Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, Miszellen, S. 701 |
Download: | XML |
Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Vogls Fräskopf.
Vom Eisenwerk Braunschweig A.-G. in Braunschweig wird
nach dem D. R.-P. No. 143784 und nach dem D. R. G.-M. 202289 Vogls Fräskopf (Fig. 1 und 2)
ausgeführt. Durch diesen wird ein selbsttätiges Zuschieben der Fräse- oder
Abstechstähle in radialer Richtung nach ein- oder auswärts bezweckt, wodurch der
Arbeitsgang beeinflusst wird.
In die Ringnute der Planscheibe a ist ein als Stirnrad
ausgebildeter Ring b frei drehbar eingelegt, an dessen
Stirnseite Spiralgewinde eingeschnitten ist. In dieses greifen die gezahnten
Rückseiten der Stahlhalter c (Fig. 3) ein, welche in
schwalben-schwanzförmige Kreuznuten der Planscheibe a
geführt sind und die Werkzeuge d tragen, während
aufgeschraubte Deckelplatten fderen Führung
sichern und Stahlachsen g, die auf Kugeln laufen, die
Bewegungsfähigkeit der Stahlhalter c erhöhen sowie die
Halterplatten f von Druck entlasten.
Auf der Nabe der Planscheibe a gleitet frei drehbar eine
Schale h, welche durch Ringmuttern gegen die
Planscheibe gehalten, vermöge Rollenböckchen k gegen
den Zahnring b angehalten wird.
In dieser Schale h ist ein federnder Ausrückstift l vorgesehen, welcher in Bohrungen des Zahnringes b einsetzt, sobald, dieser Stift l vorgeschoben ist. Wenn nun in diesem Zustande die
Schale h vermöge eines in das Loch eingeführten und an
die Wange gestützten Stiftes an der Drehung verhindert wird so ist hierbei auch der
Zahnring b zurückgehalten, so dass sich die mit der Planscheibe a drehenden Stahlhalter c
in rascher Gangart radial nach auswärts verschieben müssen.
An die Nabe der Planscheibe a ist ausserdem ein Zahnrad
n angefräst, in welches ein auf festem Zapfen der
Schale h laufendes Rad o
eingreift, während ein zweiter stellbarer Zapfen, der in einen zu o zentrischen Bogenschlitz gleitet, ein Doppelrad p und q frei drehbar
trägt.
Um nun einen Richtungswechsel in der Schaltbewegung zu ermöglichen, ist noch ein
zweiter ähnlicher Zapfen vorhanden, welcher frei drehbar ist, ebenfalls ein
Doppelrad r und s trägt
und in einem Schlitzloch der Schale schräg nach auswärts stellbar ist, in welcher
Lage das grössere Rad s aus dem Eingriff mit dem
Zahnring b gebracht ist. Wird hierbei das Doppelrad p, q nach einwärts gestellt, so greift nunmehr das
kleinere Rad q in den Zahnkranz b ein, und da o nur als Zwischenrad wirkt, so
folgt eine Uebersetzung
\frac{p}{n}\,\cdot\,\frac{b}{q}=i
und da b > n ebenso wie p > q ist, so folgt i > 1 als
Uebersetzung ins Langsame, wodurch der Zahnring b in
einer zur Planscheibe entgegengesetzten Drehrichtung nacheilend bewegt wird, durch
welche Bewegung die Stahlhalter-radial nach auswärts geschoben werden.
Sollen aber diese Stahlhalter im Schaltgange radial nach einwärts gestellt werden, so
muss der Zahnring b voreilend im gleichen Drehsinn wie
die Planscheibe a sich bewegen. In der Patentschrift
ist angegeben, dass der Zahnring b um ⅓ schneller läuft
als der Hauptteil und sich die vier Messerhalter langsam zusammenschrauben.
Diese Voreilung wird bei ausgerücktem Rade q und weil
p dann ebenso wie o
als Zwischenrad funktioniert, bei eingerücktem Rade s
erhalten, wobei die Uebersetzung
\frac{r}{n}\,\cdot\,\frac{b}{s}=i_1
wird. Wäre \frac{r}{n}=\frac{1}{4} und \frac{b}{s}=3
so folgt
i_1=\frac{3}{4}
als Uebersetzung.
Textabbildung Bd. 319, S. 702
Der Zahnkranz b dreht sich daher um \frac{1}{i_1}=\frac{4}{3} schneller
als die Planscheibe a, er läuft also um ⅓ vor.
Wird endlich die Schale h frei gemacht, also nicht
zurückgehalten, so arbeiten die Schneidstähle in fester Einstellung nach gegebenen
Kreisen.
Bücherschau.
Lehrbuch der Physik. Von Andrew Gray, deutsch herausgegeben von Felix Auerbach. I. Allgemeine und spezielle Mechanik.
Braunschweig, 1904. Friedrich Vieweg & Sohn.
Nachdem der Verlag von Vieweg & Sohn soeben ein gross angelegtes Lehrbuch der
Physik herauszugeben begonnen hat (vergl. D. p. J. 1903, 318, S. 495 und 1904, 319, S. 624), beginnt er
jetzt ein zweites, ebenfalls eine Uebersetzung, diesmal aus dem englischen.
Der vorliegende 1. Band enthält auf 837 Seiten 17 gleichmässig nebeneinander
gestellte Kapitel: 1. Längen- und Zeitmessung; 2. Geometrie der Bewegung; 3.
Dynamik; 4. Arbei- und Energie; 5. Allgemeine dynamische Theorien; 6. Statik
materieller Systeme; 7. Graphische Statik; 8. Gleichgewicht und Bewegung einer
Kette; 9. Hydrostatik und Hydrodynamik; 10. Spezielle Statik der Flüssigkeiten und
Gase; 11. Allgemeine Gravitation und Potentialtheorie; 12. Astronomische Dynamik;
13. Gravitationskonstante und mittlere Erddichte; 14. Ebbe und Flut; 15.
Elastizität; 16. Kapillarität; 17. Messungen und Instrumente.
Schon aus diesem Inhaltsverzeichnis erkennt man, dass das Buch nicht eine
Experimentalphysik ist; es gibt eine wesentlich mathematische Darstellung der
Mechanik, ohne auf die speziellen Eigenschaften und Konstanten der einzelnen Stoffe
einzugehen. Trotzdem ist es wiederum auch nicht in dem Sinne als theoretische Physik
zu bezeichnen, wie wir das in Deutschland gewohnt sind; vielmehr gibt das Buch auch
sehr gut ausgewählte und für die zu beschreibenden Erscheinungen charakteristische
Experimente.
Für den, der sich nicht scheut, klar geschriebene mathematische Entwicklungen hin und
wieder durchzuarbeiten und etwaige Tafeln für die Konstanten der Stoffe nebenbei
besitzt, gibt das Buch eine schöne Darstellung der Mechanik.
Die Bücher von Gray und Chwolson können sehr gut nebeneinanderbestehen; wie früher die Bücher
von Wällner und Müller-Pfaundler nebeneinander bestanden.
Die Uebersetzung hält sich etwas zu sehr an die englische Ausdrucksweise; häufig ist
der englische Satzbau vollständig zu erkennen. Vielleicht lässt sich in den weiteren
Bänden diesem, allerdings geringen Uebelstande ebenso abhelfen, wie der grossen Zahl
von Druckfehlern, die sich trotz des allerdings selbst mit Druckfehlern überfüllten
Druckfehlerverzeichnisses noch finden.
Dr. K. Schr.
Die Chemie und Technologie der
natürlichen und künstlichen Asphalte. Ein Handbuch der gesamten
Asphaltindustrie für Fabrikanten, Chemiker, Techniker, Architekten und Ingenieure
von Dr. Hippolyt Köhler. Mit 191 in den Text
eingedruckten Abbildungen. Braunschweig, 1904. Friedrich Vieweg & Sohn. 433
Seiten.
Die Asphalte waren bisher in der Literatur ziemlich stiefmütterlich behandelt worden.
Ueber ihre Natur und Bildungsweise ist allerdings schon genügend geschrieben und
gestritten worden, aber alle erschienenen Arbeiten sind in den technischen und
wissenschaftlichen Zeitschriften weit zerstreut und der Ueberblick über das bisher
auf dem Wege der Forschung Erreichte ist verloren gegangen. Es tat daher not, dass
die Ergebnisse endlich einmal zusammengetragen und nach einheitlichen
Gesichtspunkten bearbeitet wurden. Andererseits ist die Verarbeitung der Asphalte
längst in die Hände der chemischen Grossindustrie übergegangen und erfolgt heute in
durchaus zielbewusster Weise. Auch hier fehlte es bisher an einem Werke, das den
Bedürfnissen der Technik entsprach.
Der Verfasser sucht beiden Richtungen gerecht zu werden. Der wissenschaftliche
Chemiker erhält eine vollständige Wiedergabe aller bis jetzt erzielten Resultate der
Forschungen über Asphalt; dem Fabrikanten und Techniker dagegen werden eine Menge Angaben
gemacht, die ihm bei der Herstellung der verschiedenen Asphaltprodukte von Nutzen
sein können. Schliesslich kommt auch noch der Verbraucher dieser Produkte auf seine
Kosten und findet Angaben über die Verwendung und Wertbestimmung der von ihm
benutzten Materialien.
Der Verfasser steht mitten in der Praxis und hat daher ein richtiges Urteil. Die
Verlagsbuchhandlung hat in bekannter Weise für eine vortreffliche Ausstattung des
Buches Sorge getragen. Auf diese Weise ist ein Buch entstanden, wie wir es uns nicht
besser wünschen können, und es bleibt uns nur übrig, der Hoffnung Ausdruck zu geben,
dass es in den Kreisen, für die es geschrieben ist, recht weite Verbreitung findet.
An Anerkennung wird es ihm nicht fehlen.
M. Fiebelkorn.
Die Heissluftturbine (Feuerturbine)
und ihre Vorzüge. Von Dr. F. Stolze. 13 S.,
8°, mit 4 Tafeln. Rostock, 1904. C. J. E. Volckmann.
Dampfturbine und Grossgasmotor sind die Wärmekraftmaschinen der Gegenwart, insofern
als ihre Genossinnen bereits auf eine mehr oder minder bewährte Vergangenheit
zurückblicken. Noch ist die eingeleitete Entwicklung nicht abgeschlossen und schon
tauchen neue Vorschläge auf, die ihre Hoffnung auf eine nicht allzuferne Zukunft
setzen.
Die Vorteile der Dampfturbine liegen nicht so sehr in einer Ueberlegenheit der
thermischen Ausnutzung, als vielmehr in der konstruktiv unübertrefflichen
Einfachheit dieser unmittelbar kreisenden Kraftmaschine. In thermischer Hinsicht
stehen dagegen die Verbrennungsmotoren an der Spitze. Bei der Dampfmaschinenanlage
besteht, wie Schreber eingehend dargelegt hatD. p. J. 1904, 319,
Heft 8, 13 u. 15. Dr. K Schreber: Der
Arbeitswert der Heizgase und seine Ausnutzung., eine erhebliche
Verschiedenheit zwischen dem Arbeitswert des Arbeitsmittels (Wasserdampf) und dem
Arbeitswert des energietragenden Brennstoffes (Kohle) oder ein verhältnismässig
ungünstiges „Ausnutzungsverhältnis“, das beim Gasmaschinenprozess in gleicher
Weise nicht in die Erscheinung tritt. In der Erkenntnis dieser Verhältnisse mag auch
Redtenbacher, der Vorkämpfer der sog. kalorischen
Maschine, im Jahre 1859 an Zeuner geschrieben haben:
„Das Grundprinzip der Dampfbildung und Dampfbenutzung sei falsch.“Civilingenieur, 1896, Heft 8, S.
702. Mit gespannter Erwartung verfolgte man daher schon frühzeitig
die Entwicklung der kalorischen Maschine, die heute hauptsächlich durch die
Verbrennungsmotoren für gasförmige und flüssige Brennstoffe verkörpert wird. Das
Problem, feste Brennstoffe z.B. staubförmige Kohle in diesen Motoren nutzbar zu
machen, konnte bis jetzt in der Kolbenmaschine noch nicht technisch einwandfrei
verwirklicht werden.Vergl. R. Diesel, Theorie und Konstruktion eines
rationellen Wärmemotors (Berlin, 1893) und Diesels rationeller Wärmemotor (Berlin, 1897). Siehe Stahl und
Eisen, 1893, No. 11. Eine andere Frage bleibt es freilich, ob
dieses Problem nicht auf dem Wege der Turbine lösbar sei. Es verdient daher die sog
Feuerluft- oder Gasturbine insofern höchste Beachtung, als sie die Aussicht
eröffnet, der Dampftechnik auf ihrem ureigensten Gebiete, dem der Energieauswertung
fester Brennstoffe, erstmals einen nicht zu unterschätzenden Mitbewerber an die
Seite zu stellen. Wiederum ist es Redtenbacher, der in
seinem Buche über die kalorische Maschine“ darauf hinwies, dass eigentlich die
Turbine der ideale, durch heisse Luft anzutreibende Motor sein würde, weil bei ihr
alle für heisse Luft vorhandenen Schwierigkeiten der Dichtung fortfielen. Allein
damals schien eine derartige, wirtschaftlich und betriebssicher sein sollende
Turbine wegen der hohen Geschwindigkeiten unausführbar. Diese Bedenken sind heute
durch die ungeahnte Entwicklung der Dampfturbine beseitigt. Stolze hat daher gerade jetzt – im Zeitalter der Dampfturbine – einen
nicht ungünstigen Zeitpunkt vorgefunden, mit seinen neuen Vorschlägen einer
Feuerluftturbine an die Oeffentlichkeit zu treten.
In der vorliegenden Schrift kennzeichnet der Verfasser seine Heissluft- oder
Feuerturbine, wie er sie selbst benennt, als eine nach dem Gleichdruckverfahren
arbeitende GasturbineVergl. Dr. A. Stodola, Die Dampfturbinen, 2. Aufl., S. 361
u. f., ohne jedoch von dieser neueren Bezeichnungsweise Gebrauch
zu machen. Auf ein und derselben Maschinenwelle sitzen die Schaufelräder einer
mehrstufigen Kompressionsturbine und ebenso einer mehrstufigen Expansionsturbine;
zwischen beide Systeme ist eine Wärmequelle in Form eines mit festem Brennstoff
beschickten Ofens eingeschaltet. Das vom Erfinder zunächst vorgeschlagene
Arbeitsverfahren ist ungefähr folgendes: Atmosphärische Luftwird durch die
Kompressionsturbinen (Turbingebläse) annähernd adiabatisch von einer Atmosphäre auf
etwa 2½ Atmosphären unter entsprechender Temperatursteigerung verdichtet. Diese
Pressluft dient innerhalb eines zugleich den Kessel bildenden Ofens als
Verbrennungsluft. Die Verbrennung findet bei gleichbleibendem Drucke, nämlich 2½
Atmosphären, statt. Ein Teil der Verbrennungsluft wird durch den Rost dem Brennstoff
zugeführt zur Bildung von Kohlenoxydgas, während die vollständige Verbrennung zu
Kohlensäure erst nachher bei Vereinigung des Kohlenoxydes mit der übrigen Pressluft
bewerkstelligt wird. Dadurch soll eine gute Regelung in der Pressluftverteilung und
Konstanz der Verbrennungstemperatur (etwa 400° C) erzielt werden. Vom Ofen
durchströmt die mit den Heizgasen vermischte Pressluft (Feuerluft) von 2½
Atmosphären und 400° C die auf der Maschinenwelle angeordnete, mehrstufige
Expansionsturbine, wobei sich das Arbeitsmittel nahezu adiabatisch auf die
Atmosphäre entspannt und entsprechend abkühlt. Im wesentlichen beruht demnach die
Wirkung der Stolzeschen Heissluftturbine auf der
Differenz zwischen der im Expansionssystem erzeugten und der im Kompressionssystem
aufgezehrten Arbeitsleistung.
Die neue Gleichdruck-Gasturbine stellt sich, wie die beigefügten Zeichnungen erkennen
lassen, als ein Aggregat von grundsätzlicher Einfachheit dar. Zur Verdichtung der
Luft ist ein Turbingebläse und nicht ein Kolbenkompressor vorgesehen, anscheinend,
weil sich dieser der Turbine nicht als gleichartige Maschine angliedern würde.
Freilich darf der Wirkungsgrad der bis jetzt verwirklichten, passiven Turbinen nicht
gerade unübertrefflich genannt werden. Eine Erklärung hierfür liegt vielleicht
teilweise in dem Umstände begründet, dass die Verdichtung elastischer Flüssigkeiten
in einer Turbine mit grösseren Widerständen verknüpft ist, als die Expansion. Ein
abschliessendes Urteil wäre indes heute verfrüht, solange nicht eingehende
Untersuchungen vorliegen. Jedenfalls kann eine konstruktiv einfachere Anordnung als
die des vorgeschlagenen Turbingebläses grundsätzlich kaum gedacht werden.
Wie jede Gasmaschine, ermangelt die neue Heissluftturbine einer Kesselanlage mit
äusserer Heizung, d. i. mit Wärmeübertragung an das Arbeitsmittel durch metallische
Wände. Aller verbrannte Brennstoff wird als sog. „Feuerluft“ arbeitleistend
durch die Turbine geführt.
Der Erfinder stellt einen Gesamtwirkungsgrad von 33⅓ v. H. in Aussicht, ein
Verhältnis, das bisher nur vom Dieselmotor erreicht und überschritten worden
ist.Zeitschrift d.
Vereins d. Ing. 1903, No. 38, S. 1366 u. f. Dabei ist zunächst
nur eine Ofentemperatur von 400° C angenommen. Neuerdings beabsicht Stolze die Ofentemperatur wesentlich zu steigern (auf
1500° C und mehr), „ohne dass dadurch die Festigkeit der Materialien irgendwie
beeinflusst oder die Temperatur der abgehenden Gase erhöht würde“.
Geschichtlich ist noch zu bemerken, dass die Uranfänge der Stolzeschen Erfindung bereits in das Jahr 1872 zurückreichen. In seinem
Patentgesuche an das Kgl. Preussische Patentamt vom Jahre 1873 beschrieb Stolze die Benutzung von Stufenturbinen, sowohl für
Dampfmaschinen als für Heissluftmaschinen. Trotzdem gebührt Stolze die beanspruchte Priorität auf die Stufenturbinen nicht, weil schon
Real und Pichon im
Jahre 1827 eine vielstufige Turbine konstruierten und Tournaire im Jahre 1853 der französischen Akademie der Wissenschaften eine
Abhandlung über Stufenturbinen eingereicht hat.Vergl. Sosnowski, Roues et turbines à
vapeur. Paris, 1897.
Die kleine Broschüre ist kurz und bündig gehalten und durch Zeichnungen einer bereits
ausgeführten Turbinenanlage wirkungsvoll unterstützt. Vorliegende Programmschrift
verdient, obgleich sie keine thermodynamische Begründung gibt und die konstruktive
Seite kaum streift, wegen des in ihr enthaltenen neuen Wärmekraftmaschinenproblems
hohe Beachtung. Noch wünschenswerter bliebe allerdings, dass dessen energische
Inangriffnahme in der technischen Praxis nicht allzulange auf sich warten liesse,
zumal auch unser Altmeister der Thermodynamik einräumt,Zeuner, Techn.
Thermodynamik, II. Aufl., (Leipzig, 1900), Bd. 1, S. 431.
„dass die Maschinen mit äusserer Feuerung, also solche mit besonderer Heizanlage,
die Wärme des Brennstoffes mechanisch unvollkommener ausnutzen, was
bedauerlicher Weise gerade die Dampfmaschinen betrifft, bei denen man doch
bezüglich der eigentlichen Betriebsmaschine Ausserordentliches erreicht hat. Es
scheint, dass man hier aber an der eigentlichen Heizanlage weitere wesentliche
Verbesserungen nicht zu erwarten hat, und dass daher die Bestrebungen in der
Herstellung grosser und vollkommener Feuerluftmaschinen durchaus gerechtfertigt
sind.“
Karl H. Merk.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher
Anleitung zur Photographie. Herausgegeben von G. Pizzighelli, kaiserl. u. königl. Oberstleutnant a.
D., Präsident der „Società Fotografica Italiana“. Mit 222 Abbildungen und 24 Tafeln.
Zwölfte vermehrte une verbesserte Auflage. Halle a. S., 1904. Wilh. Knapp. Preis
geb. 4 Mk.
Tabellen zur Bestimmung der Randspannungen von
Fabrikschornsteinen, nebst Erläuterung ihrer Herstellung und Anwendung. Von L. Landmann, Oberlehrer an der Kgl. Baugewerkschule in
Hildesheim. Mit 1 Abbildung und 1 Tabelle. Wiesbaden“ 1904. C. W. Kreidel. Preis
geh. 1 Mk.
Zuschrift an die Redaktion!
(Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion).
Diesel-Motor.
Die Notiz des Herrn Dr. K Schreber auf S. 479 Ihrer
geschätzten Zeitschrift „Dinglers Polytechnisches Journal“ vom 23. Juli 1904
unter der Ueberschrift „Die neueren Kraftmaschinen, ihre
Kosten und ihre Verwendung“ von Otto
Marr enthält die Bemerkung:
„Dass hierbei Diesel sehr gut wegkommt, ist wohl zum
grössten Teil darin begründet, dass Leipzig in unmittelbarer Nähe des
Vertriebsortes des für die Dieselmaschine
günstigsten Brennstoffes, des Paraffinöles liegt. In grösserer Entfernung von
Halle wird der Preis wohl höher sein.“
Wir gestatten uns daraufhin nachstehendes anzuführen:
In dem fraglichen Werk von Herrn Otto Marr ist der Preis
für Paraffinöl mit M. 8.25 f. d. 100 kg angegeben; derselbe beträgt seit Anfang
dieses Jahres M. 7.50 f. d. 100 kg, sowohl für grosse wie für kleine Bezüge. Die
Verfrachtung erfolgt nach Spezialtarif III und kosten sonach 100 kg frei Bahnhof
Augsburg M. 7.50 + M. 1.12 Fracht = 8.62.
Paraffinöl hat einen Entflammungspunkt von über 130° C und kann deshalb überall ohne
Gefahr in beliebigen Mengen gelagert werden.
In erdölreichen Ländern, wie Amerika, Russland, Oesterreich, Rumänien usw., ferner
auch in solchen Ländern, in denen kein oder nur geringer Einfuhrzoll auf schwere
Mineralöle besteht, wie England, Belgien, Schweiz, Dänemark, Schweden, Balkanländer
usw. ist der Preis für geeigneten Brennstoff zum Betrieb des Diesel-Motors noch viel geringer; z.B. in England kostet Rohöl nur etwa M.
3.50 f. d. 100 kg, bei grossen Bezügen noch weit weniger.
Die angegebenen Brennstoffverbrauchsziffern enthalten einen Garantiezuschlag von 10
v. H. Nach allen bisherigen Messungen verbraucht der Diesel-Motor im praktischen Betrieb erheblich weniger Brennstoff als
garantiert. Es ist nachgewiesen, dass der Diesel-Motor
schon in Deutschland noch billiger arbeitet, als in dem Werk des Herrn Marr angegeben und sonach in demselben keineswegs zu
gut wegkommt.
Augsburg, 28. Juli 1904.
Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und
Maschinenbaugesellschaft Nürnberg A. G.
Marr gibt S. 34 den Preis von 100 kg Oel ab Werk zu 8,25
M. und setzt S. 48 den Preis an der Leipziger Verbrauchsstelle mit 9,50 M. in
Rechnung, welcher Preis ungefähr mit dem mir gelegentlich der Städte-Ausstellung im
vorigen Jahre hier genannten Preis von rund 10 M. bis auf den Hof übereinstimmt.
Der Unterschied zwischen 8,25 M. ab Werk und 9.50 M. an der Leipziger
Verbrauchsstelle ist also wesentlich auf Anfuhr zu rechnen, die überall ähnliche
Kosten verursacht. Nehmen wir nun irgend einen Hafen der deutschen Ostseeküste, die
im Mittel 500 km von Halle und dem Erzeugungsgebiet des Paraffinöles entfernt sind,
dann haben wir, da nach Marr (S. 62) die Fracht für 500
km 1,22 M. beträgt (Augsburg gibt die Fracht im Brief noch höher) einen Preis von
rund 10,75 M. an der Verbrauchsstelleanzusetzen. Andererseits sind in den
Ostseehäfen der englische Anthrazit sowohl wie die schlesischen Steinkohlen billiger
als in Leipzig wegen der infolge der Schiffsfracht billigeren Transportkosten.
Während also für die Dieselmaschine die Kosten des
Brennstoffes wesentlich höher sind als in Leipzig, sind sie für Dampfmaschinen und
Sauggasmotoren billiger. Marr war somit nicht
berechtigt, sich beim Vergleich der verschiedenen Maschinengattungen nur auf seinen
Wohnort Leipzig zu beschränken und das in meiner Besprechung hervorzuheben, hielt
ich für meine Pflicht.
Dass während der Drucklegung des Marrschen Buches der
Preis für Paraffinöl heruntergesetzt ist, ist für die Verfertigerin der Zugmaschinen
zwar recht vorteilhaft, darf mich aber zu keinem Vorwurf für Marr veranlassen. Will die Augsburger
Maschinenfabrik diese Preisherabsetzung bekannt machen, so wird der
Verleger von „D. p. J.“ ihr jedenfalls gern den Anzeigenteil zur Verfügung
stellen. An meiner Besprechung von Marr eine Aenderung
vorzunehmen, fühle ich mich nicht veranlasst.
Dresden, August 1904.
Dr. K Schreber.
Zur Begründung unseres Standpunktes, dass der Diesel-Motor in der Betriebskosten-Aufstellung von Marr nicht zu gut wegkommt, ist noch folgendes anzuführen:
Die Kosten an der Leipziger Verbrauchsstelle sind mit M. 9.50 f. d. 100 kg schon in
dem Marrschen Werke zu hoch angegeben; dieselben haben
bis Februar 1904 M. 8.63 f. d. 100 kg betragen, wie die nachfolgende Berechnung
ergibt:
Preis ab Erzeugungsgebiet Halle a. S.
M.
8,25
Frachtkosten nach Leipzig 33 km Spez.-Tar. III
„
0,20
Anfuhr vom Bahnhof zur Verwendungsstelle
„
0,18
––––––––
M.
8,63
Für 500 km von Halle a. S. entfernte Orte ergibt sich:
Preis ab Erzeugungsgebiet Halle a. S.
M.
8,25
Fracht für 500 km Spez.-Tarif III
„
1,22
Anfuhr vom Bahnhof zur Verwendungsstelle
„
0,18
––––––––
M.
9,65
und nicht M. 10.75, wie von Herrn Dr. Schreber berechnet.
Dass sich die Kosten des Paraffinöles im Verhältnis der Frachtkosten für näher oder
weiter entfernte Verbrauchsorte ändern, ist wohl ohne weiteres klar.
Die von uns angegebenen Frachtkosten sind amtlichen Angaben entsprechend.
Die angenommenen Anfuhrkosten von 18 Pfg. f. d. 100 kg sind tatsächlichen
Verhältnissen entnommen und eher zu hoch, als zu niedrig.
Unsere vorstehenden Angaben beziehen sich auf Waggonbezug, denn tatsächlich werden
9/10 des
Bedarfes an Paraffinöl für Dieselmotoren in Kesselwagen
bezogen; dass seit Februar 1904 der Preis für Paraffinöl ab Halle von M. 8.25 auf
Mk. 7.50 ermässigt wurde, ist in vorstehendem ausser Berücksichtigung geblieben.
Augsburg, 3. September 1904.
Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und
Maschinenbaugesellschaft Nürnberg A. G.