Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, Miszellen, S. 352 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Automobillastzug.
Der in D. p. J. 1904, Bd. 319, S. 511 erwähnte
Automobillastzug, bestehend aus Vorspannmaschine mit Spiritusbetrieb und zwei
Anhängewagen, ist nunmehr zusammen mit zwei ähnlich gebauten anderen Fahrzeugen in
Südwestafrika in Tätigkeit. Er befördert von Swakopmund
aus Waren aller Art 300–500 km weit in das Innere des Landes, zum Teil über sehr
schwieriges Gelände, über lange Sandstrecken, durch tiefe Taleinschnitte und
Wasserläufe. Nach bisherigen Angaben werden täglich 40–50 km Weg
zurückgelegt.
Textabbildung Bd. 320, S. 352
Automobillastzug der Neuen
Automobil-Gesellschaft m. b. H., Berlin, in Südwestafrika.
Das beistehende Bild ist auf einer Sandstrecke aufgenommen; der Vorspannwagen ist
vorausgefahren und zieht einen Anhängewagen mit einem Drahtseil nach. Besonders
bemerkenswert sind die Radverbreiterungen an der Maschine, die aus aufgesetzten etwa
1 m langen ∪-Eisen bestehen.
Bücherschau.
Die technische Mechanik. Von
P. Stephan. Erster Teil: Mechanik starrer Körper.
Leipzig und Berlin, 1904. B. G. Teubner.
Dieses Lehrbuch ist in erster Linie für die Schüler der preussischen höheren
Maschinenbauschulen geschrieben. Was an Lehrbüchern über technische Mechanik
vorliegt, ist entweder für technische Hochschulen bestimmt und setzt die Kenntnis
der höheren Analysis voraus oder berücksichtigt vorzugsweise bautechnische
Anwendungen. So bestand die Aufgabe des Verfassers darin, aus dem grossen sonst
behandelten Stoff das auszuwählen, was für Maschinentechniker wichtig ist und
elementar behandelt werden kann, und hauptsächlich die Anwendung der Lehrsätze auf
maschinentechnische Beispiele zu zeigen. Diese Aufgabe hat der Verfasser in
gelungener Weise gelöst. Die Lehrsätze sind in einfacher klarer Sprache vorgetragen
und stets durch Zahlenbeispiele illustriert. In letzterer Hinsicht kann auch ein
Studierender einer technischen Hochschule, der sich in die Anfangsgründe der
technischen Mechanik einarbeiten und sich durch Lösen von Zahlenbeispielen üben
will, manchen Nutzen ziehen. In den Zahlenbeispielen, unter denen zahlreiche dem
Gebiet der Maschinenelemente und Hebezeuge entnommen sind, liegt für die Schüler der
Hauptwert des Buches; mix der technischen Anwendung und der konkreten Zahl haben sie
ja späterhin stets zu tun. Erfahrungskoeffizienten sind in reichlicher Menge zu
finden, Quellenangabe wäre hier sehr erwünscht. Erzwungen elementare Ableitungen
sind vermieden. Als Beispiel einer hübschen elementaren Ableitung sei die in
Anlehnung von E. Mach gegebene Herleitung der
Schwingungsdauer eines Pendels hervorgehoben. Etwas freigebig mit Ableitungen
dagegen ist der Verfasser in den Abschnitten über die Ermittlung von Schwerpunkten
und Trägheitsmomenten. Ein Weniger würde dem Buch keinen Nachteil bringen, da das
Verständnis für Mechanik, das anschauliche Erfassen der mechanischen Dinge durch
Ableitungen vorwiegend mathematischer Art keine Förderung erfährt. Grössere
Ausführlichkeit käme anderseits dem Schüler an manchen Stellen zu statten, wenn
gezeigt werden soll, welche Kräfte an einem Punkt eines ruhenden oder bewegten
Körpers wirken, wie der Punkt „freigemacht“ und wie nach Anbringung
sämtlicher Kräfte die Gleichgewichtsbedingung angeschrieben wird. Das Buch kann den
Lehrern und Schülern höherer Maschinenbauschulen und mittlerer technischer
Lehranstalten warm empfohlen werden.
M. E.
Mathematische Einführung in die
Elektronentheorie. Von Dr. A. H. Bucherer.
Leipzig, 1904. B. G. Teubner. 148 S.
Da der Mensch keinen besonderen Sinn für die elektrischen Erscheinungen hat, so hat
die Erklärung derselben stets Schwierigkeiten gemacht. Nachdem die für die vielen
Erscheinungen nicht ausreichende Hypothese von einem einzigen elektrischen Fluidum
durch die jedenfalls schwerer vorstellbare Idee der beiden (+ und –) Fluiden
verdrängt war, hat diese lange Jahre das Feld beherrscht, bis ihr durch Maxwell eine neue Hypothese entgegengestellt wurde,
welche nicht nur alle Erscheinungen umfasste, sondern auch die Optik mit der
Elektrizität in Verbindung brachte. Sitz aller elektrischen und optischen
Erscheinungen war der Aether (Lichtäther), dessen Spannungs- und Bewegungsenergie
die elektrischen und magnetischen Vorgänge bedingte. Jetzt ist diese Hypothese
weiter entwickelt worden und hat sich dabei gewissermassen der ersten, der
unitarischen Theorie genähert. Ausgehend von den Erscheinungen der Elektrolyse,
welche zeigt, dass jedem Grammion eine ganz bestimmte Elektrizitätsmenge anhaftet,
hat man. diese, auf die nach der kinetischen Gashypothese berechnete Stoffmenge
eines Atoms umgerechnet und substanzialisiert nun die Ladung eines solchen negativen
Atoms unter dem Namen Elektron. Diese Elektronen sind aber von der Materie
unabhängig, und je mehr Elektronen sich mit einem materiellen Atom verbinden,
umsomehr verliert es die positiv elektrischen Eigenschaften und wird immer mehr
negativ.
Im vorliegenden Buch entwickelt der Verfasser diese soeben nur in sehr groben Zügen
dargestellte Elektronentheorie vollständig und zeigt ihre Konsequenzen auf den
verschiedenen ihr zugänglichen Gebieten. In der Darstellung wird überall die
vollständige Bekanntschaft mit der Vektoranalysis vorausgesetzt und die Resultate
sind, dem Ziele des Buches entsprechend, in mathematischen Formeln gegeben. Der
Inhalt des Buches lässt sich deshalb nicht gut in kurzen Worten wiedergeben.
Dr. K Schr.