Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, Miszellen, S. 750 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Elektrisch zu betreibende Baby-Steinbohrmaschinen.
Unter dem Namen „Baby“ liefern Raud und Ingersoll in New York seit einigen Jahren neben anderen
Stein-Bohrmaschinen eine solche Maschine, die in allen ihren Teilen den grösseren
Stein-Bohrmaschinen völlig gleicht, in ihrem Gewichte aber nicht die Hälfte
desjenigen der letzteren erreicht. Die Baby-Steinbohrmaschine hat in Amerika ganz
allgemein berechtigte Anerkennung gefunden und wird dort in den westlichen Staaten
beim Vortreiben von Firstenstrossen in schmalen Erzvorkommen und beim Vortreiben von
Orten überhaupt wie beim Strossenabbauen sowie beim Absinken von Schächten
vorzugsweise benutzt. Auch bei den Eisenerzgruben in Grängesberg (Schweden) hat man
seit 1901 ein Paar derartige, elektrisch zu betreibende Bohrmaschinchen von jeder
der beiden weiter oben genannten Firmen ausgeprobt und mit denselben höchst
beachtenswerte Erfolge erzielt.
Die Hauptmasse dieser Baby maschinellen sind in nachstehender Tabelle
zusammengestellt:
Nameder Fabrik
Cylinder-Durch-messer
Stoss-länge
GanzeLängederMaschine
GewichtderMaschine
Vorschub-längeüberhaupt
Stosszahlbei4 Atm.Druck
mm
mm
mm
kg
mm
Raud
50
100
900
47
400
–
Ingersoll
51
115
900
48
305
500
Während das Gewicht der gewöhnlichen grösseren Steinbohrmaschinen wenigstens 100 kg
beträgt, wiegen die Babymaschinchen durchschnittlich nur etwa 45 kg und sind infolge
dessen durch einen Mann zu bedienen. Sie sind
aufstellbar sowohl auf einemPfeiler, sowie auf einem Gestell, im ersteren Falle
wiegen sie mit Klemmvorrichtung 43 kg ohne Beschwerung, im letzteren etwa 32 kg.
In Schweden waren solche Maschinen weiter seit Anfang des Jahres 1901 im Betriebe im
westlichen Ormbergsfelde beim Strossenabbau und beim Vortreiben von Orten, im
Exportfelde, ebenfalls beim Vortreiben von Orten und ausserdem beim Bohren von
Löchern zum Sprengen. Die erreichten Ergebnisse bei diesen Ortsvortrieben, bei denen
meist nur ein Mann zu ihrer Bedienung erforderlich war,
sind nachfolgend gegenübergestellt:
Arbeitsstelle
Ab-gebohrte
Bohr-schichtenAnzahl
Spreng-stoff
Ab-gebohrtin derchicht
Kilogr.-DynamitBohrlochfür
den
Quer-schnitts-fläche derOrte
m
kg
m
m
qmm
Pickgrube
8,2
31
57
0,265
6,95
3,75
Langgrube
17,1
60
89
0,295
5,03
3,5
Malingsbobruch
30,0
101
204
0,297
6,60
4,5
Wenn man die mit Babymaschinen in der Schicht erzielten Leistungen beim Vortreiben
von Orten mit den Ergebnissen der in gleichen Betrieben von gewöhnlichen grösseren
Bohrmaschinen vergleicht, findet man, dass ein Grössenunterschied tatsächlich nicht
besteht, dagegen erkennt man bei ihrer Benutzung die Möglichkeit einer
Sprengstoffersparung.
In letzter Zeit werden im Malingsbobruche, zwei nahe bei einanderliegenden Orten, mit
je 4,5 qm Querschnittsüäche, vorgetrieben, das eine mit einer Raudschen Babybohrmaschine, das andere mit einer 70 mm
Bohrmaschine aus der gleichen Fabrik, die erstere erreichte in der Schicht einen Vortrieb
in Länge von 0,329 m, die letztere von 0,333 m, wobei in ersterer in der Schicht
7,09 kg, in letzterer dagegen 9,25 kg Dynamit verbraucht wurden. Zu gleicher Zeit
wurde in der ersten Hälfte eines Monats in der Pickgrube mit einer gewöhnlichen
Bohrmaschine und in der anderen Hälfte mit einer Babybohrmaschine ein Ort in jeder
Schicht um 0,273 m vorgetrieben unter Verbrauch von 8,0 kg Dynamit bei der ersteren
und von 6,3 kg bei der letzteren.
Da die Haltbarkeit der Babymaschinen gleich gut befriedigte, wie die der grösseren
Maschine, so müssen auf Grund der erreichten Ergebnisse die Selbstkosten des
Ortsvortriebs sich ganz erheblich billiger stellen, zumal der Kraftverbrauch der
Babymaschine sich zu dem der grösseren wie 6,5 zu 12,0 verhält.
Im Erze stellen sich die Gedingkosten des Vortriebs eines Orts f. d. m auf 30,00 Kr.
schwed. einschliesslich Kosten des Sprengmaterials sowie der Bohrschärfung und die
gesamten Selbstkosten nach vorliegenden Berechnungen bei beiden Maschinen, wie
folgt:
70 mm Bohrmaschine
Babybohrmaschine
Arbeitslöhne, Sprengstoff und Bohrschärfen
Kr. 45,00
Kr. 30,00
Reparaturen, Leitung, Oel u.s.w.
„ 13,38
„ 13,38
Kraft
„ 19,71
„ 10,75
–––––––––––––––––
––––––––––––––
Sa. Kr. 78,09
Kr. 54,13
Beim Betriebe mit einer Babymaschine wird somit das gleiche Ergebnis mit nur einem Mann ungefähr um 25 bis 30 v. H. billiger
erreicht.
Wie vorher erwähnt, werden mit diesen Maschinen auch vergleichende Versuche beim
Bankabbau durchgeführt. In der Langgrube am westlichen Ormberge wurden im Jahre 1901
innerhalb 105 Schichten 786,0 m abgebohrt, wobei ein Junge den Transport der Bohrer
zum Schärfen, das Einspritzen von Wasser u.a.m. besorgte; im Durchschnitte wurde
nach vorhergegebenen Zahlen mithin in der Schicht 7,5 m mit durchschnittlich 1,93 m
Bohrlochtiefe abgebohrt.
In der Pickgrube wurden im gleichen Jahre mit derselben Maschine während 5 Schichten
8,8 m pro Schicht Bankstrosse abgebohrt, während an derselben Stelle im gleichen
Jahre mit dergrösseren Maschine nur 6,83 m in der Schicht erzielt wurden.
Indessen mag erwähnt werden, dass in der Bohrmaschine nur Bohrer von 35 mm mit 22 mm
Schärfenlänge zur Verwendung kommen, in den gewöhnlichen grösseren dagegen solche
von 45 bezw. 28 min. Die grössere Leistung der kleinen Babymaschine mag darauf
beruhen, dass das örtliche Versetzen der grösseren, schweren Maschine erheblich mehr
Zeit in Anspruch nimmt, als das der leichten kleineren Babymaschine. Die letztere
wurde auch zum Abbohren von Sprenglöchern in Firstenstrossen im Malinbsbobruche
benutzt und lieferte auch dabei recht befriedigende Ergebnisse. An Nettobohrleistung
der Babymaschine wurde im genannten Tagebau stündlich 1,64, in der Pickgrube 2,14 m
Bohrlochtiefe erreicht, in der Bruttostunde 0,83 bezw. 1,25 m, die erstere bleibt
somit in der tatsächlichen Bohrleitung etwas gegen die grössere Maschine zurück,
aber infolge der Zeitersparung beim örtlichen Versetzen beim Strossenabbau wird doch
mit ihr ein durchaus gleich gutes Ergebnis erreicht. Welcher wirtschaftliche Gewinn
sich daraus ergiebt, selbst wenn ein Junge dabei mit beschäftigt und bezahlt werden
muss, lässt sich wie folgt ermitteln:
Lohn f. d. Schicht und einen Mann
Kr.
4,26
„ „ „ „ „ „ Jungen
„
1,75
Maschinist, Oel u.s.w.
„
3,71
Kraft
„
2,96
––––––––––
Sa.
Kr.
12,68
Bei einer Bohrleistung für die Schicht von 7,5 m stellen sich die Bohrkosten für den
Meter auf Kr. 1,69 an Stelle von Kr. 2,36 bei den grösseren Maschinen, was einer
Ersparung von 28,5 v. H. gleichkommt.
Beim Firstenabbau wurden in Schweden Babybohrmaschinen noch nicht erprobt, wohl aber
sind in der Beziehung Leistungserfolge aus Colorado (Nordamerika) bekannt.
In der Portlandgrube im Cripple Creek-Distrikte, Colorado, hat man die grösseren
Maschinen durch Babymaschinen ersetzt und damit vorzügliche Ergebnisse erzielt. Die
Bohrlöcher werden daselbst 1,2 bis 1,8 m und im Durchschnitte in der Bruttostunde
1,5 m tief abgebohrt in sprungfreier, sehr harter Breccia.
(Jernkont. Annaler 1902, Heft. 4 und 5.)
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
La Télegraphie sans Fil. L'oeuvre de Marconi. Traduit du Scientific American de New-York. Mit 88
Abbildungen im Text. Bruxelles Ramlot Frères et Soeurs. Preis geh. 2,50 fr.
Le Point Critique des Corps Purs par E. Mathias Professeur de Physique à la Faculté des
Sciences de l'Université de Toulouse. Mit 44 Abbildungen. Paris 1904. C. Naud. Preis
geh. 7 fr.
La Grande Industrie Chimique Minérale Soude – Potasse
– Chlore – Iode –, Brome par E. Sorel, Ancien Ingénieur
des Manufactures de l'État. Mit 127 Abbildungen. Paris 1904. C. Naud. Preis geh. 15
fr.
Beiträge zur allgemeinen Erfindungslehre. Von Max Schütze, Patentanwalt. Erstes Buch: Grundriss der
reinen Erfindungslehre. Berlin 1904. Carl Heimann. Preis geh. 2 Mk.
Bücherschau.
Die Sicherungswerke im
Eisenbahnbetriebe. Ein Lehr- und Nachschlagebuch für
Eisenbahnbetriebsbeamte und Studierende des Eisenbahnwesens von E. Schubert, Kgl. Preuss. Eisenbahndirektor in Berlin.
Vierte umgearbeitete und erweiterte Auflage mit 449 Textabbildungen und 2
lithographierten Tafeln. Wiesbaden 1903 J. F. Bergmann.
Das Buch des bekannten Eisenbahnschriftstellers erschien zum ersten Mal im Jahre 1888
und hat seitdem in den folgenden Auflagen derartige Neubearbeitungen und
Erweiterungen erfahren, sodass es stets auf der Höhe der Zeit geblieben ist, indem
die durch die fortschreitende Entwicklung des Verkehrs und die erhöhte
Fahrgeschwindigkeit notwendig gewordenen Sicherheitsvorrichtungen im
Eisenbahnbetriebe gebührende Berücksichtigung fanden. Das Buch behandelt vorwiegend
Einrichtungen auf den preussischen Staatseisenbahnen und ist folgedessen auch
hauptsächlich für preussische Eisenbahnbeamten geschrieben, was schon daraus
hervorgeht, dass die Unterhaltung und Einrichtung der elektrischen Telegraphen und
Fernsprecheinrichtungen in die vorliegende Auflage neu aufgenommen ist, da diese
Anlagen nunmehr seit Aufhebung der Telegraphischeninspektionen am 1. April vorigen
Jahres der dienstlichen Tätigkeit der Bahnmeister zugefallen sind.
Das Buch ist reich mit meist guten und klaren Abbildungen ausgestattet, wodurch das
Verständnis der manchmal sehr verwickelten Bauarten der Sicherungseinrichtungen
ausserordentlich erleichtert wird. Ein glücklicher Gedanke ist die Einfügung von
Bildstöcken, die nach Photographien hergestellt sind. Denen, die im Lesenvon
Konstruktionszeichnungen ungeübt sind, werden durch Vergleich der ihnen bekannt
erscheinenden Photographieen mit den Schnittzeichnungen oder Prinzipdarstellungen
der Grundgedanke der Konstruktion und deren praktische Ausführung mustergültig zur
Anschauung gebracht.
Was den Leserkreis –Eisenbahnbetriebsbeamte und Studierende – anbetrifft, so wird das
Buch dieser Vereinigung in jeder Weise gerecht. Dem wenig theoretisch geschulten
Beamten fehlt die Erklärung für das Wie und Warum der ihm anvertrauten Apparate:
Hier findet er die Antwort. Dem Studierenden sind die Apparate in wirklichen
Ausführungen Licht zugänglich – abgesehen von der Gelegenheit einiger, weniger
Studienausflüge, – er lernt sie hier kennen.
Wir können uns nicht einverstanden erklären mit den häufigen Hinweisen auf genauere
Abhandlungen in anderen Werken. Wenngleich der Studierende sich mühelos die
angezogenen Zeitschriften zum weiterem Studium beschaffen kann, so steht es mit dem
Eisenbahnbeamten doch anders und er wird im Buche eine Lücke empfinden, sobald er
die Hinweise nicht benutzen kann.
Wir kommen nun zur Besprechung der einzelnen Abteilungen des Buches.
Der erste Abschnitt bringt in allzu populärer Darstellung die Grundzüge der
Elektrizitätslehre. Es ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil in demselben Buche
die physikalischen Vorgänge in Apparaten erklärt zu finden, deren Betrieb und
Unterhaltung in ihm beschrieben wird. Der Student wird die 26 Seiten überschlagen,
dem Beamten ersparen sie die Anschaffung eines besonderen Handbuches über Elektrizitätslehre.
Den Abschnitt über Reibungselektrizität könnte man entbehren; hingegen sähen wir die
andern über Galvanismus, Elektromagnetismus, Induktion u.s.w. gern ausführlicher. So
z.B. wäre das Krüger element aufzunehmen. Auch einige
grundlegende Formeln der Stromschaltungen, das Ohmsche
und Kirchhoffsche Gesetz sind nicht zu schwierig für
das Verständnis des Leserkreises, als dass sie nicht aufgenommen werden könnten: Der
wichtige und einfache Zusammenhang von Stromstärke, Spannung und Widerstand kommt
nirgends klar zum Ausdruck; die Stromverzweigung musste eingehend erläutert werden,
da sie bei der Verwendung der sog. isolierten Schiene eine grosse Rolle spielt. Das
Ergebnis von Parallel- und Hinteremanderschalten der galvanischen Elemente wäre im §
14 genauer zu erläutern. Dies sind nur einige Beispiele für die
Verbesserungsfähigkeit des Abschnitts I.
Ebenso der Vervollständigung fähig sind die Abschnitte über den Telegraphen und den
Fernsprecher.
Nachdem Leitung, Blitzableiter und andere Nebenapparate beschrieben sind, werden die
ältesten Telegraphenapparate besprochen, die an dieser Stelle wohl entbehrt werden
könnten. Auch die zum Abdruck gelangten Abbildungen könnten in der Folge durch gute
Querschnittszeichnungen ersetzt werden.
Bei den Stromschaltungen vermissen wir genügende Klarheit: Zweck und Verwendung aller
im Eisenbahnbetriebe gebräuchlichen Schaltungen wären systematisch zu behandeln.
Der Abschnitt V hat unseres Erachtens auch noch nicht die Gestalt erhalten, die er
endgültig beibehalten könnte. Die Klappenschränke fehlen gänzlich, obwohl die im
Eisenbahnbetriebe meist verwendeten Einfachumschalter dem Verständnis leicht
zugänglich sind. Zwar sind sie kurz erwähnt, jedoch mussten sie dem Zweck des Buches
entsprechend in der Genauigkeit der Darstellung der Blockwerke besprochen sein.
Vielleicht gelingt es dem Herrn Verfasser, für die Abschnitte des Schwachstroms –
Telegraphie und Telephonie – einen geeigneten Mitarbeiter zu gewinnen, um auch diese
Abschnitte in der Gründlichkeit zu bearbeiten, die dem Buch seit seinem Erscheinen
durch die Reichhaltigkeit anderer Abschnitte die verdiente, weite Verbreitung und
Anerkennung – nicht zum wenigsten in den Kreisen der Studierenden – eingetragen
hat.
Die elektrischen Läutewerke sind genügend und ausreichend behandelt.
Ein reiches Studienmaterial findet sich in dem Abschnitt Blockwerke. Die in der
Neuzeit an Bedeutung gewinnenden Blockwerke unter Mitwirkung des fahrenden Zuges und
diejenigen in der vierfeldrigen, finden gebührende Beachtung. Sehr schätzbar für das
tiefere Eindringen in das Verständnis des modernen Eisenbahnsicherungswesens ist der
Abdruck der ministeriell festgelegten Grundzüge für die elektrischen
Blockeinrichtungen.
Von den Radtastern haben die Durchbiegungstaster den Vorrang in der Darstellung
erfahren, obwohl auch gute Bauarten bestehen, bei denen Berührungsschluss durch
Niederdrücken eines Hebels unmittelbar durch das darüberrollende Rad selbst
herbeigeführt wird. Um so wünschenswerter wäre die Aufnahme dieser, da sie bei den
preussischen Staatsbahnen in Gebrauch sind.
Den Hauptteil des Werkes bilden die Signal- und Weichenstellwerke, ein Gebiet, das
der Verfasser in dankenswerter Gründlichkeit bearbeitet hat. Zunächst die
Signalstellwerke als solche. Dann wird ihre Verbindung mit der Weiche und die
Einrichtung der für das gesamte Stellwerkswesen so wichtigen Verschlusstafel an
einem einfachen Beispiel erläutert, dem mehrere Verschlusstafeln einfacherer
Bahnhofsanlagen folgen. Die konstruktiven Ausführungen der Signalstellwerke werden
zunächst im Grundgedanken, dann in der Bauart namhafter Firmen dargestellt. Von dem
nun folgenden reichhaltigen Inhalt erwähnen wir nur die Vereinigung des
Signalstellbockes mit der elektrischen Blockung, die Leitungen und Spannwerke,
Weichen Verriegelungen in zahlreichen Bauarten, Signalmaste und Vorsignale mit
zugehörigen Antriebs Vorrichtungen und die im Sicherungswesen so wichtige
Einrichtung, welche es dem fahrenden Zuge nach Vorbeifahrt am „freie Fahrt“
zeigenden Signal gestattet, dieses selbsttätig auf „Halt“ zurückzustellen,
wodurch sich der Zug ohne Mithilfe eines Beamten selbst deckt.
Nach kurzer Darstellung der Weichenstellwerke wird der Leser mit den vereinigten
Signal- und Weichenstellwerken bewährter Bauarten in Verbindung mit der elektrischen
Blockung bekannt gemacht, jener Vorrichtung, der wir hauptsächlich die
Betriebssicherheit auf den Eisenbahnen verdanken, deren Anforderungen der Neuzeit
übersichtlich zusammengestellt sind.
In diesem Abschnitt bietet ferner besonderes Interesse die Vorrichtung, die
Fahrstrasse so lange festzuhalten, bis die zu ihr gehörige, letzte Weiche vom Zuge
ganz durchfahren ist.
Es folgt nun die Stelleinrichtung der Weichen selbst.
Mannigfache Bauarten der Weichenspitzenverschlüsse finden ihre Beschreibung; alle
Konstruktionen haben ihre Feuerprobe in der Praxis bestanden. Hierher gehören auch
die Weichen-Handverschlüsse für wenig gebrauchte, weit vom Stellwerk aus liegende,
nicht von diesem verstellbare Weichen.
Ferner sind beschrieben die im Betriebe wenig beliebten Druck- und Sperrschienen, die
das Umstellen einer Weiche unter dem darüberstehenden Fahrzeug verhindern sollen.
Gleichen Zweck erfüllen die Zeitverschlüsse die vom Rade des Fahrzeuges in der Weise
betätigt werden, dass die dadurch eingetretene Sperrung des Weichenhebels erst nach
einiger Zeit unter Vermittlung einer hydraulischen Bremse wieder aufgehoben
wird.
Daran schliesst sich ein für die Aufgaben der Praxis sehr wichtiges Gebiet, die
Darstellung der Stellwerkspläne nach den ministeriellen Bestimmungen, durchgeführt
an einigen grösseren Bahnhofsanlagen.
Recht zweckmässig erscheint der Abdruck der technischen Bedingungen über Lieferung
und Aufstellung von Stellwerken, wie sie von der preussischen
Staatseisenbahnverwaltung erlassen sind. Mit dem Bau, der Unterhaltung und Bedienung
der Stellwerke beschäftigt sich der folgende Abschnitt, an den sich eine sehr
reichliche Auswahl von Preisangaben über Stellwerksanlagen anreiht, die beim
Entwerfen und Veranschlagen von Neu- und Erweiterungsanlagen gute Dienste leisten
wird.
Den Schluss des Buches bildet die eingehende Beschreibung des elektrischen
Stellwerks, Bauart Siemens & Halske.
In unserm heutigen Zeitalter des Verkehrs, in dem das Eisenbahnwesen, besonders das
Sicherungswesen in weitesten Kreisen Beachtung bereits gefunden hat, wird auch
mancher Nichtfachmann das leicht verständliche Buch mit Interesse zur Hand nehmen.
Namentlich ist das Studium des Buches juristischen Personen, die häufig in
Gerichtsverhandlungen aus Anlass von Eisenbahnunfällen mit dem Eisenbahnwesen in
Berührung kommen, zu empfehlen, um eine klare Vorstellung über den Betrieb in
Stellwerken zu gewinnen, um unter Berücksichtigung aller wichtigen Umstände, wie
Bauart, Bedienung und Betrieb des Stellwerks in voller Sachkenntnis vorgehen zu
können bei der Beurteilung des Schuldig oder Nichtschuldig.
Wir halten es nicht mehr für nötig, dem Buche eine weitere Empfehlung als unsre
eingehende Besprechung mit auf den Weg zu geben.
Strassburg i. E.
Hans A. Martens.
Die Betriebsmittel der elektrischen
Eisenbahnen. Von E. C. Zehme. Wiesbaden 1903.
C. W. Kreidel.
Vor allem Andern und ohne Umschweife darf die Bemerkung vorausgeschickt werden, dass
dieses Zehmesche Buch nach Inhalt und Ausstattung den
vornehmsten und bedeutendsten Erscheinungen der elektrotechnischen und
eisenbahntechnischen Litteratur beizuzählen ist. Der vorliegende erste Band
behandelt die bauliche Ausgestaltung der Triebwagen und Lokomotiven, sowie die
elektrischen Einrichtungen der Fahrzeuge, nämlich Motoren, Triebwerke, Regelung und
Anlassen der Motoren, Schaltvorrichtungen, Leitungen und Speicher. Bei der
Bearbeitung dieses Stoffes ist sowohl dem Standpunkte des Maschinenbauers als jenem
des Elektrotechnikers und Eisenbahningenieurs vollste Rechnung getragen. Vorzüglich
unterrichtend sind auch 315 in den Text gedruckte Abbildungen und 66 lithographische
Tafeln, die durch reichliche Angaben der Abmessungen aussergewöhnlich wertvoll
werden. Die Ausdrucksweise des Verfassers ist eigentümlich knapp und
zusammenfassend, so dass sie ihn in Stand setzt, auf verhältnismässig engem Raum
staunenswerte Stoffmengen der Erledigung zuzuführen.
Der zweite Band wird die Linienführung, den Oberbau, die Stromzuführungen und
schliesslich die Signal- und Sicherungsvorrichtungen umfassen, während der dritte
Band den Stromerzeugungs-, Bahnhofs- und Werkstättenanlagen, und endlich ein vierter
Band den einschlägigen Vorarbeiten, der Unterhaltung, dem Betriebe und den
bezüglichen Kostenberechnungen gewidmet sein soll.
Weiteres über dieses fachwissenschaftliche Prachtwerk anzuführen oder in Einzelheiten
einzugehen, können wir wahrhaftig für überflüssig erachten, da das Buch, mindestens
im ersten Teile, auch nicht die leiseste Handhabe für Ausstellungen darbietet oder
irgendwie Wünsche offen lässt und es, damit seine Vorzüge sich offenbaren und davon
Nutzen gezogen werden könne, eben selbst gelesen und studiert werden muss.
L. K.