Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 672 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Der Brückenbau. Lehr- und
Nachschlagebuch für Studierende und Praktiker. Von M.
Strukel. Atlas, 1. Teil, hölzerne und eiserne Brücken. Zweite, unveränderte
Auflage. Text, 1. Teil, 1. Heft. Leipzig 1910. A.
Twietmeyer.
Der bereits vor zehn Jahren erstmalig erschienene Atlas des Brückenbaues von M. Strukel liegt nunmehr in zweiter, unveränderter
Auflage vor. Es sind hier mit großer Sorgfalt und in seltener Ausführlichkeit die
Gesamt- und Einzelkonstruktionen der hölzernen und eisernen Brücken
zusammengestellt. Von den 43 Tafeln, welche der Atlas enthält, behandeln die ersten
zehn die hölzernen, die folgenden 26 die Konstruktion der eisernen Brücken. Der Rest
ist der Messung der Durchbiegungen und, was sehr dankenswert ist, dem Montagevorgang
beim Bau der eisernen Brücken gewidmet.
Die Anordnung der Figuren ist so getroffen, daß nicht ganze Brückenstücke
dargestellt, sondern die gleichartigen Konstruktionsteile, wie Lager,
Fahrbahnunterbrechungen, Stabquerschnitte, Querträgeranschlüsse usw., einzeln
herausgezeichnet und räumlich vereinigt sind. Diese Darstellungsweise ergab sich
naturgemäß aus der ursprünglichen Zweckbestimmung der Tafeln, welche als Manuskript
für die Vorträge des Verfassers dienen sollten, und erleichtert die Uebersicht über
das äußerst reichlich gebotene Material sehr für denjenigen, der sich schnell über
ausgeführte Detailkonstruktionen von Brücken orientieren will. Leider ist bisweilen
der Maßstab so klein gewählt, daß die Deutlichkeit darunter leiden muß. Hinzu kommt,
daß der Druck wenig sorgfältig ausgeführt ist und wohl für Skizzenblätter, die man
als Beilage zur Vorlesung gibt, nicht aber für eine Buchausgabe genügt. Behoben wird
dieser Mangel zum Teil durch die überaus zahlreichen Literaturangaben des den Atlas
begleitenden Textes, die es nötigenfalls ermöglichen, Genaueres aus den angegebenen
Quellen zu entnehmen. Zu berücksichtigen bleibt ferner, daß bei sorgfältigerer
Ausführung sich bei der großen Anzahl von Figuren wohl kaum der niedrige Preis von
12 M hätte einhalten lassen.
Um den neuerschienenen Text für die Besitzer beider Auflagen des Atlas brauchbar zu
machen, hat der Verfasser diesen unverändert in die zweite Auflage übernommen.
Infolgedessen sind die zahlreichen Neukonstruktionen des letzten Jahrzehntes, in
welchem der Eisenbrückenbau so gewaltige Fortschritte gemacht hat, noch nicht
berücksichtigt; es wäre vielleicht möglich gewesen, diesem durch Anfügung einiger
weiterer Tafeln Rechnung zu tragen; hoffentlich holt hier der noch nicht erschienene
Teil des Textes das Versäumte nach. Andererseits enthält der Atlas recht zahlreiche,
inzwischen völlig veraltete Konstruktionen, welche, abgesehen von ihrem historischen
Wert, hätten fortbleiben können. Es wäre dringend zu wünschen, daß bei einer
Neuauflage der Atlas in diesem Sinne einer gründlichen Umarbeitung unterzogen
würde.
Von dem den Atlas begleitenden Text ist nunmehr in erster Auflage erschienen das
erste Heft des ersten Teiles. Dasselbe enthält einen einleitenden allgemeinen Teil
sowie die Besprechung der Konstruktionen von Holzbrücken, letztere nur
teilweise.
Im allgemeinen Teil werden zunächst behandelt die allgemeine Gestaltung der Brücken,
ihre Grundrißform, Querschnitt, Weite der Oeffnungen usw. Es folgen ausführliche
Angaben über die auf die Brücken wirkenden äußeren Kräfte wie Eigengewicht,
Verkehrslast, Schnee- und Winddruck. Der nächste Abschnitt behandelt ausführlich die
Elastizität und Festigkeit der Brückenmaterialien. Es könnten hier vielleicht
fortbleiben die rein theoretischen Teile über Ermittlung der Zug-,
Druck-Biegungs- usw. Spannungen, welche sich aus jedem Lehrbuche, der Elastizitäts-
und Festigkeitslehre entnehmen lassen und dort ausführlicher behandelt sind, als
dies hier erfolgen konnte, übrigens jedem, der an die Konstruktion einer Brücke
herangeht, geläufig sein müssen. Sehr wertvoll dagegen sind die zahlreichen Angaben
über die Festigkeit aller für den Brückenbau in Betracht kommenden Materialien und
ihre zulässige Beanspruchung. Zu der Seite 73 angeführten Tabelle mag erwähnt
werden, daß das preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten in seinen Entwürfen
für Eisenbahnnotbrücken 130 kg/qcm für Kiefernholz zuläßt.
Das in den meisten Brückenbaubüchern etwas stiefmütterlich behandelte Kapitel über
Beschaffenheit und Prüfung der Materialien ist hier, seiner Wichtigkeit für den
Brückenkonstrukteur entsprechend, erfreulicherweise ausführlicher behandelt.
Die folgenden Abschnitte behandeln die Statik der Brückenträger und den Erddruck. Bei
dem geringen hierfür verwendeten Raum wird man ohne eines der vielen existierenden
Spezialwerke doch nicht auskommen, und Verfassser verweist dann auch selbst auf
diese. Es wird zunächst die Ermittlung der Querkräfte und Biegungsmomente für alle
möglichen Trägerund Belastungsarten besprochen, wie sie sich auch wieder in jedem
Lehrbuch der Mechanik und Statik ausführlicher findet. Vermissen muß man dagegen die
von vielen Verwaltungen in ihre Vorschriften aufgenommenen Tabellen zur Ermittlung
der Querkräfte und Biegungsmomente für Verkehrslast. Sodann werden für die
verschiedenen Formen einfacher Fachwerkbalken Formeln für die Stabkräfte abgeleitet.
Bei einer so einfachen Arbeit, wie es die Berechnung eines einfachen Fachwerkbalkens
ist, wird aber, glaube ich, kaum ein Ingenieur sich geschlossener zum Teil sogar
noch recht umständlicher Formeln bedienen.
Es schließt sich an die näherungsweise Berechnung statisch unbestimmter, mehrteiliger
Fachwerke. Zunächst vermißt man hierbei ein Kriterium für die statische Bestimmtheit
derartiger Systeme, ferner Anweisungen für die Anordnung der Endscheiben und
-Ständer von statischen Gesichtspunkten aus. Bei der Berechnung der Diagonalen eines
solchen Systems wird ferner vorausgesetzt, daß die Querkraft sich auf sämtliche
Teilsysteme gleichmäßig verteilt, während doch bekannt ist, daß eine derartige
Verteilung durchaus nicht angenommen werden darf und zu ganz falschen Resultaten
führen kann (vergl. Müller-Breslau, Statik der
Baukonstruktionen, I. Bd., 3. Aufl. § 53). Um den häufig überaus ungünstigen Einfluß
kurz gebauter, schwerer Lokomotiven auf derartige Systeme zu untersuchen, wird man
die Konstruktion von Einflußlinien eben doch nicht umgehen können, so daß die
Aufstellung geschlossener Formeln hier zwecklos ist.
Als Abschluß des theoretischen Teiles folgen allgemeine Angaben über die Berechnung
statisch unbestimmter Systeme und die Erddrucktheorie. Die Behandlung beider Themata
ist so kurz, daß sie irgend einen praktischen Wert nicht besitzt und vielleicht
besser fortbliebe.
Den Schluß des ersten Heftes bildet die Besprechung der hölzernen Brücken. Da diese
hier jedoch erst zum kleinen Teil gegeben ist – die Fortsetzung wird erst im zweiten
Heft folgen –, so soll sie erst später im Zusammenhang gewürdigt werden.
Alles in allem gibt das Werk eine sehr reichhaltige Zusammenstellung konstruktiver
Einzelheiten und wird dem Ingenieur, dem nicht eine große Sammlung von Zeichnungen
zur Verfügung steht, manche wertvolle Hilfe bieten. Man darf auf die Fortsetzung
gespannt sein.
Kirchner.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
Leitfaden der Baustofflehre für die Hochbau- und
Tiefbau-Klassen von Baugewerkschulen sowie zum Gebrauch in der Bautechnischen
Praxis. Von Dr. Heinrich Seipp, Ingenieur und Prof.,
Direktor der Königl. Baugewerkschule zu Kattowitz. Zweite, vermehrte und verbesserte
Auflage. Mit über 60 Abb., darunter 6 mikrophotogr. Aufnahmen. Leipzig 1910. H. A.
Ludwig Degner. Preis geh. M 2,–.
Bericht über die Jahresversammlung des Verbandes deutscher
Elektrotechniker am 26. und 27. Mai 1910 in Braunschweig. Berlin 1910.
Julius Springer.
Prospekte.
Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft. Die Ladung von
Elektromobilen mit dem Quecksilberdampf-Gleichrichter. Deutsch nach einer Broschüre
der General Electric Company Schenectady, N.-Y. –
Selbsttätiger Spannungsregler, System Tirrill. –
Gekapseltes Installations-Material. Motor-Schaltkästen, Form A. AS. AC. – Anwendungsgebiet der verschiedenen Zählertypen. –
Geschäftsbericht, betreffend das Geschäftsjahr vom 1. Juli 1909 bis 30. Juni
1910.