Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, Miszellen, S. 671 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Der drahtlose Telegraph von Branly-Popp.
Auf dem Gebiete der drahtlosen Telegraphie tauchen immerwährend neue Systeme auf,
welche bei Lichte besehen durchaus nicht den Anspruch auf diese Bezeichnung machen
können. Meist ist es der Cohärer, welcher die Veranlassung hierzu gibt, und da
dieser an sich einfache Apparat der mannigfachsten Variationen fähig ist, so kann es
nicht Wunder nehmen, wenn auf einem Gebiete, dessen sich die Spekulation in
ungeahnter Weise bemächtigt hat, immer wieder neue Systeme angepriesen werden, die
sich von einander meist nur durch die Konstruktion des Cohärers unterscheiden. Wenn
nun auch letzterer einen Teil der Schuld trägt, welche die bestehende Unsicherheit
in dieser neuartigen Nachrichten Vermittlung hervorruft, und daher Versuche zu
seiner Verbesserung rechtfertigt, so kann er doch nicht als der Kernpunkt der ganzen
Frage betrachtet werden, denn selbst der vollkommenste Cohärer würde diese
Unsicherheit nicht zu beseitigen im Stande sein, die in Resonanzschwierigkeiten
ihren Grund hat, deren Behebung keinem einzigen der bis jetzt bekannten Systeme
geglückt ist, und wenn die Spekulation aus Furcht, weitere Opfer bringen zu müssen,
die Aufmerksamkeit von diesem Kernpunkt abzulenken bestrebt ist, so kann dies im
Interesse der Sache nur bedauert werden, einer Sache, die leider mit einem
Mäcenatentum des krassesten Egoismus rechnen muss.
Ob das System Branly-Popp zu den oben erwähnten
sogenannten neuen Systemen gezählt werden darf, kann aus dem Artikel in Mectrical
Worl dand Engineer v. 16 Mai 1903 Branly-Popp Aerial
„Telegraphy-System“ nicht ohne weiteres geschlossen werden. Aus den
Veranstaltungen aber, welche zu seiner Ausnutzung getroffen wurden und welche die
weitgehendste praktische Verwendung bezwecken, sollte füglich geschlossen werden
dürfen, dass wir es hier mit einem System zu tun haben, dem alle die den anderen
Systemen anhaftenden Mängel fremd sind. Es sollen nämlich sämtliche Pressbureaus und
die Börse von Paris von einerZentralstation aus mit Neuigkeiten versorgt
werden, zu welchem Zweck bereits vier Stationen in der Stadt errichtet sind, die
Tags über schon jetzt in ununterbrochenem Verkehr sein sollen. Ihnen sollen 30 bis
40 weitere Stationen folgen, deren jede das Zentrum eines Distrikts bilden soll, von
dem aus die Nachrichten mittels Stahlrosses weiterbefördert werden. Für Rennen und
sonstige „hochwichtige“ extraurbane Ereignisse steht ein besonderes Automobil
zur Verfügung mit vollständiger funkentelegraphischer Ausrüstung, welches bis auf
eine Entfernung von 20 bis 30 km der Zentralstation seine Nachrichten übermitteln
kann.
Ausserdem ist eine Seestation am Cap de la Hague in der Nähe von Cherbourg errichtet
worden, welche Schiffstelegramme aufnehmen und die Verbindung mit den verschiedenen
Marconistationen in England und Irland herstellen
soll. Eine zweite im Bau befindliche Station bei Cap Griz Nez am Kanal soll im
Verein mit der ersteren den ganzen Kanal beherrschen und westwärts bis zum Ozean
reichen auf eine Entfernung von 1600 km von Cherbourg. Von dem in unmittelbarer Nähe
der Station Cap de la Hague gelegenen Staatstelegraphen sollen dann die Nachrichten
direkt nach Paris gelangen.
Fragen wir nun, was diesem Riesenprojekt, das an Kühnheit nichts zu wünschen übrig
lässt, zu Grunde liegt, so finden wir in dem oben erwähnten Artikel nur den Branlyschen Cohärer, der aus früheren
Veröffentlichungen bereits bekannt ist, als neu genauer beschrieben. Derselbe
besteht aus einem auf einer polierten Metallscheibe stehenden Dreifuss; die drei
polierten Füsse bilden mit dieser Metallscheibe den unvollkommenen Kontakt, dessen
Widerstand durch die elektrischen Wellen aufgehoben und durch Erschütterung
wiederhergestellt wird; da zu dieser Wiederherstellung recht massige Erschütterungen
genügen, so wird, wie solches auch beim gewöhnlichen Cohärer oft vorgeschlagen und
mit wechselndem Erfolge angewendet wurde, diese Erschütterung durch den Schreibhebel
des Morseapparates besorgt, wodurch ein besonderer Klopfer entbehrlich wird.
Alles andere, selbst das erwähnte Automobil, sind bekannte Dinge mit alleiniger
Ausnahme des neuen abgestimmten Systems des Herrn Dr.
Branly, das bei der Station Cap de la Hague zur
Verwendung kommen soll, „a description of which has not
yet been made public,“ wie der Referent vorsichtig bemerkt. Wir
müssen uns also das Urteil darüber, ob wir es hier mit einem wirklich neuen System
zu tun haben, bis auf den Zeitpunkt aufsparen, woNäheres darüber in die
Oeffentlichkeit dringt. Bis dahin dürfen wir wohl auch dieses System in die Eingangs
erwähnten Systeme einreihen.
Ein Institut aber, das hauptsächlich zu dem Zweck ins Leben gerufen wurde, durch die
drahtlose Telegraphie die Neugier der Menschen zu befriedigen, sollte doch die
Wissbegier der Fachleute nicht auf eine zu harte Probe stellen.
Dr. K.
Bücherschau.
Die Rohstoffe des
Pflanzenreiches. Versuch einer technischen Rohstoff lehre des
Pflanzenreiches. Von Dr. Julius Wiesner, o. ö.
Professor der Anatomie und Physiologie der Pflanzen an der Wiener Universität.
Zweite gänzlich umgearbeitete und erweiterte Auflage. 11. und 12. Lieferung
(Schluss). Leipzig. 1903. W. Engelmann.
In der Fortsetzung der Abhandlung über „Früchte“ bespricht T. F. Hanausek abschliessend die „Vanille“, nach
welcher der Reihe nach folgen: Buchnüsse, Valonen, Hopfen, Sternanis, Bablah,
Dividivi, Tari, Seifenbeeren, Gelbbeeren, Myrobalanen, Chinesische Gelbschoten,
Saflorkerne, Sonnenblumenkerne und Nigerfrüchte. Der Autor hat in der
wissenschaftlichen Beschreibung der vorgenannten Rohstoffe, worunter für die
industrielle Verwertung wichtige Produkte zu verzeichnen sind, die Fragen der Praxis
gehörig berücksichtigt. Nicht nur die mosphologische Seite und die histologischen
Verhältnisse fanden ihre entsprechende Darlegung, sondern auch die
chemisch-physikalischen Eigenschaften die eingehendste Beachtung.
Man wird bei einigen Besprechungen dieser Pflanzenkörper die kritische Sonde
wahrnehmen, die auch die Literatur im Interesse der Publikation in ihr Bereich nahm.
Zu den Paragraphen z.B. über Valonen, Hopfen, Sternanis, Bablah, Tari u.a.m. sind
manche Neuheiten und besondere Erläuterungen zu verzeichnen.
Wilhelm beendet in den vorliegenden Lieferungsheften den
siebzehnten Abschnitt mit der Gruppe der „Laubhölzer“, und „monocotylen
Hölzer“. Für den Holztechnologen ist dieser Teil organisierter Rohstoffe in
mehrfacher Beziehung von dem allergrössten Werte. Wilhelm hat die Charakteristik der Holzarten – alle technisch und
kommerziell einigermassen wichtigen Hölzer sind in dem Abschnitte aufgenommen – in
Beziehung zur gebrauchstechnischen Anwendung gebracht; dadurch ist er dem akademisch
gebildeten Praktiker gerecht geworden; seine physiographischen Darstellungen
befriedigen den Information suchenden Techniker bei Lösung von Fragen über den
substantiellen Wert einer gegebenen Holzgattung.
Die qualitative Bedeutung dieser vortrefflichen Arbeit ist ihrer quantitativen
proportional; es ist daher nicht möglich, in die gebotene Fülle der Materie hier
näher einzugehen.
Zur Orientierung sind dem Werke je ein Register der Rohstoffe und der systematischen
Pflanzennamen, nebst „Berichtigungen“ angeschlossen.
Dem nun vollendeten zweibändigen Werke Wiesners gebührt
in der technischen Literatur ein Ehrenplatz; es ist ein Werk von symptomatischer
Bedeutung für die Zweige der angewandten naturwissenschaftlichen Disciplinen. Die
Rohstofflehre des Pflanzenreiches Wiesners vermochte
schon in der ersten Auflage 1873 jenen Wendepunkt der technologischen Wissenschaft
zu kennzeichnen, von welchen angefangen der Einfluss der exakten Wissenschaften eine
immer breitere Basis in der Entwicklung der Technologie fand. Die vorliegende zweite
Auflage zeigt diesen Einfluss in aufsteigender Kurve. Der hohe innere Gehalt dieser
neuen Edition, ihre klassische Gediegenheit kommt wohl klar in dem Umstände zum
Ausdrucke, dass Wiesner, in richtiger Erkenntnis der
Fortschritte auf allen Gebieten der Wissenschaften, eine Arbeitsteilung glücklich
durchführte, und die verschiedenen Rohstoffgruppen von einer Reihe namhafter
Gelehrter und Forscher besprechen liess.
Der Wert der epochalen Publikation Wiesners ist umso
höher einzuschätzen, als im gleichen Masse daran Theorie und Praxis partizipieren,
und die in diesem Werke niedergelegten wissenschaftlichen
Ergebnisse dem Techniker einen ausgezeichneten Behelf gewähren.
Das Buch ist aber auch eine Zierde in bibliographischer Beziehung; die
Verlagsbuchhandlung hat allen modernen Anforderungen der Ausstattung in
ausgezeichneter Weise genügt.
Prof. Ed. Hanausek.
Praktische Beurteilung von
Regulatoren und Regulierungsfragen Gemeinverständliche Mitteilungen aus der
Praxis für Maschineningenieure und Elektrotechniker. Von Wilhelm Proell, Dipl.-Ing. Leipzig, 1902. Hochmeister & Thal. 59 S.,
8° mit 42 Textfiguren.
Der Verfasser behandelt die in neuerer Zeit am meisten bekannt gewordenen
Konstruktionen von Regulatortypen verschiedener Systeme – Normale
Vertikalregulatoren (von Buss, H. Gruson), Gewichts-
und Federregulatoren (von Proell), Federregulatoren
(von Hartung, H. Franke u.a.), normale
Achsenregulatoren (von Armington, Ehrhardt & Sehmer,
Dörfel, Proell u.a.), Beharrungsregulatoren (von Daevel, Lentz, Steinle & Hartung u.a.), Tourenverstellvorrichtungen,
Leistungsregulatoren (von Weiss, Stumpf Tolle) in
leicht verständlicher Weise, und kommt sodann auf das Verhalten der Steuerung zum
Reguliervorgang und auf den Einfluss der Oelbremse zu sprechen. Ferner wird die
Regulierung elektrischer Zentralen erörtert.
Das Lesen des Buches erfordert nur geringe Vorkenntnisse – es sind theoretische
Abhandlungen fast ganz vermieden worden – und soll dem vorwärts strebenden
Maschinenbauer oder Elektrotechniker zu weiterer Forschungstätigkeit in der
Regulierungsfrage von Kraftmaschinen, insbesondere solcher für elektrische
Zentralen, anregen.
Fr. Freytag.
Die Grundgesetze der
Wechselstromtechnik. Von Dr. G. Benischke.
Heft 3 der „Elektrotechnik in Einzeldarstellungen“. Braunschweig, 1903. Friedrich
Vieweg & Sohn.
Wenn auch der bekannte Name des Verfassers für den Inhalt des Werkes schon Gewähr
leistet, so seien die trotz der kurzen Zusammenfassung doch vollendeten Ausführungen
hervorgehoben. Hierdurch gewinnt auch dies Einzelheft, welches die Grundlehren der
Elektrizität natürlich voraussetzt, und hauptsächlich für die in der Praxis
stehenden Ingenieure, sowie für vorgeschrittenere Studierende bestimmt ist, an
Wert.
Die für die Wechselstromtechnik geltenden Gesetze sind von den Eigenschaften einer
Sinuswelle ausgehend, unter Fortlassung einiger rein mathematischer Entwicklungen
erläutert, und behandelt dies Heft 3: Die einfachen Wechselstromkreise, die
Verhältnisse gegenseitiger Induktion (mit besonderem Einschluss der
Transformatoren), die Kapazitätserscheinungen, zusammengesetzte Wellenformen; den
Drehstrom. Zahlreiche Diagramme vervollständigen die Ausführungen. Die Ausgabe in
abgeschlossenen Einzelheften, von denen das bereits erschienene Heft 1 „die
Schutzvorrichtungen der Starkstromtechnik“ und Heft 2 „den
Parallelbetrieb von Wechselstrommaschinen“ behandelt, erleichtert die
Anschaffung des Werkes. Angenehm empfindet man auch beim Studium das bei dem Druck
verwendete gute Material.
C. H.
Grundzüge der Gleichstromtechnik,
von R. von Voss. I. Teil Hildburghausen, 1903. Otto
Pezoldt, Polytechnischer Verlag.
Im vorliegenden Lehrbuch, bestimmt für technische Fachschulen und zum Selbststudium
der Studierenden höherer technischer Lehranstalten, behandelt der Verfasser die
wichtigsten Erscheinungen und Gesetze des elektrischen Stromes und des Magnetismus.
Beginnend mit dem Begriffe des Potentials geht der Verfasser unter Erläuterung der
Grundgesetze, ihrer Formeln und Anwendung bei Konstruktionen zu den Schaltungsarten
über, um dann den magnetischen Kraftlinien und deren Berechnung sich näher zu
widmen. Alle diese Ausführungen sind von Abbildungen und treffenden, der Praxis
angelehnten Beispielen begleitet und erleichtern auf diese Weise das Verständnis der
sonst für Neulinge schwierigen Materie. Das Lehrbuch dürfte seinen Zweck erfüllen
und den Schülern und Studierenden von grossem Nutzen sein.
H.