Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, Miszellen, S. 495 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Ein neues Rettungsboot.
Nachdem vor etwa Jahresfrist die Vorversuche mit Kapitän Doenvigs neuem Rettungsboot, das die Form eines Globus besitzt, angestellt worden waren, haben die kürzlich an der Küste
von Jütland unter Oberleitung norwegischer Marineoffiziere und anderer Autoritäten
zur See angestellten Versuchsfahrten die Brauchbarkeit der neuen Erfindung
erwiesen.Nach Scientific
American, vom 28. Mai 1904.
Textabbildung Bd. 319, S. 495
Bei stürmischem Wetter wurden zwei der neuen Rettungsboote von dem norwegischen
Kriegsschiff „Heimdal“ ausgesetzt. Das erste Boot, ohne Besatzung, nur mit
Sandballast entsprechend dem Gewicht von sechszehn Mann, ging ohne jede Störung in
See und kam wohlbehalten an Land. Durch Signal vom Ufer her von der glücklichen
Ankunft des „Versuchsballons“ unterrichtet, gab „Heimdal“ den zweiten
Globus frei. Kapitän Doenvig, Marineleutnant Engelsted und drei Matrosen befanden sich an Bord. Auch
dieses Boot entfernte sich regelrecht vom Schiff; Wenige Minuten später wurde eine
Falltüre geöffnet, die Mannschaftenkrochen heraus, schwangen die norwegische
Flagge, zogen die Segel auf und liessen sich von der Brandung gegen das Land tollen.
Nach einem glücklichen Abstecher landete das Rettungsboot nach etwa einer halben
Stunde, ein starker Nordost stürmte und die See ging hoch. Etwa 45,7 m vom Festlande
entfernt wurde gelandet, die Mannschaften stiegen aus und wateten vollends zum Ufer.
Die Erfahrung hat gelehrt, dass unter diesen Umständen ein gewöhnliches Rettungsboot
nutzlos gewesen wäre.
Die Abmessungen des Globus sind: 2,45 m Durchmesser, 1,83 m Höhe. Die Eisenbleche,
aus denen das Boot hergestellt ist, haben 8 mm Dicke an dem doppelten Boden, 4,7 mm
an den Seiten und 3,2 mm am Deckel. Das Schiff hat belastet 0,75 m Tiefgang. Der
Zugang erfolgt durch drei wasserdichte Falltüren. Unter dem 0,3 m unterhalb der
Wasserlinie gelegenen Verdeck befinden sich vier verzinkte, eiserne Zisternen mit
einem Fassungsvermögen von 680 l frischen Wassers. Den Seiten entlang führt eine
Bank, der Raum unter derselben ist mit Konserven gefüllt. Durch die in der Mitte des
inneren Raumes aufschiebbare Röhre kann frische Luft in das Gehäuse gelassen
werden.
Am Deckel befinden sich drei kleine Fenster, einerseits um Licht in das Innere des
Bootes zu bekommen, andererseits um das Aufsenden von Raketen zu erleichtern, ohne
dazu grosse Oeffnungen herstellen zu müssen.
Das Boot hat einen beweglichen Kiel, der von der Innenseite herabgelassen werden
kann, das Steuerruder wird in derselben Weise von innen betätigt, einige kleinere
Ruder sind im Innern noch angebracht. Rings um das Gehäuse läuft an der Aussenseite
ein Korkriemen, auf dem die Mannschaften stehen und rudern können. Ein Anker mit
etwa 30 m Drahtseil und einige kleinere Segel sind ebenfalls vorhanden, als Mast
dient die Luftzuführungs-Röhre.
Beim Sinken des Schiffes ist es nicht notwendig, das neue Rettungsboot umständlich in
See zu lassen, es schwimmt einfach fort, erfordert weniger Platz an Deck, als ein
gewöhnliches Rettungsboot und bietet Raum für 20 Personen.
Das Gewicht des neuen Bootes beträgt 2 t, also ebensoviel als dasjenige eines grossen
gewöhnlichen Rettungsbootes; die Kosten belaufen sich auf 1000 Mk.
Ktm.
Bücherschau.
Handbuch der Torfgewinnung und
Torfverwertung. Von A. Hausding. 2. Auflage.
Berlin, 1904. P. Parey.
Von dem vorliegenden Buche kann mit Fug und Recht behauptet werden, es sei
zeitgemäss. Die zahlreichen Versuche, die Frage der rationellen Verwertung unserer
ausgedehnten Torfmoore im grossen zu lösen, haben bisher zu keinem bemerkenswerten
Ergebnis geführt; trotzdem hat das Interesse nicht nachlassen und kann auch nicht
nachlassen, da die Ausnutzung der jetzt fast wertlosen Moore vom
volkswirtschaftlichen Stand-Punkte aus immer notwendiger wird.
Im letzten Jahrzehnt hat das Interesse für die Torffrage wieder eine grosse
Steigerung erfahren, und es kann daher nur mit Freude begrüsst werden, dass nun auch
ein Werk erschienen ist, das in ausführlicher Weise den einschlägigen Stoff
behandelt.
Alle Verfahren der Torfgewinnung und -verwertung sind berücksichtigt worden, auch die
erfolglosen, so dass alle Erfahrungen zusammengestellt sich finden, welche man auf
diesem Gebiete gemacht hat. Es ist dies um so wertvoller, als einerseits ohne
Beschönigung alle Mängel klargelegt sind, andererseits mit Nachdruck auf die
wirklichen Fortschritte hingewiesen wird.
Bemerkenswert für die umfassende Behandlung des Stoffes ist der Umstand, dass auch
die landwirtschaftliche Verwertung der Torfmoore mit aufgenommen ist. Besonders
dankenswert ist die Aufführung der einschlägigen Patente.
Zahlreiche Abbildungen erleichtern das Verständnis der einzelnen Kapitel und
machen unklare Beschreibungen entbehrlich.
Die Anordnung des Stoffes ist übersichtlich in dem sorgfältig ausgeführten
Inhaltsverzeichnis dargestellt. Ein alphabetisches Register fehlt leider.
Dr. Ipsen.
Grundzüge der
Wechselstromtechnik. Von Rühlmann. Zweite
umgearbeitete Auflage. Leipzig, 1904. Oskar Leiner.
Der Verfasser hat sein 1897 zum erstenmale erschienenes Werk völlig neu bearbeitet,
indem er Veraltetes ausgelassen und den Fortschritten Rechnung getragen hat: aus 11
Kapiteln sind 36 geworden. Der Gedanke, ein so wichtiges Gebiet in
gemeinverständlicher Weise unter Vermeidung der höheren Mathematik zu behandeln, ist
als ausserordentlich glücklich zu bezeichnen; denn wer nicht die höhere Mathematik
wie ein alltägliches Handwerkzeug mühelos zu gebrauchen versteht, wird in die
ohnehin schwierigen Aufgaben der Wechselstromtechnik im Gewande der höheren Analysis
kaum mit klarem Blick für das Wesentliche eindringen können. Es ist der Vorzug des
Buches, trotzdem die theoretische Behandlung der Gesetze und Erscheinungen des
Wechselstroms mit niederer Mathematik ermöglicht ist, dass es wissenschaftlich
geblieben ist und die Sache selbst nur um so klarer und durchsichtiger darstellt und
sich daher mit voller Berechtigung an den grossen Leserkreis von Ingenieuren, Militärs
und Studierenden wenden kann. Für die letzteren ist es eine vorzügliche Einführung
in die Theorie und Erzeugung der Wechselströme, da es den Weg für das spezielle
Studium ebnet. Zahlreiche Literaturnachweise bieten die Hand zu weiterem Eindringen
in das Gebiet. Die vielen deutlichen Abbildungen und Entwurfszeichnungen von
Maschinen, wie sie z. Z. die in der Elektrotechnik führenden Werke bauen, erhöhen
den Wert des Buches. Der Umfang des Werkes selbst verbietet eine eingehende
Darstellung des Inhalts an dieser Stelle, weswegen nur eine kurze Uebersicht gegeben
werden soll: Die Erscheinungen des Wechselstroms werden in Kapitel 1–10 behandelt.
Kapitel 11 gibt Allgemeines über die Wechselstrommaschinen, über ihre Theorie und
Berechnung. In den Kapiteln 12–14 werden ausgeführte Konstruktionen von
Wechselstrom-, Drehstrom- und Zweiphasenmaschinen beschrieben. Darauf folgen in 4
Kapiteln die Theorie, Berechnung und Bauart der Transformatoren. Kapitel 19–25
behandeln Motoren aller Art. In 8 Kapiteln werden die Messverfahren von Spannung,
Stromstärke und Leistung für Wechsel- und Drehströme besprochen; die Bestimmung der
Form der Wechselstromkurven wird besonderes Interesse beanspruchen. Der Schluss des
Werkes bildet die Darstellung des Betriebes der Wechsel- und Drehstrommaschinen in
Parallelschaltung, der Schaltungsanordnungen und der Vorrichtungen zur Umwandlung
von Wechselstrom in Gleichstrom.
Wohl kaum ist das ganze Gebiet der Wechselstromtechnik so zusammenhängend behandelt
worden. Es ist in demselben Sinne geschrieben, wie des Verfassers „Grundzüge der
Elektrotechnik des Gleichstromes“, zu dem es eine ebenso wertvolle wie
selbstverständliche Ergänzung bildet.
Hans A. Martens.
Elemente der theoretischen
Physik. Von Christiansen und Müller. 2. Auflage. Leipzig 1903. Johann Ambrosius
Barth.
In dem kleinen handlichen Buch (532 Seiten) werden in einer sehr geschickt
getroffenen Auswahl die wichtigten Sätze der mathematischen Physik vorgetragen, so
dass der Studierende das Buch als einen praktischen Leitfaden sowohl beim Studieren
ausführlicher Werke und neben den Vorlesungen wie auch beim Repetieren benutzen
kann.
Den grössten Umfang (169 S.) nimmt, den augenblicklich herrschenden Ansichten
entsprechend die Lehre von der Elektrizität und dem Magnetismus ein. Wärmelehre (119
S.), reine Bewegungslehre (93 S.) und physikalische Mechanik (93 S.) beanspruchen je
ungefähr gleichen Raum, während die Optik sehr kurz wegkommt (53 S.) Lichtmessung
und Interferenz sind gar nicht behandelt.
Wenngleich in der Elektrizitätslehre Maxwells
Hypothese zur Geltung kommt, die auch die ganze Optik beherrscht, so gehen die
Verfasser doch von der alten, für den Unterricht bewährten Potentialtheorie aus.
Ueberhaupt ist das Buch, trotzdem überall die modernsten Anschauungen vorgetragen
werden, in pädagogischer Hinsicht sehr vorsichtig geschrieben. Besonders
hervorzuheben ist der kurze geschichtliche Ueberblick, welcher sich am Ende eines
jeden grösseren Abschnittes befindet.
Auf einige kleine Versehen möchte ich aber doch hinweisen: Die Definition der Masse
S. 8 und der Kraft S. 12 setzen sich gegenseitig voraus. Die elastischen Schnüre S.
209 sind zu grobsinnlich und auch zu falschen Vorstellungen verführend, da die
elastische Kraft mit wachsender Entfernung zu, die elektrische aber abnimmt. Bei der
Ableitung der Systeme der elektrischen Einheiten (S. 311) hätte darauf hingewiesen
werden sollen, dass man nicht nur zwei, sondern beliebig viele einander
gleichwertige Systeme aufstellen kann. Gleichung b. S.
432 ist nur zulässig, wenn a . t neben 1 vernachlässigt werden kann, d.h. wenn entweder a = 0, ein Fall der nicht in Betracht kommt, oder wenn
t = 0; sie gilt also nur in der Nähe des
Schmelzpunktes des Eises, wird aber trotzdem später für beliebige Temperaturen
angewendet. Die Entropie bleibt stets eine nur vom augenblicklichen Zustande des
Körpers abhängige Eigenschaft desselben; sie ist vollständig unabhängig von der
Vorgeschichte des Körpers.
Das Buch wird auch in der neuen Auflage vielen Studierenden einen ebensolchen Nutzen
bringen, wie ihn die erste vielen gebracht hat.
Dr. K. Schr.
Das Schwarzpulver und ähnliche
Mischungen. Von Dr. R. Escales. Leizig 1904.
G. Fock.
Das Werk behandelt eingehend die Geschichte, Darstellung, Prüfung und Verwendung der
verschiedenen Pulversorten der Schwarzpulvergruppe. Gedacht ist es als erstes Heft
eines umfangreichen Buches über die Explosivstoffe und wenn dieses vollständig
vorliegt wird auch auf dieses erste Heft eingehender zurückzukommen sein. Der Anfang
ist jedoch vielversprechend.
Dr. Ipsen.
Luft, Wasser, Licht und Wärme. 2.
Auflage. Von Prof. Dr. R. Blochmann. Leipzig 1903.
Teubner.
Die Schrift wird ihren Zweck, den Laien in das Gebiet der Chemie einzuführen, gut
erfüllen, da sie in leicht fasslicher, gemeinverständlicher Weise geschrieben und
mit zahlreichen guten Illustrationen versehen ist.
Dr. Ipsen.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
Das elektrische Bogenlicht. Seine Entwicklung und
seine physikalischen Grundlagen. Von Walther Biegon v.
Czudnochowski, Ingenieur. Mit 14 Abb. und 42 Tabellen. Erste Lieferung.
Leipzig 1904. Hirzel. Preis geh. 3 Mk.
Die Wasserrohrkessel der Kriegs- und Handelsmarine, ihre
Bauart, Wirkungsweise, Behandlung und Bedienung. Von Walter Leps, fortgesetzt und beendet von Max Dietrich, K. Marine-Ober-Ingenieur a. D. Mit 152
Abbildungen, Konstruktionszeichnungen. Schnitten, Skizzen und Tabellen. Rostock
1904. C J E. Volckmann. Preis geb. 10 Mk.
Handbuch des Mühlenbaues und der Müllerei.
Herausgegeben von F. Baumgartner, Direktor der
Müllerschule zu München-Schwabing und L. Graf,
Mühlendirektor a. D. Zweiter Band. Müllerei. Mit 159 Abb. im Texte und 6 photol.
Tafeln. Berlin 1904 W. & S. Loewenthal. Preis geh. 12 Mk., geb. 13 Mk.
Jahrbuch der Automobil- und Motorboot-Industrie. Im
Auftrage des Deutschen Automobil-Verbandes herausgegeben von Ernst Neuberg, Zivil-Ingenieur. Erster Jahrgang. Mit 745 Abb. und 1 Tafel.
Berlin 1904. Calvary. Preis geb. 12 Mk.
Motorwagen im Eisenbahnbetriebe. Von Andreas Sármezey. Separatabdruck aus der Zeitschrift
des Ung. Ingenieur- undArchitekten-Vereines Jahrgang 1904, Heft 3. Budapest
1904. „Pátria“ Buchdruckerei Aktien-Gesellschaft.
Die Pressluft-Erzeugung und Verwertung. 1. Die
Pressluft-Erzeugung. Mit 21 Diagrammen. Von C. Heinel,
Ingenieur, Privatdozent an der Technischen Hochschule zu Berlin. Weimar 1904.
Steinert. Preis geh. 1 Mk. 80 Pfg.
Darlegung und Kritik der zur Reduktion photographischer
Himmels aufnahmen aufgestellten Formeln und Methoden. Von Dr. phil. Walter Zurhellen, Assistent der Kgl. Sternwarte zu
Bonn. Beilage zum Jahresbericht des Physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M.
1904.
Die Zündungen durch verdichteten Sauerstoff und die
Explosionsgefahr der Stickoxyduls. Mit 16 Abb. Von Dr. H. Rasch, Kgl. Gewerbe-Inspektor. Weimar 1904.
Steinert.
Sonderabdruck aus dem Handbuch der Wirtschaftskunde
Deutschlands. Herausgegeben im Auftrage des Deutschen Verbandes für das
kaufmännische Unterrichtswesen. Leipzig 1903. B. G. Teubner.
Die Patentanmeldung unter den internationalen Verträgen des
deutschen Reiches. Verband deutscher Patentanwälte. Berlin 1904. Hempel
& Co.