Titel: | [Kleinere Mitteilungen.] |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 64 |
Download: | XML |
[Kleinere Mitteilungen.]
[Kleinere Mitteilungen.]
Bücherschau.
Die Theorie der
Mehrstoffdampfmaschinen. Von Dr. K. Schreber,
Privatdozent für Physik. 124 S. 8°. Leipzig 1903. B. G. Teubner.
Im Jahrgang 1902, 317, 709 unseres Journals
veröffentlichten wir bereits einen Schreberschen
Vortrag über die Theorie der Mehrstoffdampfmaschinen, welchen der Verfasser auf der
Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Karlsbad gehalten hat.
Inzwischen ist seine ausführliche Studie über denselben Gegenstand in Buchform
erschienen, die in technischen Kreisen berechtigte Beachtung verdient, zumal auch
die Schreibweise sich durch übersichtliche und klare Behandlung thermo-dynamischer
Grundfragen auszeichnet.
Das Ergebnis der Schreberschen Untersuchungen gipfelt in
dem Vorschlag der stufenweisen Ausnutzung der Wärmeenergie der Brennstoffe durch
mehrere Arbeitsflüssigkeiten. Wie in den Abwärmekraftmaschinen der Wasserdampfstufe
eine Schwefligsäuredampfstufe zur Erweiterung der Wärmeausnutzung nach der unteren
Temperaturgrenze zugesellt ist, empfiehlt Schreber,
dass auch nach oben eine Dampfstufe vor die Wasserdampfstufe
vorgeschaltetwerden sollte. Nachdem erörtert ist, welche Eigenschaften die
Arbeitsflüssigkeiten haben müssen, um günstige Wärmeträger zu sein, schlägt Schreber eine Dreistoffdampfmaschine mit folgenden
Arbeitsflüssigkeiten vor:
Anilin
im
Temperaturbereich
von
310
bis
190°
C.
Wasser
„
„
„
190
„
80°
„
Aethylamin
„
„
„
80
„
30°
„
Für diese Kombination errechnet er einen thermischen Wirkungsgrad von 33 v. H. Von
neuem lenkt Schreber wieder mehr die Aufmerksamkeit der
Dampfmaschine zu in der Meinung, dass sie den einzig rationellen Wärmemotor für die
Grossindustrie darstelle, zumal sie der Carnotschen Theorie zufolge den
Verbrennungskraftmaschinen grundsätzlich überlegen ist.
Zusammenfassend muss man anerkennen, dass der Verfasser der Aufgabe nachgekommen ist,
für Dampfkraftanlagen darzulegen, „dass innerhalb gewisser Grenzen in
Uebereinstimmung mit der Erfahrung Wasser die günstigste Flüssigkeit ist, dass
aber ausserhalb dieser Grenzen andere Stoffe günstiger zu verwenden sind“;
ferner hat er gezeigt, „welches diese Grenzen sind, und wie die Stoffe zu finden
sind, welche ausserhalb dieser Grenzen vorteilhafter sind als Wasser.“
K. Merk.