Titel: | BÜCHERSCHAU. |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 528 |
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BÜCHERSCHAU.
BÜCHERSCHAU.
Handbuch für Eisenbetonbau.
Herausgegeben von Dr. Ingenieur F. v. Emperger, K. K.
Oberbaurat, Regierungsrat im K. K. Patentamt in Wien. Ergänzungsband I. Die
künstlerische Gestaltung der Eisenbetonbauten. Bearbeitet von E. Mecenseffy. Mit 148 Textabbildungen. Berlin 1911. Wilhelm
Ernst & Sohn, Berlin. Geb. 11 M.
Die Herausgabe des Ergänzungsbandes bezweckt nach des Verfassers eigenen Worten in
erster Linie, „den Einfluß des Eisenbetons auf die Baukunst nach allen Richtungen
hin zu prüfen und daraus Grundsätze für seine künstlerische Gestaltung zu
gewinnen“. Verfasser sucht sein. Ziel dadurch zu erreichen, daß er an der
Hand einer großen Reihe von Abbildungen von Eisenbetonbauwerken die wesentlichen
Eigenthümlichkeiten dieser Bauweise in konstruktiver und künstlerischer Beziehung
aufdeckt.
Im folgenden sei daher der Inhalt des Werkes kurz angegeben. In der Einleitung
schildert der Verfasser die Verhältnisse, die der Eisenbeton bei seinem Auftreten in
der Baukunst vorfand, wobei insbesondere zwei Umstände günstig für seine Entwicklung
waren, die Erfindung des Zementes, und insbesondere des Portlandzementes, und die
Entwicklung des Eisens als selbständigen Baumaterials. Interessant sind die
Darlegungen Mecenseffys, warum gewalztes Eisen „als
selbständiges Tragwerk“ verwendet, bis auf den heutigen Tag sich „als
jeder Schönheit Feind erweisen sollte“.
In den folgenden Kapiteln werden die Konstruktionsformen des Eisenbetons im
allgemeinen und im Aeußern der Hochbauten, die Balken und Kassettendecken, Bögen und
Gewölbe eingehend besprochen, wobei Verfasser sich mit seinen Ansichten dem Leser
nicht aufdrängt, sondern diesem freien Spielraum läßt. Es wird in diesem Kapitel
gezeigt, wie mit dem Wesen des Eisenbetons unvereinbar die Anbringung von zu viel
Zierformen ist, als sehr viel Mühe und Arbeit beanspruchend. Zahlreiche Abbildungen
erläutern hier den Text. Es mag schon hier betont werden, daß die Auswahl der
Abbildungen eine sehr glückliche ist. Die Münchener finden viel Bekanntes, so das
Haus Augustenstraße 54, von Gebr. Rank erbaut, den Eingang zum Hotel Union
(Arch. R. Berndl), Turnhalle des Männerturnvereins (Arch. Gebr. Rank), die Halle III
im Münchener Ausstellungspark (Arch. W. Bertsch), die Anatomie (Arch. Heilmann &
Littmann) usw. Besonders schwierige Aufgaben hatte der Eisenbeton bei der
evangelischen Garnisonkirche in Ulm, von Prof. Th. Fischer erbaut, zu überwinden,
und welch gewaltigen Eindruck macht dieselbe auf den Beschauer. Gerade an diesem
Bauwerk ist ersichtlich, daß der Eisenbeton imstande ist, allen künstlerischen
Anforderungen zu genügen. Es ist unmöglich, im Rahmen einer Besprechung auf alles
einzugehen; es sei nur noch aufmerksam gemacht auf die Turnhalle im Schulhause zu
Heslach-Stuttgart (Arch. P. Bonatz), die trotz der vielen dort nothwendigen Geräte
einen ruhigen Eindruck macht, und auf die Halle im König- Georgs-Gymnasium zu
Dresden (Architekt Stadtbaurat Professor Erlwein-Dresden), wobei insbesondere auf
die wunderbare architektonische Wirkung hingewiesen sei. Im Kapitel „Bogen und
Gewölbe“ fesselt besonders die Mittelhalle der Universität München (Arch.
Professor Dr. G. Besselmeyer, unter amtlicher Oberleitung von Ministerialrat v.
Stempel), das Volksbad in Kolmar usw. Auch auf dem Gebiete des Brückenbaues haben
die künstlerischen Bestrebungen im Eisenbeton eingesetzt und Bemerkenswertes bereits
jetzt schon geleistet; eigenartige Lösungen haben die Lichtmaste ergeben; das
gleiche wird von den Schornsteinen in Eisenbeton zu sagen sein; auf beiden Gebieten
kann von der Zukunft noch ein Fortschritt erwartet werden.
Alles in allem: v. Mecenseffys Buch zeigt, was alles auf
dem Gebiete der „Kunst im Eisenbeton“ schon geleistet worden ist; es gibt
Hinweise, in welchen Bahnen sich diese „Kunst im Eisenbeton“ zu bewegen hat;
wir wollen hoffen, daß sich dieselbe in gesunder Linie weiterentwickelt; allen denen
aber, die in Eisenbeton schaffen müssen, ob „Architekt“ oder
„Ingenieur“, sei das Studium des Buches auf das wärmste empfohlen. Viele
genußreiche Stunden entschädigen reichlich den Zeitaufwand, der für das
„Sich-Hineinleben“ in die neuartige Materie nothwendig wird.
Kaiserlautern.
A. Marx, Dipl.-Ing.
BEI DER REDAKTION EINGEGANGENE BÜCHER.
Tafeln zur Berechnung von ebenen Windverbänden eisener
Brücken. Von Otto Kommerell, Kaiserl. Baurat im
Reichsamt für die Verwaltung der Reichseisenbahnen. Mit 29 Figuren. Berlin 1911.
Wilhelm Ernst 6c Sohn. Preis geh. 1,50 M.
Werkzeugmaschine und Arbeitszerlegung. Von Dr. ing. Ludwig Brake. Berlin 1911. M. Krayn. Preis geh. 2,50
M.
Maschinenbauliche Beispiele für Konstruktionsübungen
zur darstellenden Geometrie. Herausgegeben von Theodor Schmid, o. ö. Professor an der Technischen Hochschule in Wien. 20
Blätter und Doppelblätter in Mappe. Leipzig 1911. G. J. Göschen. Preis 4 M.
Konstruktionsprinzipien des Flugzeugbaues. Von
Ingenieur Paul Járay, Prag. J. G. Calve. Preis 2
M.