Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, Miszellen, S. 142 |
Download: | XML |
Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Piersons Sauggasgenerator.
Das grosse Interesse, welches die Industrie neuerdings den Sauggasmotoren
entgegenbringt, lenkte das Augenmerk der Konstrukteure besonders auf die Herstellung
eines Generators für kleine Maschinen mit geringem Kraftbedarf, bei denen ganz
besonders die Wirtschaftlichkeit der Sauggasanlagen gegenüber dem Dampfbetrieb sich
bemerklich macht. Die Nachteile der meisten Konstruktionen bestanden darin, dass sie
zu viel Raum beanspruchten und dass sie eines kleinen Dampfkessels, der den nötigen
Dampf liefert, aber selbst eine Quelle oft recht grosser Unzuträglichkeiten
darstellt, nicht entraten konnten. Die Zeitschrift Engineering Nov. 1903 beschreibt einen von J. u.
O. G. Pierson in Paris konstruierten Generator, als dessen Vorzüge
angeführt werden, dass er
1) jede beliebige Magerkohle mit 10–12 v. H. Asche und ebenso
viel flüchtigen Bestandteilen zu verwenden gestattet und nicht nur den teuren
Anthrazit,
2) dass die Maschine in längstens 10 Minuten nach dem Anheizen
in betriebsfertigem Zustande ist,
3) dass die Beschickung des Apparates nur alle 10 bis 12
Stunden erfolgt, dass ferner das erzeugte Gas sehr rein ist und ein baldiges
Verschmutzen der Maschine nicht stattfindet und dass
4) die Zufuhr des Dampfes zum Generator sich selbsttätig mit
der Belastung der Maschine einstellt.
Die Konstruktion des Apparates ergibt sich aus den beigefügten Fig. 1 und 2. Hierbei
stellt B den Generator, I
den Kühler, K den Koksscrubber und endlich N den Reiniger vor. Der Generator besteht aus dem
Wasserverdampfer A und dem gusseisernen Zylinder B, welcher mit einer Feuerbrücke ausgerüstet ist. An
dem Boden von A ist ein gusseisernes Fusstück C mit Bolzen befestigt, welches leicht entfernt werden
kann und aus seiner Oeffnung Asche und Schlacken zu entfernen gestattet. Die Füllung
des Generators erfolgt durch den Deckel E und genügt
für 10–12 Stunden. Nötigenfalls kann durch einen besonderen mit Hahn versehenen
Fülltrichter jederzeit Kohle nachgefüllt werden.
Das im Generator erzeugte Gas tritt von oben her in den aus einem inneren Rohr und
äusserem wassergefüllten Mantel bestehenden Kühler I
ein, der auf dem Staubsammler J ruht. Aus letzterem
lässt sich der Staub leicht durch ein am Boden befindliches Mannloch entfernen. Das
gekühlteund von einem Teil des Staubes und der teerigen Bestandteile befreite
Gas tritt nun von unten in den Koksscrubber K ein, der
mit aus dem Kühler abfliessenden Wasser bespült wird. Das Gas geht nun zum Reiniger
N, wo es die mechanisch mitgenommene Feuchtigkeit
und sonstige Unreinigkeiten verliert, ehe es zur Maschine kommt. An dem Rohre,
welches das Gas vom Reiniger zur Maschine führt, befindet sich ein Ventilator, der
zum Ingangsetzen des Generators benutzt wird und mit einem Zweiweghahn versehen ist,
der gestattet, das Gas entweder zur Maschine oder in die freie Luft zu leiten.
Textabbildung Bd. 319, S. 142
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 319, S. 142
Fig. 2.
Besonderes Interesse beansprucht die selbsttätige, sich nach der Belastung
einstellende Zufuhr des Dampfes. Der im Verdampfer A,
in dem das Wasser durch passende Vorrichtungen stets auf gleicher Höhe gehalten
wird, erzeugte Dampf tritt durch das Fusstück C und
wird mit der nötigen Luft durch das Feuer hindurchgesaugt. Da kein Rost im Generator
ist, ruht der Brennstoff teils auf dem Fusstück C und
dem Boden der Feuerbrücke T, welche durch den
gusseisernen Rahmen U gehalten wird. Würde der Dampf
stets mit gleichmässiger Stärke ins Feuer eintreten, so würde er bei geringer
Belastung der
Maschine das Feuer bald ausblasen, oder andererseits würde bei vollbelasteter
Maschine die Temperatur zu hoch werden, was zu Schlackenbildung und anderen
Unzuträglichkeiten Veranlassung zu bieten vermag. Es muss also die Zufuhr des
Dampfes der Belastung des Motors entsprechend geregelt werden. Das wird bei der
vorliegenden Konstruktion auf folgende Weise erreicht: An den Koksscrubber K ist ein gusseisernes Luftgefäss V angenietet, welches durch ein kurzes Rohr mit dem
Scrubber in Verbindung steht. In diesem Rohr befindet sich ein kleines Ventil,
welches sich öffnet, wenn die Maschine ansaugt und dann durch sein Eigengewicht sich
wieder schliesst. Auf der einen Seite von V befindet
sich ein bewegliches Lederdiaphragma W, welches mit
Hilfe der Stange X und des Hebels Y das Ventil R öffnet,
welch letzteres durch die Federn b und c geschlossen wird. Oben auf V befindet sich ein kleiner Hahn d, der die
Verbindung mit der freien Luft herstellt. Bei jedem Ansaugen der Maschine entsteht
nun ein Vakuum im Koksscrubber, das Ventil im Rohr öffnet sich und überträgt das
Vakuum in das Gefäss V. Das Diaphragma W wird angesaugt und öffnet mittels der oben erwähnten
Uebertragung das Ventil R, welches dem Dampf aus dem
Verdampfer den Eintritt ins Feuer gestattet. Die Zeit, während welcher die Oeffnung
des Ventils erfolgt, ist um so grösser, je mehr die Maschine belastet ist, d.h. je
stärker sie saugt und je weiter das Diaphragma in das Gefäss V hineingezogen wird. Ist die Maschine nur schwach belastet und ist die
Saugung sehr gering, so ist das in V entstehende Vakuum
so gering, dass es schon durch die bei d einströmende
Luft aufgehoben wird, so dass das Dampfventil überhaupt nicht geöffnet wird. Der Hub
des Dampfventils kann leicht ein für alle Mal fest eingestellt werden und so die
Temperatur des Feuers konstant gehalten.
Dr. Hgr.
Der Tachygraph von Karlik
besteht, wie beistehende Abbildung zeigt, Rev. Ind. 18. Juli
1903 aus zwei symmetrisch zur Drehachse in einer Vertikalebene liegenden Röhren T, welche an ihrem unteren Ende mit einer weiteren, in
der Drehachse liegenden Röhre t kommunizieren. Das
Röhrensystem besitzt die Gestalt einer Lyra.
Bei der Rotation dieses mit Quecksilber gefüllten Röhren-Systems, eingeleitet von der
Scheibe P aus, steigt das Quecksilber in den
Seitenschenkeln der Lyra infolge der Wirkung der Zentrifugalkraft und sinkt
infolgedessen in dem weiteren, in der Drehachse liegenden und mit den Schenkelröhren
kommunizierenden Rohr. Der Schwimmer F folgt den
Niveauunterschieden in letzterem. Die Bewegungen des Schwimmers werden auf den Hebel
L übertragen, welcher das Diagramm der
Rotationsbewegung auf den durch Uhrwerk bewegten Zylinder R in bekannter Weise mittels Stift S
aufzeichnet, während Sl die Nulllinie schreibt. Der Apparat dient zugleich als Tourenzähler,
indem gleichzeitig die Bewegungen des Schwimmers auf den Zeiger A übertragen werden, der an einer Teilung die jeweilige
Tourenzahl abzulesen gestattet.
Je 4 Touren in der Minute bewirken eine Senkung desQuecksilberspiegels um 1 mm.
Um den Messbereich des Apparates zu erhöhen, sind an den Schenkelröhren wagerechte,
vorn geschlossene Verlängerungen angebracht, welche dem Quecksilber die Ausbreitung
ohne gleichzeitiges Ansteigen in den Röhren gestatten und ohne die Senkung des
Meniskus im Zentralrohr und damit die Bewegung des Schwimmers zu
beeinträchtigen.
Textabbildung Bd. 319, S. 143
Dr. K.
Bücherschau.
Der Drehstrommotor als
Eisenbahnmotor. Von Wilhelm Kübler, Ingenieur.
A. o. Professor an der Kgl. Sachs, techn. Hochschule zu Dresden. Mit zahlreichen
Abbildungen. Leipzig, 1903. Arthur Felix.
Der Verfasser wurde in einem Vortrage des elektrotechnischen Vereines von einem
Anhänger des Systems Gleichstrom für Vorortbahnen angegriffen und entschloss sich im
Verlaufe der an diesen Vortrag sich anschliessenden Erwiderungen in der
Elektrotechnischen Zeitschrift an einer bestehenden Drehstrombahn durch
Experimentaluntersuchungen Material zu einer Entgegnung zu sammeln.
Auf diese Untersuchungen ist das Werk aufgebaut.
Es werden in diesem Buche an Hand von Messungsergebnissen und statistischen Tabellen
zum erstenmale eingehende Rechnungen und Vergleiche zwischen Bahnbetrieben mit
Drehstrom und Gleichstrom ausgeführt, in denen für Drehstrom, was bisher noch
niemals geschah, auch die neueren Regulierungsmethoden, wie Polumschaltung,
Kaskadenschaltung in Rechnung gezogen werden. Das Buch ist infolgedessen eine
wertvolle Bereicherung des erst kürzlich erschienenen Werkes von Dr. Ing.W. Reichel: Ueber die Verwendung des Drehstromes für
den Betrieb elektrischer Bahnen.
Im Gegensatze zu diesem kommt der Verfasser zu dem Ergebnisse, dass Drehstrom nicht
nur für Fernbahnen, sondern auch für Stadt- und Vorortbahnen geeignet ist, unter
Umständen sogar Vorteile und Ersparnisse gegenüber Gleichstrom bietet.
In gedrängter Kürze gibt der Verfasser in den ersten Abschnitten an Hand von Kurven
und Diagrammen die Bedingungen, die der Eisenbahnbetrieb an die Motore stellt,
behandelt dann die verlangten Eigenschaften für Gleichstrom- und Drehstrommotore und
kommt auf Grund dieser Abhandlungen im sechsten Abschnitt zu einer vorläufigen
Zusammenstellung der Vorteile der Verwendung des Drehstromes.
In einem weiteren Abschnitte wird eine Veröffentlichung des amerikanischen Ingenieurs
E. J. Berg auf Grund der bisherigen Darlegungen
einer Berichtigung unterzogen und dargelegt, dass der Drehstrom auch für Bahnen mit
schwierigen Betriebsverhältnissen dem Gleichstrom in bezug auf Energieaufwand,
Leistungsfähigkeit, und Anlage- und Betriebskosten mindestens gleichwertig, wenn
nicht überlegen ist.
Der achte Abschnitt gibt als Beleg für die vorhergehenden Darlegungen die
Versuchsergebnisse, die der Verfasser selbst in seinen Messungen auf der
schweizerischen Vollbahn „Burgdorf–Thun“ gefunden hat. sowie eine Reihe
statistischer Tabellen.
Zum Schlusse zieht der Verfasser auch die Versuche mit elektrischem
Schnellbahnbetrieb auf der Strecke Marienfelde- Zossen in die Berechnungen ein. Das
Buch zeichnet sich trotz aller Knappheit des Stiles durch eine merkwürdige Klarheit
aus, so dass es dem Leser leicht gemacht wird, den Ausführungen zu folgen.
Einige Druckfehler, wie insbesondere Seite 47 in der Berechnung der Umdrehungszahl
bei Kaskadenschaltung, und Seite 56 lassen sich leicht aus dem Sinn berichtigen.
Sehr instruktiv sind die beigegebenen Kurven der Messungsergebnisse auf der Burgdorf–
Thuner Bahn.
Das Buch ist eine wertvolle Bereicherung der bis jetzt leider noch nicht sehr
umfangreichen Literatur über elektrischen Bahnbetrieb und wird durch die Güte seines
Inhaltes und seiner Ausstattung sicherlich grosse Verbreitung finden.
Die Kalkbrennerei und
Zementfabrikation mit Anhang über die Fabrikation der Kalksandsteine. Von
Heusinger von Waldegg. Fünfte Auflage, bearbeitet
von Carl Naske, Oberingenieur. Mit 236 Abbildungen im
Texte und einer Tafel. Leipzig, 1903. Theodor Thomas.
Wie schon der Titel des Buches besagt, zerfällt es in drei Abschnitte. Der erste
behandelt die Kalkbrennerei. Neu aufgenommen im Gegensätze zur vorhergehenden
Auflage sind Kapitel über das Kalkkalorimeter und über die Anlage von Kalkwerken und
Erläuterungen einer Anzahl neuerer Ofenkonstruktionen. Schliesslich ist auch das
Kapitel über Gaskalköfen gänzlich umgearbeitet.
Der zweite Teil des Buches behandelt die Herstellung des Portlandzementes und stellt
eine auszugsweise Wiedergabe des in demselben Verlage erschienenen Werkes von Naske
„Die Portlandzement-Fabrikation“ dar. Dementsprechend sind hier die
Beschreibungen und zeichnerischen Darstellungen von ausgeführten Anlagen und Teilen
solcher sowie die Beschreibung der Fassfabrikation fortgeblieben und einzelne
Kapitel kürzer gefasst. Dagegen ist das Kapitel über die Anwendungen des
Portlandzementes grösstenteils neu hinzugekommen.
Der dritte Teil des Buches gibt einen Ueberblick über den augenblicklichen Stand der
Kalksandsteinfabrikation.
Das Buch hat natürlich viel Aehnlichkeit mit dem früher erschienenen über die
Portlandzement-Fabrikation Der Verfasser hat mit grossem Eifer und Fleisse
gearbeitet, trotzdem ist ihm aber der Vorwurf nicht zu ersparen, dass er die
vorhandene Litteratur herzlich wenig benutzt hat. Was das Buch bietet, ist eben
nicht eine Uebersicht über die Kalk- usw. Fabrikation, sondern sie zeigt, was der
Verfasser davon weiss; es ist also kein objektives, sondern ein rein subjektives
Buch, und das ist ein Mangel, an dem übrigens die meisten Bücher der sogenannten
Praktiker leiden. Trotzdem wird es sich zahlzeiche Freunde erwerben, und ich gebe
ihm viele Wünsche dazu mit auf den Weg. Man kann es mit Vorteil benutzen und viel
aus ihm lernen.
M. Fiebelkorn.
Die Brennöfen für Tonwaren, Kalk,
Magnesit, Zement und dergl. mit besonderer Berücksichtigung der
Gasbrennöfen. Von Ernst Schmatolla. Mit 140
Zeichnungen. Hannover, 1903. Gebrüder Jänecke.
Das vorliegende Buch soll dazu bestimmt sein, dem Praktiker wie dem Studierenden, der
sich mit den im Titel aufgeführten Oefen beschäftigen will, als Führer zu dienen. Um
seinen Wert zu erhöhen, hat der Verfasser die meisten Abbildungen massstäblich
gehalten. Besonders eingehend sind die Gasfeuerungen und Gasbrennöfen behandelt. Im
ersten Teile seines Buches wendet sich der Verfasser den Feuerungen allein zu und
bespricht auf 23 Seiten die verschiedenen Arten. Der zweite Teil ist den Brennöfen
gewidmet. Hier sind zuerst die Schachtöfen beschrieben und zwar in der Reihenfolge,
wie sie sich entwickelt haben. Es folgen die Einzelkammeröfen älterer Konstruktion
und dann die neueren Konstruktionen sowie die Ringöfen Besondere Kapitel behandeln
die Kanal- und die Drehrohröfen. In einem Schlusskapitel erörtert der Verfasser den
Bau der Brennöfen, besonders die Fundierung, die Isolierung gegen Bodenfeuchtigkeit,
die Aufmauerung und Verankerung.
Das Buch ist mit Sorgfalt gearbeitet und wohl zu empfehlen. Was ich mehrfach
vermisse, ist ein fachmännisches Urteil. Der Verfasser hätte sich nicht mit der
trockenen Beschreibung der Konstruktion allein begnügen sollen. Die Lektüre wäre
dann interessanter und lehrreicher geworden. Die Ausstattung des Buches lässt nichts
zu wünschen übrig.
M. Fiebelkorn.
Gemeinfassliche Darstellung des
Eisenhüttenwesens. Herausgegeben vom „Verein deutscher
Eisenhüttenleute“.V. Auflage. Kommissionsverlag von August Bagel in
Düsseldorf.
Das Buch, dessen Bestimmung deutlich in seinem Titel ausgesprochen ist, zerfällt in 2
Teile, dem technischen und wirtschaftlichen Teil, die jeder seinen eigenen Verfasser
haben.
Der erstere, bearbeitet von Th. Beckert,
Hüttenschulendirektor in Duisburg gibt die Erklärung des Begriffs „Eisen“,
die Benennung der Eisensorten und daran anschliessend die Beschreibung der Erzeugung
des Roheisens und schmiedbaren Eisens und der Formgebungsarbeiten.
Eine solche Eisenhüttenkunde zu schreiben, ist eine schwierige Aufgabe, die man im
vorliegenden Falle als gelungen bezeichnen darf. Nur eins ist dem Schreiber dieser
Zeilen nicht klar geworden. Warum ist das Buch so überaus dürftig mit Abbildungen
ausgestattet?
Will man viele Kreise im Volke zum Lesen heranziehen, und Verständnis und Interesse
erwecken, so sind zahlreiche Abbildungen unerlässlich und zwar Darstellungen in
perspektivischer Ansicht, mitten aus dem Betriebe herausgegriffen.
Die Abbildung eines Koksofens, eines Kupolofens, einer Walzenstrasse fehlen. – Es
sind dies nur einige Beispiele. – Dem wäre doch wahrlich leicht abzuhelfen.
Auch die Darstellung eines indischen oder afrikanischen Rennfeuers, eines
Frischfeuers, eines alten Holzkohlenhochofens, etwa unter Anlehnung an Becks Geschichte des Eisens, würde den trocknen Text
wohltuend unterbrechen und manchen veranlassen, der es sonst nicht getan hätte, in
dem Buche zu blättern und nachzulesen.
Nunmehr der 2. Teil. – Er ist völlig neu bearbeitet und trägt den Namen des
Geschäftsführers des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute Dr. Ing. E. Schrödter als den seines Verfassers. Eine berufenere
Feder konnte nicht gefunden werden.
Statistik ist eine recht trockene Wissenschaft. Wer sich nicht mit ihr beschäftigen
muss, der meidet sie, und doch wird Niemand das kleine Buch aus der Hand legen, ohne
dem Verfasser dafür zu danken, dass er ein so reiches Zahlenmaterial in so
geschickter und fesselnder Weise geboten hat.
Es sind so viele geschichtliche Notizen eingestreut und so viele Anregungen zum
Nachdenken gegeben – warum ist es in dem Lande so, und wie ist der Aufschwung oder
der Niedergang gekommen? – dass man dem Verfasser gern folgt, auch wenn er
seitenlang Zahlentabellen und graphische Darstellungen gibt.
Das Buch führt weit hinaus über die Grenzen des Eisenhüttengewerbes. Dank der
Bedeutung der Eisenerzeugung und des unmittelbar mit ihm verknüpften Kohlenbergbaus
findet jeder Leser, der über unser wirtschaftliches Leben und alle damit verknüpften
Fragen, wie Schutzzölle, Kartelle, Sozialpolitik, Einfuhr und Ausfuhr, Tarife u.s.f.
unterrichtet sein will, wertvolles Material, auch wenn er dem Eisenhüttenwesen fern
steht.
Es ist ein Buch, geschrieben für jeden Mann aus dem Volke, der mit Ernst und
Verständnis solchen Fragen nachgeht. Allein die 10 Seiten über
„Arbeiterverhältnisse“ reden eine so ruhige, versöhnende Sprache, dass
man durch sie besser unterrichtet wird als durch viele umfangreiche sozialpolitische
Schriften. Dasselbe gilt in übertragener Form von dem Kapitel über Kartelle und
Zölle – es sind zusammen nur 3 Seiten.
Die Darstellungsweise, die der Verfasser unseres Buches gewählt hat, ist die, dass er
zunächst eine Erzeugungsübersicht der einzelnen Länder gibt – Roheisen, Flusseisen,
Eisenerze, Kohlen – auch eine vergleichende Tabelle über die Eisenbahnenlängen der
einzelnen Länder und den Eisenverbrauch f. d. Kopf der Bevölkerung.
Dann folgt die Eisenerzeugung der einzelnen Länder, an der Hand des geschichtlichen
Werdegangs, der Hilfsquellen, der Ein- und Ausfuhrzahlen, der
Transporthilfsmittel.
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika sind ganz besonders als unsere stärksten
Feinde auf dem Weltmarkte berücksichtigt. Das alte durch eine Jahrtausende währende
Kultur erschöpfte Europa im Kampfe gegen diesen mit schier unerschöpflichen
Hilfsquellen bedachten jungen Erdteil, der nur das beste und mit geringen Mitteln
Erreichbare benutzt, das Andere für späte Nachkommen übrig lässt oder auch
verwüstet, ohne die rächende Nemesis für die nächsten Generationen befürchten zu
müssen – das ist ein Bild, unter dessen Eindruck mancher Gegner der Kartelle und der
Schutzzölle zum Schweigen gebracht wird.
Auch die in Deutschland noch der Zukunft vorbehaltenen Erz- und Kohlenvorräte sind in
dem Buche abgeschätzt. Dies gilt auch für die anderen Länder.
Ein wertvoller Anhang ist in Gestalt einer Aufzählung aller Hochofenwerke, Walzwerke
und Stahlformgusswerke in Deutschland gegeben, unter Beifügung der
Erzeugungsziffern. Da die Listen unbedingt zuverlässig und bis auf die jüngste Zeit
nachgetragen sind, werden sie allen, die in Geschäftsverbindung mit solchen Werken
stehen oder in eine solche eintreten wollen, willkommen sein.
B. Osann.