Titel: | [Kleinere Mitteilungen.] |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, Miszellen, S. 608 |
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[Kleinere Mitteilungen.]
[Kleinere Mitteilungen.]
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
Schutz von Eisenkonstruktionen gegen Feuer.
Herausgegeben im Auftrage des Verbandes Deutscher Architekten- und
Ingenieur-Vereine, des Vereins Deutscher Ingenieure und des Vereins Deutscher
Eisenhüttenleute. Von H. Hagen, Ingenieur in Hamburg.
Mit 163 Abbildungen. Berlin, 1904, Julius Springer. Preis geb. 2 Mk.
Verlade-Einrichtungen, Krane, Drahtseilbahnen,
Elektrohängebahnen. Leipzig-Gohlis. Adolf Bleichert & Co.
Führer durch das Gebiet der Riesentalsperre zwischen
Gemünd und Heimbach-Eifel mit nächster Umgebung. Mit 26 Illustrationen und
einer Karte. Herausgegeben von. A. Cervus. Trier, 1904.
Fr. Lintz. Preis 1 Mk.
Ueber die Prinzipien, mit welchen man zur Zeit die Lösung
der Schulbankfrage anstrebt. Von Armin von
Domitrovich, Architekt, vormals Assistent an der Kgl. Technischen
Hochschule in München. Berlin. Carl Heymann.
Eingesandt.
Deutsches Tropen-Automobil.
Wegen Mangel an geeigneten Transportmitteln beschränkt sich heute der Verkehr in
unseren tropischen Produktions- und Handelskolonien in Afrika fast ausschliesslich
auf die Küstengebiete, während gerade nach dem Innern hin die Produktionsmöglichkeit
des zuverlässigeren Regentrockencharakters und der Bodenverhältnisse halber zunimmt.
Der gesamte Import und Export der deutschen Schutzgebiete beträgt heute etwa 250
Millionen Kilogramm im Werte von etwa 100 Millionen Mark.
In primitivster Weise vollzieht sich bisher der Transport auf den Köpfen der Neger,
deren Arbeitskraft dadurch der produktiven Landwirtschaft verloren geht. Die
Verwendung von Zugvieh ist wegen der zwischen Küste und dem weiteren Hinterlande
vielfach vorkommenden Viehseuchen (Tsetsekrankheit und Texasfieber) vorläufig
ausgeschlossen. Als Treibkraft für Fahrzeuge kommt also nur Dampfkraft oder
Explosionsantrieb in Betracht. Für die Erschliessung von Deutsch-Ostafrika, Togo und
Kamerun, die allein einen Flächeninhalt von über 1.500.000 Quadratkilometer
umfassen, sind erst 80 Kilometer Eisenbahnen in Betrieb und weitere 380 Kilometer in
diesem Jahre vom Reichstag bewilligt.
Die Zufahrt zu den Erschliessungsbahnen, namentlich aber die
weitere wirtschaftliche Erschliessung der Kolonien drängt auf die Anlage eines
planmässigen Automobilverkehrs hin. Die Ausfuhr beträchtlicher Mengen von
Rohstoffen wie Baumwolle und sonstige Faserstoffe (Konsum Deutschlands rund 400
Millionen Mark), Palmkerne, Palmöl und sonstige Oelfrüchte (Konsum Deutschlands rund
200 Millionen Mark), Kautschuk, Nutzhölzer, Mineralien und ebenso der
Plantagenprodukte, wie Kakao, Kaffee usw. hängt naturgemäss von einem billigen
Transport nach der Küste ab. Die Konkurrenzfähigkeit von Stapelartikeln wie
Baumwolle usw. auf dem Weltmarkte ist bei einer Berechnung mit dem Transport auf den
Köpfen der Eingeborenen (durchschnittlich 1 M. f. d. Tonnenkilometer) gegenüber dem
Eisenbahntransport (auf afrikanischen Bahnen durchschnittlich 30 Pfg. f. d.
Tonnenkilometer) oder einem Automobiltransport so gut wie ausgeschlossen.
Neben der Bedeutung einer wenigstens teilweisen Unabhängigkeit hinsichtlich des
Bezugs nationalwichtiger Rohstoffe und Produkte vom Auslande, fällt für das
Mutterland der Absatz von heimischen Industrieerzeugnissen im Austausch mit den
Ausfuhrprodukten ins Gewicht. Der höhere Wert der Einfuhrartikel würde dem
Automobilverkehr besonders lohnende Frachten sichern.
Die offenkundige Rückständigkeit unserer Kolonien hinsichtlich des Transports
und Verkehrs und die günstigen Aussichten des volkstümlichen Baumwollunternehmens in
Ost- und Westafrika haben das Kolonialwirtschaftliche Komitee veranlasst:
die „goldene Medaille für
Kolonial-Maschinenbau“
für ein deutsches Tropenautomobil auszusetzen.
Das deutsche Tropenautomobil soll den folgenden Anforderungen entsprechen:
Eigengewicht des Automobils bis zu 2000 kg, Tragfähigkeit des Wagens 2000 kg,
Geschwindigkeit 5 km bezw. 8 km bezw. 12 km in der Stunde, je nach den
Wegeverhältnissen, Ueberwindung von Steigungen von 1: 8. Zuverlässiges Fahren auf
Wegen, die in Deutschland als gewöhnliche Landwege bezeichnet werden. Solideste
Konstruktion. Gegen das heisse Tropenklima wenigst empfindlicher Motor. Einfachster
Betrieb und Bedienung.
Die Kosten für Herstellung des Fahrzeuges, sowie Reparaturen während der Versuche und
für den Führer trägt die Fabrik, dagegen übernimmt das Komitee den Schiffstransport
von Hamburg nach der Kolonie Ostafrika oder Togo und evtl. zurück. Die Prüfung des
Fahrzeuges erfolgt in der Kolonie durch eine von dem Komitee ernannte Kommission
unter dem Vorsitz des Kaiserlichen Gouverneurs.
Die Anmeldung von Firmen, welche sich an dem Wettbewerb zu beteiligen beabsichtigen,
nimmt das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee, Berlin,
Unter den Linden 40r bis zum 1. Oktober 1904,
entgegen.
Die Erschliessung unserer Kolonien durch geeignete Transportmittel ist nicht nur für
die Kolonien selbst, sondern namentlich auch für den deutschen Handel und für die
deutsche Industrie von ausschlaggebender Bedeutung. Gleichzeitig wird durch das
Preisausschreiben unserer hochentwickelten Automobilindustrie Gelegenheit geboten,
mit den Industrien der älteren Kolonialmächte zu konkurrieren, die, wie Belgien
ebenfalls mit der Lösung Tropenautomobilfrage beschäftigt sind. Der Erfindung eines
zuverlässigen Tropenautomobils ist ein volkswirtschaftliches und
kolonialwirtschaftliches Verdienst von höchster Bedeutung beizumessen; sie würde der
deutschen Industrie nicht nur in den deutschen Schutzgebieten, sondern
voraussichtlich auch in allen Tropenländern ein neues grosses und lohnendes
Absatzgebiet eröffnen.
Berlin, 26. August 1904.
Kolonial-Wirtschaftliches Komitee.