Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, Miszellen, S. 16 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Eine Kraftübertragungsanlage mit ungewöhnlicher
Spannweite.
Textabbildung Bd. 320, S. 15
In No. 16 des „Electrical World and Engineer“ vom 16. April 1904 berichtet B. Wiley über eine Kraftübertragungsanlage, die auch
für den deutschen Leser manches Interessante bringen dürfte. Am Monargahela-Fluss
liegen in der Nähe von Braddock, Pa., die Homestead-Stahlwerke und gerade gegenüber am jenseitigen Ufer eine
Hochofenanlage. Beide Etablissements waren durch Kraftleitungen von einem
gemeinsamen Maschinenhause zu verbinden. Bei der Anlage der Kraftleitung waren drei
Wege gegeben: 1. Leitung auf einem Umweg über eine Brücke, 2. Kabel im Flussbett, 3.
freie Ueberspannung des Flusses. Nähere Berechnung ergab letztere Methode als die
günstigste und sie gelangte daher zur Ausführung. Auf beiden Seiten des Flusses
wurden von den Homestead-Stahlwerken aus Profileisen
zwei Türme errichtet von 22,5 bezw. 15,4 m Höhe. Die Entfernungen der Mittellinien
der Türme beträgt 294,681 m, die Höhe der Aufhängepunkte über dem maximalen
Wasserspiegel 30 m. Die zur Ausführung gewählten Aluminiumdrahtseile wurden auf die
nötige Länge zugeschnitten und auf die Enden wurden Aluminiumkabelschuhe A (s. Figur)
hydraulisch aufgepresst. Diese mit Rechts- bezw. Linksgewinde versehenen
Aluminiumstäbe wurden in Kupferbolzen B eingeschraubt,
an welche durch stählerne Bolzen C zwei isolierende
Zwischenstücke D angeschlossen waren, die ihrerseits
wieder durch gleiche Bolzen C mit einer Stahlstange F verbunden waren. Diese mit Gewinde versehenen
Stahlstangen waren verschiebbar in einer Bohrung durch die eiserne Turmkonstruktion
angeordnet und durch eine Schraubenmutter befestigt. Mit Hilfe dieser
Schraubenmutter konnte der Durchhang des Kabels reguliert werden.
Ein Aluminiumleiter besitzt bei gleichem Querschnitt 63 v. H. der Leitungsfähigkeit
eines Kupferleiters, bei gleicher Leitungsfähigkeit verhalten sich die Querschnitte
rund wie 160 : 100 und die Gewichte gleicher Längen wie 48 : 100. Die Belastung
durch Schnee und Eis bei Luftlinien ist, wie die Erfahrung als angenähert ergeben
hat, nur abhängig von der Länge, unabhängig von dem Querschnitt. Im allgemeinen
können bei Aluminiumleitungen wegen des geringeren Gewichts und der grösseren
Belastungsfähigkeit infolge des grösseren Querschnitts grössere Spannweiten
angewendet werden, als sie bei Kupferleitungen gebräuchlich sind und so die
Installationskosten verringert werden.
Für die Berechnung lagen folgende Zahlenwerte vor:
Linienspannung Ep = 250 Volt; Stromstärke 800 Amp.,
zulässiger Spannungsverlust 40 Volt. Leitungsquerschnitt bei Kupferkabel 640 qmm
entsprechend 28,6 mm Durchmesser. Querschnitt des Aluminiumkabels bei gleicher
Leitfähigkeit 640. 1,6 = 1026 qmm entsprechend 36,2 mm Durchmesser. Gewählt wurden
zwei Leitungen von je 513 qmm entsprechend 25,6 mm Durchmesser. Der grösste
Durchgang bei 100° C. durfte 10,7 m betragen. Der grösste Winddruck kann zu rund 20
g/qcm
angenommen werden. Die Temperaturgrenzen sind (– 30°) – (+ 100°) C. Die Eisschicht
wird im schlimmsten Falle 6,5 mm stark sein. Die Zugfestigkeit von hartgezogenem
Aluminiumdraht ist 2460 k/qcm, das spezifische Leitungsvermögen 35 (Kupfer 55)
und der spezifische Wärmeausdehnungskoeffizient β =
0,0000416 für 1° C.
Ein an zwei Punkten aufgehangenes Seil bildet eine Kettenlinie, die bei geringem
Durchhang sehr nahe mit einer Parabel übereinstimmt. Unter dieser Annahme ergibt sich die
Spannung im Kabel zu
T=\frac{L^2\cdot w}{8\,d} . . . . . . . . . 1)
In dieser Gleichung bedeutet T die Spannung im Kabel,
L die Spannweite in m, w das Gewicht in kg f. d. laufenden Meter, d
den Durchhang in m.
Die grösste Beanspruchung des Kabels tritt ein, wenn w
seinen grössten und d seinen kleinsten Wert einnimmt.
Das Kabel erleidet die grösste Belastung wmax, wenn es mit Eis überzogen unter dem grössten
Winddruck steht, gleichzeitig, zur Winterszeit, bei grösster Kälte ist das Kabel am
kürzesten und daher d am kleinsten.
Gewicht eines Aluminiumkabels von 25.6 mm Durchmesser f. d. m = 1,100 kg.
Gewicht einer 6,5 mm starken Eisschicht f. d. m = 0,570 kg.
Gesamtgewicht f. d. m im schlimmsten Fall = 1,670 kg.
Bei Berechnung des Winddrucks ist ebenfalls der ungünstigste Fall, also der
Durchmesser des Kabels samt der Eisschicht in Berechnung zu ziehen, = 32,1 m; der
Winddruck f. d. m. ergibt sich zu 6,42 kg. Da der Winddruck horizontal und das
Gewicht vertikal wirkt, so ergibt sich
w_{\mbox{max}}=\sqrt{1,67^2+6,42^2}=6,6\mbox{ kg}
Für die Kettenlinie gilt
L^t=L+\frac{8\,d^2}{3\,L} . . . . . . . . 2)
L1 ist die Länge des
Kabels in m (bei 100° C. = 295,707 m), L ist die
Spannweite in m (294,681 m).
L1 ändert sich mit der
Temperatur entsprechend dem oben angegebenen Wärmeausdehnungskoeffizienten, d kann daher für alle Temperaturen berechnet werden
aus
d=\sqrt{\frac{3\,L\cdot (L^1-L)}{8}} . . . . . . 3)
Die folgende Tabelle gibt den Durchhang bei verschiedenen Temperaturen an.
Temperatur
Durchhang in m
100° C.
10,7 m
75
9,8
50
8,9
25
7,9
0
6,9
– 30
5,6
Setzt man nun in Gleichung 1) die äussersten Werte ein:
wmax =
6,6 kg
dmin =
5,6 m
L = 294,681 m,
so ergibt sich die grösste Spannung im Kabel zu
T_{\mbox{max}}=\frac{294,681^2\,\times\,6,6}{8\,\times\,5,6}=12800\mbox{ kg.}.
Da der Querschnitt des Kabels 513 qmm = 5,13, qcm und die zulässige Spannung 2460 kg/qcm ist, so
ergibt sich die zulässige Zugbeanspruchung zu 5,13 × 2460 = 12500 kg.
Beim Vergleich der beiden Zahlen erkennt man, dass die Ausführung diesen strengen
Bedingungen nicht genügen kann. Es ist nun die Anordnung derart getroffen, dass die
Leitung im Herbst verlängert und im Frühling verkürzt wird. Nimmt man für den Winter
einen Temperaturbereich von (– 30°) – (+ 15°), dann kann man das Kabel im Winter so
entspannen, dass es bei + 15° den grössten Durchhang von 10,7 m erhält. Der
entsprechende Durchhang bei – 30° berechnet sich dann zu 8,7 m und unter diesen
Bedingungen erhält man
T_{\mbox{max}}=\frac{294,681^2\,\times\,6,6}{8\,\times\,8,7}=8250\mbox{ kg,}
wobei man noch 34 v. H. Sicherheit bekommt.
Unter ganz schwierigen Verhältnissen wird man den Kabeln daher immer den
grössten Durchhang geben, was man sehr leicht durchführen kann, da die Kabel in
wenigen Minuten verlängert sind.
Der gesamte von den vier Leitungen auf die Türme übertragene Horizontalschub beträgt
4 . 8250 = 33000 kg, eine Kraft, die durch gute Verankerung leicht aufgenommen
werden kann.
Experimentelle Untersuchung der Kommutation.
Electrical World 2. 8. 04, S. 289. A.
Keller.
Markiert man auf einer Bürste verschiedene Punkte und misst die Spannung zwischen
diesen und den jeweilig senkrecht darunter liegenden Punkten des Kommutators (Fig. 1 und 2), so
kann man aus diesen Werten einen Schluss auf die Güte der Kommutation ziehen. Die
Spannungen werden über den zugehörigen Punkten der Bürstenbreite aufgetragen und die
Endpunkte der ersteren zu einer Kurve verbunden (Fig.
3).
Textabbildung Bd. 320, S. 16
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 320, S. 16
Fig. 2.
Keller nimmt an, dass diese Kurve die Werte der
Selbstinduktionsspannung e der unter der Bürste
befindlichen Spule sei, e=L\,\frac{di}{dt}. Mit Hilfe dieser Beziehung leitet er dann die
Stromkurve ab.
Textabbildung Bd. 320, S. 16
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 320, S. 16
Fig. 4.
Wäre diese schon gegeben, so könnte man durch Konstruktion der Tangente an die
einzelnen Kurvenpunkte die jeweiligen Werte für e
finden. Umgekehrt kann man aus der e-Kurve die i-Kurve durch eine einfache Konstruktion finden.
Bei reiner Widerstandskommutation, d.h. bei L = o, wäre
die e-Kurve eine Grade parallel zur x-Achse (Fig. 4) und
die i-Kurve eine gegen die x-Achse geneigte Grade,
deren eine Hälfte negative Werte, die andere positive gibt. Bei solcher Kommutation
würde die Stromdichte in den einzelnen Bürstenschichten konstant sein, was idealen
Verhältnissen entspräche. Die Aufnahme der erwähnten Kurven gestattet nun zu
erkennen, wie nahe man sich an diesen Verhältnissen befindet.
Zu diesen Ableitungen Kellers muss bemerkt werden, dass
man die Stromkurve nicht auf die angegebene Weise aus der e-Kurve finden kann; letztere ist vielmehr schon die Stromkurve,
allerdings wegen der Veränderlichkeit des Bürstenübergangswiderstandes nur
annähernd. Ein Instrument in der besprochenen Weise angeschlossen, misst nichts
anderes als das Produkt von Strom und Widerstand zwischen den betreffenden Punkten.
(Genau genommen sind die Werte für die verschiedenen Stellungen Mittelwerte, da sich
der Strom für die Anlagestelle der Messdrähte mit der Ankerstellung ändert.)
Man erhält dieselben Ergebnisse, wenn man beide Messdrähte an der Bürste selbst
senkrecht übereinander und in geringem Abstand voneinander anbringt. Dies ist auch
weniger schwierig und eliminiert die Uebergangswiderstände.
Misst man zwischen Punkten die Bürste, die nicht übereinander, sondern nebeneinander
liegen, so hat man ein Mass für die schädlichen Querströme.