Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, Miszellen, S. 717 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Ozeandampfer mit Turbinenmaschinen.
Am 25. August ist auf der Werft von von Workmann, Clark &
Co. in Belfast der erste grosse Ozeandampfer von Stapel gerufen, der
Dampfturbinen als Antriebsmaschinen erhält. Das Schiff, „Victorian“ mit
Namen, wird für Rechnung der Allan-Line, deren Schiffe
den Verkehr zwischen Kanada und England vermitteln, erbaut und hat folgende
Abmessungen:
Länge
=
165
m
Breite
=
18,3
m
Seitenhöhe
=
13
m
Deplacement
=
13000
t
Ladefähigkeit
=
8000
t
Neben dem Frachtschiff ist die „Victorian“ als Passagier- und
Truppentransportdampfer eingerichtet. In äusserst bequemen und gediegen ausgestatteten
Räumlichkeiten können 1300 Reisende Unterkunft finden oder im Kriegsfalle 3000 Mann
befördert werden.
Die Maschinenanlage besteht aus fünf Dampfturbinen, System Parsons, die drei Wellen mit je einer Schraube treiben. An der mittleren
Welle wirkt die Hochdruckturbine, an den beiden seitlichen je eine Niederdruck- und
eine Rückwärtsturbine. Man erwartet von dem Schiff eine Geschwindigkeit von 17–18
Knoten.
Den Dampf für die Turbinen werden acht grosse Kessel des gewöhnlichen Zylinder-Typs
liefern.
Das Schiff hat durchlaufenden Doppelboden, ist durch wasserdichte Schotte in elf
Abteilungen geteilt und mit sämtlichen Hilfsmaschinen und -Apparaten der Gegenwart
ausgerüstet, darunter mit Vorkehrungen zur Funkentelegraphie, System Marconi, zehn Dampfwinden und Ladekranen, grossen
Kühlräumen u.a.m.
Ein Schwesterschiff der „Victorian“, das den Namen „Virginian“ tragen
und ebenfalls mit Turbinenmaschinen ausgerüstet werden wird, läuft demnächst auf
einer Werft am Clyde vom Stapel.
Auch der Stapellauf der beiden gewaltigen Schnelldampfer mit Dampfturbinen als
Antriebsmaschinen, die die Cunard-Line auf den Werften
von John Brown & Co., Clydebank, und Swan & Hunter, Tyne,
bauen lässt und die den Rekord der neuesten deutschen Schnelldampfer zu brechen
bestimmt sind, steht in nicht zu ferner Zeit zu erwarten.
Diese beiden Schiffe, von denen man eine Geschwindigkeitsleistung von 25 Knoten in
der Stunde erwartet, werden jedes eine Gesamtmaschinenkraft von etwa 70000
Pferdestärken und ein Deplacement von etwa 33000 t bei etwa 232 m Länge und 26,8 m
Breite haben.
Man ist bei diesen Schiffen gleich zu vier Schrauben übergegangen. Die äusseren
Schrauben sollen von den Hochdruck-, die inneren von den Niederdruck- oder
Rückwärtsturbinen angetrieben werden. Da die minutliche höchste Umdrehungszahl der
Schrauben nur 140 betragen soll, darf man wohl annehmen, dass die Turbinen dieser
Schiffe interessante Neuerungen aufweisen werden.
Bücherschau.
Die neuere Dampfturbinenliteratur.
Eine Uebersicht über die neuere Dampfturbinenliteratur kann wegen des hier zu Gebote
stehenden Raumes nur in begrenztem Rahmen gegeben werden. Von vornherein müssen die
in den verschiedenen Zeitschriften niedergelegten Abhandlungen ausser Betracht
bleiben, ebenso jene Werke, welche die Dampfturbinen nur in einem Sonderabschnitt
behandeln. Es würde nicht minder zu weit führen, wenn auf die fremdsprachige
LiteraturVon dieser wären in
erster Linie zu nennen: The steam turbine. By R. M.
Neilson. 2. Auflage. Verlag von Longmans, Green & Co., London.
– Roues et turbines à vapeur. Par K. Sosnowski.
Verlag von Ch. Béranger, Paris. näher eingegangen werden
sollte.
An der Spitze der deutschen, ja der Weltliteratur über die Dampfturbinen steht das
Werk Stodolas, welches vorläufig von keinem anderen in
wissenschaftlicher Gründlichkeit und praktischer Brauchbarkeit übertroffen worden
ist. Die erste Auflage, welche seinerzeit in dieser ZeitschriftD. p. J. 1904, 319,
S. 191. besprochen wurde, war binnen wenigen Monaten vergriffen,
und die zweite liegt in bedeutend erweiterter Form vor, die eine ergänzende
Besprechung rechtfertigt.
Die Dampfturbinen mit einem Anhange
über die Aussichten der Wärmekraftmaschinen und über die Gasturbine. Von
Dr. A. Stodola, Professor am Eidgenössischen
Polytechnikum in Zürich. Zweite, bedeutend erweiterte Auflage. 368 Seiten mit 241
Textfiguren und zwei lithogr. Tafeln. Berlin, 1904. Julius Springer.
Das Werk gliedert sich nunmehr in folgende Hauptabschnitte:
I. Elementare Theorie der Dampfturbine.
II. Theorie der Dampfturbine auf wärmemechanischer Grundlage:A. Die stationäre Strömung des Dampfes;B. Der Energieumsatz in der Dampfturbine.
III. Konstruktion der wichtigsten Turbinenelemente.
IV. Die Dampfturbinensysteme.
V. Einige Sonderprobleme der Dampfturbinen-Theorie und
Konstruktion.
VI. Die Aussichten der Wärmekraftmaschinen (und die
Gasturbine).
Der erste Abschnitt ist vollständig neu hinzugekommen und enthält eine kurze
Einführung in die grundlegenden Turbinenverhältnisse. Einleitend werden die
Adiabaten des Wasserdampfes, die Formel von de
Saint-Vénant, der Begriff des Druckgefälles und die de Lavalsche Düse behandelt. Nach einer Einteilung der Dampfturbinen
bespricht Stodola hauptsächlich die Geschwindigkeits-,
Winkel- und Querschnittsverhältnisse verschiedener Turbinensysteme von
Achsialturbinen.
Während in der ersten Auflage die strömende Bewegung des Dampfes und der
Energieumsatz in der Dampfturbine in zwei getrennten Kapiteln betrachtet worden
sind, erscheinen sie jetzt zu einer Thermodynamik der
Dampfturbine vereinigt. DiesemAbschnitt ist namentlich das Kapitel
über die Dampfreibung rotierender Scheiben in wesentlicher Erweiterung einverleibt
worden. Die von Stodola angestellten Versuche
bestätigen das Gesetz: Die Leerlaufarbeit der in freier Luft oder in einem Gehäuse
rotierenden Räder und Scheiben wächst sehr angenähert mit der dritten Potenz der
Umlaufzahl. Neben der Entropietafel von Stodola ist
noch diejenige von MollierZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
1904, S. 271. in grossem Masstabe beigefügt, welche sich beide
für Turbinenrechnungen vorzüglich eignen.
Im Abschnitt: Konstruktion der wichtigsten Turbinenelemente behandelt der Verfasser
die Konstruktion und Befestigung der Schaufeln, sowohl für hohe als massige
Geschwindigkeit, die Leitvorrichtung, die Festigkeit der Radtrommeln und
Scheibenräder, den Massenausgleich rotierender starrer Körper und die biegsame Welle
von de Laval. Daran reihen sich die Untersuchungen über
die kritische Winkelgeschwindigkeit mehrfach belasteter Wellen und die Besprechung
der Dampfturbinenlager, der Stopfbüchsen und der Regulierung an Hand von
Zeichnungen.
Die Dampfturbinensysteme sind in der neuen Auflage um einige weitere vermehrt worden,
so z.B. um die Turbinen von Seger, Schulz, Lindmark und
Gelpke-Kugel. Die Turbine von Riedler-Stumpf konnte wegen der inzwischen erfolgten
Bekanntgabe von Zeichnungen gründlicher berücksichtigt werden.Jahrbuch der Schiffbautechn. Gesellschaft. V.
Bd., 1904. (Vortrag von Riedler). Vergl. auch
Zeitschrift d. Vereins deutsch. Ing. 1904, S. 1205. (Die Dampfturbinen der
A. E.-G. Berlin. Von O. Lasche). Die alte Bauart der Zoelly-Turbine ist durch eine neueZeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1904, S. 693.
(Die Dampfturbine von Zoelly. Von J. Weishäupl.) ersetzt, welche die
Strahlräder mit Peltonschaufelung nicht mehr aufweist. Auch die Düsen mit konischer
Erweiterung sind bei ihr verlassen worden. Stodola hat
an einer solchen 500 PS-Turbine eingehende Versuche angestellt, die in einer
Zahlentafel wiedergegeben werden. Ebenso hat er eine 500 PS-Rateau-Turbine geprüft
und die Ergebnisse in einer Zahlentafel veröffentlicht. Nach einer Erörterung der
Turbinen von Schulz,D. R. P. 137792. LindmarkD. R. P. 142964. und Gelpke-Kugel wirft der Verfasser einen kurzen Rückblick
auf die Vorgeschichte der Dampfturbine und beleuchtet einige neuere Vorschläge und
die Dampfturbine als Schiffsmotor. Der Vergleich der Dampfturbine mit der
Kolbendampfmaschine gipfelt in dem bekannten Ergebnis, dass die Dampfturbine die mit
massiger Ueberhitzung arbeitende zweistufige Verbundmaschine in der Dampfökonomie
überholt, aber die dreistufige noch nicht erreicht habe. Die Ausführungen über die
Dampfturbinensysteme von de Laval und Parsons sind im wesentlichen unverändert geblieben, da
sie in der ersten Auflage bereits gebührend berücksichtigt waren.Es möge daran erinnert werden, dass der Verein
deutscher Ingenieure in diesem Jahre beiden genialen Erfindern, den
Pionieren des praktischen Dampfturbinenbaues und typischen Vertretern der
Druck- und Ueberdruckturbine. anlässlich seiner Hauptversammlung in
Frankfurt a. M. und Darmstadt die Grashof-Denkmünze, seine höchste Auszeichnung verliehen
hat.
Unter die Sonderprobleme der Dampfturbinentheorie und -Konstruktion ist die
Untersuchung der Beanspruchung der Scheibenräder bei ungleichmässiger Erwärmung der
gyroskopischen Wirkung der Schiffsturbine und des Wärmeüberganges durch das Gehäuse und die
Welle der vielstufigen Turbinen neu aufgenommen.
Der Anhang behandelt die Aussichten der Wärmekraftmaschinen und die Gasturbine Die
Betrachtung der letzteren ist namentlich um eine kurze rechnerische Erörterung der
Gleichdruck-Gasturbine vermehrt.
Dampfturbinen, deren Entwicklung, Bau,
Leistung und Theorie nebst Anhang über Gas- und Druckluftturbinen. Von Rudolf Mewes, Ingenieur. 298 Seiten mit 375 Abbildungen
und einer Tafel. Berlin, 1904. M. Krayn.
Wenn man diesen Titel mit dem des vorbesprochenen Buches vergleicht, so klingt er
recht vielversprechend. Allein der Inhalt des Buches hält bei weitem nicht das, was
der Titel verspricht, und schliesst von vornherein jeden Vergleich aus.
Der erste Teil des Buches behandelt die geschichtliche Entwicklung der Dampfturbine
und ist hauptsächlich aus der in der ersten Fussnote erwähnten, ausländischen
Turbinenliteratur und aus Patentschriften zusammengetragen. Im Grunde ist die von
Sosnowski gegebene Einteilung beibehalten und die
Bearbeitung des Stoffes patenttechnisch durchgeführt. Sie weist jedoch Lücken auf,
indem z.B. die Turbine von Rateau, Lindmark, die
Elektraturbine u.a. unberücksichtigt blieben.
Den anderen Teilen des Buches sind im ganzen 98 Seiten gewidmet. Im Abschnitt „Bau
der Dampfturbinen“ werden die Turbinen von de Laval,
Parsons, Seger, Schulz und Riedler-Stumpf
beschrieben. Unter „Leistung der Dampfturbinen“ folgen Versuchsergebnisse mit
der de Laval- und Parsons-Turbine und die Versuche von Lewicki mit
Heissdampfturbinen.Mitteilungen über
Forschungsarbeiten. Heft 12. Herausgegeben vom Verein deutscher Ingenieure.
Berlin, 1904.
Die „Theorie der Dampfturbinen“ richtet sich hauptsächlich gegen den zweiten
Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie, ohne dass für die Turbine selbst etwas
Positives geboten würde, Ebenso verwirft Mewes den
Entropiebegriff, den er anscheinend mit HäckelE. Häckel, Die
Welträtsel. S. 100. definiert als den „unverbrauchten
Energieteil, der nicht mehr in mechanische Arbeit umgesetzt werden kann“. Er
wendet sich auf Grund derartiger Vorstellungen gegen Stodola, weil in dessen Werke „die fehlerhaften Entwicklungen von Claudius und Carnot ohne die erforderliche Kritik
und Verbesserung wiedergegeben werden und somit die Gefahr besteht, dass diese
falschen theoretischen Entwicklungen, welche durch einen eigentümlichen Zufall
nicht in die Theorie der Dampfmaschinen eingedrungen und von den neueren
Dampfmaschinenkonstrukteuren wie Grossmann, Hrabák
u.a. nicht benutzt werden, nunmehr Eingang in die Theorie der Dampf-, Gas- und
Druckluftturbinen finden sollen.“
Wenn man sich die Frage stellt, welche Bedürfnisse dieses Buch wohl am ehesten
befriedigen könnte, so ist die Frage schwer zu beantworten. Für den Laien ist das
Buch trotz seiner Lückenhaftigkeit zu weitschweifig und unübersichtlich, während
andererseits der Fachmann wenig Gewinn daraus schöpfen dürfte, abgesehen vom
Erfinder, dem der Abschnitt über die Entwicklung zur Information über Vorersonnenes
dienen kann.
Die Dampfturbinen, ihre Theorie,
Konstruktion und Betrieb. Von Hans Wagner,
Ingenieur. 146 Seiten mit 150 Abbildungen und einer Tafel. Hannover, 1904. Gebrüder
Jänecke.
Der im praktischen Leben stehende Ingenieur bringt die Theorie der Dampfturbinen in
hauptsächlicher Anlehnung an Stodola in gedrängter,
übersichtlicher Form. Bei der Einteilung der Turbinen macht Wagner von der Riedlerschen Unterscheidung
der Druck- und Geschwindigkeitsstufen Gebrauch. Er behandelt auf 50 Seiten folgende
Hauptkapitel:
A. Betrachtungen über Dampfbewegung;
B. Die Druckabstufung in den Turbinen;
C. Die Geschwindigkeitsabstufung;
D. Dampfreibung und Schaufelventilation.
Zur Veranschaulichung des Druck- und Geschwindigkeitsverlaufes verwendet der
Verfasser mit Vorliebe die graphische Methode der Schaubilder.
Die „Konstruktion der Dampfturbinen“ umfasst die besprechende und teilweise
berechnende Erörterung der grundsätzlichwichtigen Einzelteile der Turbine an
Hand einiger Skizzen, bietet jedoch keineswegs eine abgeschlossene
Konstruktionslehre. In demselben Abschnitt werden noch die wichtigen
Dampfturbinensysteme beschrieben, namentlich die Turbinen von de Laval, Seger, Riedler-Stumpf (unter dem Namen Stumpf), Zoelly, Parsons, Rateau und der Maschinenbau-A.-G. Union, Essen, an deren Entwurf der
Verfasser mitschöpferisch tätig war.
Darauf folgen zwei Berechnungsbeispiele, nämlich einer 300 PS-Turbine mit fünf
Druckstufen und einer 50 PS-Turbine mit zwei Geschwindigkeitsstufen.
„Die Dampfturbine im Betrieb“ dürfte das besondere Interesse der
Nichtspezilisten in Anspruch nehmen. Der Verfasser erörtert vor allem die
Regulierungsfähigkeit und Kondensationseinrichtungen, dann die Wirtschaftlichkeit
der Dampfturbinen und den Einfluss der Ueberhitzung. Auch die
Niederdruckdampfturbinen, namentlich von Rateau mit dem
Abdampfakkumulator, werden kurz berührt. Das Schlusskapitel rückt die
Verwendungsfähigkeit der Dampfturbinen in das richtige Licht, wobei sich der
Verfasser glücklicherweise nicht zu Uebertreibungen hinreissen liess.
Das Buch zeichnet sich durch klare Schreibweise aus, ist jedoch nicht ganz frei von
einigen Flüchtigkeitsfehlern. Es eignet sich vorzüglich für denjenigen, dem es um
die Gewinnung einer Uebersicht auf dem Gebiet der Dampfturbinen zu tun ist.
Grundzüge der Theorie und des Baues
der Dampfturbinen mit Berücksichtigung der Rotationsdampfmaschinen. Von Peter Stiersdorfer, Ingenieur. 152 Seiten mit 89
Figuren und 16 Tabellen. Leipzig, 1904. Oskar Leiner.
Zu einer Kritik fordert gleich die Auswahl des Stoffes heraus, die folgende
Abschnitte zeitigte:
1. Theorie der Thermodynamik der Gase;
2. Theorie der Thermodynamik der Wasserdämpfe;
3. Theorie der Dampfturbinen;
4. Beschreibung ausgeführter Dampfturbinen;
5. Beschreibung ausgeführter Rotationsdampfmaschinen.
Bis man zum eigentlichen Inhalt des Buches gelangt, hat man zuerst über ein Drittel
des Buches (59 Seiten) hinter sich zu bringen. Und was wird einem in demselben
geboten? Eine Art mechanische Wärmetheorie in einer schulmässigen Behandlung.
Weniger hätte bessere Dienste geleistet und hätte dann bequem unter die Theorie der
Dampfturbinen untergebracht werden können. Letztere beschränkt sich fast lediglich
auf eine auszügliche Wiedergabe der Stodolaschen
Darstellung.
Von ausgeführten Dampfturbinensystemen beschreibt Stiersdorfer die Turbinen von de Laval, Parsons,
Curtis, Rateau, Zoelly, und Riedler-Stumpf Bei
der de Laval-Turbine ist eine Dampfverbrauchstabelle
für die verschiedenen Leistungseinheiten für verschiedene Eintrittsdampfüberdrucke
bei Auspuff- und Kondensationsbetrieb (alternativ mit 64 und 70 cm Vakuum) und eine
Tabelle für die Raumbeanspruchungen mitgeteilt. Die Zoelly-Turbine wird nur in der alten Bauart besprochen.
Zum Schluss sind die Rotationsdampfmaschinen, System Hult und System Patschke, erörtert. Dieser
Sorte unmittelbar kreisender KraftmaschinenVergl. „The Engineer“, 1894, S. 272 ff.: A. Morton, On rotary and reaction engines. hat der
Verfasser in der Einleitung folgende Stelle gewidmet: „Den Kolbendampfmaschinen
ist ausser den Dampfturbinen ein zweiter nicht zu unterschätzender Konkurrent in
den Dampf-Rotationsmaschinen erwachsen, welche ähnlich den Dampfturbinen die
hin- und hergehende Bewegung der Kolbendampfmaschine direkt in Rotation
umsetzen, aber nicht wie jene die lebendige Kraft des Dampfes, sondern wie
letztere die potentielle Energie desselben ausnützen. Die
Rotationsdampfmaschinen arbeiten mit bedeutend geringerer Tourenzahl als die
Dampfturbinen und dürften sich bei der Verdrängung der Kolbendampfmaschine als
ebenbürtige Gegner erweisen.“ Diesen letzteren Satz darf man vorläufig wohl
schwerlich unterschreiben. Wenigstens hat sich der Referent bei wiederholten
Prüfungen, namentlich bei Versuchen mit einem vorzüglich ausgeführten Probemotor,
die er in einer Maschinenfabrik vornehmen musste, von den ungeheuren Schwierigkeiten
einer dauernd zuverlässigen Abdichtung überzeugt. In der Schweizerischen
BauzeitungSchweiz. Bauztg.
1900, S. 223. findet sich in einem Aufsatz über die Dampfturbinen
sogar die Ansicht: „Da diese Aufgabe als unlösbar anzusehen ist, hat die
rotierende Dampfmaschine keinerlei Aussichten auf Verwirklichung.“ Qui
vivra, verra.
Die Dampfturbine von Zoelly. Von
Max Dietrich, Marine-Oberingenieur a. D. Zweite, erweiterte
Auflage. 24 Seiten mit 14 Abbildungen. Rostock, 1904. C. J. E. Volckmann.
Die Broschüre informiert über die Entwicklung der Zoelly-Turbine, indem zunächst die alte und dann die neue Bauart derselben
beschrieben wird.
Karl H. Merk.
Zuschrift an die Redaktion.
(Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion).
Ueber die Beschaffenheit eines Baches,
welches für Studierende des Eisenhüttenwesens geeignet ist.Vergl. Bücherschau, 1904, 319, S. 544.
In der Kritik über die erste Lieferung des dritten
Bandes meines „Ausführlichen Handbuches der Eisenhüttenkunde“ sagt mein
verehrter Kollege, Herr Prof. B. Osann in Clausthal:
„Für Studierende ist das Werk nicht geeignet“.
Es würde, wenn dieses Urteil wahr wäre, das Werk einen seiner beiden Hauptzwecke,
einerseits dem Studierenden als Leitfaden, andererseits dem praktischen
Eisenhüttenmann als Nachschlagebuch zu dienen, verfehlen; es sei deshalb erlaubt,
ein Wort gegen diese Kritik zu sprechen, welches hoffentlich dazu beiträgt, dass die
Studierenden nicht nur des Eisenhüttenfaches, sondern der gesamten Technik das Werk
in gleichem Umfange, wie bisher,Die
vielfachen Exemplare dieses Buches in den Bibliotheken der technischen
Lehranstalten Berlins sind fast unausgesetzt sämtlich in den Händen der
Studierenden. auch ferner zu ihrem Vorteile benutzen.
Ein guter Lehrer der Eisenhüttenkunde, der sein Fach beherrscht, brauchte überhaupt
seinen Zuhörern kein gedrucktes Werk zu empfehlen, wenn zwei Dinge zuträfen,
erstens, dass seine Zuhörer stets regelmässig erschienen, zweitens, dass er soviel
Vorlesungsstunden zu Gebote hätte, um das Feld erschöpfend zu behandeln. Mit Recht
verlangen zwar gegenwärtig die praktischen Eisenhüttenleute nicht nur eine
Vertiefung, sondern auch eine grössere Ausdehnung des Studiums in den
Hilfswissenschaften, namentlich der Chemie, der physikalischen Chemie und den
praktischen Arbeiten im chemischen und im mechanischen Laboratorium; trotzdem haben
sie sich in ihren Vorschlägen auf eine für einen ausführlichen oder erschöpfenden
Vortrag aller Zweige des Eisenhüttenwesens durchaus unzureichende Stundenzahl
beschränkt und ganz mit Recht, sonst würde das Studium nicht vier, sondern acht
Jahre erfordern. Das ist nicht Aufgabe der Hochschule. Hier soll der Studierende
einen Einblick und einen Ueberblick über das ganze Gebiet erhalten, welcher ihn
befähigt, das Gelernte später nach allen Richtungen hin anzuwenden.
Ich möchte hier allerdings bemerken, dass ich ein Gegner der Dressur bin, welche z.B.
den Maschinenbauer in ein eng begrenztes Gebiet einzwängen will, um ihn als
anscheinend vollendeten Konstrukteur aus der Hochschule hervorgehen zu sehen; ich
bin daher ebenso dagegen, den Eisenhüttenmann etwa nur als Hochofen-, als
Walzwerks-, als Bessemer- oder Martinbetriebsbeamten auszubilden. Er soll vielmehr
auf der Hochschule alle Zweige kennen und die Theorie beherrschen lernen, die Praxis
findet sich von selbst in der Praxis.
Unter den in Deutschland herausgegebenen Schriften werden, abgesehen von
Zeitschriften, meines Wissens drei auf Hochschulen von den Studierenden bevorzugt.
Dies sind: 1. mein „Grundriss der Eisenhüttenkunde“ (4. Auflage), 2. Ledeburs
„Handbuch der Eisenhüttenkunde“ (4. Auflage), 3. mein „Ausführliches
Handbuch der Eisenhüttenkunde“ (2. Auflage).
Sehen wir, wie sich diese drei Werke unterscheiden und welchen Nutzen sie für den
Studierenden schaffen:
Mein Grundriss soll nicht mehr als ein Leitfaden beim Unterricht sein; in ihm sind
keine Beweise geführt, keine Literaturquellen angezogen, keine Berechnungen, keine
Tabellen enthalten.Der Studierende, der daraus, ohne die Vorlesungen zu hören,
sein ganzes Wissen schöpfen wollte, würde schwerlich nur das erlernen, was zum
Bestehen einer Prüfung nötig ist. Dagegen soll der Studierende die Kapitel, über
die, wie er weiss, in der nächsten Vorlesung vorgetragen wird, vorher durchlesen,
dann in der Vorlesung, die ich stets vollkommen frei, nicht nach Konzept oder dergl.
halte, sich nur Notizen machen, sonst aber dem Worte des Lehrers sein Ohr leihen,
endlich nach der Vorlesung diese Notizen an der Hand des Grundrisses ausarbeiten und
dann seinen Lehrer um das, was er nicht ganz begriffen hat, fragen.
Das zweite Werk, das vorzügliche Lehrbuch meines Kollegen in Freiberg, des Herrn
Prof. Ledebur, ist weit umfassender. Der Studierende,
der irrigerweise nicht auf das lebendige Wort seines Professors den nötigen Wert
legt, kann daraus auch ohne Kolleg alles für ihn vor dem Austritt aus der Hochschule
Nötige lernen, wenn er die vortrefflich angeordneten Kapitel über die einschlägige
Literatur nicht nur ansieht, sondern diese Literatur auch nachschlägt. Allein das
erfordert viel Zeit und zur Ausübung einer Kritik ist er ohne Hilfe seines
Professors ebenfalls nicht imstande. Ich trage niemals Bedenken, meinen Zuhörern auf
Anfrage auch dieses Werk zu empfehlen, wenngleich natürlich die Disposition nicht
der meiner eigenen Vorlesungen angepasst ist und ich aus diesem Grunde meinen
Grundriss bevorzuge.
Und doch reicht auch dieses Werk nicht für den Studierenden aus, sobald er sich
selbst überlassen ist, sich für eine leitende Stelle im Eisenhüttenfach ausbilden
will oder eine grössere Prüfungsarbeit auszuführen hat, wie sie doch jedes
Eisenhütteningenieur-Diplomexamen erfordert, sowohl als Melde-, wie als aufgegebene
Arbeit. Dann tritt die Notwendigkeit an ihn heran, zuerst gründlich das
durchzustudieren, was bisher über den betr. Gegenstand gearbeitet worden ist. Ich
hoffe, er findet in meinem ausführlichen Lehrbuche das, und dabei noch am Schlusse
jedes Kapitels eine Kritik, welche ihn befähigt, sich ein eigenes Urteil zu bilden,
falls ihn dazu nicht schon das Hören der Vorlesungen befähigt hat.
Hier findet er auch die Anleitung zur Ausführung von Analysen und Berechnungen aller
Art, welche er naturgemäss nur zum kleinen Teil in der Eisenprobierkunst, in den
Uebungen im Entwerfen usw. erlernen kann.
Man hat dem Werke wohl den Vorwurf gemacht, dass es zu weit in Altes zurückgeht. Ich
glaube das nicht. Es ist z.B. kein Verfahren geeigneter, die Theorie der
Frischprozesse zu lehren, als das Herdfrischen. Neulich bin ich in England gewesen
und habe einen ganzen Eisendistrikt gefunden, in dem (bis auf einen im Bau
befindlichen Hochofen) alle Hochöfen mit offener Gicht und Gasentziehung durch Pfortsche Zylinder arbeiteten. Man darf daher nicht nur
das Neueste und Modernste behandeln.
Dies sind meine Erfahrungen in der langen Zeit von 82 Semestern, in denen ich
Eisenhüttenkunde vorgetragen habe, und ich hoffe, dass diese Worte einerseits die
studierende Jugend dazu anleiten werden, nach wie vor mein umfangreiches Werk zu
benutzen, welches ich mit der stets freundlichen Unterstützung meines Herrn
Verlegers noch zu vollenden hoffe, andererseits Herrn Osann, der erst die Erfahrung weniger Lehrsemester für sich hat, anregen
werden, ebenfalls an der Hand dieses Werkes die Studierenden für das praktische
Leben vorzubereiten.
Im September 1904.
Professor Dr. H. Wedding
Geh. Bergrat.