen. Wiesbaden. Heinrich Heuss.
Diese Arbeit über das bürgerliche Wohnhans besteht auseinem Heftchen von 50
Seiten und aus zahlreichen Tafeln mit zusammen 175 Abbildungen, die sich fast
sämtlich als Grundrisse von Gebäuden oder Gebäudeteilen darstellen. Was den Text
anbetrifft, so ist dieser eine knappe Zusammenstellung von Merksätzen,
Begriffsbestimmungen und Vorschriften, und vielleicht etwas zu schematisch gehalten.
Die einzelnen Abschnitte des Buches sind augenscheinlich dazu bestimmt, vom Lehrer
eingehend erläutert und besprochen zu werden, dürften dann aber jedenfalls mehr
Stoff enthalten, als der Lehrer in der zur Verfügung stehenden Zeit bewältigen kann.
Anderenfalls wird letzterer sich leicht dazu verleiten lassen, die Abschnitte des
Buches zum Auswendiglernen aufzugeben und damit durch Einprägung von totem Material
mehr Schaden als Nutzen anzurichten.
Was die Tafeln anbetrifft, so fällt hier einerseits der kleine Masstab auf, in dem
diese durchgängig gehalten sind, der ja bei einer Sammlung von Beispielen für den
Baumeister nicht so schädlich ist, da dieser von vornherein weiss, was er sucht, der
aber für den Unterricht nicht zweckmässig sein dürfte. Ausserdem wäre auf jedem
Blatte die Angabe des Längenmasstabes für die darauf dargestellten Räume um so
erwünschter gewesen, als dieser augenscheinlich sehr häufig wechselt. Es ist ferner
auch das fast gänzliche Fehlen von senkrechten Schnitten zu beklagen. Der Schüler
sollte stets angehalten werden, alle seine Entwürfe nicht nur im Grundriss, sondern
auch im Aufriss darzustellen, um sein Raumgefühl auszubilden und sich stetig klar zu
machen, dass er nicht nur für das Reissbrett arbeitet. Aus ähnlichen Gründen wären
auch Aussenansichten der dargestellten Gebäude entschieden erforderlich gewesen.
Dies alles hätte sich leicht bringen lassen, ohne den Umfang des Buches irgendwie zu
vergrössern, da die Menge des beigebrachten Materials an Grundrissen verwirrend
gross ist and eine Verminderung leicht vertragen hätte.
Rauter.
Eingesandt.
V. Internationaler Kongress für angewandte Chemie.
Berlin 1003, 2.–8. Juni.
In wenigen Tagen tritt, zum ersten Mal auf deutschem Boden, der Internationale
Kongress für angewandte Chemie in der deutschen Reichshauptstadt zusammen. Der
Tagungsort ist das Reichstagsgebäude. Haben bereits die vorhergegangenen Kongresse
dieser Art durch die stets gesteigerte Beteiligung ihre Notwendigkeit und praktische
Bedeutung erwiesen, so ist aus der Zahl der schon jetzt für den Berliner Kongress
vorliegenden Anmeldungen von Teilnehmern aller Kulturländer ein glanzvoller Verlauf
dieses Unternehmens zu ersehen. Nahezu 1500 Teilnehmer und 250 Damen haben ihre
Anmeldung angezeigt, und nicht weniger als 350 Vorträge, darunter viele von
internationaler Bedeutung, stehen heute schon auf der Tagesordnung der in 11
Sektionen und 3 Subsektionen erfolgenden wissenschaftlichen Beratungen.
Die Regierungen aller europäischen und auch mancher aussereuropäischen Staaten haben
auf die durch das Auswärtige Amt übermittelte Einladung die Entsendung offizieller
Delegierter verfügt.
Der Kongress wird durch einen zwanglosen Begrüssungsabend am Dienstag, den 2. Juni im
Reichstagsgebäude eröffnet werden. Der Präsident des Kongresses, Herr Geheimer
Regierungsrat Professor Dr. Otto N. Witt, wird die
anwesenden Kongressteilnehmer durch eine Ansprache begrüssen.
Am Mittwoch, den 3. und am Freitag, den 5. Juni vormittags, sowie am Montag, den 8.
Juni nachmittags werden die Plenarversammlungen abgehalten werden. Die erste dieser
Plenarversammlungen wird nur durch die offiziellen Begrüssungsansprachen ausgefüllt
sein. In der zweiten Plenarversammlung werden wissenschaftliche Vorträge
zusammenfassenden Inhaltes von den bedeutendsten Forschern Amerikas, Belgiens,
Deutschlands, Englands und Frankreichs gehalten werden, an welche hierzu besondere
Einladungen seitens des Organisationskomitees ergangen sind. So wird H. W. Wiley aus Washington ein agrikulturchemisches
Thema behandeln,der berühmte Grossindustrielle Ernest
Solvay, der Begründer der Ammoniak-Soda-Industrie, wird über die
Entwicklung dieser jetzt 40 Jahre alten Industrie sprechen, Henri Moissan aus Paris über Metallhydrüre, William Crooke aus London über das Radium, Geheimrat Emil Fischer über seine neueren Untersuchungen über die
Eiweisskörper, Geheimrat C. Engler aus Karlsruhe über
Autooxydation und Professor van't Hoff über die Bildung
der natürlichen Salzablagerungen. Diese Plenarsitzung wird durch eine längere Pause
unterbrochen werden.
In der dritten Plenarsitzung werden die geschäftlichen Angelegenheiten des Kongresses
erledigt.
An festlichen Veranstaltungen werden geboten am Mittwoch ein Festbankett für 1200
Teilnehmer, Damen und Herren, im Zoologischen Garten, am Donnerstag Empfang durch
die Städtischen Behörden im Rathause und Festkommers in der Philharmonie, am Freitag
Festvorstellung im Königlichen Opernhause und Gartenfest der deutschen Gesellschaft,
am Sonntag Ausflug nach Wannsee für 1500 Teilnehmer.
Für den Sonnabend sind die Empfänge in Privathäusern vorgesehen.
Ein Damenkomitee wird für die anwesenden auswärtigen Damen sorgen. Für diese sind,
ausser der Beteiligung an den vorstehend genannten Veranstaltungen, mit Ausnahme des
Empfanges im Rathause, zu dem nur Herren zugelassen sind, besondere Veranstaltungen
in Vorbereitung.
Bei genügender Beteiligung werden am Dienstag, den 9. Juni, die Heilstätten in
Beelitz besichtigt werden.
Ein täglich erscheinendes Kongress-Tageblatt wird alle für die Kongressteilnehmer
erforderlichen Informationen enthalten.
Das Kongressbureau, welches ebenso wie das Bureau Stangen, während der Tagung des Kongresses im Reichstagsgebäude
untergebracht sein wird, befindet sich zur Zeit in Charlottenburg, Marchstrasse
21.