Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 287 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Die Glasindustrie in Jena,
ein Werk von Schott und Abbe, geschildert von Eberhard Zschimmer. Mit Zeichnungen von Kuithan. Jena 1909. Eugen Diederichs.
Kurze Zeit nach, und wohl im Zusammenhange mit dem 25jährigen Jubiläum des
Glaswerkes Schott und Genossen erscheint dies Buch, das
zum Gegenstande ein anscheinend eng begrenztes Thema hat, nämlich die Geschichte
einer gewerblichen Stätte in dem kurzen Zeitraum von 25 Jahren, aber so inhaltsreich bei knappem
Umfange ist, daß sich weite Ausblicke auf die verschiedensten Gebiete eröffnen, und
daß diese Festgabe zugleich den Wissenschaftler, den Techniker, aber auch jeden an
der Technik Anteil nehmenden Gebildeten, endlich den Menschenfreund und den
Bücherliebhaber zugleich beschenkt. – In drei Kapiteln wird die allgemeine
Entwicklung der Glasfabrikation, ferner die wissenschaftliche Glasschmelzkunst und
endlich die Entwicklung des Jenaer Werkes behandelt. – Das erste Kapitel schließt
mit der Feststellung des Zustandes, in welchem das Glasgewerbe sich befand, als die
Bemühungen Schotts und Abbes begannen. Dieser Zustand wird in den beiden Thesen ausgedrückt: 1.
Reife und Stillstand der chemischen Kenntnis auf der Grundlage praktischer
Erfahrungen. 2. Streben nach Steigerung des wirtschaftlichen Ertrages durch
Verbesserung der mechanischen und feuerungstechnischen Hilfsmittel in der
Herstellung der gebräuchlichen Gläser. Als heutiger Gipfel der rasch
fortgeschrittenen mechanischen Entwicklung wird die 20000 Flaschen am Tage
erzeugende selbsttätige Owens-Maschines. D. p. J. 1903, Bd. 318, S. 105 u.
154. in einer lebendig-anschaulichen Schilderung vorgeführt. Das
zweite Kapitel beginnt mit der Begründung der Fabrikation optischen Glases durch Guinand und Frauenhofer.
Es schließen sich die Schmelzversuche des Jenenser Professors Döbereiner, für die sich Goethe infolge seiner optischen Untersuchungen lebhaft interessierte, und
die Versuche von Harcourt und Stokes an. Diese letzteren bleiben ohne praktisches Ergebnis, wenn auch
dadurch die Frage auf breiterer Grundlage untersucht wurde. So kommt die Darstellung
zu dem Augenblicke, wo ein äußerst dringend gewordenes Bedürfnis nach neuen
Glasarten für wissenschaftliche Zwecke zusammentrifft mit ungewöhnlichen Fähigkeiten
es zu befriedigen, woraus die ungewöhnliche Entwicklung entspringt, welche den
eigentlichen Gegenstand des Buches bildet. Es folgen nun die Versuche von Abbe und Schott, welche
zur Lösung der beiden Hauptprobleme bei der Herstellung optischer Gläser führen:
Beseitigung des sekundären Spektrums und Herstellung eines Kronglases von starker
Brechung bei genügender Zerstreuung. Es kommt 1882 zur Gründung des glastechnischen
Laboratoriums, in welchem die gewonnenen schönen Ergebnisse der
Laboratoriumsversuche unter Ueberwindung großer Schwierigkeiten in die gewerbliche
Praxis umgesetzt und in dieser so viel rauheren Luft zur Fortentwicklung gebracht
werden sollen. Auch ist ein neues Problem, das des Thermometerglases zu lösen. Das
glastechnische Institut wird endlich mit einem wagemutigen Entschlusse zu einer
Glashütte für wissenschaftliche Glasschmelzerei erweitert. Im dritten Kapitel wird
der Organismus einer Glashütte am Beispiel der Jenenser Hütte anschaulich
vorgeführt. Zu den bereits gelösten wissenschaftlichen Problemen kommen neue
technische hinzu. Das Jenaer chemische Apparatenglas, das Verbundglas, das Glas für
Auer-Zylinder bedeuten ebenso viele Erfolge des
Zusammenwirkens wissenschaftlichen Geistes und technischer Arbeit. Die großen
Massen, die nun im Gegensatze zu den optischen Gläsern hergestellt und verarbeitet
werden müssen, machen das Werk gewaltig anschwellen, und sichern ihm erst den
wohlverdienten materiellen Gewinn. Wie dieser Gewinn durch die Uneigennützigkeit Abbes in Gestalt der Zeiß-Stiftung zur edelsten Krone des Ganzen wird, macht den Beschluß, der
den Menschenfreund fesselt, nachdem in den vorhergegangenen Darstellungen der
Wissenschaftler und Techniker reiche Anregung gefunden haben. Aber auch der
technisch interessierte Laie wird die höchst klare, lebendig anschauliche
Darstellung mit Gewinn lesen. Der Bücherfreund wird an der bei einem Werke dieser
Art ebenso überraschenden wie erfreulichen Ausstattung seine Augenweide haben.
Papier und Druck sind mustergiltig, und die Zeichnungen von Kulthan sind in der Weise der alten Holzschnitte auf das wesentliche
beschränkt und geben dies um so lebendiger wieder. Mit einem Worte, die Darstellung
eines Kunstwerkes wissenschaftlichen, technischen und sozialen Gehaltes, wie die
Jenaer Glasindustrie, findet in dieser Buchausstattung einen des Gegenstandes
würdigen künstlerischen Rahmen.
Wd.
Anfangsgründe der Maxwellschen
Theorie, verknüpft mit der Elektronentheorie. Von Franz Richarz. Mit 69 Abb. Leipzig und Berlin 1909. B. G. Teubner. Preis
geh. M 7,–, in Leinwand geb. M 8,–.
Die bisher bekannten Lehrbücher der Maxwellschen Theorie
lassen sich in zwei Kategorien scheiden. Die einen knüpfen an die Elementargesetze
der älteren Fernwirkungstheorien an und entwickeln daraus, etwa dem historischen
Gange folgend, mit Hilfe mehr oder minder plausibler Annahmen die Maxwellsche Theorie; die anderen gehen von vornherein
konsequent von Nahewirkungsanschauungen aus. Das vorliegende Buch zeigt, daß man
noch anders vorgehen kann; in ihm erscheinen die Faraday-Maxwellschen Ideen von vornherein verknüpft mit den Anschauungen
der Elektronentheorie. Dadurch wird natürlich erreicht, daß der Kreis der von der
Theorie umfaßten Erscheinungen erweitert wird. Der Referent hat aber beim Studium
des Buches nicht den Eindruck gewonnen, daß diese Verschmelzung ein besonders
glücklicher Gedanke war. Die allzufrühe Bekanntschaft mit der Elektronentheorie
birgt für den nicht genügend geschulten Anfänger eine große Gefahr: Die Gefahr des
Anreizes zu bilderreichen Spekulationen, dem eine durch Tatsachenkenntnis nicht
belastete Phantasie gar leicht unterliegt. Man erlebt ja täglich Beispiele dafür.
Aber auch wenn man diese Gefahr nicht so hoch einschätzt, kann man es vom
pädagogischen Standpunkt bedenklich finden, daß der Anfänger häufig nicht klar zu
erkennen vermag, welche Teile der Theorie als gesicherte Forschungsergebnisse zu
gelten haben, und was lediglich als ein zur Stütze unserer Vorstellung geschaffenes
hypothetisches Bild anzusehen ist. Es soll indes auch darauf hingewiesen werden, daß
der Verfasser im Vorwort seines Buches beachtenswerte Gründe für den von ihm
eingeschlagenen Weg ins Feld führt, insbesondere den Vorteil der Anschaulichkeit.
Ebenso erkennt der Referent gern an, daß die Darstellung in ihrer Weise sehr
geschickt ist und auch weitgehenden Anforderungen an sachliche Strenge genügt, so
daß sich das originelle Büchlein sicher viele Freunde erwerben wird. Für die
Verbreitung der klassisch schönen Faraday-Maxwellschen
Gedanken kann es nur vorteilhaft sein, wenn sie in recht verschiedenartiger
Bearbeitung der Oeffentlichheit zu Gebote stehen.
Karl Willy Wagner.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
Der Eisen- und Metalldreher. Anleitung zum
Berechnen der Wechselrädersätze für das Gewindeschneiden, der Support- und
Reitstockverstellung für Konusdrehen mittels Anwendung der trigonometrischen
Tangententabellen, Verwendung der Drehbank als Teilvorrichtung, nebst den
erforderlichen Tabellen. Bearbeitet von J. Herzog. Mit
10 Abb. und 8 Tabellen. Halle a S. 1909. Wilhelm Knapp. Preis geh. M 2,40.
Einflußlinien für die Berechnung paralleler
Vierendeel-Träger. Von Dr.-Ing. Wenzel St.
Ritter von Balicki. Ingenieur des galizischen Landeseisenbahnamts. Heft XII der
Forscherarbeiten auf dem Gebiete des Eisenbetons. Mit 5 Abb. und 1 Tafel. Berlin
1910. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geh. M 2,50.
Kartelle und Trustsund die Weiterbildung der volkswirtschaftlichen
Organisation. Von Prof. Dr. Robert Liefmann,
Freiburg i. B. Zweite stark erweiterte Auflage. Bd. 12 der Bibliothek der Reichs-
und Staatskunde. Stuttgart 1910. B. H. Moritz. Preis geb. M 2,50.
Die Ermittlung der Nebenspannungen eiserner
Fachwerkbrücken und das prakt. Rechnungsverfahren nach Mohr. Von
Regierungsbaumeister W. Gehler, Privatdozent an der
Kgl. Technischen Hochschule zu Dresden. Hierzu Anhang mit Rechnungsbeispielen von
J. Karig, Obersekretär. Mit 151 Abb. Berlin 1910.
Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geh. M 6, geb. M 6,80.
Ballon- und Flugmotoren. Ihre technische Entwicklung
und gegenwärtige Gestaltung. Von A. Haenig, Ingenieur.
Mit 111 Abb. und 5 Tabellen. Rostock i. M., 1910. C. J. E. Volkmann, Nachfolger (E.
Wette.) Preis geh. M 5,50, geb. M 6,50.
Illustrierte Technische Wörterbücher. In sechs Sprachen
nach der besonderen Methode Deinhardt-Schlomann,
bearbeitet von Alfred Schlomann, Ingenieur. Bd. VII.
Hebemaschinen und Transportvorrichtungen. Unter
redaktioneller Mitwirkung von Dipl.-Ingenieur Paul
Stülpnagel, Duisburg. Mit über 1500 Abb. und zahlreichen Formeln. München
und Berlin 1910. R. Oldenburg. Preis geb. M 9,–.