Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 767 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Bücherschau.
Das praktische Jahr des Maschinenbauvolontärs. Ein
Leitfaden für den Beginn der Ausbildung zum Ingenieur. Von Dipl.-Ing. F. zur Nedden. Berlin 1907. Julius Springer.
Ein Buch, welches eine Lücke in der technischen Literatur ausfüllt, eine Lücke, die
schon in unendlich vielen Fällen schmerzlich empfunden sein mag! Mir wenigstens ist
beim Lesen wieder und immer wieder der Gedanke gekommen: welch ungleich größeren
Nutzen hättest du seinerzeit von dem „praktischen Jahr“ haben können, wenn
dir ein derartiger Wegweiser zur Seite gestanden hätte! Hier ist wirklich einmal das
so viel mißbrauchte Wort am Platze: dieses Buch sollte in den Händen keines jungen
Mannes fehlen, der sich dem Ingenieurberufe zu widmen beabsichtigt. Nur wer aus
eigener Erfahrung weiß, wie manche wertvolle Stunde in diesem wichtigen Jahre auf
Arbeiten verwandt wird, die man selbst später bei tieferem Eindringen in das Wesen
des Berufes als „unproduktiv“ bezeichnen muß, wird den Nutzen ermessen
können, den es bei richtiger Durcharbeitung und verständnisvoller Befolgung der
gegebenen Lehren zu stiften vermag. Man braucht durchaus nicht in allen Einzelheiten
mit dem Verfasser übereinzustimmen und kann ihm doch dankbar sein für seine Gabe,
insbesondere auch für die Irische, kräftige Art, mit der er es versteht, dem jungen
Maschinenbaubeflissenen (warum noch immer das Fremdwort Volontär?) seinen Beruf nahe
zubringen, ihm unter der oft nüchternen Oberfläche den reizvollen Kern zu zeigen und
dadurch selbst an sich eintönige Arbeiten anregend zu gestalten. Ueberall fühlt man
die Liebe zum Ingenieurberuf, die Freude am technischen Schaffen durch und
gerade dadurch wird es dem Verfasser auch möglich werden, in seinen ja noch so
bildungsfähigen Lesern die gleiche Freudigkeit zu erwecken. Wie wohltuend berührt
gegenüber dem gerade zurzeit üblichen Gejammer über die Ueberfüllung der technischen
Fächer sein Wort: „Es ist halt bei uns wie überall: der Tüchtige kommt vorwärts,
vielleicht, wenn er Glück hat, recht schnell, – und der Stümper bleibt
unten.“
Aber es gibt noch eine zweite Gruppe von Fachgenossen, an die sich zwar das Buch
nicht direkt wendet, aber bei denen doch eine Lektüre reiche Früchte für die
Allgemeinheit zeitigen könnte, die Betriebsleiter und Direktoren derjenigen Werke,
die sich zur Aufnahme von Maschinenbaubeflissenen einmal entschlossen haben. Der
Verfasser betont es selbst im Vorwort: „Ein vollbelasteter wirtschaftlicher
Betrieb, wie es die Maschinenfabrik durchschnittlich ist, kann nicht Pädagogik
üben.“ Und doch: wie häufig bleibt ihm nichts anderes übrig, als seinen
jungen Leser auf die „Unterhaltung mit dem Betriebsingenieur“ zu verweisen!
Und nun vergegenwärtige man sich einmal, wie viel Betriebsingenieure es wohl gibt,
die dem jungen Beflissenen so entgegenkommen, daß er den Mut hat sich in solchen
Fällen an den so viel älteren, so weit über ihm stehenden Mann zu wenden! Die große
Mehrzahl von ihnen geht, sicher nicht aus bösem Willen, aber aus Bequemlichkeit und
weil das Gedächtnis an die eigenen Schwierigkeiten während der praktischen Arbeit
geschwunden ist, achtlos an dem Beflissenen vorüber. Sie alle möchte ich bitten,
einige Mußestunden dem Buche zu widmen, das ihnen, abgesehen von allem anderen,
schon durch die anregende Art, bekannte, ihnen durch lange Gewohnheit selbstverständlich erscheinende
Dinge zu schildern, unerwarteten Genuß bereiten wird.
Das Werk gliedert sich zwanglos in zwei Teile; einen allgemein gehaltenen, in dem in
acht Abschnitten, nachdem die Einleitung vom Ingenieurberufe überhaupt gesprochen
hat, nacheinander behandelt werden, die Vorbereitungen zum
„Praktisch-Arbeiten“, die Rechte und Pflichten des Volontärs, Entstehung
und Bestandteile einer Maschine, die Leitgedanken der modernen Massenfabrikation,
ein Gang durch eine moderne Maschinenfabrik, die Sozialpolitik in der
Maschinenfabrik, die Fabrikorganisation, das technische Zeichnen.
Der zweite Teil behandelt zunächst eingehender die maschinentechnischen Baustoffe,
insbesondere natürlich in gedrängter, äußerst klarer Darstellung die verschiedenen
Eisen- und Stahlsorten, und dann die Arbeiten in der Gießerei, Schmiede, den
mechanischen Werkstätten, der Anreißerei und Schlosserei. Ohne sonst näher auf
Einzelheiten einzugehen, die im übrigen wohl der Erwähnung wert wären, kann ich mir
doch nicht versagen, auf einiges hier noch flüchtig hinzuweisen: in der Beurteilung
des Arbeitens in den Eisenbahn Werkstätten scheint mir der Verfasser etwas über das
Ziel hinauszuschießen. So lediglich als „Notbehelf“ vermag ich dies nicht
anzusehen. Auch in ihnen ist das Bestreben, wirtschaftlich zu arbeiten, durchaus
vorhanden, wenigstes, wenn ein Beamter an der Spitze steht, der seine Aufgaben
richtig auffaßt, und bei der umfassenden Art vieler „Reparaturen“ ist der
Unterschied vom „Neubau“ wirklich nicht groß Auch sieht der Staatsbeamte in
dem jungen Beflissenen häufig viel eher den zukünftigen Kollegen als der
Betriebsleiter eines Privatwerkes, und dann hat er mehr Zeit, sich mit ihm zu
befassen. So kommt er viel leichter zu einer „pädagogischen“ Behandlung, ganz
abgesehen davon, daß die vom Verfasser selbst als so wichtig gerühmte Fortsetzung
der praktischen Arbeit in den Hochschulferien sich in der Staatswerkstätte eher
erreichen läßt (siehe S. 12). Das Lob des Prämiensystems erscheint mir zu groß,
nachdem in Deutschland die Praxis damit durchweg schlechte Erfahrungen gemacht hat,
(warum, mag hier unerörtert bleiben) und fast allgemein zum Akkordsystem
zurückgekehrt ist (siehe S. 57). Der Rat an den Fortbildungskursen mitten unter den
Lehrlingen teilzunehmen, ist ein so vorzüglicher, daß nur zu wünschen ist, er möchte
in Zukunft viel mehr als bisher befolgt werden (siehe S. 63). Mit Recht hebt ferner
der Verfasser hervor, wie wichtig es ist, sich einerseits eine Kenntnis der
Materialwerte und Lohnhöhe bei einzelnen Stücken zu verschaffen, andererseits sich
wieder und wieder darin zu üben, die Gewichte richtig zu schätzen (S. 102). Die
Empfehlung sich in der Werkstatt selbst kurze Notizen zu sammeln und sie
übersichtlich geordnet aufzubewahren, mag hier ebenfalls erwähnt werden (S. 146)
usw. usw.
Eine Erläuterungstafel einiger technischen Maße, eine Zusammenstellung wichtiger
amtlicher Bestimmungen und ein Sachregister schließen das hübsch ausgestattete Werk,
von dem zu trennen ich mich nicht entschließen kann, ohne den trefflichen Schlußsatz
anzuführen: „Nur der ist ein echter Ingenieur, der an seinem Reißbrett vorbei in
die Werkstatt und aus ihr in die weite Welt blickt, und der sich auf seinen
Posten vorbereitet hat durch Ausbildung der Fertigkeiten, der Fachkenntnisse,
der Allgemeinbildung und – des Charakters.“
Friedrich Meyenberg.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
Praktische Anleitung für Baubehandlung und Reparatur
von Akkumulatoren. Ratgeber für die Werkstatt. Gemeinverständlich
dargestellt von Alfred Luscher, Akkumulatorenfabrik.,
Dresden-N.
Gestützt auf langjährige Erfahrungen stellt der Verfasser
ingemeinverständlicher Weise die Regeln zusammen, die bei Wartung von Akkumulatoren
zu beachten sind. Insbesondere werden Anleitungen gegeben, um kleine im Betriebe
entstandene Fehler und Störungen zu beseitigen.
Technische Untersuchungsmethoden zur Betriebskontrolle,
insbesondere zur Kontrolle des Dampfbetriebes. Zugleich ein Leitfaden für
die Arbeiten in den Maschinenlaboratorien technischer Lehranstalten. Von Julias Brand, Ingenieur, Oberlehrer der königlichen
vereinigten Maschinenbauschulen zu Elberfeld. Zweite vermehrte und verbesserte
Auflage. Mit 301 Abb, zwei lithographischen Tafeln und zahlreichen Tabellen. Berlin
1907. Julius Springer. Preis geb. M. 8,–.
Holzbearbeitungsmaschinen. Von Adjunkt-Prof. Paul von Denffer. I. Band in russischer Sprache. Riga,
1907. G. Löffler. Preis geh. M. 13,–.
Müller-Pouillets Lehrbuch der Physik und Meteorologie
in vier Bänden. Zehnte umgearbeitete und vermehrte Auflage. Herausgegeben von Leop. Pfaundler, Prof. der Physik an der Universität
Graz. Unter Mitwirkung von Prof. Dr. O. Lummer-Breslau,
(Optik und strahlende Wärme) Dr. K. Drucker-Leipzig,
(Molekularphysik) Prof. Dr. A. Wassmuth-Graz,
(Thermodynamik und Wärmeleitung) Hofrat Prof. Dr. J.
Hann-Wien, (Meteorologie) Prof. Dr. W.
Kaufmann-Bonn, (Elektrizitätslehre) Prof. Dr. A.
Coen-Göttingen, (Elektrochemie) Dr. A.
Nippoldt-Potsdam, (Erdmagnetismus und Erdelektrizität). Mit über 300 Abb.
und Tafeln, zum Teil in Farbendruck. Dritter Band. Viertes Buch, Wärmelehre,
Chemische Physik, Thermodynamik und Meteorologie von Prof. Dr. L. Pfaundler-Graz, Privatdozent Dr. K. Drucker-Leipzig, Prof. Dr. A. Wassmuth-Graz, Prof. Dr. J. Hann-Wien.
Braunschweig, 1907. Friedrich Vieweg & Sohn. Preis
geh. M. 16,–, geb. M. 18,–.
Einführung in die Geodäsie. Von Dr. O. Eggert, Professor a. d. Technischen Hochschule zu
Danzig. Mit 237 Abb. Leipzig, 1907. B. G. Teubner. Preis geb. M. 10,–.
Dreigelenkbogenbrücken und verwandte
Ingenieurbauten. Neue Hilfsmittel und Methoden der rationellen
Formbestimmung von R. Färber, Dipl.-Ing. I. Teil:
Rationelle Gewölbe mit drei Gelenken. II. Teil: Verallgemeinerung der gewonnenen
Prinzipien und zpezielle Anwendung auf Pfeiler und Widerlager zu
Dreigelenkbogenbrücken. Mit vielen Abb., Zahlenbeispielen und Tabellen auf 6 Tafeln
und im Text. Stuttgart 1908. Konrad Wittwer. Preis geh. M. 7,–, geb. M. 8,20.
Fehlands Ingenieur-Kalender 1908. Für Maschinen- und
Hütteningenieure herausgegeben von Prof. Fr. Freytag,
Lehrer a. d. technischen Staatslehranstalten in Chemnitz. In zwei Teilen. 30.
Jahrgang. Berlin, 1908. Julius Springer. Preis M. 3, –,. Brieftaschenausgabe M.
4,–.
Die Stellung der Physik zu den Naturwissenschaften und der
Technik. Von Aug. Hagenbach. Leipzig und
Berlin, 1907. Preis geh. M. 0,80.
Papierprüfung. Eine Anleitung zum Untersuchen von
Papier. Von Wilhelm Herzberg, Prof., Vorsteher der
Abteilung für papier- und textiltechnische Untersuchungen am Königlichen
Materialprüfungsamte zu Groß-Lichterfelde. Dritte, vermehrte und verbesserte
Auflage. Mit 86 Abb. und 17 Tafeln. Berlin, 1907. Julius Springer. Preis geb. M.
10,–.
Technik und Schule. Beiträge zum gesamten Unterricht an
technischen Lehranstalten. Herausgegeben von Prof. M.
Girndt in Magdeburg. I. Band. 3. Heft. Ausgegeben am 2. Juli 1907. Leipzig
und Berlin, 1907. B. G. Teubner. Preis geh. M. 1,60.
Gewerbliches Rechnen. Von Dr. phil. Friedrich Unger in Leipzig. Sonderabdruck aus der
Zeitschrift für mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht. 37. Jahrgang.
Leipzig, 1906. B. G. Teubner. Preis geh. M. 1,20.
Anleitung für die Herstellung und Justierung geodätischer
Instrumente. Von Ingenieur Dr. Theodor
Dokulil, Konstrukteur a. d. k. k. Technischen Hochschule in Wien. I. Teil.
Instrumenten-Bestandteile und Instrumente für die Absteckung und Messung;
horizontaler und vertikaler Winkel Nikolassee b. Berlin, 1907. F. & M. Harrwitz.
Preis geh. M. 5,50. geb. M. 6,50.