Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, Miszellen, S. 781 |
Download: | XML |
Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Schnell-Zirkulations-Vakuum-Verdampf-Apparat.
In dem durch die umstehende Figur dargestellten Apparat von G. Sauerbrey, Maschinenfabrik, Stassfurt (D. R. P. 90071, 97901, 104506,
Oesterr. P. 46/4290), wird Erhitzung, Verdampfung und Salzauscheidung nicht, wie
gewöhnlich, in einem Raumevorgenommen, sondern in
drei getrennten Räumen a, b und c. Dadurch soll eine bessere Ausnutzung der Wärme und eine zweckmässigere
Art des Eindampfens ohne Ueberschäumen und Krustenbildung erzielt werden.
In at wird die
abzudampfende Lösung in Heizröhren, die von Dampf umspült werden, erhitzt. Durch den
Luftdruck wird die Flüssigkeit dann in dem Rohre d1 emporgehoben; war sie in a1 hoch genug erhitzt worden, so beginnt sie im oberen
Teile von d1 von dem
Druck der Flüssigkeitssäule befreit, heftig zu sieden. Ein Gemisch von Dampf und
Flüssigkeit stürzt in den Dampfabscheider b1, aus dem der Dampf durch p abgesogen wird, während die Flüssigkeit in den Salzabscheider c1 fliesst; von c1 gelangt sie durch
das Rohr e1 wieder in
den Heizkörper a1, um
von neuem den beschriebenen Kreislauf zu beginnen.
Textabbildung Bd. 319, S. 782
Die Wärme des aus b1
abgesogenen Dampfes wird in üblicher Weise in einem zweiten dem ersten gleichen
System a2, b2, c2 nutzbar gemacht, in
dem er den Heizkörper a2 durchstreicht. Die aus b2 abziehenden Dämpfe gehen durch r in den Oberflächenkondensator g1 und wärmen hier die kalte Flüssigkeit
vor, die dann durch q ihren Kreislauf beginnt. Die in
g noch nicht kondensierten Dämpfe gelangen in den
Einspritzkondensator h, der durch n mit der Luftpumpe m
verbunden ist. Bei i erfolgt der regulierbare
Wasserzutritt; durch k ist h mit dem mit Ueberlauf versehenen Fallwasserkasten l verbunden.
Ist die Lösung soweit eingedickt, dass sich in b
Kristalle ausscheiden, so werden diese nach dem weiten Gefässe c herabgeschwemmt, wo sie sich zu Boden senken und
während des Betriebes durch eine Schnecke, die sich unter dem kegelförmigen Teile
des Salzabscheiders befindet, der Nutsche o zugeführt;
hier werden sie von der Mutterlauge befreit und schliesslich durch ein Mannloch
entfernt.
Nach diesem System sind bisher Verdampfapparate mit einer täglichen Gesamtleistung
von 6560 cbm aufgestellt worden, meist zur Eindampfung von Chlorkaliumlaugen.
Dr. Kurt Arndt.
Neue gepanzerte Schnellrotationsapparate aus Ton.
Nachdem es gelungen war, Schnellrotationsapparate (Exhaustoren, Ventilatoren,
Zentrifugalpumpen) aus Ton herzustellen, trat das Bedürfnis nach erhöhter
Leistungsfähigkeit mehr und mehr hervor. Nun konnte die Leistungsfähigkeit zwar
durch genaueres Arbeiten und dadurch dichteres Anliegen der rotierendenTeile an
den feststehenden gesteigert werden, trotzdem kam man aber um die Vergrösserung der
Umdrehungsgeschwindigkeit nicht herum. Räder aus mit besonderer Sorgfalt gemischtem
und fehlerfrei gebranntem Ton vermögen erhebliche Umdrehungsgeschwindigkeiten zu
ertragen, z.B.
Bei
40
cm
Durchm.
2700
Umdrehung
i. d. Min.
„
60
„
„
2000
„
„
„
80
„
„
1500
„
„
Diese Geschwindigkeiten übertreffen die Normalgeschwindigkeit um etwa 50 v. H. und
werden als Prüfungsgeschwindigkeit angewendet. Hierbei hat sich ergeben, dass
Schnellläuferräder, wenn sie 24 Stunden lang mit den angegebenen erhöhten
Geschwindigkeiten gelaufen haben, später durch die infolge der normalen
Geschwindigkeit erzeugten Zentrifugalkraft nicht mehr auseinanderfliegen.
Angewendet werden solche schnellaufende Räder sowohl in Zentrifugalpumpen für
Flüssigkeiten als auch in Ventilatoren (Exhaustoren) für Gase.
Bei Zentrifugalpumpen wird durch das Hochfördern der Flüssigkeit auf die rotierenden
Scheiben ein Druck ausgeübt, der proportional der Höhe und dem spezifischen Gewicht
der zu hebenden Flüssigkeit ist. Dieser Druck lastet naturgemäss auch auf der
Aussenwand der Zentrifugalpumpe. Da diese nun, soweit Zentrifugalpumpen für Säuren
in Betracht kommen, eben falls aus Ton sein muss, so entstand die Aufgabe, bei
Erzeugung dieser Pumpen Sicherheit zu schaffen, dass der äussere Mantel vom inneren
Druck nicht gesprengt werde. Zu diesem Zweck werden Zentrifugalpumpen, namentlich
für hohen Druck, nach dem patentamtlich geschützten Verfahren der Deutschen Ton- und Steinzeug-Werke, A.-G.,
Charlottenburg, mit einem aussen umgelegten, aus Gusseisen bestehenden Panzermantel
versehen, welcher durch genügendes Zusammenschrauben den von innen nach aussen
herrschenden Druck paralysiert. Diese Anordnung ist namentlich auch für solche Fälle
vorteilhaft, wo nach Stillstellen der Zentrifugalpumpe die in der Leitung stehende
Säure, falls kein Rückschlagventil in der Steigleitung vorhanden ist, nunmehr in
ihrer vollen Höhe auf dem Gehäuse ruht und dieses dauernd beansprucht.
Da die Mäntel mit der Säure nicht in Berührung kommen, so halten sie ausserordentlich
lange Zeit und haben sich vorzüglich bewährt.
Auch bei den Exhaustoren bedeutet die Ummantelung der Gehäuse einen wesentlichen
Fortschritt. Wenn auch hier der innere Druck durch das bewegte Gas keine so grosse
Rolle spielt dass seinetwegen eine Panzerung notwendig wäre (der höchste durch
Tonventilatoren erzeugte Druck beträgt etwa 15 cm Wassersäule, wogegen ein
gewöhnlicher Exhaustorenmantel aus Ton unter allen Umständen genügende Sicherheit
bietet) so tritt doch hier besonders die Frage der Betriebssicherheit in den
Vordergrund. Die normalen Umdrehungszahlen für die im Handel befindlichen
Tonexhaustoren von
40
60
80
cm
Flügelraddurchmesser
Sind
1800
1200
1000
Falls einmal durch das
Hineingeraten von festen Stoffen in solche Exhaustoren der
Grund zum Auseinanderfliegen gegeben sein, oder durch einen unvorsichtigen Betrieb
Grund zum Springen vorliegen sollte, so ist durch einen gusseisernen Panzermantel
jede Gefahr für Menschenleben und in der Nähe des Exhaustors befindliche Materialien
durchaus ausgeschlossen. Der Mantel schliesst sich von aussen her fest an das
Tongehäuse an, der Zwischenraum ist durch einen geeigneten Kitt ausgegossen, und die
beiden Metallhälften sind fest mit einander verschraubt und mit der Grundplatte
zusammen montiert. Sollte trotzdem ein Auseinanderfliegen des Rades eintreten, so kann
nur der innere Tonmantel zerspringen. Ein Auseinanderfliegen des Apparates ist nicht
mehr möglich.
Die Tonexhaustoren sind wegen ihrer ausschliesslichen Benutzung von säurefestem Ton
für alle Zwecke, wo Säuregase befördert werden sollen, ausserordentlich stark in der
chemischen Industrie eingeführt und zwar nicht nur in der Pulverindustrie zum
Absaugen der nitrosen Gase aus den Nitrierhäusern, Nitrierzentrifugen und
Nitrierkapellen, sondern auch bei Beizereien, in Schwefelsäurefabriken,
Salzsäurefabriken zum Entlüften von Räumen, in denen giftige und
gesundheitschädliche Gase entstehen, in Chlorkalkfabriken zum Einführen des Chlors
in die Kammern und dergl. Auch die gepanzerten Exhaustoren sind gesetzlich gegen
Nachahmung geschützt.
Druck- und Saugpumpe „Hydraulik“.
In chemischen Fabriken, die Säure erzeugen oder weiter verarbeiten, bedeutet die
Bewegung von Säuren oder Gas durch Drücken oder Absaugen einen wichtigen Zweig des
Fabrikationsbetriebes. Mittels Dampf betriebene Injektoren haben Verdünnung der
Säure im Gefolge, die Bewegung wird daher in der Hauptsache durch Montejus oder
Pumpen bewerkstelligt.
Textabbildung Bd. 319, S. 783
Manche Betriebe, bei denen die verarbeiteten Säuren gewisse Metalle nicht angreifen,
können mit Metallpumpen, z.B. mit Blei für Schwefelsäure, auskommen, evtl. können
auch Pumpen aus anderen Materialien, wie z.B. Hartgummi für Salzsäure, zur Anwendung
gelangen. Bevorzugt müssen aber immer Pumpen aus solchen Materialien werden, die
gegen Säuren aller Art eine in ihrem Material begründete Widerstandsfähigkeit
besitzen. Als solche werden in den meisten Fällen Tonpumpen gebraucht. Für
Flüssigkeiten sind Tonpumpen seit längerer Zeit bekannt. Sie wurden zuerst von der
Firma Ernst March Söhne in Charlottenburg in den Handel
gebracht und haben sich in den etwa 20 Jahren seit ihrer Einführung gut bewährt. Sie
sind nach Art der Plungerpumpen konstruiert, wobei alle Teile, die mit der Säure in
Berührung kommen, das Gehäuse, der Kolben, die Ventile und die Stopfbüchsen aus Ton
hergestellt sind.
Die Ventile waren früher Plattenventile. Seit einer Reihe von Jahren werden aber die
Pumpen nur noch mit Kugelventilen gebaut. Letztere haben sich infolge der
Drehbarkeit beim Spielen viel besser bewährt als die Plattenventile, die nur von
obennach unten gehen konnten und sich daher, sobald sie eine schiefe Lage
einnahmen, leicht festklemmten. In der neuesten Zeit werden die Tonpumpen auch mit
abnehmbaren Ventilen geliefert, so dass beim Bruch eines einzigen Ventils nicht
gleich der ganze Pumpenkörper erneuert zu werden braucht, sondern der Ersatz durch
ein Reserveventil leicht bewerkstelligt werden kann.
Erwähnt mag noch sein, dass die Stopfbüchsen durch ein geeignetes Material wie
graphitierter Asbest, Gummiringe, Talg und Hanf und dergl. abgedichtet werden.
Eine Erweiterung haben nun diese Pumpen dadurch gefunden, dass sie auch zum Saugen
und Drücken von Gasen benutzt werden. Kolbenpumpen aus dem spröden und zur nachträglichen
Bearbeitung wenig geeigneten Tonmaterial anzufertigen, ist vorläufig noch nicht
gelungen. Man ist daher einstweilen auf die Verwendung von Plungerpumpen angewiesen.
Bei ihnen ist der Kolben bekanntlich nur oben in der Stopfbüchse abgedichtet.
Zwischen Kolben und Gehäuse bleibt ein Zwischenraum, der sog. schädliche Raum. Er
macht sich bei Gasen besonders unangenehm fühlbar, da alle Gase stark komprimierbar
sind.
Man hat damit zu rechnen, dass das zu fördernde Gas den vom Kolben freien Raum des
Gehäuses ausfüllt, und dass beim Arbeiten der Pumpe diese ganze Gasmenge erst auf
den Druck zusammengepresst werden muss, der in dem Druckbehälter herrscht, in den
das Gas hineingepresst werden soll, ehe das Druckventil sich überhaupt öffnet. Bei
geringeren Drucken tritt der „schädliche Raum“ hierbei nicht so stark in die
Erscheinung, sobald aber ein einigermassen erheblicher Druck herrscht, z.B. schon
bei zwei Atm., fängt das Ventil erst sehr spät an zu spielen und der Wirkungsgrad
der Pumpe wird ausserordentlich stark herabgesetzt. Aehnlich ist es beim Saugen. Die
Beseitigung dieses Mangels ist den Deutschen Ton- und
Steinzeug-Werken, Aktien-Gesellschaft, Charlottenburg, nun dadurch
gelungen, dass bei ihren Pumpen (s. Figur) der „schädliche Raum“ durch ein
unzusammendrückbares Medium, also durch irgend eine für das betreffende Gas
indifferente Flüssigkeit ausgefüllt wird. Derartige Druck- und Saugpumpen für Gas
nach dem Plungersystem in Ton hergestellt, erzeugen jetzt ein Vakuum bis zu 68 cm
Quecksilbersäule und einen Druck bis 3 Atm. Es liegt aber kein Grund vor, die Pumpen
für höhere Drucke noch stärker zu bauen. Die Konstruktion dieser Pumpen ist
folgende:
An das eigentliche Pumpengehäuse für den Plungerkolben schliesst sich ein zweites
Gehäuse für die Ventile an. Das Druckventil liegt über dem Saugventil. Beide sind so
dicht wie möglich zusammengedrängt im oberen Teil angeordnet. Beide Gehäuse sind mit
der indifferenten Flüssigkeit, die aus Schwefelsäure, Wasser, Oel und dergl.
bestehen kann, gefüllt. Beim Herausgehen saugt der Kolben diese Flüssigkeit nach,
das Ventilgehäuse entleert sich von dieser Flüssigkeit, das Säugventil wird geöffnet
und das zu saugende resp. zu pressende Gas tritt in das Ventilgehäuse ein. Beim
Hineingehen in das Gehäuse presst der Kolben die Flüssigkeit wieder aus dem
Plungergehäuse heraus, die Flüssigkeit tritt in das Ventilgehäuse zurück, schiebt
das Gas vor sich her und drückt es zum Druckventil hinaus. Die Menge der Flüssigkeit
ist nun so bemessen, dass sie nicht nur den schädlichen Raum in dem Plungergehäuse,
sondern, wie gesagt, auch das ganze Ventilgehäuse bis oben hinauf zum Druckventil
vollkommen ausfüllt. Hierdurch ist der „schädliche Raum“ völlig beseitigt,
das Saugventil öffnet sich schon zu Beginn der Saugperiode und infolgedessen ist
auch der Wirkungsgrad der Pumpe der höchstmögliche.
Um nun mit Sicherheit immer genügend Flüssigkeit, die also gleichsam einen
„flüssigen Kolben“ bildet, in der Pumpe zu haben, kann man die
Flüssigkeit bis über das Druckventil einfüllen. Die überspritzende Flüssigkeit wird
dann durch einen Flüssigkeitsfänger sofort wieder aufgenommen und in den
Pumpenkörper zurückleitet, so dass das Gas trotzdem ohne mitgerissene
Flüssigkeitsteilchen weiterströmt. Auch bei dieser Art der Konstruktion sind
selbstverständlich alle Teile, die mit der Säure in Berührung kommen, aus Ton
hergestellt.
Im übrigen werden diese Pumpen einfach und doppeltwirkend
gebaut, wobei sich
die doppeltwirkenden Pumpen natürlich als die für den Betrieb bequemeren erwiesen
haben, da sich durch das abwechselnde Ein- und Ausströmen eine sehr grosse
Gleichmässigkeit besonders in dem Saug- und Druckstrom der Gase einstellt. Die Pumpe
findet Verwendung als Vakuumpumpe
beimDestillieren, ferner zum Absaugen von Chlor und anderen Gasen, die durch
die modernen elektrolytischen Betriebe gewonnen werden und zum Drücken als Einpresspumpen für saure metallangreifende
Gase in Absorptionsbottiche oder zum Komprimieren von Gas zu anderen Zwecken und
dergl.
Bücherschau.
Der elektrische Lichtbogen bei
Gleichstrom und Wechselstrom und seine Anwendungen, Von Berthold Monasch, Diplom – Ingenieur. Mit 141 in den
Text gedruckten Figuren. Berlin, 1904. Julius Springer.
Die glänzende Erscheinung des Lichtbogens hat von jeher die Aufmerksamkeit der
Physiker auf sich gelenkt und ist daher gern zum Gegenstand eingehender
Untersuchungen gemacht worden. Allein jedem, der sich einmal näher mit ihm befasst
hat, sind bald Schwierigketten aufgestossen, Versuchsergebnisse, die der Erklärung
und der gesetzmässigen Anordnung nur schwer sich unterordnen liessen. In den nahezu
100 Jahren, seit der Lichtbogen zum erstenmale von Sir
Humphry Davy dargestellt wurde, ist eine lange Reihe von Arbeiten
veröffentlicht werden, die in der Literatur aller Kulturländer zerstreut sind und
dem Einzelnen oft nur schwer zugänglich sind. Monasch
hat nun für seine Arbeit über den Wechselstrom-Lichtbogen bei höherer Spannung
umfangreiche Quellenstudien vorgenommen und dieses so gesammelte Material später
vervollständigt und systematisch geordnet. Das Ergebnis hat er in dem vorliegenden
Buch niedergelegt und in gedrängter ansprechender Form zusammengestellt. Der Inhalt
des Werkes ist in acht Kapiteln der folgende: Die Entstehung des Lichtbogens, die
mechanischen Wirkungen des Stromes im Lichtbogen mit einer Vorbemerkung über die
Elektroden, die elektrischen Erscheinungen im Lichtbogen, der Lichtbogen im
magnetischen Felde, Wärmeerscheinungen im Lichtbogen, das Licht des elektrischen
Lichtbogens, chemische Vorgänge im Lichtbogen, Bogenlampen; dazu ein Anhang:
Uebersicht über die deutschen Bogenlampenpatente.
Freilich wird das Buch niemals denen, die tiefer in das Wesen des Kohle-Lichtbogens
eindringen wollen, das Studium spezieller Arbeiten von Blondel-Paris, Duddell und Marchand, besonders aber von Hertha Ayrton, der gründlichsten Kennerin aller den Gleichstrom-Lichtbogen
betreffenden Fragen ersparen, aber speziell für den Studierenden ist es eine
anregende Lektüre, da es sehr fesselnd geschrieben ist und ein Buch, in dem er stets
seine Kenntnisse wieder auffrischen kann.
Elektrotechnisches Auskunftsbuch.
Alphabetische Zusammenstellung von Beschreibungen, Erklärungen, Preisen, Tabellen
und Vorschriften. Nebst Anhang, enthaltend Tabellen allgemeiner Natur. Von S. Herzog, Ingenieur. München und Berlin, 1904. R.
Oldenbourg.
Der aus verschiedenen Werken schon bekannte Verfasser hat es in dem vorliegenden Buch
unternommen, in gedrängter Form über den grössten Teil der in der Praxis
vorkommenden Worte, Begriffe, Gegenstände, Materialien, Preise usw. in alphabetisch
geordneter Weise Aufschluss zu geben. Ein derartiges Werk ist für den praktischen
Ingenieur äusserst wertvoll und kann man die Neuerscheinung daher nur freudig
begrüssen. Erspart sie doch bei vielen Arbeiten ein mühevolles Suchen in Katalogen
und Preislisten, Broschüren und Zeitschriften. Sehr ausführlich und allen Ansprüchen
genügend sind die Angaben über Drehstromgeneratoren und Motoren, sowie über
Gleichstromdynamos und Motoren. Hier kann man wirklich über jede vorkommende
Frage,über Dimensionen der Maschinen selbst und ihrer Zubehörteile, über
Umdrehungszahlen usw. Aufschluss erhalten. Und so kann man über die meisten Artikel
nur Rühmendes sagen. Auch die ausführliche Aufnahme der Leitungsnormalien,
Sicherheitsvorschriften und ähnlicher Sachen ist sehr passend. Kurz das Werk ist
jedenfalls mit grossem Geschick zusammengestellt. Einzelne Begriffe dagegen sind
wieder mehr als kurz behandelt worden, einige Erklärungen sind direkt auffallend.
Eine Erklärung wie ballistisches Galvanometer – jenes, welches einen Magneten
enthält, dürfte auch den anspruchslosesten Suchern nicht genügen. Abgesehen davon,
dass eine solche Auskunft nicht richtig und unvollständig ist, möchte man doch auch
etwas über die wichtigsten Formeln beim Gebrauch des b. G. finden. Ein anderes
Beispiel ist: Influenzmaschinen sind Mechanismen, welche mit Hilfe einer geringen
Anfangsladung grosse Mengen von Elektrizität erzeugen. Hier wäre eine mehr
detailliertere Angabe der Leistungsfähigkeit in bezug auf Strom und Spannung bei
verschiedenen Typen und eine kurze Erklärung der Wirkungsweise wohl sehr am Platze.
Ein weiterer Vorwurf, der dem Verfasser nicht erspart bleiben kann, liegt in dem
Hinweis auf einzelne Fabriken. So notwendig ein derartiger Hinweis ist und so
wertvoll er für den Nachschlagenden sein kann, desto mehr ist zu tadeln, dass dieser
Hinweis nicht ganz objektiv nur von der Leistungsfähigkeit der Fabrik und Güte des
Objekts abhängig ist. Meist aber geschieht der Hinweis nur auf Inserenten.
Freilich ist es schwer, bei einem solchen Unternehmen allen Wünschen gerecht zu
werden, und wie der Verfasser ganz richtig selbst bemerkt, werden sich erst beim
praktischen Gebrauch jene Lücken und Mängel ergeben, die in späteren Auflagen zu
beheben sind. Das schon in der ersten Auflage ziemlich umfangreiche Buch (850
Seiten) ist trotzdem noch handlich geblieben und wird vielen hochwillkommen
sein.
Brockhaus' Konversations-Lexikon.
Soeben ist der letzte, der Supplementband der neuen revidierten; Jubiläums-Ausgabe
erschienen, so dass nun das Werk vollständig vorliegt (s. D. p. J. S. 80 d.
Bd.).
Der 17. Band ist, wie seine Vorgänger, schon äusserlich ein Prachtband. Beim
Durchblättern fallen zunächst die zahlreichen Abbildungstafeln und die vielen
genauen Karten und Pläne auf. Das Neueste auf dem Gebiete der Technik bringen die
Tafeln: Bergbahnen, Automobile, Eisenbahnbetriebsmittel. Das innerpolitische und
wirtschaftliche Leben der Völker, die soziale Frage behandeln interessant die
Artikel: Agrarfrage, Arbeiterfrage, Handwerkerfrage usw. Eine gute Darstellung hat
der Russisch-Japanische Krieg gefunden; der Artikel, der durch eine Uebersichtskarte
erläutert ist, ist zugleich ein schlagendes Beispiel, wie es die Redaktion
verstanden hat, die Ereignisse bis in die allerneueste Zeit zu verfolgen, denn die
„Seeschlacht von Hüll“ vom 22. Oktober d. Js. ist darin schon behandelt
und die Einsetzung des Schiedsgerichtes! Besondere Beachtung beanspruchen Tabellen
und graphische Darstellungen der Zusammensetzung des Reichstages, sowie Karten der
Volksheilstätten. Dass der biographische Teil auch im Supplementband den
Anforderungen, die man an den Brockhaus zu stellen
gewohnt ist, vollständig entspricht, bedarf keiner besonderen Hervorhebung.
Zuschrift an die Redaktion!
(Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion).
Ueber ein Verfahren zum Betrieb von Gasturbinen.
Aus der inzwischen erschienenen Broschüre „Die
Heissluft-Turbine und ihre Vorzüge“ von Dr. F. Stolze geht hervor, dass das von mir in No. 40 dieser Zeitschrift
beschriebene Verfahren nicht neu, sondern bereits unter No. 101959 patentiert ist.
Von diesem Patent hatte ich bei Abfassung meines Aufsatzes ebensowenig wie von den
diesbezüglichen Berechnungen Stodolas Kenntnis. Das Stolzesche Verfahren deckt sich mit dem
meinigenfast vollständig, jedoch wird bei jenem noch ein Vorwärmer für die
komprimierte Luft hinzugefügt; eine Gasturbine nach diesem System ist bereits im Bau
begriffen. Wie aus meiner Abhandlung hervorgeht, kann man nur bei sehr gutem
Wirkungsgrad der Turbine zu einem günstigen Resultat kommen; dieser müsste bei der
im Bau begriffenen Gasturbine mindestens 75 v. H. betragen, um Leerlauf zu
ermöglichen, und 85 v. H. um etwa 12 v. H. Wärmeausnutzung zu erzielen, was nach den
Erfahrungen mit den Dampfturbinen kaum erreicht werden dürfte.
Chemnitz, 15. November 1904.
F. Meineke.